Cherringham - Das Rätsel von Brimley Manor - Matthew Costello - E-Book

Cherringham - Das Rätsel von Brimley Manor E-Book

Matthew Costello

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Beschreibung

Folge 34 der britischen Erfolgsserie

Brimley Manor hat seine besten Tage hinter sich. Schon lange. Das einst prächtige Anwesen ist inzwischen ein Museum für allerlei verstaubte Kuriositäten des ehemaligen Eigentümers. Doch dann bricht ein Feuer aus - und Jack und Sarah entdecken immer mehr Hinweise, die auf Brandstiftung deuten! Die Angestellten von Brimley Manor scheinen allerdings nicht besonders interessiert, den Brand aufzuklären. Sie verhalten sich rätselhaft und offenbar gibt es mehr als ein dunkles Geheimnis, das sich um dieses Haus rankt. Und jemand scheint fest entschlossen, Jack und Sarah aufzuhalten, bevor sie diese Geheimnisse lüften können ...

Über die Serie: "Cherringham - Landluft kann tödlich sein" ist unsere erfolgreichste Cosy-Crime-Serie. Jede Folge ist unabhängig lesbar und geeignet, in die Welt von Cherringham einzusteigen. Cherringham ist ein beschauliches Dorf in den englischen Cotswolds. Doch mysteriöse Vorfälle, eigenartige Verbrechen und ungeklärte Morde halten die Bewohner auf Trab. Zum Glück bekommt die örtliche Polizei tatkräftige Unterstützung von Sarah und Jack. Die alleinerziehende Mutter und der ehemalige Cop aus New York lösen jeden noch so verzwickten Fall. Und geraten das ein oder andere Mal selbst in die Schusslinie ..."

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!


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Seitenzahl: 191

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Cherringham – Landluft kann tödlich sein – Die Serie

Über diese Folge

Die Hauptfiguren

Über die Autoren

Titel

Impressum

1. Die Nachtschicht

2. Es liegt etwas in der Luft

3. Anton Jessop vom Conservation Trust

4. Nicht ganz eine Führung

5. Die Belegschaft

6. Im Gewächshaus

7. Der rechtmäßige(?) Erbe

8. Das seltsamste Zimmer auf dem Brimley-Anwesen

9. Eine willkommene Unterbrechung

10. Das Haus der Geheimnisse und der Lügen

11. Fraget, und ihr werdet finden

12. Geschichtsunterricht

13. Die schönsten Pläne …

14. Mehr Spaß mit Mr Brimley

15. Versteckspiel

16. Das geheime Zimmer

17. In der Falle!

18. Brandstifter

19. Bezahlung für geleistete Dienste

Von Cherringham nach Mydworth – Ein Interview mit Neil Richards und Matthew Costello

Leseprobe

Cherringham – Landluft kann tödlich sein – Die Serie

»Cherringham – Landluft kann tödlich sein« ist eine Cosy- Crime-Serie, die in dem vermeintlich beschaulichen Städtchen Cherringham spielt. Regelmäßig erscheinen sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch spannende und in sich abgeschlossene Fälle wie auch Romane mit dem Ermittlerduo Jack und Sarah.

Über diese Folge

Brimley Manor hat seine besten Tage hinter sich. Schon lange. Das einst prächtige Anwesen ist inzwischen ein Museum für allerlei verstaubte Kuriositäten des ehemaligen Eigentümers. Doch dann bricht ein Feuer aus – und Jack und Sarah entdecken immer mehr Hinweise, die auf Brandstiftung deuten! Die Angestellten von Brimley Manor scheinen allerdings nicht besonders interessiert, den Brand aufzuklären. Sie verhalten sich rätselhaft und offenbar gibt es mehr als ein dunkles Geheimnis, das sich um dieses Haus rankt. Und jemand scheint fest entschlossen, Jack und Sarah aufzuhalten, bevor sie diese Geheimnisse lüften können …

Die Hauptfiguren

Jack Brennan hat jahrelang für die New Yorker Mordkommission gearbeitet – und fast genauso lange von einem Leben in den englischen Cotswolds geträumt. Mit einem Hausboot im beschaulichen Cherringham ist für ihn ein langgehegter Traum in Erfüllung gegangen. Doch etwas fehlt ihm. Etwas, das er einfach nicht sein lassen kann: das Lösen von Kriminalfällen.

Sarah Edwards ist Webdesignerin. Nachdem ihr perfektes bürgerliches Leben in sich zusammengefallen ist, kehrt sie mit ihren Kindern im Schlepptau in ihre Heimatstadt Cherringham zurück, um dort neu anzufangen. Das Kleinstadtleben ist ihr allerdings oft zu langweilig. Gut, dass sie in Jack einen Freund gefunden hat, mit dem sie auch in der vermeintlichen Idylle echte Abenteuer erleben kann!

Über die Autoren

Matthew Costello ist Autor erfolgreicher Romane wie Vacation (2011), Home (2014) und Beneath Still Waters (1989), der sogar verfilmt wurde. Er schrieb für verschiedene Fernsehsender wie die BBC und hat dutzende Computer- und Videospiele gestaltet, von denen The 7th Guest, Doom 3, Rage und Pirates of the Caribbean besonders erfolgreich waren. Er lebt in den USA.

Neil Richards hat als Produzent und Autor für Film und Fernsehen gearbeitet sowie Drehbücher für die BBC, Disney und andere Sender verfasst, für die er bereits mehrfach für den BAFTA nominiert wurde. Für mehr als zwanzig Videospiele hat der Brite Drehbuch und Erzählung geschrieben, u.a. The Da Vinci Code und, gemeinsam mit Douglas Adams, Starship Titanic. Darüber hinaus berät er weltweit zum Thema Storytelling. Bereits seit den späten 90er Jahren schreibt er zusammen mit Matt Costello Texte, bislang allerdings nur fürs Fernsehen.

Cherringham ist die erste Krimiserie des Autorenteams in Buchform.

Matthew CostelloNeil Richards

CHERRINGHAM

LANDLUFT KANN TÖDLICH SEIN

Das Rätsel von Brimley Manor

Aus dem Englischen von Sabine Schilasky

beTHRILLED

Deutsche Erstausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Titel der englischen Originalausgabe: »The Secret of Brimley Manor«

Textredaktion: Dr. Arno Hoven

Lektorat/Projektmanagement: Rebecca Schaarschmidt

Covergestaltung Jeannine Schmelzer unter Verwendung von Motiven © Shutterstock: Volodymyr Baleha | Skowronek | Neale Cousland | kudrik

eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-6538-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Dieses eBook enthält eine Leseprobe des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes»MYDWORTH Bei Ankunft Mord« von Matthew Costello & Neil Richards.

Copyright © 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

1. Die Nachtschicht

Charlie Barrow erhob sich von dem schlichten Holzstuhl, der in dem kleinen Raum mit dem Steinfußboden stand. Das hier muss mal ein Kohlenkeller gewesen sein, dachte er.

Jetzt hingegen war es der Ort, an dem er die Stunden zwischen seinen nächtlichen Rundgängen durch Brimley Manor verbrachte. Im Sommer, wie jetzt, war es im Raum schwül und muffig, im Herbst und Winter kalt und feucht. Selbst mit einem Heizlüfter war es hier im Januar und Februar kaum auszuhalten.

Das heißt, es wäre nicht auszuhalten, hätte Charlie nicht seinen kleinen Vorrat an persönlichem Kälteschutzmittel dabei.

Nicht zu viel, das wusste er.

Nur ein kleiner Schluck hin und wieder.

Clifford, der tagsüber als Gärtner und Hausmeister fungierte und schon älter war, hatte es da schwerer, weil sich oft Jugendliche auf dem Gelände herumtrieben; er konnte sich wahrscheinlich nicht hier verstecken, um sich ab und zu einen Schuss Famous Grouse zu gönnen.

Nein, die Nachtschicht war günstiger für Charlie.

Und dass er die ganze Nacht aufbleiben musste?

Gar kein Problem. Er konnte schlafen, solange seine Frau auf war, erlöst von ihrem endlosen Geplapper und den ewigen Hausarbeiten, die sie ständig in ihrem kleinen Cottage auf der anderen Seite von Cherringham für ihn entdeckte – oder die sie sich eher ausdachte.

Das Cottage war nichts Besonderes, aber, wie dieser Job, ideal für ihn.

Charlie schnappte sich seine große silberne Taschenlampe mit den vier dicken Batterien drin. Wenn er das untere Ende fest umklammert hielt, sah sie nicht wie eine Lampe, sondern eher wie ein tödlicher Knüppel aus. Gleichwohl warf sie einen starken, hellen Lichtstrahl.

Er steckte seinen kleinen Flachmann in die Tasche. Wie immer wusste er ganz genau, wie viele Schlucke er bislang genommen hatte.

Die Menge musste bis zum Morgengrauen reichen.

Und den letzten herrlichen Tropfen gibt’s bei Sonnenaufgang.

Immer vorausgesetzt, es war nicht bedeckt. In letzter Zeit war das Wetter so wechselhaft, dass manchmal überhaupt keine Sonne zu sehen war, wenn Charlie darauf wartete, dass Clifford auftauchte. Der alte Knabe erschien grundsätzlich mit verschlafenen Augen, da er immer erst kurz zuvor aufstand, und mit einem Pappbecher Kaffee in der Hand. Dann tippte Charlie sich an die nicht vorhandene Mütze und machte sich auf den Weg zu seinem Cottage.

Es war ein ziemlicher Marsch von hier ans andere Ende von Cherringham.

Aber auch das passte Charlie prima.

Dass er den Wagen dort ließ, bedeutete, dass seine Frau schon wegfahren und sich mit irgendwelchen Besorgungen beschäftigen konnte, noch ehe er zu Hause war.

Pflanzen! Die waren ihr neuester Spleen.

Als wäre das verdammte Cottage nicht schon komplett umringt von allem, was der Herrgott in diesem Winkel der Welt wachsen ließ.

Ist nie genug für Edna, dachte er.

Rasch steckte Charlie sein Handy in die Tasche. Walkie-Talkies waren hier unnötig, denn das alte Brimley Manor war nachts ganz allein seine Domäne.

»Meine Domäne«, sagte er laut, weil ihm der Klang gefiel. Er vermutete mal, dass die heutige schwachköpfige Generation nicht mal mehr wüsste, was dieser Begriff bedeutete – die mit ihrem Facebook, dem Twitter-Dings und Insta-Bums.

»Alles Quatsch«, entfuhr es Charlie laut.

Er genoss es, sich selbst reden zu hören. So hatte er wenigstens etwas Gesellschaft.

Und da er nun bereit war, marschierte er die drei Steinstufen von dem kleinen Pseudo-Wachhäuschen hinaus in die schwüle Nachtluft.

Charlie hetzte sich wahrlich nicht auf seinem Weg durch das, was zu den besten Zeiten des Herrenhauses eine Art tief liegender Garten gewesen war.

Heute war alles vernachlässigt und überwuchert. Dieser Tage waren Clifford und der junge Bursche, der ihm half, schon restlos überfordert mit den Bereichen, die dringender instand gehalten werden mussten. Sie schafften es kaum, dass nicht alles wie eine Müllkippe aussah.

Und er musste sich darüber wundern – man stelle sich das vor! –, dass dieser Laden von dem mächtigen Conservation Trust geführt wurde!

»Geführt«, murmelte Charlie vor sich hin. »Wenn deren Management überall so ausfällt, wundert keinen mehr, dass das ganze Land in die Grütze geht!«

Noch mehr Stufen.

Wieso eigentlich Grütze?, dachte Charlie. Was für eine Grütze soll das sein?

Weitere Stufen, die er hochzusteigen begann. Sie führten ihn aus dem tiefer liegenden Bereich voller Unkraut und toter Blumen auf den Kiesweg zum Herrenhaus.

Bis auf die Lichtstrahlen der wenigen Außenlampen, die knapp die Umrisse des großen Hauses und der Nebengebäude erhellten, war alles dunkel.

Hier findet nachts keine tolle Sound- und Lichtershow statt, dachte er. Nicht wie bei manchen anderen Baudenkmälern in der Gegend, die der Trust verwaltete.

Oh nein. Brimley Manor? Stand weit unten auf der Ausgabenliste – seit Jahren.

Als er schließlich die oberste Stufe erreicht hatte, drehte Charlie sich nach links und schaute zu dem kleinen Farmhaus, das zum Anwesen gehörte und nur ein paar Minuten Fußweg entfernt war, wenn man von der Ostseite des Gebäudes aus die Zufahrt entlangging. Dieses Haus dürfte nicht größer sein als Charlies bescheidenes Cottage.

Doch angeblich wohnte dort der letzte noch lebende Erbe des »Brimley-Vermögens«.

Der ehrbare Peregrine Brimley.

Ehrbar? Tja, darüber ließe sich streiten.

Nicht, dass Charlie ihn jemals gesehen hätte.

Das Farmhaus musste Teil des Deals gewesen sein, damit der Conservation Trust den Herrensitz übernehmen und als – was eigentlich? – Museum betreiben konnte?

Als irgendein historisch wertvolles Bauwerk?

Bei dem Gedanken schüttelte Charlie den Kopf. Es war weder das eine noch das andere.

Ein weiterer Blick die Zufahrt hinunter zu dem kleinen Farmhaus. Dort brannten wenige gelbliche Lichter. An das Haus schlossen sich einige Felder an, ein Gemüsegarten, ein Pferch mit ein paar Schweinen und ein Hühnerstall.

Von Farm konnte kaum die Rede sein, doch anscheinend kam der Brimley-Erbe über die Runden, indem er alles, was er anbaute, an die hiesigen Läden und Restaurants verkaufte.

Charlie, der so ziemlich jeden Zentimeter des Herrenhauses kannte, fragte sich oft, was für ein Irrer dieser Peregrine Brimley sein mochte.

War dieser Spross – Enkel oder was auch immer – genauso plemplem wie der ursprüngliche Brimley?

Tja, solange sich Charlies Pflichten auf die Nacht beschränkten, würde er es wahrscheinlich nie herausfinden.

Charlie wandte sich wieder dem Haupthaus zu, das vor ihm in die Dunkelheit aufragte, die Mauern dicht von uraltem Efeu bewachsen.

Weiter vorn war eine breite Treppe, errichtet aus dem traditionellen gelben Cotswolds-Stein, wie das Haus selbst auch.

Die Treppe führte zu massiven Holzflügeltüren, bereit für die Ankunft sagenhafter Besucher von wichtigen Orten – die Großen und Mächtigen.

Aber warum sollen die ausgerechnet hierherkommen?

»Ein Irrenhaus.« So beschrieb Charlie es gegenüber seinen Kumpels, wenn er sie im Ploughman an seinem einzigen freien Abend in der Woche traf. »Da ist vielleicht ein Kram drin«, pflegte er zu erzählen, »echt, das würdet ihr nicht glauben.«

Und alle seine Freunde meinten nach ein paar Pints, sie sollten mal an dem einen Tag im Monat zur Besichtigung kommen, an dem das Haus tatsächlich für Besucher geöffnet war.

Von wegen!

Charlie blieb oben an der Treppe stehen und angelte eine Plastikkarte aus seiner Tasche: sein Schlüssel, der diese prächtigen Türen aufschloss. Es war ein kleines Zugeständnis an die moderne Zeit, das sich der notorisch knappe Trust anscheinend erlauben konnte.

Dieser Tage war das Geld mächtig knapp.

Und nirgendwo mehr als hier drinnen, dachte Charlie.

Die Tür klickte auf.

Rechts oberhalb von Charlie war eine der wenigen Überwachungskameras, die jeden filmte, der ins Haus ging.

Alle vierundzwanzig Stunden wurden die aufgezeichneten Aufnahmen automatisch gelöscht. Ein Hightech-Sicherheitssystem gab es hier ebenso wenig wie eine lückenlose Überwachung.

Bloß eine Handvoll Kameras.

Um all die Schätze zu bewachen. Pah!

Und dann, bereits ahnend, dass es drinnen noch weit stickiger sein würde als hier draußen, betrat er Brimley Manor.

2. Es liegt etwas in der Luft

Charlie war sich bewusst, dass er drinnen besser pflichtbewusst wirken sollte. Also schloss er die Tür fest hinter sich und schaltete seine große Taschenlampe ein.

Kein Licht im Haus machen – so lautete die Regel. Die uralte Verkabelung war wohl so marode, dass man nicht das Risiko eingehen wollte, nachts irgendwelche Lampen einzuschalten, vermutete er.

Jetzt schön wach gucken, ermahnte er sich. Du wirst gefilmt.

Er wusste, dass über ihm noch eine Kamera war, die jeden aufnahm, der das Gebäude betrat. Jetzt erfasste sie nur Charlie zu Beginn seiner nächtlichen Runde.

Dreimal die Nacht, immer derselbe Ablauf.

Warum dreimal? Würde einmal um Mitternacht herum nicht genügen?

Aber sie bezahlten ihn für seine Dienste. Also warum sollte er sich beklagen?

Eine fürstliche Summe war es nicht gerade. Die Mittel, aus denen sein Lohn bestritten wurde, waren so mager wie die für alles andere hier.

Für die wenigen billigen Kameras zum Beispiel.

Im gesamten Haus gab es nur vier. Allerdings hatte dieser Bursche vom Conservation Trust, Mr Jessop, gesagt: »Nächstes Jahr kommt das volle Programm!« In allen Räumen Kameras, die mit einem Sicherheitsdienst vernetzt sein würden. Vielleicht sogar Bewegungsmelder drinnen und draußen.

Was dann höchstwahrscheinlich Charlies Dienste überflüssig machte.

Mit der brennenden Taschenlampe in der Hand, holte Charlie tief Luft. Die Anweisung lautete, im ersten Stock anzufangen und sich von dort nach unten zu arbeiten – und dabei immer genau denselben Weg zu nehmen.

Durch die Zimmer voller seltsamem Brimley-Kram.

Und Charlie musste zugeben, dass keine Nacht verging, in der ihn der langsame Gang durch die sogenannte »Sammlung« nicht nervös machte.

Man muss schon aus Stein sein, dachte er, wenn es einen da nicht ein kleines bisschen gruselt.

All dieser alte, schräge Ramsch in den Zimmern.

Und dieses komische Gefühl, dass er manchmal hatte, er würde – nun ja – beobachtet.

Unmöglich, wie er wusste. Um Punkt sechs verschwanden alle, die hier tagsüber arbeiteten: das neue Mädchen, das hier forschte, Clifford, der Gärtner, und der junge Bursche, der ihm half …

Und überhaupt – man brauchte eine dieser schicken Plastikschlüsselkarten, um hier reinzukommen, und die wurden gehütet wie Goldstaub. Somit konnte nachts gar keiner im Haus sein.

Obwohl …

In den letzten Monaten hätte er ein paarmal schwören können, dass er aus dem Augenwinkel eine Gestalt gesehen hatte, die einen Korridor hinunter verschwand.

Oder einen sich bewegenden Umriss, der sich in einer der Glasvitrinen spiegelte.

Und einmal hatte er geglaubt, Schritte zu hören. Sogar eine leise, murmelnde Stimme, kaum hörbar.

Nicht, dass er es irgendwem erzählt hätte. Oh nein. Nur Edna.

Doch sie hatte ihn ausgelacht und eine Woche lang versucht, ihn zu erschrecken – hatte sich oft hinterrücks an ihn herangeschlichen und »Buh!« gerufen.

Es dem Trust zu melden traute er sich erst recht nicht. Die würden bloß denken, dass er von allen guten Geistern verlassen war, und sich jemand anders für die Nachtschicht suchen.

Bin ich vielleicht wirklich ballaballa geworden?, überlegte er und lachte vor sich hin. Wenn, würde ich das wohl als Letzter merken, oder?

Er erreichte die ausladende Treppe mit dem rotbraunen Läufer, der nur rot aussah, wo der Lampenstrahl auf ihn traf. Der Rest war in ein schlammiges Schwarz getaucht und das Geländer nur eben noch auszumachen.

Er setzte dazu an, die Treppe hinaufzusteigen – als ihm plötzlich ein Geruch auffiel.

Charlie war an die Duftnoten in diesem alten Kasten gewöhnt, die sich von einem bizarren Zimmer zum anderen unterschieden.

Es roch nach Alter, nach Verfall. Nach vertrocknendem, krümelig werdendem Stoff oder nach vergilbtem Papier, das kurz vorm Zerbröseln war.

Der Kleber an manchen der Ausstellungsstücke war auch schon ausgeblichen und spröde.

Selbst in Zimmern, in denen sich hauptsächlich Holz- und Metallobjekte befanden, wie etwa im alten Fahrradraum, hing eine gammlige Note.

Aber dies …

Charlie blieb stehen.

Er schnupperte, atmete tiefer ein.

Nein, es bestand kein Zweifel.

Das ist Rauch!

Nochmals atmete er tief durch die Nase ein, was ihm bestätigte, dass es sich eindeutig um Rauchgeruch handelte, der von oben kam, auch wenn er hier noch recht schwach war.

Hier unten an der Treppe war er nur eben gerade wahrzunehmen.

Charlie richtete den Taschenlampenstrahl langsam nach oben.

Und während das Licht auf Gemälde von wer weiß wem und mit wer weiß was schien, die den Treppenaufgang säumten – auch auf die grausige Gestalt in dem riesigen Bild, die wütend von ganz oben herabschaute –, konnte Charlie hauchdünne Rauchfäden erkennen, die geradezu gespenstisch in der Dunkelheit über den Stufen schwebten.

Charlie – der seine besten Jahre, in denen er richtig Tempo hatte aufnehmen können, schon länger hinter sich hatte – gab sein Bestes, um die knarzenden Stufen hinaufzurennen.

Oben wäre er beinahe gestürzt, weil er irgendwie die letzte Stufe verfehlte, als er mit der riesigen Taschenlampe umherleuchtete.

Er blieb stehen, blickte sich nach links und rechts um, suchte nach der Rauchspur, spähte in die Dunkelheit und bemühte sich zu erkennen, woher der Rauch kommen mochte.

Abermals hielt er sich genauestens an die Anweisungen.

Es war sehr wichtig, hatte man ihm gesagt, dass er in einem Notfall – platzende Rohre, Feuer, Elektrizitätsprobleme, egal was – exakt benennen könnte, was los war, damit die Feuerwehr, wenn sie eintraf, keine kostbare Zeit vergeudete.

Keine wertvollen Minuten verlor.

Dabei stand Charlie eigentlich eher der Sinn danach, auf der Stelle kehrtzumachen, aus dem alten Kasten zu rennen und dann die Feuerwehr zu rufen.

Sollen die sich darum kümmern!

Jetzt jedoch sah er links von sich kleine Rauchfahnen im Flur. Und Charlie bewegte sich vorsichtig in diese Richtung …

Als Nächstes schritt er durch das Zimmer, das er am allerunheimlichsten fand, weil es voller Puppen war.

Hunderte von Glas- und Plastikaugen, die ihn anglotzten.

»Davon kann man Albträume kriegen«, hatte er Edna erzählt.

Und anscheinend warteten sie jetzt wieder auf ihn: all die toten Augen, die etwas von ihm zu fordern schienen, als er resolut den Raum in Richtung einer kleinen Kammer durchquerte.

Zu beiden Seiten des engen Flurs waren in die Wände eingebaute Glaskästen.

Angefüllt mit Fingerhüten!

Zumindest glaubte Charlie, es wären welche.

Doch auch hier war der Rauchgeruch nur schwach.

Welches verfluchte Zimmer ist es denn, aus dem der kommt? Könnte jeder dieser Räume sein. Die sind ja alle so komisch geschnitten. Das ist hier wie ein Flickenteppich oder ein bescheuertes Labyrinth!

Auf zum nächsten Zimmer, in dem Charlies Blick auf ein Dutzend Schaufensterpuppen in jahrhundertealte Monturen japanischer Krieger fiel.

Samurai, glaubte er.

Da waren Brustharnische, gebogene, verzierte Schwerter – fast so groß wie die Puppen selbst –, eigenartige Helme, die viel weniger zweckdienlich wirkten als die europäischen aus derselben Zeit. (Es gab da ein Brimley-Zimmer mit diesen mittelalterlichen Rüstungen, das am anderen Ende des Gebäudes war.)

Jetzt ganz langsam.

Er konnte den Rauch hinten in seiner Kehle schmecken.

Mit seiner freien Hand holte er sein Handy heraus, um es griffbereit zu haben.

Noch vorsichtiger ging er weiter – zögerlich, weil der Rauch jetzt dichter wurde.

Bis er den schmalen Flur erreichte, der ins nächste Zimmer führte.

Das Musikzimmer.

Zumindest nennen sie es so …

Voller Instrumente aller Art.

Alte, antike Instrumente von der Sorte, die heute keiner mehr spielte; davon war Charlie überzeugt.

Und dann … in einer Ecke des Zimmers sah er Flammen aufzüngeln.

Er wich zurück, so schnell er konnte, rammte eine Samurai-Rüstung und warf den wackligen Ritter um, der laut scheppernd auf dem Boden aufschlug. Charlie machte noch mehr Lärm, weil er rückwärts gegen eine der Glasvitrinen stolperte, was einen solchen Krach erzeugte, dass es plötzlich das gesamte stille Herrenhaus auszufüllen schien.

Er hatte sein Handy parat, dessen Display leuchtete, während er weitere holprige Schritte rückwärts auf den Flur machte.

Die Nummer ganz oben auf dem Display tippte er an.

Es klingelte einmal. Es klingelte zweimal.

Und eine ruhige – viel zu ruhige! – Stimme meldete sich.

»Notruf, was kann ich für Sie tun?«

»Feuer!«, brüllte Charlie, als würde er eine richtig miese Nachricht überbringen. »Wir haben hier Feuer!«

»Ich stelle Sie durch …«

»Verdammt!«, schrie Charlie. »Können Sie nicht …?«

»Feuerwehr«, erklang eine neue Stimme. »Wo sind Sie?«

»Brimley Manor, Cherringham. Feuer! Hier brennt es. Ein verdammtes Feuer! Oben! Erster Stock!«, rief er und lief weiter. »Ich sehe es jetzt! Das Zimmer links, hinter dem Raum mit den japanischen Rüstungen. Der Rauch breitet sich aus –«

Die Stimme am anderen Ende fiel ihm ins Wort.

»Wir sind unterwegs«, sagte sie schlicht. Dann, als wäre es nicht offensichtlich: »Sir, verlassen Sie bitte das Gebäude, und gehen Sie so weit weg davon, wie Sie können. Die Feuerwehr ist gleich da.«

Nun verwandelte sich Charlies Rückwärtsstaksen in ein stolperndes Laufen, ehe er sich hastig umdrehte und losrannte, zwischen den jetzt womöglich zum Untergang verdammten Puppen hindurch zur Treppe.

Vorsicht hier … nicht stolpern … und nach unten stürzen, wenn das Haus in Flammen aufgeht! Das wäre schlecht …

Und so nahm er eine Stufe nach der anderen, immer eine Hand am Geländer.

Zur Tür.

Die klemmte immer, sodass man wirklich kräftig daran ziehen musste.

Sogar in seiner Panik erinnerte er sich daran, dass er die Schlüsselkarte gegen das Plastikrechteck mit dem kleinen beleuchteten roten Punkt in der Nähe des Türknaufs drücken musste.

Und ihm kam ein gruseliger Gedanke: Was, wenn der Strom im Haus ausgefallen ist und die Tür nicht aufgeht?

Was dann?

Aber da hörte er schon ein Klicken, und der kleine rote Punkt wurde grün. Charlie zog, so fest er konnte, und die Tür ging auf.

Noch nie hatte die Nachtluft so gut geschmeckt!

Und weil Charlie von jeher jemand war, der Ratschläge nicht ausschlug, eilte er die Steinstufen draußen hinunter und über die Kieszufahrt – sogar noch weiter, an seinem Wächterhäuschen vorbei.

Er brachte so viel Distanz zwischen sich und das Feuer, wie er konnte.

Ohne sich umzuschauen.

Und während er immer noch weiter weglief, hörte er die Sirenen.

Die Feuerwehr war unterwegs.

Er dürfte nun in Sicherheit sein.

Das war gut!

Aber Brimley Manor?

Wer konnte das schon wissen?

Nun, abgesehen von dem dürftigen Job und dem schmalen Gehalt, das der Kasten ihm einbrachte … wen kümmert es denn wirklich?

3. Anton Jessop vom Conservation Trust

Jack hatte eine Parklücke nicht allzu weit vom Huffington’s gefunden. Die Touristensaison war vorbei, der Herbst lag in der Luft, und es wurde ein wenig einfacher, einen Platz auf dem Markt von Cherringham zu finden.

Und mit seinem »neuen« 1962er MGA – immer noch kein großer Wagen, obwohl sehr viel geräumiger als sein alter Sprite – passte er leicht in enge Lücken.

Der windschnittige MGA in British Racing Green auf freier Strecke, einer von den Römern einst angelegten Straße? Da wäre es ziemlich fantastisch, die 1600-ccm-Maschine mal auszufahren und zu sehen, wie schnell man mit dem Auto dahinbrausen konnte.

Jack vermutete, dass es sich bestens machen würde bei einer Straßenrallye – was er bisher allerdings noch nicht ausprobiert hatte.

Doch mit dieser Schönheit? Eines Tages vielleicht …

Es könnte Spaß machen.

Und als er das Huffington’s betrat – wo ihm die Bedienungen wie immer strahlend zulächelten, hatten sie sich doch nach wie vor nicht recht an den Gedanken gewöhnt, einen Amerikaner in Cherringham zu haben –, sah er Sarah an »ihrem« üblichen Tisch sitzen.

Er war recht weit hinten, weg von dem Gedränge. Und herrschte nicht gerade der typische Ansturm wie morgens, mittags oder zur Teezeit, konnte man dort in Ruhe reden.

Über Cherringham und Verbrechen.