Cherringham - Nichts als Lügen - Matthew Costello - E-Book

Cherringham - Nichts als Lügen E-Book

Matthew Costello

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Beschreibung

Folge 35 der britischen Erfolgsserie

Aufruhr in Cherringham: Das historische Rathaus soll verkauft und in ein Luxushotel umgewandelt werden. Die einen halten dieses Projekt für unbedingt notwendig, die anderen sehen darin den Ausverkauf ihres Dorfes! Doch aus der zunächst friedlichen Auseinandersetzung wird tödlicher Ernst, als einer der Demonstranten angegriffen wird. Können Jack und Sarah den Täter rechtzeitig finden und weitere Anschläge verhindern?

Über die Serie: "Cherringham - Landluft kann tödlich sein" ist unsere erfolgreichste Cosy-Crime-Serie. Jede Folge ist unabhängig lesbar und geeignet, in die Welt von Cherringham einzusteigen. Cherringham ist ein beschauliches Dorf in den englischen Cotswolds. Doch mysteriöse Vorfälle, eigenartige Verbrechen und ungeklärte Morde halten die Bewohner auf Trab. Zum Glück bekommt die örtliche Polizei tatkräftige Unterstützung von Sarah und Jack. Die alleinerziehende Mutter und der ehemalige Cop aus New York lösen jeden noch so verzwickten Fall. Und geraten das ein oder andere Mal selbst in die Schusslinie ..."

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!

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Seitenzahl: 158

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Cherringham – Landluft kann tödlich sein – Die Serie

Über diese Folge

Die Hauptfiguren

Über die Autoren

Titel

Impressum

  1. Ein gespaltenes Dorf

  2. Ein kalter Lufthauch

  3. Das Angeln fällt aus

  4. Der Protest-Profi

  5. Ein Gratisessen

  6. Ein Mordmotiv?

  7. Verdächtige

  8. Vater und Sohn

  9. Das leere Nest

10. Eine frühe Ausfahrt

11. Bauarbeiter-Tee

12. Ein Ausflug nach Repton Hall

13. Eine Verzweiflungstat

14. Der Tatort

15. Die Wahrheit – endlich

16. Die Abstimmung

Epilog – Eine letzte Überraschung

Leseprobe

Cherringham – Landluft kann tödlich sein – Die Serie

»Cherringham – Landluft kann tödlich sein« ist eine Cosy-Crime-Serie, die in dem vermeintlich beschaulichen Städtchen Cherringham spielt. Regelmäßig erscheinen sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch spannende und in sich abgeschlossene Fälle wie auch Romane mit dem Ermittlerduo Jack und Sarah.

Über diese Folge

Aufruhr in Cherringham: Das historische Rathaus soll verkauft und in ein Luxushotel umgewandelt werden. Die einen halten dieses Projekt für unbedingt notwendig, die anderen sehen darin den Ausverkauf ihres Dorfes! Doch aus der zunächst friedlichen Auseinandersetzung wird tödlicher Ernst, als einer der Demonstranten angegriffen wird. Können Jack und Sarah den Täter rechtzeitig finden und weitere Anschläge verhindern?

Die Hauptfiguren

Jack Brennan hat jahrelang für die New Yorker Mordkommission gearbeitet – und fast genauso lange von einem Leben in den englischen Cotswolds geträumt. Mit einem Hausboot im beschaulichen Cherringham ist für ihn ein langgehegter Traum in Erfüllung gegangen. Doch etwas fehlt ihm. Etwas, das er einfach nicht sein lassen kann: das Lösen von Kriminalfällen.

Sarah Edwards ist Webdesignerin. Nachdem ihr perfektes bürgerliches Leben in sich zusammengefallen ist, kehrt sie mit ihren Kindern im Schlepptau in ihre Heimatstadt Cherringham zurück, um dort neu anzufangen. Das Kleinstadtleben ist ihr allerdings oft zu langweilig. Gut, dass sie in Jack einen Freund gefunden hat, mit dem sie auch in der vermeintlichen Idylle echte Abenteuer erleben kann!

Über die Autoren

Matthew Costello ist Autor erfolgreicher Romane wie Vacation (2011), Home (2014) und Beneath Still Waters (1989), der sogar verfilmt wurde. Er schrieb für verschiedene Fernsehsender wie die BBC und hat dutzende Computer- und Videospiele gestaltet, von denen The 7th Guest, Doom 3, Rage und Pirates of the Caribbean besonders erfolgreich waren. Er lebt in den USA.

Neil Richards hat als Produzent und Autor für Film und Fernsehen gearbeitet sowie Drehbücher für die BBC, Disney und andere Sender verfasst, für die er bereits mehrfach für den BAFTA nominiert wurde. Für mehr als zwanzig Videospiele hat der Brite Drehbuch und Erzählung geschrieben, u.a. The Da Vinci Code und, gemeinsam mit Douglas Adams, Starship Titanic. Darüber hinaus berät er weltweit zum Thema Storytelling. Bereits seit den späten 90er Jahren schreibt er zusammen mit Matt Costello Texte, bislang allerdings nur fürs Fernsehen.

Cherringham ist die erste Krimiserie des Autorenteams in Buchform.

Matthew CostelloNeil Richards

CHERRINGHAM

LANDLUFT KANN TÖDLICH SEIN

Nichts als Lügen

Aus dem Englischen von Sabine Schilasky

beTHRILLED

Deutsche Erstausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Titel der englischen Originalausgabe: »Too Many Lies«

Textredaktion: Dr. Arno Hoven

Lektorat/Projektmanagement: Rebecca Schaarschmidt

Covergestaltung Jeannine Schmelzer unter Verwendung von Motiven © Shutterstock: Ihnatovich Maryia | JJFarq | Ian_Sherriffs

E-Book-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-6534-4

Dieses E-Book enthält eine Leseprobe des in der Bastei Lübbe AG erscheinenden Werkes »Miss Silver und der Fluch von Pilgrim’s Rest« von Patricia Wentworth.

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

1. Ein gespaltenes Dorf

Jack drehte sich zu Sarah um, die neben ihm im rappelvollen Gemeindesaal saß. Alle, die jetzt noch kamen, würden stehen müssen.

Vorn hatte der Gemeinderat an einem langen Tisch Platz genommen. Einige von ihnen unterhielten sich, doch die meisten blickten zu der Menge, die von einer Kontroverse hergelockt worden war. Einer Kontroverse, die sich mit nichts vergleichen ließ, was Jack hier erlebt hatte, seit er von New York City nach Cherringham gezogen war.

Beim NYPD war er es freilich gewohnt gewesen, mit feindseligen Mengen fertigzuwerden und dafür zu sorgen, dass keiner sich zu sehr erregte.

Links waren die vorderen Reihen von Leuten besetzt, die buchstäblich auf ihren Sitzkanten hockten. Eine Gruppe, der Dorfbewohner jeglichen Alters angehörten, von denen Jack viele kannte.

Bei ihnen standen zahlreiche an Holzstöcken befestigte Schilder, die zwar im Moment nach unten gehalten wurden, doch offensichtlich so, dass man sie jederzeit nach oben recken konnte.

Und genau dorthin sah Sarah immer wieder.

Denn inmitten dieser aufgestachelten, in sich geschlossenen Gruppierung, die bereit war, diese Versammlung in ein hochexplosives Spektakel zu verwandeln, saß Chloe, Sarahs Tochter.

Die inzwischen einundzwanzigjährige Chloe war wieder in Cherringham und eindeutig gewillt, ihre eigene Meinung zu vertreten.

»Alles okay bei dir?«, fragte Jack, der sich näher zu Sarah lehnte.

»Nein, ganz und gar nicht«, antwortete sie und sah ihn an. »Diese Gruppe … Ich meine, natürlich verstehe ich ihren Standpunkt. Aber … um ehrlich zu sein, wäre es mir lieber, wenn sich meine Tochter da raushalten würde.«

»Tja«, sagte Jack lächelnd, »ich glaube, der Zug ist abgefahren.«

»Und dieser Typ? Ihr Anführer?«

Jack nickte. Er wusste, dass Sarah sich auf den Organisator bezog, den die Gruppe angeheuert hatte: einen Mann, der den engagierten Bürgern helfen sollte, das altehrwürdige Gebäude zu retten, in dem sich der Gemeindesaal befand.

Ralph Syms.

Seit er auf der Bildfläche erschienen war, hatte sich diese Schlacht um Gebäudereparaturen und Geld sowie um den Erhalt der Vergangenheit und die Zukunft des uralten Dorfes Cherringham deutlich verschärft.

Einer Menge Leuten, Jack eingeschlossen, behagte das nicht.

Schließlich, als das Gerede im Publikum zu einem Crescendo angeschwollen war, sah Jack, wie sich der derzeitige stellvertretende Gemeinderatsvorsitzende erhob – ihr Freund, der Anwalt Tony Standish.

Er versuchte, die Sitzung zu eröffnen.

»Wenn ich bitten darf«, sagte Tony in einem Ton, der ihm eventuell in einem Gerichtssaal Gehör verschafft hätte, nicht aber hier.

Sarah bemerkte, wie Tony zu den anderen Gemeinderatsmitgliedern blickte – mit einem Gesichtsausdruck, als würde er sie fragen: »Was mache ich jetzt?«

Er sollte ein Megafon benutzen, dachte Sarah. Oder wenigstens einen großen Holzhammer, um damit auf die Tischplatte zu schlagen.

Tony probierte es, indem er lauter redete.

»Wenn ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten dürfte – und zwar jetzt!«

Nicht schlecht, dachte Sarah.

Und endlich verstummte die Menge.

Tony schien verwundert, dass er solch eine Veränderung herbeigeführt hatte. Nun, da die Leute ihm teils widerwillig, teils freiwillig ihr Ohr schenken wollten, konnte er loslegen.

Und während er ein paar einführende Worte sprach, blickte Sarah abermals zu Chloe, die nahe dem »Save Our Hall«-Organisatoren Syms saß.

Er war gut aussehend, charismatisch und gut zehn Jahre älter als Chloe.

Alles davon machte Sarah nervös.

Zugleich rief sie sich immer wieder selbst ins Bewusstsein, dass ihr kleines Mädchen eben nicht mehr so klein war – erst recht nach Chloes Trennung von ihrem französischen Verlobten Pascal. Ihre Tochter war inzwischen erwachsen. Und jetzt, wo Chloe wieder in dem Dorf lebte, in dem sie aufgewachsen war, zeigte sie es auch.

Doch einstweilen verhielt sich die »Save Our Hall«-Gruppe ruhig, sah indes angespannt und bereit aus, jeden Augenblick aktiv zu werden.

Tony wandte sich dem aktuellen Thema zu.

»Dies ist – wie Sie alle wissen – keine richtige Gemeinderatsversammlung. Es handelt sich um eine informelle Anhörung. Eine Chance für uns alle im Dorf, mehr über die … ähm … spannenden Pläne für diesen von uns allen überaus geliebten Gemeindesaal zu erfahren. Und eine Gelegenheit für Sie, ähm, den Gemeinderatsmitgliedern Ihre Ansichten darzulegen, bevor auf der offiziellen Sitzung am Freitag die entscheidende Abstimmung über die Vorschläge stattfinden wird.«

Hierauf sah Jack Tony wohlwollend ins Publikum lächeln, das den Saal ausfüllte. Die Miene des Anwalts wirkte jedoch eher wie die eines Pfarrers bei einer Weihnachtsmesse – und nicht wie der Gesichtsausdruck eines stellvertretenden Gemeinderatsvorsitzenden bei einer politisch aufgeladenen Versammlung.

Und falls er Applaus erwartet haben sollte, wurde er nun enttäuscht.

Es gab lediglich Geraune von den verschiedenen Gruppierungen im Saal, und die Anspannung war mit Händen zu greifen.

»Ähm, ja«, fuhr Tony stirnrunzelnd fort. »Also, damit wir den Plan, so wie er ist, direkt aus ›erster Hand‹ hören, ist heute Abend Mr Ted Ross von Ross Leisure Holdings hier, der uns die Entwürfe seiner Firma erläutern wird.«

Jack wunderte sich, dass Tony, der an die höflichen Umgangsformen und die Zurückhaltung des Publikums in Gerichtssälen gewöhnt war, es geschafft hatte, bei seiner Eröffnung der Veranstaltung überhaupt so weit zu kommen.

Doch bei dem Wort »Entwürfe« sprang sogleich die gesamte »Save Our Hall«-Gruppe auf.

Sie alle drehten sich zu dem Meer an Menschen hinter ihnen um.

»Save Our Hall! Save Our Hall!«

Wie aufs Stichwort wurden die Schilder gereckt – auf denen genau diese simple Botschaft in großen schwarzen Lettern geschrieben stand: »Rettet unseren Gemeindesaal!«

Einige im Publikum stimmten ein, wie Jack hörte. Andere riefen den Protestierenden zu, dass sie sich wieder hinsetzen sollten.

Die Menge spaltete sich. Auf beiden Seiten sah Jack Gesichter, die er aus dem Dorf kannte. Viele von ihnen waren gute Freunde.

Unterdessen wirkte Tony wie ein Kaninchen im Scheinwerferlicht.

Er muss doch mit so etwas gerechnet haben, dachte Jack.

Jack neigte sich zu Sarah.

»Ich glaube, das wird ein heftiger Abend für ihn.«

»Armer Tony«, sagte Sarah.

»Und Gleiches gilt für deinen Vater«, fügte Jack hinzu, der zum Podium nickte, wo Sarahs Vater saß und ziemlich nervös in die Menge blickte.

Wie Jack wusste, hatte Michael Edwards – vorübergehend – einen plötzlich frei gewordenen Sitz im Gemeinderat übernommen, als eines der älteren Mitglieder beschloss, dass es Zeit wäre – hallo! –, an die Costa del Sol überzusiedeln.

Sarahs Vater hat das hier gewiss nicht kommen sehen, dachte Jack.

»Da hast du recht. Und ich weiß nicht mal genau, wie er zu dieser Sache steht. Die finanziellen Mittel fürs Dorf sind so knapp geworden, dass sie praktisch sämtliche Ausgaben eingefroren haben.«

»Und deshalb bist du, schätze ich, für die Baupläne, oder?«, fragte Jack.

»Ich? Oh Gott, das weiß ich nicht. Ich hoffe, dass ich nach dem heutigen Abend klarer sehe.«

»Darauf würde ich nicht wetten«, entgegnete Jack grinsend.

Die Protestrufe gingen noch einige Minuten weiter, bis sich Ralph Syms wie ein Dirigent seinen Leuten zuwandte und beide Hände hob.

Mehr brauchte es nicht.

Mit einem Nicken bedeutete er ihnen, sich wieder zu setzen.

Sie hatten sich bemerkbar gemacht, und nun konnte Tony tief durchatmen.

Die Anhörung konnte jetzt endlich anfangen.

Sichtlich erleichtert nahm Tony seinen Platz an der Tischmitte ein. Er war zu beiden Seiten von Gemeinderatsmitgliedern flankiert, und am jeweiligen Ende der Sitzreihe befand sich eine der Buckland-Zwillinge, die somit quasi die Buchstützen bildeten.

Außer ihnen sah Jack Pete Bull, den hiesigen Klempner, Julie, die Mitbesitzerin des Restaurants Spotted Pig, und Carl Coleman, den aalglatten Gemeinderatsvorsitzenden und Chef der hiesigen Handelskammer.

Über dessen Ansicht zu den Plänen gibt es wohl keinerlei Zweifel, dachte Jack.

Weitere Einheimische vervollständigten den Rat, der aus insgesamt sechzehn Mitgliedern bestand. Sie alle schauten nun nach links, wo ein großer Monitor hing und sich ein untersetzter Mann – Mitte sechzig, schätzte Jack – auf die Bühne begab.

Von der linken Hälfte des Saales kamen ein paar Buhrufe, die jedoch auf ein kurzes Kopfschütteln von Syms hin schnell verstummten.

Dieser Kerl weiß, wie er seine Truppe kontrollieren muss, dachte Jack.

Ted Ross mochte nicht mehr ganz taufrisch sein, doch Jack sah seiner Statur und seinen Händen an, dass er durchaus kampfbereit war.

Eine harte Nuss.

Jack kannte solche Halsabschneider-Typen aus der New Yorker Bau- und Immobilienszene. Typen, die es gewohnt waren, zu bekommen, was sie wollten – auf welche Weise auch immer.

Ted Ross lächelte der Menge zu und nickte.

»Vielen Dank, Tony!« Er hatte einen Jack unbekannten Akzent. Yorkshire möglicherweise? »Heute Abend möchte Ross Leisure Holdings Ihnen – ganz Cherringham – die detaillierten Pläne vorstellen, wie wir dieses wundervolle Gebäude mit dem Gemeindesaal sowohl erhalten als auch verschönern wollen, indem wir es in ein erstklassiges Hotel verwandeln, mitsamt einem Brendan-Fox-Restaurant.«

Wieder hob ein Raunen auf der linken Saalhälfte an, das aber nicht laut genug war, um Ross’ Präsentation zu stören.

»Erstens werden wir, wie versprochen, viele der einzigartigen Elemente dieses bedeutenden viktorianischen Gebäudes erhalten, wenn wir es in etwas sehr, sehr Besonderes verwandeln.«

Auf einer Leinwand wurden in rascher Abfolge künstlerische Darstellungen des Gebäudes im Herzen von Cherringham eingeblendet, in dem sie gerade saßen – umgewandelt in ein glanzvolles Hotel.

Wie von Ross versprochen, waren noch viele der historischen Details zu sehen, nur sehr verändert.

»Und«, fuhr Ross fort, »mit dem mehr als großzügigen Kaufpreis, den wir dem Gemeinderat anbieten, erhält Ihr Dorf die Mittel, ein neues Gemeindezentrum an geeigneterer Stelle direkt am Dorfrand zu bauen. Einen modernen Treffpunkt für die Gemeinde mit neuester Technik.«

An dieser Stelle schaute Ted Ross lächelnd auf. Er war kahl bis auf ein wenig grauen Haarflaum an den Seiten. Mit einer winzigen Fernbedienung startete er das erste Dia seiner Präsentation.

»Lassen Sie mich als Erstes ein wenig über Leisure Holdings und unser Engagement für nachhaltiges Bauen erzählen. Ich bin stolz darauf, Ross Leisure im Laufe von vierzig Jahren zu dem prestigeträchtigsten Unternehmen für Altbausanierungen in unserem Land aufgebaut zu haben …«

Sarah schob sich auf ihrem Klappstuhl nach vorn und versuchte, den Rücken zu strecken.

Zwanzig Minuten waren vergangen, und es zeichnete sich kein Ende von Ross’ Präsentation ab.

»Tja, falls der Plan war, uns so zu langweilen, dass wir schließlich allem zustimmen – der funktioniert«, flüsterte sie Jack zu.

»Und wie. Allein vom Zugucken bekomme ich Durst. Meinst du, wir können uns auf ein Pint wegschleichen?«

»Gott, das würde ich gern. Aber ich glaube, das würde auffallen.«

»Ein Jammer.«

Sarah hatte zugehört und sich Notizen gemacht, während Ross sich durch die Pläne seiner anderen fünf Hotels im Land klickte: Parkplatzanalysen, Folgenabschätzungen, bauliche Planungen, Sicherheitsprüfungen, Kosten-Nutzen-Analysen für den Handel in Cherringham.

Einfach alles mit allem Drum und Dran.

Und all das vorgetragen im monotonen, schroffen Tonfall eines Mannes, der, wie Sarah annahm, eine größere Eignung dafür besaß, sein Management-Team zusammenzustauchen, als Investoren zu bezaubern.

Während das nächste Bild erschien, sah Sarah einen jüngeren Mann zu Ted Ross gehen und ihm etwas geben.

»Ja, was ist?«, fragte Ross ungeduldig, wobei er die Stimme kaum senkte. Dann wandte er sich zum Publikum. »Entschuldigen Sie mich kurz.«

Seit sie für den Newsletter von Cherringham einen Beitrag über das Projekt geschrieben hatte, wusste Sarah, wer dieser junge Mann war: Es handelte sich um Callum Ross, den Sohn des Bauunternehmers. Grob nahm Ross den Zettel von seinem Sohn, als wäre es eine störende Ablenkung, las den Text und blickte dann zu Tony, der nickte.

»Ähm … anscheinend habe ich hier ein wenig überzogen. Es gibt eine Angelegenheit, um die ich mich dringend kümmern muss. Also … äh … ich hoffe, es war so weit alles klar. Und dass Sie jetzt verstehen, warum dieses moderne Hotel solch eine gute Idee ist. Gut für Cherringham, gut für Sie alle, gut fürs Geschäft. Mein Sohn Callum, der das Projekt betreut, kann nun Ihre Fragen beantworten, falls Sie welche haben. Einstweilen … ähm, danke!«

Sarah beobachtete, wie Ross nickte und unter höflichem Applaus zu seinem Platz zurückkehrte, wo er seine Aktentasche ergriff. Anschließend verließ er den Saal.

Wieder sah Sarah zur »Save Our Hall«-Gruppe, die plötzlich, wie bei einer einstudierten Inszenierung, geschlossen aufgestanden war, sich allerdings noch still verhielt. Ralph Syms schritt entschlossen nach vorn zur Bühne, beinahe so, als wollte er auch eine Rede halten.

Doch anstatt die Stufen hinaufzusteigen, wandte er sich mit einem dramatischen Schwung zum Publikum um, während sich die anderen Mitglieder seiner Gruppe wieder hinsetzten.

»Wenn Sie gestatten? Auf Wiedersehen, Mr Ross. Und danke für diese erhellende … Fiktion. Oder sollte ich sagen – diesen Schwachsinn?«

Eine Mischung aus Gelächter und Buhrufen ging durch den Saal.

»Ja, Fiktion!«, wiederholte Syms, dessen Stimme nun von den holzvertäfelten Wänden hallte. »Um der Wahrheit und Ehrlichkeit willen müssen Sie, Ratsmitglieder und Bürger von Cherringham, nichts weiter tun, als einen Blick auf die schmierigen Chroniken von Ross’ Immobilien zu werfen, von diesen glatt polierten Stahl- und Glasungetümen, auf die er so stolz ist. Leider sagen die Entwicklungen dieser Objekte schon alles. Ja, er behauptet, dass er alte Gebäude liebt. Doch dieses historische Gebäude, in dem wir gerade sind, wird verschwinden. Das wird das wahrhaft Modernisierte daran sein!«

Von Syms’ Unterstützern kamen laute Beifallsrufe, die er ungefähr eine halbe Minute lang zuließ, bevor er sie mit einer bühnenreifen Handbewegung augenblicklich zum Schweigen brachte.

»Ross macht eine riesige Show aus seinem Einsatz für Umweltschutz, seinen Analysen, seinem Jargon von sanfter Weiterentwicklung der Gebäude. Dabei interessiert ihn das alles überhaupt nicht. Ihm ist egal, dass eure Mutter-Kind-Gruppe in Zukunft eine Meile bis zu ihren Treffen marschieren muss. Oder dass die Bücherei für die Senioren nun außerhalb des Ortes sein wird. Oder dass den Geschäften hier die Parkplätze genommen werden.«

Sarah bemerkte eine neu erwachte Energie in der Menge. Nach der einschläfernden Präsentation genoss Syms die Aufmerksamkeit aller.

Auch Jack horchte spürbar auf, seit Syms das Wort ergriffen hatte.

»Und kein Wort über die Lichtverschmutzung durch diese energieraubende Beleuchtung. Vom Lärm aus seinen trendigen Bars, von der Musik, die die ganze Nacht läuft, den Hochzeiten, den Schickimicki-Londonern und Wochenendausflüglern, die« – hier erhob Syms die Stimme – »euren Ort Tag und Nacht, Sommer und Winter übernehmen werden!«

Laute Beifallsbekundungen aus der Menge, vermischt mit Buhrufen und Zischlauten von Ross’ energischsten Befürwortern.

Sarah sah fragend zu Jack. Diese Versammlung wurde jetzt richtig lebendig.

Fraglich war nur, ob in einem positiven Sinne …

»Nein!«, rief Syms, der jetzt eindeutig in Schwung kam. »Ihr müsst nicht auf Ross und seine Lügen hören! Seht auf unsere Website, da findet ihr die Wahrheit über das, was er wirklich baut! Ist alles dort. Die Wahrheit! Ich werde jetzt nicht jede seiner Lügen einzeln durchgehen, denn das würde zu lange dauern!«

Hierauf nickte er und breitete sanft die Arme in Richtung seiner Unterstützer aus.

Und – Sarah hielt den Atem an – Chloe stand auf und lief zu Ralph, ebenso wie die anderen. Sie alle hoben ihre Schilder hoch und schwenkten sie wie Waffen.

Doch nach wie vor gab es bei diesem gut inszenierten Auftritt keinen Sprechchor – noch nicht.

Ralph fuhr fort, während Callum Ross finster von der Bühne nach unten blickte.

»Nein, ich habe nur noch eines zu sagen. Und zwar Folgendes: Hier, in eurem schönen Dorf, wird diese Gruppe – diese Menschen hinter mir, neben mir, um mich herum – voller Hingabe und Entschlossenheit gegen dieses Projekt …«

Bei den nächsten Worten klang er fast drohend …

Oh, ich wünschte, Chloe wäre nicht bei ihm, dachte Sarah.

»… ständig und bis zu seinem Ende kämpfen!«

Er holte tief Luft und reckte die Arme in die Höhe. »Save our hall! Save our hall!«

Die Gruppe hob daraufhin die Schilder höher und setzte zu ihrem ohrenbetäubenden Sprechchor an: »Save our hall! Save our hall!«

Einige Leute im Publikum, die vielleicht ihren Standpunkt geändert hatten, erhoben sich und stimmten ein. Die Atmosphäre war verrückt, sogar ein wenig beängstigend. Sarah bemerkte ebenfalls, dass andere Dorfbewohner der Gruppe etwas entgegenschrien und einige sie sogar beschimpften; und außerdem wurden jetzt zusammengeknüllte Programmzettel verärgert durch die Luft geworfen.