Bühnenwerke - Joseph Christian von Zedlitz - E-Book

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Joseph Christian von Zedlitz

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Beschreibung

Joseph Christian von Zedlitz war ein österreichischer Offizier und Schriftsteller. In diesem Band finden sich seine bekanntesten Werke für das Theater: Der Königin Ehre. Der Stern von Sevilla Herr und Sklave Kabinettsintrigen Kerker und Krone Liebe findet ihre Wege Turturell Zwei Nächte zu Valladolid

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Bühnenwerke

Joseph Christian von Zedlitz

Inhalt:

Joseph Christian Freiherr von Zedlitz – Biografie und Bibliografie

Der Königin Ehre.

Personen.

Erster Aufzug.

Erster Auftritt.

Zweiter Auftritt.

Dritter Auftritt.

Vierter Auftritt

Fünfter Auftritt.

Zweiter Aufzug.

Erster Auftritt.

Zweiter Auftritt.

Dritter Auftritt.

Vierter Austritt

Fünfter Auftritt

Sechster Auftritt.

Siebenter Auftritt

Achter Auftritt.

Neunter Auftritt

Zehnter Auftritt

Eilfter Auftritt

Dritter Aufzug

Erster Auftritt

Zweiter Auftritt

Dritter Auftritt

Vierter Auftritt.

Fünfter Auftritt.

Vierter Aufzug.

Erster Auftritt.

Zweiter Auftritt.

Dritter Auftritt.

Vierter Auftritt

Fünfter Auftritt.

Sechster Auftritt.

Siebenter Auftritt.

Achter Auftritt.

Fünfter Aufzug

Erster Auftritt

Zweiter Auftritt.

Dritter Auftritt.

Vierter Auftritt.

Fünfter Auftritt.

Der Stern von Sevilla

Personen

Erster Aufzug.

Erster Auftritt.

Zweiter Auftritt.

Dritter Auftritt.

Vierter Auftritt.

Fünfter Auftritt.

Sechster Auftritt.

Siebenter Auftritt.

Zweiter Aufzug.

Erster Auftritt.

Zweiter Auftritt.

Dritter Auftritt.

Vierter Auftritt.

Fünfter Auftritt.

Sechster Auftritt.

Siebenter Auftritt.

Achter Auftritt.

Dritter Aufzug.

Erster Auftritt.

Zweiter Auftritt.

Dritter Auftritt.

Vierter Auftritt

Vierter Aufzug.

Erster Auftritt.

Zweiter Auftritt.

Dritter Auftritt

Vierter Auftritt

Fünfter Auftritt

Sechster Auftritt.

Siebenter Auftritt.

Fünfter Aufzug.

Erster Auftritt.

Zweiter Auftritt.

Dritter Auftritt.

Vierter Auftritt

Fünfter Auftritt

Sechster Auftritt.

Herr und Sklave

Personen.

Erster Aufzug.

Erster Auftritt.

Zweiter Auftritt.

Dritter Auftritt.

Vierter Auftritt.

Zweiter Aufzug

Erster Auftritt

Zweiter Auftritt.

Dritter Auftritt.

Vierter Auftritt.

Fünfter Auftritt.

Kabinettsintrigen

Personen.

Erster Aufzug.

Erster Auftritt.

Zweiter Auftritt.

Dritter Auftritt.

Vierter Auftritt.

Fünfter Auftritt.

Zweiter Aufzug.

Erster Auftritt.

Zweiter Auftritt.

Dritter Auftritt.

Vierter Auftritt.

Fünfter Auftritt.

Sechster Auftritt.

Siebenter Auftritt.

Achter Auftritt.

Neunter Auftritt.

Zehnter Auftritt.

Eilfter Auftritt.

Dritter Aufzug.

Erster Auftritt.

Zweiter Auftritt.

Dritter Auftritt.

Vierter Auftritt.

Fünfter Auftritt.

Sechster Auftritt.

Siebenter Auftritt.

Achter Auftritt.

Kerker und Krone

Personen

Erster Aufzug.

Erster Auftritt.

Zweiter Auftritt.

Dritter Auftritt.

Vierter Auftritt.

Fünfter Auftritt.

Sechster Auftritt.

Siebenter Auftritt.

Achter Auftritt.

Zweiter Aufzug.

Erster Auftritt.

Zweiter Auftritt

Dritter Auftritt.

Vierter Auftritt.

Fünfter Auftritt.

Sechster Auftritt.

Siebenter Auftritt.

Achter Auftritt.

Neunter Auftritt.

Zehnter Auftritt.

Eilfter Auftritt.

Zwölfter Auftritt.

Dritter Aufzug.

Erster Auftritt.

Zweiter Auftritt.

Dritter Auftritt.

Vierter Auftritt.

Fünfter Auftritt

Sechster Austritt.

Vierter Aufzug.

Erster Auftritt.

Zweiter Auftritt.

Dritter Auftritt.

Vierter Auftritt.

Fünfter Aufzug.

Erster Auftritt.

Zweiter Auftritt.

Dritter Auftritt

Vierter Auftritt

Fünfter Auftritt

Sechster Auftritt.

Siebenter Auftritt.

Liebe findet ihre Wege

Personen.

Erster Aufzug.

Erster Auftritt.

Zweiter Auftritt.

Dritter Auftritt.

Vierter Auftritt.

Fünfter Auftritt.

Zweiter Aufzug.

Erster Auftritt.

Zweiter Auftritt.

Dritter Auftritt.

Vierter Auftritt.

Fünfter Auftritt.

Sechster Auftritt.

Siebenter Auftritt.

Achter Auftritt.

Neunter Auftritt.

Zehnter Auftritt.

Eilfter Auftritt.

Dritter Aufzug.

Erster Auftritt.

Zweiter Auftritt.

Dritter Auftritt.

Vierter Auftritt.

Fünfter Auftritt.

Sechster Auftritt.

Siebenter Auftritt.

Achter Auftritt.

Vierter Aufzug.

Erster Auftritt.

Zweiter Auftritt.

Dritter Auftritt.

Vierter Auftritt

Fünfter Auftritt.

Turturell

Personen.

Erste Handlung.

Zweite Handlung.

Dritte Handlung.

Vierte Handlung.

Fünfte Handlung.

Zwei Nächte zu Valladolid

Personen.

Erster Aufzug.

Erste Scene.

Zweite Scene.

Dritte Scene.

Vierte Scene

Fünfte Scene.

Sechste Scene.

Siebente Scene.

Zweiter Aufzug.

Erste Scene.

Zweite Scene.

Dritte Scene.

Vierte Scene.

Fünfte Scene.

Dritter Aufzug.

Erste Scene.

Zweite Scene.

Dritte Scene.

Vierte Scene.

Fünfte Scene.

Vierter Aufzug.

Erste Scene.

Zweite Scene.

Dritte Scene.

Vierte Scene.

Fünfte Scene.

Fünfter Aufzug.

Erste Scene.

Zweite Scene.

Dritte Scene.

Vierte Scene.

Fünfte Scene.

Bühnenwerke, J. C. von Zedlitz

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

ISBN:9783849639303

www.jazzybee-verlag.de

www.facebook.com/jazzybeeverlag

[email protected]

Joseph Christian Freiherr von Zedlitz – Biografie und Bibliografie

Dichter, geb. 28. Febr. 1790 zu Johannisberg in Österreichisch-Schlesien, gest. 16. März 1862 in Wien, besuchte das. Gymnasium in Breslau, trat 1806 in das österreichische Husarenregiment Erzherzog Ferdinand und nahm als Oberleutnant und Ordonnanzoffizier des Fürsten Hohenzollern an dem Feldzuge von 1809, namentlich. an den Schlachten von Regensburg, Aspern und Wagram und dem Treffen bei Hausen, rühmlichen Anteil, nahm dann aber seinen Abschied, um die Bewirtschaftung seiner Güter in Ungarn zu übernehmen. 1837 wurde er als Publizist des Fürsten Metternich ins Ministerium des Auswärtigen berufen; später vertrat er Sachsen-Weimar, Nassau, Braunschweig, Oldenburg und Reuß als Geschäftsträger am österreichischen Hofe. Von seinen »Dramatischen Werken« (Stuttg. 1830–36, 4 Bde.; neue Ausgabe 1860) fanden die Trauerspiele: »Zwei Nächte zu Valladolid« (Wien 1825), »Der Stern von Sevilla« (Stuttg. 1830) und das Schauspiel »Kerker und Krone« (das. 1834), dessen Gegenstand Tassos letzte Lebenstage bilden. Beifall. Eine höhere Stelle nimmt Z. als lyrisch-reflektierender und erzählender Dichter ein. Unter seinen »Gedichten« (Stuttg. 1832, 5. Aufl. 1855, auch in Reclams Universal-Bibliothek) befinden sich die früher schon einzeln erschienenen vorzüglichen »Totenkränze« (das. 1827; 2. Aufl., Wien 1831; neuer Abdruck 1841), in denen Z. zuerst den Versuch machte, die italienische Kanzone mit Erweiterung ihrer ursprünglichen Schranken in einer umfangreichern Dichtung anzuwenden, sowie ferner die berühmte Ballade »Die nächtliche Heerschau«, die an Neukomm einen originellen Tonsetzer gefunden hat. Seine einst berühmte poetische Erzählung »Waldfräulein« (Stuttg. 1843, 4. Aufl. 1856, auch bei Reclam) ist jetzt verblasst; unter seinen späteren Werken dieser Art zeichnen sich die »Altnordischen Bilder« (das. 1850) aus. Großen Erfolg hatte in Österreich sein »Soldatenbüchlein« (Wien 1848; 3. Aufl., Stuttg. 1852), eine Art poetischer Katechismus für die reaktionär gesinnte, bigott katholische Soldateska des Kaiserstaats. Außerdem hat Z. Byrons »Childe Harold« (Stuttg. 1836) übersetzt und eine Anzahl politischer Flugschriften veröffentlicht. Vgl. Castle, Der Dichter des »Soldatenbüchleins« (im »Jahrbuch der Grillparzer-Gesellschaft«, Bd. 8, Wien 1898).

Der Königin Ehre.

Schauspiel in fünf Aufzügen.

Personen.

Boadillin,maurischer König in Granada.Gazul, Bruder der Königin.Mucasein Bruder.,

Albin Hamar.Malique Alabez.Vanega Almoradi, vom Stamme der Abeneeragen.

Reduan.Abidbar.Almansor.Gomel.Hamet Zegra.Mohadin Zegra., vom Stamme der Zegris.

Ein PageAlbin Hamar's.

Don Rodrigo Tellez Giron, Großmeister des Calatrava-Ordens.

Don Manuel Ponce Leon.

Don Diego von Cordova, Alkayde von Doncellas.

Don Juan Chacon, Graf von Cartagena.

Don Alonzo d'Aguillar.

Alfänna, Königin von Granada.

Esperanca, eine Christensklavin.

Zelima.

Ein Herold.

Ein Dienerdes Königs.

Maurische und spanische Ritter. Krieger. Mauren. Ein Spanier.

Maurische Frauen. Volk.

Erster Aufzug.

Freie Waldgegend.

Erster Auftritt.

Don Manuel Ponce Leon (leicht verwundet) und Don Juan,Graf von Cartagena. Spanische Krieger.

Ponce.

Hier laßt uns halten. – Don Rodrigo Tellez Gedenkt am Fuße des Gebirgs zu lagern, Gewärtig, ob dem Maurenheer gelüste, Vielleicht das Kampfspiel morgen zu erneun.

Juan.

So lasset uns die Nacht gerüstet bleiben.

Ponce.

Gerathner ist's. – Wir streifen hier nicht fern Vom Vegagrund, und wenn wir von dem Gipfel Darniederschauen, schimmern in dem Golde Der Abendröthe hell Granada's Thürme, Und von Alhambra's blüthenreichen Gärten**Verbreitet sich der wollustvolle Hauch Des würz'gen Duftes bis zu diesen Höhn.

Juan.

So nah am Feinde ziemt uns weise Hut. Doch nun, Don Ponce, seht nach Eurer Wunde.

Ponce.

Sie ist besorgt, auch so gefährlich nicht, Als sie des tapfern Mauren guter Wille Mir zugedacht.

Juan.

Nun, desto besser, Herr!

Ponce.

Ein wackrer Ritter war's, ich groll' ihm nicht; Obgleich er nahe mir an's Leben wollte.

Juan.

Er ist gefangen, wenn ich recht vernahm.

Ponce.

Durch Don Rodrigo Tellez eigne Hand.

Juan.

Wohl keiner bessern konnt' er sich ergeben.

Ponce.

Mir bricht das Herz, ich muß es frei gestehen, Seh' ich, sehr werther Graf von Cartagena, Dieß Maurenvolk: so stark im Kampfe und So hochgesinnt, von hellem, regen Geiste, In allem Wissen wohlbewandt und tüchtig! – O Schmach für Spaniens ritterliche Ehre, Daß aus dem sonnentbrannten Afrika Ein Volksstamm herzieht, und mit Kriegsgewalt Eindringt, und heimisch wird auf dieser Erde!Wohl wär' es an der Zeit, daß unsre Mannheit Dem trägen Schlummer sich entrüttelte.

Juan.

Ich hörte heute, daß ein Mohrenfürst Umhergezogen, und mit frechem Spotte Die span'sche Ritterschaft zum Kampf geladen. Die Straße sperrt er nach Alhama hin.

Ponce.

Nun, bei St. Jakob! lange soll er nicht Auf einen Gegner warten. Morgen zieh' Ich ihm entgegen.

Juan.

Mit Vergunst, Don Ponce, Ein näher Recht zum Kampf mein' ich zu haben; Auch seyd Ihr ja verwundet.

Ponce.

Nicht so schwer, Daß ich den Uebermuth nicht strafen könnte. Wie ist des Mauren Name? Sprich!

Juan.

Azarque. Der Stärksten einer aus dem Maurenheer, Ein weit berühmter Kämpfer.

Ponce.

Desto besser!

Juan.

Horch! Kriegsmusik ertönt von jener Seite. – Das sind die Unsern. Don Rodrigo führt Sein siegreich Banner aus dem Treffen heim.

Ponce.

Noch keinen würd'gern Meister sah der Orden. Erhalt' ihn Gott!

Juan.

Von Herzen sag' ich Amen!

Zweiter Auftritt.

Die Vorigen. Der Großmeister Don Rodrigo Tellez Giron.Don Diego von Oltosa. Spanische Krieger.

Großmeister.

Dort jener freundlich wunderholde Hain Scheint uns zur Ruh so schmeichelnd einzuladen, Daß ich gemeint bin, nun die Schlacht vorbei, In seinen Schooß zu flüchten, unterm Dach Der Bäume dort, zu schnell erbauter Stadt Der Zelte leichte Linnen aufzuschlagen.

(Die Krieger gehen ab.)

Ja, laßt uns hier, vom Waldesgrün umschattet, Der Sonne neuerblühend Licht erwarten, Um mit des Frühroths erstem, matten Schimmer Das edle Kriegswelt wieder zu beginnen. – Der Mohr Azarque ist des Kampfs begierig, Und höhnend hält er in der Vega Ebne.

Ponce.

Ich such' ihn auf.

Juan. Seyd doch verständig nur,Don Ponce Leon! Laßt den Heiden mir. Ihr seyd verwundet ja, und kaum den Arm Vermögt Ihr aufzuheben.

Ponce.

Unbesorgt Sey mir deßhalb, Don Juan. Will's der Himmel, Sollst du des Mauren Leiche morgen schaun.

Diego

(der indeß mit einem Krieger heimlich gesprochen).

Indeß Ihr streitet, wer den Kampf soll wagen, Ist er beendet, und ein Andrer trägt Den Ruhm hinweg, nach dem ihr Beide geizet. Willkommne Botschaft meldet dieser Mann.

Großmeister

So laßt uns hören.

Diego.

Ausgesendet hatt' ich Bewaffnet Volk, den Umkreis unsers Lagers Rings zu umgeben; da gewahrt der Wächter Ein seltsam Schauspiel. Zwei erzürnte Krieger, Azarqu' der eine, wie die Rüstung zeigte, Der andere ein spanischer Hidalgo, Begegnen sich im Thal, Roß gegen Roß Im wilden Anlauf treibend. Wölfen gleich, Die hungrig um die blut'ge Beute ringen, Sieht man sie streiten; daß die Ebne weit Vom Klange ihrer Waffen wiederhallt. Lang' unentschieden blieb der Kampf; doch endlich, Von seines Gegners Stahl durchbohret, sinkt Vom Roß der Maur', und jenen Riesen gleich,Von denen uns verklungne Sagen melden, Liegt er, weit ausgestreckt, nun todt am Boden.

Großmeister.

Wer ist der Spanier, der ihn besiegte?

Diego.

Ein Unbekannter ist's, er naht dem Lager.

Inau

Kennt Niemand seine Farben und sein Wappen?

Diego.

Seht hier den heldenmüth'gen Ritter selbst.

Dritter Auftritt.

Vorige. Don Alonzo d'Aquillar. Hinter ihm Ritter die Azarque's Rüstung tragen.

Ponce.

Alonzo d'Aquillar!

Großmeister.

Du bist's?

Juan.

Alonzo?

Alonzo.

Ich bin's.

Großmeister.

Willkommen heiß' ich dich!

Die Ritter.

Wir Alle, Alle!

Alonzo.

Habt Dank, ihr Freunde! – O, ersehnte Stunde, Die mich zurückführt auf Hispaniens Boden!

Juan.

Von Ruhm umglänzet ziehest du hier ein.

Ponce.

Ein Heldenwerk verkündet deine Ankunft.

Großmeister.

Du hast vollbracht, was dir die Besten neiden.

Alonzo.

Wenn deine Huld mich hoch und stolz erhebt, Steh' ich beschämt zugleich, o Herr, vor dir, Mir wohl bewußt, daß ich sie nicht verdiene.

Ponce.

Laß uns von deinem Schicksal Kunde hören.

Diego.

Als du hinwegzogst aus Hispanien, Warst du von Granada zurückgekehrt, Wo du gefangen bei den Mauren lagst.

Alonzo.

Durch einen Maurenritter schwer verwundet, Trug mich derselbe Arm, der mich verletzt, Aus dem Getümmel, und mein edler Feind, Ein tapferer Abenceragenfürst, Ward bald mein Freund, als seines Hauses Hallen Mich gastlich grüßten, und die harte Wunde, Von zarter Hand gepfleget, schnell genas.

Großmeister.

Es ging die Sage, daß die Pflegerin Für jene Wunde, die sie bald geheilt, Dir eine neue, unheilbare schlug.

Alonzo.

Ruhmwürd'ger Meister –

Großmeister.

Rede ohne Scheu.

Alonzo.

Es ist so, wie du sagst, ich läugn' es nicht, – Nachdem, wie dunkler Todesnebel, dicht Und schwer, mich lang' der Ohnmacht Schlaf umfangen, Schlug ich die Augen wieder auf zum Licht; Da sah ich, als des Todes Fesseln sprangen, Vor meinem Lager eine Jungfrau stehn, Wie lebend nie ein Auge je gesehn. Noch halb dem Tode eigen, halb dem Leben, Dem mählig kehrenden, zurückgegeben, Schien, was ich sah, mich wie ein Morgentraum, In dem sich holde Zauber reizend weben, Im fremden Wunderlichte zu umschweben; Doch alle Himmel sah ich staunend offen, Und lichterfüllet um mich her den Raum, Als mich ihr Blick mit süßer Macht getroffen, Und, die Genesungsschale in der Hand, Sie wie ein Bild der Engel vor mir stand.

Großmeister.

Laßt uns der Dame Stand und Namen nennen, Daß wir sie kennen und bewundern mögen.

Alonzo.

Verzeih', o Herr, wenn ich verschlossen scheine, Doch was zu wissen du von mir begehrst, Hab' ich gelobt, nie einem Ohr zu nennen. Doch dürft' ich reden, wär' das Wort mir frei, Hätt ich nicht angelobt ein ewig Schweigen,Würd' ein so edler Name ausgesprochen, Daß, wie auch schmerzlich, was ich fühle, sey, Du doch bekenntest, Herr, vor diesen Zeugen: Es könne edlern Ruhm ein Ritter nie erjagen, Als endlos Leid für solch ein Weib zu tragen.

Großmeister.

Doch, sagt man, heil' Entfernung solche Wunden, Und was im Räume weit von uns gerückt, Steh' oft dann auch in unserm Herzen fern.

Alonzo.

Es ist ein eitel und vergeblich Streben, Das zu vergessen, was sich nie vergißt; Sey's, daß der Liebe Lust vergänglich ist, Der Liebe Schmerz lebt ein unsterblich Leben!

Ponce.

Wer fühlte nicht, daß deine Worte wahr.

Alonzo.

Nicht in der Freude wird es offenbar, Wie tief das Herz, wie heilig es empfunden; Doch nagt der Schmerz und brennen alle Wunden, Dann wird es bald dem innern Auge klar: Daß jene Saat am üppigsten gesprossen, Die reich mit Thau der Thränen wir begossen.

Großmeister.

Nicht ruhmlos, eitlen Klagen hingegeben, Laß deines Geistes Fittig müßig sinken. Was hohe Liebe edlen Herzen frommt, Soll, junger Freund, sich auch an dir bewähren; Entzünden soll sie der Begeistrung Gluth, Ein heilig Feuer dir im Busen nähren: Du sollst, was groß ist, üben, und was gut,Durch deinen Wandel deine Dame ehren, Zu ihrem Ruhm dich edlen Thaten weihn. Und fühlst du würdig dich, sie dein zu nennen, So hast du sie besessen, sie ist dein, Ob dich von ihr auch Meer und Länder trennen.

Ein Spanier (tritt auf)

Es bittet der gefangne Maurenritter Dich, hoher Meister, um geneigt Gehör.

Großmeister

Gazul? – Er nahe sich.

(Der Spanier geht ab.)

Alonzo(für sich)

Vernahm ich recht? Gazul? Welch glückliches Ereigniß!

Vierter Auftritt

Vorige. Gazul

Großmeister

Mein edler Gazul, rede! Was verlangst du?

Gazul

Gefangen steh' ich zwar vor dir, o Herr, Doch fass' ich deine Hand mit Zuversicht, Und halte an der frohen Hoffnung fest: Du werdest meiner Bitte nicht dein Ohr, Dein Herz ihr nicht verschließen. – Laß mich frei, Und nimm zur Lösung, was du selbst begehrst.

Großmeister.

Es hat dein Schwert so manchem Spanier Die Rüstung aufgelöst, daß auf den Rasen Der Herzquell seines Blutes hingeströmt, Und du begehrst, daß ich dich frei entsende? –

Gazul.

Gespalten in zwei mordgesinnte Hälften Steht Granada sich feindlich gegenüber: Die Benceragen dort, die Zegris hier. Wo sich ein Zegris naht, fliegt aus der Scheide Sogleich des rüst'gen Gegners leuchtend Schwert; Kein Ritter der Abenceragen zog Noch jemals seines Weges ruhig fort, Daß nicht ein Zegris ihn zum Kampf entboten, Wenn er die gleiche Straß' entgegen kam. – Ich weiß, die Zegris sinnen auf Verrath, Und ausgezogen sind die besten Häupter Von unsrem Stamme, fern von Granada; Darum befürcht' ich Unglück für die Meinen, Indeß ich hier entfernt, gefangen weile. Daß ich mit ihnen Ruhm und Wunden theile, Entlaß, o Herr, mich und nimm Lösung an!

Großmeister.

Die Freiheit nicht gewähr' ich dir, Gazul; Doch gern, was außer ihr dich freuen kann, Und Alles, was ein gastlich Haus vermag, Es soll zu deinem Dienste, edler Held, Auf meinen Schlössern dir entboten seyn.

Gazul.

Sieh, ich bin reich an Schätzen, edlen Goldes, Es glänzen Perlen rings und EdelsteineGleich goldnen Sternen an der Rüstung mir; Kein edler Roß trank noch des Genils Wellen, Als jenes Blutes, das ich auferzog: Was du begehrst, es soll dein eigen seyn; Wie hoch den Preis du stellst, ich will ihn zahlen, Ja, Alles biet' ich dir, gibst du mich frei.

Großmeister.

Mich lockt es nicht, und mehr gilt mir der Ruhm, Daß ich den Besten eures Heers gefangen.

Alonzo(hervortretend). Vergönn' ein Wort mir, hochgepries'ner Meister.

Großmeister.

Sprich!

Gazul. Aquillar!

Alonzo.

Ich bin's, mein theurer Gazul.

Diego.

Wie, Ihr seyd Freunde?

Alonzo.

Hört mich an.

Großmeister.

Erzähle.

Alonzo.

An jenem Tage war es, Don Rodrigo, Da plötzlich uns die Kunde ward berichtet: Es töne Lorca's weite Ebne wider Von eh'rnem Klange maurischer Trompeten; Wie schnell gerüstet wir zum Kampfe flogen Und Lorca retteten mit unserm Schwert: Als mir ein Lanzenstich die Brust durchbohrte.Warm quoll das Blut mir unterm Panzer nieder, Die Sinn' entschwanden, Nacht umwölkt' den Blick Und sterbend meint' ich damals zu vergehen. Da trug mich dieser Ritter, mich, den Feind, Den Christen, er, der Maure, aus dem Treffen; In seinem Haus, auf seinem eignen Lager Kam mir die neue Jugendkraft zurück. Und als, genesen, ich zur Heimath zog, Verließ ich einen Freund in Granada, Dem ich verpflichtet war mit meinem Leben. Darum, du Leitstern von Hispaniens Rittern, Laß meine Bitte dir das Herz bewegen, Nimm reiche Lösung an und laß ihn frei.

Großmeister.

Wie. Maur'? ein Spanier dankt dir das Leben? Geh! – Du bist ohne Lösung frei gegeben.

Gazul.

Zweimal besieget steh' ich heut vor dir.

Großmeister.

Kein Wort davon! Laßt uns die Zelte suchen; Dir aber leuchte' durch die stille Nacht Des Mondes helle Fackel nach Granada.

(Alle, außer Alonzo und Gazul, gehen ab.)

Fünfter Auftritt.

Alonzo. Gazul.

Gazul.

Heil, Heil dir, edler Held! – O, mein Alonzo! Welch ein ehrwürdig Bild! so edlen Stolzes,So männlich und so mild! Im Sturm der Schlacht Ein tödtend Feuer, und ein Kind im Frieden.

Alonzo.

Nicht Zeit zu leeren Worten ist es nun; Frei bist du. – Auf, zu Roß – und fort zu Ihr! Es brennt der Boden unter meinen Füßen, Fort, lass' uns eilen, fort!

Gazul.

Wohin, Alonzo?

Alonzo. Hörst du denn nicht? Was stehst du zaudernd? – Auf! Kurz ist die Nacht. Bald steigt verrätherisch Der Sonn' unholder Morgenschein herauf. Und süß Geheimniß, dem verschwiegnen Dunkel Mit leisem Lispeln zitternd nur vertraut, Verräth des Tages Herold.

Gazul.

Ungewiß Scheint mir's, ob ich dich recht versteh', ob nicht. Wo willst du hin?

Alonzo.

Unnütze Frage! Wie, Ist denn ein Ort noch in der Welt als der, An dem Sie wandelt? – Wo ich hin will, fragst du? Nach Granada, hin in Alhambra's Gärten, Hin in den kerzenhellen Saal! – Doch nein! Nicht in den Saal, wo tausend farb'ge Lichter Die Nacht zum Tage wandeln; – In ihres abgeschiedenen Gemaches Vertraute Klause, wo ein flimmernd Lämpchen Verborgen dämmert, weiße Schleier ringsDie Wänd' umwallen, wo kein Auge späht, Als das befreundete des lieben Mondes.

Gazul.

Versteh' ich recht?

Alonzo.

Zu Alfänna's Füßen In der Jasminenlaube dunklen Schatten! Sie sehen muß ich, ihren Athem fühlen, Damit ich lebe, der ich todt mich wähne! Ich muß zu ihr, damit den Tod ich finde Nach so viel Leben! – Wundersames Walten Der schicksalsmächt'gen Sterne! Ich muß sie sehn, will ich dem Tod entgehn, Und sterben muß ich – hab' ich sie gesehn.

Gazul.

Du willst es – nun wohlan! Hinweg dein Kleid! Verhülle dich in maurisches Gewand, Ein maurisch Schwert umgürte statt dem deinen; Die Zither nimm mit dir und laß uns ziehn. – Sey es zur guten Stund'. Ich will nicht zögern, Weil du es wünschest und des Dankes Pflicht Mich mahnt, dir zu willfahren; dennoch mein' ich: Gefährlich Wagniß ist's, was wir beginnen, Und leicht bringt Unglück die gewagte That.

Alonzo.

Wahrsage nicht! – Aus süßer Liebessaat Kann ich der Liebe Frucht mir nur gewinnen.(Beide ab),

Ende des ersten Aufzuges.

Zweiter Aufzug.

Garten zu Alhambra. Eine Terrasse, von Rosengebüsch umgeben. Tief im Hintergrunde ein erleuchtetes Gartenhaus, aus dem Musik schallt. Mondhelle Nacht.

Erster Auftritt.

Mohadin Zegri und Albin Hamar stürzen aus dem Palaste. Ihnen folgen: Malique Alabez, Almoradi Vanega, Gomel, Hamet Zegri und Almansor.

Mohadin.

Hierher, du Prahler, hier in's Freie 'raus! Das Schwert gezogen, das so feig Als deine Zunge keck und tapfer ficht!

Albin Hamar.

Bewähren soll es dir auf frischer That, Daß ich ein Mann sey, der dir Rede steht! Dein Drohen schreckt mich nicht und deine Stärke, Auf die du trotzest! Dir in's Angesicht, Stirn gegen Stirn sag' ich's noch einmal: Ja,Der beste Ritter dünk' ich mich zu seyn In Granada; den König, meinen Herrn, Der mir gebietet, einzig nehm' ich aus,

Mohadin.

Elender Sklave, den ein Bastard zeugte!

Gomel.

Erkenne in den Zegris deine Herrn, Die einst Cordova's Königskrone trugen.

Alabez.

Das lügst du, Gomel!

Vanega.

Könige sind wir!

Hamar.

Verleumder seyd ihr Zegris, Ritter nicht!

Almansor(das Schwert ziehend).

Nimm den Verleumder hin!

Mehrere Stimmen.

Das Schwert gezogen!

(Allgemeines Getümmel.)

Zweiter Auftritt.

Vorige. Muca tritt aus dem Palaste und stürzt sich zwischen die Kämpfenden. Die Musik verstummt im Palaste.

Muca.

Seyd ihr von Sinnen? Ras't ihr, Benceragen? Was ficht euch an, ihr Zegris? – Friede! – Fort! Die Schwerter in die Scheide! – Schreckt so wenigDes König" Näh' euch, daß vor seinen Augen Ihr Streit beginnet und die Schwerter zieht?

Mohadin.

Rühmt sich der Knabe keck in's Antlitz mir: Er sey ein Besserer als ich!

Hamar.

Ich bin's!

Mohadin

Du lügst!

Muca.

Zur Ruhe, sag' ich! – oder fürchtet Des Königs Zorn, der gegen euch entbrannt In heft'gem Eifer, weil des Festes Freuden Mit ungestümem Hader ihr gestört. – Geweihet war die Nacht der frohen Lust; Ihr aber habt der ritterlichen Art So ganz vergessen, daß mit Streit Die königlichen Hallen ihr entwürdigt; Entäußert jedes Anstands, der euch ziemt, Hat euch der Frauen holde Nähe nicht Den Muth gebändigt, Würde nicht gelehrt. Und dort, wo Sitte herrschen soll und Scham, Im Kreise zücht'ger Schönheit, milder Huld, Habt ihr ein störrisch mildes Wesen kund gegeben! – Euch dieß zu künden, sandt' der König mich Mit strengem Auftrag; denn fürwahr! es spielt Mit seinem Leben, wer des Streites Funken Noch einmal aufbläst, daß er Flamme wird. Geendet auf des Königes Befehl Der schnell den Saal verlassen, ist das Fest, Der Reigen ist verstummt, und scheu entflohnAus dem Getümmel sind die zarten Fraun, Wo ihre Gegenwart sich nicht geziemt.

(Zu den Zegris,)

Doch ihr, die ihr die Schuld der Störung tragt, Und eures Königs Zorn verfallen seyd, Mögt morgen Gnade flehn zu seinen Füßen! Nun ziehet ruhig eures Weges fort!

Alabez.

Du sprachst ein weises und verständig Wort, Und viel gerathner acht' ich's, zu gehorchen.

Hamar.

Des Königs Wille treibt mich nun von hier, Dem ich mich füge, wenn auch freudig nicht; Doch ausgefochten wird noch dieser Streit, Wo Ort und Zeit sich uns gelegen zeigen.

Mohadin.

Und müßt' ich, deinem Schatten gleich, dir folgen, Du sollst und dein verderbliches Geschlecht Nicht meiner Rach' und meinem Haß entrinnen!

(Muca geht ab, Die Abenceragen folgen.)

Dritter Auftritt.

Mohadin Zegri. Hamet Zegri. Gomel. Almansor.

Almansor.

Hört mich, ihr Zegris, Krieger, meine Freunde! Ergreift die Stunde; günstiger erscheint Als diese auch die kommende uns nicht.Ist, innern Lebens voll, die Frucht gereift, Und drängt und treibt hervor aus ihrer Hülse, So brecht sie ab; die überzeitige, Sie welkt, und eingeschrumpft fällt sie vom Baume.

Hamet.

Durchdacht ist unser Plan, ist reif zur That.

Almansor.

Säumt ihr noch länger, dorrt des Kernes Mark, Und nur die trockne Schale bleibt zurück.

Hamet.

Laßt Augenblicks uns fort zum Kampfe eilen, Es hüllt in günstig Dunkel uns die Nacht.

Almansor.

Das Blut so vieler edlen Zegris trieft Vom Schwerte der Abenceragen nieder; Mein tapfrer Bruder fiel durch ihre Hand. Sie häufen Schmach auf Schmach und Hohn auf Hohn!

Hamet.

Ihr Reichthum ist's, der sie vermessen macht,

Almansor.

Kommt, folgt zur Stadt mir. –

Mohadin.

Hört erst meinen Rath. Ihr kennt mich Alle, wißt, daß ich nicht zage, Wenn mich die Lanz' umsaust, wenn Schwerter blinken; Ihr saht im blut'gen Waffenspiel der Schlacht Wohl Manchen todt vom Rosse niedersinken, Dem ich die Glieder löste und in Nacht, Vom Leben abgethan, die Seele sandte.

Gomel.

Wir kennen deinen Muth, du gabst uns Proben,

Mohadin.

Deß Leib aus Felsensteinen nicht gehaun, Und der verwundbar ist dem blanken Eisen, Er mag sich nahn, ich will in's Aug' ihm schaun, Mich ihm ein Mann aus Lanz' und Schwert beweisen, Mir ist der Sturm der Schlacht willkommnes Spiel, Und dennoch rath' ich euch – es nicht zu wagen.

Almansor.

So sollen höhnend die Abenceragen Und ungestraft an uns vorübergehn?

Mohadin.

Nichts kann's uns nützen, einen Mann zu schlagen; Sie sind nicht todt, bis nicht der letzte fiel.

Almansor.

Soll ungesühnt mein tapfrer Bruder liegen, Kein Rächer ihm aus seinem Blut erstehn? Mich soll nicht kühlend mehr die Luft umwehn, Wenn ungebraucht ich dieses Eisen trage!

Mohadin.

Euch schlägt das Herz nicht feuriger als mir Für unsre Ehr' und unsres Stammes Macht; Was eure Brust entzündet und entflammt, Ist Feuer, das aus meinem Busen stammt, Ist Gluth, von meinem Odem angefacht! – Auf meinem Haupte, ich gesteh' es frei, Will ich Granada's Königskrone schauen, Mein Leben wag' ich, gilt es diesen Preis.

Gomel.

Erring' ihn dir, du bist der Würdigste, Und soll ein Zegris herrschen, mußt du's seyn.(Für sich.) Bis ich dir folge.

Mohadin.

Trugen Zegris doch Des Reiches Zepter von Uralters her. Das Anrecht unsres Stammes lös' ich ein.

Gomel(bei Seite).

Für mich, den Erben.

Hamet.

Auch der Schätze viel Sind noch verborgen, die das Eigenthum Der königlichen Zegris einst gewesen.

Mohadin.

Was ihnen sonst gehört, es falle wieder An die beraubten Eigner nun zurück.

Almansor.

Wenn den Abenceragen es genehm.

Mohadin.

Sie leben nur, so lang' es euch gefällt.

Almansor.

Hemmst du allein doch den erhobnen Arm!

Mohadin.

Auf leichtrem Wege sichr' ich das Gelingen.

Gomel.

So laß uns hören, was dein Rath ersann.

Mohadin.

Dem Argwohn offen ist des Königs Sinn, Der, düstern Geistes, Schlimmes stets besorgt.Im tiefen Grunde seiner finstern Brust Wälzt unaufhörlich sich das Rad der Zweifel, Vom Strome bösen Blutes umgetrieben; Furchtsam und vor dem eignen Schatten bebend, In scheuer Sorge über Freveln brütend, Die nur die Angst vor seine Blicke malt, Sinnt er auf Rache schon für arge Thaten, Die noch zur Stunde nicht geschehen sind.

Gomel.

Doch unentschlossen ist er, gilt's Gewalt,

Mohadin.

Nicht, wenn ein starker Rückhalt ihm gewiß. Zwei Güter sind's, die ängstlich er bewacht, So wie verborgne, unterird'sche Schätze Der immer wache Kobold sorgsam hütet: Die Herrschaft und sein Weib. Dort greift ihn an, Zugleich an Beiden. Schreckt ihn auf. Es lähmt Der jähe Blitzschlag Geist ihm und Besinnung. Werft einen Brand in den gehäuften Zunder, Macht eure Feinde zu den seinen: dann Leiht euren Arm dem Feigen! Ruft in's Leben Die blut'gen Träume seines heißen Hirnes, Und, beim Propheten! Wunder sollt ihr sehn.

Gomel.

Ein kühner Anschlag, würdig deines Geistes.

Mohadin.

Dieß wohl bedenkend, mein' ich morgen schon, Wenn anders Ort und Zeit sich günstig zeigen, Vor seines Thrones Stufen mich zu stellen, Und der Abenceragen ganzen Stamm, Sie Hochverrathes und versuchten Mordes Auf Leib und Leben zeihend, klag' ich an.

Almansor.

Nicht beifallswerth scheint mir dein Vorsatz.

Gomel.

Ei! Strebt man nach Oben, bleibe Rücksicht fern, Die in den Staub uns zieht, am Niedern haftet. Wer eine Krone will, greif' auch nach ihr.

(Zu Mohadin.)

Dir stimm' ich bei.

(Für sich.)

So denk' auch ich's zu halten.

Hamet.

Doch höchst gefährlich scheint mir das Beginnen.

Gomel.

Doch ist der Preis wohl werth, daß man es wage. Was Jeder will, entschlossen werb' er d'rum. Du willst die Schätze der Abenceragen – Nach Rache dürstest du für schwere Kränkung: Nun – nehmt, was euch gelüstet! Kriegsstand ist, Und gilt es, Todesfeinde zu verderben, Ist List erlaubt wie offene Gewalt.

Mohadin.

Bist du so strengen Glaubens nun, Almansor? Hast du den Tag vergessen, wo durch List Dich Albin Hamar um den Preis betrog In dem Turniere? Du zum Spott den Lachern, Ein Hohnbild, standest vor den Fraun und Rittern? Hast du's vergessen? – Rache schwurst du da; Und heute scheust du dich, ein feiger Knabe, Sie dir zu holen auf dem nächsten Wege?

Almansor.

Beim Allah! – Nein!

Mohadin.

Und war es nicht geheim Verübter Mord, in dem dein Bruder fiel?

Almansor.

Im Blute räch' ich ihn der Benceragen.

Gomel.

Das heißt gesprochen wie ein Mann!

Hamet.

Bedenkt Die Königin! Vom Stamm der Benceragen, Wird sie gelassen sehn der Ihren Mord?

Mohadin.

Sie selbst auch klag' ich an; sie falle mit! Das erste Opfer und das nöthigste.

Hamet.

Doch habt ihr –

Gomel.

Stille! – Seht, was regt sich dort?

Almansor.

Ich höre Stimmen.

Hamet.

Menschen nahen.

Mohadin.

Fort! Nah' an dem Ufer ist ein stiller Ort, Wo nichts uns stört; laßt dort uns, im Gebüsch Verborgen, still, das Künftige besprechen.Willkommen ist ja Dunkel dem und Nacht, Der ausgeht, hohe Beute zu erjagen. Es hält der Schütze in der Dämmrung Wacht; Am Ufer landet, eh's beginnt zu tagen, Mit starkbewehrtem Arme der Korsar; Im Schutz der Nacht naht sich der Krieger Schaar, Und pflanzt das Banner auf des Feindes Wällen. Ja, rauschen Quellen nicht in Silberwellen Aus finsterm Erdschacht, aus der Tiefe Schooß? So wachs' auch unsre That im Dunkel groß; Bald wird die Nacht zum Tage sich erhellen!

(Sie gehen ab.)

Vierter Austritt

Die Königin Alfänna, Zelima, Esperanca treten aus dem Palaste.

Königin.

Wie lieblich ist es hier, so lau und mild! Die Blumen duften rings im stillen Dunkel, Nur von den süßen Sternen angeschaut, Erschließt die Rose, liebend und vertraut, So holden Augen ganz des Busens Fülle. Laßt uns die warme Luft, die buhlend spielt Um Blatt und Blüthe, laßt sie uns genießen; Lustwandeln gehn: dort, wo die Wasser fließen Des schönen Genils, wo die Schwäne singen, Auf klarem Spiegel monderhellter Fluth, Auf der die Nacht mit tiefem Schweigen ruht.

Zelima.

Gesteh', o Königin, so schönes Fest, Wie heut, so wackre Ritterschaft, An Adel und an Ruhm so hochbegabt, Solch einen Kranz von wunderholden Frauen Wird nicht so bald Alhambra wieder schauen.

Königin.

Des Festes Störung hat dich hart betrübt, Denn ein verbundner Freund der zarten Liebe Ist ja der Tanz. Er läßt die Saiten rauschen, Daß freundlich tauschen die geheimen Triebe So Blick als Worte, wo nicht Späher lauschen; Unruh' dem Herzen gab des Festes Ruh', Des Festes Unruh' wünschest sehnlich du.

Zelima.

Ich muß gestehn, zu tadeln find' ich sehr, So frohe Stunden ungeschlachtet, roh Durch Zank zu stören. Doch fürwahr, So sind die Männer alle, rauh und wild.

Königin.

Doch deine Augen, meine Esperanca, Sind auch, wenn Alles fröhlich, feucht und trübe.

Esperanca.

O, du hast nie geliebt, kennst nicht die Qual.

Königin(ihre Augen trocknend).

Die Thräne straft dich Lügen, Esperanca! Komm in die Laube dort. – Aus meinem Munde Erfahre dann von deinem Herzen Kunde.

(Alle drei ab.)

Fünfter Auftritt

Gazul. Dann Alonzo in maurischer Tracht.

Gazul.

Hier ist der Ort, dieß sind Alhambra's Gärten, In denen heut zu festlichem Gelage Der Adel Granada's versammelt ist. Wohl manchen edlen Ritter siehst du hier Und manche Dame in den dunklern Gängen Sich still begegnen, flüchtig Wort und Gruß Und Liebesblicke tauschend, oder hörst Zu der Guitarre süß und schmelzend klagen. So stell' auch du dich an zu gleichem Spiele, Ich such' im Innern des Palast's indessen, Ob mir's gelingt, die Königin zu sprechen. Leicht wird des Bruders Bitte sie bewegen, Daß sie lustwandeln geh' in lauer Nacht; So kann's geschehn, wenn günstig dir das Glück, Daß du sie siehst. – Doch, Freund, bei deinem Leben Sey mir beschworen: nicht ein einz'ger Laut, Kein Zug des Athems, nicht des Laubes Beben Verrathe dich! Ein Auge, das dich schaut, Und dem Verderben bist du übergeben!

Alonzo.

Schließt euch zum Tode denn, glücksel'ge Augen! Könnt ihr nur einmal in die Sonne blicken, Erblinden mögt ihr dann! – O, süß Entzücken, Sich ew'ge Nacht aus so viel Lichte saugen!

(Gazul geht in den Palast.)

Sechster Auftritt.

Alonzo (allein).

Nein, nicht länger kann ich's ruhig tragen, Dir so nah', dich, Holde, doch zu meiden. Sollt' ich heute noch vom Leben scheiden, Sollt' ich mich durch Wog' und Flamme wagen, Meiner Liebe soll es freundlich tagen, Deine Schönheit soll mein Auge weiden, Liebesblüthen sollen hold mir keimen!

Liebesblüthen sollen hold mir keimen; O ihr süßen Lichter, Sterngebilde, Helle Augen, die ihr klar und milde, Glänzend wandelnd in den dunklen Räumen: Lampen, die der Nacht Gewand umsäumen, Goldne Funken auf dem dunklen Schilde, Leuchtet mir auf meinem Liebeswege!

Leuchtet mir auf meinem Liebeswege: Denn ihr seyd vertraute stille Zeugen, Zart Geheimniß wißt ihr zu verschweigen. Rausche, Quelle, Lüfte, säuselt rege Durch das blühend duftende Gehäge, Daß, gibt Herz und Seele sich ihr eigen, Uns kein fremder Lauscher möge hören!

Uns kein fremder Lauscher möge hören; Denn es späht der Neid mit arger Tücke Nach dem scheu verborgnen Liebesglücke, Möchte gern die zarten Freuden stören, Die der Nacht und Stille angehören!Daß ich dich zum Wonnetempel schmücke, Berge mich, du Blüthenwald der Rosen!

(Er verbirgt sich hinter das Rosengebüsch. Man hört den Klang einer Zither.)

Siebenter Auftritt

Königin Alfänna. Esperanca. Zelima.

Königin(rasch hervortretend).

Horch! Klang der Zither? O, holdselig Spiel, Wie dringst du lieblich durch die traute Stille! O Quell der Sehnsucht, du versiegter Strom Des alten Glückes, wirst du wieder wach? Du Welt der Wonnen, strahlst du wieder neu, Von heitrer Liebessonne angelacht? Regst du die Flügel, o Erinnerung, Brecht ihr hervor, ihr sel'gen Schmerzen all'?

(Sie bleibt in horchender Stellung stehen.)

Wie ist mir? – sind's Träume? Wiegt gaukelnd die Seele In Schlummer sich ein?

Verschwanden die Räume? Die Zeit seh' ich fliegen, Weit hinter mir liegen Die Stunden der Pein! –

O, seyd mir willkommen, Ich höre euch wieder, O himmlische Lieder, O Töne der Lust,

Von neuem entglommen! – – Ihr glühenden Klänge, O Liebesgesänge, Zieht ein in die Brust!

Zelima.

Was ist dir, Königin? Dir selbst entrückt Seh' ich dich plötzlich.

Esperanca.

Sprich, was dich entzückt?

Königin

(sie anblickend, nach einer Pause).

Habt Dank, daß ihr mich mahnet an mich selbst, Und erdwärts wieder ziehet aus dem Himmel Die trunkne Seele in die Wirklichkeit.

(beide umschlingend.)

's gab eine Zeit, ihr Lieben, lang' entflohn, Wo Alfänna weilt' auf schönern Sternen; Nun war es mir, als ob, aus weiten Fernen Herüber zitternd, sich ein leiser Ton Verklungner Lust mir an den Busen schmiege. So – fort mich schaukelnd aus des Fittigs Wiege – Trug des Entzückens Lichtstrom mich davon. Ich schwang mich auf mit leuchtendem Gefieder; Doch schnell geendet war der kurze Flug, Und in der trüben Heimath bin ich wieder.

Zelima.

O, rede deutlich, daß ich dich verstehe!

Esperanca.

Den treu verbundnen Herzen gib Vertrauen, Und laß uns hell, was dich betrübet, schauen.

Königin

(an Esperanca's Brust sinkend).

Mir war, als fühlt' ich Don Alonzo's Nähe.

Achter Auftritt.

Vorige. Alonzo stürzt zu der Königin Füßen.

Er ist's, er ist bei dir! – O hehre Nacht, Die mich umschließet, nein, du trügst mich nicht! O Lust der Himmel! ihr zu Füßen lieg' ich, Umfasse ihre Knie –

Königin.

O Gott! ist's möglich?

Zelima.

Verwegne That!

Esperanca.

Ihr seyd verloren, Ritter!

Zelima.

Verloren bist du selbst, o Königin!

Esperanca

(Zelima fortziehend).

Fort! laß uns lauschen, daß sich niemand nahe.

(Beide gehen ab.)

Neunter Auftritt

Königin. Alonzo.

Alonzo

Ich athme wieder eine Luft mit dir, Die Steine gießen ihre Strahlen wieder Auf Alfänna's Antlitz, das ich schaue.

Königin

O Leben, laß mich los! Entzücken, tödte!

Alonzo

Zurückgekehrt ist mir des Glückes Sonne, Des Baumes welke Krone grünet neu, Aus jungen Knospen dringt der Zweige Laub Und wieder Mark fühl' ich im Kern des Stammes Erzeugend treiben, Leben ist in mir!

Königin

O Gott, wo bin ich?

Alonzo

(will sie umschlingen). An der Liebe Brust!

Königin

Barmherz'ger Himmel! was beginnst du?

Alonzo

Rede! Den alten Klang der Stimme laß mich hören. O, laß mich träumen, weil doch nur ein Traum Dieß kurze Glück, den flücht'gen Schaum Der Stunden laß mich schlürfen, nicht zurück Zieh' mir den Becher, aller Wonnen voll!

Königin

O, Don Alonzo!

Alonzo

Ja, dein Herz ist mein! In seinem heil'gen Räume wohnt die Treue, Die ewig frei ist, auch in Kett' und Banden! Nicht recht' ich mit dem Glück; von seiner Gunst Den bessern Antheil hat es mir gewährt. Und wie der Stern am Pol, ein ewig Urlicht, Nicht kreist am Himmel, wie die andern Lichter, Nein, festgeheftet strahlt, unwandelbar; So glänzt die treue Lieb', ein ew'ger Schein, Durch meiner Nacht verhängnißvolles Dunkel.

Königin

So sprichst, du deiner würdig, Aquilar, Und wieder find' auch ich nun Kraft und Muth! Nicht mehr zu Lebenden sind wir gezählt; Auf zwei entfernten Sternen angesiedelt, Ist unsre Heimath weit getrennt im Räume, Doch unser Auge reicht von Welt zu Welt! Du kannst mich sehen, Theurer, wie ich dich, Die Schwüre hören treu verbundner Liebe, Die Perle schauen, die im Auge blicht; Nur meine Hand erfassen kannst du nicht.

Alonzo

O Herr des Himmels!

Königin

Ohne Abschied nicht Ziehst du von dannen, Thränen nimmst du mit, Dich zu geleiten. Zieh' in Frieden nun!

Alonzo

Wohlan, ich scheide; von dem Leben scheid' ich! Nichts bleibt mir übrig als Erinnerung. Doch gib ein Pfand mir dieses Augenblicks, Ein Angedenken in der Todesstunde Des ird'schen Glücks, daß eine Blume doch Ich mit mir nehme in die neue Heimath, Wahrzeichen des verlornen Paradieses; Daß ich den heißen Mund auf etwas drücke, Das deine Hand berührt, dein Athem küßte.

Königin

O Gott! –

Alonzo

's ist ja so wenig, was ich flehe, Und doch mein einz'ges, ganzes, einz'ges Glück! Nicht grausam einem Sterbenden versage Die letzte Bitte, seinen letzten Wunsch! O, gib ein Zeichen dieser Stunde mir! – Das Pfand des Schmerzes werde mir zur Lust, Denn alle Lust fortan nur bleibt der Schmerz.

Zehnter Auftritt

Vorige. Esperaza. Selima.

Esperanza

Um Gottes willen, flieht!

Zelima

Ihr seyd verloren!

Esperanca

Menschen nahen dort.

Königin

Nimm, Aquillar!

(Sie nimmt den Schleier vom Haupte und reicht ihn Alonzo'n. In demselben Augenblicke entfällt ihr eine Kette mit einem Bildnisse, die sie um den Hals trägt. Die Frauen entfliehen,)

Alonzo

O halte meine flieh'nde Seele auf, Du Schleier, wenn ich sterbe!

(Er entflieht gleichfalls; die Kette bleibt am Boden liegen)

Eilfter Auftritt

Mohadin. Gomel. Almansor. Hamet.

Mohadin

Seht, wer sprang Dort in's Gebüsch?

Gomel

Frauen sah ich fliehn.

Almansor

Wer war der Ritter?

Gomel

Nicht erkannt' ich ihn.

Hamet

Vielleicht ein liebend Paar, das scheu entwich, Gestört durch unsre Ankunft.

Gomel

(die Kette aufhebend)

Was ist das?

Mohadin

Des Königs Bildniß? Dieß Geschmeide kenn' ich. Es trägt's die Königin an ihrer Brust.

Gomel

Ein sonderbarer Umstand.

Almansor

Traun! höchst sonderbar!

Mohadin

Beim Allah! seltnen Werths ist diese Kette. Dieß Bild , seht her, mit Perlen ist's umwunden, Und Perlen, wißt ihr selbst, bedeuten Thränen. Nun denn, fürwahr! ich setze hohe Wette: Nicht lange wahrt es, und in Granada Wird man sie fließen sehn aus manchem Auge; So schön ist keines, daß es thränenfrei!

(Sie gehen ab.)

Ende des zweiten Aufzuges

Dritter Aufzug

Großer Saal im königlichen Schlosse zu Alhambra, mit Thron

Erster Auftritt

König Boadillin auf dem Throne. Zunächst steht Muca sodann die Vornehmsten der maurischen Ritterschaft, unter diesen: Abidbar, Mohadin, Gomel, Almansor und Hamet

König

Um mich versammelt seh' ich die Geschlechter Der Großen meines Reichs, nur eins vermiss' ich: Wo sind der Benceragen stolze Fürsten?

Muca

Im Strahl des Frühroths zogen sie bereits Auf ritterliche Abenteuer aus.

König

Nicht wohlgefällig ist ihr stolzer Sinn Dem Könige, dem er allein geziemt, Wo er allein nur Herr ist. Hoch erheben Sie, gleich den stolzen Cedern, ihre Häupter; Sich wahren mögen sie vor meinen Blitzen, Denn ihr hochfahrend Herz beleidigt mich.

(Er sieht im Kreise umher) Du hier, Abidbar? – Ei, willkommen mir! Du machtest deine Reise schnell, und wackre Rosse, Ich weiß, erlagen auf dem flücht'gen Ritte. – Führt ihn zum Tobe!

Abidbar

Herr! verzeih' –

König

Verräther! Dich vor mein Antlitz wagen kannst du noch, Von Schmach entstellt?

Abidbar

Ein böser Unfall. Herr, Nicht eigne Schuld, hat den gewissen Sieg, Den schon erfochtnen, mir geraubt. Es zeugen Von meinem Muthe ehrenvolle Wunden. Darum, o König, strafe nicht an mir Gleich dem Vergehn mein widriges Geschick.

König

Aus eignem Antrieb hat er sich erboten, Die Spanier anzugreifen. Eines, Pinatar, Ja, Cartagena selbst will er verwüsten, Bei tausend Ritter folgen seinen Fahnen, Und nichts gebricht dem wohlversehnen Zuge; Nun kehrt er schmählich aus dem Treffen heim, Geschlagen, in die Flucht gejagt vom Feinde. – Führt ihn zum Tode!

Abidbar

Herr –

König

Dort find' er ihn, Dem auf dem Schlachtfeld er entgehen wollte.

Abidbar

O Herr –!

König

Nichts helfen deine Worte; fort!(Abidbar wird abgeführt)

Zweiter Auftritt

Vorige ohne Abidbar

König(zu den Zegris) Und ihr, die ihr gesenkten Blicks bang Den Boden sucht, wohl habt ihr Recht; denn traun! Euch wäre besser, in der Erde Schooß Begraben liegen, als daß Euer Blick Begegne meinem Grimm. Elende Sklaven! Verworfne! Kennt ihr eure Schuld? – Ihr wagtet Streit zu beginnen und das Schwert zu ziehn In eures Königs Gegenwart, bestrahlt Von seiner Hoheit Sonne? Wißt ihr nicht, Daß eures Lebens trübe Fackel lischt Vom Hauche meines Mundes?

Mohadin

Herr –

König.

Wer spricht? Auf deine Knie! Und wenn erzürnt mein königlicher Fuß Auf deinen Nacken schreitet, er dich tritt, Dich, der dem Hunde gleich an Niedrigkeit –

Mohadin.

Ich wage deinen Zorn, o Herr, und rede.

König.

Du wagst – ?

Mohadin.

Für deine Ehre Gut und Blut, Und mein ruhmloses Daseyn adl' ich sterbend, Fall' ich in deinem Dienst. – Erlaub', o Herr, Daß ich erzähle, ohne Kunst und Schmuck, Der Sache Hergang. Hab' ich ausgeredet, Und findest du mich unwerth deiner Gunst, So hau' ein Sklave mir das Haupt vom Rumpfe.

König.

Wohlan, so rede!

Mohadin.

Nicht vor Zeugen, Herr; Denn Dinge von so großer Wichtigkeit, So nah' betreffend deine Hoheit selbst, Sind meiner Red' unsel'ger Inhalt: daß Ein dichter Schleier sie bedecken muß Für Augenblick', ob auch vielleicht in Kurzem Schon des erstaunenswürd'gen Vorfalls Kunde Gleich einem offnen Brief dein Reich durchläuft. Doch du allein, mein König, kannst bestimmen, Wenn du mich angehört, ob es gerathener,Daß öffentlich ich rede, ob Verstummen In solchem Falle nützlicher dir scheine. Darum vergönne mir geheim Gehör; Nur Gomel, Hamet und Almansor mögen, Der Worte Wahrheit zu bekräft'gen, bleiben.

König

Entfernet euch, bis ihr berufen werdet.

(Die Ritter, außer den Zegris, entfernen sich)

Dritter Auftritt

Der König. Die Zegris

König

Wir sind allein. Nun red', und wenn du kannst, Entzieh' dein schon verfallen Haupt der Strafe.

Mohadin

Daß ich in deiner Gegenwart, mein König, Mit heft'gen Worten sträflich mich vergangen, Mit Zank des Festes schöne Lust gestört, Daß ich mein Schwert entblößt in deiner Nähe, Auf Albin Hamar fechtend eingedrungen – Ich läugn' es nicht; der That nenn' ich mich schuldig, Mich und die wackern Ritter hier vor dir; Doch tragt hier Recht das Antlitz des Verbrechens. Verbrecher wären wir an Ehr' und Treue, Wenn wir unthät'ge Zeugen nur geblieben So schwarzer Wort' und Thaten, als mit Ohr Und Auge wir in dieser Nacht erfahren.

König.

Was sagst du, Zegri?

Mohadin.

Ein verborgner Anschlag Ward aufgedeckt durch mich.

König.

Was werd' ich hören?

Mohadin.

Um Kron' und Leben wird dir nachgestellt.

König.

Verrath! Mich morden wollen sie, mich morden, Mich, ihren wohlgeneigten König?

Gomel.

Herr – Sey unbesorgt.

Almansor.

Es stehn die Zegris hier Zu deinem Schutz.

Gomel.

Entferne jede Furcht.

König.

Nicht also, würd'ger Gomel. Fürchten? Nein! Abscheu nur ist es vor geheimen Freveln, Die feig das Dunkel suchen, nächt'ger Weile In ihres gnadenreichen Königs Busen Die Mörderdolche stoßen. – In dem Schutze Des Himmels steht mein königliches Haupt; Ich fürchte nichts. – Sprich weiter, Mohadin!

Mohadin.

Zum frohen Fest erschien ich in Alhambra,Der allgemeinen Freude mich gesellend. Der süße Duft, der mir entgegenschwimmt, Die Harmonien, die mein Ohr berauschen, Des Saales Pracht, der tausend Kerzen Licht, Der Perlen und der Edelsteine Glanz, Unschätzbar reichen Werthes, und was sonst Geschmack erfindet an Gewand und Kleidern, Vor Allem doch der Frauen schöner Kreis: Weckt auch in mir der Lust gesell'ge Regung, Und mit Vergnügten will ich mich vergnügen. Ich schau' umher in dem Gewühl der Gäste: Da dünkt mich unter den Abenceragen Ein seltsam Treiben plötzlich zu bemerken, Geheimes Flüstern, Hin- und Wiedergehen, Gedankenvolle Unruh', sorgenschwerer Ernst Im Widerspruche mit des Tages Freude, Nachtdüstre Blicke, Stirn und Antlitz schwarz Wie, ein Gewitterhimmel, rings umzogen. So find' ich Jeden, den aus ihnen ich Erblicke. – Alles dieß scheint Großes mir Vorzubedeuten,

König

Recht! so ist's. – Erzähle!

Mohadin

Ich rufe Gomel, Hamet und Almansor, Erzähle, was mir dünkt – sie sehn dasselbe. Indeß der Tanz den Zauberreihen schlinget, Und Frohsinn überall nur scheint zu weben, Mehrt der geheimnißvolle Eifer sich, Der uns befremdet. Nach kurzer Weile sehn wir aus dem Saale Sich Albin Hamar, Maliqu' Alabez, Vanega, Almoradi still entfernen. Wir folgen. –

König

Sonderbar! – Doch weiter – weiter!

Mohadin

Fern – in ein abgelegenes Gemach Ziehn die Abenceragen sich zurück; Der Eingang wird verschlossen – nicht genau Läßt, was sie reden, sich vernehmen; doch Aus jenen Worten, die wir deutlich hören, Wird bald ein fürchterlich Verbrechen klar. Dein Name wird genannt zu öfternmalen, Und, "sterben muß er! – Fort mit ihm vom Throne!"

König

Entsetzlich! Welche Gräu'lthat!

Mohadin

Diese Worte, Oft wiederholt, vernehmen wir mit Schrecken.

König

Ich bin verloren!

Mohadin

In der Rede Eifer Ruft Albin Hamar mit erhobner Stimme: "Euch danken will ich, wenn ich König bin, Und Alfänna mein!" –

König

Wollt ihr mich tödten?

Mohadin

Wir schaudern! – Auf schließt man die Thüre nun, Und die Verräther treten in den Vorsaal. Da, meiner nicht mehr mächtig, hingerissen Von dem gerechten Grimm, ein wüthend Thier, Fall' ich sie an. Die Freunde helfen mir, Und so entstand der Kampf, den Muca trennte. Erkenn' nun selbst, o Herr, ob deiner Huld Die Zegris würdig sind – ob deines Zorns.

König.

Ja! ihre schuld'gen Häupter sollen fallen! Ihr Blut soll fließen! Wie ein breiter Strom Durchrausch' es Granada in dunklen Wogen! – Mir Thron und Leben rauben wollen sie? O, unerhört! entsetzlich!

Mohadin.

Und doch nur Der klein're Theil von dem Entsetzlichen! Die Zunge weigert sich, versagt den Dienst, So gräuelvolle Kunde auszusprechen. Noch such' ich Worte, einen Schleier möcht' ich Verhüllend werfen um des Frevels Blöße.

König.

Nicht zaudre länger, sage, was du weißt!

Mohadin.

Als wir des Nachts im Garten uns ergehn, Gemeinsam uns besprechen und bedenken, Was nun zu thun, wie deine Hoheit wir Erretten aus der drohenden Gefahr: Da regt' in einer Rosenlaube sich's Dicht hinter uns. – Vertrautes Lispeln tönt, Sehnsücht'ges Seufzen, Wechselschall der Küsse, Wie schmachtend Tändeln der Verliebten pflegt. – Wir lauschen –Da, aufgeschreckt durch unsre Nähe, flieht Das überraschte Paar, und es entwindet, Erschreckt, aus Albin Hamars Armen sich Die Königin!

König.

Hilf, Allah!

Almansor.

Du erbleichst!

König.

Die Königin aus Albin Hamars Armen? –

Gomel.

Sie Beid' entflohen, als wir uns genaht.

Mohadin.

Und so untrügliche Wahrzeichen, Herr, Füg' ich zu meiner Klag' und lege sie Der Königin vor Augen, daß, besiegt, Sie vor der Wahrheit Macht verstummen muß.

König.

Verrath und Treubruch! Krone, Leben, Weib –

Gomel.

Mein König, fasse dich!

König.

Verrath und Treubruch! – War's nicht so? – Nein, nein! Treulos sind Königinnen nicht! Ihr lügt! Was euch bedrohen mag daheim, Betrug Und fremde Buhlschaft eurer Frau'n, mich nicht, Mich kann's nicht treffen.

Gomel.

Hätt' das Aug' es nicht Gesehn, wer glaubte, daß Untreue sich Dem Bette nahen könne deiner Hoheit?

König.

Und dennoch, Gomel! – Falsch ist das Geschlecht, Und Lüge, Trug, Verrath, Gift, blut'ger Mord: Dieß alles schlummert in der schönen Hülle Des zarten Busens, der so ruhig wogt, Daß seine blüthenweise Decke scheint Unschuld'ger Kinderschlaf empor zu heben. Beim Gott des Himmels! Ist sie nicht ein Weib? Wenn eines Königs auch, was hindert das? – Wo ist denn Treue? wo? – Ist treu der Schnee, Wenn ihn die glühnden Sonnenstrahlen schmelzen? Der Bäume zitternd Laub, vom Wind bewegt, Ist es beständig? – Habt ihr nie gehört, Daß Augen Kuppler, und empörtes Blut Ein ungestümer Gläubiger? So ist's! Verbotne Frucht schmeckt süßer. – Was, ich bitt' euch, Was ist die Burg der Pflicht, wenn die Begierde Sie einschließt und belagert? – Pflicht ergibt sich, Ein Narr ist, der an Frauentreue glaubt! Ich bin betrogen! – Nun, wohlan! So soll Die Treue sterben, und Beständigkeit Brenn' auf dem Holzstoß!

Mohadin.

Herr, gerechte Strafe Für das Vergehen ist's, wofern du nicht Gerechtigkeit nachstellst der Milde, und Die Schmach bedecken willst mit deiner Güte,

König.

Ihr wollt mein Leben, meinen Thron, mein Weib, Abenceragen? Hoch steht euer Sinn; Fürwahr, nicht wenig ist's, was euch gelüstet.Ihr wagt den Kampf mit mir? Nun denn! So laßt uns sehn, ob ihr die Stärkern, Ob ich. – Ruft meinen Hof! Man sende nach der Königin sogleich! Vor Unserm Thron erscheinen möge sie Und der Versammlung unsrer Ritterschaft. Dort, ist mein Wille, werde sie von euch Der schnöden Untreu' und verletzter Pflicht Auf Leib und Leben peinlich angeklagt! – Verfallen ist ihr Haupt dem Tod zum Raube, Erwiesen ist die Schuld, weil ich sie glaube.

(Die Zegris gehen ab.)

Vierter Auftritt.

Der König (allein).

Nicht eures Zeugnisses bedarf es mehr, Wo mir ein Zeuge laut im Innern spricht. Mich hat sie nie geliebt. Ja, ist es wahr, Daß Liebe sich in sehnsuchtsvollem Schmachten, In trunknen Blicken, ungestümem Wogen Des jungfräulichen Busens kund gibt, daß Das Aug' unwiderstehlich dem Geliebten folgt In willenloser Treue; daß das Herz In seiner Näh' unruhig zittert, und durch Thränen Oft des Entzückens Lächeln selig schimmert, Wie Sonnenschein durch warmen Frühlingsregen; Wenn Lust und Bangen, Beben und Erröthen, Und alle jene süßen Tändeleien, Die, Kinderspielen gleich, den LiebendenDoch wicht'ger sind, und mehr als Gold und Kronen: Wenn, wie die Dichter in den Liedern singen, All' diese Zeichen die beständigen Geleiter sind der holden Liebe – dann, Bei meinem Haupt! hat sie mich nie geliebt, Dann war sie treulos, einem Andern eigen; Denn Jugend bleibt ja ohne Liebe nicht! Wie ohne Nachtigallen nicht der Lenz. Betrogen bin ich – darum sterbe sie! Verflucht, daß ich der Benceragen Blut Vermählt dem meinen! Mir vom Haupt die Krone Abreißen wollen sie? – Es soll mein Weib Zur schnöden Mitgift sie dem Buhlen bringen? Man naht! – Hinab, Empörtes Herz! – Mir schwimmt es vor den Augen!

(Er bleibt, an die Wand gestützt, hinbrütend stehen.)

Fünfter Auftritt.

Der König. Die Königinerscheint, von ihren Frauen begleitet. Sie neigt sich vor dem Könige, der sie nicht bemerkt, und besteigt dann den Thron zur Seite des etwas erhöhten königlichen. Ihr zunächst stehen ihre Frauen. Muca stellt sich auf die andere Seite des Königs. Die Ritter bilden einen halben Kreis. Dem Throne gegenüber stehen die Zegris: Mohadin, Hamet, Gomel und Almansor. Nachdem sich Alles geordnet, besteigt der König den Thron. Bei dem Anblick der Königin fährt er zurück; doch sucht er Fassung zu gewinnen, die er auch die ganze Scene hindurch behält. Man sieht in seinem Mienenspiele, daß ungestüme Aeußerungen der Versammlung jedesmal seinen Willen bestimmen.

Königin.

Zu ungewohnter Stunde, mein Gemahl, Hast du geboten, daß in diesem SaaleVor deiner Hoheit ich erscheinen möge. Was ist dein Will'? Ich harre deines Winkes In Ehrfurcht, wie der Gattin es geziemt.

König

(zu der Versammlung).

Als Zeugen eines Schauspiels seltner Art Hab' ich euch herbeschieden. Ich, eu'r Herr, Bin der Beleidigte, und Richter In meiner eignen Sache muß ich seyn. O furchtbares Ereigniß! Ich, der König, Der aller Ehren Hort und Eigner ist, Von dem die Ehre ausgeht, wie der Tag Vom Glanz der Sonne: ich bin Ehren baar, Und Schmach bedeckt mein königliches Haupt.

Mehrere Stimmen.

Was sagst du, Herr? – Ist's möglich?

König.

Zegri, sprich!

Mohadin.

So ist's. – Ich, Mohadin und diese Ritter: Almansor – Hamet – Gomel, zeugen das, Und klagen vor dem Adel Granada's Dich, Alfänna, unsre Königin, Mit Albin Hamar, dem Abenceragen, Von uns betroffen in geheimer Lust, Verletzter Ehre und des Treubruchs an!

Muca.

Elende Lügner! Ha! wer kann es wagen, Die blüthenreine Königin zu schmähn? Unschuldig ist sie, und Verleumder ihr! Die Perle, aus dem tiefen Grund der SeeHeraufgeholt, in der verschloss'nen Muschel, Ist makelloser nicht. – Wenn Tugend lebt, Und wandelnd geht auf Erden, Antlitz trägt Und Züge menschlicher Gestalt, nun denn, Beim höchsten Gott! so sind dieß ihre Züge, Ihr Antlitz dieß. – Sie schweigt, die hohe Frau; Ja wohl, sie schweigt! – Was braucht die Sonne Wort' Und einen Herold, ihren Glanz zu künden? Wohlan! ein Pfand des Kampfes werf' ich hin Vor meines Königs Thron; der nehm' es auf, Der Alfännas Ehre wagt zu schänden!

Mohadin.

So hätt' auch ich gesprochen gestern noch, Wir Alle. – In gerechtem Zorn entbrannt Wär' auch mein redlich Herz so wie das deine; Doch sah mein Auge, was mein Mund bekannt, Und Wahrheit ist's – ob's auch unmöglich scheine.

Königin.

O schändliches Gewebe frecher Lüge! Schamlos erdachter Bosheit! – Sprich, Was Hab' ich dir gethan, grausamer Zegri, Daß du gekommen bist, mein Herz zu tödten?

Dritter Auftritt.

Vorige, ohne den Diener.

Alabez.

Was dünkt zu dieser Sendung dir, mein Freund?