Cherringham - Tod in der Themse - Matthew Costello - E-Book

Cherringham - Tod in der Themse E-Book

Matthew Costello

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Beschreibung

Folge 29 der britischen Erfolgsserie:

Ein krummer Deal

Als Charlie Clutterbucks Leiche in der Themse gefunden wird, überrascht das zunächst niemanden: Der Überlebenskünstler wohnte auf einem heruntergekommenen Hausboot, hatte ein Händchen dafür, sich in Schwierigkeiten zu bringen und schaute häufig zu tief ins Glas. Doch Charlies Kumpel Ray ist sich sicher: Charlie hatte keinen Unfall - es war Mord. Er bittet seinen Nachbarn Jack um Hilfe. Gemeinsam mit Sarah trifft dieser bei seinen Ermittlungen auf eine ganze Reihe zwielichtiger Gestalten, die mit Charlie eine Rechnung offen hatten. Doch für die Lösung des Falls müssen die beiden in noch viel tiefere Abgründe blicken ...

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.


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EPUB

Seitenzahl: 148

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Cover

Cherringham – Landluft kann tödlich sein – Die Serie

Über diese Folge

Die Hauptfiguren

Über die Autoren

Tod in der Themse

Impressum

1. Ein Topf voller Gold

2. Der kalte, dunkle Fluss

3. Flussansichten

4. Mietschulden

5. Die Lucky Rainbow

6. Auch Tote erzählen Geschichten

7. Auf zur Farm

8. Eine schrecklich nette Familie

9. Verbindungen

10. Heikle Schritte

11. Hamish packt aus

12. Ein Landspaziergang

13. Risotto Cacio

14. Was die Vogelperspektive enthüllt

15. Der Preis des Schweigens

16. Ein Toast auf Charlie

In der nächsten Folge

Cherringham – Landluft kann tödlich sein – Die Serie

»Cherringham – Landluft kann tödlich sein« ist eine Cosy- Crime-Serie, die in dem vermeintlich beschaulichen Städtchen Cherringham spielt. Regelmäßig erscheinen sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch spannende und in sich abgeschlossene Fälle wie auch Romane mit dem Ermittlerduo Jack und Sarah.

Über diese Folge

Als Charlie Clutterbucks Leiche in der Themse gefunden wird, überrascht das zunächst niemanden: Der Überlebenskünstler wohnte auf einem heruntergekommenen Hausboot, hatte ein Händchen dafür, sich in Schwierigkeiten zu bringen und schaute häufig zu tief ins Glas. Doch Charlies Kumpel Ray ist sich sicher: Charlie hatte keinen Unfall – es war Mord. Er bittet seinen Nachbarn Jack um Hilfe. Gemeinsam mit Sarah trifft dieser bei seinen Ermittlungen auf eine ganze Reihe zwielichtiger Gestalten, die mit Charlie eine Rechnung offen hatten. Doch für die Lösung des Falls müssen die beiden in noch viel tiefere Abgründe blicken …

Die Hauptfiguren

Jack Brennan hat jahrelang für die New Yorker Mordkommission gearbeitet – und fast genauso lange von einem Leben in den englischen Cotswolds geträumt. Mit einem Hausboot im beschaulichen Cherringham ist für ihn ein langgehegter Traum in Erfüllung gegangen. Doch etwas fehlt ihm. Etwas, das er einfach nicht sein lassen kann: das Lösen von Kriminalfällen.

Sarah Edwards ist Webdesignerin. Nachdem ihr perfektes bürgerliches Leben in sich zusammengefallen ist, kehrt sie mit ihren Kindern im Schlepptau in ihre Heimatstadt Cherringham zurück, um dort neu anzufangen. Das Kleinstadtleben ist ihr allerdings oft zu langweilig. Gut, dass sie in Jack einen Freund gefunden hat, mit dem sie auch in der vermeintlichen Idylle echte Abenteuer erleben kann!

Über die Autoren

Matthew Costello ist Autor erfolgreicher Romane wie Vacation (2011), Home (2014) und Beneath Still Waters (1989), der sogar verfilmt wurde. Er schrieb für verschiedene Fernsehsender wie die BBC und hat dutzende Computer- und Videospiele gestaltet, von denen The 7th Guest, Doom 3, Rage und Pirates of the Caribbean besonders erfolgreich waren. Er lebt in den USA.

Neil Richards hat als Produzent und Autor für Film und Fernsehen gearbeitet sowie Drehbücher für die BBC, Disney und andere Sender verfasst, für die er bereits mehrfach für den BAFTA nominiert wurde. Für mehr als zwanzig Videospiele hat der Brite Drehbuch und Erzählung geschrieben, u.a. The Da Vinci Code und, gemeinsam mit Douglas Adams, Starship Titanic. Darüber hinaus berät er weltweit zum Thema Storytelling. Bereits seit den späten 90er Jahren schreibt er zusammen mit Matt Costello Texte, bislang allerdings nur fürs Fernsehen.

Cherringham ist die erste Krimiserie des Autorenteams in Buchform.

Matthew CostelloNeil Richards

CHERRINGHAM

LANDLUFT KANN TÖDLICH SEIN

Tod in der Themse

Aus dem Englischen von Sabine Schilasky

beTHRILLED

Deutsche Erstausgabe

»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment

Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Dr. Arno Hoven

Lektorat/Projektmanagement: Rebecca Schaarschmidt

Covergestaltung: Thomas Krämer unter Verwendung von Motiven von © Shutterstock: jason2009 | suns07butterfly | Kevin Eaves

eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-5385-3

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

1. Ein Topf voller Gold

Ray Stroud leerte sein Bierglas und spähte durch das Halbdunkel zu dem Gedränge aus tanzenden, sich ständig anrempelnden Menschen, die den hinteren Saal des Ploughman füllten.

Oben auf der Bühne gaben die Cotswolds Belles, Cherringhams ureigene, ausschließlich weibliche Country-und-Western-Band, wirklich alles, was sie draufhatten, für eine irrsinnig laute Coverversion von Jolene.

Und nach dem dritten Pint gar nicht mal so übel.

Im flackernden Bühnenlicht schwenkten die Leute ihre Hände in der Luft, während sie mitsangen, und verschütteten Bier aus ihren hocherhobenen Plastikbechern.

Guck sich einer das an, wie die das schöne Bier einfach so verkleckern, dachte Ray und griff tief in seine Jeanstasche, wo jedoch nur noch wenige klägliche Münzen zu finden waren.

Einige mochten sich das leisten können …

Kostbares Bier verschwenden!

Ray jedoch … Nun ja, der war mal wieder pleite.

Tja, wenigstens habe ich noch ein bisschen Gras.

Immerhin ein wenig Sonnenschein!

Und da kam ihm eine Idee!

Er beschloss, an die Bar zu gehen und zu sehen, ob er jemanden finden konnte, der ein paar Züge gegen ein Pint eintauschen würde.

Außerdem hatte er die Belles schon früher gehört, wie sie Dolly Parton verhunzten, und eigentlich wurde es mit keinem Mal besser. Bloß lauter.

Er drängte sich durch die angetrunkene Menge in Richtung der Tür, die zurück in den Pub führte, und jedes Mal wenn er jemanden ein bisschen zu stark anrempelte, formte er mit seinen Lippen ein lautloses »’tschuldigung, Kumpel«. Den Einheimischen machte das nicht allzu viel aus; so etwas gehörte eben zur freitagabendlichen Tradition im Ploughman. Er kassierte allerdings einige böse Blicke von mürrischen Urlaubern.

Und wenn schon! Denen gefällt es hier auf dem Land sowieso nicht. Sollen die sich doch zurück nach London verpieseln!

Schließlich konnte er sich durch die Doppeltüren quetschen und gelangte in den Korridor, der zurück zum Pub führte. Hinter ihm fielen die Türen zu, und der Lärm nahm um einige Dezibel ab.

Für einen Moment stand Ray da, schwankte leicht unter der Neonbeleuchtung und war froh, dem Krach, dem Schweißgeruch und der Hitze entkommen zu sein. Ja, er spürte es – er war ein bisschen besoffen, aber sicher noch nicht bereit, den Abend schon ausklingen zu lassen.

Dann vernahm er laute Stimmen; und das war kein Gesang, sondern ein Streit, und zwar ein ziemlich heftiger, wie es sich anhörte.

Er drehte sich zu den Toiletten um. Ja genau, von da kommt es.

Ray konnte nicht verstehen, was gesagt oder gebrüllt wurde, aber da hatten sich definitiv zwei Typen in der Wolle.

Er lehnte sich an die Wand und drehte sich eine Zigarette. Weil er etwas wacklig war, gelang sie ihm nicht so gut wie sonst. Unterdessen lauschte er. Die eine Stimme glaubte er zu erkennen: Charlie Clutterbuck. Die andere konnte er niemandem zuordnen.

Aber, wow, die hörte sich echt fies an. Bedrohlich. Brutal.

Soll ich mich einmischen? Oder lieber nicht?

Hm …

Normalerweise hatte Ray die Antwort auf eine solche Frage prompt parat, und die lautete für gewöhnlich: Nee, verdammt, auf keinen Fall!

Aber Charlie und er kannten sich schon ewig. Und obwohl Charlie garantiert zu blank war, um Ray einen Drink zu spendieren, falls er ihm aus der Patsche half, fand er schon irgendwie, dass es, na ja, seine Pflicht war, ihm zur Seite zu springen.

Er wusste, wenn es andersrum wäre, würde Charlie nicht zögern.

»Oh, verflucht«, sagte Ray vor sich hin und spuckte einen Tabakkrümel auf den Boden.

Dann steckte er die eben gerollte Zigarette in seine Brusttasche, trat vor und schob die Tür zu den Toiletten auf.

In der weit offenen Tür blieb Ray abrupt stehen.

Vor ihm wurde Charlie von einem Riesenkerl in einem dunklen Anzug gegen ein Waschbecken gedrängt und dabei sein Kopf gegen den schmierigen Spiegel gedrückt. Der unbekannte Mann, der mit dem Rücken zur Tür stand, hatte die eine Faust gegen Charlies Brust gepresst – die Finger waren fest ins Hemd gekrallt – und holte mit der anderen weit aus: Die Hand verharrte in der Luft, als wäre sie mitten in der Bewegung erstarrt, als der Kerl seinem Gegenüber einen saftigen Hieb ins Gesicht verpassen wollte.

Was – wie Ray nur zu gut wusste, weil er solche Szenen kannte – genau das war, was dieser Riesenkerl als Nächstes tun würde.

Jetzt sah er das Gesicht des Mannes im Spiegel. Auf einmal traf dessen Blick auf den des unerwarteten Besuchers, und der Typ schätzte offensichtlich ein, wie gefährlich Ray sein könnte.

Diese Augen waren eisig.

Verflucht angsteinflößend sind die!

Aber Ray ermahnte sich, dass er schon oft solche Situationen erlebt hatte.

Er wusste, was zu tun war.

Also winkte er übertrieben betrunken mit einer Hand ab und grinste unschuldig.

»Hi, Charlie, altes Haus!«

»Hi, Ray …« Charlie quetschte die Wörter aus einem seiner Mundwinkel heraus.

»Ääh, alles okay?«, erkundigte sich Ray.

»J-ja, glaub schon«, antwortete Charlie.

Ray rührte sich nicht von der Stelle, sah nur hin. »Alles klar, Kumpel?«, fragte er zwinkernd.

Aber die Augen von dem Typen im Anzug blieben verengt.

Der ist nicht froh …

Verfluchter Mist, dachte Ray. Das könnte hier mächtig schiefgehen.

Er beobachtete, wie der Kerl langsam seine Faust herunternahm, von Charlie zurücktrat und sein Jackett richtete.

Ohne zu Ray zu blicken, reckte er einen Finger in die Höhe und sah Charlie an, als wollte er damit sagen: »Du weißt Bescheid.« Anschließend drehte er sich um, stieß Ray zur Seite – nur ein wenig, gerade genug, um durch die Tür zu kommen – und ging hinaus.

Für einen kurzen Moment waren hundert Leute zu hören, die Stand by Your Man schmetterten.

Ray wartete, bis die Tür wieder automatisch zufiel.

Dann war es ruhiger.

Er schaute zu, wie Charlie sich aufrichtete, sein Hemd glatt zog und es zurück in seine uralte Arbeitshose stopfte. Dann drehte Charlie das kalte Wasser auf und spritzte sich etwas von dem kühlen Nass ins Gesicht, ehe er im Spiegel zu Ray schaute.

Ein kleines Grinsen.

Nicht besonders ausgeprägt.

Und dann …

»Kann ich dir einen Drink spendieren, Ray?«, fragte er und wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht.

»Gegen ein Pint Hooky hätte ich nichts einzuwenden«, antwortete Ray, während er zu den Pissoiren ging. Die Natur forderte plötzlich ihr Recht. »Einen Moment noch, dann komme ich.«

Er blickte Charlie nach, als der die Toilette verließ, und dachte: Gute Taten werden also doch belohnt!

Ray betrat den Schankraum und sah, dass Charlie schon die Pints bestellt hatte. Billy Leeper zapfte sie gerade.

Es war viel los, und Billy standen Schweißperlen auf der Stirn.

Wenigstens war es hier vorn nicht ganz so voll, da die Band im hinteren Raum immer noch spielte. Und von dem unangenehmen Typen mit den superfiesen Augen war keine Spur zu entdecken.

Ray ging hinüber zur Bar und zog sich einen Hocker neben Charlie.

Stumm schaute er zu, wie Billy das Pint Hooky vor ihm hinstellte, das sehr schaumig und köstlich aussah. Charlie griff in seine Hosentasche, zog jedoch nicht eine Handvoll abgegriffener Münzen heraus, wie Ray erwartet hatte – oh nein –, sondern ein fettes, von einem Gummiband zusammengehaltenes Bündel Scheine.

Ray sah erst Charlie und dann Billy an. Letzterer verzog keine Miene, auch wenn sein Blick kurz zu Ray huschte. Beide schauten erwartungsvoll Charlie an und beobachteten, wie er einen Zwanziger – einen Zwanziger! – aus dem Bündel herauszupfte, es wieder einsteckte und den Schein auf den Tresen legte.

»Zapf dir auch eins, Billy«, sagte Charlie. »Und … stimmt so.«

Ray bemerkte, dass Charlie lallte und sich einen Tick zu kontrolliert bewegte.

Der ist besoffener als ich, dachte er.

Oder vielleicht … noch erschüttert von dem großen Mann in dem dunklen Anzug?

»Sehr nett von dir, Charlie«, bedankte sich Billy. »Zum Wohl! Ich trinke meins später, wenn es dir nichts ausmacht.«

»Ganz wie du möchtest«, antwortete Charlie, griff nach seinem Pint und wandte sich zu Ray um. »Komm mit, Alter!«

Ray nahm sein Bier und folgte seinem schwankenden Kumpel zu einem kleinen Tisch, der ein Stück weit von der Eingangstür entfernt war. Dort setzte er sich und wartete, bis Charlie es bequem zu haben schien.

»Prost!«, sagte Ray und erhob sein Glas.

»Prost!« Charlie nahm einen kräftigen Schluck von seinem Bier. »Und … danke!«

»War das Mindeste, was ich tun konnte«, entgegnete Ray. »Bisschen Ärger, was?«

»Nichts, womit ich nicht klarkomme.«

Charlie – muss immer auf dicke Hose machen.

Dabei reichte gewöhnlich ein anständiger Schubs, und Charlie ging zu Boden. Das hatte Ray schon häufiger erlebt.

Er trank noch einen Schluck Bier. Ihm ging das dicke Geldbündel in Charlies Tasche nicht aus dem Kopf.

Auf einmal war Charlie ein deutlich interessanterer Kumpel geworden.

Charlie beugte sich vor und grinste breit. »Ich weiß, was du denkst, Ray.«

»Ach ja?«

»Du denkst: ›Woher zum Henker hat Charlie die ganze Knete?‹ Stimmt’s?«

Ray zuckte mit den Schultern. »Geht mich nichts an, Alter.«

»Verdammt richtig, tut es nicht«, erwiderte Charlie, lehnte sich zurück – immer noch grinsend wie die Katze, die den Kanarienvogel gefressen hatte – und nahm einen weiteren Schluck von seinem Bier. Dann beugte er sich erneut vor. »Aber du würdest es gerne wissen. Stimmt doch, oder?«

»Kann sein. Kann aber auch nicht sein.«

Doch gleichzeitig dachte Ray: Mann, und ob!

Er betrachtete Charlies stoppeliges Gesicht.

Dann fiel ihm der Anzugträger wieder ein, und er überlegte: Vielleicht ist es klüger, nichts zu wissen. Der Kerl in der Toilette sah aus, als würde er es bitterernst meinen.

Und Ray vermutete, dass das Geld irgendwas mit dem Typen zu tun hatte.

»Die Sache ist die …«, unterbrach Charlie seine Gedanken. »Ich schätze, jetzt habe ich endlich mal das große Los gezogen.«

»Ach ja?«

»Ja, das ganz große.«

»Schön für dich, Alter. Wurde auch Zeit.«

Ray beobachtete, wie Charlie sich auf seinem Stuhl nach links und rechts drehte, um sich zu vergewissern, dass niemand sie belauschte. Dann holte er das Geldbündel hervor, klopfte damit leise auf den Tisch und neigte sich sehr nah zu Ray.

»Das hier … Das ist erst der Anfang. Wie eine Anzahlung. Dort, wo das herkommt, gibt es noch mehr davon. Tonnenweise. Und keine Bange – ich denke an dich, Ray. Kumpel kümmern sich um Kumpel, hä?«

Ray nickte und schaute sich nun ebenfalls um, weil ihn das viele Bargeld nervös machte. Er sah wieder Charlie an. Der Kerl war besoffen, keine Frage. Und zwar richtig, so wie er schwafelte.

Aus dem Saal hinten konnte Ray hören, dass die Band Folsom Prison Blues anstimmte.

Sie versuchte es zumindest. Wo auch immer er begraben sein mochte, Johnny Cash drehte sich garantiert im Grab um!

»Oh ja, der Topf voller Gold am Ende des Regenbogens!«, verkündete Charlie dem gesamten Pub. Dann stand er auf und schob seinen Stuhl mit lautem Schaben zurück. »Trinken wir noch was! Zeit zum Nachspülen!«

Ray schaute ihm zu, wie er sich mit dem Bündel in der Hand umdrehte und auf den Weg zurück an den Tresen machte.

Zumindest muss ich mir heute Abend keine Sorgen um den Biernachschub machen, dachte Ray.

Aber so hinüber, wie Charlie ist, tippe ich mal, dass das hier nicht gut ausgeht.

2. Der kalte, dunkle Fluss

Ray lehnte sich an den Parkplatzzaun des Ploughman und wartete, während Charlie sich im Schatten hinter ihm erleichterte.

Hier draußen wurde er nervös. Der Pub war mittlerweile geschlossen, und nur noch wenige andere Typen hielten sich in der Nähe auf: Sie hockten auf einer Mauer, rauchten und tranken Dosenbier.

Charlie hatte ihm immer noch nicht verraten, was los war; aber Ray vermutete, dass es etwas mit dem Kerl im Anzug zu tun hatte.

Was als Warnung genügen sollte.

Andererseits … ein fettes Bündel Bargeld? Dem war schwer zu widerstehen.

Er blickte sich auf dem leeren Parkplatz um. Motten flatterten um die orangen Straßenlaternen. Schatten bewegten sich wacklig entlang der Straße, die hinunter zur Cherringham Bridge führte.

Ein Wagen fuhr im Kriechtempo vom Dorf aus herbei und verschwand in der Nacht.

Bald müsste der örtliche Polizist hier mit seinem Dienstwagen vorbeikommen. Alan – der Idiot – Rivers, der in Cherringham für Gesetz und Ordnung sorgte!

»Ray!«, rief Charlie, der auf einmal dicht hinter ihm war.

Ray fuhr herum. »Echt Mann, Charlie, du erschrickst mich zu Tode!«

»Tut mir leid, Kumpel«, entschuldigte sich Charlie. Ray sah ihn schwanken und im hellen Licht der Straßenlaterne blinzeln. Dann fragte er mit einem breiten Grinsen: »Wo geht die Party nun weiter?«

»Die ist abgesagt, Alter«, antwortete Ray kopfschüttelnd.

Charlie wollte nicht, dass der Abend vorbei war, obwohl er es eindeutig war.

»Ach, schade.«

»Ja, stimmt, schade. Vielleicht solltest du nach Hause gehen … Hoppla!«

Rays Hand schnellte nach vorn und erwischte den Arm von Charlie, der gerade gen Boden zu kippen drohte. Charlie kam wieder hoch wie ein Ertrinkender, der sich an die Oberfläche kämpfte.

»Vorsicht!«

Ray stützte ihn und lehnte ihn an eine niedrige Mauer.

»Dieses Gras – das ist verdammt starker Stoff«, sagte Charlie.

Ray nickte. Nach den vier Pints und ein paar Nachspülern hatte Charlie hier draußen auf dem Parkplatz das meiste von Rays Joint geraucht. Kein Wunder, dass ihm die Stelzen wegknickten.

»Meinst du, du schaffst es nach Hause?«, fragte Ray.

Er wusste, dass Charlie eine gute Meile Fußmarsch über Wiesen und Feldwege vor sich hatte, um zu seinem alten Kahn zurückzukehren, der unten an der Iron Wharf lag.

»Nach Hause? Ich? Ich komme immer nach Hause, Ray. Wann bin ich das mal nicht, hm? Ich meine, ich bin doch hier, oder nicht? Ist doch offensichtlich.«

Ray lachte. Aber Charlie hatte ja recht. Ray erinnerte sich an Abende, an denen sich Charlie im Pub so abgefüllt hatte, dass er anschließend tatsächlich auf allen vieren gen Wiese gekrabbelt war. In seinem wirren Verstand musste dann irgendein Heimkehrinstinkt die Regie übernehmen, der ihn nach Hause führte.

Nicht unterzukriegen – egal, wie dicht er ist!

»Und morgen wird nicht gearbeitet«, fuhr Charlie fort, der plötzlich einen kleinen Tanz auf dem Parkplatz aufführte und dabei erneut hinzufallen drohte. »Eigentlich«, lallte er, »wird überhaupt nicht mehr gearbeitet. Nie mehr!«

Hat der ein Schwein, dachte Ray. Doch welches Glück Charlie auch ereilt haben mochte, er hatte den ganzen Abend nichts darüber ausgespuckt. Ein Lottogewinn? Ein verborgener Schatz? Ein Erbe? Ein Bankraub? Wer konnte das wissen!

»Jedenfalls mache ich mich mal vom Acker, Charlie.«