Bonsai für das Zimmer - Wolfgang Kawollek - E-Book

Bonsai für das Zimmer E-Book

Wolfgang Kawollek

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Beschreibung

Wahre Kunstwerke! - Über 60 geeignete Pflanzenarten im Porträt - Genaue Beschreibung der verschiedenen Bonsaiformen - 28 Zeichnungen, die das Nachmachen erleichtern Bonsai-Experte Wolfgang Kawollek gibt Ihnen Tipps und Anleitungen wie durch Schneiden, Drahten und Formen aus einem Baum ein perfekter Zimmerbonsai entsteht. Erfahren Sie alles über die optimale Pflege der kleinen Schützlinge durch richtiges Ein- und Umpflanzen, Gießen, Düngen und den passenden Pflanzenschutz. Besondere Gestaltungsmöglichkeiten wie die Felsenpflanzung, Wald- oder Floßformen, Miniaturlandschaft und Miniaturbonsai werden anschaulich erklärt.

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Wolfgang Kawollek

Bonsai für das Zimmer

Ulmer E-Books

8., aktualisierte Auflage

90 Farbfotos

28 Zeichnungen

Inhaltsverzeichnis

VorwortWie komme ich zum Bonsai?Anschaffung und Entstehung eines BonsaisWie forme ich einen Bonsai?BonsaigestaltungWie pflege ich meinen Bonsai?Pflege der ZimmerbonsaisWelche Pflanzen eignen sich als Bonsai?PflanzenauswahlServiceTabelle zur PflanzenauswahlHilfreiche AdressenZum WeiterlesenBildquellen
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Vorwort

Die Möglichkeiten, unsere Umgebung mit Pflanzen zu schmücken und sich mit Pflanzen zu beschäftigen, sind vielfältig. Die Beschäftigung mit Bonsais bietet eine besonders reizvolle Abwechslung zu der sonst üblichen Art des Umgangs mit Pflanzen.

Ein Bonsai ist eine Pflanze, die in einem Gefäß kultiviert wird. Es ist der Versuch, die Natur im Kleinen nachzubilden. Dies setzt ein ausgewogenes Größenverhältnis zwischen Stamm, Ästen, Blättern und Gefäß voraus, d. h. ein harmonisches Zusammenwirken. Pflanzen, die wir als Bonsai gestalten, erreichen in der Natur teilweise gigantische Ausmaße. Das Kleinbleiben des Bonsais wird durch gezielte Kulturmaßnahmen erreicht. Im Wesentlichen sind dies ein Minimum an Erde und planmäßiges Beschneiden.

Für die Pflege der Bonsais ist eine gewisse Anleitung notwendig. Die Kulturmethoden sind aus eigener Beobachtung zumindest für den Anfang schwierig, und durch Misserfolge kann die Freude bald vergehen. Für alle Fragen zur Gestaltung und Pflege von Zimmerbonsais soll dieses Taschenbuch, das nun in der 8. Auflage vorliegt, Ratgeber und Helfer sein.

Ein Schwerpunkt des Buches liegt auf den speziellen Kultur- und Gestaltungshinweisen für über sechzig Pflanzengattungen, die sich zur Bonsaigestaltung eignen. Bei der Auswahl der behandelten Arten habe ich mich von persönlichen Erfahrungen mit den Pflanzen und von den im Handel angebotenen Pflanzenarten leiten lassen.

 

Wolfgang Kawollek

© Fotolia/terex

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Wie komme ich zum Bonsai?

© Bonsaischule Enger

Meist beginnt das Interesse an Bonsais mit einem gekauften, fertig gestalteten Exemplar. Aber auch die eigene Anzucht kann gelingen – vorausgesetzt Sie bringen die nötige Geduld mit.

Anschaffung und Entstehung eines Bonsais

Die Wege zum Bonsai sind vielfältig. In der Regel wird der erste Bonsai eine gekaufte, schon gestaltete Pflanze sein. Bonsais sollten im Fachhandel, der über geschultes Personal verfügt, gekauft werden. Die angebotenen Zimmerbonsais stammen aus Japan, China, Israel, ein großer Teil aber auch aus einheimischer Kultur.

Kauf gestalteter Pflanzen

Carmona retusa, 15 Jahre, 45 cm hoch. © Wolfgang Kawollek, Kassel

Das Angebot reicht von jungen Bäumen, die erste Gestaltungsmaßnahmen erfahren haben, bis zu fertig gestalteten Meisterwerken der Bonsaikunst. So breitgefächert wie das Angebot an Pflanzenarten und das Alter der Pflanzen ist, sind auch die Preise.

Definition Bonsai

Ein Bonsai ist eine Pflanze, die in einem Gefäß (Topf oder Schale) kultiviert wird. Pflanzen, die wir als Bonsai gestalten, erreichen in der Natur teilweise gigantische Ausmaße. Das Kleinbleiben des Bonsais muss deshalb durch gezielte Kulturmaßnahmen erreicht werden. Im Wesentlichen sind dies ein Minimum an Erde, planmäßiges Beschneiden, gegebenenfalls auch Drahten.

Man sollte sich beim Kauf nicht vom Alter der Pflanze beeinflussen lassen. Häufig wird angenommen, gute Bonsai müssen alt sein. Viele Bonsais, die man in Büchern oder auf Ausstellungen sieht, sind tatsächlich sehr alt. Das Alter der Bäume wird aber oft überbewertet. Viele Bonsais wirken nur alt, weil sie durch entsprechende Maßnahmen auf alt getrimmt sind. Selbst in Japan ist das Alter eines Bonsais nicht entscheidend für die Qualität einer Pflanze.

Wichtig ist die schöne klare Form des Baumes, d. h. ein attraktives Gesamtbild, das der Naturform der Pflanzenart möglichst nahe kommen sollte. Der Bonsai sollte gesund und das Laub intensiv gefärbt sein.

Pflanzen und Jahreszeiten

In der Bonsaikunst der Japaner und Chinesen werden vor allem Pflanzen verwendet, die dort heimisch sind. Ein sehr großer Teil dieser Pflanzen stammt aus gemäßigten Gebieten und ist an ein Klima mit scharf ausgeprägten Jahreszeiten, d. h. einem wärmeren Sommer und einem kälteren Winter angepasst. Pflanzen aus diesen Klimazonen – auch unsere einheimischen Gehölze gehören dazu – haben in der wärmeren Jahreszeit ihre Wachstumsphase, in der kälteren Jahreszeit machen sie eine längere Ruheperiode (Wachstumsruhe) durch. Die sommergrünen Laubgehölze verlieren deshalb in der kälteren Jahreszeit ihre Blätter. Würde man die durch verminderten Lichteinfall (Kurztage) und niedrige Temperaturen eingeleitete Pause aufheben, indem man die Pflanzen in der Wohnung aufstellt, könnten sie nicht existieren. Pflanzen, die ein ausgesprochenes Ruhe- bzw. Kältebedürfnis haben, sind deshalb für die Wohnung ungeeignet.

Ein gepflegter Bonsai ist gut bewurzelt. Wackelt er im Gefäß, ist etwas mit den Wurzeln nicht in Ordnung. Eine gute Durchwurzelung lässt sich daran erkennen, dass sich auf der Erdoberfläche eine zusammenhängende Moosschicht befindet. Die Spur der Schere darf man nicht sehen. Schnittwunden sollten verheilt und nicht als solche erkennbar sein. Schale, Wurzelansatz, Stamm und Krone sollten harmonisch zusammenwirken.

Sind Pflanzen gedrahtet, so ist darauf zu achten, dass kein Draht eingewachsen ist. Sollte dies trotzdem der Fall sein, ist der Händler zu bitten, den Draht zu entfernen.

Anzucht aus Topfpflanzen, Samen oder Stecklingen

Bei einem fertigen Bonsai erschöpft sich die Tätigkeit des Bonsailiebhabers überwiegend in Pflegearbeiten, Gießen, Düngen, Umtopfen und der Erhaltung der Wuchsform. Erst wenn man selbst versucht, einen Bonsai von klein auf heranzuziehen und zu gestalten, wird man der Faszination Bonsai richtig erliegen.

Zimmerbonsai aus Topfpflanzen

Eine Möglichkeit einen Bonsai selbst zu gestalten, ist der Kauf einer zur Bonsaigestaltung geeigneten Topfpflanze. Man findet sie in Gärtnereien, Gartencentern und Blumenläden. Viele der angebotenen Topfpflanzen eignen sich zur Bonsaigestaltung (siehe Kulturhinweise). Bei der Auswahl der Pflanze ist bereits die zukünftige Form des Bonsais mit in Betracht zu ziehen. Die Pflanze sollte je nach Alter einen kräftigen Stamm besitzen, der gut geformt ist. Die Äste sollten tief ansetzen und zur Spitze des Baumes hin kürzer und dünner werden.

Zimmerbonsai aus Samen

Die geschlechtliche (generative) Vermehrung, das heißt die Vermehrung aus Samen, ist äußerst langwierig und verlangt sehr viel Geduld. Allerdings lohnt der hohe Zeitaufwand, da man die Entwicklung der Pflanzen von Anfang an beeinflussen und sie Schritt für Schritt in die für sie gewählte Form bringen kann. Saatgut erhält man im einschlägigen Samenhandel oder durch Tausch mit anderen Pflanzenliebhabern.

Handelsübliche Topfpflanzen als Ausgangmaterial für Zimmerbonsais. © Wolfgang Kawollek, Kassel

Schneiden eines Stecklings.

Zimmerbonsai aus Stecklingen

Die ungeschlechtliche (vegetative) Vermehrung ist im Gegensatz zur geschlechtlichen Vermehrung an keinen Befruchtungsvorgang gebunden. Man benutzt hierbei entweder Vermehrungsorgane, welche die Pflanze selbst ausbildet, z. B. Brutzwiebeln, Brutknollen, Ausläufer- bzw. Wurzelrhizome. Oder man reißt, bricht oder schneidet Pflanzenteile ab und bringt sie zum Bewurzeln, z. B. Triebspitzen, Stammstücke, Blätter oder auch verholzte Triebe.

Für Zimmerbonsais sind zwei Verfahren der ungeschlechtlichen Vermehrung von Bedeutung. Es sind die Stecklingsvermehrung und das Abmoosen. Andere Verfahren haben nur eine untergeordnete Bedeutung. Die Vermehrung durch Veredlung ist auch bei Zimmerbonsais möglich, aber nicht üblich. Durch Veredlung lassen sich in den seltensten Fällen wirklich gute Bonsai erzielen. Fast immer bleibt an der Veredlungsstelle ein Wulst, der die Schönheit des Stammes entstellt. Auch die unterschiedliche Struktur der Rinde unter- und oberhalb des Eingriffs stört.

Eine Stecklingsvermehrung ist das ganze Jahr über möglich. Der Zeitpunkt der Vermehrung der einzelnen Pflanzen hängt im Wesentlichen von der Pflanzenart und ihrem Entwicklungsstand ab. Der optimale Vermehrungstermin ist nicht mit dem Kalender bestimmbar. Die günstigste Zeit ist im Allgemeinen die Hauptwachstumszeit der Pflanzen, d. h. die Frühjahrs- und Sommermonate.

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Wie forme ich einen Bonsai?

© mauritius Images

Um aus einer normalen Zimmerpflanze einen Bonsai zu erschaffen, müssen Sie einiges über das Pflanzenwachstum wissen. Auch die notwendigen Techniken, um der Pflanze die gewünscht Form zu geben, erklären wir Ihnen hier.

Bonsaigestaltung

Murraya paniculata, Orangenjasmin, 20 Jahre alt, 60 cm hoch, wirkt vor allem durch seine Stammführung. © Wolfgang Kawollek, Kassel

Obwohl auch Stauden, Gräser und Farne als Bonsai gezogen werden, geht man allgemein davon aus, dass Bonsais Bäume sind. Mit der Vorstellung von einem Baum verbinden sich ganz bestimmte Merkmale: Höhe, Größe, ein kräftiger Hauptspross (Stamm), der eine Krone trägt und unten meist astfrei ist. Der Stamm kann sich schon weit unten verzweigen, jedoch deutlich oberhalb des Bodens.

Im Gegensatz dazu sind Büsche im Wuchs niedriger. Der Stamm fehlt, und sie verzweigen sich im oder knapp über dem Boden. Die Grenzen zwischen Baum und Busch sind aber oft verwischt. Vielfach sind Standort- und Klimaverhältnisse ausschlaggebend, ob eine Pflanzenart wie ein Busch oder wie ein Baum wächst.

Jede Baumart hat ihre typischen Eigenheiten, z. B. eine unterschiedliche Anordnung der Äste und Zweige. Die Baumgestalt ist trotzdem nicht konstant. Der Baum besitzt in hohem Maße die Fähigkeit, sein Erscheinungsbild zu ändern und sich auf die Verhältnisse des Standorts einzustellen. Er kann schließlich einen ungünstigen Standort nicht verlassen, sondern muss sich anpassen. So hat die geografische Verbreitung und die Höhenlage eine beträchtliche Auswirkung auf die äußere Gestalt der Pflanzen. Dem Verbreitungsgebiet jeder Art hat die Natur Grenzen gesetzt. Wo Bäume an diese stoßen oder sie überschreiten, finden wir zwergige Artgenossen in großer Zahl.

Natur en miniature

Das Erscheinungsbild der Bäume in der Natur ist mannigfaltig und damit gibt es die verschiedensten Gestaltungsformen, deren sich der Bonsailiebhaber bedienen kann. Ziel der Bonsaigestaltung ist, die Form der ausgewaTchsenen Pflanzen in der Natur im Kleinen widerzuspiegeln.

Bonsaiformen

In der japanischen Bonsai-Kultur haben sich einige typische Wuchsformen herausgebildet, wie sie auch in der freien Natur vorkommen.

 

Chokkan.

Chokkan – streng aufrechte Form

Ein senkrecht wachsender Stamm. Die Äste wachsen in allen Richtungen außer nach vorn. Eine Gegenständigkeit der Äste ist zu vermeiden. Im unteren Drittel der Pflanzenhöhe sollte der Baum unbeastet, der Wurzelansatz gut sichtbar sein.

Moyogi.

Moyogi – frei aufrechte Form

Diese Form hat mit der streng aufrechten Form Chokkan den durchgehenden Stamm gemeinsam. Er weist aber Windungen auf, die zur Spitze hin enger werden. Die Spitze der Krone befindet sich genau über dem Punkt, wo der Stamm aus dem Boden wächst. Die unteren starken Äste weisen in die der Stammkrümmung entgegengesetzte Richtung.

Sokan.

Sokan – Zwillingsstamm

Der Zwillingsstamm gehört in die Gruppe der Mehrfachstämme, wird aber als selbständige Form angesprochen. Beide Stämme unterscheiden sich hinsichtlich der Länge und Stärke voneinander. Sie bilden – wie auch in der Natur – eine gemeinsame Baumkrone. Man kann auch zwei Pflanzen zusammenpflanzen; sie müssen aber den Eindruck erwecken, dass sie aus einer Wurzel wachsen.

Netsuranari.

Netsuranari – verbundene Wurzelform

Bei dieser Form wachsen mehrere Stämme aus einer Wurzel. Die Wurzel liegt zumindest an den Stellen, an denen die einzelnen Stämme aus der Wurzel wachsen, offen. Die Wurzel selbst wächst nicht gerade, sondern in mehreren Windungen.

Shakan.

Shakan – geneigte Form

Der durchgehende Stamm neigt sich nach links oder rechts. Bei dieser Form ist vor allem auf den Wurzelansatz Augenmerk zu legen. Besonders starke Wurzeln wachsen in Neigungsrichtung und vermitteln den Eindruck, dass dieser Baum sicher steht.

Han-kengai.

Han-kengai – Halbkaskadenform

Ähnlich der geneigten Form, aber ohne durchgehenden Leittrieb. Dieser verliert kurz über der Erde seine dominierende Stellung. Ein stark ausgebildeter Seitenast wächst weit über den Schalenrand hinaus bis in die Höhe des Schalenbodens und erinnert an einen Baum, der sich über einen Felsabgrund neigt.

Kengai.

Kengai – Kaskadenform

Diese Baumform erinnert an einen Baum, der weit über einen Felsrand im Gebirge wächst und in die Tiefe weist. Die Kaskadenform spiegelt den ständigen Kampf ums Überleben wider, dem Pflanzen ausgesetzt sein können. Für diese Form werden besonders hohe Pflanzgefäße verwendet. Die Spitze der Pflanze reicht weit über den Topfboden hinunter. Stamm und Äste sind gewunden.

Fukinagashi.

Fukinagashi – windgepeitschte Form

Ähnlich der geneigten Form. Allerdings weisen hier nicht nur der Stamm in eine Richtung, sondern auch alle Äste und Zweige. So wird der Eindruck vermittelt, dass der Baum ständigem Wind aus einer Richtung ausgesetzt ist. Die windgepeitschte Form kann auch mehrstämmig sein.

Bunjingi.

Bunjingi – Literatenform

Bei der Literatenform ist nur die Spitze des Baumes beastet, während der übrige Teil unbeastet und unbeblättert ist. Der Stamm ist schlank aufrecht oder geneigt. Die Form wird ein- oder mehrstämmig gezogen.

Sekijoju.

Sekijoju und Ishitsuki – Felsenform

Hier wachsen ein bzw. mehrere Bäume auf einem Felsen, wobei die Wurzeln keinen Kontakt zum Schalenboden haben (Ishitsuki). Oder die Wurzeln umwachsen (umklammern) einen Stein und wachsen in die Erde. Dies vermittelt den Eindruck einer festen Verankerung der Pflanze (Sekijoju). Als Felsen eignen sich Steine mit rauer Oberfläche, mit Ritzen, Spalten oder Mulden.

Hokidachi.

Hokidachi – Besenform

Diese Form hat eine stark ausgeprägte Krone. Die Wuchsform ist ähnlich der streng aufrechten Form, der Stamm löst sich aber im Gegensatz zu dieser etwa im oberen Drittel auf. Die Krone kann sich aus einem durchgehenden Leittrieb bilden oder aus mehreren gleichwertigen Ästen bestehen. Das Verhältnis von Krone zur Länge des Stammes beträgt 2 zu 1.

Kabudachi.

Kabudachi – Mehrfachstamm

Dieser Gruppe gehören mehrstämmige Bonsais an, die aus einem Wurzelstock wachsen. Die Stämme treten dicht als eine Einheit aus dem Boden heraus oder haben einen sehr kurzen gemeinsamen Stamm. Es ist verpönt, mehrstämmige Bonsais mit einer geraden Anzahl von Stämmen zu ziehen.

Ikadabuki.

Ikadabuki – Floßform

Diese Form vermittelt den Eindruck eines umgeworfenen Baumes, aus dem die Äste als Stämme senkrecht nach oben wachsen. Die einzelnen Stämme liegen im Gegensatz zum Netsuranari in einer Linie.

Yose-ue.

Yose-ue – Waldform

Diese Form vermittelt dem Betrachter den Eindruck, einen Wald vor sich zu haben. Die Waldform besteht aus der Zusammenpflanzung einzelner Bäume der gleichen Art.

Schneiden der Pflanzen

Das Beschneiden gehört zu den wichtigsten Arbeiten der Bonsaigestaltung. Dazu muss man Kenntnisse über die natürlichen Wuchsgesetze haben.

Grundsätze der Triebbildung

Die neuen Triebe der Bäume entwickeln sich aus Knospen (das jüngste Organ des unbelaubten Triebs) bzw. aus Augen (im belaubten Zustand). Da die Bezeichnung Knospe geläufiger ist, wird nachfolgend von Knospen die Rede sein. Man unterscheidet folgende Arten:

Gipfel- oder Terminalknospe: Sie ist die Endknospe an der Spitze eines nicht angeschnittenen Triebs.

Seiten- oder Achselknospen: Sie befinden sich in den Blattachseln der Triebe. Die Größe ist je nach Art und Entwicklungsstadium unterschiedlich.

Nebenknospen: Viele Baumarten besitzen solche Knospen, die am Grunde einer Gipfel- oder Seitenknospe sitzen. Sie treiben neben der eigentlichen Hauptknospe aus, wenn diese abgestorben ist.

Schlafende Knospen (Adventivknospen): Diese sind Reserveknospen, die nicht voll ausgebildet sind. Sie sind äußerlich nicht sichtbar, jedoch stets vorhanden und funktionsbereit, dicht unterhalb der Rinde. Auf besondere Veranlassung, z. B. durch den starken Rückschnitt eines Astes oder des Stamms, treiben die schlafenden Knospen aus, wenn keine anderen Knospen mehr vorhanden sind.

Blütenknospen: Aus ihnen entspringen die Blüten. Blütenknospen können Gipfel- oder Seitenknospen sein.

Wachstumsgesetze

Der Austrieb von Knospen unterliegt gewissen Gesetzmäßigkeiten. Je nachdem, welche Stellung ein Trieb innerhalb des Baumes einnimmt, wird er im Wuchs begünstigt oder vernachlässigt.

Spitzenförderung.

Das Gesetz der Spitzenförderung besagt, dass stets die Knospe am kräftigsten austreibt, die an der Spitze, also am höchsten, steht. Dies gilt nicht nur für die Stammverlängerung, sondern auch für die Seitentriebe. Außerdem gilt dies nicht nur für die Knospen eines Triebs, sondern auch für die Knospen der benachbarten Triebe. Überragt ein Seitentrieb die Stammverlängerung, so wird er stärker austreiben. Wird die Gipfelknospe entfernt, so ist die verbleibende, am höchsten stehende Knospe zum stärkeren Austrieb befähigt. Das Gesetz der Spitzenförderung zwingt dazu, bei allen Gestaltungsformen darauf zu achten, dass die unteren Kronenteile breiter bleiben als die oberen. Sonst übernehmen die oberen derart die Führung im Wachstum, dass die unteren Äste nur kurze, schwache Triebe ausbilden.

Oberseitenförderung.

Steht ein Trieb waagerecht, so ist nicht mehr die Spitzenknospe (Terminalknospe), sondern die auf der Oberseite des Triebs stehenden Knospen (sie stehen jetzt am höchsten) im Austrieb gefördert. Das nennt man Oberseitenförderung.

Scheitelpunktförderung.

Ist ein Trieb allerdings so stark gebogen, dass die Spitzenknospe nach unten zeigt, so sind die am höchsten stehenden Knospen und in abnehmender Reihenfolge die nach rechts und links folgenden Knospen im Austrieb bevorzugt. Es kommt zur Scheitelpunktförderung.

Scheren und Zangen zur Bonsaigestaltung. © mauritius Images

Zeitpunkt der Schnittmaßnahmen

Zimmerbonsais haben keine scharf abgegrenzten Wachstumszeiten. Man kann sich das ganze Jahr über mit ihnen beschäftigen und Schnittmaßnahmen durchführen. Allerdings ist das Wachstum nicht das gesamte Jahr über gleichmäßig. Da es nicht nur von der Temperatur abhängt, sondern auch vom Lichtangebot (Intensität und Tageslänge), verzeichnet man die größten Wachstumsraten in den Frühjahrs- und Sommermonaten, während in den Wintermonaten das Wachstum je nach Pflanzenart nachlässt oder ganz aufhört.

Technik des Schneidens

Werden Äste ganz entfernt und sind diese stärker als ein Bleistift, sollte der Schnitt leicht konkav sein und direkt am Stamm oder Ast durchgeführt werden. Zur Durchführung des Konkavschnitts gibt es eine Spezialzange. Bei einem so durchgeführten Schnitt wächst die Wunde ohne Schwierigkeiten zu und hinterlässt eine kaum sichtbare Narbe.

Die Triebe werden immer dicht über einer Knospe geschnitten. Der Schnitt selbst erfolgt entweder rechtwinklig zur Längsachse des Triebes (bei dünnen Trieben) oder etwas schräg dazu. Hierbei beginnt der Schnitt gegenüber der Knospenbasis und endet über der Knospenspitze. Der im rechten Winkel geführte Schnitt ergibt eine kleine Wunde und sichert die Knospe vor dem Eintrocknen. Auf keinen Fall sollte der Schnitt tiefer als die gegenüberliegende Knospenbasis angesetzt werden.

Richtiger Rückschnitt.