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Studienarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich BWL - Bank, Börse, Versicherung, Note: 1,6, Duale Hochschule Baden-Württemberg, Ravensburg, früher: Berufsakademie Ravensburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Seit jeher hat das Wetter, als nicht-katastrophales Ereignis, einen entscheidenden Einfluss auf unsere Entscheidungen. Dabei ist es vor allem eine einflussreiche Variable auf der Beschaffungs- und Absatzseite von Unternehmen. So sind Schätzungen zufolge vier von fünf Unternehmen vom Wetter abhängig. Anders ausgedrückt, geht die Chicago Mercantile Exchange (CME) davon aus, dass das Risiko, das mit Wettervariablen in Verbindung gebracht wird, allein für die US-Wirtschaft bei zwei bis neun Billionen US-Dollar liegt. Bisher hatten Unternehmen ausschließlich die Möglichkeit, die Volatilität ihrer Cashflows mit Hilfe klassischer Versicherungen zu verringern. Seit 1997 bieten Derivate, mit entsprechenden Wettervariablen als Underlying, den Unternehmen neue Möglichkeiten, um ihr Wetterexposure zu hedgen. Dabei muss kein Schaden nachgewiesen werden, die Prämien sind wesentlich geringer und Standardprodukte sind liquide. Daraus ergeben sich deutliche Vorteile gegenüber Versicherungen, die sich darüber hinaus meist auf katastrophale Ereignisse beziehen. Die Finanzprodukte sind verhältnismäßig jung und innovativ. Es ergeben sich viele Besonderheiten im Vergleich zu gängigen Wertpapieren. Diese sollen im Folgenden herausgearbeitet werden. Darüber hinaus sollen Ansätze zur Bewertung gezeigt werden und Vor- sowie Nachteile dargelegt werden. Problematisch ist, dass viele der Derivate nicht an der Börse, sondern Over-The-Counter (OTC) gehandelt werden und damit keine Einheitlichkeit besteht. So konnte sich die Absicherung mit Wetterderivaten bisher nicht durchsetzen. Wie in der folgenden Arbeit allerdings ersichtlich wird, wäre dies für viele Branchen sinnvoll.
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Veröffentlichungsjahr: 2016
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Inhalt
I. Abkürzungsverzeichnis
II. Abbildungsverzeichnis
III. Tabellenverzeichnis
1. Einführung
2. Grundlagen
2.1. Wetter
2.2. Wetterrisiko
2.3. Wetterderivat
2.3.1. Laufzeit
2.3.2. Wetterstation
2.3.3. Underlying
2.3.4. Index
2.3.5. Strike
2.3.6. Tick
3. Beispiel
4. Ansätze zur Bewertung
4.1. Burn Analysis
4.2. Stochastische Modelle
4.2.1. Index Valuation Simulation Method (IVSM)
4.2.2. Daily Simulation Method (DSM)
5. Einsatz von Wetterderivaten
6. Handel mit Wetterderivaten
7. Fazit
IV. Anhang
V. Literatur- und Quellenverzeichnis
VI. Erklärung
Abbildung 1: Nachfrage von Wetterderivaten nach Branchen
Abbildung 2: Absatzveränderung von 2009 zu 2010 (in Prozent)
Tabelle 1: Unterscheidung endogener und exogener Risiken
Tabelle 2: Kumulierte HDD für Ravensburg
Seit jeher hat das Wetter, als nicht-katastrophales Ereignis, einen entscheidenden Einfluss auf unsere Entscheidungen. Dabei ist es vor allem eine einflussreiche Variable auf der Beschaffungs- und Absatzseite von Unternehmen. So sind Schätzungen zufolge vier von fünf Unternehmen vom Wetter abhängig.[1] Anders ausgedrückt, geht die Chicago Mercantile Exchange (CME) davon aus, dass das Risiko, das mit Wettervariablen in Verbindung gebracht wird, allein für die US-Wirtschaft, bei zwei bis neun Billionen US-Dollar liegt.[2]
Bisher hatten Unternehmen ausschließlich die Möglichkeit, die Volatilität ihrer Cashflows mit Hilfe klassischer Versicherungen zu verringern. Seit 1997 bieten Derivate, mit entsprechenden Wettervariablen als Underlying, den Unternehmen neue Möglichkeiten, um ihr Wetterexposure zu hedgen. Dabei muss kein Schaden nachgewiesen werden, die Prämien sind wesentlich geringer und Standardprodukte sind liquide.[3] Daraus ergeben sich deutliche Vorteile gegenüber Versicherungen, die sich darüber hinaus meist auf katastrophale Ereignisse beziehen.
Die Finanzprodukte sind verhältnismäßig jung und innovativ. Es ergeben sich viele Besonderheiten im Vergleich zu gängigen Wertpapieren. Diese sollen im Folgenden herausgearbeitet werden. Darüber hinaus sollen Ansätze zur Bewertung gezeigt werden und Vor- sowie Nachteile dargelegt werden. Problematisch ist, dass viele der Derivate nicht an der Börse, sondern Over-The-Counter (OTC) gehandelt werden und damit keine Einheitlichkeit besteht. So konnte sich die Absicherung mit Wetterderivaten bisher nicht durchsetzen. Wie in der folgenden Arbeit allerdings ersichtlich wird, wäre dies für viele Branchen sinnvoll.
Wetter ist ein Phänomen unserer Erde. Hervorgerufen werden Wetterereignisse durch das Klima, welches langfristig beobachtet werden kann. Folglich stellt das Wetter ein kurzfristig auftretendes Phänomen an einem bestimmten Ort dar. Dabei können verschiedene Wetterparameter, wie Temperatur, Regenmenge oder Windgeschwindigkeiten gemessen werden. Die Kombination dieser Parameter, in Form einer lokalen Momentaufnahme, entspricht dem Wetter.
Der Begriff Risiko kann im allgemeinen Sprachgebrauch für unterschiedlichste Situationen verwendet werden. Im Folgenden soll „Risiko“ im betriebswirtschaftlichen Sinne gesehen werden. Doch auch in der wissenschaftlichen Literatur gibt es keine einheitliche Definition dieses Begriffs.
Im Allgemeinen kann Risiko als „Eventualität, dass mit einer Wahrscheinlichkeit ein Schaden bei einer (wirtschaftlichen) Entscheidung eintreten oder ein erwarteter Vorteil ausbleiben kann“, gesehen werden.[4] Für Unternehmen liegt das primäre Ziel in der Gewinnmaximierung. Im wirtschaftlichen Verständnis stellen alle Ereignisse, die das Erreichen dieses Ziels gefährden, ein Risiko dar. Quantifizierbar wird dies durch das Ausmaß des Verlustes sowie durch die entsprechende Verlustwahrscheinlichkeit. Die Wahrscheinlichkeit der Zufallsvariablen ist dabei die Fläche unter der Dichtefunktion und über der x-Achse innerhalb der Intervallgrenzen.[5]
Das Wetter kann einen Faktor darstellen, der ursächlich für eine negative Entwicklung des Geschäftserfolgs ist. Die einzelnen Wettervariablen, die dafür verantwortlich sein können, werden in Kapitel 2.3.3 auf Seite 7 detaillierter dargestellt.
Tabelle 1: Unterscheidung endogener und exogener Risiken
Quelle: Eigene Darstellung
Das Wetter muss als exogenes operatives Risiko gesehen werden, da das Unternehmen keinerlei Einfluss auf die Eintrittswahrscheinlichkeit unterschiedlicher Wettersituationen hat.[6] Diese Einordnung ist in Tabelle 1 auf Seite 5 dargestellt.
Des Weiteren ist ein Risiko immer subjektiv. Ob die Abweichung vom Erwartungswert eine Chance oder eine Gefahr darstellt, hängt vom Einzelnen ab. Eine, an einem bestimmten Ort eintretende Wettersituation, kann gleichzeitig sowohl negativ, als auch positiv sein. Abhängig ist dies von den jeweiligen Erwartungen sowie vom entsprechenden Geschäftsfeld. Das Exposure von Unternehmen an einem gleichen Ort ist folglich, trotz identischem Wetterereignis, unterschiedlich. So kann ein Sommer mit geringen Temperaturen sowie hohen Niederschlagswerten für eine Eisdiele ein hohes Risiko darstellen, wohingegen die Therme in derselben Stadt davon profitiert.
Wetterrisiko muss hierbei deutlich abgegrenzt werden. Im Folgenden ist das sogenannte „high-frequency – low-impact“-Risiko gemeint. Das bedeutet, dass Wetterrisiken gemeint sind, die im Allgemeinen häufig auftreten (high-frequency) und dabei verhältnismäßig geringe Verlustrisiken (low-impact) haben. Sie sind damit zu differenzieren von katastrophalen Wetterrisiken (z.B. Hurrikans), welche eine sehr geringe Eintrittswahrscheinlichkeit (low frequency) bei erheblichen Schäden (high-impact) haben.[7]
Ein Derivat basiert auf „der genau definierten Abhängigkeit seines Wertes von einem originären zugrunde liegenden Finanztitel, einer Ware oder einer anderen spezifizierten Referenzgröße, dem Basisobjekt.“[8] Wetterderivate im Speziellen zeichnen sich durch folgende Merkmale aus: Vertragslaufzeit, Wetterstation, Underlying, Index, Strike und Tick Size.[9] Auf diese Attribute soll im Folgenden näher eingegangen werden.
Die meisten Derivate werden OTC gehandelt. Daher kann die Laufzeit individuell vereinbart werden. Es bietet sich meist ein Kalendermonat oder eine Saison an. Dabei wird die Winter- und die Sommersaison unterschieden. Die Wintersaison dauert vom 01. November bis zum 31. März. Von der Sommersaison spricht man jeweils in der anderen Jahreshälfte. Diese Differenzierung wird auch bei der Erstellung des Index, wie in Kapitel 2.3.4 auf Seite 8 beschrieben, noch eine entscheidende Rolle spielen.