Bastion - Christoph Sebastian Widdau - E-Book
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Beschreibung

So konnte ich auf Abstand halten. So war ich von Anfang an unmöglich. Nicht erst nach Wortwechseln, verstehen Sie?

Das E-Book Bastion wird angeboten von Books on Demand und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Erzählungen, Kurzgeschichten, Psychografie, Innenleben, Psychogramm

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 29

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INHALT

Teufel

Exegese

Druckwerk

Szenen

Fragebogen

Flachwitz

Sprechstunde

Szenen

Fragebogen

Entnahme

Sprechstunde

Szenen

Bettlektüre

Wandern

Sprechstunde

Szenen

Bastion

TEUFEL

„Von allen Teufeln, die mich hätten holen können, musst ausgerechnet du es sein“, raunt der feiste Gast. Seinen massigen Schädel hat er auf dem behaarten Rücken der rechten Hand, die auf der linken rastet, abgelegt. Sein fleischiges Kinn wird vorgepresst. Vor ihm steht ein Speiseteller mit durchsupptem Allerlei. Ein Krug, auf dem Schaum klebt, verharrt auf einem bruchgeweihten Tisch. „Wirst ausgerechnet du es sein müssen“, setzt der Gast nach, glotzend und flüsternd.

Ungelenk gebeugt wartet der Fette in einer finsteren Ecke der Gastwirtschaft. Der schweigsame Schenk mit dem Strichlippenmund ist klammheimlich geflohen. Nahebei spürt der Gast, der ohne Unterlass glotzt und flüstert, flüstert und glotzt, den Hauch keiner Seele. Der Feiste ist mutterseelenallein. Er sitzt. Er wendet sich nicht. Wendet er sich, dann kost ihn ein Ziegel.

Betagtes Rauchschwadenlicht lädt zum Dämmern ein. Zeiger schleichen ermüdend fort. Der Beleibte wartet nicht mehr. Er flüstert und glotzt nicht mehr in ein Nichts. Er fixiert den Schaum am Krug, den er noch nicht leert. Auf dem steinernen Boden, direkt unter seinem Plattfuß, liegt ein gerissener Herrenstrumpf, der einem Gast von gestern gehört haben muss. Das Relikt verstört den Fetten nicht. Er fragt sich nicht, warum dort ein Strumpf liegt, und er fragt sich nicht, warum jemand einen Strumpf hinterlässt. Nun trinkt er, nun isst er.

Ein Stoß frische Luft strömt hinein. Ein Greis, dessen wirres Resthaar von keinem Hut bedeckt wird, betritt die Gastwirtschaft. Gemächlich nähert sich der Alte dem Tresen, dessen Oberfläche ihm fremd ist. Noch ist nicht klar, ob er den Beleibten in der Finsterecke gesehen hat. Wie auf der Hut seiend, hält dieser den schweren Atem an und den Löffel fest. Der Strumpf verweilt. Der Feiste blinzelt nicht. Er ist konzentriert. Er verfolgt die Bewegungen des Alten genau.

Der Hutlose sieht den Fetten, lächelt kurz und schief mit seinen allerletzten Zähnen und setzt sich an den düsterbraun lackierten Tresen. Der Schenk tritt auf. Bei ihm wird ein Herrengedeck bestellt. Den teils verschlissenen Mantel zieht der Alte nicht aus. Den Schal legt er nicht ab. Stattdessen entnimmt er einer prall gefüllten Ledertasche eine Mappe mit allerhand Papieren, zupacken müssend, und blättert Seite um Seite so durch, als würde er eine bestimmte, die sich verbergen will, suchen.

Der neue Gast ist in seiner Aufgabe vertieft. Blatt um Blatt, Seite um Seite, unermüdlich. Minutenlang. Mit keinem Schluck unterbricht er sich. Die beiden Gläser ruhen. Dann ertönt ein Aufschlag.

Der Beleibte, der den Löffel hat fallen lassen, erhebt sich. Er reckt seinen schweren Leib mit kräftigem Ruck empor, rückt die von rissigen Trägern gehaltene Hose zurecht, nimmt seinen Regenschirm, stößt fast den Krug um, schiebt mit einem Fuß den Strumpf unter die Bank, auf der er saß, und atmet durch, tief ein, lange aus. Er nimmt in Augenschein, dass der Tisch nicht brechen wird, bevor er sich dem Tresen nähert.

Barsch spricht der Fette den Greis, der sich anschickt, sich weiterhin mit seinen Papieren zu beschäftigen, an. Der Alte blickt zaudernd auf, schaut dem Feisten ins Gesicht, grüßt höflich und widmet sich abermals seiner Aufgabe. Der Schenk reinigt wortlos ein Glas. Der Beleibte macht die Augen klein und zahlt mit passender Münze.