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Lady Bridgerton tanzt Violet Bridgertons Geschichte beginnt vor dem Tod ihres Mannes. Sie ist nicht nur eine leidenschaftliche Ehefrau und die besorgte Mutter, die die Geschicke ihrer acht Kinder Anthony, Benedict, Colin, Daphne, Eloise, Francesca, Gregory und Hyacinth günstig lenken möchte. Vor allem ist sie eine Frau mit einem gütigen Herzen, und dies ist ihre Geschichte.
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Julia Quinn
Bridgerton
Violet
Novelle
Aus dem amerikanischen Englisch von Petra Lingsminat
HarperCollins
Die Originalausgabe erschien 2013 unter dem Titel
Violet in Bloom: A Novella in The Bridgertons: Happily Ever Afterbei Avon Books, an imprint of HarperCollins Publishers, US.
© 2013 by Julie Cotler Pottinger
Deutsche Erstausgabe
© 2025 für die deutschsprachige Ausgabe
by HarperCollins
Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH
Valentinskamp 24 · 20354 Hamburg
Published by arrangement with HarperCollinsPublishersL.L.C., New York
Covergestaltung von zero Werbeagentur, München
Coverabbildungen von Gala Rodio; Vika Suh; Art Merch X, PANPANSTUDIO / Shutterstock
E-Book Produktion von GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783749909148
www.harpercollins.de
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Liebe Leserinnen und Leser,
Liebesromane gehen per Definition immer gut aus. Held und Heldin haben einander ihre Liebe erklärt, und es steht natürlich fest, dass sie glücklich bis ans Ende ihrer Tage leben werden. Das bedeutet jedoch, dass eine Autorin oder ein Autor keine echte Fortsetzung schreiben kann – wenn ich denselben Helden, dieselbe Heldin aus einem früheren Buch wieder aufleben lassen wollte, müsste ich ihr erstes Happy End in Zweifel ziehen, ehe ich ihnen ein weiteres garantieren könnte.
Liebesromanreihen sind daher eher eine Sammlung von Spin-offs, in denen Nebenfiguren aus den vorigen Romanen ihre eigene Liebesgeschichte bekommen und die ehemaligen Hauptfiguren je nach Handlungsbedarf hin und wieder in Erscheinung treten. Selten bekommt ein Autor oder eine Autorin die Gelegenheit, die Entwicklung einer Figur über viele Bücher hinweg zu begleiten.
Deswegen war Violet Bridgerton für mich so besonders. Als sie in Der Duke und ich ihren ersten Auftritt hatte, war sie eine ziemlich zweidimensionale, durchschnittliche Regency-Mutter. Im Lauf der acht Bände wurde sie so viel mehr. In jedem Bridgerton-Roman kam etwas Neues über sie ans Licht, und als ich die Reihe mit Hochzeitsglocken für Lady Lucy abgeschlossen hatte, war sie zu meiner absoluten Lieblingsfigur geworden. Leserinnen haben mich bestürmt, für Violet ebenfalls ein Happy End zu schreiben, doch ich konnte es nicht. Wirklich, ich konnte es nicht – ich glaube einfach nicht, dass ich einen Helden konzipieren könnte, der gut genug ist für sie. Aber ich wollte ebenfalls mehr über Violet erfahren, und »Bridgerton – Violet« zu schreiben war für mich ein Liebesdienst. Ich hoffe, dass Ihnen die Lektüre Freude macht.
Ihre
Julia Quinn
Für meine Leserinnen und Leser, die nie aufgehört haben zu fragen:»Und was geschah dann?«
Und für Paul,der nie aufgehört hat zu sagen:»Was für eine tolle Idee!«
1774
»Violet Elizabeth! Was um alles in der Welt glauben Sie, was Sie da tun?«
Als sie die empörte Stimme ihrer Gouvernante hörte, hielt Violet Ledger inne und überlegte, welche Möglichkeiten sie hatte. Komplette Unschuld vorzugaukeln wäre wohl wenig Erfolg versprechend, schließlich war sie auf frischer Tat ertappt worden. Auch wenn es sich weniger um ein frisches als um ein gebackenes Corpus Delicti handelte: Sie hielt mit beiden Händen einen verlockend duftenden Brombeerkuchen umklammert, dessen immer noch warme Füllung allmählich über den Rand der Backform quoll.
»Violet …«, hakte Miss Fernburst streng nach.
Sie könnte natürlich sagen, dass sie hungrig war. Miss Fernburst wusste genau, dass Violet verrückt nach Süßigkeiten war, daher war die Vorstellung nicht völlig abwegig, dass sie sich mit einem ganzen Kuchen aus dem Staub machen würde …
Tja, aber wohin? Violet überlegte schnell. Wohin könnte man mit einem ganzen Kuchen verschwinden? Nicht zurück in ihr Zimmer, dort wäre sie kaum in der Lage, ihre Spuren zu verwischen. Und Miss Fernburst würde nie glauben, dass Violet so dumm war, das zu tun.
Nein, wenn sie vorhätte, einen Kuchen zu stehlen, um ihn aufzuessen, würde sie ihn mit nach draußen nehmen. Und genau dorthin war sie auch unterwegs gewesen. Allerdings nicht direkt, um den Kuchen zu essen.
Aber sie würde aus dieser Lüge schon noch eine Wahrheit machen.
»Möchten Sie ein Stück Kuchen, Miss Fernburst?«, flötete sie, lächelte süß und klimperte mit den Wimpern, wobei sie ganz bewusst auf die Tatsache setzte, dass sie trotz ihrer achteinhalb Jahre nicht älter aussah als sechs. Meist fand sie das ja ärgerlich – schließlich wollte niemand gern für ein Baby gehalten werden. Aber Violet hatte keine Skrupel, ihre Winzigkeit zu ihrem Vorteil einzusetzen, wenn es die Umstände erforderlich machten.
»Ich veranstalte ein Picknick«, fügte sie erklärend hinzu.
»Mit wem denn?«, erkundigte sich Miss Fernburst misstrauisch.
»Ach, mit meinen Puppen. Mit Mette und Sonia und Francesca und Fiona Marie und …« Sie ratterte eine ganze Liste herunter, wobei sie sich einen Namen nach dem anderen ausdachte. Violet besaß eine ziemlich absurde Anzahl Puppen, denn sie hatte eine Fülle von Onkeln und Tanten und wurde daher als einziges Kind ihrer Generation regelmäßig mit Geschenken überschüttet. Irgendwer kam immer zu ihnen nach Surrey auf Besuch – London lag einfach zu nahe, als dass die Verwandtschaft dem hätte widerstehen können –, und anscheinend waren Puppen das Geschenk du jour.
Violet lächelte. Miss Fernburst wäre stolz auf sie gewesen, wenn sie wüsste, dass sie das eben auf Französisch gedacht hatte. Zu schade, dass sie damit nicht prahlen konnte.
»Miss Violet«, sagte Miss Fernburst streng, »Sie müssen den Kuchen auf der Stelle in die Küche zurückbringen.«
»Den ganzen?«
»Natürlich müssen Sie den ganzen Kuchen zurückbringen«, versetzte Miss Fernburst entnervt. »Sie haben ja nicht einmal das entsprechende Besteck dabei, um sich ein Stück abzuschneiden. Oder den Kuchen zu konsumieren.«
Das stimmte. Doch Violets wahre Kuchenpläne hatten keinerlei Besteck erfordert. Aber da sie ohnehin schon in der Klemme steckte, konnte sie sich genauso gut noch weiter in Schwierigkeiten bringen. »Ich konnte nicht alles tragen. Ich hatte vor, mir noch einen Löffel zu holen.«
»Und den Kuchen wollten Sie so lange im Garten stehen lassen, als Beute für die Krähen?«
»Also, das habe ich eben nicht bedacht.«
»Wer hat was nicht bedacht?«, dröhnte eine tiefe Stimme, die nur ihrem Vater gehören konnte. Mr. Ledger hatte, von den beiden anderen unbemerkt, den Salon betreten. »Violet, was um alles in der Welt treibst du hier mit einem Kuchen?«
»Genau das versuche ich soeben herauszufinden«, erklärte Miss Fernburst steif.
»Also …«, sagte Violet, um Zeit zu gewinnen, und gab sich Mühe, nicht sehnsüchtig zu den Terrassentüren zu schielen, die hinaus auf den Rasen führten. Sie war erledigt. Ihren Vater hatte sie noch nie anschwindeln können. Er durchschaute einfach alles. Sie wusste nicht, wie er das anstellte, es musste irgendetwas in ihrem Blick sein.
»Sie sagt, dass sie mit ihren Puppen ein Picknick im Garten veranstalten will«, berichtete Miss Fernburst.
»Tatsächlich.« Keine Frage, eine Aussage. Ihr Vater kannte sie viel zu gut, um seine Bemerkung als Frage zu formulieren.
Violet nickte. Nun ja, ein wenig. Eigentlich war es nicht mehr als ein kleines Senken des Kinns.
»Weil du deine Spielsachen ja immer mit richtigem Essen fütterst«, fuhr ihr Vater fort.
Sie schwieg.
»Violet«, sagte ihr Vater streng, »was hattest du mit diesem Kuchen vor?«
»Ähm …« Angelegentlich starrte sie auf einen Fleck am Boden, etwa sechs Fuß zu ihrer Linken.
»Violet?«
»Es sollte nur eine ganz kleine Falle werden«, murmelte sie.
»Eine kleine was?«
»Eine Falle. Für diesen Bridgerton-Jungen.«