Christian Morgenstern - Christian Morgenstern - E-Book

Christian Morgenstern E-Book

Christian Morgenstern

0,0

Beschreibung

Und er kommt zu dem Ergebnis: »Nur ein Traum war das Erlebnis. Weil«, so schließt er messerscharf, »nicht sein kann, was nicht sein darf.« Diese bekannten Zeilen stammen von Christian Morgenstern, einem der größten Lyriker der deutschen Sprache. Er war ein Großer in der Meisterschaft der "kleinen" Literaturformen: Gedichte, Epigramme und Aphorismen waren seine Stärke. Lesen Sie hier die größte digitale Auswahl seiner Werke. mit alphabetischem Index Und dann schüttelst du mit Einem dich des Schauders wieder frei, wendest wieder dich zu Deinem, und der Zauber ist vorbei. Null Papier Verlag

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 595

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Christian Morgenstern

Christian Morgenstern

Gesammelte Werke

Christian Morgenstern

Christian Morgenstern

Gesammelte Werke

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2024Klosterstr. 34 · D-40211 Düsseldorf · [email protected]: Jürgen Schulze 2. Auflage, ISBN 978-3-954187-93-5

null-papier.de/katalog

Inhaltsverzeichnis

Chris­ti­an Mor­gens­tern

Ly­rik

Quel­len

Dem Geis­te Fried­rich Nietz­sches

Pro­log

Auf­fahrt

Im Traum

Phan­ta’s Schloß

Son­nen­auf­gang

Wol­ken­spie­le

Son­nen­un­ter­gang

Homo Im­pe­ra­tor

Kos­mo­go­nie

Das Ho­he­lied

Zwi­schen Wei­nen und La­chen

Im Tann

Der zer­trüm­mer­te Spie­gel

Das Kreuz

Die Ver­su­chung

Der Nacht­wand­ler

And­re Zei­ten, and­re Dra­chen

Die Wei­de am Ba­che

Abend­däm­merung

Au­gust­nacht

Mäd­chen­trä­nen

Land­re­gen

Der be­lei­dig­te Pan

Mond­auf­gang

Mond­bil­der

Ers­ter Schnee

Tal­fahrt

Epi­log

Ich hebe Dir mein Herz em­por

Hym­ne

Über­win­de!

Wer vom Ziel nicht weiß...

O gib mir Freu­den

Die zur Wahr­heit wan­dern

Ge­schöpf nicht mehr...

Da nimm

Wie macht’ ich mich von DEINEM Zau­ber los

Im Baum, du lie­bes Vög­lein dort

Lu­ci­fer

Von zwei Ro­sen ...

So wie ein Mensch, am trü­ben Tag, der Son­ne ver­gißt ...

Nach der Lek­tü­re des Hel­sing­for­sers Cy­clus 1912

O Nacht ...

Er­blin­den mag ich, sprach ich kühn ...

Nun woh­ne du dar­in ...

Die zur Wahr­heit wan­dern ...

Leis auf zar­ten Fü­ßen naht es ...

Evo­lu­ti­on

Über­win­de! Jede Stun­de ...

Sieh nicht, was and­re tun ...

O wie ger­ne lern ich Mil­de ...

Du Weis­heit mei­nes hö­hern Ich ...

O gib mir Freu­den, nicht mit dem ver­strickt ...

Dein Wunsch war im­mer -- flie­gen ...

Stör’ nicht den Schlaf der liebs­ten Frau, mein Licht ...

An den an­dern

O ihr klein­mü­tig Volk, die ihr vom Heu­te ...

Ich will aus al­lem neh­men, was mich nährt ...

Das ist der Ast in dei­nem Holz ...

Du hast die Hand schon am Por­tal ...

Wer vom Ziel nicht weiß ...

Was klagst du an ...

Das blo­ße Wol­len ei­ner großen Güte ...

Be­den­ke, Freund, was wir zu­sam­men spra­chen ...

An eine Freun­din

Ei­nen Freund über sei­nen Lie­bes­kum­mer zu trös­ten

Der Kran­ke

(an vie­le)

(an man­che)

(an ei­ni­ge)

»Brü­der!«

Ich habe den Men­schen ge­sehn in sei­ner tiefs­ten Ge­stalt ...

Gib mir den An­blick dei­nes Seins, o Welt ...

Ich bin aus Gott wie al­les Sein ge­bo­ren ...

Die Fuß­wa­schung

Der En­gel ...

Licht ist Lie­be

Faß es, was sich dir ent­hüllt ...

Wie macht’ ich mich von Dei­nem Zau­ber los ...

Da nimm. Das laß ich dir zu­rück, o Welt ...

Ich hebe Dir mein Herz em­por ...

Die Son­ne will sich sie­ben Male spie­geln ...

Im Baum, du lie­bes Vög­lein dort ...

Mond am Mit­tag

Was­ser­fall bei Nacht

Die drei Spat­zen

Das But­ter­brot­pa­pier

Schnauz und Miez

Die Be­hör­de

Es pfeift der Wind ...

Die Zir­bel­kie­fer

Sprach­stu­di­en

Die Ku­geln

Die En­ten lau­fen Schlitt­schuh

Klei­ne Ge­schich­te

Aus­flug mit der Ei­sen­bahn

Die Lam­pe

Im Reich der In­ter­punk­tio­nen

Der Sper­ling und das Kän­gu­ruh

Nach Nor­den

Der Schnup­fen

Herr Mei­er

Se­gel­fahrt

Wenn es Win­ter wird

Denk­mals­wunsch

Es ist Nacht

Fips

Die zwei Par­al­le­len

Ent­wurf zu ei­nem Trau­er­spie­le

Stei­ne statt Brot

Der Sünd­floh

Das Lö­wenreh

Neue Bil­dun­gen, der Na­tur vor­ge­schla­gen

Die wirk­lich prak­ti­schen Leu­te

Die zwei Turm­uh­ren

Ge­spräch ei­ner Haus­schne­cke mit sich selbst

Die un­mög­li­che Tat­sa­che

Nacht­bild

Der Pa­pa­gei

Das Gei­er­lamm

Gru­se­lett

Die Na­bel­schnur

Ein mo­der­nes Mär­chen

An mei­ne Ta­schen­uhr

Von dem großen Ele­fan­ten

Auf dem Flie­gen­pla­ne­ten

Die Wind­ho­sen

Die Mau­se­fal­le

Mäg­de am Sonn­abend

Zä­zi­lie

Der Hecht

Bahn frei!

Eine Stim­mung aus dem vier­ten Kreis

Der Mond

Der Träu­mer

Der Ver­geß

Die Tag­nacht­lam­pe

Die bei­den Esel

Scho­las­ti­ker­pro­ble­me

Zu­kunfts­sor­gen

Die Nähe

Muh­me Kun­kel

Der Drosch­ken­gaul

Der Pa­pa­gei

Die Läm­mer­wol­ke

Ern­te­lied

Wenn von links mich Feld und Dickicht rie­fe ...

Die Mit­tags­zei­tung

Der Leu

Die Els­ter

Die Vo­gel­scheu­che

Die Bril­le

Die Un­ter­ho­se

Korfs Ver­zau­be­rung

Die Trich­ter

Das Auge der Maus

Das Po­li­zeipferd

Ge­s­penst

Das Wa­ren­haus

Der from­me Rie­se

Der Äs­thet

Der Glau­be

Palm­ström legt des Nachts sein Chro­no­me­ter ...

Vor­mit­tag am Strand

Wald­mär­chen

Gleich­nis

Hirt Ahas­ver

Die Irr­lich­ter

Mensch und Möwe

Der Schuß

Der glä­ser­ne Sarg

Der Stern

Der Be­such

Das Bild

Ma­ler­er­be

Das Äp­fel­chen

Ro­sen im Zim­mer

Kin­der­glau­be

Der Sä­mann

Vög­lein Schwer­mut

Der Tod und das Kind

Der Tod und der Müde

Der Tod und der ein­sa­me Trin­ker

Der frem­de Bau­er

Der Tod in der Gra­na­te

Im Ne­bel

Am Ziel

Die Ge­dächt­nis­ta­fel

Am Moor

Im Fie­ber

Eine Groß­stadt-Wan­de­rung

Mee­res­bran­dung

Er­drie­se

Der Sturm

Die Flam­me

Der ver­ge­ße­ne Don­ner

Das Häu­schen an der Bahn

Amor der Zwei­te

Der zei­tungle­sen­de Faun

Gold­fuchs, Schürz’ und Fla­sche

Die Brücke

Der Tag und die Nacht

Der Schlaf

Pflü­ge­rin Sor­ge

Le­gen­de

Die apo­ka­lyp­ti­schen Rei­ter

Pa­ra­bel

Das Ende

Der Born

Der Ur­ton

Der ein­sa­me Turm

Auf­for­de­rung

Krä­hen bei Son­nen­auf­gang

Das Häs­lein

Mit­tag-Stil­le

Som­mer­nacht im Hoch­wald

Mat­ten­rast

Ber­g­zie­gen

Der alte Stein­bruch

Beim Maus­bar­bier

El­ben­rei­gen

»Ur-Ur«

Gei­er Nord

Vor ei­nem Ge­birgs­bach

Mor­gen

Und doch!

Ne­bel im Ge­bir­ge

Vor zu­rück­ge­schick­ten Ver­sen

Abend­li­che Wol­ken­bil­dung

Abend­be­leuch­tung

»Dich­ter«?

Brie­fe

Vor ei­nem Was­ser­fall

»Le­ber­brünnl«-Schlucht

Na­tur spricht

Ich ant­wor­te

Ne­bel ums Haus

Zum Ab­schied an F.-L.

An­mu­ti­ger Ver­trag

Die bei­den Non­nen

Am See

Auf dem Stro­me

Fra­ge

Sehn­sucht

Frie­de

Be­stim­mung

Mot­to

Jüng­lings Ab­sa­ge

Ca­ri­tas, ca­ri­ta­tum ca­ri­tas

O -- rai­son d’e­scla­ve

Gebt mir ein Ross ...

Früh­ling

Das Kö­nigs­kind

Lei­se Lie­der

Froh­sinn und Ju­bel ...

Was rufst du ...

Nun hast auch du ...

Win­ter­nacht

Ein Wunsch

Als ich einen Lam­pen­schirm mit künst­li­chen Ro­sen zum Ge­schenk er­hielt

Ent­wi­cke­lungs-Schmer­zen

Schick­sals-Spruch

Fra­ge ohne Ant­wort

Wo­hin?

In­mit­ten der großen Stadt

Am Meer

Va­ter­län­di­sche Ode

Der ein­sa­me Chris­tus

Der Blick

Der Wis­sen­de

Das Auge Got­tes

Der Abend

Ein Skla­ve

Früh­lings­re­gen

Abend am See

So möcht ich ster­ben ...

Schick­sa­le der Lie­be

Cas­ta re­gi­na!

Pro­me­theus

Hym­nus des Has­ses

Traum

Der Spie­ler

Im Eil­zug

An Fried­rich Nietz­sche

Re­fu­gi­um

An Sir­mio

Auf der pi­az­za Benacen­se

Flie­gen­des Blatt

Über­mut

Per ex­emplum

As­be­stos ge­los

Bot­schaft des Kai­sers Ju­li­an an sein Volk

Auf mich sel­ber

Übern Schreib­tisch

Vor alle mei­ne Ge­dich­te

Wir Ly­ri­ker

Pö­bles­se ob­li­gee

Ei­ni­gen Kri­ti­kern

Krie­ger­spruch

Herbst

Mor­ge­n­an­dacht

Ein fünf­zehn­ter Ok­to­ber

Und so hebe dich denn ...

Die Kin­der des Glücks

Ge­fühl

Bei ei­ner So­na­te Beetho­vens

Vor die vier Sät­ze ei­ner Sym­pho­nie

Kin­der­lie­be

»Aber die Dich­ter lü­gen zu viel«

Glück

Macht-Rausch

Prälu­di­um

Wo bist du ...

Gleich ei­ner ver­sun­ke­nen Me­lo­die ...

Ge­sell­schaft

Lie­der!

Ewi­ge Früh­lings­bot­schaft

An Mut­ter Erde

Fei­er­abend

Volks­lied

Ge­hei­me Verab­re­dung

Der Abend

Nacht­wäch­ter­spruch

Ge­bet

Er­den-Wün­sche

Eins und al­les

Ob sie mir je Er­fül­lung wird ...

Künst­ler-Ide­al

An mei­ne See­le

Mond­stim­mung

An die Wol­ken

Vor Strind­bergs »In­fer­no«

Ne quid ni­mis!

Quos ego!

Na­tu­ra ab­und­ans

Du trüber Tag ...

Kon­zert am Meer

Der freie Geist

Nur wer ...

Die Luft ward rein ...

Aus Re­li­gi­on

Ja trut­ze nur ...

Mor­gen­stim­mung

Wei­ße Tau­ben

Al­lein im Ge­birg

Abend­pro­me­na­de

Gör­lit­zer Brief

An die Moral-Li­be­ra­len

An N.

An ✳✳

An den­sel­ben

Le­bens­luft

Stil­les Rei­fen

Mensch En­kel

Abend­läu­ten

Oh zit­tre mir nicht so ...

Mag noch so viel dein Geist dir rau­ben ...

Wozu das ewi­ge Seh­nen?

In al­lem pul­sie­ren

Was mir so viel vom Tage stiehlt ...

Wohl kreist ver­dun­kelt oft der Ball ...

Sin­gen­de Flam­men

Moor

Nächt­li­che Bahn­fahrt im Win­ter

Dunkle Gäs­te

Be­geg­nung

Dunst

Ohne Gei­ge

Ve­nus Aschtho­reth

Rei­ne Freu­de

An die Mes­si­as-Süch­ti­gen

Er­sehn­te Ver­wand­lung

Das sind die mit­leid­lo­sen Stei­ne

Und bricht ein­mal dein vol­les Herz

Daß er so we­nig weiß und kann

Die rus­si­sche Tru­he

Vor­früh­ling

Tha­lat­ta!

Zum II. Satz

Eine jun­ge Wit­we singt vor sich hin

Mir kommt ein al­tes Berg­manns­lied zu Sinn

Du dunk­ler Früh­lings­gar­ten ...

Bun­des­lied der Gal­gen­brü­der

Gal­gen­bru­ders Lied an So­phie, die Hen­kers­maid

Nein!

Das Ge­bet

Das große La­lulā

Der Zwölf-Elf

Das Mond­schaf

Lu­no­vis

Der Rabe Ralf

Fi­sches Nacht­ge­sang

Gal­gen­bru­ders Früh­lings­lied

Das Hem­med

Das Pro­blem

Der Tanz

Das Knie

Der Seuf­zer

Bim, Bam, Bum

Das äs­the­ti­sche Wie­sel

Der Schau­kel­stuhl auf der ver­las­se­nen Ter­ras­se

Die Beich­te des Wurms

Das Weib­lein mit der Kun­kel

Die Mit­ter­nachts­maus

Him­mel und Erde

Mon­den­din­ge

Der Ging­ganz

Der Lat­ten­zaun

Die bei­den Fla­schen

Das Lied vom blon­den Kor­ken

Der Wür­fel

Kron­prä­ten­den­ten

Die Wes­te

Phil­an­thro­pisch

Die West­küs­ten

Un­ter Zei­ten

Un­ter Schwarz­künst­lern

Palm­ström

Der Traum der Magd

Das Na­so­bem

Anto-Lo­gie

Die Hystrix

Die Pro­be

Im Jah­re 1900

Der Gaul

Der he­ro­i­sche Pu­del

Das Huhn

Mö­wen­lied

Der Wer­wolf

Die Fin­gur

Km 21

Geiß und Schlei­che

Der Pur­zel­baum

Die zwei Wur­zeln

Zeit und Ewig­keit

Im Tal von Aro­sa

Nachts im Wald

Abend im Ge­bir­ge

Der Gie­bel

Neuschnee

Erin­ne­rung an Wol­fen­schies­sen

Ebe­nen­ge­wit­ter

Traum­wald

Ne­bel­we­ben

Du schlan­kes Reh ...

Ne­bel am Wat­ten­meer

Be­zau­be­rung

Evas Haar

Ein Ro­sen­zweig

Schau­der

In der Sis­ti­na

Vor den Fres­ken der Ap­par­te­men­ti Bor­gia

Bei der Py­ra­mi­de des Ces­ti­us

Papst­ju­bi­lä­um 1903

Fie­so­la­ner Ri­tor­nel­le

Ber­lin

Jun­ge ehe

Drau­ßen in Frie­denau

Die Al­lee

Bild aus Sehn­sucht

Herb­sta­bend

Der Gärt­ner

Ein Ge­dicht Wal­ters von der Vo­gel­wei­de

Ein Kin­der­ge­dicht

Vor dem Bil­de mei­ner ver­stor­be­nen Mut­ter

An P.B.-H.

An E.S.

Sie und er

Rein­heit ...

Die Pri­meln blühn und grü­ßen ...

Wein und Waf­fe

Goe­the

Tol­stoi

Für Vie­le

Schlum­mer

Schwei­gen

Ge­bet

Das Licht

Un­heim­li­che Zei­tung

Im­mer Wie­der

Ich riß des Her­zens Fur­chen auf ...

Al­les Le­ben steht auf Mes­sers Schnei­de ...

Dul­de, tra­ge ...

Gib, gib und im­mer wie­der gib der Welt ...

Wor­te

Wach­sen­de Un­si­cher­heit

Leh­re

In so vie­lem

Gno­ti seay­ton

Dank­bar­keit und Lie­be

O Freun­de, liebt mich nicht ...

Ewi­ges Ei­ner­lei

Wer al­les ernst nimmt, was Men­schen sa­gen

Ver­wun­de­rung

Tra­gi­ko­mö­die des Phan­tas­ten

O Ihr, an so viel »letz­tem Wis­sen« Lei­den­den

Die Son­ne grü­belt nicht, warum sie schei­ne

Schu­le

Es mar­tert dich

Die Lö­sung ist -- so sieh doch hin

Nietz­sche

Ja, gib der Welt nur Wein und Brot

Su­pre­ma Lex

Jenach­dem

Vom neu­en Reich

Wozu, so fragt man sich, Reich, Wohl­stand, Macht

Zu Rus­si­schem und Wei­te­rem

Al­len Knecht­schaf­fe­nen

Frei­heit

Ge­lehr­te

Mo­der­ne Äs­the­ten

Ein Mün­zen-Bild für Psy­cho­lo­gen­ga­ben ...

Ei­nen Ein­zel­nen ab­schät­zen heißt schon lü­gen ...

Hirn als Mecha­nis­mus ...

Wie süß ist al­les ers­te Ken­nen­ler­nen! ...

Wal­ter von der Vo­gel­wei­de

An Do­sto­jew­ski

Zum täg­li­chen Le­ben

Schach, das kö­nig­li­che Spiel

In Wald und Welt

Ein an­der Mal

Der Specht

Ei­ner Ju­gend­freun­din

Dunk­ler Trop­fe

Verant­wor­tung

Ge­nug oft

Der kann von Lie­be nicht re­den ...

Durch man­chen Herbst

Non ve­der non sen­tir m’e gran ven­tu­ra ...

Was willst du Lie­be denn ...

Wir merk­ten bald im Re­den-Wech­sel­spiel ...

Mit Dir, wer weiß ...

Auch Du bist fremd ...

Schnee­fall

Wie kam es nur?

Du bist so weit oft fort

Ver­ges­sen

Ein Weih­nachts­lied

Dei­ne Ro­sen an der Brust ...

Den lan­gen Tag ...

Ich wa­che noch in spä­ter Nacht ...

Du bist mein Land

Es kommt der Schmerz ge­gan­gen

In ei­ner Glet­scher­spal­te

Mit ei­nem Lor­beer­blatt

Und wir wer­den zu­sam­men schwei­gen

Und so ver­blass­te gold­ner Tag

Lär­chen­wald im Win­ter­mor­gen­strahl

O brau­ne, näh­ren­de Erde ...

Die Ber­ge stehn

Mond am Nach­mit­tag

Ein Was­ser­trop­fen in ver­schlung­nen Keh­ren

Ein Schläng­lein ...

(Nord­strand.)

O sieh das Spin­nen­web ...

Ei­ner Schot­tin

Ei­ner jun­gen Schwei­ze­rin

Was kannst du, Süße ...

Wer sei­ne Sehn­sucht ...

O Schick­sal, Schick­sal, Schick­sal ...

O See­le, See­le ...

O, wer sie hal­ten könn­te ...

Ode an das Meer

Cae­sa­ri im­mor­ta­li

Vor ei­ner Büs­te Scho­pen­hau­ers

Nur im­mer rein des Zwei­fels

Noch nie­mals ...

Das Uner­träg­lichs­te ...

(Se­gan­ti­ni.)

An Lud­wig Jaeo­bow­ski (†)

Du hast nie and­re ...

Hab’ ich dich end­lich ...

Man preist’s Re­si­gna­ti­on ...

Den stehn­ge­blieb­nen Zei­ger ...

Wer wahr­haft Künst­ler ...

(Nietz­sche.)

Wind, du mein Freund!

Glück­se­lig nach dem Re­gen lacht

But­ter­blu­men­gel­be Wie­sen

Von Früh­lings­bu­chen­laub ein Dom

Feuch­ter Odem fri­scher Mahd

Das sind die Re­den ...

Wie der wil­de Glet­scher­bach

Berg­schwal­ben rau­schen durch die Luft

Des Mor­gens Scha­le ...

Welch ein Schwei­gen ...

Bleich in Ster­nen ...

In­mit­ten des­sen ...

Ich lie­be dich ...

Was denkst du jetzt?

O wei­ne nicht!

Ne­bel­ge­wöl­ke ...

Sahst du nie der Dämm­rung ...

Au­gust­tag

Sep­tem­ber­tag

Vora­bend­glück

Abend­kelch voll Son­nen­licht

Es gibt noch Wun­der ...

Ein Wan­der­lied ...

Und wenn du nun ...

Mit die­sem lan­gen Kuss

Lie­be, Liebs­te, in der Fer­ne

Und aber rün­det sich der Kranz

Ers­ter Schnee

Der Wald­bach rauscht Erin­ne­rung

Mir ist, als flös­se ...

Was fragst du viel!

Blick­feu­er

Vo­gel­schau

Zum Le­ben zu­rück!

Mai­mor­gen

Se­li­ge Leich­tig­keit

Abend-Trunk

Da­gny

An solch ei­nem Vora­bend der Lie­be

Oh, um ein Leuch­ten ...

Brau­sen­de Stil­le

Dich zu sin­gen

Von den heim­li­chen Ro­sen

»Das Wun­der ist ...«

Le­bens­bild

Volks­wei­se

Ich saß, mir sel­ber feind ...

Seht in ih­rem ed­len Gan­ge

Nun streckst du ...

Sie an ihn

Schwei­gen im Wal­de

Wald­kon­zer­te

Leich­ter Vor­satz

Far­ben­glück

Der Hü­gel

Auf leich­ten Fü­ßen

Ge­nüg­sam­keit

Gute Nacht

Hei­mat

Schwal­ben

Hol­de Un­ge­rech­tig­keit

Wie mir der Abend das Grün ...

Was möch­test du ...

Hoch­som­mer­stil­le

Wei­ter Ho­ri­zont

Was­ser-Stu­die

Eine Nacht

Es rauscht der Wind

Ab­wehr und Bit­te

Ver­geb­li­ches War­ten

Das Ge­bet

Nacht­wind

Mar­gue­ri­te

Wind und Gei­ge

Lied

Wan­dern­de Stil­le

Mäch­ti­ge Land­schaft

Stur­m­nacht

Die Stim­me

Ein an­der­mal

Mit ge­schlos­se­nen Au­gen

›Dich‹

Spruch zum Wan­dern

Vor­mit­tag-Skiz­zen­buch

Der Wind als Lie­ben­der

Meer am Mor­gen

Abend-Skiz­zen­buch

Herbst

Ers­ter Schnee

Win­ter­mond­näch­te

Wald­geist

Der Traum

Wie vie­les ist denn Wort ge­wor­den ...

Stu­fen -- Au­to­bio­gra­phi­sches

Au­to­bio­gra­phi­sche No­tiz

In me ip­sum

Na­tur

Kunst

Li­te­ra­tur

Thea­ter

Spra­che

Po­li­ti­sches So­zia­les

Kri­tik der Zeit

Ethi­sches

Le­bens­weis­heit

Er­zie­hung Selbs­t­er­zie­hung

Psy­cho­lo­gi­sches

Er­ken­nen

Welt­bild: An­stieg

Welt­bild: Epi­so­de, Ta­ge­buch ei­nes Mys­ti­kers

Welt­bild: Am Tor

Nach­wort

In­dex

Dan­ke

Dan­ke, dass Sie sich für ein E-Book aus mei­nem Ver­lag ent­schie­den ha­ben.

Soll­ten Sie Hil­fe be­nö­ti­gen oder eine Fra­ge ha­ben, schrei­ben Sie mir.

Ihr Jür­gen Schul­ze

Ge­sam­mel­te Wer­ke bei Null Pa­pier

Ed­gar Al­lan Poe - Ge­sam­mel­te Wer­ke

Franz Kaf­ka - Ge­sam­mel­te Wer­ke

Ste­fan Zweig - Ge­sam­mel­te Wer­ke

E. T. A. Hoff­mann - Ge­sam­mel­te Wer­ke

Ge­org Büch­ner - Ge­sam­mel­te Wer­ke

Jo­seph Roth - Ge­sam­mel­te Wer­ke

Mark Twain - Ge­sam­mel­te Wer­ke

Kurt Tuchols­ky - Ge­sam­mel­te Wer­ke

Ru­dyard Kip­ling - Ge­sam­mel­te Wer­ke

Ril­ke - Ge­sam­mel­te Wer­ke

und wei­te­re …

Newslet­ter abon­nie­ren

Der Newslet­ter in­for­miert Sie über:

die Neu­er­schei­nun­gen aus dem Pro­gramm

Neu­ig­kei­ten über un­se­re Au­to­ren

Vi­deos, Lese- und Hör­pro­ben

at­trak­ti­ve Ge­winn­spie­le, Ak­tio­nen und vie­les mehr

htt­ps://null-pa­pier.de/newslet­ter

Christian Morgenstern

Chris­ti­an Otto Jo­sef Wolf­gang Mor­gens­tern kommt am 6. Mai 1871 in Mün­chen als Sohn des Land­schafts­ma­lers Carl Mor­gens­tern und des­sen Frau Char­lot­te (geb. Scher­tel) zur Welt.

Die Mut­ter stirbt, als der Sohn 10 Jah­re alt ist, an Tu­ber­ku­lo­se. Als Kind ge­nießt er nur un­re­gel­mä­ßi­gen Schul­un­ter­richt und kommt spä­ter in ein Lands­hu­ter In­ter­nat, das für Kör­per­stra­fen und Schi­ka­nen be­kannt war.

Mit 18 Jah­ren lernt er auf dem Mag­da­le­nen-Gym­na­si­um die Künst­ler Fried­rich Kayss­ler und Fritz Be­blo ken­nen, es ent­wi­ckeln sich le­bens­lan­ge, enge Freund­schaf­ten.

Der Va­ter wünscht für sei­nen Sohn eine Of­fi­ziers­kar­rie­re, da­her muss Mor­gens­tern kurz­zei­tig eine Mi­li­tär­schu­le be­su­chen, ver­lässt die­se je­doch, um ein Stu­di­um der Na­tio­nal­öko­no­mie be­gin­nen zu kön­nen. Aber auch die­se Aus­bil­dung bricht er wie­der ab.

Par­al­lel zu sei­nen ver­geb­li­chen Stu­dien­be­mü­hun­gen pu­bli­ziert er mit Freun­den die kul­tur­kri­ti­sche Zeit­schrift »Deut­scher Geist«.

1893 er­krankt Mor­gens­tern so wie Jah­re zu­vor sei­ne Mut­ter an Tu­ber­ku­lo­se. Ob­wohl ge­heilt, wird er doch für den Rest sei­nes Le­bens un­ter den Fol­ge­er­schei­nun­gen lei­den. Im Jah­re 1894 zieht Mor­gens­tern nach Ber­lin, hier schreibt er re­gel­mä­ßig Li­te­ra­tur- und Kul­tur­kri­ti­ken für ver­schie­de­ne Zei­tun­gen und Zeit­schrif­ten, u.a. für »Täg­li­che Rund­schau«, »Freie Büh­ne«, »Neue Deut­sche Rund­schau« und »Der Kunst­wart«.

1895 ver­öf­fent­licht Mor­gens­tern sei­nen ers­ten Ge­dicht­band: »In Phan­tas Schloß. Ein Zy­klus hu­mo­ris­tisch-phan­tas­ti­scher Dich­tun­gen«. Auf­grund sei­ner li­te­ra­ri­schen Am­bi­tio­nen kommt es nun voll­stän­dig zum Bruch mit dem Va­ter. Trotz­dem sol­len zeit sei­nes Le­bens noch wei­te­re 14 Bän­de mit Ly­rik ih­ren Weg an die Öf­fent­lich­keit fin­den.

Be­kannt ist dem Pub­li­kum bis heu­te größ­ten­teils sei­ne leich­te, hu­mo­ris­ti­sche Ly­rik, ob­wohl Mor­gens­tern selbst sei­ner »erns­ten« Poe­sie min­des­tens eben­so viel Be­deu­tung zu­misst.

Ab 1897 ar­bei­tet Mor­gens­tern auch als Über­set­zer und Her­aus­ge­ber von Au­gust Strind­berg und Hen­rik Ib­sen. 1905 ver­öf­fent­licht er die Ge­dicht­bän­de »Gal­gen­lie­der« und »Me­lan­cho­lie«. Die­se Wer­ke zei­gen Mor­gens­terns Dop­pel­be­ga­bung zu erns­ter aber auch hu­mo­ris­ti­scher, bis ins Gro­tes­ke ge­hen­der Poe­sie.

Wäh­rend wei­te­rer krank­heits­be­ding­ter Schwä­che­pha­sen fin­det er zum Glau­ben und zur Re­li­gi­on. Die­se Über­le­gun­gen schla­gen sich in der Ge­dicht­samm­lung »Ein­kehr« (1910) nie­der. Mor­gens­tern schließt sich dem en­ge­ren Kreis der an­thro­po­so­phi­schen Ge­sell­schaft um Ru­dolf Stei­ner an. 1910 hei­ra­tet er Mar­ga­re­ta Go­se­bruch, die er zwei Jah­re zu­vor wäh­rend ei­nes wei­te­ren Sa­na­to­ri­um­auf­ent­hal­tes ken­nen­lernt. Die Ehe bleibt kin­der­los.

Am 31. März 1914 stirbt Mor­gens­tern im ti­ro­li­schen Meran an den Spät­fol­gen sei­ner Krank­heit. Bis 1921 wer­den wei­te­re sei­ner Wer­ke post­hum ver­öf­fent­licht: »Pal­ma Kun­kel« (1916), »Der Ging­ganz« (1919) und der sa­ti­ri­sche Kom­men­tar »Über die Gal­gen­lie­der« (1921).

Und er kommt zu dem Er­geb­nis: »Nur ein Traum war das Er­leb­nis. Weil«, so schließt er mes­ser­scharf, »nicht sein kann, was nicht sein darf.«

(»Die un­mög­li­che Tat­sa­che«)

Lyrik

Quellen

In Phan­ta’s Schloss         Erst­druck: Ber­lin (Richard Taend­ler) 1895. Aus­ga­be letz­ter Hand.

Auf vie­len We­gen         Ber­lin (Schus­ter & Lo­eff­ler) 1911

Ich und die Welt         Ber­lin (Schus­ter & Lo­eff­ler) 1898, 1911

Gal­gen­lie­der         Ber­lin (B.Cas­si­rer) 1905, 1914

Palm­ström         Ber­lin (B.Cas­si­rer) 1910, 1914

Me­len­co­lia         Ber­lin (Cas­si­rer) 1906

Wir fan­den einen Pfad (post­hum): Mün­chen (Pi­per & Co.) 1914

Und aber rün­det sich ein Kranz         S. Fi­scher, Ber­lin, 1902

Ein Som­mer         S. Fi­scher, Ber­lin 1900

Dem Geiste Friedrich Nietzsches

Sei’s ge­ge­ben, wie’s mich pack­te, mocht es oft auch in ver­track­te Bil­dun­gen zu­sam­men­schie­ßen! Kri­ti­siert es streng und scharf, -- doch wenn ich Euch ra­ten darf: Habt auch Un­schuld zum Ge­nie­ßen!

Prolog

Längst Ge­sag­tes wie­der sa­gen, hab ich end­lich gründ­lich satt. Neue Ster­ne! Neu­es Wa­gen! Fah­re wohl, du alte Stadt, drin mit dür­ren Bin­sen­dä­chern alte Traum­ba­ra­cken stehn, draus ko­kett mit schwar­zen Fä­chern mei­ne Wun­den Ab­schied wehn. Kirch­turm mit dem Trä­nen­zwie­bel, als viel­sa­gen­dem Sym­bol, Hol­per­pflas­ter, Däm­mer­gie­bel, Weh­muts­knei­pen, fah­ret wohl! Hoch in ein­sam-heitren Stil­len gründ ich mir ein eig­nes Heim, ganz nach eig­nem Witz und Wil­len, ohne Bal­ken, Brett und Leim. Rings um Son­nen­strahl­ge­rüs­te wal­lend Ne­bel­tuch ge­spannt, auf die All-ge­wölb­ten Brüs­te küh­ner Gip­fel hin­ge­bannt. Schlaf­ge­mach --: mit Stern­gold­scheib­chen der Ta­pe­te Blau be­sprengt, und dar­in als Leuch­ter­weib­chen Frau Se­le­ne auf­ge­hängt. Längst Ge­sag­tes wie­der sa­gen, Ach! ich hab es gründ­lich satt. Phan­ta’s Ros­se vor den Wa­gen! Fa­ckeln in die alte Stadt! Wie die Häu­ser lich­ter­lo­hen, wie es kracht und raucht und stürzt! Auf, mein Herz! Em­por zum fro­hen Äther, tän­zer­gleich ge­schürzt! Schön­heit-Son­nen­se­gen, Frei­heit- Odem, gold­frucht­schwe­re Kraft, ist die hei­li­ge Kräf­te­drei­heit, die aus Nichts das Ewi­ge schafft.

Auffahrt

Blut­ro­ter Dampf . . Ros­se­ge­stampf . . »Kei­ne Sze­nen ge­macht! Es har­ren und schar­ren die Ros­se der Nacht.« Ein laut­lo­ser Schat­te, über Wie­se und Mat­te em­por durch den Tann, das Geis­ter­ge­spann . . Auf har­tem Gra­nit der flie­gen­de Huf . . Fal­len­der Was­ser an­he­ben­der Ruf . . Käl­ten­des Hau­chen . . Wir tau­chen in neb­li­ge Dämp­fe . . Don­nern­de Kämp­fe stür­zen­der Wo­gen um uns. Da hin­auf der Hufe Horn! In die stau­ben­de Schwem­me, hoch über den Zorn sich sträu­ben­der Käm­me em­por, em­por! Aus klaf­fen­den Wun­den speit der Berg sein Blut ge­gen euch. Mit Wel­len­hun­den fällt euch an der Haß der Höhe wi­der das Tal. Aber ihr fliegt, blut­be­spritzt, un­be­siegt, em­por, em­por. Vor euch noch Far­ben ver­zu­cken­den Le­bens, auf grün­li­chem Grau ver­rö­ten­der Schaum; hin­ter euch Schwarz und Sil­ber, die Far­ben des To­des. Ein Schlei­er, an eure Mäh­nen ge­knüpft, schleppt geis­ter­haft nach. Wie ein Bu­sen­tuch zieht ihr hin­auf ihn über des Bergs zer­ris­se­ne Brust. Müde sprang sich der Sturz­bach. Nur mit den Lip­pen wehrt er sich noch. Und bald wird er zum Kind und hängt sich sel­ber spie­lend an eure Schwei­fe. Wei­ter! wei­ter! Da! Win­ken­de Gip­fel im Si­chel­däm­mer! Lang­sa­mer tra­ben die Ros­se der Nacht. Hei­li­ge Ster­ne grü­ßen mich traut. Ewi­ge Wei­ten at­men mich an. Lang­sa­mer tra­ben die Ros­se der Nacht, ge­hen, zö­gern, ste­hen still. Al­les liegt nun flo­rum­wo­ben. Schlaf um­schmiegt nun Un­ten, Oben. Nur die fer­nen Fäl­le to­ben. Lei­se Geis­ter­hän­de tra­gen mich vom Wa­gen in des Schlum­mers Traum­ge­län­de. Al­ler Not­durft, al­les Kum­mers ganz be­freit, füh­le ich ein höh­res Sein mich durch­we­ben. Wird die tie­fe Ein­sam­keit mir auf al­les Ant­wort ge­ben?

Im Traum

Wer möcht am trä­gen Stof­fe kle­ben, dem Fit­tich ward zu Wel­ten­flug! Ich lobe mir den sü­ßen Trug, das heitre Spiel mit Welt und Le­ben. In tau­send Bunt­ge­wan­de steck ich, was geis­tig, leib­lich mich um­schwebt; in je­dem Ding mich selbst ent­deck ich: nur der lebt Sich, der also lebt. Mir ist, ich sei em­por­ge­stürmt über stür­zen­de Was­ser­fäl­le. Mir eng­t’s die Brust, um mich ge­türmt ahn ich schüt­zen­de Ne­bel­wäl­le. Aus dump­fen Re­gio­nen, aus Wel­ten von Zwer­gen, trie­b’s mich fort, ob auf ra­gen­den Ber­gen ein bes­se­rer Ort dem Frei­en, zu woh­nen. Es weht mir um die Stir­ne ein Hauch wie von Frau­en­ge­wand . . Folg­te zum stei­len Fir­ne mir wer aus dem Un­ter­land? Es beugt sich zu mir nie­der ein lie­bes, schö­nes Ge­sicht . . Glaubst Du, ich ken­ne Dich nicht, Sän­ge­rin mei­ner Lie­der? Du bist ja, wo ich bin, mein bes­ter Ka­me­ra­de! Bei Dir trifft mich kein Scha­de, mei­ne Her­zens­kö­ni­gin! »Du flo­hest aus Fins­ter­nis­sen, müh­sa­men Mu­tes, ich weiß es. Du hast zer­ris­sen Dein Herz, Dein hei­ßes, und bei dem Leuch­ten Dei­nes Blu­tes bist Du den dunklen Pfad wei­ter ge­tre­ten, bis Du mich fan­dest und mit tie­fen Ge­be­ten mich an Dich ban­dest, daß ich Dich lieb­ge­wann, dem rin­gen­den Mann ein treu­er Ka­me­rad. Du brachst ur­al­te Ket­ten und kamst heu­te Nacht in mein Reich. Ich will Dich bet­ten an mei­ner Brust warm und weich, in Träu­me­pracht Dei­ne See­le ver­zücken: der gan­zen Welt Au­ßen und In­nen sei Dei­nem Sin­nen preis­ge­stellt. Magst sie schmücken mit la­chen­der Lust, magst sie tau­send­fach deu­ten und tau­fen, mit Berg und Wald, mit Wie­se und Bach, mit Wol­ken und Win­den, mit Ster­nen­hau­fen Dein Spiel trei­ben, Dei­nen Spaß fin­den; brauchst nicht zu blei­ben an ei­nem Ort; magst die Welt bis zu Ende lau­fen; denn Hier oder Dort, wo Du auch seist, wo sich das Him­mels­zelt über die Erde spannt: das sei Dei­nem Geist Phan­ta’s Schloß ge­nannt.« Schnel­ler strömt des Blu­tes Fluß, Won­ne mich durch­schau­ert, auf mei­nen Lip­pen dau­ert se­kun­den­lang Dein sü­ßer Kuß. Nun nimm mich ganz, und tra­ge mein Fra­gen mit Ge­duld! Für al­les, was ich nun sage, trägst Du fort­an die Schuld.

Phanta’s Schloß

Die Au­gen­li­der schlag ich auf. Ich hab so groß und schön ge­träumt, daß noch mein Blick in sei­nem Lauf als wie ein mü­der Wand­rer säumt. Schon wer­den fern im gel­ben Ost die Son­nen­ros­se auf­ge­zäumt. Von ih­ren Mäh­nen flie­ßen Feu­er, und Feu­er stiebt von ih­rem Huf. Hin­ab zur Ebne kriecht der Frost. Und von der Ber­ge Hoch­ge­mäu­er er­tönt der Aare Mor­gen­ruf. Nun wach ich ganz. Vor mei­ner Schau er­wölbt azurn sich ein Palast. Es bleicht der Fel­sen­flie­sen Grau und lädt den Pur­pur sich zu Gast. Des Quell­ge­äders dump­fes Blau ver­blitzt in heitren Sil­ber­glast. Und lang­sam taucht aus fah­ler Nacht der Eb­nen bun­te Tep­pich­pracht. All dies mein Lehn aus Phan­ta’s Hand! Ein Kö­nig ich ob Meer und Land, ob Wol­ken­raum, ob Fir­ma­ment! Ein Gott, des Reich nicht Gren­ze kennt. Dies al­les mein! Wo­hin ich schrei­te, be­grüßt mich die­nend die Na­tur: ein Nym­phen­heer ge­biert die Flur aus ih­rem Schoß mir zum Ge­lei­te; und Göt­ter stei­gen aus der Wei­te des Alls her­ab auf mei­ne Spur. Das mäch­tigs­te, das feins­te Klin­gen ent­lauscht dem Er­den­rund mein Ohr. Es hört die Mee­re don­nernd sprin­gen den fels­ge­kränz­ten Strand em­por, es hört der Men­schen­stim­men Chor und hört der Vö­gel hel­les Sin­gen, der Quel­len schüch­ter­nen Te­nor, der Wäl­der Baß, der Glo­cken Schwin­gen. Das ist das große Ta­fel­lied in Phan­ta’s Schloß, die Mit­tags­wei­se. Vom Fu­gen­werk der Sphä­ren-Krei­se zwar frei­lich nur ein kleins­tes Glied. Erst wenn mit brei­ten Ne­bel­strei­fen des Abends Hand die Welt ver­hängt und mei­ner Sin­ne maß­los Schwei­fen in en­ge­re Be­zir­ke zwängt -- wenn sich die Däm­me­run­gen schür­zen zum wal­len­den Ge­wand der Nacht und aus der Him­mel Kra­ter­schacht Le­gio­nen Strah­len­strö­me stür­zen -- wenn die Ge­fil­de hei­lig stumm, und al­les Sein ein tiefer Frie­de -- dann erst er­bebt vom Wel­ten­lie­de, vom Sphä­ren­klang mein Hei­lig­tum. Auf Sil­ber­wel­len kommt ge­gan­gen un­sag­bar süße Har­mo­nie, in eine Wei­se ein­ge­fan­gen, un­end­lich­fa­che Me­lo­die. Dem schei­det ir­di­sches Ver­lan­gen, der sol­cher Schön­heit bog das Knie. Ein Tän­zer, wiegt sich, ohne Ban­gen, sein Geist in se­li­ger Eu­ryth­mie. Oh selt­sam Schloß! bald kup­pel­präch­tig ge­wölbt aus kla­rem Äther­blau; bald ein aus Qua­dern, ne­bel­näch­tig, um Ber­ges­haupt ge­türm­ter Bau; bald ein von Sil­be­ram­pel­däm­mer des Monds durch­wob­nes Schlaf­ge­mach; und bald ein Dom, von des­sen Dach durch blei­che Weih­rauch-Wol­ken­läm­mer Stern­mus­ter fun­keln, tau­send­fach! Das stil­le Haupt in Phan­ta’s Scho­ße, er­wart ich träu­mend Mit­ter­nacht: -- da hat der Sturm mit rau­hem Sto­ße die Kup­pel­fens­ter zu­ge­kracht. Kris­tall­ner Ha­gel glit­zert nie­der, die Wol­ken fal­ten sich zum Zelt. Und Geis­ter­hand ent­rückt mich wie­der hin­über in des Schlum­mers Welt.

Sonnenaufgang

Wer dich ein­mal sah vom Söl­ler des Hoch­ge­birgs, am Saum der Lan­de em­por­stei­gen, aus schwar­zem Wald­schoß em­por­ge­bo­ren, oder pur­pur­nen Mee­ren dich leicht ent­wie­gend -- wer dich ein­mal sah die bräut­li­che Erde auf­küs­sen aus Mor­gen­träu­men, bis sie, von dei­ner Schwü­re Flam­me­no­dem heiß er­rö­tend, dir ent­ge­gen­blüh­te, in der zit­tern­den Scham, in dem ah­nen­den Ju­bel jung­fräu­li­cher Lie­be -- der brei­tet die Arme nach dir aus, dem lö­sest die See­le du in Seuf­zer tiefer Er­grif­fen­heit, oh, der be­tet dich an, wenn be­ten heißt: zu dei­ner le­ben­schaf­fen­den Glu­ten­lie­be ein Ja und Amen jauch­zen wenn be­ten heißt: in den Äther­wel­len des Alls be­wußt mit­schwin­gen, eins mit der Ewig­keit, leib­ver­ges­sen, zeit­los, in sich der Ewig­keit flu­ten­de Ak­kor­de -- wenn be­ten heißt: stumm wer­den in Dan­ke­s­ar­mut, wort­los sich seg­nen las­sen, nur Empfan­gen­der, nur Ge­lieb­ter . . . Wer dich ein­mal sah vom Söl­ler des Hoch­ge­birgs!

Wolkenspiele

I.

Eine große schwar­ze Kat­ze schleicht über den Him­mel. Zu­wei­len krümmt sie sich zor­nig auf. Dann wie­der streckt sie sich lang, lau­ernd, sprung­har­rend. Ob ihr die Son­ne wohl, die fern im West lang­sam sich fort­s­tiehlt, ein bun­ter Vo­gel dünkt? Ein pur­pur­ner Ko­li­bri, oder gar ein schim­mern­der Pa­pa­gei? Lüs­tern dehnt sie sich lang und län­ger, und Phos­phor­ge­leucht zuckt breit über das dunkle Fell der gier­zit­tern­den Kat­ze.

II.

Es ist, als hät­te die Kö­chin des großen Pan –– und warum soll­te der große Pan kei­ne Kö­chin ha­ben? Eine Leib­nym­phe, die ihm in Kra­tern und Glet­scher­töp­fen köst­li­che Bis­sen brät und ihm des Win­ters Gey­sir-Pün­sche sorg­lich kre­denzt? -- Als hät­te die­se Kö­chin eine Schüs­sel mit Rot­kohl an die Mes­sing­wand des Abend­him­mels ge­schleu­dert. Vi­el­leicht im Zorn, weil ihn der große Pan nicht es­sen woll­te . . .

III.

Wä­sche ist heu­te wohl, große Wä­sche, dro­ben im Him­mel­reich. Denn seht nur, seht! wie vie­le Hemd­lein, Hös­lein, Röck­lein, und zier­li­che St­rümpf­lein die gute Schaff­ne­rin über die blaue Him­mels­wie­se zum Trock­nen brei­tet. Die klei­nen Ni­xen, Gno­men, El­ben, En­gel­chen, Teu­fel­chen, oder wie sie ihr Va­ter nennt, lie­gen wohl alle nun in ih­ren Bett­chen, bis ans Kinn die De­cken ge­zo­gen, und sehn­lich lu­gend, ob denn die Alte ih­ren ein­zi­gen Staat, ihre wei­ßen Kleid­chen, nicht bald ih­nen wie­der­brin­ge. Die aber legt ernst und be­däch­tig ein Stück nach dem an­dern noch auf den Ra­sen.

IV.

Wie sie Bal­let tan­zen, die lo­sen Pan­stöch­ter! Sie ma­chen Pho­ebus den Ab­schied schwer, daß er den Trab sei­ner Hengs­te zum Schritt ver­zö­gert. Schmieg­sam, wieg­sam wer­fen und wie­gen die ro­si­gen Schlei­er sie zier­lich sich zu, schür­zen sie hoch em­por, nei­gen sie tief hin­ab, drehn sich die we­hen­de Sei­de ums Haupt. Und Pho­ebus Apol­lo! Be­zau­bert ver­gißt er des hei­li­gen Amts, springt vom Ge­fährt und treibt das Ge­spann, den Rest der Rei­se al­lein zu vollen­den. Er sel­ber, gehüllt in den grau­en Man­tel der Dämm­rung, eilt voll Sehn­sucht zu­rück zu den lieb­li­chen, lo­cken­den Tän­ze­rin­nen. Zü­gel­los ra­sen die Ros­se von dan­nen. Der Gott erschrickt: Dort ent­schwin­det sein Wa­gen, und hier -- ha­ben die schel­mi­schen Töch­ter des Pan sich in wa­schen­de Mäg­de ver­wan­delt. Durch rie­si­ge Trö­ge zie­hen sie wei­ße, damp­fen­de Lin­nen und hän­gen sie rings auf Fel­sen und Bäu­men zum Tro­cke­nen auf und le­gen sie weit gleich ei­nem Schutz­wall auf Wie­sen und Fel­der. Rat­los steht der gefopp­te Gott. Und lei­se ki­chern die Blät­ter im Win­de.

V.

Düs­te­re Wol­ke, die du, ein Rie­sen­fal­ter, um der abend­rot­glü­hen­den Ber­ge star­ren­de Tan­nen wie um die Staub­fä­den blu­ti­ger Li­li­en schwebst: Dein Dun­kel re­det vom Leid der Welt. Wel­chen Ta­les Trä­nen hast du ge­so­gen? Wie viel angst­vol­ler Seuf­zer hei­ßen Hauch trankst du in dich? Düs­te­re Wol­ke, wo­hin schüt­test die Zäh­ren du wie­der aus? Schüt­te sie doch hin­aus in die Ewig­keit! Denn wenn sie wie­der zur Erde fal­len, zeu­gen sie neue aus ih­rem Sa­men. Nie dann blei­ben der Sterb­li­chen Au­gen tro­cken. Ach! da wirfst du sie schon in den Ab­grund . . . Arme Erde, im­mer wie­der aufs Neue ge­tauft in den ei­ge­nen Trä­nen!

VI.

Oh, oh! Zür­nen­der Gott, schla­ge doch nicht Dei­ne himm­li­sche Har­fe ganz in Stücke! Dump­fe Don­ne­r­ak­kor­de reißt her­risch Dein Plek­tron. Zick, zack schnel­len die sprin­gen­den Sai­ten mit sin­gen­dem Sau­sen sil­ber­grell über die Him­mel hin. Holst Du auch man­che der Flücht­lin­ge wie­der zu­rück, vie­le fal­len doch glei­ßend zur Erde nie­der, ra­gen­den Rie­sen des Tanns um den stöh­nen­den Leib sich wir­belnd, oder in zi­schen­der Flut sich für ewig ein Grab er­kie­send. Zür­nen­der Gott! Wie lan­ge: Da hast Du Dein Sai­ten­spiel kläg­lich zer­bro­chen, und kein Sterb­li­cher denkt mehr Dei­ner, des grol­len­den Rhap­so­den Zeus-Od­hin-Je­ho­vah.

Sonnenuntergang

Am Un­ter­saum des Wol­ken­vor­hangs hängt der Son­ne pur­pur­ne Ku­gel. Lang­sam zieht ihn die gol­de­ne Last zur Erde nie­der, bis die bun­ten Fal­ten das rot­auf­zu­cken­de Grau des Mee­res be­rüh­ren. Aus­ge­rollt ist der ge­wal­ti­ge Vor­hang. Der tief­blaue Grund, un­ten mit leuch­ten­den Far­ben breit ge­deckt, bricht dar­über in mäch­ti­ger Flä­che her­vor, karg mit ver­rö­ten­den Wol­ken­guir­lan­den durchrankt und mit sil­ber­nen Stern­chen glit­zernd durch­sät. Aus schim­mern­den Punk­ten schau ich das Bild ei­ner ru­hen­den Sphinx kunst­voll ge­stickt. Eine An­ker­ku­gel, liegt die Son­ne im Meer. Das ein­tau­chen­de Tuch, schwer von der Näs­se, dehnt sich hin­ein in die Flut. Die Far­ben blas­sen, mäh­lig ver­wa­schen. Und bald strahlt vom Him­mel zur Erde nur noch der tie­fe, sat­te Ton blauschwar­zer Sei­de.

Homo Imperator

Ge­wan­dert bin ich auf an­de­re Gip­fel, de­ren Rie­sen­fü­ße, das Meer, wie ein Hund, de­mü­tig leckt; an de­ren Knö­cheln es wohl auch manch­mal bel­lend hin­auf­springt, den brau­en­den Ne­beln nach, als sei­en die­se war­me Dämp­fe aus le­cke­ren Schüs­seln. Wär ich der Mond, der Hun­den ver­haß­te, ich hil­fe her­auf dir auf den Berg. Doch Ich bin der Mensch, las­se dich lä­chelnd un­ten kläf­fen und übe an dir Mei­nen gött­li­chen Spott. Denn sieh, du ar­mes, krau­ses Meer! was bist du denn ohne Mich? Ich gebe dir Na­men und Rang und Be­deu­tung, wand­le dich tau­send­falt nach Mei­nem Ge­lüst. Mei­ne Schön­heit, Mei­nen Witz hauch Ich als See­le dir ein, werf Ich dir um als Kleid: und also ge­schmückt wogst du und wiegst du dich vor dei­nem Kö­nig, ein treff­li­cher Tän­zer, braus­köp­fi­ger Va­sall! In Mei­ne hoh­le Hand zwing Ich hin­ein dich und schüt­te dich aus, ei­nem Ko­me­ten, der gra­de vor­bei­schießt aufs ei­li­ge Haupt. Wie einen Be­cher faß Ich dein Be­cken und brin­ge dich als Mor­gen­trunk Mei­nem Lieb­chen Phan­ta. In dein grau­es Me­gä­ren­haar greift Mein la­chen­der Über­mut und hält es ge­gen die Son­ne: Da wird es ei­tel Gold­haar und Sei­de. Und nun wie­der nenn Ich dich Jung­frau und Nym­phe und Göt­tin, und dei­ner dä­mo­ni­schen Lei­den­schaft sing Ich ein See­manns-Kla­ge­lied. Oder Ich deu­te den don­nern­den Prall dir aus als stöh­nen­de Sehn­sucht um Him­mels­glück, als wüh­len­den Groll, als heu­len­den Haß: So re­det Schwer­mut, flug­ohn­mäch­tig, wenn sie der Krampf der Verzweif­lung zu ja­gen­den Fie­ber­schau­ern schüt­telt. Aber du drohst: »Eit­ler Prah­ler, brei­te die Arme nur aus, und komm an mein nas­ses Herz! Dann wirst du kun­den, wer grö­ßer und mäch­ti­ger, du oder ich!« Dro­he mir im­mer, doch wis­se: Die Stun­de, da du Mich sinn­lo­sen Zor­nes ver­schlingst, tö­tet auch dich. Ein kal­tes, to­tes Nichts, wert­los, na­men­los, magst du dann in die Ewig­keit star­ren, ent­seelt, ent­göt­tert. Denn Ich, der Mensch, bin dei­ne See­le, bin dein Herr und Gott, wie Ich des gan­zen Alls See­le und Gott­heit bin, Mit Mir ver­ge­hen Na­men und Wer­te. Leer steht die Hal­le der Welt, schied Ich dar­aus. Gleich un­er­meß­li­chem Äther füllt Mein Geist den Raum: In Sei­nen Wel­len al­lein leuch­tend, tö­nend, schwingt der un­end­li­che Stoff. Eine Har­fe bin Ich in tau­send Hau­chen. Zer­trüm­me­re Mich: das Lied ist aus.

Kosmogonie

Ewi­ges Fir­ma­ment, mit den feu­ri­gen Spie­len dei­ner Gestir­ne, wie bist du ent­stan­den? Du blau­er Sam­met! Welch flei­ßi­ge Göt­tin hat sich auf dir mit gold­nen und sil­ber­nen Kreuz­stich­mus­tern ver­ewigt? Wie! oder wä­ren die Ster­ne Per­len, ta­ges­über in Wol­ken­mu­scheln ge­bet­tet: Aber des Nachts tuen die Scha­len sich auf, und aus den schwar­zen, an­gel­s­pot­ten­den Tie­fen em­por la­chen und fun­keln die schim­mern­den Schät­ze des Meers Unend­lich­keit? Oft auch ist mir, ein mäch­tig ge­wölb­ter kris­tal­le­ner Spie­gel sei die­ser Him­mel, und was wir stau­nend Gestir­ne nen­nen, das sei­en Mil­lio­nen an­däch­ti­ger Au­gen, die strah­lend in sei­nem Dun­kel sich spie­geln. Oder wölbt ei­nes Ker­kers bläu­li­che Fins­ter­nis feind­lich sich über uns? Von un­ge­zähl­ten Ge­dan­ken­pfei­len durch­bohrt, die von em­pör­ter Seh­ne der su­chen­de Men­schen­geist rings um sich ge­streut: Das Licht der Er­kennt­nis aber, die Son­ne der Frei­heit, quillt leuch­tend durch die zer­schos­se­nen Wän­de. Nein, nein! . . Mit spot­ten­den Au­gen blinzt die Unend­lich­keit auf den sterb­li­chen Rät­sel­ra­ter . . . Und den­noch rat ich das tie­fe Ge­heim­nis! Denn bei Phan­ta ist nichts un­mög­lich. –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– In der lee­ren, dröh­nen­den Hal­le des Alls rausch­te der Gott der Fins­ter­nis mit schwar­zen, schlep­pen­den Fit­ti­chen grol­lend da­hin. So flü­gel­schlug der düs­te­re Dä­mon schon seit Ao­nen: An sei­ner See­le fraß das Nichts. Um­sonst grif­fen die Pran­ken sei­nes wüh­len­den Schaf­fens­wahn­sinns hin­aus in die un­säg­li­che Lee­re. Vom ei­ge­nen Lei­be muß­te er neh­men, woll­te er schaf­fen --: das hat­te ihn jüngst quä­lend durch­zuckt. Und nun rang und rang er ge­gen sich sel­ber, der ein­sa­me Welt­geist, daß er sich selbst ver­stümm­le. Bis sein Wol­len, ein Löwe, in sei­ner See­le auf­stand und ihm die Hand ans Auge zwang, daß sie es aus­riß mit ra­sen­dem Ruck. Strö­me Blu­tes schos­sen nach. Der brül­len­de Gott aber krampf­te in sinn­lo­ser Qual die Faust um das Auge, daß es zwi­schen den Fin­gern per­lend her­aus­quoll. Den glän­zen­den Trop­fen­re­gen ris­sen die fal­len­den Schlei­er des Bluts in wir­rem Wir­bel­tan­ze hin­ab, hin­aus in die ei­si­gen Näch­te des un­aus­gründ­li­chen Raums. Und die per­len­be­sä­ten blu­ti­gen Schlei­er ka­men in ewi­gem Kreis­lauf wie­der, schlan­gen er­sti­ckend sich um des flüch­ten­den Got­tes Haupt, zerr­ten ihn mit sich, war­fen ihn aus, ein re­gel­lo­ses, to­ben­des Cha­os. Tie­fer noch zürn­te der gram­volle Gott. Nicht Schöp­fer und Herr­scher, Spiel­ball war er ge­wor­den, weil er, vom Schmerz be­wäl­tigt, den hei­li­gen Le­bens­stoff, statt ihn zu for­men, zer­stört. Äo­nen hin­durch trug er die Mar­ter der glü­hen­den Schlei­er, litt er in sei­ner ei­ge­nen Höl­le. Dann aber stand zum an­de­ren Male sein Wol­len, ein Löwe, in sei­ner See­le auf. Sie­ben Kreis­läu­fe des Cha­os rang er und rang er noch, und dann gab er den Arm dem Wol­len frei. Und er nahm sich auch noch das an­de­re Auge aus dem un­s­terb­li­chen Got­tes­haupt und warf die blut­über­ström­te, un­ver­sehr­te Ku­gel mit­ten hin­ein ins un­end­li­che All. Da stand sie, glü­hend, in un­er­meß­li­cher Pur­pur­rün­dung, und sam­mel­te um sich die tan­zen­den Blut­ne­bel, daß sie, ein ein­zi­ger Rie­sen­ring von Flam­menschlei­ern, um den ge­mein­sa­men Kern sich wan­den und kreis­ten. Der blin­de Gott aber saß und lausch­te dem Sau­sen der Glut. Äo­nen kreis­te der Ring: Dann zer­riß er. Und um die gla­si­gen Per­len des zer­krampf­ten Au­ges ball­ten sich Bäl­le ko­chen­den Bluts, glü­hen­de, leuch­ten­de Blut­son­nen, und an­de­re Bäl­le, die un­ter ro­ten Dampf­hül­len lang­sam ge­ran­nen. Durch die Unend­lich­keit schwan­gen sich zahl­lo­se Rei­gen zahl­lo­ser Wel­ten in tö­nen­der Ord­nung um das ge­op­fer­te, hei­le Auge. Der blin­de Gott aber lausch­te dem Klang der Sphä­ren, die sei­nen Preis jauchz­ten, den Preis des Schaf­fen­den, und flog tas­tend mit sei­nen schwar­zen, schlep­pen­den Fit­ti­chen durch sei­ne Schöp­fung, ein Schre­cken den Men­sch­lein auf al­len Ge­sti­men, der große Lu­ci­fer.

Das Hohelied

Sin­gen will ich den Hoch­ge­sang, den mit Stern­gold­let­tern der hei­li­ge Geist der Er­kennt­nis in den schwar­zen Rie­sen­schie­fer mäch­ti­gen Fir­ma­ments leuch­tend ge­gra­ben, den jauch­zen­den Hoch­ge­sang, des Kehr­reim von zahl­lo­sen Chö­ren von Welt­en­ge­schlech­tern das All durch­tönt: Auf al­len Ster­nen ist Lie­be! Sie­he, ich maß auf dem Feu­er­fit­tich ra­scher Ko­me­ten die Bah­nen der Ewig­keit, durch tau­send Pla­ne­ten­rei­gen flog ich zit­tern­den Geis­tes, späh­te und lausch­te hin­ab auf die krei­sen­den Bäl­le mit über­ir­di­schen Sehn­sucht­sin­nen. Und ent­ge­gen schwoll mir al­lewig aus un­zähl­ba­rer Le­ben­den Brüs­ten: Auf al­len Ster­nen ist Lie­be! Sahst du je ein lie­ben­des Paar sich ver­ei­nen zu se­li­gem Kuß, sahst du je der Mut­ter­lip­pe stum­mes Se­gen­ge­bet des Kin­des rei­nen Schei­tel in­brüns­tig wei­hen, sahst du je die stil­le Flam­me hei­li­ger Freund­schaft im Kus­se bren­nen -- oh dann sang auch dei­ne See­le, stam­mel­te schau­ernd die süße Ge­wiß­heit: Auf al­len Ster­nen ist Lie­be! Trun­ken bin ich von die­sem Lie­de, das aus der Har­fe der Ewig­keit hallt. Oh mei­ne Brü­der auf wan­deln­den Wel­ten, de­ren Son­nen pur­pur­ne Krän­ze um die Mut­ter­son­ne des Alls ewi­gen Rhyth­mus’ Sturm­schwung reißt, grü­ßen laßt euch durch Äo­nen! Tau­send­ge­stal­ti­ger Sterb­li­cher Hym­nen Ein’ ich des Men­schen­ge­schlechts Di­thy­ram­be. Auf al­len Ster­nen ist Lie­be! Lie­be! Lie­be! durch die Unend­lich­keit aus­ge­gos­sen, ein Strom er­lö­sen­den Lichts, in das Nichts, die Nacht der Her­zen dei­ne glü­hen­den Wo­gen schla­gend -- he­bend aus dem Dump­fen das Hei­li­ge -- aus dem Cha­os ret­tend und schaf­fend den Gott -- Gott­heit auf die Stirn dem Men­schen prä­gend und ins schim­mern­de Aug ihm Gott­heit sen­kend -- Lie­be! Lie­be! Auf al­len Ster­nen ist Lie­be! Lie­be! Lie­be! bist du die Mut­ter auch al­ler Schmer­zen, al­ler der Le­bens­qual, wer er­trägt um dich nicht al­les, stol­zen Mu­tes, ein Held, ein Rin­ger! Hei­lig spre­chen wir Haß und Leid und Schuld, denn wir las­sen von dir nicht, oh Lie­be! Trä­ges Ver­schlum­mern lockt uns nicht, Le­ben und Tod soll ewig dau­ern, denn wir wol­len dich ewig, oh Lie­be! Auf al­len Ster­nen ist Lie­be! Er­den wer­den zu Eis er­star­ren und in­ein­an­der stür­zen, Son­nen die ei­ge­ne Brut ver­schlin­gen, tau­send Ge­schlech­ter und aber tau­send wer­den in Staub und Asche fal­len: aber von Ewig­keit zu Ewig­keit bricht aus un­zäh­li­ger Le­ben­den Brüs­ten drei­mal hei­lig und hehr das hohe Lied, drei­mal hei­lig des Le­bens Preis­ge­sang: Auf al­len Ster­nen ist Lie­be!

Zwischen Weinen und Lachen

Zwi­schen Wei­nen und La­chen schwingt die Schau­kel des Le­bens. Zwi­schen Wei­nen und La­chen fliegt in ihr der Mensch. Eine Mond­göt­tin und eine Son­nen­göt­tin sto­ßen im Spiel sie hin­über, her­über. In der Mit­te ge­la­gert: Die brei­te Zone ein­tö­ni­ger Däm­me­rung. Hält das He­lios­kind schel­misch die Schau­kel an, über­mü­ti­ge Scher­ze, wei­che Glück­se­lig­keit dem Wie­ge-Gast ins Herz ju­belnd, dann färbt sich ro­sig, schwingt er zu­rück, das graue Zwie­licht, und jauch­zend schwört er dem gol­di­gen Da­sein dank­ba­re Treue. Hat ihn die ei­si­ge Hand der Se­le­ne­toch­ter be­rührt, hat ihn ihr star­res Aug, Tod und Ver­gäng­lich­keit re­dend, schau­er­lich an­ge­glast, dann senkt er das Haupt, und der Frost sei­ner See­le ruft nach er­lö­sen­den Trä­nen. Asch­fahl und freud­los nüch­tert ihm nun das Däm­mer ent­ge­gen. Wie dünkt ihm die Welt nun öde und schal. Aber je hö­her die eine Göt­tin die Schau­kel zu sich em­por­zieht -- je hö­her schießt sie auch drü­ben em­por. Höchs­tes La­chen und höchs­tes Wei­nen,ei­nes Schau­kel­schwungs Gip­fel sind sie. Wenn die Himm­li­schen end­lich des Spie­les müde, dann wiegt sie sich lang­sam aus. Und zu­letzt steht sie still und mit ihr das Herz des, der in ihr saß. Zwi­schen Wei­nen und La­chen schwingt die Schau­kel des Le­bens. Zwi­schen Wei­nen und La­chen fliegt in ihr der Mensch.

Im Tann

Ges­tern bin ich weit ge­stie­gen, ab­wärts, auf­wärts, kreuz und quer; und am Ende, glie­der­schwer, blieb im Tan­nen­forst ich lie­gen. Weil’ ich gern in heit­rer Bu­chen son­nen­grü­nem Fei­er­lich­te, lie­ber noch, wo Tann und Fich­te ker­zen­starr den Him­mel su­chen. Auf­recht wird mir selbst die See­le, läuft mein Aug em­por den Stamm: Wie ein Kriegs­volk, straff und stramm, stehn sie da, ohn Furcht und Feh­le; ernst, in selbst­ge­woll­ter Buße, nicht zur Rech­ten nicht zur Lin­ken: wer der Son­ne Kuß will trin­ken, hat im Däm­mer kei­ne Muße. Denk­sam saß ich. Moo­se stach ich aus des Wald­grunds brau­nem Tuch. Und der fri­sche Erd­ge­ruch tat mir wohl, und hei­ter sprach ich: Wahr­lich, ich ver­gleich euch Rie­sen un­er­bitt­li­chen Ge­dan­ken, die sich ohne weich­lich Wan­ken Hö­hen­luft der Wahr­heit kie­sen. Phi­lo­so­phin Mut­ter Erde hat euch klar und schlicht ge­dacht, jeg­li­chem zu Lehr und Acht, wie man teil des Lich­tes wer­de. Stolz aus lau­em Däm­mer flüch­ten, Rast und Ab­weg herb ver­ach­ten, nur das eine Ziel er­trach­ten -- also muß der Geist sich züch­ten. Lang noch an den schlan­ken Fich­ten sah ich auf mit erns­tem Sinn. Erde! Gro­ße Meis­te­rin bist du mir im Un­ter­rich­ten! Bes­ser als Fo­li­an­ten leh­ren, lehrst mich du, so­lang mein Le­ben. Uner­schöpf­lich ist dein Ge­ben, doch noch tiefer mein Ver­eh­ren.

Der zertrümmerte Spiegel

Am Him­mel steht ein Spie­gel, rie­sen­groß. Ein Wun­der­land, im klars­ten Son­nen­lich­te, ent­wächst be­rückend dem kris­tall­nen Schoß. Um bun­ter Tem­pel mar­mor­ne Ge­dich­te er­grünt ge­heim­nis­vol­ler Hai­ne Kranz; der Seen Sil­ber dunkle Käh­ne spal­ten, und wal­len­der Ge­wän­der hel­ler Glanz ver­rät dem Auge wan­deln­de Ge­stal­ten. Wohl kenn ich dich, du se­li­ges Ge­fild! . . Doch was in heit­rer Ruh er­glänzt dort oben, ist mehr als dein ge­treu­es Spie­gel­bild, ist Ir­di­sches zu Gött­li­chem er­ho­ben. Du zeigst ein fried­sam wol­ken­lo­ses Glück, um das um­sonst die Staub­ge­bor­nen wer­ben . . . Und doch! Auch du bist nur ein Sche­men­stück! Ein Hauch --: Du schläfst im Grund in tau­send Scher­ben. Ein Hauch! . . Von düstren Wol­ken löst ein Flug sich von der Fels­kluft Schau­tri­bü­nen­stu­fen. Um mei­nen Gip­fel streift ihr dump­fer Zug, als hät­te sie mein fürch­tend Herz ge­ru­fen. Hin­un­ter weist be­schwö­rend mei­ne Hand, in­des mein Aug nach oben bit­tet »Blei­be!« Um­sonst! Ein Stoß zer­malmt des Spie­gels Rand, und don­nernd bäumt sich die ge­wal­ti­ge Schei­be und stürzt, von tau­send Sprün­gen über­z­ackt, mit fürch­ter­li­chem To­sen in die Tie­fen. Der Ab­grund schreit, von wil­dem Graun ge­packt. Blut­über­strömt die Wol­ken tal­wärts trie­fen. Fahl­grü­ner Sp­lit­ter­re­gen spritzt um­her, den Leib der Nacht zer­schnei­dend und zer­flei­schend. Mord­brül­lend wühlt der Sturm im Ne­bel­meer und heult in jede Höh­le, wol­lust­krei­schend. Der Ber­ge Adern schwel­len, bre­chen auf und schäu­men graue Fül­le ins Ge­klüf­te. Ihr Flut­sturz reißt ver­streu­ter Scher­ben Hauf un­hemm­bar mit in fin­stre Wald­nacht­grüf­te. Es wogt der Fors­ten nas­ses Kro­nen­haar, durch­blen­det von de­mant­nem Pfeil­ge­wim­mel . . Doch um die Hö­hen wird es lang­sam klar, durch Trä­nen lä­chelt der be­raub­te Him­mel. Und bald ver­blitzt der letz­ten Scher­be Schein, zum Grund ge­fegt vom Sturm- und Wel­len­tan­ze. Nur fei­ner Glas­staub deckt noch Baum und Stein und fun­kelt tau­send­fach im Son­nenglanze . . . Ich schau, ich sin­ne, hab der Zeit nicht acht --: Den Tag ver­scheuch­te längst der Schat­ten­rie­se. Und aus der Tie­fe pre­di­gen durch die Nacht die Fäl­le vom ver­sun­knen Pa­ra­die­se.

Das Kreuz

Die ge­stürz­ten En­gel schwe­ben um den Berg. Mit wei­ßen, blei­er­nen Rie­sen­fit­ti­chen schleicht ihr Flug aus den Ta­len, daß er die Hö­hen der Erde auch to­des­käl­tend über­fins­te­re, daß im Schwei­gen der Nacht end­lich das Le­ben st­er­be. Le­ben­di­ge Flam­men ent­rief ich dem Fels zum Schut­ze. In gol­de­nem Zorn leuch­tet das Berg­haupt. Aber die hei­ßes­te Stirn, das glü­hends­te Aug ist nicht lan­ge ge­feit, wo sol­cher Flü­gel grab­kal­te Bahr­tü­cher der Ver­nich­tung ei­si­ge Schau­er ins Haupt schat­ten. Und fah­les Grau­en würgt mir die Keh­le und reißt einen Schrei mir aus der Brust und wirft ihn hin­aus in die Fins­ter­nis­se . . Vom grau­en Fit­tich­ge­wöl­be fällt er ohn­mäch­tig in mich zu­rück. Im Schein der müh­sam kämp­fen­den Lohe tre­te ich, halb von Sin­nen, zum Ran­de des Ab­grunds und brei­te, wie prü­fend, die Arme aus. Da zu­cken die Ne­bel­ge­spens­ter grau­sen­ge­packt zu­sam­men. Ihr schnü­ren­der Rei­gen löst sich, zer­streut sich. In wil­dem Ent­set­zen ra­sen heu­lend die Sa­ta­ne um den Gip­fel. Ich aber er­ken­ne auf der zit­tern­den Wand ih­rer Flü­gel­flucht ein mäch­ti­ges, schwar­zes Kreuz. Mei­nes Kör­pers kreuz­för­mi­ger Schat­te quält tri­um­phie­rend die En­gel des To­des hin­weg, hin­ab, zu­rück in ihr trau­ri­ges Reich. Ich ste­he noch lan­ge, die Arme ge­brei­tet, doch nicht mehr in Angst noch als Wehr, nein! jetzt als Gruß und hei­li­ge Ehrung den tau­send lä­cheln­den Lichtau­gen des un­s­terb­li­chen Alls.

Die Versuchung

Der alte, ehr­wür­di­ge Herr mit dem großen Bart war heu­te bei mir. »Ich habe dich ges­tern ge­ret­tet!« sag­te er freund­lich. »Den Ein­fall, die Arme zur Kreuz­form zu stre­cken, hab ich dir ge­steckt.« Ich schüt­tel­te dank­bar die bie­de­re Rech­te. Er aber droh­te mir mit dem Fin­ger: »Ein Schelm bleibst du doch! Ich traue dir nicht. Doch höre!« Und er kniff mir den Arm und zeig­te mir rings die Lan­de --: »Dies al­les soll dein sein, wenn du hier hin­fällst und mich an­be­test.« Der Arme, er wuß­te nicht, daß Erde und Him­mel durch Phan­ta längst mein war. »Nun, willst du nicht?« rief er halb ängst­lich halb är­ger­lich. Ich aber mach­te ihm schnell eine kal­te Kom­pres­se um die er­hitz­ten Schlä­fen und führ­te ihn sorg­sam den Berg hin­un­ter. Auf hal­ber Höhe traf ich den großen Pan. Er woll­te ge­ra­de eine Wind­ho­sen-Or­gel bau­en. Doch ich ent­riß ihn dem küh­nen Pro­jek­te und stell­te ihm sei­nen grei­sen Kol­le­gen vor. »Alte Be­kannt­schaft!«, rief Pan und zog die krum­me Nase miß­mu­tig noch krüm­mer. »Vi­el­leicht hilft er dir bei der Wind­ho­sen-Or­gel!« schlug ich be­gü­ti­gend vor. Das leuch­te­te ein. Arm in Arm zo­gen die bei­den ab. Ich aber stieg, ein frei­er, glück­se­li­ger Mensch, sin­gend wie­der em­por auf mei­ne herr­li­chen, kla­ren, ein­sa­men Hö­hen.

Der Nachtwandler

Sanf­ter Mond­se­gen über den Lan­den. Schlaf­stumm Ber­ge, Wäl­der, Tale. In den Hüt­ten er­stor­ben die Her­de; an den Her­den ein­ge­nick­te Groß­müt­ter, zu de­ren Knie­en off­ne En­kel-Mäu­ler­chen un­ter ver­häng­ten Aug­lein at­men. Auf Dau­nen und Stroh­sack schnar­chen­des Las­ter, schnar­chen­de Tu­gend. Wa­chend al­lein: Die­be, Dich­ter, Wäch­ter der Nacht, und auf Gas­sen, in Gär­ten und in ver­schwie­ge­nen Kam­mern lis­peln­de Lie­be. Sanf­ter Mond! du seg­nest, weil du nichts andres kannst. Aber am Her­zen zeh­ren dir Neid und Groll, weil die Men­schen dich also miß­ach­ten, daß sie zu Bett gehn, wenn du kommst. Är­ger­lich ziehn sie die Vor­hän­ge zu: und du stehst drau­ßen und -- seg­nest mil­de dei­ne Veräch­ter. Sanf­ter Mond! manch­mal auch lu­gen Herr­scher­ge­lüs­te ge­fähr­lich vor un­ter dei­ner De­mut. Dann rufst du in ver­träum­te Ge­hir­ne: »Auf! auf! Ich bin die Son­ne! Kommt: es ist Tag!« Und der blö­den Schlä­fer glaubt es dir man­cher und steigt ernst­haft aus sei­nen Kis­sen und geht gra­vi­tä­tisch über die Dä­cher. Scheel se­hen die Ka­ter ihn an. Er aber wan­delt und klet­tert, als hätt ihm sein Arzt die Al­pen ver­schrie­ben. Wie? Freund­chen! Hätt ich dich heut gar er­tappt? Mir dünkt, da un­ten käm solch ein Wand­ler! Ar­mer Fremd­ling, –– bes­ser: Hemd­ling --, wer bist du? Wel­chem Bet­te ent­flohst du? Op­fer­lamm mond­li­cher Lüs­tern­heit, mei­len­weit mußt du ge­wan­dert sein! Re­det er nicht im Schlaf? horch! »Wer ich bin? . . . Eine le­ben­di­ge Lit­faß-Säu­le Eti­ket­tiert von oben bis un­ten: -- Staats­bür­ger, Ge­mein­de­mit­glied, Pro­tes­tant, Haus­be­sit­zer, Ehe­mann, Fa­mi­li­en­va­ter, Ver­eins­vor­stand, Re­ser­ve­leut­nant, Agra­ri­er, Christ­li­cher Ger­ma­ne, An­ti­se­mit, Deutsch­bünd­ler, So­zial­mon­ar­chist, Bi­me­tal­list, Wa­gne­ria­ner, An­ti­na­tu­ra­list, Spi­ri­tist, Kneip­pia­ner, Tem­pe­renz­ler --« »Wie!«, ruf ich, »und nie Mensch?« Aber da reißt der Schlä­fer die Au­gen auf, und -- »Mensch?« von ver­zerr­ten Lip­pen heu­lend, stürzt er, fehl­tre­tend, die Fels­wand hin­ab, von Za­cke zu Za­cke im Bo­gen ge­schleu­dert. Ich aber, ich »Mör­der«, muß un­bän­dig la­chen. Ich kann nicht an­ders -- Gott hel­fe dem Ar­men! Amen!

Andre Zeiten, andre Drachen

Im­mer nicht an Mond und Ster­ne mag ich mei­ne Bli­cke hän­gen --: Ach man kann mit Mond und Ster­nen, Wol­ken, Fel­sen, Wäl­dern, Bä­chen all­zu­leicht­lich ko­ket­tie­ren, hat man solch ein schel­misch Weib­chen stets um sich wie Phan­ta Sia. Da­rum senk ich heut be­schei­den mei­ne Au­gen in die Tie­fe. Hier und da ein Hüt­ten­licht­lein; auch ein Feu­er, dran sich Hir­ten nächt­li­che Kar­tof­feln bra­ten -- we­nig sonst im dunklen Grun­de. Doch! da drun­ten seh ich eine gold­ge­schupp­te Schlan­ge krie­chen . . . Ho­chro­man­ti­sches Er­späh­nis! Kommst du wie­der, trau­tes Ges­tern, da die Dra­chen mit den Kü­hen fried­lich auf den Al­men gras­ten, wenn sie nicht grad Flam­men spei­en oder Rit­ter fres­sen muß­ten -- da der Lind­wurm in den Eng­paß sei­nen Boa-Hals hin­ab­hing und mit grü­nem Au­gen­auf­schlag Dame, Knapp und Maul­tier schmaus­te -- kommst du wie­der, trau­tes Ges­tern? Eit­le Fra­ge! Die­ses Schup­pen- Un­ge­tüm da drun­ten ist ein ganz mo­der­nes Fa­bel­we­sen, un­er­sätt­lich zwar, wie jene al­ten Schlan­gen, doch auch wie­der je­nem bra­ven Wal­fisch ähn­lich, der dem Jo­nas nur auf Tage sei­nen Bauch zur Her­berg an­bot. Feu­er­wurm, ich grü­ße froh dich von den Stu­fen mei­nes Schlos­ses! Denn ob man­cher dich auch schmä­he, als den Stö­rer stil­ler Lan­de, und die gel­ben Hum­peldra­chen, die noch blie­sen, noch nicht pfif­fen, wie­der­wünsch­te, -- ich be­ken­ne, daß ich stolz bin, dich zu schau­en. Hö­her schlägt mir oft das Her­ze, seh ich dich auf schma­len Pfa­den dei­ne Wucht in leich­ter Gra­zie mit dem Flug der Vö­gel mes­sen und mit Tri­um­pha­tor­po­se hal­lend durch die Näch­te tra­gen. Sinn­bild bist du mir und Gleich­nis Geis­tes­siegs ob Stof­fes­träg­heit! Gleich­nis bist du neu­er Zeit mir, die, jahr­tau­sen­dal­ter Kräf­te Er­bin, Samm­le­rin, sie spie­lend zwingt und formt, be­herrscht und lei­tet! And­re Zei­ten, and­re Dra­chen, and­re Dra­chen, and­re Mär­chen, and­re Mär­chen, and­re Müt­ter, and­re Müt­ter, and­re Ju­gend, and­re Ju­gend, and­re Män­ner --: Stark und stolz, ge­sund und fröh­lich, leich­ten, kampf­ge­üb­ten Geis­tes, über­win­der al­ler Schwer­heit, Sie­ger, Tän­zer, Spöt­ter, Göt­ter!

Die Weide am Bache

Weißt du noch, Phan­ta, wie wir jüngst eine Nya­de, eine der tau­send Göt­tin­nen der Nacht, bei ih­rem Abend­werk be­lausch­ten? Ei­ner Wei­de half sie, sorg­lich wie eine Mut­ter, ins Nacht­hemd, das sie zu­vor aus den Ne­bel-Lin­nen des Bachs kunst­voll ge­fer­tigt. Un­ge­schickt streck­te der Baum die Arme aus, hin­ein­zu­krie­chen ins Schlaf­ge­wand. Da warf es die Nym­phe lä­chelnd ihm über den Kopf, zog es her­ab, strich es ihm glatt an den Leib, knöpf­te an Hals und Hän­den es or­dent­lich zu und eil­te wei­ter. Die Wei­de aber, in ih­rem Nacht­kleid, sah ganz stolz em­por zu Luna. Und Luna lä­chel­te, und der Bach mur­mel­te, und wir bei­de, wir fan­den wie­der ein­mal die Welt sehr lus­tig.

Abenddämmerung

Eine run­ze­li­ge Alte, schleicht die Abend­däm­merung, ge­bück­ten Gan­ges durchs Ge­fild und sam­melt und sam­melt das letz­te Licht in ihre Schür­ze. Vom Wie­sen­rain, von den Hüt­ten­dä­chern, von den Stäm­men des Walds, nimmt sie es fort. Und dann hum­pelt sie müh­sam den Berg hin­auf und sam­melt und sam­melt die letz­te Son­ne in ihre Schür­ze. Dro­ben um­schlingt ihr mit Hal­sen und Küs­sen ihr Töch­ter­chen Nacht den Na­cken und greift be­gie­rig ins ängst­lich ver­schlos­se­ne Schurz­tuch. Als es sein Händ­chen wie­der her­aus­zieht, ist es schnee­weiß, als wär es mit Mehl rings über­pu­dert. Und die Klei­ne, längst ge­witzt, tupft mit dem nied­li­chen Zei­ge­fin­ger den gan­zen Him­mel voll und jauchzt laut auf in kind­li­cher Freu­de. Ganz un­ten aber macht sie einen großen, run­den Tup­fen -- das ist der Mond. Müt­ter­chen Däm­me­rung sieht ihr mit mil­dem Lä­cheln zu. Und dann geht es lang­sam zu Bet­te.

Augustnacht

Stil­le, herr­li­che Som­mer­nacht! Sil­ber­fisch­lein sprin­gen lus­tig in dem himm­li­schen Meer. Hochauf schnel­len die zier­li­chen Leib­chen sich, blitz­schnell wie­der ver­schwin­dend. Hin­ter grau­en Wol­ken­klip­pen gleißt es ver­däch­tig. Da kau­ert arg­lis­tig der Mann im Mond -- und fischt. Ver­stoh­le­ne, sei­de­ne An­gel­schnü­re wirft er hin­ab in die arg­lo­se Flut. Ach! und nun zap­pelt auch schon ein ar­mer Weiß­ling am Ha­ken und fliegt in wei­tem Bo­gen hin­auf zu den grau­en, häß­li­chen Klip­pen . . . mir ist, ich höre ein lei­ses, be­hä­bi­ges La­chen.

Mädchentränen

Die schö­nen, blau­en Au­gen des Him­mels hän­gen voll trüber Ne­bel­schlei­er, und un­ter ver­stoh­le­nen Schluch­zern strö­men graue Güs­se zur Erde nie­der. Auf trau­ri­gen Häup­tern tra­gen die Bäu­me das schwe­re Trä­nen­weh, die Bä­che het­zen ver­stört sich tal­wärts, mür­risch ver­mummt sich der Berg in wei­ßer Wol­le. Und das al­les? Weil mit all­zu­glü­hen­der Lip­pe der lie­bes­ra­sen­de, un­ge­stü­me Son­nen­gott des Mor­gen­him­mels rei­ne, küh­le Mäd­chenun­schuld be­stürmt und die tief er­rö­ten­de Ge­lieb­te mit all­zu­ver­sen­gen­den Küs­sen in ih­rer jung­frau­stil­len See­le fas­sungs­los auf­ge­wühlt. Wie ein Krampf pack­te die Lei­den­schaft den über­wäl­tig­ten Her­zens­frie­den . . . Und all die ver­wirr­ten Ge­füh­le lös­ten und schüt­te­ten sich aus in ei­nem großen Wei­nen. Mäh­lig ver­eb­ben die Seuf­zer. Ver­söhn­li­cher, wei­cher wird das Herz. Und schon sehe ich wie­der ein hal­b­es Lä­cheln, ein war­mes Win­ken un­dämm­bar auf­drän­gen­der Lie­be in den schö­nen, blau­en Au­gen.

Landregen

Auf der Erde steht eine hohe, ge­wal­ti­ge, tau­send­sai­ti­ge Re­gen­har­fe. Und Phan­ta greift mit bei­den Hän­den hin­ein und singt dazu --: Mo­no­ton, wie ein In­dia­ner­weib, im­mer das­sel­be. Die Li­der wer­den mir schwer und schwe­rer. Nach lan­gem Halb­schlaf er­wach ich wie­der, -- rei­be ver­stört mir die trä­gen Au­gen --: auf der Erde steht eine hohe, ge­wal­ti­ge, tau­send­sai­ti­ge Re­gen­har­fe.

Der beleidigte Pan

Auf der Höh­lung ei­nes er­stor­be­nen Kra­ters blies heu­te Pan, wie Schus­ter­jun­gen auf Schlüs­seln pfei­fen. Er pfiff »die Welt« aus, dies son­der­ba­re, zwei­deu­ti­ge Stück ei­nes An­ony­mus, das Tag für Tag uns vor­ge­spielt wird und nie­mals en­det. Oh pfei­fe doch min­der, teue­rer Wald­gott! Halt Ein­kehr, Pan! Wer hieß Dich denn un­ter Men­schen ge­hen? . .

Mondaufgang

In den Wip­feln des Walds, die starr und schwarz in den fah­len Däm­mer­him­mel ge­spens­tern, hängt eine große, glän­zen­de Sei­fen­bla­se. Lang­sam löst sie sich aus dem Ge­äst und schwebt hin­auf in den Äther. Un­ten im Dickicht liegt Pan, im Mun­de ein lan­ges Schilf­rohr, dran noch der Schaum des na­hen Tei­ches ver­krus­tet schil­lert. Bla­sen blies er, der hei­te­re Gott: die meis­ten aber platz­ten ihm tückisch. Nur eine hielt sich tap­fer und flog hin­aus aus den Kro­nen. Da treibt sie schim­mernd, vom Win­de ge­tra­gen, über die Lan­de. Im­mer hö­her steigt die zer­brech­li­che Ku­gel. Pan aber blickt mit klop­fen­dem Her­zen -- ver­hal­te­nen Atems -- ihr nach.

Mondbilder

I.

Der Mond steht da wie ein al­ter van Dyck: ein run­des, gut­mü­ti­ges Hol­län­der­ge­sicht mit ei­ner mäch­ti­gen, mühl­stein­ar­ti­gen, crê­me­far­be­nen Hals­krau­se. Ich möcht ihn wohl kau­fen, den al­ten van Dyck! Aber ich fürch­te, er ist im Pri­vat­be­sitz des Herrn Ze­ba­oth. Ich muß­te den Ablaß wie­der in Schwang brin­gen! Vi­el­leicht ließ er ihn da­für mir ab . . . Hm. Hm.

II.

Eine gol­de­ne Si­chel in bräun­li­chen Gar­ben, liegt der Mond im bron­ze­nen Ge­wölk. Mag da weit die Schnit­te­rin sein? Ich mei­ne, die Schwa­den be­we­gen sich -- oh, ich er­ra­te al­les! Ins Ähren­ver­steck zog wohl ein Gott die em­si­ge Göt­ter­maid, -- ir­gend ein himm­li­scher Schwe­re­nö­ter der Lie­be, Ju­pi­ter-Don Juan oder Wo­dan-Faust . . In fro­hem Schreck ließ sie die Si­chel fal­len . . . Oh, Ihr kö­nig­lich frei­en, hei­ter ge­nie­ßen­den, se­li­gen Göt­ter!

III.

Groß über schwei­gen­den Wäl­dern und Was­sern las­tet der Voll­mond, eine Ägis, mit düs­te­rem Gold­schein al­les in reg­lo­sen Bann ver­stri­ckend. Die Win­de hal­ten den Atem. Die Wäl­der du­cken sich scheu in sich selbst hin­ein. Das Auge des Sees wird stier und gla­sig --: als ob eine Ah­nung die Erde durch­frö­re, daß die­ser Gor­go­schild einst ih­ren Leib zer­trüm­mern wer­de . . Als ob ei­nes Schrei­es sie schwan­ger läge, ei­nes Schrei­es voll Grau­sen, Voll To­des­ent­set­zen Es­se­tai êmar!

IV.

Durch Abend­wol­ken fliegt ein Bu­me­rang, ein gold­gel­bes Bu­me­rang. Und ich den­ke mir: Heda! Den hat ein Aus­tral­ne­ger-En­gel aus den se­li­gen Jagd­grün­den dort­hin ge­schleu­dert -- viel­leicht aus Ver­se­hen!? Der arme Nig­ger! Am Ende ver­wehrt ihm ein Che­rub, über den himm­li­schen Zaun zu klet­tern, da­mit sei­ne Waf­fe er wie­der hole . . . Oh, lie­ber Che­rub, ich bit­te für den Nig­ger! Be­den­ke: es ist solch ein schö­nes, wert­vol­les, gold­gel­bes Bu­me­rang!

Erster Schnee

Die in Wol­ken­ku­kuks­heim zer­rei­ßen ihre Ma­nu­skrip­te, und in un­zäh­li­gen, wei­ßen Schnit­zel­chen flat­tert und fliegt es mir um die Schlä­fen. Die Un­zu­fried­nen! Nie noch blie­ben der Lie­der sie froh, die im Lenz ih­nen knos­pe­ten, nie noch der di­thy­ram­bi­schen Chö­re, die durch glü­hen­de Ju­li­näch­te von ih­ren Mun­den wie Don­ner bra­chen. Im­mer wie­der zer­stö­ren gleich­mü­tig sie, was sie ge­dich­tet: und in un­zäh­li­gen, wei­ßen Stück­chen flat­tert es aus dem grau­en Pa­pier­korb, den sie schel­misch zur Erde keh­ren. Gro­ße, red­li­che Geis­ter! Ich, der Erde ar­mer Poet, ver­steh Euch. Wenn wir uns selbst ge­nü­gen wol­len, ehr­lich Schaf­fen­de wir, müs­sen wir uns­ren Ge­dan­ken wie­der all die bun­ten Hül­len aus­ziehn. Ach! Al­lein in der Mas­ke des Worts wird un­ser Tiefs­tes dem Nächs­ten sicht­bar! Ihr Stol­zen ver­schmäht es, den Wor­te­wer­ken, die Ihr er­schuft, Dau­er zu lei­hen, und Ihr könnt es -- denn Ihr seid Göt­ter! Kei­ner von Euch will Trost, will Er­lö­sung, weiß von dem Wahn­sinn Glückes und Lei­des: in Euch selbst seid Ihr Euch ewig ge­nug! Aber wir Men­schen, wir Se­lig-Un­se­li­gen, tief in ge­mein­sa­me Lose ver­strick­ten, müs­sen ein­an­der die Her­zen er­schlie­ßen, müs­sen ein­an­der fra­gen, be­leh­ren, trös­ten, be­frei­en, stär­ken, er­hei­tern, und zu all Dem ra­ten und pla­nen, for­men und bau­en, rast­los, müh­voll, an dem Mensch­heits­tem­pel »Kul­tur«. Ich ste­he stumm in den wir­beln­den Flo­cken und den­ke mit Schwer­mut mei­nes Stück­werks. Doch streue ich selbst nichts in den lus­ti­gen Tanz. Mei­ne Wer­ke, Ihr Göt­ter, stür­ben wie ro­ter Schnee, wollt ich sie op­fern! Ich schrieb mit Herz­blut . . . Homo sum.

Talfahrt

Die du im ers­ten jung­fräu­li­chen Schnee dort am fal­len­den Hang ah­nungs­voll schläfst, tal­brüns­ti­ge La­wi­ne! Wach auf! Und tra­ge mich! wil­des­tes Roß, wie­der hin­ab in der Men­schen Ge­fil­de! . . . . . . . . . . . . . Die zier­li­che Flo­cke be­wegt sich . . wächst . . Und stürmt im­mer tol­ler von Fels zu Fels . . . Ich sprin­ge ihr nach und fas­se be­herzt in ihr wei­ßes, we­hen­des Mäh­nen­haar, in­des­sen Phan­ta den Ren­ner lenkt, wie auf rol­len­der Ku­gel die Göt­tin des Glücks, hoch­auf­ge­rich­tet und furcht­los. . . . . . . . . . . . . . Wir sind am Ziel. Vom Lau­fe ruht im Bach des Tals das Röß­lein aus. Ich flieg auf wei­chen Wie­sen­plan, und lä­chelnd hilft mir Phan­ta auf. Und dann -- zer­bricht sie ih­ren Stab. . . . . . . . . . . . . .

Epilog

Am Schreib­tisch fin­de ich mich wie­der, als wie aus krau­sem Traum er­wacht . .: Vor mir ein Buch selt­sa­mer Lie­der, und um mich stil­le Mon­des­nacht. Ich schaue auf den klei­nen Ort, aus dem mein Geist im Zorn ge­f­lohn: -- Nacht­wäch­ter ruft sein Hir­ten­wort zu grei­ser Turm­uhr biedrem Ton . . Wie kno­chi­ge Phi­lis­ter­glat­zen er­glänzt des Pflas­ters holp­rig Beet . . Und auf den Gie­beln wei­nen Kat­zen um ein ver­sag­tes tête-à-tête. Euch also, wink­li­ge Ge­mäu­er, durch­schnarcht von ed­len Atta Trolls, be­warf ich einst mit wil­dem Feu­er aus den Vul­ka­nen mei­nes Grolls! Ich sah in eu­rer Klein­lich­keit die Welt, die in mir selbst ich trug: es war ein Stück Ver­gan­gen­heit, das ich in eu­rem Bild zer­schlug. Von oben hab ich la­chen ler­nen auf euer en­ges Kreuz und Quer! Wer Kurzweil trieb mit Sonn und Ster­nen, dem seid ihr kein Me­men­to mehr! In tie­f­ent­zück­ten Wei­he­stun­den fern­ab dem Staub der brei­ten Spur, hab ich mich wie­der heim­ge­fun­den zum Mut­ter­her­zen der Na­tur! In ihm ist al­les groß und echt, von gut und böse un­ent­weiht: Schön­heit ist Kraft ihm, Kraft ihm Recht, sein Puls­schlag ist die Ewig­keit. Wen die­ser Mut­ter Hän­de lei­ten vom Heut ins Ewi­ge hin­ein, der lernt den Schritt des Sie­gers schrei­ten, und Mensch sein heißt ihm Kö­nig sein!

Ich hebe Dir mein Herz empor

Ich hebe Dir mein Herz em­por als rech­te Gra­les­scha­le, das all sein Blut im Durst ver­lor nach Dei­nem rei­nen Mah­le, o CHRIST! O füll es neu bis an den Rand mit Dei­nes Blu­tes Ro­sen­brand, daß: DEN fort­an ich tra­ge durch Er­den­nächt’ und -tage, DU bist!

Hymne

Wie in lau­ter Hel­lig­keit flie­ßen wir nach al­len Sei­ten ... Er­den­brei­ten, Er­den­zei­ten schwin­den ewig­kei­ten­weit ... Wie ein At­men ganz im Licht ist es, wie ein schim­mernd Schwe­ben Him­mels-Licht -- in Dei­nem Le­ben leb­ten je wir, je wir -- nicht? Konn­ten fern von Dir ver­zie­hen, flo­hen Dich, ver­bannt, ver­dammt Doch in Dei­ne Har­mo­ni­en keh­ren heim, die Dir ent­stammt.

Überwinde!

Über­win­de! Jede Stun­de, die du sieg­reich über­win­dest, sei ge­trost, daß du im Pfun­de dei­nes neu­en Le­bens fin­dest. Jede Schmach und jede Schan­de, je­der Schmerz und je­des Lei­den wird bei rich­ti­gem Ver­stan­de dei­nen Auf­stieg mehr ent­schei­den. Ohne Erb­schuld wirst du fun­keln, aber­mals vor En­keln rege, un­ge­zähl­tem Volk im Dun­keln weist ein Sie­ger Son­nen­we­ge.

Wer vom Ziel nicht weiß...

Wer vom Ziel nicht weiß, kann den Weg nicht ha­ben, wird im sel­ben Kreis all sein Le­ben tra­ben; kommt am Ende hin, wo er her­ge­rückt, hat der Men­ge Sinn nur noch mehr zer­stückt. Wer vom Ziel nichts kennt, kann’s doch heut er­fah­ren; wenn es ihn nur brennt nach dem Gött­lich-Wah­ren; wenn in Ei­tel­keit er nicht ganz ver­sun­ken und vom Wein der Zeit nicht bis oben trun­ken. Denn zu fra­gen ist nach den stil­len Din­gen, und zu wa­gen ist, will man Licht er­rin­gen: wer nicht su­chen kann, wie nur je ein Frei­er, bleibt im Tru­ges­bann sie­ben­fa­cher Schlei­er.

O gib mir Freuden

O gib mir Freu­den, nicht mit dem ver­strickt, was ich als niedres Ich in mir emp­fin­de, gib sol­che Freu­den mir zum An­ge­bin­de wie Geist sie Geist, der See­le See­le schickt. O nicht mehr die­ser scha­len Freu­den Pein, die doch er­kauft nur sind von frem­den -- Lei­den! Schenk Her­zen mir, die sich für DICH ent­schei­den, so wird auch mei­nes wahr­haft fröh­lich sein.

Die zur Wahrheit wandern

Die zur Wahr­heit wan­dern, wan­dern al­lein, kei­ner kann dem an­dern Weg­bru­der sein. Eine Span­ne gehn wir, scheint es, im Chor ... bis zu­letzt sich, sehn wir, je­der ver­lor. Selbst der Liebs­te rin­get ir­gend­wo fern; doch wer’s ganz voll­brin­get, siegt sich zum Stern, schafft, sein selbst Durch­chris­ter, Neu­got­tes­grund - und ihn grüßt Ge­schwis­ter Ewi­ger Bund.

Geschöpf nicht mehr...

Ge­schöpf nicht mehr, Ge­bie­ter der Ge­dan­ken, des Wil­lens Herr, nicht mehr in Wil­lens Fro­ne, der flu­ten­den Emp­fin­dung Maß und Meis­ter, zu tief um an Ver­nei­nung zu er­kran­ken, zu frei, als daß Ver­stockt­heit in ihm woh­ne: So bin­det sich ein Mensch ans Reich der Geis­ter: So fin­det er den Pfad zum Thron der Thro­ne.

Da nimm

Da nimm. Das laß ich dir zu­rück, o Welt ... Es stammt von dir. Es sei von neu­em dein. Da, wo ich jet­zo will hin­aus, hin­ein, bin ich nicht mehr auf dich ge­stellt. Da gilt der blas­se Geist al­lein, den ich mir form­te über dir ach, nur wie einen blas­sen Op­fer­rauch, - da gilt nur noch der ach, so schwa­che Hauch, der von dem CHRISTUS lebt in mir.

Wie macht’ ich mich von DEINEM Zauber los

Wie macht’ ich mich von DEINEM Zau­ber los und tauch­te wie­der nie­der in die Tie­fe und stie­ge wie­der in des Dun­kels Schoß, wenn nicht auch dort DEIN sel­bes We­sen rie­fe, an des­sen Geis­ter­licht ich hier mein Sein, als wie der Schmet­ter­ling am Licht, er­la­be, doch ohne daß mir die voll­komm­ne Gabe zum Un­ter­gang wird und zur To­de­s­pein. Wie könn­te ich von sol­cher Stät­te schei­den, wo je­der letz­te Glückes­traum er­füllt, ver­harr­te nicht ein un­ge­heu­res Lei­den, so­gar von die­sem Him­mel nur -- ver­hüllt. Und da mir des­sen Sta­chel ist ge­blie­ben, wie könnt’ ich nun, als bren­nend von DIR gehn, um DICH in je­ner Welt noch mehr zu lie­ben, in der sie DICH, als Son­ne, noch nicht sehn. Von Lie­be so von DIR hin­ab­ge­zwun­gen vom Him­mel auf die Erde, weiß ich doch: nur im­mer wie­der von DIR selbst durch­drun­gen, er­trag’ ich freu­dig sol­cher Sen­dung Joch. DU muß­test DICH als Quell mir of­fen­ba­ren, der un­auf­hör­lich mir Er­neu­ung bringt. Nun kann ich auch gleich DIR zur Höl­le fah­ren, da mich DEIN Him­mel ewig­lich ver­jüngt.

Im Baum, du liebes Vöglein dort

Im Baum, du lie­bes Vög­lein dort,