Ayurveda und Yoga - Klaus-Rupprecht Wasmuht - E-Book

Ayurveda und Yoga E-Book

Klaus-Rupprecht Wasmuht

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Beschreibung

Ayurveda und Yoga - Prävention und Selbstheilung durch Bewusstwerdung ist als ein kleiner Wegweiser für ein erfüllendes und glückliches Leben durch Selbsterkenntnis gedacht. Ayurveda und Yoga weisen den Weg, wie das Leben gesundheitsbewusster gestaltet werden kann und wie Lebensverhältnisse beeinflusst werden können, um der Gesundheit und einem glücklichen Leben förderlich zu sein.

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Inhalt

Einleitende Vorbemerkungen

Prolog

1.

Mesokosmos Mensch

Unermesslichkeit des Universums

Grundbegriffe: Vedanta – und Sā

khya – Philosophie bezogen auf Ayurveda und Yoga

Physische und geistige Konstitution nach ayurvedischer Auffassung

2.

Moderne Medizin – Medizin ohne Seele?

Evidence Based Medicine (EBM) des Ayurveda und Medicine Based Evidence (MBE) moderner Medizin

Psychosomatik

Placebo und Nocebo

Sozio-Psycho-Neuro-Endokrino-Immunologie

Interpersonale Neurobiologie – die soziale Synapse

3.

Bewusstwerdung – Erkenne dich selbst

Moralische Krise

Möglichkeiten geistiger Entwicklung

Bedeutung von Geistesfunktionen im Ayurveda

4.

Prävention und Selbstheilung – Eckpfeiler des Ayurveda

Gesundheit ist Zufriedenheit, Krankheit ist Unzufriedenheit

Swasthya – im Selbst ruhen

Erkennen von Krankheitsursachen

Beurteilung einiger Haupterkrankungen und Leiden des Geistes aus ayurvedischer Sicht

Manisch-depressive Erkrankungen – gesellschaftspolitische Herausforderungen

Starke depressive Episode

5.

Ayurveda und Yoga – die magische Verbindung menschlichen Lebens mit der unmittelbaren Umwelt und dem Universum

Anmerkung zur Ethik im Zusammenhang zum ethischen Aspekt von Yoga

Epilog

Quellenverzeichnis

Über den Autor

Einleitende Vorbemerkungen

Dieses Buch ist nicht dazu gedacht, Diagnosen aufzustellen oder Verschreibungen zu empfehlen. Die hierin enthaltenen Informationen sind in keiner Weise als Ersatz für eine Konsultation mit einem ordnungsgemäß lizenzierten medizinischen Fachpersonal anzusehen.

Dieses Buch ist auch nicht als eine Art Gebrauchsanweisung konzipiert und erhebt auch nicht den Anspruch, eine systematische Darstellung zu bieten.

In zahlreichen ins Deutsche übersetzten Ayurveda- und Yoga-Handbüchern sind bereits in den letzten Jahrzehnten in der westlichen Hemisphäre einzelne Komponenten der ayurvedischen Medizin und des Yoga sehr ausführlich beschrieben und detaillierte Anweisungen, Maßnahmen, Verhaltensregeln für eine gesunde Lebensweise wiedergegeben.

Diese sehr lesenswerten Quellen berichten, wie Kräfte des Körpers zum Beispiel durch Körperübungen (Asanas), Atemübungen, konstitutionsgerechte Ernährung und vieles mehr entwickelt und gefördert werden können.

Der interessierte Leser möge sich in diesen Werken (siehe einige Quellenangaben)(1) direkt informieren. Dem etwas hier hinzufügen zu wollen, wäre ein »Füllsel« ohne wirkliche Bereicherung, auf das ich verzichte.

Dieses Buch ist vielmehr als ein kleiner Wegweiser gedacht, der den Leser bei seiner Wanderung auf dem Pfad ayurvedischer Weisheit in Verbindung mit Yoga begleiten möge und die einzelnen Etappen dieses Weges durch Hinweise markiert. Hierdurch möge der Leser zum Nachdenken angeregt werden und Schritt für Schritt bewusster vorwärtsschreiten.

An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass im Hinblick auf Yoga den im westlichen Kulturkreis weniger bekannten ethischen Grundsätzen der ersten beiden Glieder des klassischen Ashtanga-Yoga (Yogasutra von Patañjali) in erster Linie Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Zur Erleichterung des Verständnisses ayurvedischer und yogischer Weisheiten werden zahlreiche Vergleiche angeführt, die mit Auffassungen westlicher Lebensführung korrespondieren.

Mir als Autor dieses Buches liegt es mehr am Herzen, die ineinandergreifenden Wesensmerkmale zu skizzieren, als eine detaillierte Darstellung zu präsentieren.

Etappe 1

Der erste Hinweis richtet sich in dem Prolog auf die Notwendigkeit, die Unwissenheit zu beseitigen. Den Schlüssel hierzu bietet der Symbolgehalt des kosmischen Tanzes des Gottes Shiva.

Etappe 2

Der folgende Abschnitt »Mesokosmos Mensch« beabsichtigt die Unermesslichkeit des Universums anzudeuten und den Menschen – so unbedeutend er bei diesem Hintergrund erscheinen mag – als ein hoch entwickeltes lebendiges geistiges Wesen zu erkennen, das in einer äußerst komplexen Beziehung von Wechselwirkungen und Rückkopplungen sowohl mit seiner Innenwelt als auch der Außenwelt steht.

Etappe 3

Hier erfolgt ein Hinweis auf älteste philosophische Richtungen indischen Ursprungs, in denen bereits fundamentale Prinzipien des ayurvedischen Heilwesens und des Yoga, wie Bewusstsein, Geist, Seele, Naturelemente und weitere Daseinsfaktoren, zum Ausdruck kommen.

Etappe 4

Von Anbeginn besteht die Welt nach der ayurvedischen Lehre aus fünf Elementen (Pancha Boothas): dem Raum (Akash), der Luft (Vayu), dem Feuer (Agni), dem Wasser (Apas/Jal) und der Erde (Prithvi). Sie bestimmen alles: das Wesen der Steine, Pflanzen, Tiere und Menschen. Der Mensch gilt zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos als Mesokosmos der Welt. Alle Elemente finden sich auch in seinem Körper wieder, so zum Beispiel auch in seinen fünf Sinnen: im Hören (Raum), im Sehen (Feuer), im Riechen (Erde), im Fühlen (Luft) und im Schmecken (Wasser).

Die physische Konstitution (Dosha) Vata, Pitta, Kapha gibt Aufschluss über die biophysische Grundstruktur, die bei jedem Menschen unterschiedlich zusammengesetzt ist. Die Erkenntnis der eigenen Konstitution ermöglicht auch die Andersartigkeit des Mitmenschen anzuerkennen. Mit diesem Verständnis möge auch mehr Toleranz gegenüber der Andersartigkeit des Mitmenschen entgegengebracht werden.

Etappe 5

Neben der physischen Konstitution ist die geistige Konstitution – Tri-Gunas (Sattva, Rajas, Tamas) – im Ayurveda von elementarer Bedeutung, sowohl für das Denken, Handeln als auch für das Wohlbefinden und die bewusste Lebensentfaltung des Menschen.

Die Eigenschaften der Tri-Gunas, wie Sattva (Licht, Klarheit), Rajas (Aktivität, Bewegung) und Tamas (Trägheit, Dunkelheit) wurden zuerst in der Sākhya-Philosophie systematisiert und sind später auch im Vedanta berücksichtigt worden. Sie werden auf kosmischer Ebene auch als feinstoffliche Materie interpretiert. Sie bilden die qualitativen Eigenschaften der Urmaterie (Prakriti).

Im Gegensatz zu den Doshas, die bereits bei der Konzeption festgelegt werden, ist bei den Gunas eine Entwicklung möglich. Diese kann in Bewusstseinserweiterung und spiritueller Entwicklung stattfinden und im Denken und Handeln zum Ausdruck kommen.

Daher wird den drei Gunas auch im Yoga besondere Aufmerksamkeit gewidmet und der Yoga-Übende angeregt, sein Leben von der Trägheit zur Bewegung, von der Aktivität hin zur Klarheit auszurichten und schließlich auch Sattva zu transzendieren.

Die Bhagavadgita, von den Hindus auch als Quintessenz der Veden aufgefasst, beschreibt im 14., 17. und 18. Kapitel ausführlich die elementare Bedeutung der Gunas für den Menschen.

Etappe 6

Eine Betrachtung von Körper, Geist und Seele wird hier mit der Hinwendung zur modernen Medizin und der Frage »Medizin ohne Seele« eingeleitet. Dieses komplexe Thema wird seit alters her vehement disputiert und kulmunierte in der kartesischen Ontologie in der Trennung von Körper und Seele. Dieser Auseinandersetzung trete ich nicht bei, sondern streife Gebiete des Placebos/Nocebos, der Psychosomatik und die neueren Forschungsgebiete der Sozio-Psycho-Neu-ro-Endokrino-Immunologie und der interpersonalen Neurobiologie, in denen die daraus gewonnene Erkenntnis zu einer Wiederherstellung der Einheit von Körper und Seele führt.

Insbesondere die Wechselwirkungen zwischen negativen und positiven psychischen Faktoren auf das Immunsystem gilt es hier näher zu erkennen, da diesen im Ayurveda und Yoga besondere Bedeutung beigemessen wird, wie im späteren Abschnitt Gesundheit und Krankheit und im Schlusskapitel angesprochen.

Etappe 7

Zur Orientierung auf dem Wege der Selbsterkenntnis führt hier das zentrale Schlüsselthema des Ayurveda und Yoga in bewusster Auseinandersetzung mit dem SELBST in Abgrenzung zum ICH.

Je nach Tiefe seiner Erkenntnis lebt der Mensch in grober, träger Form (Tamas), in bewegter oder lebendiger Form (Rajas) oder lichter oder selbstbewusster Form (Sattva).

Im Selbst (»Swasthya«) ruhen bedeutet nicht nur frei von Krankheit zu sein, sondern in sinnlicher Klarheit zu sein, psychisch-geistige Gesundheit zu haben und spirituelle Verwirklichung zu leben. Kurz ausgedrückt: im Urvertrauen geborgen zu sein.

Etappe 8

Der weitere Weg führt nun zur Prävention und Selbstheilung.

Das Gesundheitswesen des Ayurveda beschäftigt sich überwiegend mit der Vermeidung von Krankheiten. Dies ist ein fundamentaler Unterschied zur klassischen Medizin!

Der Behandlung von Krankheiten auch unter dem Aspekt der Selbstheilung wird selbstverständlich dann Aufmerksamkeit gewidmet, wenn trotz Vorbeugung sich eine Krankheit abzeichnet.

Anknüpfend an die oben beschriebenen Auswirkungen negativer psychischer Faktoren auf das Immunsystem werden hier beispielhaft einige Haupterkrankungen und Leiden des Geistes mit Fokus auf depressive Störungen aus ayurvedischer Sicht beurteilt. Die hier dargestellten verschiedenen Behandlungsmethoden verdeutlichen die ganzheitliche Herangehensweise der ayurvedischen Medizin, die ineinandergreifend gleichzeitig Physis, Psyche und Spiritualität berücksichtigt.

Etappe 9

Zum Ausklang wird noch einmal die magische Verbindung von Yoga und Ayurveda angesprochen. Hier sind die Auswirkungen der erwähnten positiven psychischen Einflussfaktoren auf das Immunsystem und schließlich die Beziehung der Verwirklichung ethischer Verhaltensweisen auf das Bewusstsein von besonderer Bedeutung. Yoga bedeutet im tieferen Sinne Bewusstseinserweiterung und spirituelle Entwicklung und somit eine Vervollkommnung des menschlichen Daseins.

Epilog

Ein Rückblick beschließt die Reise. Möge der Leser prüfend und nachdenkend verweilen, in der Vision ein inneres Bild der Zukunft gestalten, das ihn mit Zuversicht erfüllen und auf dem weiteren Lebensweg sicher führen möge.

Prolog

Die moderne Wissenschaft der westlichen Welt hat diverse Mittel gefunden, um einen Lebensstandard jenseits vom Existenzminimum zu ermöglichen. Sie hat jedoch wenig dazu beitragen können, innere Selbstverwirklichung und wahre emotionale Zufriedenheit zu ermöglichen. Der größere materielle Wohlstand geht mit einem bedauernswerten Anstieg von psychischen Erkrankungen, Drogenabhängigkeit, Suiziden, Kriminalität, Korruption und Gewalt einher.

In der östlichen Welt hat der Mensch hingegen emotionale und spirituelle Techniken entwickelt, die zur Erkenntnis der Verbundenheit mit dem Metaphysischen führen. Die entsprechende Lebensführung hat denjenigen ermöglicht sich von existentiellen Zweifeln und Leid innerlich zu befreien. Es ist jedoch den meisten Menschen bisher nicht gelungen, die drängenden Fragen des alltäglichen Lebens zu lösen und die Lebensumstände zu verbessern.(2)

Erkenntnis: Materieller Wohlstand allein bedeutet noch nicht ein glückliches Leben und spirituelle Freiheit in materieller Not bietet keine ausreichende Lebensgrundlage.

Frage: Wie kann in dem sozialen Umfeld das eine mit dem anderen verbunden werden, um ein erfülltes und frohes Leben in der Gemeinschaft zu ermöglichen?

Die Titelseite zeigt Shiva als Nataraja (»König des Tanzes«) im kosmischen Tanz, tanzend auf Apasmara, dem »Dämon der Unwissenheit«. Im Tanz zerstört Shiva die Unwissenheit.

»Die wesentliche Bedeutung von Shivas Tanz ist dreifach: Erstens ist es das Bild seines rhythmischen Spiels als Quelle aller Bewegung im Kosmos, die durch den Bogen dargestellt wird. Zweitens, der Zweck seines Tanzes ist es, die unzähligen Seelen der Menschen aus der Schlinge der Illusion zu befreien. Drittens der Ort des Tanzes, Chidambaram, ist das Zentrum des Universums, im Herzen.«(3)

Was sagt uns Shiva als Symbol der Quelle aller Bewegung im Kosmos – Befreiung aus der Schlinge der Illusion – das Herz als Zentrum des Universums?

Befreiung aus der Illusion wird heute gerne durch Selbstverwirklichung erstrebt. Ist dieser Wunsch nicht allerdings bereits Ausdruck einer Illusion? Sri Ramana Maharshi(4) beantwortet diese Frage wie folgt:

»Der Wunsch nach Verwirklichung des Selbst ist zugleich Ausdruck einer Mangelerscheinung. Der eigentliche Charakter dieses Lebensgefühls verbirgt sich als Geheimnis, dessen Bedeutung sich nur wenigen Menschen offenbart.«

Das führt zu der Frage: Was ist der eigentliche Charakter dieses Selbst-Lebensgefühls, das sich als Geheimnis verbirgt und sich nur wenigen Menschen offenbart?

Wie würde sich das Leben miteinander gestalten, wenn es der Menschheit gelingen sollte, dieses Geheimnis zu lüften? Würde die Mannschaft im »Raumschiff Erde« ihre Koexistenz in einem kooperativen Teamgeist gestalten können, statt in einem vom Wettbewerb diktierten kampfbetonten »survival oft the fittest«?

Mit anderen Worten »Gesunderhaltung« statt »Verkrankung«!

»Ayurveda und Yoga – Prävention und Selbstheilung durch Bewusstwerdung« ist ein Versuch, den eigentlichen Charakter »dieses Lebensgefühls«, im Hinduismus »Swasthya« genannt, aus dem Verborgenen bewusst werden zu lassen.

Swasthya oder im Selbst ruhen ist naturbedingt frei von pathologischen Aspekten. Erst durch Fehlbeurteilung der Lebensumstände und nachfolgendes Fehlverhalten tauchen Probleme auf, die sich negativ auswirken. Ursache für diese Abfolge sind mangelnde Erkenntnis, mangelndes Bewusstsein über die Wirkzusammenhänge komplexer Lebensprozesse und dadurch fehlgeleitete Lebensführung.

Diese Unwissenheit beziehungsweise Fehlbeurteilung hat im Zusammenleben der Menschen von frühesten Anfängen bis in die Gegenwart zu sozialen Konflikten und kriegerischen Auseinandersetzungen im politischen und religiösen Umfeld sowie im wirtschaftlichen Umgang miteinander, aber auch in zahlreichen weiteren Lebensbereichen geführt.

Die Welt ist in den letzten Jahrzehnten ein großes Dorf geworden, in wenigen Stunden kann jeder Punkt der Erde angeflogen werden.

Sind wir allein schon deshalb zu Weltbürgern geworden? Oder sehen wir die Geschehnisse zu sehr aus unserer eigenen Brille, wenn nicht rosa gefärbten Brille, konditioniert von früher Jugend an, geprägt vom sozialen Umfeld, starrköpfig blockiert in Dogmen und Automatismen?

In diesem Buch wird der Ansatz des Ayurveda in Verbindung mit Yoga erläutert, der primär vorbeugend und gesundheitsfördernd ausgerichtet ist, der mit der Eigenaktivität des Patienten in leiblicher, seelischer und geistiger Hinsicht rechnet, der die Bewusstwerdung von Wirkzusammenhängen der Selbstordnung und Selbstheilung in den Mittelpunkt seiner Bemühungen stellt.

Die anzustrebende Schwerpunktverlagerung von einer rein kurativen zu einer präventiv-kurativen Medizin und schließlich einer Medizin, die vorrangig das Ziel einer Prävention durch Gesundheitsförderung verfolgt, erfordert ein Verständnis ganzheitlicher komplexer Wechselwirkungen, ein Verständnis individueller Dynamik und ein Verständnis der Gestaltung der Lebensverwirklichung eines Menschen in Gesundheit und Vermeidung von Krankheit.

1. Mesokosmos Mensch

Kosmischer Staub Mensch und was noch?

Es gibt Bereiche des Lebens, über die wir nichts wissen. Wenn wir jedoch auf sie das Prinzip der Analogie (in der Philosophie eine Form der Übereinstimmung hinsichtlich gewisser Merkmale) anwenden, erweitern wir unser Verständnis über diese Bereiche hinaus. Das Prinzip der Analogie offenbart sich als universelles Gesetz auf den verschiedenen Ebenen des materiellen, geistigen und spirituellen Universums.(5)

Bereits die Ausbreitung der Galaxien erscheint für die Menschen gigantisch, eine Größenordnung, die kaum zu erfassen ist und die atomaren Abstände erscheinen den Menschen beispielsweise sehr winzig.

Letztlich ist diese Ähnlichkeit der unterschiedlichen Daseinsebenen auf den geistigen Bewusstseinsstand zurückzuführen.(6)

Mesokosmos wird in der Philosophie der Gegenstandsbereich für den Menschen anschaulich erfassbarer Objekte bezeichnet. Dieser wird als Zwischenbereich zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos aufgefasst. Der Mesokosmos ist insofern wichtig, da er den Wahrnehmungsbereich vorgibt, von dem aus Menschen den Makrokosmos und den Mikrokosmos beschreiben können.(7)

Bewusstsein lässt sich mit der Spitze eines Eisbergs vergleichen und das Unbewusste mit dem verborgenen wesentlich größeren Teil des Eisbergs.

Ähnlich verhält es sich mit der sinnlichen Wahrnehmungsfähigkeit des Menschen. Bereits eine grobe Beurteilung der menschlichen Sinne lässt erkennen, in welchen beschränkten Bereichen wir sehen und hören können.

Klangspektrum

Menschen können lediglich Schwingungen mit einer Frequenz von 20 Hertz bis zu 16.000 Hertz (maximal 20.000 Hertz) hörend wahrnehmen.

Elefanten, Rinder und Insekten hingegen hören sehr tiefe Geräusche, deren Schallwellen sich über lange Distanzen unter 16 Hertz ausbreiten. Tauben können sogar Töne im 0,1-Hertz-Bereich wahrnehmen.

Im Hörbereich der hohen Frequenzen sind Igel, Hunde, Delfine und Fledermäuse dem Menschen überlegen. Fledermäuse können Töne bis zu 200.000 Hertz wahrnehmen.

Abgesehen von dem Klangphänomen als physikalische Erscheinung ist der Klang in zahlreichen Schöpfungsmythen von besonderer Bedeutung.

Für Joachim-Ernst Berendt, dem langjährigen Jazzredakteur des Südwestfunks Baden-Baden, ist der Klang das durchgehende Prinzip der Schöpfung. (8)

Ein harmonikales Prinzip sah er nicht nur in der Musik aller Kulturen, sondern auch in der Natur (Fauna und Flora) und im Weltall, in den Bahnen und Schwingungen der Planeten. Sauerstoffteilchen schwingen in C-Dur, die Halme einer Bergwiese »singen«, bei der Photosynthese entstehen Dreiklänge.

Berendt meinte, Kopernikus müsse man wörtlich nehmen. Gott selbst habe die Welt aus dem Klang geschaffen, deshalb weise alle Musik auf Gott oder Götter zurück.

Die Bibel betont an mehreren Stellen die Bedeutung des Klanges und des Lichts. »Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.(9) Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.(10) In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.(11) Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht begriffen.«(12)

Nach der indischen Philosophie ist die Welt Klang (Nada Brahma). Der Klang von Nada steht für die Ursilbe OM.(13)

OM ist das erhabenste Symbol der hinduistischen Metaphysik.

Als transzendentaler Urklang bezeichnet OM Vibrationen, aus denen das gesamte Universum entstand. OM steht als Klang für den Anfang, ohne Materie. Darauf aufbauend entstand das Wahrnehmbare, das materielle Universum. So viel sei hier zu OM erwähnt.

Besondere Bedeutung wird der Wirkung des OM-Singens in der Yogapraxis beigemessen für mehr Bewusstsein für Körper und Geist, zum Erkennen des Selbst und Zurückbringen zur wesenseigenen Urnatur.(14)

Nach Professor Klaus Fessmann, Pianist, Komponist und Klangkünstler, ist »Klang und Musik lebensnotwendig. Klang und Musik wenden nicht nur die Not, sondern verhindern sie und die Angst dazu«.(15)

»Als ich mit einer Gruppe von ADHS-Kindern im Klinikum Esslingen mit Klangsteinen im Kreis auf dem Boden saß und wir spielten, wussten sie plötzlich, was sie mit ihren Händen und ihrem Bewegungsdrang anzufangen hatten:

Sie stiegen in die Bewegung der Musik der Steine ein, die so war wie sie selbst: wie ihr Spüren und Fühlen, ihr Sein und ihre Art des Denkens. Sie brauchten kein Ritalin, keine Therapien, Vorschriften oder dergleichen, sondern nur sinnerfülltes und sinnerfüllendes Bewegen und Mit-Tönen in ihrer Musica Humana.«

Elektromagnetisches Spektrum

Im elektromagnetischen Spektrum ist das Lichtspektrum mit Wellenlängen zwischen ca. 380 und 780 Nanometer der für das menschliche Auge sichtbare Teil.

Am Anfang des Spektrums befinden sich die kurzwelligen und damit energiereichen Gammastrahlen, deren Wellenlänge bis in atomare Größenordnungen reicht. Am Ende stehen die Längstwellen, deren Wellenlängen viele Kilometer betragen.

Licht ist – wie Feuer – eines der bedeutendsten Phänomene aller menschlichen Kulturen. »Licht wirft keinen Schatten.«(16) Die Existenz des Schattens ist vom Licht abhängig, aber das Licht ist nicht vom Schatten abhängig und kann vom Schatten nie erreicht werden.

Auch wenn für das physische Auge des Menschen nur ein beschränkter Teil des elektromagnetischen Spektrums sichtbar ist, hat das »geistige« Auge eine erheblich weiter reichende Vorstellung von Licht hervorgebracht.

So hat die Menschheit erstaunliche Entdeckungen gemacht, seitdem Prometheus den Menschen das Feuer gebracht hat und als Urheber der menschlichen Zivilisation gilt. Insbesondere ermöglichte die Entdeckung der Stromerzeugung in der Neuzeit den elektrischen Antrieb und die Energieversorgung über große Entfernungen. Die klassische Elektrodynamik wurde durch die Quantenelektrodynamik (quantenfeldtheoretische Beschreibung des Elektromagnetismus) erweitert. Die Atomenergie zeigt zudem die Schattenseiten menschlichen Tuns auf: Sowohl die A-Bomben-Abwürfe auf Hiroshima und Nagasaki als auch die Desaster von Tschernobyl und Fukushima – um nur die monströsesten Entgleisungen zu nennen – verursachten und verursachen immer noch unbeschreibliche Leiden.

Lichtvoller erscheinen die nachfolgend erwähnten Betrachtungsweisen, sowohl naturwissenschaftlicher als auch spiritueller Art, die in der Kernaussage übereinstimmen.

Nach Frido Mann und Christine Mann, den Autoren des Buches »Es werde Licht: Die Einheit von Geist und Materie in der Quantenphysik«(17), ermöglicht der Umbruch in den Naturwissenschaften durch die Quantentheorie eine ganzheitliche Sicht der Welt und des Menschen, indem der Gegensatz von Idealismus und Materialismus überwunden wird.

Nach dem spirituellen Lehrer Chinmoy Kumar Ghose (bekannt als Sri Chinmoy) nimmt das Licht die Menschheit mit all ihren Unvollkommenheiten an und versucht die menschliche Unwissenheit zu erleuchten, so dass das menschliche Leben zum göttlichen Leben erhoben werden kann.(18)

Mehr zur heilenden Wirkung des Lichts enthält das Schlusskapitel: Ayurveda und Yoga.

Unermesslichkeit des Universums

Die folgenden Ausführungen halte ich für besonders wichtig, um dem interessierten Leser zu verdeutlichen, wie fortschrittlich die Denkweise der alten Weisen Indiens bereits vor mehreren Jahrtausenden nicht nur im Bereich der Kosmologie, sondern auch in anderen Wissensgebieten, wie zum Beispiel auf dem Gebiet der Medizin war.

Die angeblich moderne medizinische Wissenschaft mit ihrem Anspruch auf wissenschaftliche Nachweisbarkeit innerhalb der Grenzen determinierter materialistisch-biochemischer Wirkungsweisen erscheint im Vergleich hierzu recht rückständig.

Besonders erwähnt sei hier, dass allerdings die moderne Physik und neuere Entwicklungen der Medizin zu Erkenntnissen gelangen, die übereinstimmend mit der jahrtausendealten fernöstlichen Weisheit erscheinen. So rückt zum Beispiel die im dritten Kapitel erörterte Thematik von Geist und Materie – ein für das Heilwesen des Ayurveda außerordentlich bedeutendes Gebiet – mehr und mehr in den Fokus der modernen Medizin.

Eine knappe Gegenüberstellung dieser bereits vor langer Zeit erkannten komplexen Zusammenhänge sei daher zu einem besseren Verständnis dem alten Wissen gegenüber kurz aufgezeigt und um mögliche Vorurteile auszuräumen.

Den geneigten Leser weise ich an dieser Stelle darauf hin, dass die nun nachfolgenden Ausführungen hinsichtlich kosmologischer Ansichten ihm möglicherweise zu abstrakt und unbegreiflich erscheinen. Sollte dies der Fall sein, so empfehle ich ihm oder ihr diese Bemerkungen zu überspringen und bei dem nachfolgenden Untertitel weiterzulesen.

Ich beginne nun dieses Kapitel mit einer (Kurz-)Beschreibung Krishnas von der Unermesslichkeit des Universums in der Bhagavadgita.(19)

Krishna sagt: »Ich bin in allen Herzen. Ich wohne überall im Kosmos als Bewusstsein. Versuche dir die ungeheure Weite und schwindelerregende Unbeständigkeit des gesamten materiellen Universums zu vergegenwärtigen, Arjuna – dann beginnst du gerade mal, eine Ahnung von meiner absoluten Beständigkeit zu gewinnen. Indem du über die totale Unermesslichkeit des Kosmos nachsinnst, beginnst du, schwache Anzeichen des unbegreiflichen Ausmaßes meiner Allgegenwart zu erfassen.«

Betrachten wir nun den geistigen Blickwinkel des Okzidents.

Wie eingeengt in zeitlichen und räumlichen Dimensionen waren noch vor wenigen Jahrhunderten die Vorstellungen von Religion und Wissenschaft in der westlichen Hemisphäre!

Vor weniger als 400 Jahren behaupteten religiöse Autoritäten und Wissenschaftler, zum Beispiel Bischof J. Usher, dass »unser« Planet am 23. Oktober 4004 vor Christus um 9 Uhr entstanden sei. Im 17. Jahrhundert kalkulierten alle Gelehrten im Okzident – sowohl die geistigen als auch die weltlichen – in diesen kleinen zeitlichen und räumlichen Dimensionen.