Bunburry - Ein Idyll zum Sterben - Helena Marchmont - E-Book

Bunburry - Ein Idyll zum Sterben E-Book

Helena Marchmont

0,0
6,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Zwei neue aufregende Fälle für das Ermittler-Trio aus Bunburry in einem Band!

Folge 11: Die zauberhafte Villa der verstorbenen Mrs. Benson soll in ein Hotel umgebaut werden - doch das Bauprojekt wird sabotiert. Als eines Morgens ein Toter auf der Baustelle liegt, ist klar: Der Täter meint es ernst. Doch was ist sein Motiv? Alfie McAlister und seine Freunde ermitteln fieberhaft, damit der Traum vom Magnolienhaus nicht zum Alptraum wird ...

Folge 12: Alfie und seine Freunde organisieren eine Überraschungsparty für Liz und Marge im neu eröffneten Magnolia Inn. Zu Gast ist auch die charismatische Witwe Francesca Fairfax Adams ... Alfies bester Freund Oscar kennt die Dame noch von früher und hat einen schrecklichen Verdacht! Aber Alfie glaubt ihm nicht und bringt sich und Oscar in große Gefahr ...

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 361

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Inhalt

CoverInhaltGrußwort des VerlagsBunburry – Ein Idyll zum Sterben – Die SerieÜber dieses BuchTitelDie ProtagonistenMord im Magnolienhaus1 Ein morgendlicher Lauf2 Entscheidungen3 Die Neuankömmlinge4 Ein mieser Morgen5 Im Drunken Horse6 Abendliche Diskussionen7 Die Leiche8 Liz und Marge9 Anrufe10 Ein Vorschlag11 Sheffield12 Die Bücherei13 Die Tatortermittlung14 Ein zufriedenstellendes ErgebnisDie Schwarze WitweProlog1 Das Drunken Horse2 Bettys Cottage3 Die Ankunft4 Party-EinladungenIntermezzo5 Eine Anschuldigung6 Die Privatdetektivin7 Ein Abend mit Francesca8 Oscar, das Kindermädchen9 Die Party10 Ein Wettlauf gegen die Zeit11 Noah als Detektiv12 EpilogÜber die AutorinWeitere Titel der AutorinImpressum

Liebe Leserin, lieber Leser,

vielen Dank, dass du dich für ein Buch von beTHRILLED entschieden hast. Damit du mit jedem unserer Krimis und Thriller spannende Lesestunden genießen kannst, haben wir die Bücher in unserem Programm sorgfältig ausgewählt und lektoriert.

Wir freuen uns, wenn du Teil der beTHRILLED-Community werden und dich mit uns und anderen Krimi-Fans austauschen möchtest. Du findest uns unter be-thrilled.de oder auf Instagram und Facebook.

Du möchtest nie wieder neue Bücher aus unserem Programm, Gewinnspiele und Preis-Aktionen verpassen? Dann melde dich auf be-thrilled.de/newsletter für unseren kostenlosen Newsletter an.

Spannende Lesestunden und viel Spaß beim Miträtseln!

Dein beTHRILLED-Team

Melde dich hier für unseren Newsletter an:

Bunburry. Ein Idyll zum Sterben – Die Serie

Frische Luft, herrliche Natur und weit weg von London! Das denkt sich Alfie McAlister, als er das Cottage seiner Tante in den Cotswolds erbt. Und packt kurzerhand die Gelegenheit beim Schopfe, um der Hauptstadt für einige Zeit den Rücken zu kehren. Kaum im malerischen Bunburry angekommen, trifft er auf Liz und Marge, zwei alte Ladys, die es faustdick hinter den Ohren haben und ihn direkt in ihr großes Herz schließen. Doch schon bald stellt Alfie fest: Auch wenn es hier verführerisch nach dem besten Fudge der Cotswolds duftet - Verbrechen gibt selbst in der schönsten Idylle. Gemeinsam mit Liz und Marge entdeckt Alfie seinen Spaß am Ermitteln und als Team lösen die drei jeden Fall!

Über dieses Buch

Bunburry – Mord im Magnolienhaus

Die zauberhafte Villa der verstorbenen Mrs. Benson soll in ein Hotel umgewandelt werden - eine neue Attraktion für das malerische Bunburry. Oder doch nicht? Denn das Bauprojekt wird sabotiert, und infrage kommen viele: ein verärgerter Konkurrent, ein rachsüchtiger Ex-Ehemann oder gar Mrs. Bensons besorgter Geist! Als eines Morgens schließlich ein Toter auf der Baustelle liegt, ist klar: Dem Täter ist es ernst. Doch was ist sein Motiv? Und wird er weiter morden? Alfie McAlister und seine Freunde ermitteln fieberhaft, damit der Traum vom Magnolienhaus nicht zu einem Alptraum wird ...

 

Bunburry – Die Schwarze Witwe

In Bunburry wird gefeiert! Alfie und seine Freunde organisieren im frisch eröffneten Magnolia Inn eine Überraschungsparty für Bunburrys beliebteste Senioren, Liz und Marge. Und das Fest ist nicht die einzige Überraschung: Die glamouröse und überaus charismatische Witwe Francesca Fairfax Adams wohnt ebenfalls im Hotel und verdreht Alfie gehörig den Kopf. Doch sein bester Freund Oscar de Linnet, der extra für die Party aus London angereist ist, kennt Francesca von früher und hat einen schlimmen Verdacht! Alfie zögert, ihm zu glauben und beschließt, die Wahrheit selbst herauszufinden - und bringt damit Oscar und sich selbst in große Gefahr …

HELENA MARCHMONT

Mord im MagnolienhausDie Schwarze Witwe

Aus dem Englischen von Sabine Schilasky

Die Protagonisten

Alfie McAlister entflieht der Londoner Hektik und tauscht sie gegen die Ruhe und Stille der Cotswolds ein. Leider ist die Idylle im Herzen Englands tödlicher als erwartet …

Margaret »Marge« Redwood und Clarissa »Liz« Hopkins leben schon ihr ganzes Leben lang in Bunburry. Sie sind bekannt für den besten Karamell der Cotswolds. Zwischen dem Afternoon Tea und dem abendlichen Gin sind sie kleineren Schnüffeleien nicht abgeneigt.

Emma Hollis liebt ihren Beruf als Polizistin. Was sie jedoch gar nicht liebt, sind die ständigen Verkupplungsversuche ihrer Tante Liz.

Betty Thorndike ist eine Kämpferin. Vor allem kämpft sie für Tierrechte. Sie ist das einzige Mitglied von Bunburrys Grüner Partei.

Oscar de Linnet lebt in London. Er ist der beste Freund von Alfie und versucht ihn zurück in die Stadt zu locken. Schließlich »kann auf dem Land jeder gut sein. Dort gibt’s keine Versuchungen.«

Augusta Lytton ist Alfies Tante. Auch nach ihrem Tod ist sie immer für eine Überraschung gut …

Harold Wilson zieht ein (oder zwei) Pint seinem Job als Polizeichef vor.

BUNBURRY ist ein malerisches Dorf in den englischen Cotswolds. Doch hinter der perfekten Fassade lauern finstere Geheimnisse …

HELENA MARCHMONT

Mord im Magnolienhaus

Aus dem Englischen von Sabine Schilasky

 

»Freiheit, Bücher, Blumen und der Mond – wer wäre da nicht glücklich?«

Oscar Wilde

1 Ein morgendlicher Lauf

Der Wecker von Debbie Crawshaw ging immer früh am Morgen los, wenn die meisten Bewohner des malerischen Cotswolds-Dorfs Bunburry noch tief und fest schliefen.

Wobei »Wecker« in ihrem Fall womöglich der falsche Ausdruck war, assoziierte man doch damit zumeist ein plötzlich einsetzendes, verstörendes Geklingel. Debbie hingegen wachte zu sanftem Vogelzwitschern, den Geräuschen tropischer Regenwälder oder Harfenklängen auf, je nachdem, was sie am Abend zuvor eingestellt hatte. Auf die Weise begrüßte sie den beginnenden Tag voller Energie und Zuversicht – bereit, alles anzunehmen, was vor ihr lag. Als Besitzerin von Deb’s Schönheitssalon war es ihre Berufung, das Wohlbefinden ihrer Kundschaft zu verbessern, und um dieser Aufgabe fachgerecht nachzukommen, musste sie ihr eigenes hegen und pflegen.

Sie trank auch heute wie üblich ein Glas Wasser mit Zitronensaft, bevor sie zwanzig Minuten Yoga machte. Letzteres ging sie mit neuem Enthusiasmus an – jetzt, wo Haridasa im Dorf ein Yogastudio eröffnet hatte. Debbie wollte seine beste Schülerin sein. Es war jedoch nicht so, dass sie mit jemandem im Kurs konkurrierte, denn das verstieße gegen den Geist des Yoga. Sie wollte Haridasa lediglich zeigen, wie sehr sie seinen Unterricht schätzte.

Als sie den »Sonnengruß« begann, regte sich ihr schwarzer Pudel Perro in seinem Körbchen. Er stand auf, schüttelte sich und kam zu ihr getapst. Debbie war erstaunt gewesen, als Perro sich erstmals neben ihr gedehnt und gestreckt hatte; aber wie sie den Leuten immer wieder sagte, waren Pudel eben außergewöhnlich intelligent. Und besonders gut war Perro beim »Herabschauenden Hund«.

Seine Belohnung war der Dreimeilenlauf, den sie jeden Morgen vor dem Frühstück absolvierten. Debbie klickte die rosa Leine an sein rosa Halsband, damit Perro farblich perfekt zu ihrem pink-schwarzen Jogging-Outfit passte. Dann brachen sie auf, und der Pudel flitzte munter neben ihr her. Heute beschloss sie, eine andere Strecke zu nehmen, und zwar hinauf nach Wildshaw Woods, wo sie den Hund von der Leine lassen konnte, sodass er die Möglichkeit haben würde, richtig viel zu laufen. Es war immer einfacher im Salon, wenn er total müde war und auf seinem Handtuch schlief, anstatt die Kundinnen zu begrüßen; denn manche von ihnen mochten keine Hunde.

Debbie war stets bemüht, nicht über Menschen zu urteilen, konnte sich jedoch des Gefühls nicht erwehren, dass es ein gravierender Charakterfehler war, Hunde nicht zu mögen. Alfie McAlister mochte Hunde. Und Perro war ihm ganz besonders zugetan. Debbies Salon war für Damen wie Herren offen, weil Debbie niemanden diskriminieren würde, doch bisher war Alfie der einzige Mann, der sich hereingewagt hatte. Er kam regelmäßig zur Pediküre, und Debbie fand, dass er die schönsten Füße besaß, die sie je gesehen hatte: lange, elegante Zehen, ein anmutiges Fußgewölbe; und nirgends sah man auch nur die Andeutung einer Schwiele oder eines Hühnerauges. Füße sagten eine Menge über die Persönlichkeit eines Menschen, und Alfies verrieten Debbie, dass er warmherzig, rücksichtsvoll und aufmerksam war.

Sie fragte sich, was der Rest von ihm wohl enthüllen würde, und hatte mehrmals die Vorzüge einer Heilmassage erwähnt, bisher allerdings vergebens.

Während sie mit Perro durch die verlassenen Straßen lief, dachte sie darüber nach, ob sie gegenüber Haridasa, dem neuesten Dorfbewohner, mal eine therapeutische Massage erwähnen sollte. Wie Alfie war auch der Yogalehrer groß und schlank, doch abgesehen davon hatten sie nichts gemein. Alfie kleidete sich stets auf das Schönste, jedoch konservativ; er zeigte sich in einer Garderobe, die aussah, als stammte sie von den besten Londoner Schneidern. Haridasa, der viele Jahre in Indien gelebt hatte und erst kürzlich nach England zurückgekehrt war, trug normalerweise eine Tunika über weiten Hosen, was er Kurta Pajama nannte, und sein langes graues Haar fiel ihm wie ein silberner Wasserfall über die Schultern.

Sie hatte Haridasa zwar noch keine Pediküre gegeben, aber im Yogakurs hatte sie seine Füße gesehen und erkennen können, dass sie voller Qi waren – voller Lebensenergie. Haridasa war ein sehr spiritueller Mensch und großherzig. Sie könnte es erwidern, indem sie ihm eine Massage gab, die sein Qi sogar noch mehr stärken würde.

Perro und sie hatten das Dorf inzwischen ein gutes Stück hinter sich gelassen, und sie ließ den Pudel von der Leine, damit er laufen konnte, wohin er wollte, während sie den Hügel hinauf zum Wald joggte. Debbie liebte die frühmorgendliche Kühle und Stille, und diese Strecke war wegen der Aussicht eine ihrer Lieblingsrouten. Das ganze Dorf lag ausgebreitet weit unter ihr: Die honigfarbenen Cottages schimmerten im Morgenlicht; der Fluss zog sanft unter Frank’s Bridge dahin und mäanderte in Richtung der grünen Hügel in der Ferne.

Gab es Schöneres auf der ganzen Welt? Falls ja, hatte sie es nicht gesehen. Ihr taten die Menschen leid, die in Großstädten lebten und nicht überall um sich herum die Schönheit der Natur erfahren konnten.

Oben auf dem Hügel blieb sie stehen, um sich ein wenig zu dehnen, wobei sie über ihr geliebtes Dorf blickte. Das pinke Dach ihres Salons fing ihren Blick ein wie ein Kuchenstück inmitten von Brötchen. Und jenseits der High Street erstreckte sich eine große grüne Fläche: der Victoria Park, der ein weiteres beliebtes Laufziel von Debbie war. Die Sonne glitzerte auf dem weißen Marmor des italienischen Pavillons. Letzterer fühlte sich für Debbie wie ein heiliger Ort an, seit sie dort Mario Bellini – den schönsten Mann, der ihr jemals begegnet war – gefunden hatte. Er war sogar noch schöner als Alfie und Haridasa gewesen: leider aber auch sehr tot.

Genau genommen hatte nicht sie Mario Bellini gefunden, sondern Perro. Das kluge Tier hatte sich neben die Leiche gelegt und gewinselt, bis Debbie nachsehen kam, was los war.

Jetzt gerade sprang Perro in die Luft und schnappte nach etwas.

»Nein!«, rief Debbie streng. »Nicht den armen Schmetterling erschrecken.«

Ich darf nicht zu harsch zu ihm sein, dachte sie. Es war sein Instinkt. Pudel waren ursprünglich als Jagdhunde gezüchtet worden.

Perro kam brav zu ihr zurückgetrottet. Er wedelte mit seinem federweichen Schwanz, und Debbie kraulte seinen Kopf.

»Ist schon gut«, beruhigte sie ihn. »Noch leine ich dich nicht wieder an. Erst an der Candymill Road. Aber du darfst keine Schmetterlinge mehr jagen, denn das ist böse.«

Beim letzten Wort hob der Pudel seinen Kopf und sah sie an. Debbie war sicher, dass er sie verstanden hatte.

»Braver Hund! Wer zuerst unten ist«, sagte sie und lief direkt wieder den Hügel hinunter, während sich der Pudel eher im Zickzack vorwärtsbewegte, weil er interessanten Gerüchen folgte. Trotzdem erreichten sie gleichzeitig die Straße.

»Na komm!«, forderte Debbie ihn auf. »Leinen wir dich wieder an.«

Doch Perro war abgelenkt. Er schnupperte in die Luft und rannte dann die Candymill Road entlang, jedoch in entgegengesetzter Richtung vom Dorf.

»Nicht da lang!«, rief Debbie. »Komm zurück!«

Der Pudel ignorierte sie und lief weiter.

Erstaunt blickte Debbie ihm nach. Für gewöhnlich war er sehr gehorsam – sie hatte eine Hundeschule mit ihm besucht, als er noch ein Welpe war. Und das eine Mal, als er Sergeant Harry Wilson gebissen hatte, war er nicht böse gewesen, sondern hatte Debbie verteidigt, weil sie vom Sergeant angebrüllt worden war.

Obendrein war es nur ein kleines Schnappen gewesen, dessen war Debbie sich sicher. Aber der Sergeant hatte anschließend noch mehr gebrüllt und gesagt, er würde Perro einschläfern lassen, weil der Hund gefährlich sei. Debbie hielt sich viel darauf zugute, dass sie zu jedem höflich war, aber das war zu viel gewesen. Sie hatte Perro geschnappt und fest in ihren Armen gehalten.

»Perro ist nicht gefährlich«, hatte sie energisch widersprochen. »Aber sollten Sie jemals versuchen, ihm etwas zu tun, werden Sie feststellen, dass ich es bin.«

Und mit diesen Worten war sie weggegangen und hatte den Sergeant ignoriert, der ihr hinterherbrüllte, er würde sie wegen Bedrohung einer Amtsperson dranbekommen. Aber daraus war nie etwas geworden, denn Wilson war der typische Rüpel, der sich zurückzog, wenn man ihm Paroli bot.

Doch jetzt war Perro nicht mehr zu sehen. Wieder rief Debbie ihn, aber er gehorchte immer noch nicht. Plötzlich verspürte sie ein Frösteln. Was, wenn er wieder eine Leiche gefunden hatte? Sie hatte von Hunden gehört, die eigens darauf trainiert waren, und Perro war so intelligent, dass man es ihm nicht extra beibringen müsste.

Debbie sprintete ihm nach. Als sie ihn wieder erblickte, jagte er gerade eine ungepflegte Einfahrt hinauf, die zu beiden Seiten von hohen Magnolien gesäumt wurde, deren pinke, weiße und gelbe Blüten sich leuchtend vom blauen Himmel abhoben. Die Bäume sahen aus, als müssten sie dringend gestutzt werden, und Debbie fragte sich, in welchem Zustand das Haus wohl erst war. Es musste drei Jahre her sein, dass Mrs Benson gestorben war. Gerüchten zufolge hatten entfernte Verwandte ihren Besitz geerbt, die jedoch bisher noch keiner gesehen hatte. Mehr war nicht bekannt. Mrs Bensons nächster Angehöriger war natürlich ihr Neffe. Wie hieß er noch gleich? Des, ja, das war es. Des Dagenham. Aber er konnte seine Tante nicht beerben – nicht nach dem Skandal.

Die Zufahrt machte weiter vorn eine Biegung, und wieder verlor Debbie ihren Hund aus dem Blick. Dann hörte sie Stimmen. Männerstimmen. Wer waren diese Leute? Warum waren sie hier – zu dieser frühen Morgenstunde bei einem verlassenen Haus? War es die Polizei, die eben eine Leiche entdeckt hatte? Oder waren sie Mörder? Debbie wurde nervös und war versucht umzukehren, doch vorher musste sie Perro finden.

Sie bog um die Kurve und erblickte einen großen Transporter. Dahinter hockten drei Männer in Overalls auf einer niedrigen Mauer, die von der Einfahrt bis zum Haus verlief.

Und Perro blickte mit hektisch wedelndem Schwanz zu den Brötchen der frühstückenden Männer auf.

Einer von ihnen bemerkte Debbie. »Ist das Ihr Hund?«, rief er. »Füttern Sie den nie?«

Er riss ein Stück von seinem Brötchen ab und warf es Perro zu, der es gierig verschlang.

Debbie rannte zu ihnen. »Ist da Schinken drauf?«, fragte sie ängstlich. »Schinken ist nicht gut für Hunde.«

»Würstchen und Ei«, antwortete der Mann.

»Ah, dann ist gut«, sagte Debbie erleichtert.

Sie war nicht nur froh, dass Perro keine Magenprobleme bekommen würde, sondern auch, weil sie die Männer jetzt sehen konnte und sie ganz und gar nicht wie Mörder wirkten. Oder wie Polizisten. Sie sahen vielmehr wie vollkommen seriöse Arbeiter aus. Zwei von ihnen waren alt und grauhaarig. Der dritte, der sie angesprochen hatte, war hingegen viel jünger, hatte kurz geschorenes Haar und zeigte ein freches Grinsen. Ein Lehrling womöglich?

»Was machen Sie hier?«, fragte Debbie.

»Mein Frühstück an Ihren Hund verfüttern«, antwortete er und warf Perro noch einen Happen zu. »Wenn ich vor Hunger umkippe, wird es Ihre Schuld sein.«

»Tut mir sehr leid«, entschuldigte sich Debbie, legte Perro die Leine an und zog ihn weg. Doch der Pudel wollte bleiben und stemmte die Pfoten in den Kies. »Ich füttere ihn, aber bei Würstchen kann er nicht widerstehen. Er hat nicht gewusst, dass es Ihr Frühstück ist.«

»Hören Sie nicht auf Kyle«, sagte einer der älteren Männer. »Das Einzige, was den zum Umkippen bringt, ist der Gedanke an richtige Arbeit.«

»Wohl wahr«, bestätigte der dritte Mann, während Kyle grinste und Perro noch ein Stück von dem Brötchen zuwarf. »Und was Ihre Frage angeht: Wir warten darauf, dass der Vorarbeiter aufkreuzt. Er hat den Schlüssel.«

Er zeigte mit dem Daumen zum Haus, und als Debbie hinsah, fiel ihr auf, dass um das Herrenhaus herum ein Maschendrahtzaun aufgestellt war.

»Was wird denn gemacht?«, erkundigte sie sich.

»Wir bauen das hier zu einem vornehmen Hotel um«, antwortete Kyle.

»Nur Sie drei allein?«

»Japp. Es gibt nix, was wir nicht hinkriegen«, behauptete er. »Abriss, Neubau, Dachdecken, Verputzen, Rohre verlegen, Fliesen, Malen, was Sie wollen.«

»Du meine Güte«, hauchte Debbie bewundernd. »Das ist eine Menge Arbeit.«

»Ich habe Ihnen doch gerade gesagt, dass Sie nicht auf ihn hören sollen«, schaltete sich der erste Mann wieder ein. »Wir sind die Elektriker. Tony und ich jedenfalls. Kyle lassen wir nicht mit Strom spielen.«

»Auf den muss man aufpassen, sonst steckt er seine Finger in die Steckdosen«, ergänzte Tony.

»Ich hab schon meine Gesellenprüfung gemacht«, murrte Kyle.

»Großartig!«, sagte Debbie strahlend.

Kyle schob sich den Rest seines Brötchens in den Mund.

»Und wollen Mrs Bensons Verwandte das Hotel führen?«, fragte Debbie.

»Keine Ahnung, Schätzchen«, erwiderte Tony. »Auf jeden Fall haben die, die es wollen, Geld. Es werden keine Kosten gescheut.«

Perro begriff, dass er hier nichts mehr zum Frühstücken bekommen würde, und begann an der Leine zu zerren.

»Ich gehe mal lieber«, sagte Debbie. »Hat mich gefreut. Viel Glück mit dem Strom!«

Sie begann zum Dorf zurückzulaufen, und Perro hielt mit ihr Schritt. Ein vornehmes Hotel? Das waren gute Neuigkeiten. Leute, die in vornehmen Hotels wohnten, gingen auch in Schönheitssalons.

Und Des Dagenham – an ihn hatte sie seit Jahren nicht mehr gedacht. Er war einige Jahre älter als sie, aber das waren Alfie und Haridasa auch. Als Schülerin hatte sie für ihn geschwärmt und ihn beobachtet, wenn er in seiner Jeans und der schwarzen Lederjacke durchs Dorf stolzierte. Sie hatte Herzen gemalt, in die sie »Deb & Des« schrieb, was er selbstverständlich nie gewusst hatte. Und angesichts des Skandals war das auch gut so. Debbie war sich nicht ganz sicher, um was es sich dabei gehandelt hatte, weil die Erwachsenen immer nur davon geflüstert hatten. Doch sie erinnerte sich, dass jemand sagte, Mrs Benson hätte Des enterbt.

Wie naiv Debbie früher gewesen war! Sie hatte nur auf das Aussehen geachtet. So oberflächlich war sie gewesen. Heute verstand sie, dass es auf den Charakter eines Mannes ankam. Nie würde sie sich dieser Tage in jemanden wie Des Dagenham verlieben, der in einen Skandal verwickelt gewesen war. Wahrscheinlich hatte er auch hässliche Füße. Alfie und Haridasa fand sie attraktiv, weil sie Freundlichkeit und Sensibilität ausstrahlten. Bei ihnen war es lediglich ein Bonus, dass sie auch noch umwerfend aussahen.

Perros Umweg und die Unterhaltung mit den Arbeitern hatten mehr Zeit gekostet, als Debbie für ihren üblichen morgendlichen Lauf einplante. Aber sie kam nie zu spät zur Arbeit. Beim Duschen und Frühstücken musste sie sich zwar sehr beeilen, doch auch heute war sie bereits im Salon, lächelnd und wie aus dem Ei gepellt, als ihre erste Kundin eintraf. Und sie konnte die Information weitergeben, dass Mrs Bensons georgianisches Herrenhaus zu einem Luxushotel umgebaut wurde.

Da sie nichts Näheres über den Skandal wusste, erwähnte sie Des Dagenham nicht. In ihrem Salon mochte getratscht werden, aber stets mit Substanz.

Die Nachricht von dem Umbau verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Dorf. Marge Redwood hörte sie von Dorothy im Postamt und lief sofort nach Hause, um ihrer Freundin Liz davon zu erzählen.

»Oh nein«, entfuhr es Liz. »Jedes Mal, wenn ich von Mrs Benson höre, muss ich an diese furchtbare Geschichte mit Des Dagenham denken.«

»Die war schockierend«, sagte Marge. »Ein richtiger Skandal.«

»Gott sei Dank ist das alles längst Vergangenheit.«

2 Entscheidungen

Alfie McAlister hatte endlich eine Entscheidung gefällt. Zwei Entscheidungen sogar. Er nahm sein Telefon hervor und tippte eine Nummer in seiner Kontaktliste an.

»Lorna Fielding«, meldete sich eine ruhige, professionell klingende und freundliche Stimme. Lorna Fielding war vermutlich nur um die zehn Jahre älter als er, hatte aber etwas Mütterliches an sich.

»Lorna, hier ist Alfie McAlister. Ich möchte gern, dass Sie die Nachforschungen aufnehmen, sobald Sie Zeit haben.«

»Sie haben Glück, Alfie. Ich habe gerade einen Fall abgeschlossen, also kann ich gleich loslegen.«

Alfie hatte halbwegs erwartet, dass sie ihn fragte: »Sind Sie sicher?« Doch vielleicht wollte sie ihm nicht noch eine Chance zu einem Rückzieher geben.

»Soll ich Ihnen Geld für Ihre Spesen überweisen?«, fragte er.

»Danke, das ist nicht nötig. Ich habe ja noch Ihren Vorschuss.«

Nachdem sie sich verabschiedet und das Gespräch beendet hatten, überlegte Alfie, ob jene Bemerkung ein verkappter Tadel gewesen war. Als er Lorna kennenlernte, war er so entschlossen gewesen, dass er sie auf der Stelle engagierte und darauf bestand, einen Vorschuss zu zahlen, noch ehe sie einen Kostenvoranschlag gemacht hatte.

Und dann hatte er kalte Füße bekommen. Seine eigenen Versuche, seinen Vater zu finden, waren erfolglos gewesen, deshalb schien es folgerichtig, die Privatdetektivin anzuheuern. Doch dann begann er darüber nachzudenken, was passieren würde, wenn sie Calum McAlister fand.

Er hatte seinen Vater nie gekannt. Was würde er sagen, wenn sie sich erstmals begegneten?

»Hallo, ich bin dein Sohn Alfie. Freut mich, dich endlich kennenzulernen.«

Und dann? Was könnte er noch sagen, bevor er fragen würde: »Warum hast du meine Mutter verlassen, als sie schwanger war?«

Natürlich kannte er die Antwort bereits. Sein Vater hatte eine Affäre gehabt. Mit der Schwester seiner Frau, Alfies Tante Augusta.

Alfie erinnerte sich kaum an seine Tante und war erstaunt gewesen, als er erfuhr, dass sie ihm ihr Cottage in Bunburry vermacht hatte. Erst nachdem er in das pittoreske Cotswolds-Dorf gezogen war, hatte er von der Affäre erfahren und begriffen, dass er dieses Erbe den Schuldgefühlen seiner Tante zu verdanken hatte.

Bunburry mochte malerisch sein, aber hinter diesen hübschen altmodischen Holztüren lauerten dunkle Geheimnisse und fatale Leidenschaften. Schon kurz nach seiner Ankunft im Dorf hatte Alfie sich unversehens in einer Mordermittlung wiedergefunden – zusammen mit Liz und Marge, Tante Augustas alten Freundinnen.

Andere Fälle waren gefolgt; und manchmal hatte Alfie dabei das Gefühl, es stünde ihm nicht zu, die Täter zu verurteilen. Wollte er tatsächlich erbarmungsloser zu seinem Vater und seiner Tante sein, deren einziges Verbrechen gewesen war, sich ineinander zu verlieben?

Sein jüngster Fall, in den Philip, Bunburrys Vikar, verstrickt gewesen war, hatte ihn über Vergebung nachdenken lassen und darüber, wie sich Menschen verändern konnten – zum Besseren wie zum Schlechteren. Es wurde Zeit, seinen Vater zu finden.

Und das führte zu seinem zweiten Entschluss. Die Einrichtung in Tante Augustas Cottage war … Alfie suchte nach dem richtigen Wort und kam schließlich auf »eklektisch«. Die psychedelische Wohnzimmertapete traumatisierte ihn mittlerweile nicht mehr; noch dazu war sein Freund Oscar hell entzückt von den pinken, violetten, schwarzen und weißen Wirbeln und hatte ihm strengstens untersagt, die Wandverkleidung zu ändern.

Die bunt geflieste Küche gefiel Alfie ebenso wie das beruhigende Grau und Lavendelblau des Schlafzimmers. Doch das Gästezimmer war abscheulich, und das Avocadogrün im Badezimmer musste weg. Er wollte schon ewig renovieren, hatte jedoch nichts getan. Jetzt wurde ihm bewusst, dass sein Widerwille dem Gefühl entsprungen war, das wäre immer noch Tante Augustas Cottage und er nur ein Mieter.

Doch obwohl er nach wie vor seine geräumige Londoner Wohnung mit Blick auf die Themse besaß, hatten sich seine Prioritäten verschoben. Jetzt war jene Adresse sein Zweitwohnsitz, der sich nur bei gelegentlichen Ausflügen in die Hauptstadt als nützlich erwies. So wie im letzten Monat, als er für ein paar Tage dorthin gereist war, um die neue Ausstellung im British Museum zu sehen und zu einem Konzert in der Royal Festival Hall zu gehen. Oscar hatte seine letzte Rückkehr genutzt, um ihn zu einer Party in Hampstead und einem Brunch in Knightsbridge zu zerren.

»Eine außerordentliche Vorliebe für Vergnügungen ist das Geheimnis, jung zu bleiben«, zitierte Oscar sein Idol, Oscar Wilde.

Das mag ja stimmen, dachte Alfie, doch unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Vorstellungen von Vergnügungen. Das Leben in London kam ihm heute zu hektisch und zu fiebrig vor. Er genoss die Ausstellung und das Konzert, und er wusste die Party und den Brunch zu schätzen, zumal er so ausgiebig mit Oscar reden konnte. Sein Freund wirkte bisweilen wie ein Dilettant, doch Alfie hatte rasch entdeckt, dass er hochintelligent, großzügig und warmherzig war.

Oscars einziger Makel war seine tiefe Abneigung gegen alles Ländliche. Erst ein einziges Mal war er in den Cotswolds gewesen, und zwar anlässlich einer Hausparty mit der Crème de la Crème des britischen Theaters, und weigerte sich seitdem rundheraus, einen Fuß in diese Landschaft zu setzen.

»Warum muss ich immer nach London kommen?«, fragte Alfie. »Wird es nicht Zeit, dass du mich mal wieder besuchst?«

»Aber, mein lieber Freund, in London gibt es Dinge. Straßen, Cafés, Galerien und Schneider. Für dich ist es keine Zumutung herzukommen. Auf dem Lande hingegen gibt es absolut nichts außer all der scheußlichen Natur.«

Alfie fragte inzwischen nicht mehr; und er winkte bei Oscars flehentlichen Bitten ab, er möge zurück in die Hauptstadt ziehen. Bunburry war jetzt sein Zuhause. Und da es sich wie seine Heimat anzufühlen begann, war es an der Zeit, Windermere Cottage seinen Stempel aufzudrücken. Er hatte Lorna Fielding angerufen, und nun standen eine Reihe weiterer Telefonate an.

Nach einer Dreiviertelstunde war er fast so weit, das Telefon aus dem Fenster zu werfen. Es waren lauter erfolglose Anrufe gewesen. Er hackte aufs Display, um den nächsten zu machen.

»Marge«, sagte er, als abgenommen wurde, »habe ich irgendwas Furchtbares getan? Leute vor den Kopf gestoßen?«

»Wenn du es nicht weißt, musst du weniger trinken, mein Junge.«

»Danke, das merke ich mir. Es ist nur so, dass ich endlich anfangen will, das Cottage zu renovieren …«

»Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Furchtbar ist bloß, wie lange es bei dir gedauert hat. Und keiner hat irgendein Recht, sich vor den Kopf gestoßen zu fühlen. Es ist dein Cottage, und du darfst damit anstellen, was du willst.«

»Kann ich aber nicht. Darum geht es ja gerade. Ich habe Klempner, Maler und Dekorateure, Elektriker, Tischler und Fliesenleger angerufen, und alle haben sie mich mit der Behauptung abgewimmelt, sie könnten derzeit keine weiteren Aufträge annehmen. Stehe ich auf irgendeiner schwarzen Liste?«

»Es dreht sich nicht immer alles um dich«, entgegnete Marge spitz. »Komm zum Abendessen, dann erkläre ich es dir.«

Das war verlockend, und vor allem wollte Marge nicht mehr sagen und behauptete nachdrücklich, sie müsse noch dringend Rechnungen schreiben. Liz und Marge erzielten mit ihrem Karamellgeschäft immer größere Erfolge. Beide Frauen waren längst im Rentenalter, schienen jedoch nicht gewillt, sich zur Ruhe zu setzen. Alfie stellte allerdings fest, dass die überaus besonnene und gründliche Liz nicht annähernd so viel Aufhebens um ihren Aufgabenbereich machte – die Herstellung des Karamells – wie Marge um die Bestellungen, die Rechnungen und die Buchführung.

Er würde also seine Neugier bis zum Abendessen im Jasmine Cottage zügeln müssen. Und bis zu seiner Schicht in der Dorfbücherei am nächsten Vormittag hatte er keine Verpflichtungen, also kehrte er zu seiner Durchsicht von Tante Augustas Papieren zurück. Er hatte verschiedene Stapel angelegt, auf die er die Unterlagen verteilte. Einer war fürs Recycling bestimmt, einer fürs Schreddern vor dem Recycling, und ein weiterer könnte der Anfang einer Regionalgeschichtsabteilung in der hiesigen Bücherei sein. Letzterer drohte der höchste Stapel zu werden, denn Tante Augusta war eine schier unermüdliche Aktivistin gewesen. Alfie hatte kürzlich ein Bündel Dankesschreiben von Schülern der örtlichen Grundschule entdeckt, alle verfasst, nachdem sie dank des Einsatzes seiner Tante vor der Schließung bewahrt worden war. In einem der Briefe erzählte das Kind begeistert, man hätte ihr zu Ehren dem Schulmeerschweinchen den neuen Namen »Gussie« gegeben.

Der nächste Umschlag, den Alfie aufnahm, war anders: cremefarben und aus dickem, teurem Papier. Die Briefmarke bildete ein Frauengesicht im Profil ab, doch es stellte nicht die Queen dar. Es war das Emblem der République Française. Und auch die große Handschrift sah nach Ausland aus. Der Umschlag war adressiert an »Mlle. Augusta Lytton, 17 rue Hébert, 3800 Grenoble«.

Alfie öffnete den Umschlag. Darin war ein einzelnes Blatt – es handelte sich um ein zum Kuvert passendes cremefarbenes Briefpapier –, der Text darauf in derselben weit geschwungenen Handschrift. Auf Französisch. Der Brief begann mit »Mademoiselle« und endete mit »Mathilde Blanchard«; alles andere konnte Alfie nicht verstehen. Der Französischlehrer an seiner Schule war eine Null gewesen: Die Hälfte der Klasse hatte während des Unterrichts Karten gespielt und seine Bitten um Aufmerksamkeit ignoriert.

Zwar hatte Alfie auf seinen Reisen einiges an Französisch aufgeschnappt, aber das war hauptsächlich mündlich gewesen, nicht geschrieben. Und seine Kenntnisse beschränkten sich darauf, nach Wegen zu fragen, Unterkünfte zu buchen oder in Cafés und Restaurants zu bestellen. Keines dieser Themenfelder schien in diesem Brief vorzukommen. Alfie legte ihn zur Seite und sah andere Papiere durch, bis es Zeit wurde, zu Liz und Marge aufzubrechen.

Als er dort ankam, war er nicht überrascht, auch Emma anzutreffen; die Großnichte von Liz deckte gerade den Tisch. Als er neu in Bunburry war, hatte er den Verdacht gehegt, dass Liz und Marge hofften, ihn mit Emma zu verkuppeln. Mittlerweile musste bei den zwei alten Damen der Groschen gefallen sein, dass die Polizistin, die fünfzehn Jahre jünger als er war, in ihm nichts als einen leicht dümmlichen, langweiligen Mann mittleren Alters sah.

Sie reichte ihm einen Korkenzieher und eine Weinflasche. »Ich dachte, die wäre mit Schraubverschluss, als ich sie im Supermarkt gekauft habe«, sagte sie.

Er war drauf und dran, ihr zu erläutern, dass manche Fachleute fanden, Korken seien besser für Rotweine wie diesen Merlot, da sie halfen, die Tannine zu oxidieren, doch er bremste sich. Das würde allzu mittelalt und langweilig klingen.

Marge kam mit einem Auflauf hereingeeilt, gefolgt von Liz mit Erbsen und Kartoffeln.

Nachdem alle Teller gefüllt waren und Alfie sowie Emma das Essen nach den ersten Happen gelobt hatten, wagte er eine Andeutung. »Du hast gesagt, dass du es mir erklärst, Marge …«

»Was erklärst?«, fragte Emma mit der gleichen Entschlossenheit, mit der eine Katze auf eine Maus zusprang. Alfie hoffte, dass er niemals von ihr auf der Polizeiwache verhört würde.

Marge winkte ab. »Er hat einen Komplex und denkt, jeder hasst ihn.«

»Und warum isst er dann den Auflauf?«, fragte Emma. Sie begann zu trällern: »Keiner liebt mich, alle hassen mich, ich gehe mal lieber Würmer fressen.«

Sie streckte einen Arm aus und tätschelte seine Hand. »Keine Angst, wir lieben dich immer noch.«

Alfie entging der Blick nicht, den Liz und Marge wechselten, und er hoffte, dass Emma ihn nicht bemerkt hatte.

»Marge?«, hakte er nach.

Marge legte Messer und Gabel ab, was eine längere Geschichte erahnen ließ. »Es ist interessant«, sagte sie. »Emma, ich habe dich hergebeten, weil ich dachte, dich würde es auch interessieren. Erinnerst du dich an die alte Mrs Benson?«

Nun legte auch Emma ihr Besteck hin. »Mrs Benson! An die habe ich seit Jahren nicht mehr gedacht. Ich erinnere mich, dass ich in der Grundschule war, als sie eine Weihnachtsfeier für alle Kinder veranstaltet hatte. Es war fantastisch – wie in einem Märchen –, die Auffahrt entlangzugehen, wo die ganzen Laternen in den seltsamsten Bäumen hingen, die ich je gesehen habe.«

»Magnolien«, erklärte Liz für Alfie.

Er hatte so gut wie keine Ahnung von Bäumen und Pflanzen. Doch auf einer Reise nach China hatte sein Fremdenführer darauf bestanden, dass er sich einige Magnolien ansah. Anfangs war er von der Idee wenig begeistert gewesen, aber dann hatten Alfie die riesigen, sternenförmigen Blüten in zartem Weiß, Pink und Violett bezaubert.

»Ich hatte keine Ahnung, dass es in England Magnolien gibt«, sagte er zu Liz.

»Doch, gibt es«, versicherte Marge. »Und auch hier findet man welche. Gleich von der Candymill Road ab.«

»Candymill Road? Wo ist das?«

Die drei Frauen sahen ihn entgeistert an.

»Um Himmels willen, Alfie!«, rief Marge. »Die Straße nach Westen von Wildshaw Woods aus.«

Alfie runzelte die Stirn. »Ich gehe ziemlich häufig rauf nach Wildshaw Woods, und da gibt es nur eine Straße. An der habe ich nie ein Schild mit der Aufschrift ›Candymill Road‹ gesehen.«

»Wir brauchen hier doch keine Straßenschilder!«, entgegnete Marge halb stöhnend. »Weil jeder weiß, dass es die Candymill Road ist. Jeder außer dir offensichtlich.« Sie nahm ihr Besteck wieder auf und aß weiter.

Alfie fragte sich, wie viele Jahrzehnte er in Bunburry leben müsste, bis er sagen könnte, er gehöre zu den Einheimischen.

»Jedenfalls wird Mrs Bensons Haus …«, begann Liz.

»Vergiss Mrs Bensons Haus«, fiel Marge ihr ins Wort. »Lass mich von Mrs Bensons Neffen erzählen.«

»Also wirklich, meine Liebe«, erwiderte Liz. »Können wir nicht einfach nett zu Abend essen, ohne uralte Geschichten aufzuwühlen?«

Emmas Augen blitzten. »Na los, Tante Marge! Erzähl uns von Mrs Bensons Neffen.«

Abermals legte Marge ihr Besteck ab. »Mich wundert, dass du dich nicht an ihn erinnerst, auch wenn du damals vielleicht noch ein bisschen zu jung warst. Diese Feier, auf der du warst, war wahrscheinlich die letzte, die Mrs Benson gegeben hat. Nach dem Skandal hat sie sich völlig abgekapselt. Alfie, reichst du mir bitte die Kartoffeln?«

Als Alfie die Schüssel hob, war der buttrige Duft zu verlockend, und er nahm sich selbst ein paar Kartoffeln, ehe er sie an Marge weiterreichte. Sie legte sehr langsam eine Kartoffel nach der anderen auf ihren Teller und ignorierte, dass Emma voller Ungeduld auf ihrem Sitzplatz hin und her rutschte.

Liz lächelte Alfie an. »Mrs Bensons Haus …«

»Mrs Bensons Neffe war ihr Ein und Alles«, unterbrach Marge sie erneut. »Sie hatte keine eigenen Kinder und betete den Jungen an. Schön dumm von ihr. Des Dagenham war durch und durch schlecht.«

»Das wusste damals keiner«, sagte Liz.

»Hätten sie aber sollen«, erwiderte Marge. »Seine Augen standen zu dicht beieinander.« Sorgfältig schnitt sie eine Kartoffel durch.

»Und was war das für ein Skandal?«, fragte Emma.

»Er entpuppte sich als Gangster und Mörder.«

»Marge, meine Liebe, das ist eigentlich nicht …«

»Er war so schlimm wie die Kray-Zwillinge.«

»Margaret!«

Marge wandte sich ihrem Teller zu.

Und Liz schüttelte den Kopf. »Er war überhaupt nicht wie die Krays. Die waren furchtbare Menschen. Des Dagenham hatte sich nur mit den falschen Leuten eingelassen.«

Liz neigte dazu, in jedem das Beste zu sehen, und Marge nahm schnell das Schlimmste von jedem an. Alfie fragte sich, wer von ihnen beiden der Wahrheit näher war.

»Er war in einen Raubüberfall oben im Norden verwickelt, der aus dem Ruder gelaufen war«, fuhr Liz fort.

»Wie aus dem Ruder gelaufen?«, fragte Emma.

»Ein Sicherheitsmann wurde erschossen«, antwortete Liz.

»Ein Mord!«, rief Marge empört. »Und Des Dagenham war der Täter.«

»Sein Anwalt sagte, dass er es nicht gewesen war«, wandte Liz ein.

Marge schnaubte verächtlich. »Anwälte! Die behaupten doch alles Mögliche. Er hat ›lebenslänglich‹ bekommen, oder etwa nicht?«

»Gut«, sagte Emma in scharfem Ton.

Alfie konnte sich vorstellen, was sie dachte – der ermordete Sicherheitsmann hätte ebenso gut ein Polizist sein können. Und er teilte ihre Meinung. Gewalttätige Kriminelle gehörten für lange Zeit hinter Gittern.

»Weiß der Himmel, was er jetzt treibt«, sagte Marge. »Raubt bestimmt immer noch andere aus – würde mich nicht wundern. Jeder hat gedacht, dass Mrs Benson ihm das Haus vermachen würde, aber sie muss ihn aus dem Testament gestrichen haben, denn er war nicht mal bei ihrer Beerdigung.«

»Saß er da nicht im Gefängnis?«, fragte Emma.

»Natürlich nicht! Wie lange ist ›lebenslänglich‹? Fünfzehn Jahre? Das ist ein Witz! ›Lebenslänglich‹ müsste ›lebenslänglich‹ heißen«, sagte Marge.

»Lange Haftstrafen sind nicht immer eine Lösung, meine Liebe«, entgegnete Liz. »Und der Sinn und Zweck einer Haft sollte doch gewiss die Rehabilitation sein.«

Alfie sah Marge an, dass sie energisch widersprechen wollte, und Emma machte den Eindruck, als würde sie ihr nachdrücklich zustimmen.

»Das mit Mrs Bensons Neffen ist ja sehr interessant«, warf er rasch ein. »Aber, Marge, du wolltest mir erklären, warum mir alle Handwerker, die ich angerufen habe, einen Korb gegeben haben.«

»Ach, das!«, antwortete sie lapidar. »Die haben keine Zeit, weil Mrs Bensons Haus zu einem Hotel umgebaut wird. Sämtliche Handwerker in der Gegend arbeiten da. Tut mir leid, Alfie, du musst deine Pläne aufschieben.«

Alfie war total enttäuscht. Er wollte nicht warten. Und im Grunde müsste er es auch nicht. Er könnte ein auf Hausrenovierungen spezialisiertes Unternehmen engagieren, das seine Leute aus London mitbrachte. Aber das wollte er nicht, und das hatte nichts mit den Kosten zu tun. Er wollte den hiesigen Handwerkern Arbeit geben. Das hätte Tante Augusta von ihm erwartet.

Seine Reaktion überraschte ihn selbst. Er empfand keine Verbitterung mehr wegen der Rolle, die seine Tante beim Scheitern der Ehe seiner Eltern gespielt hatte. Stattdessen wollte er ihr Erbe fortführen und wie sie einst das Dorf unterstützen. Hatte sie sich das erhofft, als sie ihm ihr Cottage vererbte?

»Sind alle fertig?«, fragte Marge. »Dann räume ich ab.«

Sie sprang von ihrem Stuhl auf und kicherte zufrieden.

»Also ehrlich, ich fühle mich zwanzig Jahre jünger! Unfassbar, was ich dank Harry alles mit meinem Körper machen kann!«

Emma stieß einen seltsamen Laut aus. »Tante Marge! Sag solche Sachen nicht, das halten meine Nerven nicht aus! Ich dachte schon, du redest vom Sarge.«

Marge sah sie erbost an. »Bin ich froh, dass ich nicht so denke wie du! Wie hast du bloß glauben können, dass ich über Harry Wilson rede?«

»Es kann ziemlich verwirrend sein, wenn du Haridasa immerfort Harry nennst«, gab Liz behutsam zu bedenken.

»Aus dem Zusammenhang war doch vollkommen klar, dass ich den Yogakurs gemeint habe«, erwiderte Marge. »Und der ist wirklich fantastisch. Harry sagt, Yoga ist für jeden gut. Sogar einer so alten Frau wie Liz kann es guttun.«

Sie verschwand mit den Tellern in Richtung Küche. Emma nahm die Schüsseln und folgte ihr.

Alfie hatte noch nicht erfahren, wie alt die beiden Damen tatsächlich waren, doch Marge stellte es immer so dar, als wäre zwischen ihnen eine große Lücke, was Alfie für übertrieben hielt.

»Ja«, sagte Liz ein klein wenig angespannt, »sogar einer alten Frau wie mir kann es guttun.«

Sie stand auf, streifte ihre Schuhe ab und strich ihre Stoffhose und die Strickjacke glatt. Dann hob sie ihren rechten Fuß seitlich an ihr linkes Knie, streckte die Arme nach oben und legte über ihrem Kopf die Hände aneinander.

»Der ›Baum‹«, erklärte sie mit ziemlich atemloser Stimme. »Haridasa sagte, ich mache ihn sehr gut.«

Sie stand weiterhin auf einem Bein, begann jedoch ein wenig zu schwanken. Zwar mochte sie nicht erheblich älter als ihre Freundin sein, aber sie war deutlich größer. Wenn sie umkippte, würde sie den Esstisch mit sich reißen.

»Unglaublich«, sagte Alfie. Er stand auf und tat, als wollte er sich die Pose genauer anschauen, positionierte sich tatsächlich aber so, dass er notfalls den Tisch retten konnte. »Sagenhaft.«

Liz schwankte stärker und setzte daraufhin ihren linken Fuß stampfend auf.

»Marge kann diese Pose nicht«, vertraute sie Alfie an. »Sie ist zu schwer für sie.«

»Was?«, rief Marge aus der Diele. »Was ist zu schwer?«

»Ohne Tablett alles auf einmal zu tragen«, antwortete Alfie rasch, als Marge und Emma mit Schälchen und einem Brotpudding zurückkehrten.

Marge beäugte Liz misstrauisch, die sich eben wieder hingesetzt hatte. Die Situation verlangte nach einer Ablenkung.

»Ach, das wollte ich euch noch fragen«, sagte Alfie. »Ich habe einen Brief an Tante Augusta gefunden – versandt an eine Adresse in Frankreich.«

»Oh, Gussie war sehr frankophil«, antwortete Marge. »Sie hat viele Urlaube in Paris verbracht. Da hatte sie ein kleines Lieblingshotel, in dem sie immer gewohnt hat.«

»Die Adresse ist nicht in Paris, sondern in Grenoble«, sagte Alfie. »Und es sieht wie eine private Anschrift aus. Das Datum auf dem Umschlag ist ziemlich verblichen, aber es könnte 1976 oder 1978 gewesen sein. Miss Radford-Jones hat einmal erwähnt, dass Tante Augusta in Frankreich Englisch unterrichtet hat.«

»Wirklich?« Marge merkte auf. »Das habe ich nicht gewusst. Natürlich muss das gewesen sein, bevor wir uns angefreundet haben. Wenn man jünger ist, hat man meist nur zu Gleichaltrigen Kontakt.«

»Hat sie nie mit euch darüber geredet?«

»Ich erinnere mich nicht einmal, dass sie je Grenoble erwähnt hat«, antwortete Liz. »Du etwa, meine Liebe? Sie sprach immer nur von Paris und den Ferien, die sie dort gemacht hatte.«

»Aber sie war mal eine Weile verschwunden«, sagte Marge. »Vielleicht war sie da in Frankreich.«

»Meine Güte, dieser Brotpudding wird eiskalt sein, wenn wir ihn essen!«, rief Liz unvermittelt. »Marge, meine Liebe, würdest du bitte auffüllen?«

»Ja, sicher.« Marge zog die Schälchen zu sich. »Und ihr werdet nie glauben, was Dorothy von der Post erzählt hat.«

Das Gespräch hatte nun eine vollkommen andere Richtung genommen. Alfie versuchte, Interesse an dem zu heucheln, was Dorothy von der Post berichtet hatte, auch wenn ihm bewusst war, warum Liz eingegriffen hatte. Tante Augusta war verschwunden, weil sie mit Calum McAlister davongelaufen war, seinem Vater. Aber warum waren sie in Frankreich gewesen? Liz und Marge auf den Brief anzusprechen hatte mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet.

3 Die Neuankömmlinge

»Auf uns! Wir haben es geschafft!«

Sumi Chong prostete ihrer Freundin zu.

Tara ergriff ebenfalls ihr Glas, trank einen Schluck vom Weißwein und verzog das Gesicht. »Ich weiß ja, dass wir sparen wollen und deshalb die billigste Flasche genommen haben, aber wir hätten noch mehr gespart, hätten wir gleich Essig gekauft.«

»So schlimm ist er nicht«, widersprach Sumi. »Und nächstes Jahr um diese Zeit baden wir in Jahrgangschampagner.«

Sie erwartete, dass Tara wenigstens lächelte, doch es kam keine Reaktion.

»Was ist?«, fragte Sumi.

»Nichts. Die Besprechung auf der Baustelle war nur nicht so gut, wie ich gedacht hatte.«

»Tara, alles lief glänzend. Die Crew ist super – man sieht, dass die hiesigen Handwerker unbedingt gute Arbeit abliefern wollen.«

»Ich habe gehört, wie einer von ihnen gesagt hat: ›Magnolia Inn – was ist das denn für ein blöder Name? Wir sind hier in den Cotswolds, und Magnolia Inn klingt, als würde es irgendwo in den Südstaaten stehen.‹«

Sumi lachte. »Aber genau den Effekt wollen wir doch! Es soll anders sein, damit die Leute aufhorchen und uns wahrnehmen. Und falls der Name viele reiche Amerikaner herlockt, beschwere ich mich nicht. Sie werden es lieben und all ihren Freunden erzählen, wenn sie zurück sind. Die ganze Gegend hier ist traumhaft schön.«

»Ja«, stimmte Tara ihr zu, »da hast du recht. Tut mir leid, dass ich überreagiere. Ich will bloß, dass alles perfekt ist.«

Es ist perfekt, dachte Sumi. Die ideale Immobilie am idealen Ort. Endlich wurden ihre Träume wahr. Sie wollten ein luxuriöses Fusion-Hotel aufmachen, das englische Kultiviertheit mit asiatischer Eleganz kombinierte. Als sie die Magnolien gesehen hatten, war ihnen sogleich klar gewesen, dass sie den perfekten Standort gefunden hatten; und sie waren sich einig gewesen, ihr Hotel Magnolia Inn zu nennen.

Doch Tara schien angespannt, seit sie in Bunburry angekommen waren, um den Umbau zu überwachen. Sie war noch nicht einmal im Dorf gewesen, sondern blieb in dem winzigen Cottage nahe dem Herrenhaus, das sie gemietet hatten, und brütete über den Plänen.

Sumi beschloss, sie aus dieser untypischen Stimmung zu holen.

»Weißt du, dass es siebzehn Jahre her ist, seit wir uns kennengelernt haben?«, sagte sie. »Ich werde nie vergessen, wie du in den Vorlesungssaal gekommen bist. Du hast so selbstbewusst gewirkt.«

»Selbstbewusst? Ich war ein schlotterndes Nervenbündel! Volle fünf Minuten hatte ich gebraucht, um den Mut aufzubringen, durch die Tür zu gehen. Fast wäre ich weggelaufen.«

»Schätzchen, du hast so selbstsicher ausgesehen, dass ich dachte, du bist die Dozentin. Ich konnte es nicht glauben, als du dich neben mich gesetzt hast.«

Tara grinste verhalten. »Ich wette, du hast mich für die Dozentin gehalten, weil ich verglichen mit dir und allen anderen Studenten so steinalt war.«

»Ja, unglaublich alt! Ich war erst neunzehn und du keinen Tag jünger als zweiundzwanzig.«

»Einige der anderen waren achtzehn«, sagte Tara. »Das ist ein Altersunterschied von vier Jahren.« Sie stockte, bevor sie hinzufügte: »Und keiner sonst hatte eine gescheiterte Ehe hinter sich.«