Brüssel MM-City Reiseführer Michael Müller Verlag - Petra Sparrer - E-Book

Brüssel MM-City Reiseführer Michael Müller Verlag E-Book

Petra Sparrer

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Beschreibung

Anders reisen und dabei das Besondere entdecken Mit den aktuellen Tipps aus den Michael-Müller-Reiseführern gestalten Sie Ihre Reise individuell, nachhaltig und sicher. Brüssel ist Sitz von EU und NATO, mehrsprachig, multinational und kosmopolitisch - und mit zuweilen Menschen aus 40 Nationalitäten in einer Straße eine der multikulturellsten Städte Europas. Einflüsse aus aller Welt prägen Nachtleben, Küche und Architektur. Man taucht ein in eine Stadt zwischen Nostalgie und Zukunftsvisionen, besucht die großen Museen am Kunstberg und am Cinquantenaire, stöbert auf Flohmärkten oder lässt sich zum maßlosen Shoppen auf der Modemeile Rue Dansaert oder an der Avenue Louise verführen. Und dann wäre da natürlich noch das Atomium, Brüssels Wahrzeichen mit tollem Blick aus der oberen Kugel. Also auf zum Trip in die Hauptstadt Europas!

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Seitenzahl: 524

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Inhaltsverzeichnis
Unterwegs mit Petra SparrerOrientiert in BrüsselStadt und StadtviertelSightseeing-KlassikerSightseeing-AlternativenEssen gehenAusgehenShoppingWege durch BrüsselTour 1: Brüssels historisches ZentrumTour 2: Von St-Géry nach la MonnaieTour 3: Rund um den KunstbergTour 4: Die MarollenTour 5: Sightseeing rund um die EU-InstitutionenTour 6: Ixelles – afrikanisches FlairTour 7: St-Gilles – Wiege des JugendstilsTour 8: SchaerbeekTour 9: AnderlechtAusflügeNachlesen & NachschlagenHauptstadt und EU-MetropoleStadtgeschichteArchitektur und KunstBrüsseler SpezialitätenKulturlebenNachtlebenFeste, Feiertage und EventsBrüssel mit KindernBrüssel (fast) umsonstAnreiseUnterwegs in BrüsselÜbernachtenBrüssel von A bis ZBrüssel kompaktAlle MuseenAlle RestaurantsAlle Shopping-AdressenSpeiselexikonÜber dieses BuchÜbersichtskarten und PläneIndex
Alles im Kasten
Kaiserliche Pracht – der OmmegangMal verboten, mal geadelt: das Marionettentheater TooneAbstecher: In-Viertel Molenbeek und das KANAL-Centre PompidouThe Big Molenbeek Show 2Brüssels Modebranche hat RückenwindTim, Struppi, Lucky Luke und bunte HausfassadenSchokolade und Buttercreme, Suchtgefahr mit zartem SchmelzEin früher Meister des Absurden – Pieter Bruegel der ÄltereEuropa-Info per Mausklick, am Telefon und vor OrtDie Fondation blanMonumentale Symbole für Belgiens erste VerfassungJacques Brel – die Stimme aus SchaerbeekBrüsseler Mühlenmuseum in EvereBrüssel & Belgien kompaktBegehrte Spitze und WebereienPeter Paul Rubens – Malerfürst mit Sinn für TeamworkGlanzlichter der Malerei in UccleDas Kuckucksei René MagrittesBelgische PommesStreet Food für Gourmets: Miekes MeeresschneckenABC des belgischen BiersAnne Teresa De Keersmaeker, Tänzerin und ChoreografinBestsellerautorin aus IxellesSommerhitsKunst in der MetroStreet-Art-Führung oder SpaziergangTrendy im Sommer: Rooftops der Brüsseler HotelsDie Sprache der Kleinbürger
Kartenverzeichnis
Die Zunfthäuser an der Grand PlaceTour 1: Brüssels historisches ZentrumTour 2: Von St-Géry nach la MonnaieTour 3: Rund um den KunstbergTour 4: Die MarollenTour 5: Sightseeing rund um die EU-InstitutionenTour 6: IxellesTour 7: Saint-GillesTour 8: SchaerbeekTour 9: AnderlechtLaekenÜbernachten in BrüsselZeichenerklärungÜbersichtskarte
Tourenverzeichnis
Tour 1: Brüssels historisches ZentrumVon der Kathedrale in Höhe der Gare Centrale nähert sich der Spaziergang der Grand Place, Brüssels feinem Salon der Zünfte, die einst miteinander um das schönste Haus der Stadt wetteifert haben. Hier ist immer viel los, aber es führt auch kein Weg an Manneken Pis vorbei oder an der erholsam gelassenen Place Rouppe.Tour 2: Von St-Géry nach la MonnaieIm Dreieck zwischen Börse, Fischmarkt und Oper gibt es vieles zu entdecken. Das flämische Ste-Catherine ist das Viertel der Modeschöpfer, Nachtschwärmer und Genießer. Gelassenheit am Fischmarkt, trubeliges Shopping in der Rue Neuve und Hochkultur in der Oper – und all das nur wenige Schritte von der Grand Place.Tour 3: Rund um den Kunstberg Rund um die Place Royale sieht es ein bisschen aus wie in Wien. Hochkarätige Museen in einstigen Stadtpalais der Habsburger, Konzerte und Ausstellungen im Bozar und grüne Oasen ziehen Besucher und Bewohner magisch auf den Kunstberg. Und die benachbarte Place du Grand Sablon ist das Reich der Antiquare und Chocolatiers.Tour 4: Die MarollenPieter Bruegel mit Äffchen auf der Schulter und Pinsel in der Hand steht als Skulptur vor seiner Hochzeitskirche Notre-Dame de la Chapelle. Quartier Brueghel heißen die Marollen, einst das Viertel des einfachen Volks heute mit Zweitnamen. Trendshops, Antiquitätenhändler und ein Trödelmarkt sorgen sonntags für Volksfeststimmung.Tour 5: Sightseeing rund um die EU-InstitutionenRund um Europarat und Rue de la Loi gibt es viel zu sehen. Nicht verpassen: Fritten essen an der Place Jourdan, das Haus der europäischen Geschichte im Leopoldpark und den Cinquantenaire. Diese grüne Oase mit den Pavillons der Weltausstellung und Art Nouveau im Jubelparkmuseum ist ein frühes Symbol der belgischen Hauptstadt.Tour 6: Ixelles – afrikanisches FlairZu Beginn des Spaziergangs kommt man sich ein wenig vor wie im Kongo. Brüssels afrikanische Gemeinde geht im Matongé zum Friseur und ins Restaurant. Die Avenue Louise ist Brüssels Champs-Élysée. Weitläufigkeit und Jugendstilhäuser prägen das vielseitige, mal mondän, mal gemütliche Wohn- und Uni-Viertel.Tour 7: St-Gilles – Wiege des JugendstilsHier wohnte Victor Horta, Brüssels bekanntester Jugendstilarchitekt und sein Haus und Atelier steht Besuchern heute offen. Ein Viertel zum Flanieren. Ende des 19. Jh. ließen sich Künstler und Industrielle an langen Boulevards die schönsten Häuser errichten, geschmückt mit Scraffitos, Giebeln, Erkern und Buntglasfenstern.Tour 8: Schaerbeek An seinem Geburtshaus erinnert eine Gedenktafel an Jacques Brel. Das Viertel hinter der Kirche Ste-Marie ist etwas für Architekturliebhaber. Die früheren Markthallen sind heute ein kultureller Hotspot. Avenue Louise und Parc Josaphat atmen das Flair der Belle Époque Ende des 19. Jh. Nicht verpassen: Biermuseum und Maison Autrique.Tour 9: AnderlechtBeliebt sind die trubeligen Märkte an Gare du Midi und Abbatoirs. Das Biermuseum der Brauerei Cantillon lüftet das Geheimnis um das Gueuze, das durch Spontangärung durch Mikroben entsteht, die es nur in der Brüsseler Luft gibt. Auf den Spuren des Erasmus von Rotterdam lohnt ein Abstecher ins Erasmushaus mit schönem Garten.
Unterwegs mit
Petra Sparrer
Petra Sparrer arbeitet als freie Journalistin, Verlagslektorin und Übersetzerin (Französisch, Englisch) in Köln. Sie hat weitere Städtereiseführer zu Lyon, Toulouse, Montpellier, La Réunion, Palma de Mallorca, Brügge, Antwerpen, Gent, Lissabon, Porto und London geschrieben. Nach Brüssel kehrt sie immer wieder gern zurück und es gehört nach wie vor zu ihren Lieblingsstädten. Und das kam so:
Als ich 1992 das erste Mal für eine Hospitanz im ZDF-Studio für ein paar Monate nach Brüssel kam, hatte ich mich gegen ein zeitgleich angebotenes Praktikum bei der EU entschieden. Die journalistische Arbeit faszinierte mich viel mehr.
Und die Stadt? Naja, zuerst vermisste ich Paris, wo ich während des Studiums ein Auslandssemester verbracht hatte, aber heute ist das multikulturelle Brüssel für mich eher so etwas wie mein Nabel der Welt. Dank der dort lebenden Menschen unterschiedlichster Nationalitäten - insgesamt über 180 - ist Brüssel bereichernd vielfältig.
Und zugleich sehr belgisch, ebenso surrealistisch-kreativ wie traditionell. In Brüssel kann man es sich gut gehen lassen und viel Ungewöhnliches erleben -die Tiersegnung der Franziskaner in den Marollen, die Partystimmung auf den Caféterrassen des afrikanischen Matongé, progressives Theater, lebhafte Festivals und tolle Konzerte. Ich habe auf dem Weihnachtsmarkt Meeresfrüchte gegessen, beim Salsatanzen in einem brasilianischen Restaurant Manneken Pis als Skulptur auf dem Tresen fotografiert, in der Metrostation Rogier eine Kirche gesehen, ich habe chinesischen Touristen geholfen, einzeln Pralinen auszusuchen, applaudierte Italienern beim Karaoke-Singen. Eine total verrückte Mischung! Kontraste. Begegnungen mit Menschen, die genießen können. Verblüffende Möglichkeiten. Das macht Brüssel einzigartig. Es bietet spannende Museen, große Ausstellungen, ein trubeliges Nachtleben und unglaublich viele Restaurants für Schlemmer. Viel Spaß bei Ihren Entdeckungen!
Was haben Sie entdeckt?
Haben Sie ein besonderes Restaurant, ein neues Museum oder ein nettes Hotel entdeckt? Wenn Sie Ergänzungen, Verbesserungen oder Tipps zum Buch haben, lassen Sie es uns bitte wissen!Schreiben Sie an: Petra Sparrer, Stichwort „Brüssel“ c/o Michael Müller Verlag GmbH | Gerberei 19 | D - 91054 Erlangen [email protected]
Orientiert in Brüssel
Stadt und Stadtviertel
Brüssel liegt in der hügeligen Landschaft des Senne-Tals zwischen Brabant und Flandern. Das Herz der City ist inzwischen für den motorisierten Verkehr fast tabu. Dafür haben es Fußgänger gut. Von der Grand Place und der Börse über den breiten Boulevard Anspach bis zur Rue de Flandre säumen Bars, Restaurants und kreative Boutiquen und Geschäfte den Weg.
Aussichtspunkte
Tolle Aussichten bieten das Café des Musikinstrumentenmuseums, der Platz vor dem Palais de Justice und die Porte de Hal. Etwas außerhalb: der Blick vom Atomium und von der Koekelberg-Basilika.
Zwei Mauerringe
Das mittelalterliche Brüssel umfasste die Place St-Géry, den ersten Siedlungskern, der schnell durch die Gassen rund um die Grand Place erweitert wurde, die Kirche Sts-Michel-et-Gudule (heute die Kathedrale) und die Burg am Coudenberg. Von der ersten Stadtmauer (um 1100) ist nichts mehr erhalten. Von der zweiten Stadtmauer aus dem 14. Jh. sind noch Türme übrig, so die Tour Noire an der Kirche Ste-Catherine, die Tour de Villers in der Rue des Alexiens, die Tour d’Angle (Anneessens) und die Porte de Hal. Im 19. Jh. ersetzten mehrspurige Boulevards den zweiten Mauerring. Sie bilden ein Fünfeck, weswegen die Innenstadt als Pentagon bezeichnet wird.
Der unsichtbare Fluss
Ursprünglich floss die Senne quer durch die Stadt und am alten Hafen am Fischmarkt im heutigen Viertel Ste-Cathérine wurden Sand, Kohle und andere Waren abgeladen. Ab dem 19. Jh. überdeckelte man den Fluss: Dabei entstanden die Achsen der Boulevards du Midi und Anspach. Aber Brüssel blieb Binnenhafen und hat bis heute eine schiffbare Wasserstraße, den Kanal nach Charleroi und Willebroek, auf dem auch Bootstouren möglich sind.
Ober- und Unterstadt
Am Mont des Arts, dem Kunstberg mit einem Garten im Stil einer französischen Esplanade, überbrücken viele Treppenstufen die 80 Meter zwischen der Unterstadt um die Grand Place und der Oberstadt mit dem Königspalast und der Place Royale. Das repräsentative architektonische Ensemble des königlichen Platzes, die Visitenkarte der Oberstadt mit der größten Dichte an Kunstmuseen in der Stadt, legten die Habsburger nach klassizistischen Vorbildern aus Wien und Paris an.
Hang zum Monumentalen
Aus der Regierungszeit von König Leopold II. (1835-1909) stammen Brüssels überdimensionierte Prunkbauten - die Arkaden im Parc du Cinquantenaire, der Justizpalast und die Basilika am Koekelberg. Geklotzt wurde in den 1960er- und 1970er-Jahren auch im EU-Viertel, allerdings aus anderen Gründen. Hier im alten Leopoldviertel entstanden administrative Gebäude, um Platz für die EU-Institutionen zu schaffen. Ein spektakulärer Architektenstreich ist der 2017 neu bezogene Europarat.
Die Stadtviertel im Überblick
Brüssel besteht aus 19 Gemeinden. Verwirrend, denn jede hat ihren eigenen Bürgermeister und neben dem Rathaus an der Grand Place gibt es noch 18 weitere. Sehenswert sind die von Schaerbeek und St-Gilles, wo sich ein Streifzug auch deshalb lohnt, weil hier sehr viele Jugendstilhäuser erhalten sind.
Jedes Viertel hat sein eigenes Gesicht: Im noblen Sablon-Viertel, das nach dem sandigen Untergrund benannt ist, auf dem hier einst gebaut wurde, residieren Galeristen und Antiquitätenhändler um die Place du Grand Sablon und in den Marollen. Anziehungspunkt des traditionellen Arbeiterviertels ist der tägliche Trödelmarkt auf der Place du Jeu de Balle, direkt nebenan kann man sich ein Beispiel frühen sozialen Wohnungsbaus ansehen. An das EU-Viertel grenzt das bürgerliche Wohnviertel Etterbeek mit der Place Jourdan. In Ixelles, dem Uni- und Afrikanerviertel, bilden afrikanische Läden und Jugendstilvillen eine sehenswerte Mischung.
Vielfalt auch am Stadtrand
Molenbeek-St-Jean, St-Josse-ten-Noode, Schaerbeek und Anderlecht sind die Wohnviertel mit dem höchsten Anteil an Immigranten. Molenbeek gilt entlang des Kanals am Ende der Rue Antoine Dansaert inzwischen als hip. Die Halles de Schaerbeek sind ein kultureller Anziehungspunkt. In Uccle und Woluwe-St-Pierre weiter außerhalb logiert die Upperclass, es gibt viele Grünflächen und nur vereinzelt Einrichtungen von touristischem Interesse. Auch Randgemeinden wie Watermael-Boitsfort, Auderghem, Evere, Ganshoren, Berchem-Ste-Agathe und Forest sind in erster Linie Wohnviertel. In Jette zieht das Musée René Magritte, einst Wohnhaus des Künstlers, Touristen an. In Koekelberg steht die große Sacré-Cœur-Basilika. In Laeken residiert das belgische Königshaus. Diese grüne Gemeinde verfügt mit den einmal jährlich geöffneten königlichen Gewächshäusern und dem Atomium gleich über zwei internationale Besuchermagneten.
Sightseeing-Klassiker
Alle Wege in Brüssel führen zur Grand Place und zum Manneken Pis. Zu entdecken gibt es aber auch zahlreiche Jugendstilhäuser. In einem ist das belgische Comic-Museum untergebracht. Berühmt ist Brüssel für das Atomium. Kunstliebhaber erwartet die umfangreichste Sammlung des surrealistischen Malers René Magritte und eine Menge weiterer großer Kunstmuseen.
Manneken Pis
Ein echter Brüsseler „Klassiker“ an der Ecke Rue de l’Étuve/Rue du Chêne: die rekordverdächtig häufig fotografierte, bronzene Brunnenfigur Manneken Pis.
UNESCO-Welterbe
Die Grand Place im pulsierenden Stadtzentrum: der originalgetreu restaurierte Platz mit seinen barocken Fassaden, dem Rathaus und den Zunfthäusern.
Art nouveau: Die Häuser des Jugendstilarchitekten Victor Horta und das Stoclet () sind Weltkulturerbe, ebenso aufgrund der vielen Sorten das belgische Bier, gut zu probieren im Moeder Lambic, Mort Subite und Brewdog.
Wahrzeichen
Das Rathaus, das Stadtmuseum mit der Garderobe des Manneken Pis und die Zunfthäuser säumen die Grand Place, Brüssels Vorzeigeplatz, Bühne für große Events wie den Ommegang und den Blumenteppich und abends effektvoll beleuchtet. Hier findet man sonnige Terrassen und alle Brüsselklischees auf engem Raum: Bier, Pralinen, Spitze. Und natürlich muss jeder Erstbesucher mit der Rolltreppe zu den glitzernden Kugeln des Atomiums hinauffahren, das als Symbol des Fortschritts 1958 für die Weltausstellung erbaut wurde und heute als Schlüsselanhänger ein ebenso beliebtes Souvenir ist wie der Manneken-Pis-Korkenzieher.
Art nouveau - Wohnwelt und Lebenskultur
In wenigen Städten sind so viele Jugendstilhäuser erhalten wie in Brüssel. Alle Häuser des Architekten Victor Horta sind Weltkulturerbe, darunter drei Museen: sein Wohnhaus und Atelier, das Musée Horta, sowie zwei heute für Comicfans spannende Museen, das Maison Autrique und das belgische Comic-Museum Musée de la BD (Bande Dessinée) in einem eleganten ehemaligen Warenhaus eines reichen Tuchhändlers.
Das Bozar, der Palast der Schönen Künste, ebenfalls ein Werk von Victor Horta, ist Sitz der Philharmonie und bietet jährlich über 300 Konzerte, einige große Kunstausstellungen, Lesungen und Filmvorführungen. Kunsthandwerk und Jugendstilmöbel zeigen die Sammlungen des Musée du Cinquantenaire und des Musée Fin de Siècle.
Den prunkvollen Bau mit vielen Glasfenstern für das ehemalige Kaufhaus Old England konzipierte der Jugendstilarchitekt Paul Santenoy. Heute beherbergt er das Musikinstrumentenmuseum am Mont des Arts. In St-Gilles und in Ixelles begeistern ganze Straßenzüge mit Häusern aus der Zeit des Art nouveau, so ist die Rue Vanderschrick gesäumt von den Häusern des Jugendstilarchitekten Ernest Blérot. Um die Ecke liegt das Jugendstilcafé La Porteuse d’Eau.
Kunstberg - Mont des Arts
Kunstliebhaber finden hier die größte Dichte an Kunstmuseen. Highlights sind das Musée Magritte, das Bozar, in dem stets große Ausstellungen zu sehen sind, und die Musées Royaux des Beaux-Arts de Belgique mit der Sammlung alter Meister im Old Masters Museum. Das Musée BELvue verkauft auch die Eintrittskarten zur unterirdischen Ausgrabungsstätte mit den Überresten des Palasts Karl V. unter der Place Royale. Um die Ecke zieht der Königspalast ebenfalls neugierige Besucher an und der Parc de Bruxelles gegenüber ist Schauplatz für Feste und lädt zu Picknickpausen ein.
Wochenendflair, Antiquitäten und Märkte
Sonntags ist es in Brüssel Tradition, durch die Antiquitäten- und Designshops in der Rue Haute und der Rue Blaes zu bummeln, über den Flohmarkt an der Place du Jeu de Balle zu streifen und dann im Marollenviertel einzukehren. Auch am Samstagvormittag gehen die Brüsseler gern auf ihre Märkte, so an der Gare du Midi, der Parvis de St-Gilles oder der Place Flagey. Samstags und sonntags bauen Antiquitätenhändler ihre Stände auf der Place du Grand Sablon auf.
EU-Viertel
Die Schaltzentrale der Macht in Europa ist im alten Leopoldviertel in Brüssel zu Hause, zwischen Place Schuman mit dem Berlaymont und dem Europarat an der Rue de la Loi und dem Europaparlament in der Nähe der Place du Luxembourg. Die kleine grüne Lunge dazwischen heißt Leopoldpark und hier gibt es das Haus der europäischen Geschichte zu entdecken.
Sightseeing-Alternativen
Ein Wochenende reicht oft nicht, um ausgiebig Brüsseler Luft zu schnuppern oder tiefer einzutauchen in die lokale Kultur. Schön ist, wenn Zeit bleibt, sich auf Plätzen unter das Volk zu mischen, Parks zu durchstreifen oder sich in den Wohnhäusern und Ateliers von Künstlern umzuschauen.
Zu Besuch im Atelier
Die Künstlerin Karolin Soete bei der Arbeit an ihrem Projekt „Talking Walls“. Bei Wechselausstellungen begegnet man im Bozar manchmal den Künstlern persönlich, z. B. beim .
Pause im Grünen
Mal eine Pause einlegen: im Petit Sablon auf einer Bank zwischen den 48 Säulen mit Statuen von Fischhändlern, Perückenmachern, Zimmermännern und Polsterern. Sie repräsentieren die Handwerksgilden, die einst den Wohlstand der Stadt begründeten.
Plätze mit Flair
Gemütliche Plätze in den Vierteln laden im Sommer zum Draußensitzen ein, weit ab von der trubeligen Grand Place, mit netten Terrassen, beliebt bei den Bewohnern und einem Stammpublikum. Besonders stimmungsvoll die Place Rouppe, im Viertel St-Gilles die Parvis de St-Gilles und die Place du Châtelain sowie die Place Fernand-Coq und die Place Flagey.
Parks zum Entspannen und Sightseeing
Brüssel ist eine grüne Stadt mit vielen herrlichen Parks, in denen die Bewohner Enten füttern, joggen, sich sonnen und sich erholen. Im Bois de la Cambre lädt im Sommer ein See zum Baden ein und die Durchfahrtsstraßen werden für Autos gesperrt, zur Freude der Radfahrer und Skater. Im April/Mai zieht es die Besucher in die königlichen Gewächshäuser des Parks von Laeken.
Der Parc de Tervuren vor den Toren der Stadt birgt ein Schloss aus der Zeit von Léopold II. Es beherbergt das AfricaMuseum, das durch einen futuristischen Glaspavillon als Empfangshalle erweitert wurde. Das Ausstellungskonzept integriert Filme und Multimedia und setzt auch historische Exponate so in Szene, dass ein facettenreiches Afrikabild entsteht.
Die Abbaye Rouge-Cloître im großen Stadtwald Forêt de Soignes in Auderghem ist ein beliebtes Ziel für Familienausflüge ins Grüne.
Ein Hauch altes Belgien im EU-Viertel
Im Brüsseler EU-Viertel gelangt man vom Europaparlament durch den Leopold-Park nach Etterbeek zur Place Jourdan. Mitten auf dem netten Platz steht die Maison Antoine, eine beliebte Frittenbräterei mit langer Tradition. Und im Parc du Cinquantenaire gibt es die historische Hallenarchitektur mit dekorativen Metallkonstruktionen, errichtet zur Weltausstellung von 1857.
Für Fans zeitgenössischer Kunst
Brüssel bietet das ganze Jahr über Wechselausstellungen an Orten wie der Centrale for contemporary art, einem ehemaligen Elektrizitätswerk, oder dem Wiels (Av. Van Volxem 354) in einem ehemaligen Brauereigebäude in Forest. In Molenbeek entsteht das KANAL-Centre Pompidou. Im MIMA gibt es Street Art zu entdecken, ebenso wie bei einem Streifzug am Kanal entlang und durch die Seitenstraßen. Besondere Ausstellungen sind immer wieder in der Villa Empain oder in der Fondation blan zu sehen.
Im Arbeitszimmer des Erasmus von Rotterdam
Bei einem Ausflug nach Anderlecht kann man sich im Musée de la Maison d’Erasme das Arbeitszimmer des gelehrten Humanisten ansehen: Erstausgaben und Übersetzungen seiner Werke, Skizzen von Holbein und Dürer, eine Gemäldesammlung, u. a. mit Werken von Hieronymus Bosch. Im Jahr 1521 verbrachte Erasmus fünf Monate im Gästehaus des Augustinerklosters von Anderlecht. Besucher des Museums können mit derselben Eintrittskarte auch den Klostergarten und den Beginenhof nebenan besuchen.
Zu Hause bei Meunier und Magritte
Er malte Kohlebergwerke, Grubenarbeiter und Grubenpferde, aber auch Krabbenfischer, Treidler und Mäher und schuf als Bildhauer großartige Skulpturen im sozial-realistischen Stil. In Ixelles ist das Wohnhaus und Bildhaueratelier von Constantin Meunier erhalten, René Magritte lebte und arbeitete in Jette, dort bekommt man noch einmal einen ganz anderen Eindruck als im Musée Magritte im Stadtzentrum.
Essen gehen
„Manneken Friss“, schrieb schon der einst berühmte deutsche Gourmetkritiker Wolfram Siebeck seinerzeit humorvoll und treffend über die Brüsseler Leidenschaft fürs Essen. Die Brüsseler gehen gern aus. Sie lieben ihre gute Küche - sehr! Deshalb finden Schlemmer in Brüssel eine Riesenauswahl traditionsreicher und auch trendiger Restaurants.
Ausführliches zu Brüsseler Spezialitäten lesen Sie ab Link.
Restaurants, Cafés und andere Einkehrmöglichkeiten im jeweiligen Viertel finden Sie am Ende der einzelnen Stadttouren.
Eine Liste aller Lokale im Überblick bieten wir Ihnen ab Link.
Von der Gourmet-Küche bis zum Street Food
Das enorme Angebot allein spricht Bände: Die Zahl der Restaurants auf 161 m² Stadtfläche schwankt zwischen 1800 und 2000, da kann und will niemand mehr wirklich mitzählen. Die Highlights der kulinarischen Metropole, berühmt für fangfrischen Fisch und Meeresfrüchte auf mehrstöckigen Eisplatten, sind Institutionen. Adressen, wo die moules et frites am besten schmecken oder wo man hervorragende Weine bekommt, werden per Mundpropaganda weitergegeben. Immer mehr Brasserien und Restaurants, insbesondere in der Rue de Flandre, bieten in zwanglosem Wohlfühlambiente gehobene und manchmal auch erfinderische menus gastronomiques.
Und wie überall eröffnen stets neue trendige Adressen, z. B. für Gourmet-Burger, in Concept Stores integrierte Bar-Restaurants, Konzeptküchen für traditionelle belgische Produkte, wo man zugleich auch kulinarische Souvenirs einkaufen kann. Foodies, Menschen, die gern gut essen, kommen in allen Preiskategorien auf ihre Kosten. Meeresfrüchte im Stehen von der Theke sind da nur eine Variante des Street Food und Food Trucks verkaufen längst mehr als belgische Fritten.
Was, wann und wo?
Mittags bieten fast alle Restaurants ihre Gerichte preiswerter an. Als süßer Snack für zwischendurch am Nachmittag schmecken die belgischen Waffeln (Gaufres) mit Sahne, Schokolade, Erdbeeren ... Die Tortenstücke und Quiches in vielen Cafés lassen einem das Wasser im Mund zusammenlaufen. In vielen beliebten Restaurants empfiehlt es sich, abends einen Tisch zu reservieren. Stilecht nimmt man vorher einen Aperitif, z. B. den Half en half aus Weißwein und Sekt. Die Essenszeiten am Abend sind im Grunde wie in Deutschland, ab 19 Uhr, Hochphase um 20 Uhr, und um 23.30 Uhr schließen die meisten Restaurants. Bedienung und Steuer sind auf der Rechnung mit aufgeführt, ein kleines Trinkgeld von 5 bis 10 % ist üblich. In Night-Shops bekommt man noch zu später Stunde Schokoriegel, indische Samosas und Getränke.
Bar oder Estaminet?
Bars servieren oft kleine Gerichte und haben am längsten geöffnet. Brasserien, nach französischem Vorbild geführt, sind volksnah oder schick, je nach Wirt und Gegend. Hier kann man sich in legerem Ambiente durch Alltagskost und Biersorten probieren und darf auch kommen, um nur zu trinken. Brasserien sind normalerweise größer als Bistros, haben eine ausführlichere Speisekarte und sind etwas formeller als Cafés oder Bars. Wo Petite Restauration angeschlagen steht, gibt es nur Sandwiches und Häppchen. Die urigen alten Brüsseler Tavernen mit meist deftiger Traditionsküche, großzügigem Bierausschank und häufig Öffnungszeiten, bis der letzte Gast gegangen ist, heißen Estaminets. Dort bekommt man dann Gueuze et tartine (Gueuze-Bier und eine Scheibe Brot mit Frischkäse) oder kanibaal (eine Scheibe Brot mit gewürztem Tartar) oder Käsewürfel mit Senf. Das Label Brusselicious wird von Food-Journalisten an die besten Adressen der Brüsseler Küche verliehen, darunter auch fritkots (Frittenbuden).
5 Tipps für 5 Abende
♦ Gramm: Ein unvergesslicher Abend mit einem kreativen Mehrgänge-Menü des innovativen und sympathischen japanisch-bretonischen Chefs Erwan Kenzo Nakata.
♦ Le Cercle des Voyageurs: Kulinarische Reise nahe der Grand Place: An der Wand wecken die gestapelten historischen Koffer Reiselust. Am besten mit Live-Musik.
♦ Gare Maritime: Viel Auswahl und lebhaftes Ambiente im Food Market des erstaunlichen Kreativ-Ensembles Tour et Taxis am Kanal.
♦ La Quincaillerie: In einer ehemaligen Eisenwarenfabrik: Hunderte von Schubladen und eine Treppe mit schmiedeeisernem Geländer - die Einrichtung dieses Restaurants in St-Gilles ist spektakulär.
♦ Humus x Hortese: Wer sich mal was Gutes tun will, kann das kreative Degustationsmenü in Brüssels Sternerestaurant für Vegetarier und Veganer probieren. Die Zutaten stammen zum Teil aus Wald und Wiese von den sogenannten Wild Farmers. Was übrig bleibt, wird für köstliche Cocktails fermentiert und gemixt - Zero Waste. Bei so viel Raffinement gilt: Lange im Voraus reservieren!
Ausgehen
Brüssel ist eine Ausgehstadt: Einige Kneipen bieten fast jeden Abend Live-Musik. Rund um Grand Place, Halles St-Géry und Place du Châtelain dreht sich alles ums Genießen, Bier verkosten und Freunde treffen. Und Kulturfans finden in Brüssel fast jeden Tag modernen Tanz, Theater, klassische Musik und Programmkino.
Ausführliches zu Theater, Oper und Konzerten lesen Sie im Kapitel Kulturleben ab Link.
Alle Bars, Live-Musik-Kneipen und Clubs finden Sie im Kapitel Nachtleben ab Link.
Apéro und spontan ins Konzert
Genießer beginnen den Abend früh mit einem Aperitif, mit einem Aperol-Spritz in einer der Bars um die Halles St-Géry oder mit einem Bier auf einer Terrasse an der Grand Place. In Ixelles sind die Place St-Boniface und die Plätze Flagey und Fernand Coq beliebte Treffpunkte, in St-Gilles sind die Parvis de St-Gilles und die Place du Châtelain die Hotspots zum Ausgehen. Veranstaltungen im Théâtre de la Monnaie, dem KVS, den Halles de Schaerbeek und dem Konzertsaal L’Ancienne Belgique nur wenige Schritte neben der Börse sind meist erstklassig. Und das Bozar ist eine feste Größe im Brüsseler Kulturleben. Nicht nur am Wochenende bieten alternativ viele Kneipen und Bars Live-Musik, vom Bonnefooi über das Archiduc bis zum Jazzclub The Music Village. Nach dem Konzert, Theater oder Kino ist noch immer genügend Zeit, in Cocktailbars und Bierpubs auszuschwärmen.
Im Zeichen des belgischen Biers
Für viele wird in Brüssel vielleicht auch dies eine der ersten Fragen sein: Wohin geht der Biertourist? Top-Adressen mit langer Tradition sind das A la Mort subite, A la Bécasse, das Moeder Lambic, das Houtsiplou oder die Brasserie Verschueren im Stadtteil St-Gilles. Aber Vorsicht: Was schnell gut schmeckt, ist häufig stärker, als man denkt, steigt leicht zu Kopf und kann einen schweren Kater verursachen. Blanche ist ein leichtes Bier, aber ein Leffe brun oder ein Trappistenbier sind eher etwas zum Verkosten.
Wenn es später wird
Ab 23 oder 24 Uhr beginnen die Leute in Bars zu tanzen. Brüssel hat eine große Salsa- und Tangoszene mit Veranstaltungen (siehe Internet), die gegen 23 Uhr anfangen, während sich die Discos erst später füllen. Einige haben nur freitags und samstags geöffnet, dann aber gleich bis zum frühen Morgen. Während manche Nachtschwärmer schon gegen 2 Uhr morgens ihren Absacker in einem der Sofas des labyrinthisch-märchenhaften Goupil Le Fol trinken, brechen andere dann erst in die Disco auf. Beliebt sind Chez Ginette und Fuse (beide Techno und House). Im Madame Moustache (auch 80er- und 90er-Jahre-Musik) geht es bereits vor Mitternacht los. Mit den Nachtbussen (Noctis), gekennzeichnet durch ein N, kommt man jederzeit zurück ins Hotel, aber vieles ist in Brüssel auch zu Fuß machbar.
5 Tipps für 5 Abende
♦ La Maschine: Cocktails, Bier und Live-Musik, bei gutem Wetter auf der Terrasse mit Blick auf die lebhafte Szene rund um die Halles St-Géry. Die Bar ist ein beliebter Treffpunkt im Steampunk-Stil.
♦ La Pharmacie Anglaise: Gediegen, dandyhaft oder total verrückt - das ist schwer zu entscheiden. Die alten Apothekerschränke aus Holz sind in dieser Bar noch erhalten. Ihre Cocktails sind professionell und die Auswahl an Gins riesig. Nicht ganz preiswert, aber außergewöhnlich! Man könnte sich fast vorstellen, dass hier Fledermäuse zu Hause sind. Am Mont des Arts um die Ecke vom Bozar.
♦ Moeder Lambic: Eine alteingesessene Adresse für Bierkenner und Bierfans und noch weniger bekannt als das ebenfalls unumgängliche La Mort Subite. Rund 300 belgische Biersorten gibt es hier zur Auswahl und dazu Käseteller und kleine Gerichte. Eine Filiale ist in St-Gilles, die andere an der Place Fontainas.
♦ Fuse: Ab Mitternacht wird der beliebte Techno- und House-Club lebhaft. Man kann hier die Nacht durchtanzen. Ab und zu Schauplatz der großen Gayparty La Démence. Infos zu Terminen und Musik unter lademence.com.
♦ Café Maison du Peuple: Die Bar mit großer Terrasse ist ein beliebter Treffpunkt in St-Gilles. Hier oder in den anderen Etagen des Hauses wird häufig Kulturprogramm geboten - Live-Musik, Events und Theater. Sollte es voll sein, liegt am Platz neben der Kirche von St-Gilles auch noch die nette Art-déco-Kneipe Brasserie Verschueren.
Shopping
Mode, Pralinen und andere Kulinaria, Devotionalien wie Muscheltöpfe, belgische Biergläser und Maneken Pis in allen Erscheinungsformen, Spiegel mit Goldrahmen und andere Antiquitäten, originelle T-Shirts, Schmuck - Brüssel ist ein Einkaufsparadies. Und viele Shops öffnen auch sonntags.
Einkaufsmöglichkeiten im jeweiligen Viertel finden Sie am Ende der einzelnen Stadttouren.
Eine Liste aller Shopping-Adressen im Überblick bieten wir Ihnen ab Link.
Kulinarisches und Design
Auf der Grand Place und rundum finden Naschkatzen und Souvenirshopper ein riesiges Angebot, von Kitsch bis zum Luxusprodukt ist alles dabei und es macht auch Spaß, einfach nur in die Schaufenster zu schauen. Wenige Schritte von der Grand Place haben sich in den Galeries St.-Hubert, der 1837 eingeweihten Shoppingmall mit Glasdach, die kreativsten Pralinenshops und renommierte Marken angesiedelt. Hier findet man von Brüsseler Spitze über Ledertaschen und -handschuhe, Hüte, Kosmetik und Champagner sehr viel Luxus, nette Cafés und Restaurants und die schöne Buchhandlung Tropismes.
Vom Théâtre de la Monnaie bis zur Place Rogier verläuft die Fußgängerzone Rue Neuve mit vielen Ladenketten. Von hier kann man abbiegen in die schon weniger volle Passage du Nord, deren Architektur mit tragenden Frauenfiguren (Karyatiden) an die Belle Époque erinnert.
Brüssel hat im europäischen Vergleich eine der größten verkehrsberuhigten Innenstädte, seit auch der Boulevard Anspach ebenfalls Fußgängerzone ist. In Höhe der Börse findet man hier mit Brüsel einen empfehlenswerten Comicshop. Flämisch kreativ gibt sich die vergleichsweise ruhigere Rue de Flandre im Viertel Ste-Catherine mit Feinkostläden, Boutiquen und kleinen Concept Stores, die auf die Ideen belgischer Nachwuchsdesigner setzen.
Fashion Victims Augen auf
Gegenüber der Börse erstreckt sich die Rue Antoine Dansaert, ein Fashion Hotspot. Internationale Marken wie Marc by Marc Jacobs, Comptoir des Cotonniers, Zadig & Voltaire sind hier und in den Seitenstraßen ebenso vertreten wie belgische Modegrößen (→ Kasten) - Annemie Verbeke, Carine Gilson, Johanne Riss, Valérie Berckmans, Martin Margiela. Die Boutique Stijl gehört zu den Pionieren in dieser Modestraße. Die Mode- und Designplattform MAD in einem großen Gebäude ganz in der Nähe organsiert Ausstellungen und Mode-Events.
Brüssels Champs-Élysées für den Schaufensterbummel ist trotzdem die Avenue Louise in Ixelles, insbesondere in Höhe der Place de Stéphanie. Dominique Rigo, Delvaux, Essentiel, Chanel, Kenzo, Jimmy Choo, Tiffany sind hier vertreten. Natan (Nr. 158) und der Hutmacher Elvis Pompilio (Nr. 437), zu dessen Klienten Madonna und Mickey Rourke zählen, haben hier ihr Showrooms. Bei Wolfers, einem der ältesten und renommiertesten belgischen Juweliere, kann man am Boulevard de Waterloo (Nr. 1) ins Schaufenster gucken. Der Shoppingbummel durch Ixelles setzt sich zwischen den Metrostationen Louise und Porte de Namur fort. In der afrikanisch geprägten Chaussée de Wavre bekommt man preiswerte Kosmetik, Perücken und bunte afrikanische Wax-Stoffe.
Concept Stores und Antiquitäten
Kleine Boutiquen und Feinkostläden zwischen netten Cafés und authentisches Flair - so etwas findet man in St-Gilles Rue du Baillie. Mittwochs ist auf der gemütlichen Place du Châtelain nebenan Markt, und auch hier gibt es nette Cafés und Boutiquen.
An der Place du Grand Sablon und weiter Richtung Marollen haben sich die meisten Brüsseler Galeristen und Antiquitätenhändler angesiedelt. Hier braucht man sich nur treiben zu lassen und entdeckt belgische Designerstücke sowie Kunsthandwerk aus Afrika und Asien. Oder man geht von Flamant in die Marollen, z. B. zu Bestellte Beute. Sonntags sind in der Rue Haute und der Rue Blaes alle Läden geöffnet.
Märkte und Museumsshops
Samstags vormittags lohnt sich ein Ausflug auf die Märkte an der Gare du Midi und etwas weiter an den Schlachthöfen von Anderlecht. Von der Lederjacke bis zu Oliven und Gewürzen findet man hier alles Mögliche, bis auf Luxus. Und vor allem kann man hier Atmosphäre schnuppern und die verschiedenen Gesichter der Stadt sowie ihre Menschen kennenlernen.
Wer gar nicht so große Lust zu weitläufigen Shoppingtouren hat, findet sein Mitbringsel oder Geschenk vielleicht in einem der vielen tollen Museumsshops der Stadt. So verkauft das Magritte-Museum Lampen, Magnete, Bücher und Fotos, der Shop der Musées Royaux de Beaux-Arts schöne Kunstdrucke und Poster und im Shop des belgischen Comic-Museums Musée de la BD werden Comicfans fündig.
Wege durch Brüssel
Rund um die Grand Place
Tour 1
Highlight jedes Brüssel-Besuchs ist die Grand Place, umgeben von labyrinthartigen, verkehrsberuhigten Gassen mit vielen Geschäften. Von der Börse oder der Gare Centrale ist der Platz gut zu Fuß zu erreichen. Ab 23 Uhr gehört das Viertel den Nachtschwärmern.
Kathedrale, brabanter Gotik und eine romanische Krypta
Galerie St-Hubert, eine Shopping-Mall von 1837
Grand Place, Sehenswertes am Prunkplatz der Zünfte
Manneken Pis, der meistfotografierte Brüsseler
Pulsierendes Herz
Brüssels historisches Zentrum
Diese Tour nähert sich der Grand Place von der Kathedrale in der Oberstadt aus durch Einkaufspassagen und Brüssels berühmte Fressgassen. Die Grand Place wirkt zu jeder Zeit anders: am Sonntagvormittag auf dem Blumenmarkt, tagsüber beim Kaffee auf den Terrassen, bei bunter abendlicher Fassadenbeleuchtung oder beim Bummel über den Weihnachtsmarkt im Dezember. Viele Jahrhunderte war sie Marktplatz und politisches Zentrum der Stadt und seit 1998 ist sie Weltkulturerbe der UNESCO. Sie zieht Besucher aus aller Welt in ihren Bann, was Porträtmaler und Geschäftemacher aller Art zu nutzen wissen. Alle zwei Jahre (2024, 2026 ...) setzt im August ein prächtiger Blumenteppich farbenfrohe Akzente. Auf 77 mal 24 m Fläche verarbeitet ein Heer von Helfern innerhalb weniger Stunden rund 1 Mio. Begonienblüten zu einem eindrucksvollen Motiv.
Die Straßennamen in Brüssels historischem Zentrum zeugen von regem Handel. Verkauft wurden hier Butter (Rue au Beurre), Hering (Rue des Harengs), Fleisch und Brot (Rue Chair et Pain), Stoff (Rue de l’Étuve), Käse (Rue du Marché aux Fromages), Gemüse (Rue du Marché aux Herbes) und Kohle (Rue du Marché au Charbon). Mit dem Aufschwung der Tuchindustrie bauten die Zünfte bis zum 14. Jh. Brot-, Fleisch- und Tuchhallen. Im 15. Jh. war das Rathaus bereits vergrößert, die Holzhäuser waren durch Steinhäuser ersetzt. Verordnungen hatten dafür gesorgt, dass ein großes Viereck vor dem Rathaus unbebaut blieb: die Grand Place, auf Niederländisch der Groote Markt. Sie misst 110 mal 68 m, besitzt aber statt rauer Marktatmosphäre die Ausstrahlung eines feinen Salons. Die prunkvollen Zunfthäuser entstanden erst nach der Zerstörung von Markt und Unterstadt 1695 durch die Kanonen Ludwigs XIV. Von der Grand Place aus führt dieser Stadtspaziergang weiter zu Manneken Pis, zu weniger belebten, aber gemütlichen Plätzen und durch das St-Jacques-Viertel mit seinen Modeboutiquen und Schwulenkneipen.
Dauer der Tour ohne Museumsbesuche: ca. 4 Std.
Spaziergang
Die Tour beginnt an der Kathedrale St-Michel. Ab 1225 zog sich der Bau über 300 Jahre hin, ein Musterbeispiel für die Entwicklung der Brabanter Gotik. Verwendet wurde vorwiegend Kalksandstein aus der Region. Rein gotisch nach französischem Vorbild sind die prägenden 65 m hohen Türme aus dem 15. Jh. Brüssels Kathedrale ist dem Erzengel Michael geweiht. In der christlichen Tradition ist er der Anführer der Himmlischen Heerscharen, Verteidiger der Kirche gegen die gefallenen Engel und den Drachen der Apokalypse. Außerdem stand er den Brüsselern in besonderer Weise bei. So soll er z. B. im 11. Jh. Lambert II. zur Flucht verholfen haben. Der Graf von Löwen und Gouverneur von Brüssel hatte die Verlobte seines Vaters Heinrich I. entführt, wofür dieser ihn mit dem Tod bestrafen wollte. Lambert entkam und erklärte den Erzengel zum Dank zu Brüssels Schutzpatron. Seit 1229 ziert sein Bild das Siegel der Stadt, seit 1455 schmückt seine Statue als Wetterfahne den Rathausturm. Das von dem Kupfergießer Martin van Rode gefertigte Original, längst durch eine Kopie ersetzt, wird im Rathaus an der Grand Place aufbewahrt.
Durch die Rue Ste-Gudule geht es bergab quer über den breiten Boulevard de l’Impératrice in die Rue d’Arenberg und weiter durch die vornehmen Galeries Royales St-Hubert, 1837 von dem jungen Architekten Jean-Pierre Cluysenaar im Stil der florentinischen Renaissance entworfen, zehn Jahre später von König Leopold I. eingeweiht: Eleganz auf 213 m Länge unter gläserner Dachkuppel, heute mit immer luxuriöseren Geschäften. Brüssels nobler „Regenschirm“ war einst Flaniermeile und Treffpunkt der guten Gesellschaft. Mit Zeitungsredaktionen und literarischen Zirkeln zog es die Intellektuellen hierher, darunter berühmte Exilanten wie Victor Hugo, Charles Baudelaire und Alexandre Dumas. Hindurchschreiten durfte lange Zeit nur, wer Eintritt bezahlte, donnerstags und sonntags 25 Centimes, sonst zehn. Dies ist heute nicht mehr so. Die Galerien bieten feinste Pralinen, Leder und Tuch, ein Programmkino und ein Theater. Das Musée des Lettres et des Manuscripts zeigt in Wechselausstellungen Originalmanuskripte bekannter Schriftsteller.

Die Kathedrale - Brabanter Gotik auf einem Hügel über der Unterstadt

Rechter Hand geht es in die Galerie des Princes mit der legendären Buchhandlung Tropismes. Und schon ist es vorbei mit Ruhe und Eleganz, am anderen Ende beginnen die „Fressgassen“. Den Spaß, Brüssels weibliches Pendant zum Manneken Pis zu betrachten, sollte man sich auf jeden Fall gönnen (von der Galerie des Princes links in die Rue des Dominicains, dann rechts in die Rue des Bouchers und nach 100 m wieder rechts). Die viel fotografierte kleine Skulptur Jeanneke Pis hockt, wahrscheinlich damit sie nicht gestohlen wird, hinter Gittern am Ende der lärmigen Sackgasse Impasse de la Fidélité. Anders als Brüssels männlicher pinkelnder Ehrenbürger ist sie jedoch keine historische Figur. Händler stellten sie 1987 auf, um mehr Laufkundschaft anzuziehen. Zurück geht es, meist durch Gedränge, entlang der Restauranttische in der Petite Rue des Bouchers bis zum Grasmarkt, der Rue du Marché aux Herbes. Von beiden Straßen aus ist das alte Marionettentheater Toone zugänglich (→ Kasten).
Abstecher: Attraktive Geschäfte an der Rue du Marché aux Herbes mit dem Kunsthandwerkermarkt auf dem gleichnamigen Platz (Richtung Gare Centrale) laden zum Bummeln ein. Hier steht auch eine Skulptur des früheren Bürgermeisters Charles Buls, mit der zusammen sich viele Touristen gern auf Selfies verewigen. Diese Tour führt anschließend weiter in Richtung Grand Place.
Von der Petite Rue des Bouchers ist nach ca. 300 m durch die Rue Chair et Pain oder die Rue des Harengs die Grand Place erreicht. Jean Cocteau bezeichnete den Platz nicht ganz zu Unrecht als „schönste Bühne der Welt“. Hier kann man Stunden verweilen, allein um die Kulisse zu bewundern. Imposante barocke Zunfthäuser demonstrieren den Reichtum und Einfluss ihrer einstigen Erbauer und beeindrucken durch Detailreichtum und harmonische Geschlossenheit. Sie überragt der Turm des gotischen Rathauses. Drei Häuser rechts neben dem Rathaus mit seiner imposanten Fassade logiert das Musée des Brasseurs Belges, das Brauereimuseum des belgischen Brauerverbands. Die gesamte Südostseite des Platzes prägt die Fassade des Hauses der Herzöge von Brabant, Maison des Ducs de Brabant. Als Symbol für die städtische Autonomie wurde das Rathaus (Hôtel de Ville) mit zunehmendem Wohlstand der Stadt im Verlauf des 15. Jh. bedeutend vergrößert. Zuerst ergänzte 1402 der östliche Flügel an der Rue-Charles-Buls den ersten Belfried. Vier Jahrzehnte später entstand der westliche Flügel Richtung Rue de la Tête d’Or und 1449 der heutige, etwa 96 m hohe Turm. Sein Architekt verstärkte den Portalvorbau des alten Belfrieds, um ihn als stabiles Fundament für den neuen Turm zu nutzen und nahm dabei in Kauf, dass das Eingangsportal zum Turm versetzt liegt. Die beiden Flügel um den viereckigen Innenhof entlang der Rue de la Tête d’Or und der Rue de l’Amigo stammen von 1712. Sie dienten als Tagungsort der Brabanter Ständeversammlung. Wer den Hof betritt, gelangt zum geografischen Nullpunkt Belgiens: ein Stern im Bodenmosaik zwischen den beiden Brunnen Maas (La Meuse) und Schelde (L’Escaut). Etwa in der Mitte des linken Flügels befindet sich die Löwentreppe, Haupteingang des ursprünglichen Rathausbaus, nur die Löwen wurde erst 1770 aufgestellt.
Brüssel im Kasten
Kaiserliche Pracht - der Ommegang
Giganten auf 3 m hohen Stelzen, Bauerntänze, artistische Einlagen, ein Ritter und ein Drache - Renaissance-Flair pur zwischen den Tribünen auf der Grand Place. Jedes Jahr Anfang Juli führt ein prächtiger Umzug vom Grand Sablon zur Grand Place, der Ommegang.
Auf das aufwendige und sehr stimmungsvolle Spektakel (→ Geschichte) bereiten sich Mitglieder des belgischen Adels, die echten Nachfahren der historischen Persönlichkeiten, und etwa 1500 Brüsseler Bürger das ganze Jahr über vor. Sie scheuen weder Kosten noch Mühe, ihre historischen Kostüme absolut detailgetreu aussehen zu lassen. Keine Armbanduhren, keine Sonnenbrillen - das gilt auch für Fotografen, Hörfunkjournalisten und Kameraleute, die sich mit schwarzem Cape und schwarzer Kappe unter die Darsteller mischen. Highlights sind die Künste der Fahnenschwinger und das Defilee des kaiserlichen Hofstaats über die Grand Place, die in der Dämmerung besonders feierlich wirkt. Darunter sind natürlich die kaiserlichen Schwestern Maria von Österreich, Königin von Ungarn und Statthalterin der Niederlande, sowie Eleonore, Königin von Frankreich. Auch die edlen Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies fehlen nicht. Der Ommegang wird zu Ehren Karls V. zelebriert, Kaiser des Heiligen Römischen Reichs und Herrscher über 17 niederländische Provinzen. Mit seinem Gefolge zog er am 2. Juni 1549 prunkvoll in Brüssel ein. Im 21. Jh. beeindrucken jedes Jahr wieder die kaiserlichen Insignien die Zuschauer ebenso wie die stolzen Reiter, die in die Rolle von Karl V. und seinem damals 22-jährigen Sohn (dem späteren Philipp II. von Spanien) schlüpfen. Und an einem hat sich nichts geändert, die wichtigsten Ehrengäste betrachten das Spektakel wie eh und je von den Balkonen des Rathauses.
Karl V. verlieh zahlreichen Organisatoren dieses Festes seinerzeit den Adelstitel. So kam es, dass es ihm später gewidmet wurde. Der Ommegang selbst hat noch ältere, religiöse Wurzeln, die das Schauspiel ebenfalls thematisiert: Mitte des 14. Jh. feierte man mit ihm die Ankunft eines in Antwerpen gestohlenen, wundertätigen Bildnisses der Jungfrau Maria (selbstverständlich geschah alles im göttlichen Auftrag). Per Ruderboot wurde es damals - so die Legende -von einer wagemutigen Brüsselerin bei widerwärtigem Wind und Wetter in die Stadt gebracht, wo das Gnadenbild dann in der Kirche der Armbrustschützen, der Liebfrauenkirche am Grand Sablon, aufgestellt und seitdem verehrt wurde.
Länge des Umzugs mit um die 1400 kostümierten Darstellern 2-3 km, Platzkarten für die VIP-Tribüne (Grand Place) 82 €, vor dem Rathaus 52 €, weitere Plätze ab 42 €. Reservierungen schriftlich, online oder telefonisch bei der Touristeninformation (BIP) oder bei Ommegang - Brussels Events, Rue de la Montagne 12, 1000 Bruxelles, Tel. 02/5111909, ommegang.be. Hier kann man auch den aktuellen Verlauf der Route erfahren. Wer sich rechtzeitig an die Straße stellt, findet vielleicht kostenlose Plätze mit eingeschränkter Sicht hinter den Barrieren.

Open-Air-Salon unter dem Rathausturm - die Grand Place

Dem Rathaus gegenüber liegt das Musée de la Ville de Bruxelles (Stadtmuseum) in der Maison du Roi. An dieser Stelle stand zunächst ein hölzernes Haus der Bäcker, wo die Brüsseler ihr Brot kauften - auf Niederländisch heißt der stattliche Bau deswegen heute noch „Broodhuis“ (Brothaus). Danach residierte hier der Gerichtshof des Königs von Spanien, die Richtstätte lag direkt vor der Tür. Karl V. ließ im 16. Jh. ein neues Gebäude auf einer Pfahlkonstruktion errichten, die dem sumpfigen Gelände trotzen konnte. Er beauftragte Brabants beste Architekten. Philipp II. nutzte es ebenfalls als Gerichtshof, und im 17. Jh. ließ Isabella es aus Stein neu errichten. 1695 wurde das Gebäude im Kanonenhagel der Franzosen zerstört. Im 19. Jh. baute man es nach alten Stichen und Gemälden im gotischen Stil mit klassizistischen Merkmalen wieder auf. Neun Bögen bilden die Galerie des Erdgeschosses, über den sich zwei Stockwerke mit schmaleren Bögen erheben. Die Fassade schmücken Statuen der Maria von Burgund, Karl V., Johann I. und Heinrich I., der Brüssel 1229 das Stadtrecht verlieh. Zu entdecken sind ebenfalls Armbrust- und Bogenschützen sowie Waffenherolde und ein Koch. Er erinnert an den Spitznamen „Kiekenfretters“: Die Brüsseler nahmen ihre geliebten Hühner als stärkende Wegzehrung überall mit hin, selbst als sie zum Schloss des Grafen von Gaasbeek aufbrachen, um ihren aufständischen Helden Everard ’t Serclaes zu rächen.
Everard’t Serclaes vertrieb im Jahr 1356 die Truppen des Grafen Ludwig van Maele erfolgreich aus der Stadt (→ „Stadtgeschichte“). Er wird hier als sterbender Märtyrer dargestellt, da man ihn 1388 ermordete, als er seine Stadt zum zweiten Mal verteidigen wollte. Die Mordszene wiederum ist im linken Rathausflügel (Innenhof) an der Löwentreppe dargestellt und die gerechte Strafe gleich dazu: Den Mörder holt der Teufel.
Vor der Bronzeskulptur dieses Märtyrers an der gegenüberliegenden Seite der Grand Place neben dem Rathaus an der Ecke Rue du Charles Buls steht fast immer eine Traube von Menschen. Die Plastik stammt von dem Brüsseler Bildhauer Julien Dillens aus St-Gilles, und die Hühner auf dem Relief darüber symbolisieren die Hilfe der tapferen Brüsseler, die am 24. Oktober 1356 mit ihm in den Kampf zogen. Es hat sich bis nach Fernost herumgesprochen, dass es Glück bringt, über den schon ganz blank polierten Bronzearm zu streichen. Wer daran glaubt, so heißt es, bleibt bei guter Gesundheit und kommt sein Leben lang immer wieder nach Brüssel zurück. Kaum jemand, der diesen verheißungsvollen Moment nicht mit der Kamera festhält.
Folgt man von hier der Rue du Charles Buls bis zur Ecke Rue de l’Étuve/Rue du Chêne, gelangt man zu der rekordverdächtig häufig fotografierten Kultfigur Manneken Pis. Die bronzene Brunnenfigur gab der Stadt schon seit Jahrhunderten ihren symbolischen Urinsegen. Devotionalienläden säumen den Weg hierher mit ganzen Armeen des unverfrorenen Mannekens in allen denkbaren Größen. Aus weißer, hellbrauner und dunkler Schokolade oder als bronzen, silbern oder golden gefärbte Korkenzieher - die Spirale munter zum Penis gewunden - kann man den kleinen Kerl als mehr oder weniger frivoles Souvenir erwerben.

Figuren aus dem Volkstheater sind bei Festen oft dabei

Manneken Pis ist nicht ohne Grund berühmt und oft als Brüssels ältester Bürger bezeichnet worden: Schon 1388 stand an derselben Stelle eine urinierende Brunnenfigur, und in der Rue de l’Étuve sind drei öffentliche Badeanstalten dokumentiert, die zugleich Bordelle waren. Die meisten Zuschauer drängen sich heutzutage hemmungslos vor dem Brunnen, wenn der nur 60 cm hohe Nackedei ausnahmsweise zu seltenen feierlichen Anlässen mal angezogen wird (Auskunft bei der Touristeninfo). Spannend ist, auf welches der über 800 Kostüme, die der Kleine seit 1698 geschenkt bekam, die Wahl wohl fallen wird. Sein erstes Kleidungsstück war ausgerechnet eine blau-weiße bayerische Tracht, ein Geschenk des bayerischen Kurfürsten Max Emmanuel, der als Statthalter der Niederlande in Brüssel 1698 die Tradition der Kleiderspende begann. Vom Prinzengewand aus dem Kölner Karneval bis zum Elvis-Look und der Uniform Napoleons - die Outfits des Manneken Pis werden vom Stadtmuseum aufbewahrt, ausgestellt und restauriert. Ob typische Landestracht eines ausländischen Staatschefs (wie etwa Oberst Gaddafis) oder Pilotenuniform - gemeinsam haben sie die gewisse Öffnung, auf die es ankommt, damit Manneken Pis, alias „Le Petit Julien“, auch angekleidet ununterbrochen Wasser lassen kann.
Einer populären Legende nach pinkelte das freche Bürschchen kess im letzten Moment auf eine zündende Lunte, als Belagerer vor der Stadtmauer das Rathaus in Flammen setzen wollten. Geraubt und entführt wurde der kleine Held bereits mehrmals, zuletzt bei Studentenunruhen in den 1960er-Jahren.

Verkehrsberuhigtes Brüssel: Boulevard Anspach

Bewohner des ostflandrischen Geraardsbergen identifizierten den Brüsseler Lausbub im 18. Jh. im unrechtmäßigen Besitz fremder Soldaten. Für seine Rettung erhielten sie eine Kopie. Ludwig XV. entschuldigte sich sogar für den Diebstahl seiner Soldaten 1747, indem er dem Manneken ein Brokatgewand mit Goldstickerei und Orden schenkte. 1817 zerbrach die Bronze von Jérôme Duquesnoy d. Ä. bei einem weiteren Diebstahlversuch. Doch man fertigte aus den aufgesammelten Teilen einen neuen Guss.
Die Rue du Chêne führt von Manneken Pis zur Place de la Vieille Halle aux Blés. Hier erinnert die Fondation Jacques Brel ( Kasten) an einen weiteren internationalen Star aus Brüssel, dessen Charme seit seinem bewegenden Abschiedskonzert im Pariser Olympia (1966) allerdings für viele etwas verblichen sein mag. Restaurants mit kreativer Küche und Cocktailbars laden zum Ausgehen ein, im Sommer sind die Terrassen auf diesem verkehrsberuhigten Platz noch nicht überfüllt. Rechter Hand in der Rue de Dinant stehen noch Reste der zweiten Stadtmauer. Die Tour führt in entgegengesetzter Richtung weiter über die Place St-Jean durch die Rue de la Violette zum Musée du Costume et de la Dentelle, dem Museum der Brüsseler Spitze. Von hier aus geht es durch die Rue de l’Amigo an dem gleichnamigen Luxushotel vorbei und dann nach links in die Rue du Marché au Charbon mit Brüssels größter Dichte an Schwulenbars und Clubs. Tagsüber gibt es hier angesagte Boutiquen, Designermode, Comic-Hauswände (Ecke Plattesteen) und nette Cafés und Kneipen zu entdecken. Und die Kirche Notre-Dame du Bon Secours. Sie war im Mittelalter Etappenziel auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela, daher wird die nähere Umgebung als St-Jacques-Viertel (Jakobsviertel) bezeichnet.
Der seit 2015 verkehrsberuhigte Boulevard Anspach, der vor der Börse (→ La Bourse) verläuft, ist zu einer begrünten Flanier- und Shoppingmeile mit vielen Bänken mutiert. Blumen- und Gemüsebeete sowie Schatten spendende Grünpflanzen in großen Töpfen machen ihn zu einer Promenade, die an sonnigen Sommertagen wie eine innerstädtische Oase wirkt. Man halte nach Läden für belgische Comics und Comic-Devotionalien Ausschau. Von hier zweigt man ab zur Place Rouppe mit Brüssels Gourmetrestaurant Comme chez Soi und dem geselligen Houtsiplou. Über die Rue du Midi geht es in nordöstlicher Richtung zurück hinter der Börse vorbei zur letzten Sehenswürdigkeit dieser Tour, der Kirche St-Nicolas.
Sehenswertes an der Grand Place
Rathaus
Hôtel de Ville
Das Rathausportal schmücken Skulpturen der Heiligen Georg, Sebastian, Christopherus und des Erzengels Michael. Berühmte belgische Bildhauer wie Charles-August Fraikin (1817-1839), von dem das Denkmal für die Grafen Egmont und Hoorne stammt (heute auf dem Petit Sablon), und Georges Minne gestalteten die eindrucksvolle Fassade mit ihren allegorischen und historischen Figuren. Die Originale stehen zum Teil im Stadtmuseum. Georges Minne verewigte z. B. den bekannten Architekten Jacques Francquart (1582-1651). Zu den unvergessenen VIPs an der Brüsseler Rathausfassade gehören auch Maria von Ungarn und der Stadtmaler Rogier van der Weyden (1399-1541) sowie die Herzöge und Herzoginnen von Brabant. Die Fassade besitzt ganze 137 Nischen für Plastiken. Wie Szenen aus einer Satire gestaltete Konsolen und Kapitelle des Westflügels zeigen einen türkischen Haremswächter und daneben ein Liebespaar sowie zechende Mönche, einer ist in einen Bottich gefallen. Sie erinnern an die Häuser „De Moor“ (Mohr) und „Papenkeldere“ (Mönchskeller), die für den Bau abgerissen wurden. Männer mit Schaufeln, die Stühle übereinanderstellen, markieren die Stelle, wo früher das Haus „Sänfte“ (Scupstoel) stand, vermutlich die Unterkunft der Sänftenträger.

Insgesamt 137 Figuren schmücken die Rathausfassade

Das Rathaus kann man besichtigen, allerdings nur im Rahmen einer Führung oder anlässlich einer Ausstellung und wenn dies den Dienst der Stadtangestellten nicht stört. Alle Säle der ersten Etage werden täglich für Sitzungen, Empfänge und insbesondere am Samstagvormittag für Eheschließungen genutzt. Im Trauungssaal tagte bis zum 19. Jh. das Brüsseler Schöffengericht. Zu den Highlights zählt der gotische Saal, 1868 im neugotischen Stil umgestaltet. Vor 1830 wurden hier die belgischen Herrscher inthronisiert, zuletzt Wilhelm I., König der Niederlande im Jahr 1815. Im Preis inbegriffen ist auch der Besuch des Ausstellungsraums, den man von der Grand Place aus betritt.
Führungen (auf Englisch) Mo 13, 15 und 17 Uhr; Mi 14 und 17 Uhr; Fr/Sa 16 und 19 Uhr; So 10, 12 und 14 Uhr. 15 €, Kinder (7-18 J. gratis). Samstags um 15, 16 und 17 Uhr Panoramaführungen mit Blick vom Balkon 25 €. Tickets am selben Tag im Büro von Visit Brussels nebenan an der Grand Place. Start in der Eingangshalle. (M) Bourse oder Gare Centrale.

Entspannte Atmosphäre auf der Grand Place

Stadtmuseum
Musée de la Ville de Bruxelles
Zu den beliebtesten Attraktionen des kleinen Brüsseler Stadtmuseums zählt die Sammlung historischer Kleider des Manneken Pis. Die aus allen Teilen der Welt reich beschenkte Brüsseler Kultfigur besitzt mittlerweile um die 1000 verschiedene Garderoben - allerdings präsentiert das Stadtmuseum nur eine Auswahl. Weitere 140 Outfits zeigt die Garderobe des Manneken Pis in der Rue du Chène 19. Der Besuch des Stadtmuseums lohnt auch wegen der Aussicht auf die Grand Place aus der zweiten Etage. Im großen Prunksaal geben alte Stadtpläne, Karikaturen aus Zeitungen, ein Modell der mittelalterlichen Stadt, Holzschnitte, historische Schriftstücke und Fotos exemplarische Einblicke in Brüssels Stadtentwicklung und Geschichte. Leider sind die Exponate nicht auf Deutsch beschriftet. Prächtige Wandteppiche mit Motiven bekannter Legenden (15.-17. Jh.), u. a. nach Vorlagen von Peter Paul Rubens, Fayencen aus dem 18. Jh., Keramik und Brüsseler Porzellan aus dem 19. Jh. veranschaulichen, was Brüssel zu internationalem Ruf in Sachen feinster Handwerkskunst verhalf.
Im Saal mit den gotischen Skulpturen aus dem 14. und 15. Jh. sind neben Fragmenten des Rathauses und der Kirche Notre-Dame de la Chapelle auch Teile der Rathausfassade zu sehen. Hier stehen die Originale der acht Propheten, die ursprünglich das Rathausportal schmückten. Weitere Highlights sind die Gemälde und Altarbilder aus dem 15. und 16. Jh., darunter der „Hochzeitszug“, vermutlich von Pieter Bruegel d. Ä.
Tägl. (außer Mo) 10-17 Uhr. Eintritt 10 €, erm. 6 € für Kombiticket Musée de la Ville de Bruxelles - Maison du Roi und Garderobe von Manneken Pis Rue du Chène 19. Grand Place (in der Maison du Roi), Tel. 02/2794350, museedelavilledebruxelles.be. (M) Bourse oder Gare Centrale.
Brauereimuseum
Maison des Brasseurs Belges
Im Haus des belgischen Brauerverbandes C.B.B. - Brasseurs Belges kann man ein Glas selbst gebrauten Biers kosten. Tradition verpflichtet: Die Gilde der Brauer baute das schmale Haus L’Arbre d’Or an der Grand Place als Mischung aus flämischen Barock und italienischem Klassizismus wieder auf. Das Museum im Untergeschoss zeigt eine aus dem 18. Jh. erhaltene Brauerei und eine Ausstellung zur heutigen Brautechnik.

Seepferdchen mit Reitern am Haus der Flussschiffergilde

Tägl. 10-17 Uhr (im Winter Sa/So ab 12 Uhr). Eintritt 5 €, Gruppen ab 10 Pers. 4 €. Grand Place 10 (Maison des Brasseurs), Tel. 02/5114987, belgianbrewers.be. (M) Bourse.
Weltkulturerbe
Zunfthäuser an der Grand Place
Der Brüsseler Bürgermeister Charles Buls stellte die Grand Place Ende des 19. Jh. unter Denkmalschutz, seinen harmonischen Gesamteindruck verdankt der Grote Markt aber schon dem Brüsseler Magistrat, der sich bereits 1697 die Pläne für die Neubauten nach der Zerstörung durch die Kanonen des Sonnenkönigs vorlegen ließ. 1998 nahm die UNESCO die Grand Place in ihre Liste des Weltkulturerbes auf. An den Fassaden dieses aufwendig restaurierten Bilderbuchmarktplatzes wimmelt es von Wappen, Statuen, allegorischen Szenerien, Zunftsymbolen und weiteren dekorativen Elementen. Wer genau hinschaut, entdeckt viele aufschlussreiche Details. Die folgende Beschreibung ausgewählter Häuser bietet eine Seh- und Orientierungshilfe.
Le Roi d’Espagne: In diesem Haus war vom 13. bis 15. Jh. die Bäckerzunft zu Hause, die reichste Gilde Brüssels. Heute beherbergt es eine Brasserie. „König von Spanien“ wird es genannt, weil es zur Regierungszeit Karls II. erbaut wurde, woran eine Büste erinnert. Italienische Vorbilder prägten Kuppel und Balustrade. Im ersten Stock zeigen Medaillons die vier römischen Kaiser Marc Aurel, Nerva, Decius und Trajan. Die Symbole der Wetterfahne sind Krone und Brot.

Messen und wiegen, und zwar gerecht ...

La Brouette („Der Schubkarren“): Das Haus der Fettmacher, Jean Cosyn zugeschrieben, blieb weitgehend im italienisch-flämischen Stil erhalten. In einer Nische steht der heilige Ägidius, Schutzpatron der Gilde. Eine dreifache Säulenordnung bestimmt die Architektur und die namengebenden Schubkarren symbolisieren den Arbeitsalltag der Fettmacher.
Le Sac („Der Sack“): Über der Tür dieses Hauses ist ein Mann abgebildet. Er steckt seine Hand in einen Sack, den ein anderer trägt. Der Globus mit dem Zirkel, einem Tischlerwerkzeug, krönt den Giebel. Den auffällig dekorierten oberen Teil des Hauses gestaltete Antoine Pastorana, ein Schreiner, der hier nach 1695 seine Werkstatt hatte.
La Louve („Die Wölfin“): So heißt das Haus der Bogenschützen, weil über dem Eingang ein Flachrelief angebracht ist, das die römische Wölfin mit ihren Zöglingen Romulus und Remus zeigt. Die Gilde der Bogenschützen, deren Embleme ebenfalls an der Fassade zu erkennen sind, kaufte es erst nachträglich. Der erste Stock weist mit den vier kannelierten Wandsäulen Merkmale der Renaissance auf.
Le Cornet („Das Füllhorn“): Das Haus erhielt seinen Namen und das Relief mit dem Füllhorn im Zwischenstock erst, als die Gilde der Flussschiffer es in Besitz nahm. Der Schreiner Antoine Pastorana hatte es für sie neu aufgebaut. Den Giebel gestaltete er wie ein Schiffsheck, das Medaillon zeigt Karl II. von Spanien. Darunter begleiten zwei Seepferdchen mit Reitern einen Meeresgott mit Fischschwanz (Triton) beim Fischfang.
Le Renard („Der Fuchs“): Den Namen erhielt das Haus nach de Vos, dem Künstler der Flachreliefs. Amorgestalten, die Tierfelle bearbeiten, und Geschäfte für getöpferte und gefärbte Waren sowie Tücher schmücken das Haus der Kurzwarenhändler. Vom Giebel blickt der heilige Nikolaus herab, der Schutzpatron der Gilde. Fünf Statuen verkörpern Justitia mit verbundenen Augen sowie die Erdteile Europa, Afrika, Asien und Amerika.
L’Étoile („Der Stern“): Bereits im 13. Jh. erwähnt, wäre dies eines der ältesten Gebäude am Platz. 1852 wurde es abgerissen, da es den Verlauf einer Straße behinderte. 1897 ließ Charles Buls, damals Bürgermeister, das kleinste Haus der Grand Place auf einem Säulengang wieder aufbauen.
Le Cygne („Der Schwan“): Über dem Eingang breitet ein Schwan seine Flügel aus und macht das Haus sehr leicht erkennbar. Ab 1720 war es das Innungshaus der Fleischer. Drei Statuen symbolisieren Überfluss, Landwirtschaft und Fleischerwandwerk. Der seit 1845 in Brüssel im Exil lebende Karl Marx und Friedrich Engels trafen sich hier häufig im Vereinslokal des von ihnen gegründeten „Deutschen Arbeitervereins“. Im ersten Stock befinden sich heute ein teures Gourmetrestaurant (La Maison du Cygne; Eingang von der Seite) und der Sitz des Cercle Ommegang, der das gleichnamige jährliche Fest vorbereitet.
L’Arbre d’Or („Der Goldene Baum“): Die Brauer erwarben das Haus Ende des 16 Jh. von der Zunft der Teppichweber, und etwa ein Jahrhundert später ließen ihre Nachfolger das Gebäude von Guillaume de Bruyn komplett umbauen. 1752 kam das Reiterstandbild von Karl von Lothringen auf den Giebelaufbau, das heute als Kopie (1901) zu sehen ist. Die Flachreliefs an der Fassade zeigen u. a. die Hopfenernte und den Biertransport. Heute unter dem Namen Maison des Brasseurs bekannt, beherbergt das Haus im Untergeschoss das Biermuseum.
Maison des Ducs de Brabant („Haus der Herzöge von Brabant“): Das Haus war niemals Regierungssitz, sondern erhielt seinen Namen wegen der 19 Büsten der Herzöge von Brabant, die auf Wandpfeilern den ersten Stock schmücken. Was aussieht wie ein einziger Bau, ist nur die Fassade, hinter der sich mehrere Zunfthäuser (Müller, Gerber, Maurer, Steinmetze, Wagner und Zimmerleute) verbergen.
Le Cerf volant („Der fliegende Hirsch“) ist ein Wohnhaus und ein schönes Beispiel für die flämische Architektur des 17. Jh. Die Nachbarhäuser mit gemeinsamer Fassade sind schlichtere Wohnhäuser. La Chaloupe d’Or („Die Goldschaluppe“), heute ein Café-Restaurant, und La Taupe („Der Maulwurf“) gehörten in früheren Zeiten der Schneiderinnung. Eine Büste der heiligen Barbara an der Fassade der Goldschaluppe erinnert an die Schutzpatronin der Schneider. Den Giebel schmückt der in Brüssel um das Jahr 1180 geborene heilige Bischof Bonifaz von Lausanne. Im einstigen Haus der Malergilde Le Pigeon („Die Taube“) wohnte 1852 der französische Schriftsteller Victor Hugo, der wegen seiner Kritik an Napoleon III. aus Frankreich fliehen musste. La Chambrette de l’Amman („Amtsmannskämmerchen“) ist ein typisches Beispiel für den klassischen Stil. Die dorische Säulenreihe wurde dreifach übereinander gesetzt. Die Fassade schmückt u. a. das Wappen von Brabant.
Sehenswertes rund um die Grand Place
Hauptkirche Brüssels
Kathedrale St-Michel
Neben St-Romuald in Mechelen wurde sie im Zuge einer Neuorganisation des Erzbistums ab 1962 zweite Kathedrale des Erzbistums Mechelen-Brüssel. Im Rahmen dieses Aufstiegs wurde die heilige Gudula, immerhin Patronin der Stadt, offiziell aus dem Kirchennamen entfernt, durchgesetzt hat sich diese Veränderung aber nicht einmal auf der Website des Gotteshauses, cathedralestmichel.be. Um Brüssels inoffizielle Schutzpatronin rankt sich bis heute die hübsche Legende, der Teufel habe ihre Laterne auf dem Weg in die Kapelle immer wieder ausgeblasen, woraufhin Gudulas Schutzengel sie jedes Mal wieder anzündete.
Ab 1225 wurde über 300 Jahre an der Kirche gebaut (110 m lang, 50 m breit, 26,5 m hoch) und sie zeigt die ganze Palette gotischer Stilelemente. Bei Restaurierungsarbeiten in den 1980er-Jahren gelang es, Fundamentreste der romanischen Vorgängerkirche aus dem 11. Jh. freizulegen. Viele Grabsteine und Kunstwerke verschwanden während des Bildersturms im 16. Jh. und durch die Plünderungen während der Französischen Revolution.
Die Treppe zum Eingangsportal entstand erst 1860. Die Kathedrale besitzt 49 Glocken, darunter die sieben Tonnen schwere Glocke „Salvator“ aus dem Jahr 1481. Über der mittleren Eingangstür sind die Heiligen Drei Könige in Stein gehauen, weitere Skulpturen zeigen die Apostel. Auch im Kircheninneren sind die Apostel als imposante Skulpturen (u. a. von Luc Faid’herbe und Jérôme Duquesnoy d. J. geschaffen) an den Pfeilern dargestellt, die das Hauptschiff tragen.
Der kunsthistorisch wertvollste und älteste Teil der Kathedrale (Triforium von 1273) ist der Chor, der den Übergang von der Romanik zur Gotik zeigt. Das gotische Spitzbogengewölbe ist mit Laubwerk verziert, und oben sind der heilige Michael, Gudula, das Lamm Gottes und ein Pelikan dargestellt. Die Glasfenster (16. Jh.) gestaltete Margarete von Österreichs Glasmaler. Hinter dem Hauptaltar aus vergoldetem Kupfer liegen die Grabstätten der Herzöge von Brabant und des Erzherzogs Ernst von Österreich.
Das Mittelschiff stammt aus dem 14. Jh. Die Türme an der Vorderseite entstanden erst ab dem 15. Jh. und zeigen den französischen Einfluss. Im 17. Jh. wurde die Kirche um mehrere Kapellen erweitert. In der Marienkapelle (1649-1655) steht vor dem barocken Hauptaltar aus schwarzem Marmor (1666) ein kupferner Pelikanaltar von Simon Lewi aus dem Jahr 1975. Der Pelikan wurde bereits im 4. bis 5. Jh. von Bischof Eusebius und dem heiligen Augustinus als Symbol für Christus den Erlöser eingeführt. Die Fenster in der Kapelle von 1649 entstanden nach Vorlagen des Rubens-Schülers Theodor van Thulden und zeigen Szenen aus dem Leben der Muttergottes.

Figurenschmuck an tragenden Säulen und ein gotisches Spitzbogengewölbe

In der Maes-Kapelle befindet sich einer der ersten Steinaltäre aus rosa Marmor und Alabaster, die nach der Blütezeit der niederländischen Holzaltäre (im Stil der Mailänder Renaissance) errichtet wurden.
Die Kirchenfenster lassen das Innere bei schönem Wetter hell erstrahlen. Die 16 Fenster enthalten erstaunliche 1200 Glasgemälde, ein Großteil ist aus dem 16. Jh. erhalten. Besonders eindrucksvoll sind u. a. die Renaissancefenster (1537) des Querschiffs. Das an der Nordseite war ein Geschenk Karls V. an seine Gattin Isabelle von Portugal und stammt von Meister Jean Haeck nach einem Entwurf von Bernard van Orley. Der Kaiser kniet im Brokatmantel vor Gottvater, hinter ihm steht sein Beschützer Karl der Große. Er hält eine Weltkugel mit Kreuz und ein Zepter. Auch Isabella von Portugal betet und die heilige Elisabeth reicht dem demütigen Karl eine Krone.
In der Kathedrale fand 1993 der Trauergottesdienst für König Baudouin statt; 1999 heirateten hier traditionsgemäß Kronprinz Philippe und Prinzessin Mathilde. Dreimal trat in der Kathedrale die Domversammlung des Ordens vom Goldenen Vlies zusammen, 1516 wurde Karl V. hier zum König Spaniens ausgerufen, 1815 feierte man mit einem „Te Deum“ den Sieg in Waterloo.