Bridget Jones' Baby - Helen Fielding - E-Book

Bridget Jones' Baby E-Book

Helen Fielding

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Beschreibung

Bridget Jones hört sie schon seit einiger Zeit ticken: ihre biologische Uhr. Und auch ihr Bekanntenkreis wird nicht müde, sie darauf hinzuweisen, dass das Thema Nachwuchs langsam drängt. Und dann führt eine Abfolge chaotischer Ereignisse schließlich zu der großen Nachricht: Bridget ist schwanger! Allerdings nicht ganz wie geplant – und turbulent geht es prompt weiter. Bridget stolpert durch aufregende Monate voller gut gemeinter Ratschläge selbstgefälliger Mütter, voller Konfusion bei Ultraschalluntersuchungen und Geburtsvorbereitungskursen, voller Vorfreude, Verzweiflung und voller Käsekartoffeln. Und über allem schwebt die Frage: Wer ist der Vater?

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Seitenzahl: 222

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Buch

Bridget Jones hört sie schon seit einiger Zeit ticken: ihre biologische Uhr. Und auch ihr Bekanntenkreis wird nicht müde, sie darauf hinzuweisen, dass das Thema Nachwuchs langsam drängt. Und dann führt eine Abfolge chaotischer Ereignisse schließlich zu der großen Nachricht: Bridget ist schwanger! Allerdings nicht ganz wie geplant – und turbulent geht es prompt weiter. Bridget stolpert durch aufregende Monate voller gut gemeinter Ratschläge selbstgefälliger Mütter, voller Konfusion bei Ultraschalluntersuchungen und Geburtsvorbereitungskursen, voller Vorfreude, Verzweiflung und voller mit Käsekartoffeln. Und über allem schwebt die Frage: Wer ist der Vater?

Weitere Informationen zu Helen Fielding sowie zu lieferbaren Titeln der Autorin finden Sie am Ende des Buches.

Helen Fielding

Bridget Jones’ Baby

Roman

Aus dem Englischen von Karin Diemerling, Heike Reissig und Stefanie Retterbush

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Die Originalausgabe erschien 2016 unter dem Titel »Bridget Jones’s Baby – The Diaries« bei Jonathan Cape, Random House, London. Basierend auf den Kolumnen, die im Independent erstmals veröffentlicht worden waren. Mit Dank an Working Title Films und Universal Pictures.

1. Auflage Deutsche Erstveröffentlichung November 2016 Copyright © der Originalausgabe 2016 by Helen Fielding Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2016 by Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München. Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München nach einem Design von Carol Devine Carson Abbildung in Kapitel 13: © shutterstock/Aga_Rafi Redaktion: Ann-Catherine Geuder AB · Herstellung: Str. Satz: Uhl + Massopust, Aalen ISBN: 978-3-641-21083-0V006www.goldmann-verlag.de Besuchen Sie den Goldmann Verlag im Netz

Für Kevin, Dash und Romy

Inhaltsverzeichnis

Intro

Eins: Ein ominöses Vorzeichen

Zwei: Die Taufe

Drei: Männer sind wie Busse

Vier: Vorwechseljahre

Fünf: Wer war das?

Sechs: Die Wahrheit sagen

Sieben: Flachwichserei

Acht: Familienwerte

Neun: Chaos und Unordnung

Zehn: Totalzusammenbruch

Elf: »Nein«

Zwölf: Weniger ist mehr

Dreizehn: Erkenntnis

Vierzehn: Versöhnung

Fünfzehn: Ihre Majestät rettet den Tag, sozusagen

Sechzehn: Scheinschwangerschaft

Siebzehn: Die Ankunft

Achtzehn: Du hast es geschafft!

Zu guter Letzt …

Danksagung

Über die Autorin

Intro

Liebster Billy,

ich bin mir sicher, eines Tages wirst du sowieso alles herausfinden, also dachte ich mir, du solltest am besten von deiner Mum selbst hören, wie die ganze Geschichte angefangen hat. Das hier sind Auszüge aus meinen Tagebüchern und andere Fund- und Bruchstücke aus einer ziemlich verworrenen, verwirrenden Zeit.

Bitte sei nicht schockiert. Wenn du das liest, bist du hoffentlich alt genug, um zu verstehen, dass selbst deine Eltern mal so was gemacht haben, und du weißt ja, ich war immer schon ein freches Ding.

Es gibt nämlich nicht nur einen großen Unterschied zwischen dem Bild, das wir uns von uns selbst machen, und dem, wie wir wirklich sind, sondern auch zwischen unseren Erwartungen an das Leben und dem, wie es tatsächlich verläuft. Aber wenn du dich nicht beirren lässt und nicht den Mut verlierst, ergibt sich das meiste von selbst – so wie bei mir, denn dich zu bekommen war das Beste, was mir je passiert ist.

Tut mir leid wegen dem hier und allem anderen.

Alles Liebe, Mum x

(Bridget)

EINS Ein ominöses Vorzeichen

Samstag, 24. Juni

Mittag. London. Meine Wohnung. Oh Gott. Oh Gott. Bin später als spät dran und furchtbar verkatert, und alles ist ganz schreckl– Oooh, Telefon!

»Ach, hallo, Liebes, rate mal?« Meine Mutter. »Wir waren gerade bei Mavis Enderbury zum Karaoke-Brunch, und rate mal? Julie Enderbury hat gerade ihr …«

Man konnte die Reifen buchstäblich quietschen hören: Als hätte sie vor einem hoffnungslos Übergewichtigen beinahe das Wort »fett« ausgesprochen.

»Hat gerade was?«, murmelte ich und stopfte mir hektisch die Reste einer Scheibe Ziegenkäserolle in den Mund, dicht gefolgt von einem Proteinriegel, um den Kater ein bisschen milder zu stimmen, während ich gleichzeitig versuchte, ein auch nur halbwegs tauftaugliches Kleid aus dem heillosen Durcheinander auf meinem Bett zu fischen.

»Nichts, Liebes!«, flötete sie.

»Was hat Julie Enderbury gerade?« Ich würgte leicht. »Sich die Riesenmöpse vergrößern lassen? Sich einen schnuckeligen jungen Brasilianer zugelegt?«

»Ach, nichts, nichts, Liebes. Sie hat nur gerade ihr Drittes bekommen, aber eigentlich wollte ich was ganz anderes sagen …«

Grrr! Warum MACHT meine Mutter so was nur immer? Es ist auch so schon schlimm genug, mit Vollgas auf die Baby-Deadline zuzuschlingern, ohne dass …

»Warum bitte machst du so ein Geheimnis um Julie Enderburys drittes Kind?«, krächzte ich und hackte verzweifelt auf der Fernbedienung des Fernsehers herum, um irgendwie dieser blöden Situation zu entkommen, nur um bei einem Werbespot zu landen, in dem das Baby eines magersüchtigen Teenie-Models mit einer Rolle Toilettenpapier spielte.

»Ach, tue ich doch gar nicht, Liebes«, flötete meine Mutter. »Aber egal, denk nur mal an diese Angelina Jolie. Sie hat ein chinesisches Baby adoptiert …«

»Mutter, ich glaube, wenn du dich etwas näher damit befasst, wirst du feststellen, dass Maddox ursprünglich aus Kambodscha kommt«, entgegnete ich kühl. Mal ehrlich, wie sie immer über Promis redet, man könnte meinen, sie hätte eben noch bei Mavis Enderburys Karaoke-Brunch mit Angelina Jolie ein vertrauliches Gespräch unter vier Augen geführt.

»Worauf ich hinauswill: Angelina hat dieses kleine Baby adoptiert und sich dann Brad geangelt, und dann haben sie zusammen noch mehr Babys bekommen.«

»Ich glaube nicht, dass Angelina sich Brad mithilfe eines Babys ›geangelt‹ hat, Mutter. Kinder zu bekommen ist nicht zwangsläufig das höchste Ziel im Leben einer Frau«, sagte ich und kämpfte mich in ein flattriges apricotfarbenes Sommerkleidchen, das ich zum letzten Mal bei Magdas Hochzeit getragen hatte.

»Ganz recht, Liebes. Und manche Menschen führen auch ohne Kinder ein wunderbar erfülltes Leben! Sieh dir nur Wynn und Ashley Green an! Die beiden haben schon vierunddreißig Nilkreuzfahrten zusammen unternommen! Wobei, die beiden haben sich, also …«

»Ehrlich gesagt, Mum, bin ich zum ersten Mal in meinem Leben wunschlos glücklich. Ich bin erfolgreich in meinem Beruf, ich habe ein funkelnagelneues Auto mit Navi, und ich bin frei, so freiii …«, schwärmte ich und schaute aus dem Fenster, wo ich – bizarrerweise – ein Grüppchen schwangerer Frauen sah, die gemächlich die Straße entlangschlenderten und sich die kugeligen Bäuche tätschelten.

»Hmmm. Jedenfalls, Liebes. Rate mal!«

»Was?«

Dahinter folgten drei weitere Schwangere. Langsam wurde es absurd.

»Sie hat zugesagt! Die Queen! Am dreiundzwanzigsten März kommt sie zur Feier des tausendfünfhundertjährigen Jubiläums des Ethelred-Steins zu einem königlichen Besuch.«

»Was? Wer? Ethelred?«

Inzwischen wimmelte es unten auf der Straße nur so von schwangeren Frauen, die am Haus vorbeiwatschelten.

»Du weißt schon! Das Ding unten im Ort neben dem Hydranten, wo Mavis mal eine Parkkralle am Auto hatte. Es ist aus der Zeit der Angelsachsen«, plapperte Mum unverdrossen weiter. »Jedenfalls, solltest du nicht längst bei der Taufe sein? Elaine hat mir erzählt, Mar–«

»Mum. Hier geht etwas sehr Seltsames vor sich«, murmelte ich unheilkündend. »Musslostschüss.«

Grrr! Warum geben einem alle Leute das Gefühl, ein Versager zu sein, bloß weil man keine Kinder hat? Ich meine, fast alle haben doch eher zwiespältige Gefühle bei der ganzen Sache. Meine Mutter nicht ausgenommen. Sie behauptet immer: »Liebes, manchmal wünschte ich mir, ich hätte NIE Kinder bekommen.« Und außerdem ist das heutzutage gar nicht so einfach, weil Männer immer mehr zu unterentwickelten, primitiven Primaten mutieren, und das Letzte, was man möchte, ist … Gaah! Türklingel.

12.30 Uhr. War Shazzer – endlich! Habe sie reingelassen und bin dann total panisch wieder zum Fenster gesprintet, während sie durch die Wohnung zum Kühlschrank geklappert ist, in einem vollkommen taufuntauglichen kleinen Schwarzen und halsbrecherisch hohen Jimmy Choos.

»Bridge, beeil dich, verdammt noch mal. Wir sind schon später als spät! Warum versteckst du dich als Fee verkleidet unter dem Fenster?«

»Das ist ein Omen«, blubberte ich. »Gottes Strafe dafür, dass ich eine egoistische Karrierefrau bin und der Natur mit Verhütungsmitteln ein Schnippchen schlage.«

»Wovon zum Teufel redest du?«, fragte sie unbeeindruckt und spähte in den Kühlschrank. »Hast du noch Wein da?«

»Hast du das nicht gesehen? Die ganze Straße wimmelt nur so von schwangeren Frauen. Das ist ein ominöses Vorzeichen. Bald werden Kühe vom Himmel fallen, Pferde mit acht Beinen geboren und …«

Shazzer schlenderte zum Fenster, beugte sich hinaus und warf einen Blick nach draußen auf die Straße, ihr Knackarsch verführerisch umhüllt von dem kleinen Schwarzen.

»Da unten ist niemand, bis auf einen einzelnen, ziemlich heißen Kerl mit Bart. Wobei, so heiß ist er nicht. Nicht sonderlich jedenfalls. Vielleicht ohne Bart.«

Ich hechtete zum Fenster und starrte verdattert hinunter auf die leere Straße. »Sie sind weg. Weg. Aber wohin?«

»Okay, ruhig, ganz ruhig, ja«, murmelte Shazzer im Tonfall eines amerikanischen Cops, der gerade mit dem achten bewaffneten Irren an diesem Tag verhandelte. Blinzelnd starrte ich sie an wie ein Kaninchen den Scheinwerferkegel eines heranrasenden Autos, dann raste ich zur Tür und die Treppe hinunter, während sie mir mit klackernden Absätzen folgte.

Ha!, dachte ich, unten angekommen. Da waren NOCHZWEI Schwangere, die eilig, wenn auch schwerfällig in dieselbe Richtung strebten.

»Wer sind Sie?«, stellte ich die beiden todesmutig zur Rede. »Was hat das zu bedeuten? Wo wollen Sie hin?«

Die beiden Frauen zeigten auf ein Schild vor dem pleitegegangenen veganen Café. POP-UPSCHWANGEREN-YOGA stand da.

Hörte Shazzer hinter mir schnauben.

»Gut, prima, bestens«, sagte ich zu den Frauen. »Ich wünsche Ihnen einen wunder-, wunderschönen Tag.«

»Bridget«, prustete Shazzer, »du bist so was von durchgeknallt.« Und dann krümmten wir uns beide hysterisch kichernd im Hauseingang.

13.04 Uhr. Mein Auto. London. »Schon okay, wir haben alle Zeit der Welt«, versicherte ich Shazzer.

Eigentlich sollten wir bereits seit vier Minuten in Chislewood House sein, zu einem kleinen Umtrunk vor der Taufe. Stattdessen standen wir in einem dicken fetten Stau in der Cromwell Road. Immerhin in meinem neuen Auto, dem man sagen kann, wo es einen hinbringen soll, und das anrufen kann und alles.

»Magda anrufen«, befahl ich dem Auto großspurig.

»Sie sagten Mayeur Garden«, entgegnete das Auto.

»Nein, nicht Mayeur Garden, Flachwichser«, kreischte Shazzer.

»Umleiten nach Winchester«, sagte das Auto.

»Nein! Du sturer Bock«, brüllte Shazzer.

»Umleiten nach Studely Wallop.«

»Brüll mein Auto nicht an.«

»Was denn, verteidigst du jetzt schon das verdammte Auto gegen mich?«

»Höschen anziehen. AN-ZIE-HEN«, dröhnte Magdas Stimme unvermittelt aus dem Wagen. »Ohne Höschen KEINE Taufe.«

»Wir haben Höschen an!«, antwortete ich pikiert.

»Du vielleicht«, murmelte Shaz.

»Bridget! Wo steckt ihr bloß? Du bist die Taufpatin. Haue auf den Popo, Haue auf den Popo.«

»Alles bestens! Wir flitzen gerade über die Landstraße! Müssten eigentlich in ein paar Minütchen da sein!«, schwindelte ich und grinste Shazzer aufgekratzt an.

»Oh, also gut, dann beeilt euch, wir müssen uns erst mal ein bisschen Mut antrinken für den Tag. Außerdem muss ich dir noch was sagen.«

»Was denn?«, fragte ich, erleichtert, dass Magda nicht stinksauer auf uns war. Das ließ sich alles an wie ein gemütlicher kleiner Ausflug ins Grüne.

»Ähm, es geht um den anderen Taufpaten.«

»Jaaa?«

»Hör zu, es tut mir wirklich aufrichtig leid. Wir haben inzwischen so viele Kinder, dass uns langsam die auch nur annähernd solventen Männer ausgehen. Jeremy hat ihn gefragt, ohne mir vorher Bescheid zu sagen.«

»Wen?«

Schweigen mit Gebrüll im Hintergrund. Dann ein einzelnes Wort, das mir ins Herz schnitt wie ein französisches Messer in einen Ziegenweichkäse.

»Mark.«

»Das soll ein Witz sein«, meinte Shazzer.

Stille.

»Nein, ernsthaft, das soll wohl ein Witz sein, Magda?«, wiederholte Shazzer. »Was zum Teufel hast du dir verdammt noch mal dabei gedacht, du masochistische Irre? Du willst sie doch nicht allen Ernstes zwingen, mit dem verdammten Mark Darcy vorm Altar zu stehen, vor all den verdammten selbstzufriedenen verheirateten Langweilerpaaren …«

»Constance! Leg das wieder hin. ZURÜCKINSKLO! Sorry, ich muss weg!«

Und dann war die Leitung tot.

»Halt sofort an«, sagte Shaz. »Wir fahren da nicht hin. Dreh um.«

»Bei der nächsten. Möglichkeit. Wenden«, schepperte das Auto.

»Nur weil Magda sich so verzweifelt an Jeremy klammert und ›versehentlich‹ noch mal schwanger geworden ist und ihr jetzt die Taufpaten ausgehen, heißt das noch lange nicht, dass du mit deinem analfixierten, total gestörten Ex vor dem Altar Vater, Mutter, Kind spielen musst.«

»Aber ich muss da hin. Das ist meine heilige Pflicht. Ich bin die Taufpatin. Andere gehen nach Afghanistan.«

»Bridget, wir sind hier nicht in Afghanistan, und das ist ein absurder, abgeschmackter, gesellschaftlich legitimierter Riesenmist. Halt sofort an.«

Ich versuchte, die Spur zu wechseln, aber sofort fingen alle um mich herum an, hysterisch zu hupen. Schließlich entdeckte ich eine Tankstelle neben einem Sainsbury’s-Homebase-Baumarkt.

»Bridge.« Shazzer sah mich an und strich mir ein paar Haare aus dem Gesicht. Einen Moment lang dachte ich, sie wäre vielleicht lesbisch.

Ich meine, die jungen Leute heutzutage bezeichnen sich längst nicht mehr als homo oder hetero, sie SIND einfach. Und Beziehungen zu Frauen erscheinen mir so viel leichter als zu Männern. Aber andererseits mag ich Sex mit Männern, und ich habe noch nie …

»Bridget!«, fuhr Shazzer mich streng an. »Du bist schon wieder in Trance. Immer machst du, was andere von dir verlangen. Hol dir, was du brauchst. Lass dich flachlegen. Wenn du auf Teufel komm raus diesen beschissenen Albtraum durchziehen willst, dann lass dich BEIDIESEMALBTRAUM flachlegen. Genau das werde ich auch machen, nicht bei dem Albtraum, sondern in meiner Wohnung, und wenn du dich unbedingt in eine VOLLKOMMENINAKZEPTABLE Situation bringen willst, nur um es allen recht zu machen, dann rufe ich mir jetzt ein Taxi. Ich für meinen Teil werde den Nachmittag damit verbringen, meinen neuen Toy-Boy einzuweihen.«

Aber Magda ist meine Freundin und war immer nett zu mir. Also musste ich zu der Taufe fahren. Während ich so ganz allein in meinem neuen Auto saß, suhlte ich mich in Selbstmitleid bei dem Gedanken daran, was hätte sein können. Zum Glück war mein Auto während der Fahrt sehr gesprächig.

Fünf Jahre zuvor

Kann noch immer nicht fassen, was passiert ist. Ich wollte nichts falsch machen. Wollte doch nur nett sein. Shazzer hat recht. Muss wieder mehr lesen, zum Beispiel: Warum die nettesten Männer die schrecklichsten Frauen haben … und die netten Frauen leer ausgehen.

Mark und ich haben unsere Verlobung im Claridge’s Ballroom gefeiert. Mir wäre eine andere Location lieber gewesen, ein bisschen ausgefallener, mit Lichterketten und Weidenkörben statt Lampenschirmen, Sofas draußen im Freien, die eigentlich für drinnen bestimmt sind, usw. Aber Mark findet nun mal einen Laden wie das Claridge’s angemessener für eine Verlobungsfeier, und darum geht es doch in einer Beziehung, man muss Kompromisse machen. Und Mark, der gar nicht singen kann, hat gesungen. Er hat den Text von »My Funny Valentine« umgedichtet.

My funny Valentine, sweet funny Valentine, Mein Herz aus Eis schmilzt, wenn du lachst, Und wenn du irre Sachen machst, Und redest über Kalori’n Das kann ich oft gar nicht versteh’n Du bist von deinem Gewicht besessen, chronisch zu spät, hast immer was vergessen. Doch lies jetzt bloß nicht Proust und Poe.Ok ist okay und genauso Hello. Ohne dich wär’ mein Leben trist und grau, Änd’re dich nicht, werd’ nur meine Frau.

Er kann wirklich nicht singen, aber weil er normalerweise so zugeknöpft ist, waren alle ganz gerührt, und Mark hat sich völlig vergessen und mich in aller Öffentlichkeit auf den Mund geküsst. Ich dachte wirklich, ich werde nie wieder im Leben so glücklich sein.

Aber später ist dann alles sehr dramatisch schiefgegangen.

Vorsätze

Sollte je in meinem Leben irgendwas noch mal beinahe klappen, dann will ich mit den folgenden Dingen nie wieder was zu tun haben:

a) Karaoke

b) Daniel Cleaver (mein Exfreund, zugleich Mark Darcys Erzrivale und alter Kumpel aus Cambridge, außerdem derjenige, der Marks erste Ehe zerstört hat, weil er auf Marks Küchentisch Sex mit Marks erster Frau hatte, und zwar genau in dem Moment, als Mark von der Arbeit nach Hause kam)

Ich stolperte gerade von einem der Tische, nachdem ich inbrünstig »I Will Always Love You« geschmettert hatte, als ich merkte, wie Daniel Cleaver mich mit großen Hundeaugen traurig anschaute.

Daniel ist wirklich sehr manipulativ und sexuell inkontinent und untreu, und er erzählt einen Haufen Lügen und kann sehr unnett sein, und verständlicherweise hasst Mark ihn wegen all dem, was früher passiert ist, aber ich finde, er hat trotzdem auch eine sehr liebenswerte Seite.

»Jones«, säuselte Daniel. »Hast du einen Moment Zeit? Ich zerfleische mich mit Selbstvorwürfen. Du bist das einzige Wesen auf der Welt, das überhaupt jemals in der Lage gewesen wäre, mich zu retten, und jetzt heiratest du einen anderen. Ich kann nicht mehr, es kommt mir vor, als würde alles um mich herum zusammenbrechen. Nur ein paar nette Worte unter vier Augen, Jones, ja?«

»Abrrnatülich, Dänjäll, klarro«, nuschelte ich leicht verdattert. »Alle solln so glücklich sein wiech.« Rückblickend ist es durchaus möglich, dass ich ein klitzekleines bisschen betrunken war.

Daniel nahm mich am Arm und dirigierte mich irgendwohin.

»Ich leide wie ein Hund, Jones. Wie ein geprügelter Hund.«

»Nein. Hörma. Ich glaube echt, echt dass … Glücklichsain ist sooo …«

»Komm hier rein, Jones. Ich muss wirklich dringend mit dir reden, allein …«, sagte Daniel und führte mich schwankend in einen Nebenraum. »Ist mein Leben jetzt endgültig verpfuscht, für immer und ewig?«

»Nein!«, entgegnete ich entschieden. »Neijen! Daniel! Du WIRS wiedr glücklich. Bschtümmt.«

»Halt mich, Jones«, flehte er. »Ich habe Angst, dass ich nie wieder …«

»Hörsu. Glücklichsain IST Glückssssache, weil …«, brabbelte ich, verlor das Gleichgewicht und kippte schwungvoll vornüber.

»Jones«, knurrte er angetörnt. »Nur noch ein letzter Blick auf das riesengroße Oma-Höschen, das ich so liebe. Um Daddy glücklich zu machen? Ehe mein Leben zu Asche zerfällt?«

Die Tür flog auf, und ich schaute entsetzt auf, genau in Marks Gesicht, just als Daniel meinen Rock hochhob. Kurz sah ich den Schmerz in Marks braunen Augen aufblitzen und dann nichts mehr als vollkommene, eiskalte emotionale Leere.

Diese eine Sache konnte Mark mir nicht verzeihen. Mark und ich sind nach der Party zusammen nach Hause gegangen, als sei nichts gewesen. Wochenlang haben wir weitergemacht, haben nach außen hin so getan, als sei alles in bester Ordnung. Aber wir konnten uns nichts vormachen, sosehr wir es auch versuchten.

Wie du vermutlich weißt, habe ich einen Abschluss in Englischer Sprach- und Literaturwissenschaft, von der Bangor University, und ich musste an eine Zeile aus einem von H. D. Lawrence’ großartigen Werken denken:

Es hatte sich in ihrer stolzen, ehrenhaften Seele etwas herauskristallisiert gegen ihn, so hart wie Stein.

Es hatte sich in Marks stolzer, ehrenhafter Seele etwas herauskristallisiert gegen mich. »Was zum Teufel stimmt nicht mit dem Kerl? Das war ein vollkommen belangloser Zwischenfall, auf ein ganzes Menschenleben gerechnet. Er weiß doch, was für ein Mensch Daniel ist«, meinten die Freunde. Aber für Mark ging das Ganze viel tiefer, als ich es verstehen und er es erklären konnte. Es war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Schließlich sagte er mir, er könne so nicht weitermachen. Ich hatte noch meine Wohnung. Er entschuldigte sich für die Umstände, das gebrochene Herz usw. Auf seine unnachahmlich taktvolle, würdevolle Art kümmerte er sich darum, Freunden und Verwandten die traurige Kunde zu übermitteln, dass wir unsere Verlobung aufgelöst hatten, und kurz darauf ging er einer neuen Stelle wegen nach Nordkalifornien.

Die Freunde waren großartig, sagten Sachen wie: »Er ist ein total analfixierter, verklemmter, verkorkster Internatsschüler und absolut bindungsunfähig.« Sechs Monate später heiratete er Natasha, die Gespenstheuschrecke/Anwältin, die dabei gewesen war, als ich Mark das erste Mal im Anzug gesehen habe – bei der Buchvorstellung von Kafkas Motorrad, wo sie endlos mit Salman Rushdie über »kulturelle Hierarchien« schwadroniert hatte und mir nichts Besseres eingefallen war, als zu sagen: »Wissen Sie, wo die Toiletten sind?«

Von Daniel habe ich nie wieder was gehört. »ZUMTEUFEL mit Daniel. Das ist ein sexuell inkontinenter bindungsunfähiger emotionaler Flachwichser, der sich nie auf eine Beziehung einlassen wird«, schimpfte Shazzer. Sieben Monate später heiratete Daniel eine osteuropäische Model-Prinzessin und war von da ab gelegentlich auf den Seiten der Hello zu sehen, wie er an der Befestigungsmauer einer Burg lehnte, mit Bergen im Hintergrund, und aussah, als sei ihm die ganze Geschichte ein kleines bisschen peinlich.

Und nun kroch ich also fünf Jahre später im Schneckentempo über die M4, später noch als spät, auf dem Weg zum ersten Wiedersehen mit Mark, seit das mit uns in die Brüche gegangen war.

ZWEI Die Taufe

Samstag, 24. Juni

14.45 Uhr. Parkplatz, Nether Stubbly Church, Gloucestershire. Okay. Alles in allerbester Ordnung. Ist erst fünfzehn Minuten später, als die Taufe anfangen sollte, und heutzutage fängt doch nichts mehr pünktlich an, oder? Werde die Ruhe selbst, gelassen und würdevoll sein. Werde mich einfach in potenziell unangenehmen Situationen fragen: »Was würde der Dalai Lama tun?« Und das dann tun.

Ich stieg aus dem Auto und betrat eine traumhaft schöne Cotswolds-Mittsommer-Szene: uralte kleine Kirche, Rosen, der Duft von frisch gemähtem Gras, dicht belaubte Bäume. Alles war still, bis auf die Vögel und die Bienen. Es war so schön, wie England nur schön sein kann, an dem einen Tag im Jahr, wenn die Sonne scheint und alle in Panik geraten, um nur ja nichts zu verpassen, weil es sein könnte, dass es erst im nächsten Sommer wieder so einen schönen Tag gibt.

Auf hohen Absätzen stakste ich zur Kirche, etwas beunruhigt, weil sonst weit und breit niemand zu sehen war. Die werden doch wohl nicht ohne die Taufpatin angefangen haben? Auf einmal ganz unvermittelt das Dröhnen von Hubschrauberrotoren. Ich stand da mit sich bauschendem Kleid und wehenden Haaren und beobachtete den Helikopter, der sich im Landeanflug näherte. Noch ehe die Kufen den Boden berührten, sprang Mark Darcy ganz bondmäßig heraus und strebte mit langen Schritten auf die Kirche zu, während der Hubschrauber knatternd in den Sommerhimmel entschwand.

Versuchte, Contenance zu wahren, so gut das eben geht, wenn man mit hohen Absätzen über einen Rasen läuft, und schaffte es gerade noch rechtzeitig in die Kirche. Sagte mir immer wieder, dass alles gut werden würde, weil ich endlich mein Idealgewicht hatte und mir deshalb jeder ansehen würde, wie sehr ich mich verändert hatte. Das altbekannte Kribbeln im Bauch, als ich Marks große, aufrechte Gestalt vorne in der Kirche stehen sah. Auf dem Weg zum Altar hörte ich Cosmo ganz deutlich sagen: »Ist sie krank? Sie sieht aus wie eine Gespenstheuschrecke! Was ist denn mit ihren … du weißt schon … Titten passiert?«

Vorne angekommen, meinte der Vikar spitz: »Wie schön! Dann können wir ja jetzt endlich anfangen!«, und murmelte kaum hörbar: »Und nur noch drei weitere dieser Albträume heute Nachmittag.«

»Bridget, wo zum Teufel hast du gesteckt, wo ist Shazzer?«, zischte Magda aufgebracht, woraufhin der heutige Täufling, Molly, ohrenbetäubend losbrüllte. »Hier – nimm du sie.« Magda reichte mir das Baby – die Kleine roch herrlich nach Babypuder und Milch. Erfreulicherweise kuschelte sie sich zufrieden an meine Brüste – die nebenbei bemerkt sehr wohl NOCHDAWAREN – und hörte auf zu weinen.

Mark nahm meine Anwesenheit mit einem kaum merklichen Seitenblick zur Kenntnis.

Die Taufe an sich war ganz okay. Habe das schon so oft gemacht, das kann ich echt im Schlaf. Aber gleich hinterher ist Mark, statt wie alle anderen draußen rumzustehen und Smalltalk zu machen, abgezischt und verschwunden.

Bei der anschließenden Feier bin ich direkt in ein Grüppchen selbstzufriedener Glucken geraten.

»Australische Nannys chatten den ganzen Tag.«

»Such dir lieber eine osteuropäische! Audrona hat einen Ingenieursabschluss in Aeronautik von der Universität Budapest.«

»Ach, sieh mal einer an, da ist ja Bridget«, gurrte Mufti. »Jedermanns liebste Patentante!«

»Wie viele sind es inzwischen, Bridget?«, fragte Caroline und strich sich über die Schwangerschaftskugel.

»Vierhundertsiebenunddreißig«, erwiderte ich fröhlich. »Achtunddreißig mit dieser! Ooh, muss leider weg und …«

»Du solltest dir wirklich endlich mal eigene Kinder zulegen, meinst du nicht, Bridget?«, mischte Woney sich ein. »Viel Zeit bleibt dir ja nicht mehr.«

Für den Bruchteil einer Sekunde stellte ich mir vor, wie ich Woney an den Ohren packte und sie anbrüllte: »Meinst du, das weiß ich nicht selbst?« Habe ich dann aber nicht, weil ich ihr, wie schon so oft in den vergangenen zehn Jahren, nicht zu nahe treten wollte.

»Willst du mal meine Kugel fühlen?«, fragt Caroline und tätschelt sich den dicken Bauch.

»Nein, nicht unbedingt, danke.«

»Nein, mach nur, los, streichle sie.«

»Nein, ich muss jetzt wirklich …«

»Streichle. Meinen. Bauch«, zischte sie mit Furcht einflößender Stimme. »Ach, jetzt tritt sie mich!«

»Und wer könnte es ihr verdenken?«, platzte Magda dazwischen. »Lasst Bridget in Ruhe, ihr hässlichen alten Kartoffelsäcke. Ihr seid doch bloß neidisch, weil ihr auch gerne so einen Job hättet wie sie und davon träumt, blutjunge gertenschlanke Sexgötter zu vögeln. Komm, Bridget, wir holen uns was zu trinken.«

Energisch befreite sie mich aus dieser Folterszene, blieb aber nach ein paar Schritten plötzlich wie angewurzelt stehen. Mit aschfahlem Gesicht wisperte sie mir zu: »Jeremy unterhält sich schon wieder mit dieser Frau.«

»Ach herrje, Magda, das tut mir so leid. Läuft das immer noch zwischen den beiden?«, fragte ich.

»Jupp. Ich muss zu ihnen. Die Bar ist da drüben. Bis später.«

Schlängelte mich durch das Gedrängel vor der Bar, mitten durch einen Pulk betrunkener Väter.

»Wenn sie mit sechs eine Chance in Westminster haben sollen, muss man spätestens mit drei mit dem Förderunterricht anfangen.«

»Exakt. Aber mit elf kann man es auch noch mal versuchen.«

»Keine Chance.«

»Es sei denn, sie haben bis dahin das Latinum.«

»Bridget! Warst du krank? Wo sind deine Brüste, verdammt?«

»Hast du endlich einen neuen Freund?«

Irgendwie schaffte ich es, mich ohne größere Zwischenfälle durchzudrängeln, indem ich nur freundlich in alle Richtungen nickte und lächelte. Erschöpft warf ich mich auf den Tresen und dachte schon, es könnte nicht schlimmer kommen, nur um dann festzustellen, dass ich direkt neben Mark Darcy stand.

Das Gespräch verlief wie folgt:

MARKDARCY: Hallo.

ICH: Hallo.

MARK: Wie geht’s?

ICH: (eigenartige Stimme) Sehr gut, danke. Wie geht’s dir?

MARKDARCY: Sehr gut.

ICH: Mir auch.

MARKDARCY: Gut.

ICH: Ja.

MARK: Na dann, wiedersehen.

ICH: Ja, dann. Wiedersehen.

Dann sprachen wir jeder einen anderen Barkeeper an.

»Ein Glas Weißwein, bitte«, sagte ich.

»Wodka Martini«, hörte ich Mark sagen.

»Ganz großes Glas, bitte.«

»Machen Sie gleich einen Triple.«

»Sehr groß.«

»Und einen Whisky zum Runterspülen.«

Wir standen total verlegen herum, mit dem Rücken zueinander. Und dann stürzten die betrunkenen Väter sich auf Mark.

»Darcyyyyyyyyyy! Wie zum Teufel geht’s dir, du alter Sack? Was sollte das denn, hier in letzter Sekunde mit dem Hubschrauber aufzukreuzen?«

»Nun ja, ich kam gerade aus einer ziemlich wichtigen Sitzung des Außenministeriums.«

Der Barkeeper stellte das Glas Wein vor mir auf den Tresen, und ich trank einen riesengroßen Schluck und plante dabei meine Flucht.

»Und, wie ist das Singleleben so, Darcy?«, fragte Cosmo.

Ich erstarrte zur Salzsäule. Singleleben?

»Ein Gentleman genießt und schweigt, was? Schon ein neues Betthäschen am Start?«