Bayerisch Öd - Der Fluch der Wahrsagerin - Felix Valentin - E-Book

Bayerisch Öd - Der Fluch der Wahrsagerin E-Book

Felix Valentin

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Beschreibung

Gemeinsam mit der Brauerei-Babsi und dem Wirtshaus-Sepp erlebt Krankenschwester Karin Kurioses bei einem Besuch der schrulligen Wahrsagerin von Bayerisch Öd. Denn die Kraus-Gabi prophezeit: Der prächtige Maibaum auf dem Dorfplatz wird umkippen und auf dem geplanten Kirchweihfest liegt ein Fluch! Und weil der Wirtshaus-Sepp ihr daraufhin blöd kommt, verflucht die Kraus-Gabi ihn gleich mit. Was für ein Schmarrn. Als aber während eines Unwetters der Maibaum tatsächlich umkippt, erscheint ein Fluch gar nicht mehr so unrealistisch. Und dann wird auch noch die Wahrsagerin getötet! Ausgerechnet der Sepp wird mit ihrer Leiche erwischt - und ist prompt der Verdächtige Nr. 1. Karin glaubt natürlich fest an seine Unschuld. Um ihren Freund zu entlasten, macht sie sich zusammen mit Moni auf die Suche nach dem wahren Mörder der Wahrsagerin.

»Der Fluch der Wahrsagerin« ist der fünfte Band der Regio-Krimi-Reihe »Bayerisch Öd - Mörderische Provinz« um die mobile Krankenschwester Karin Kerschbaumer, die ein Händchen für Mordermittlungen hat.

Zur Serie: In Bayerisch Öd, dem kleinen Dorf am Rand des Bayerischen Walds, kennt Karin Kerschbaumer einfach jeden - und jeder kennt sie. Als mobile Krankenschwester kommt sie schließlich überall herum. Leider begegnet sie auf ihrer Route nicht nur Patienten, sondern findet auch das ein oder andere Mordopfer. Bei ihren Ermittlungen kann sie immer auf die Hilfe ihrer besten Freundin Moni und ihres Sohnes Bene zählen. Und auch mit Dorfpolizist Michael tauscht sie ab und zu »Ermittlungsgeheimnisse« aus. Denn scheinbar hat sie ein Talent dazu, Mordfälle aufzuklären, bei denen die Polizei im Dunkeln tappt ...

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Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über diese Folge

Bayerisch Öd – Die Serie

Titel

Prolog

Oans

Zwoa

Drei

Viere

Fümfe

Sechse

Sieme

Achte

Neine

Zehne

Älfe

Zwäilfe

Dreizehne

Vierzehne

Fuchzehne

Sechzehne

Siebzehne

Achzehne

Neinzehne

Zwanzge

Oanazwanzge

Zwoarazwange

Dreiazwange

Epilog

In der nächsten Folge

Über den Autor

Impressum

 

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Über diese Folge

Gemeinsam mit der Brauerei-Babsi und dem Wirtshaus-Sepp erlebt Krankenschwester Karin Kurioses bei einem Besuch der schrulligen Wahrsagerin von Bayerisch Öd. Denn die Kraus-Gabi prophezeit: Der prächtige Maibaum auf dem Dorfplatz wird umkippen und auf dem geplanten Kirchweihfest liegt ein Fluch! Und weil der Wirtshaus-Sepp ihr daraufhin blöd kommt, verflucht die Kraus-Gabi ihn gleich mit. Was für ein Schmarrn. Als aber während eines Unwetters der Maibaum tatsächlich umkippt, erscheint ein Fluch gar nicht mehr so unrealistisch. Und dann wird auch noch die Wahrsagerin getötet! Ausgerechnet der Sepp wird mit ihrer Leiche erwischt – und ist prompt der Verdächtige Nr. 1. Karin glaubt natürlich fest an seine Unschuld. Um ihren Freund zu entlasten, macht sie sich zusammen mit Moni auf die Suche nach dem wahren Mörder der Wahrsagerin.

Bayerisch Öd – Die Serie

In Bayerisch Öd, dem kleinen Dorf am Rand des Bayerischen Walds, kennt Karin Kerschbaumer einfach jeden – und jeder kennt sie. Als mobile Krankenschwester kommt sie schließlich überall herum. Leider begegnet sie auf ihrer Route nicht nur Patienten, sondern findet auch das ein oder andere Mordopfer. Bei ihren Ermittlungen kann sie immer auf die Hilfe ihrer besten Freundin Moni und ihres Sohnes Bene zählen. Und auch mit Dorfpolizist Michael tauscht sie ab und zu »Ermittlungsgeheimnisse« aus. Denn scheinbar hat sie ein Talent dazu, Mordfälle aufzuklären, bei denen die Polizei im Dunkeln tappt …

FELIX VALENTIN

DER FLUCH DER WAHRSAGERIN

Prolog

»Teufel unser in der Hölle, geheiligt werde dein Name, dein teuflisches Reich komme, dein diabolischer Wille geschehe, wie in der Hölle, so auch auf Erden, unser täglich Menschenfleisch gib uns heute, wir bereuen niemals unsere Schuld. Und führe uns in Versuchung … – Amen.«

Oans

»Geh! So ein Schmarrn!«, erwiderte der Wirtshaus-Sepp.

Es war ein Fehler gewesen, sich von der Brauerei-Babsi zu dem Besuch überreden zu lassen. Der Mensch denkt und Gott lenkt! Mehr brauchte der Mensch nicht zu wissen. Mit der Weisheit hatte Karin bisher, abgesehen von der einen oder anderen Blessur, ihr Leben ganz gut gemeistert. Da war ein Besuch bei einer Wahrsagerin eigentlich das Letzte, was sie gereizt hätte. Während sie in der dunklen Stube der Wahrsagerin saßen, bereute Karin, dass sie sich von Babsi zu dem kleinen Abenteuer hatte überreden lassen. Karin beobachtete die Situation mit einem sicheren Abstand von einem unbequemen Kanapee aus.

Die Babsi saß an dem Tisch vor einer monströsen schwarzen Marienfigur. Auf Babsis Schoß hockte ihr Rothaardackel Wolferl, wegen dem Babsi hierhergekommen war. »Und es reicht, wenn ich meinem süßen Wolferl das Kräutersackerl an die Halskette binde? Und dann ist alles wieder gut?«

Die Dame des Hauses, genannt die Kraus Gabi, nickte vielsagend. »Ich habe die Alraunenwurzeln selbst im Mondschein geerntet und sie in Weihwasser aus Altötting getunkt. Und auch die getrockneten Pilze helfen gegen Eifersucht. Du wirst morgen Abend bei der großen Kräuterweihe nach Gottesöd pilgern mit dem Wolferl und die Kräuter zum Weihrauch und den anderen brennenden Kräutern legen. Dann betet ihr ein Vaterunser, und alles wird gut. Du wirst sehen, der Wolferl wird damit aufhören, ständig auf deinen Ehemann loszugehen. Und die beiden werden endlich wieder gut schlafen können.«

Das war das Ergebnis, zu dem diese Prophetin gekommen war, nachdem sie zwanzig Minuten lang ihre Tarotkarten um Rat gefragt hatte.

Neben Karin hockte der Wirtshaus-Sepp, den die Neugier in die alte Mühle, in der die Kartenlegerin hauste, gezogen hatte. Die Sommerschwüle drückte schwer in den Raum. Seit Tagen warteten Mensch und Tier auf ein Gewitter. Ein richtiges Migränesommerwetter herrschte. Schweißperlen rannen über Karins Stirn. Sie schaute zu einer Kuckucksuhr. Erst viertel nach sieben. Ihr kam es viel länger vor. Oder verging die Zeit tatsächlich so langsam?

»Und was kostet der ganze Spaß?«, fragte Sepp mit wütender Stimme.

»Normalerweise«, antwortete die Mittvierzigerin, »würde ich dafür 77 Euro 90 verlangen. Aber weil der Wolferl so ein lieber und schöner Dackel ist, sagen wir, äh … fünfzig gerade aus?«

»Wie kann ich dir nur für deine Großzügigkeit danken?«, sagte die Babsi entgeistert. »Vielleicht können der Tschortschi und ich dann endlich wieder ruhig schlafen, wenn der Wolferl in der Nacht eine Ruhe gibt.«

Ein Fünfzigeuroschein wechselte die Besitzerin, und Karin murmelte: »Gratuliere, Babsi, was für ein Schnäppchen.«

Der Sepp konnte einfach nicht länger an sich halten. »Was für ein Krampf!«, sagte er immer wieder und sprang auf. Er stapfte mit seinen Cowboystiefeln, die er zu seiner Knickerbockerhose trug, über die Dielen. Sein ZZ-Top-Bart wirbelte vor Aufregung um das markante Gesicht. Die kräftigen Schultermuskeln unter dem weiß-blau-rautierten Trachtenhemd drohten den Stoff vor lauter Anspannung im Nacken zu zerreißen. Er machte die obersten Knöpfe auf und offenbarte eine bärig behaarte Brust und einen kleinen Bierbauch, der ihm offenbar nicht im Geringsten peinlich war. Mit Karacho ließ er sich auf einen der drei Sessel, die um den Tisch mit der Marienstatue herumstanden, nieder und betrachtete die Karten, aus denen die Kraus Gabi des Dackels Problem und Lösung soeben herausgelesen hatte wie eine Ärztin, die Röntgenbilder und Laborbefunde miteinander verglich.

Ein Blatt vor den Mund zu nehmen, war noch nie Sepps Art gewesen, und so sprach er wie immer eins zu eins aus, was seine Gedanken waren. »Ich würde auch mit dir und diesem vor Eifersucht kranken kleinen Dackeldeppen nicht in ein und demselben Bett schlafen wollen. So ein Viech schleckt sich doch zuerst den Hintern sauber und mit demselben Bleschel schleckt er dich dann sonst wohin, Babsi. Kein Wunder, dass dem Tschortschi vor euch beiden graust. Wer will sich schon von einer ehemaligen Miss Bayerisch Öd Bandwürmer holen? Ich verstehe nicht, warum du mit dem Kläffer nicht einfach zum Tierarzt gegangen bist, und überhaupt, warum …«

Babsi fiel dem Gastwirt ins Wort: »Ja, glaubst du denn, ich gebe meinem armen kleinen Wolferl irgendwelche Schlaftabletten? Das würde mir noch fehlen, dass der Wolferl Psychopharmaka bekommt. Denk doch nur an die Nebenwirkungen, du grober Mensch, du!«

Ein Streit zwischen dem Gastwirt und der Berufs-Ehefrau des Braumeisters von Bayerisch Öd brach vom Zaun.

Karin erhob sich ebenfalls. »Ich glaube, es wird Zeit, heimzufahren. Bevor hier noch ein echtes Unglück passiert. Man soll dem Schicksal einfach nicht in die Karten sehen und es herausfordern.«

»Aber, Karin«, wandte Babsi ein, »wir haben doch gerade erst angefangen. Willst du denn gar nicht wissen, was dir in Zukunft …, äh, ich meine, wie du vielleicht endlich deine große Liebe findest?«

»Ich weiß, was ich wissen wollte«, entschied Karin. Das Licht der Kerze neben der Marienfigur spiegelte sich geheimnisvoll in ihren grünen Augen mit dem entschlossenen Blick. »Und was die Zukunft bringt, das soll lieber alles eine Überraschung bleiben. Das ist doch viel schöner, wenn du nicht weißt, was kommt, findest du nicht, Babsi? Außerdem hast du mich gebeten, dich zu begleiten, weil du deine Zukunft wissen willst, und nicht …«

»Karin, ich habe dich extra gebeten, mich zu begleiten, für den Fall, dass die Karten für mich was Schlimmes voraussagen«, sagte die Babsi. »Da brauche ich dann deinen seelischen Beistand. Und jetzt willst du einfach schon gehen? Mich hier allein zurücklassen? Lässt du deine Patienten auch einfach im Stich, wenn sie von einer schlimmen Diagnose erfahren? Was bist du denn bloß für eine unsensible Krankenschwester!«

Die Kraus Gabi sah offenbar ihre Felle davonschwimmen, erkannte Karin. Wahrscheinlich hatte sie gehofft, am Ende nicht nur der Babsi eine wunderbare Zukunft zu prophezeien, sondern auch dem Sepp und ihr. Und ihnen allen dreien anschließend einen Sonderpreis zu machen.

Die Kartenlegerin besaß ein schmales Gesicht und hatte blaue Augen. Die Brauen waren viel zu dick und dunkel, als wären sie mit einem stumpfen Textmarker aufgetragen worden. Viel zu viel Wimperntusche ließ die Wimpern wie Fliegenbeinchen aussehen. Überhaupt war alles in diesem Gesicht dick von Make-up übermalt. Karin fragte sich, wie die Frau wohl in natura aussah. An ihrem Hals baumelten etliche Amulette und sage und schreibe ein ganzer Traumfänger, was der Grund war, warum sie auf Karin wie eine Karikatur wirkte. Sie war erst vor Kurzem in diese Gegend gezogen. Jetzt wandte die selbst ernannte Prophetin sich auch noch ausgerechnet dem Sepp zu. Also von Menschkenntnis hatte die Dame nun wirklich keine Ahnung, schloss Karin und rechnete fest mit einer riesengroßen Katastrophe. Ausgerechnet den härtesten Brocken hatte diese falsche Prophetin sich als ihr nächstes Opfer auserkoren. Fast tat die Kraus Gabi ihr leid. Andererseits hatte sie die Babsi soeben um gutes Geld erleichtert. Da war es nur recht, wenn sie sich jetzt an der härtesten Nuss schlechthin die Zähne ausbiss.

»Man lehnt das am meisten ab«, sprach die Gabi wie eine Psychoanalytikerin für Arme zum Wirtshaus-Sepp, »wovor man am meisten Angst hat. Gleichzeitig ist es das, was uns aber auch am meisten fasziniert. Das ist ein altes Spiel. Und es ist so alt wie die Menschheit.«

»Das hört sich an wie Psychologie für Hausfrauen aus einem Klatschblatt abgelesen und auswendig gelernt«, befand der Gastwirt. »Ich glaube nicht an so was. Und an Parapsychologie schon gar nicht! Ich bin bloß mitgekommen, um mich davon zu überzeugen, dass das alles nichts als ein Krampf ist. Ein echter Schmarren.«

»Das ist wie ein Eingeständnis, dass ich recht habe«, analysierte die Wahrsagerin auf ihre toughe Art.

Wolferl winselte aufgeregt und wedelte verlegen mit dem Schwanz. Zweifellos spürte das Rudeltier die Spannung, die zwischen der Gabi und dem Sepp herrschte.

Die Kerzenflamme flackerte unruhig, obwohl kein Luftzug in die Stube gelangte. Überall standen niedergebrannte Kerzen und Heiligenbilder auf den Tischen. Sterbebilder hingen an Pinnwänden, da Gabi sich der Menschheit auch als Medium zur Verfügung stellte und Sitzungen mit dem Jenseits zu ihrem Programm gehörten. Auch eine Leistung für eine Mittvierzigerin, das Jenseits zu ergründen, dachte Karin. Wenigstens brauchte Gabi damit keiner diesseitigen Arbeit mehr nachgehen. Für einen flüchtigen Moment spürte Karin so etwas wie Neid in sich aufflackern.

Jetzt griff die Gabi auch noch zu einem Pendel. »Mach dir keine Sorgen, Sepp, ein Optimist wie du einer bist, der hat selbst im Unglück immer noch Glück, prophezeie ich dir.«

»Ein Optimist nimmt die Dinge einfach nicht so tragisch wie sie eben sind«, konterte Sepp einfach mit einem Zitat des Komikers Karl Valentin. »Mit Binsenweisheiten kenne ich mich auch aus. Ich glaube nicht an den ganzen Krampf hier. Und du, Babsi, solltest dein Geld auch lieber sinnvoller ausgeben.«

»Dann brauchst du ja auch nichts zu fürchten, wenn du mir eh nicht glaubst.«

»Eben.« Sepp biss die Zähne aufeinander. »Ich fürchte mich ja auch gar nicht.«

»Dann kannst du eigentlich nichts dagegen haben, wenn ich für dich einen Blick in die Zukunft werfe. Oder machst du dir am Ende doch in die Hosen?«

Sepp schnaubte. Die Kartenlegerin hatte ihm geschickt eine rhetorische Falle gestellt, erkannte Karin. Und Sepp wollte um keinen Fall kleinbeigeben.

»Meinetwegen«, knurrte er. »Aber nur, wenn die Karin auch mitmacht. Du glaubst nämlich auch nicht an so einen Schmarren, stimmt´s, Karin?«

Damit erreichte Karins innerer Widerstand seinen absoluten Höhepunkt. Warum musste er jetzt bei seinem Gegenbeweisantritt ausgerechnet auch noch sie mitreinreiten? Karin seufzte. Andererseits wollte sie den Freund nicht schutzlos dieser Wahnsinnigen überlassen. Und was konnte schon passieren, außer dass sie ihnen beiden wahrscheinlich im nächsten Moment eine baldige Ehe weissagte?

»Was soll ich tun?«, fragte sie.

Gabi nickte ihr zu. »Nimm dir den Sessel dort hinten und setz dich zu uns.«

Karin folgte.

Auf Gabis Geheiß hin legten Karin und Sepp ihre Hände aufeinander.

Als hätte die Wahrsagerin es bestellt, war von Fern erstes Donnergrollen zu vernehmen. Ein Gewitter kündigte sich an.

Das Pendel über ihren Handrücken zeigte zuerst keinerlei Bewegung. Karin schaute die Wahrsagerin an, deren Blick auf einmal glasig geworden war. Wie bei einer Fiebernden. Der Kerzenschein ließ ihre Haut aussehen, als glühe sie von innen. Karin spürte eine entgegengesetzte körperliche Reaktion in sich, indem sie zu frieren begann. Und das mitten im August. Vielleicht hätte sie doch eine Jeansjacke über das Sommerkleid anziehen sollen, dachte sie gerade in dem Moment, als das Pendel wild zu kreisen begann und die Gabi mit einer tiefen, fast männlichen Stimme, die sie der Frau niemals zugetraut hätte, zu sprechen begann.

»Haltet euch fern«, lautete die Warnung. »Haltet euch vom Wirtshaus fern.«

Wolferl knurrte; Babsi hielt ihn umklammert und kraulte beruhigend seine aufgestellten Dackelohren.

»Blödsinn«, sagte der Sepp. »Wie soll ich mich vom Wirtshaus fernhalten? Am Sonntag ist das Kirchweihfest. Das ist übermorgen, Mariä Himmelfahrt, wie jedes Jahr am 15. August. Das ist für mich ein Bombengeschäft. Wenn ich an Mary-Take-off mein Bierzelt nicht fertig aufgestellt habe, dann kann ich gleich zusperren.«

Der Geist, der anscheinend in die Wahrsagerin gefahren war, fuhr mit rauer Stimme unbeirrt fort. »Noch in dieser Nacht wird der Maibaum auf das Gerüst, das du dort bereits aufgestellt hast, stürzen, und er wird Tische und Bänke unter sich begraben. Denn es liegt ein Fluch auf dem Fest und auf …«

»So, jetzt reicht’s mir! Also die Zukunft war auch schon mal besser …« Sepp zog seine Hand unter Karins schlagartig zurück. Karins Handfläche landete auf der Tischfläche. Das Pendel schwang noch immer.

»Das ist ja geschäftsschädigend, wenn sich so ein Bockmist herumspricht.«

Der Sepp erhob sich mit einem Ruck und machte aus seiner Absicht, diesen Ort so schnell wie möglich hinter sich zu lassen, keinen Hehl. Er schritt direkt auf die Tür zu.

Der Blick der Wahrsagerin klärte sich jäh. Karin sah ihr erneut in die Augen und erkannte darin die Kraus Gabi wieder, die mit ihrer gewohnten Stimme sprach: »Dafür bekomme ich jetzt vierzig Euro von euch beiden. Macht zusammen also achtzig. Aber weil ihr es seid, nehme ich zwanzig von jedem. Ist das nicht ein Bombengeschäft?« Sie zog die Unterarme zurück, an denen Karin irgendwelche magischen Bänder erwartet hätte, aber da war nichts.

Karin wollte ungern gehen, ohne zu zahlen und holte aus ihrer Geldbörse die gewünschte Note hervor. Um des lieben Friedens willen.

»Hier, bitte.« Und eigentlich musste sie morgen früh raus, besann sie sich. Ihre Tour fahren. Und auch auf der Gemeinde hatte sie genügend Arbeit auf ihrem Schreibtisch liegen.

Der Sepp nahm ihr den Schein aus der Hand und stopfte ihn eifrig in Karins Geldbörse zurück. »Nein, auf keinen Fall. Die Betrügerin soll froh sein, dass wir sie nicht beim Finanzamt anschwärzen. Nicht mal eine einzige Registrierkasse sehe ich hier. Wo kommen wir denn da hin? Erst lügen und dann auch noch den Staat betrügen. Ich werd dir das Finanzamt auf den Hals hetzen, Kraus Gabi. Ich prophezeie dir eine Nachzahlung, die sich gewaschen hat. Und einen Prozess wegen Betrug.«

Die Angesprochene maß den Wirt mit einem rasiermesserscharfen Blick. Die blauen Augen wirkten dunkel im Schatten, dem sie ihr Gesicht zugewandt hatte. Sie erhob sich ebenfalls und streckte einen Arm nach dem Sepp aus.

»Jetzt reicht’s mir. Ich bin eine ehrliche Steuerzahlerin wie jeder andere hier.« Das Wort Finanzamt hatte anscheinend ausgereicht, um bei der Wahrsagerin einen Knopf zu drücken, der mit negativen Erinnerungen verbunden war. »Ich verfluche dich, Josef Reitmeier, Gastwirt zu Bayerisch Öd. Ich verfluche dich. Du sollst samt deinem Bierzelt vor deinem Wirtshaus vom Maibaum erschlagen werden, und deine Seele soll fortan ruhelos in den Raunächten durch die Welt geistern. Bis zum Jüngsten Tag!«

Ein Blitz erhellte den Raum. Donner explodierte und fühlte sich wie ein Beben in Karins Bauch an. Wolferl jaulte kläglich. Die Wirtshaus-Babsi hakte sich schutzsuchend beim Sepp ein, der der Wahrsagerin trotzig entgegnete: »Und dir, Kraus Gabi – dir sind ein paar Elefanten über das Hirn getrampelt. Deswegen hast du deine Arbeit als Elefantenpflegerin im Tierpark nicht mehr länger machen können. Und bist auch noch in unsere schöne Gegend zugezogen. So eine Gaunerin gehört doch gar nicht hierher. Und deswegen musst du jetzt anständige Leute betrügen. Kommt, Karin und Babsi, wir gehen. Und wir bezahlen für nix. Keinen weiteren Cent mehr.«

Karin nickte ihrer Freundin zu. Wolferl zitterte wie Espenlaub.

»Erschlagen soll er dich, der Maibaum!«, rief die in ihrer Ehre gekränkte Wahrsagerin dem Gastwirt hinterher. »Dich und dein Zelt …«

Blitze folgten, Donner entlud sich. Regen prasselte gegen das Dach und die Fenster der alten Mühle am Schwarzen Regen, in der die Kraus Gabi seit Januar wohnte. Die Kerze neben der Marienstatue flackerte ein letztes Mal auf und erlosch.

Zwoa

Die Sommerreifen ihres Kleinwagens glitten über den schlammig-nassen Feldweg. Der Fluss war aufgrund der Niederschläge innerhalb von Sekunden angeschwollen und über die Ufer getreten. Auf dem Beifahrersitz hockte der Wirtshaus-Sepp, hinten hatte Babsi mit Wolferl Platz genommen. Karin konzentrierte sich darauf, die Spur mit dem Fahrzeug zu halten.

»Das kommt davon!«, schimpfte der Sepp. »Hab ich dich nicht gewarnt, Babsi? Jetzt haben wir dem Dreck eine Fotzn gegeben«, zitierte er ein bayerisches Sprichwort, das perfekt zur Situation passte, was auf Deutsch so viel bedeutete wie: »Jetzt haben wir einen schweren Fehler gemacht, das tut verdammt weh.« Das Wort Fotzn stand im Bayerischen als Synonym für das deutsche Wort Ohrfeige. Und Karin fragte sich, ob es nicht noch eine Steigerung für eine echte bayerische Fotzn gab. Bayerische Sprache, schwere Sprache, sinnierte sie. Schließlich fiel ihr die richtige Antwort ein: »Eine richtige Bockfotzn, die drei Wochen lang weh tut, war das, Babsi. Ich hoffe, Sepp, du glaubst nicht an den Fluch der Kraus Gabi. Und du, Babsi, hast auch eingesehen, dass man sein Geld für was Schöneres ausgeben kann.«

»Was kann ich dafür?«, haderte Babsi. »Ich habe die Gabi in Drunter Öd beim Spaziergehen getroffen. Ich habe ihr vom Wolferl seinem Problem erzählt. Und bis wir in Über Öd angekommen sind, hat sie mich extra zu sich nach Hause eingeladen. Und sie hat betont, dass ich euch beide auch mitbringen darf.«

»Wie großzügig«, seufzte Karin.

Von hinten sprach Babsi plötzlich erschrocken: »Herrgottsakrament! Ich habe dem Wolferl sein Sackerl mit den Alraunenwurzeln bei der Gabi liegen lassen.«

Regentropfen hämmerten gegen das Fahrzeugdach. Die Scheibenwischer liefen auf Hochtouren. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass die Alraunenwurzel gegen Wolferls Eifersucht tatsächlich hilft, und dann alle wieder besser schlafen können?«

»Bitte, Karin, wir müssen unbedingt noch mal umdrehen. Ich habe immerhin fünfzig Euro für die Mischung bezahlt. Und der Wolferl muss die Kräuter doch jetzt an seinem Halsband tragen, damit sie auch wirken. Und morgen Abend muss ich sie bei der Kräuterweihe in Gottesöd auf den Altar legen, hat die Gabi gesagt.«

»Was für eine blöde Idee!«, platzte Karin auf einmal ungewollt genervt heraus. »Ich wünschte, du hättest für deinen kleinen, verzogenen Fratz meinetwegen einen Tiertherapeuten aufgetrieben. Aber nein, Lady Babsi überredet mich, sie wegen dem Gefühlsterroristen auf vier Pfoten zu einer Kartenlegerin zu fahren. Eine Kartenlegerin, die vorgibt, dass sie sich auch mit Tieren auskennt, weil sie früher einmal in einem Tierpark gearbeitet hat. Warum lasse ich mich immer wieder zu allen möglichen Geschichten überreden?«

»Aber beim Geiger Hansi seiner Mama ihrem Kater Peterl hat die Kraus Gabi auch sofort gewusst, dass der Baldrian braucht, damit der Peterl nicht mehr so depressiv ist«, protestierte Babsi. »Die Gabi hat sich in den Peterl sogar hineinversetzt und stellvertretend für den Kater gesprochen.«

»Ach, warum habe ich mich nur breitschlagen lassen?« Wenn die Sache nicht einen dermaßen bitteren Nachgeschmack bekommen hätte, dann wäre das Ganze wenigstens noch amüsant gewesen. Aber so würde ihr wohl eine schlaflose Nacht bevorstehen, weil sie sich um den Sepp Sorgen machte. Immerhin konnte ja doch was dran sein an dem Fluch. Zumindest der kindliche Teil in Karins Innerem neigte gerade dazu, an den Fluch zu glauben, und rang hartnäckig mit ihrem Erwachsenen-Ich.

Karin knurrte: »Meinetwegen holen wir dem Wolferl seine blöden Alraunen.« Und bremste prompt ab.

Und genau das war ihr Glück.

Denn dadurch kam der Wagen rechtzeitig vor dem umgestürzten Baumstamm zum Stehen, den Karin andernfalls zu spät bemerkt hätte. Der Stamm einer alten Fichte. Mindestens einen Meter Durchmesser. Der Borkenkäfer mochte bereits im Holz genagt haben, Blitz und Sturm hatten ihn gefällt. Karin roch den Geruch nach verbranntem Holz durch die automatische Lüftung.

»Ja, geh leck!«, sagte der Wirtshaus-Sepp und verschaffte damit seiner Erleichterung Platz. »O mei, o mei, des ist ja grad noch einmal guat aus’ganga.«

»Was?« Babsi erkannte ebenfalls jetzt die Gefahr, die mitten auf der Straße vor ihnen gelauert hatte.

»Dann hat die Gabi wohl doch recht gehabt«, sagte der Sepp und lachte.

Karin ahnte, worauf Sepps plötzlicher Gesinnungswandel zurückzuführen war. »Nein, Sepp, sag bitte nicht, dass es wahr ist. Du nicht auch noch. Das ist doch ein Zufall.«