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Dieser vorlaute kleine Ratgeber ist genau das Richtige für Frauen, die nie einen Sex-Ratgeber lesen würden - aber trotzdem gerne mehr über Sex wissen möchten! Vergessen Sie das Kamasutra, die Tipps in diesem Buch kann jede Frau anwenden, ohne komplizierte Turnübungen ausführen zu müssen. In 16 detaillierten Kapiteln schreibt Flic Everett mit erfrischender Leichtigkeit über alle wichtigen Themen von der Verführung bis zum Spielzeug: lustig, ehrlich und manchmal ein bisschen albern - genau wie guter Sex eben ist. Dieses Buch bietet wertvolle Informationen, spricht Mut zu und gibt Selbstsicherheit - und verrät so einiges, was Ihre Mutter Ihnen bestimmt nicht beigebracht hat!
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Seitenzahl: 331
* Flic Everett *
COME ON, BABY!
Die besten Sex-Tipps für Frauen
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.
Für Fragen und Anregungen:
6. Auflage 2013
© 2002 by mvg Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH, Nymphenburger Straße 86 D-80636 München Tel.: 089 651285-0 Fax: 089 652096
Copyright der Originalausgabe © Flic Everett 2001
Die englische Originalausgabe erschien 2001 bei Thorsons, a Division of HarperCollins Publishers Ltd. unter dem Titel The Girls Guide To Getting It On.
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Übersetzung: Sabine Schilasky Umschlaggestaltung: Maria Wittek, München Umschlagabbildung: plainpictures/Glasshouse
ISBN 978-3-86415-308-2
Weitere Infos zum Thema:
www.mvg-verlag.de
Einleitung
1. Kapitel Wo und wann man Sex haben kann
2. Kapitel Erfolgreiche Verführung
3. Kapitel Küssen
4. Kapitel Oralsex
5. Kapitel Handarbeiten
6. Kapitel Stellungen
7. Kapitel Größe ist unwichtig ... oder etwa nicht?
8. Kapitel Orgasmus
9. Kapitel Sexspielzeuge
10. Kapitel Fantasien
11. Kapitel Masturbation
12. Kapitel Ausgefallene Sextechniken
13. Kapitel Das Feuer neu entfachen
14. Kapitel Verhütung
15. Kapitel Scheußliche Krankheiten
16. Kapitel Top-Tipps für ein tolles Sexleben
Wenn Sex eine durch und durch natürliche Sache ist, warum werden dann so viele Bücher darüber geschrieben?
Bette Midler
Himmel, nicht schon wieder ein Buch über Sex! Wir sind längst übersättigt von diesen endlosen Ratgebern, die uns erzählen, was genau wir die ganze Zeit falsch machen. Wir wissen bereits, wo wir wie kitzeln müssen und wie wir mit nichts weiter als etwas Gleitcreme und einem Federmopp einen sensationellen Orgasmus kriegen könnten – wenn wir wollten. Das heißt, ich zumindest weiß es. Und das ist auch der Grund, weshalb ich dieses Buch geschrieben habe: Ich wollte die Sache endlich realistischer angehen. Ich lasse hier keine „lebensechten“ Paare zu Wort kommen, die uns ihre wilden Schlafzimmerabenteuer schildern – weil wir alle wissen, dass sie sich diese Übungen eigens für das Interview ausdenken. Ebenso verzichte ich darauf, Sextherapeuten zurate zu ziehen, die nichts sagende Erektionsstatistiken zitieren oder uns in die biologischen Feinheiten einweihen. Ich berufe mich nicht einmal auf irgendwelche Ärzte. Entsprechend müssen Sie, liebe Leserin, mit mir allein als Ihrer selbst ernannten „Sexpertin“ vorlieb nehmen, und alles, woraus ich schöpfe, ist jahrelange Erfahrung.
Ich gehe nicht davon aus, dass Sie seit vielen Jahren in einer glücklichen Paarbeziehung leben oder dass Sie überhaupt einen festen Partner haben. Mein Ausgangspunkt ist vielmehr der, dass Sie einen Mann kennen, der Ihnen sympathisch ist und mit dem Sie gern Sex hätten. Das kann jemand sein, mit dem Sie sich vorstellen könnten, eine Beziehung zu haben. Vielleicht ist es aber auch jemand, der nur gelegentlich auf der Bildfläche erscheint und mit dem Sie ab und zu ein wenig Spaß haben möchten.
Sex ist niemals so, wie er in Filmen dargestellt wird (wenn es so wäre, würden wir den ganzen Tag nichts anderes mehr machen). Er kann peinlich, unangenehm, merkwürdig, verwirrend und manchmal schlicht langweilig sein. Aber weil er in wenigen seltenen Momenten eben auch fantastisch sein kann, probieren wir es wieder und wieder.
Dabei gilt im Bett dasselbe wie überall: Je besser wir darüber Bescheid wissen, umso netter wird’s. Aus diesem Grunde habe ich mich aufgerafft, Ihnen die mühevolle Kleinarbeit abzunehmen, und Sie brauchen jetzt nichts weiter zu tun, als sich aus diesem Buch alles Wissenswerte herauszuholen – schon kann der Spaß beginnen. Natürlich nur unter der Voraussetzung, dass Ihr Wunschkandidat kein absoluter Klotzkopf ist. In diesem Fall kann selbst ich Ihnen nicht helfen.
Liebe ist die Antwort auf alles; aber solange man auf diese Antwort wartet, kann man sich beim Sex ein paar prima Fragen einfallen lassen.
Woody Allen
Gehen wir einmal davon aus, dass Sie einen Mann kennen, den Sie hinreichend attraktiv finden, um ihn sich ohne Hosen vorstellen zu können. Der Gedanke an seinen Penis entlockt Ihnen nicht prompt ein „Iiih, was für’n scheußlicher roter Knüppel!“, sondern eher ein „Mmh, nicht schlecht“. Wenn dem so ist, und Sie nicht zufällig einem kleinen Stamm von Amazonas-Indianern angehören, bei denen es normales Brauchtum ist, sich auf jeden vorüberziehenden Mann zu stürzen und ihn an Ort und Stelle auf dem Urwaldboden zu vernaschen, müssen Sie vorher ein paar Punkte klären. Dazu gehören unter anderem das Wann und Wo.
Die Antwort auf das Wann ist klar wie Kloßbrühe:Wann immer sich eine günstige Gelegenheit bietet. Aber im Leben ist nun einmal nichts wirklich einfach. Wir sind Frauen von Welt, die die hohe Kunst beherrschen, einem Fremden verführerisch zuzublinzeln – spätestens nach fünf Cola-Whisky kann das jede von uns. Schwierig wird es bei der Frage, die zwangsläufig folgt, nämlich wann wir ihm nackt gegenüberstehen wollen.
Sagen wir mal, Sie haben einen netten Typen kennen gelernt, und Sie haben mit ihm über Ihren Job, den Namen Ihrer Katze und die üblichen weltbewegenden Themen geplaudert. Er hat die klassischen männlichen Flirttechniken eingesetzt – Ihnen „beiläufig“ eine Locke aus der Stirn gestrichen und Ihren Schmuck bewundert. Sie können übrigens davon ausgehen, dass kein Mann sich für Goldschmiedekunst begeistert, egal wie interessiert er sich an Ihrer Kette, Ihrem Armband, Ihrem Ohrring oder Ihrem Bauchnabelpiercing zu schaffen macht. Falls Ihnen also kein Schweizer Uhrmacher gegenübersitzt, nutzt er Ihren Schmuck als bloßen Vorwand dafür, Sie anfassen zu dürfen.
Sie beide haben im Verlaufe des Abends auf die eine oder andere Weise Körperkontakt gehabt. Normalerweise möchte er jetzt die Art von Sex mit Ihnen haben, von der Arbeiter auf einer Bohrinsel träumen, wenn sie sich Poster von Jennifer Lopez in Originalgröße ansehen. Dabei ist es für ihn relativ unerheblich, ob er Ihren Namen kennt, solange Sie imstande sind, „Ja!“, „Mehr!“ und „Oh Gott, du hast so einen Großen, ich weiß gar nicht ... jaah, er ist drin!“ flüssig aussprechen können. Hinterher wird er sich dann Gedanken darüber machen, ob er Sie sympathisch genug findet, um Sie wiederzusehen, oder ob er lieber gleich verschwindet, bevor Sie sich hoffnungslos in ihn verlieben.
Es ist zwar nicht schön, aber trotzdem wahr, dass die meisten jungen Männer abends nicht auf die Piste gehen, weil sie sich fragen: „Finde ich heute Abend vielleicht die Frau meiner Träume, mit der ich während der nächsten Monate regelmäßig ausgehe, um sie kennen zu lernen, bevor wir intim werden?“ Nein, sie haben eher nur einen Gedanken: „Komme ich heute zum Stich oder nicht?“
Sollte Ihnen ebenfalls der Sinn nach Instant-Sex stehen – von der Sorte „Einfach Wasser beigeben und rühren“ – spricht nichts dagegen, sich auf eine schnelle Nummer einzulassen und am nächsten Morgen auf Nimmerwiedersehen auseinander zu gehen. Sollten Sie jedoch den wirklich netten Typen getroffen haben, das Katzengespräch hinter sich gelassen und sogar mit ihm über die albernen Anmachversuche seiner Kumpels gelacht haben, schwebt Ihnen eventuell mehr vor als eine einmalige Veranstaltung. Hat er es darüber hinaus geschafft, seine Finger weitestgehend bei sich zu behalten, endet der Abend im Idealfall mit einem zaghaften Kuss und dem Austausch von Telefonnummern.
Haben Sie das Gefühl, der Mann macht Sie schon rasend vor Lust, indem er einfach dasitzt und atmet, gibt es selbstverständlich kein Naturgesetz, das besagt, er wird hundertprozentig auf Nimmerwiedersehen verschwinden, wenn Sie ihn noch in dieser Nacht ranlassen. Vielleicht steht er am nächsten Morgen auf, serviert Ihnen Ihr Frühstück am Bett und bleibt für eine Woche. Eventuell trällert er Ihnen allerliebste Schnulzen vor und pflückt Blüten ab, die er Ihnen ins Haar steckt ...
Schließlich gibt es auch kein Naturgesetz, das besagt, Ihnen muss schlecht werden, wenn Sie fünfzehn Fleischpasteten hintereinander wegmüffeln – aber Sie werden irgendwie das Gefühl haben, dass es nicht gutgehen kann.
Falls Sie also vor der Entscheidung stehen, ob Sie gleich in der ersten Nacht Sex haben wollen oder nicht, fragen Sie sich: „Würde es mir etwas ausmachen, wenn ich heute Nacht mit ihm schlafe und ihn danach nie wiedersehe?“ Und fragen Sie sich auch: „Würde es mir etwas ausmachen, wenn ich heute Nacht mit ihm schlafe und den Kerl anschließend nicht wieder loswerde?“ Sollte die Antwort auf eine dieser beiden Fragen „Ja“ lauten, lassen Sie’s.
Gehen wir einmal davon aus, dass die Knutscherei am Taxistand auf beiderseitiges Gefallen stieß und er sich hinterher innerhalb eines vertretbaren Zeitrahmens bei Ihnen gemeldet hat, um ein Date zu vereinbaren. (Unter „vertretbarem Zeitrahmen“ versteht man übrigens gemeinhin innerhalb von zweieinhalb Tagen. Alles, was darüber liegt, ist ein sicheres Indiz dafür, dass er entweder vergesslich und mithin desorganisiert ist, dass er sich gern als den Obercoolen sieht oder dass seine Frau und seine süßen Kinder ihm vorher keine Chance ließen, heimlich zu telefonieren.) Nun steht also das erste Date an. Bei zufrieden stellendem Verlauf (sprich: Er hat Ihnen nicht erklärt, Frauen gehörten seiner Meinung nach an den Herd, oder ähnlich absurde Weisheiten verbreitet) stehen Sie erneut vor der Frage, Sex oder Nicht-Sex. Sie allein können beurteilen, wie knisternd die Stimmung zwischen Ihnen beiden ist. Falls Sie nicht die Sorte Frau sind, die nichts anbrennen lässt, sondern lieber den Ansatz einer Beziehung haben, bevor Sie sich ausziehen, wäre letzteres ein bisschen verfrüht. Nach meinen persönlichen Erfahrungen braucht es circa drei Monate, bis man jemanden halbwegs kennen gelernt hat. Innerhalb dieses Zeitraumes weicht normalerweise die Schokoladenseite auf, und Sie können sich eine grobe Vorstellung davon machen, ob der Rest immer noch akzeptabel ist. Diese Erkenntnis fällt ungleich schwerer, wenn Sie beide bislang nicht mehr verbindet als ein Kinoabend, bei dem Sie gemeinsam Tom Cruise angehimmelt und sich eine Tüte Tortilla-Chips geteilt haben.
Wenn Sie meinen, den Mann Ihres Lebens gefunden zu haben, dürfen Sie sich ruhig noch etwas Zeit lassen. Schließlich bleiben Ihnen noch eine Menge harmonischer Jahre, die Sie gewiss nicht mit schlechten Erinnerungen an Ihr erstes Betterlebnis belasten wollen – ein Erlebnis, das sich nur deshalb eingebrannt hat, weil es ein einziges Desaster war. Sollten Sie hingegen sicher sein, der Sex könnte praktisch gar nicht schief gehen, poppen Sie munter drauflos! Wenngleich unbestritten feststeht, dass es immer netter wird, je besser sich die Beteiligten kennen, folgt daraus nicht notwendig, der Umkehrschluss stünde ebenso sicher fest. Natürlich kann der Sex auch dann bombastisch sein, wenn Sie den betreffenden Gespielen so gut wie gar nicht kennen und sich allein auf Ihren Wunsch berufen können, ihn gern ohne Hosen sehen zu wollen. Schließlich hatten unsere Großmütter nicht jedes Mal mit ihrer Behauptung Recht, Männer wollten immer nur „das Eine“. Oft lagen sie damit allerdings richtig. Sie sind eine moderne Frau, die aufgeklärt genug ist, um sich auszusuchen, mit wem sie ins Bett hüpft. Und deshalb sind Sie auch gewiss nicht am Boden zerstört, wenn er Sie hinterher nie mehr anruft.
Eine Freundin von mir meinte einmal, Sex beim ersten Date funktioniere nach dem „Zuckerguss-Prinzip“: Sieht superlecker aus und man kann gar nicht genug davon kriegen; aber hinterher ist einem schlecht, die Figur ist auch kein bisschen besser davon geworden, und man denkt sich, dass es das wirklich nicht wert war. Hegen Sie also berechtigte Hoffnungen auf eine Beziehung, lohnt es sich in jedem Fall, zu warten.
Nach den ersten paar Dates wissen Sie, ob Sie Teil einer keimenden Beziehung sind oder nicht. Wenn ja, ist die Zeit reif für mehr als Knutschen und Plaudern. Sie beide blicken hinter die Kulissen aus spannenden Brüsten und sich wölbenden Hosen und wissen mittlerweile, dass keiner von Ihnen a) ein Faschist, b) ein Psychopath oder c) ein beziehungsgeschädigter Depressiver ist – bei Letzterem kann man sich allerdings noch nicht so sicher sein. Wahrscheinlich werden Sie erst zu einem späteren Zeitpunkt über Treue, Eifersucht und Ex-Partner sprechen. Momentan befindet sich Ihre Zweisamkeit in einer sensiblen Phase. Sex kann in diesem Stadium eine zukunftssichernde Wirkung haben, auf die Sie wohl kaum verzichten möchten. Ehe Sie das Bett ansteuern, sollten Sie einige Male erfolgreich Zärtlichkeiten ausgetauscht haben (im hiesigen öffentlichen Schwimmbad werden sie als „Petting“ bezeichnet und sind strengstens verboten; dabei habe ich noch nie verstanden, warum sich Menschen ausgerechnet in Gegenwart achtjähriger, kreischender Kinder an die Wäsche gehen möchten). Er tastet sich also zu Ihrer schwarzen Reizwäsche vor – Ihre schlichten Schlüpfer sind bis auf weiteres in den hintersten Teil der Kommode verbannt, während Sie hartnäckig behaupten, Strümpfe mit Strapsen wären weit bequemer als Strumpfhosen –, und nachdem er es bis in Ihr Höschen geschafft hat, sagen Sie leise: „Hmm, fühlt sich gut an.“ Daraufhin gerät er außer Rand und Band, zurrt hektisch an Ihrer teuren Garderobe, indes Sie möglichst kokett alles an Ort und Stelle zu halten versuchen und dabei mehr oder minder unfreiwillig zu einer viktorianischen Tugendwächterin mutieren. Sein Ehrgeiz wird ausschließlich darauf ausgerichtet sein, Ihrer beider Genitalien schnellstmöglich freizulegen, wodurch Sie sich wiederum gezwungen sehen, „Nein, bitte, ich bin noch nicht so weit“ zu hauchen. Da er ein wohlerzogener Junge ist, wird er seine Hose wieder schließen und Sie so höflich anlächeln, wie es ihm sein eingezwängter Willi erlaubt.
Einige Treffen nach diesem Teenager-Gegrabbel folgt das Verführungsdate, zu dessen Rahmen normalerweise gehören sollte, dass einer von Ihnen ein Essen bei Kerzenlicht ausrichtet und dafür sorgt, dass Sie sich beide einen kleinen Schwips antrinken, weil das gemeinhin die Sache entkrampft. Und wenn das erste Mal so fantastisch war, wie Sie es sich erträumt haben, dürfen Sie von jetzt ab so viel Sex miteinander haben, wie Sie wollen.
Bis es so weit ist, sollten Sie vier- bis fünfmal zusammen ausgegangen sein. Das ist zwar keine Garantie für fantastischen Sex, aber mittlerweile wissen Sie wenigstens ein bisschen was über ihn. Andererseits hatten Sie beide noch keine Gelegenheit, den Sex zu einem beängstigenden Hindernis zu übersteigern.
Möglicherweise sind Sie eine tief religiöse Frau, in welchem Fall ich Ihnen dringend davon abraten würde, dieses Buch zu lesen. Es wird Sie nur aufregen, und am Ende werden Sie sich gezwungen sehen, es zu verbrennen, und das wäre Geldverschwendung. Sollten Sie beim Überfliegen des Textes das Gefühl haben, etwas Unanständiges zu tun, ist diese Lektüre für Sie wenig geeignet. Das gilt ebenfalls, wenn Sie der Ansicht sind, dass vorehelicher Geschlechtsverkehr verwerflich ist und man dadurch zu unreinen Gedanken verleitet wird oder sich widerliche Krankheiten einfängt. Wir werden später übrigens noch auf Krankheiten zu sprechen kommen und bis dahin dürften wir auch den Großteil unreiner Gedanken behandelt haben. Deshalb sollten Sie besser jetzt entscheiden, ob Sie zölibatär leben möchten oder nicht. Falls ja, wünsche ich Ihnen viel Spaß. Vielleicht möchten Sie Ihre überschüssigen Energien lieber in einer hübschen Knüpfarbeit abarbeiten – auf diese Weise ist schon mancher Wandteppich zustande gekommen. Denjenigen Leserinnen, die sich gegen das Zölibat entscheiden, sei noch einmal gesagt, dass es Sinn macht, einen Mann einigermaßen kennen zu lernen, bevor man ihm den eigenen Körper überlässt. Manche Frauen möchten vorher von ihm ein mehr oder minder überzeugendes „Ich liebe dich“ gehört haben. Aus diesem Wunsch resultieren zahlreiche Bettkantengespräche, deren Verlauf zumeist so aussieht:
Sie: „Du sollst es nur sagen, wenn du es auch wirklich meinst, aber liebst du mich?“
Er (ernsthaft besorgt, in letzter Minute doch noch von der Bettkante gestoßen zu werden): „Du weißt doch, dass ich dich mag … wirklich … sehr … ähm …“
Wahrscheinlich verflucht er sich im Stillen dafür, dass er Ihnen nicht einfach eine schamlose Lüge auftischt. Überlegen Sie sich, ob Sie warten wollen, bis er Ihnen aus freien Stücken sagt, dass er sie liebt. Grundsätzlich halte ich es jedoch für keine gute Idee, derartige Bedingungen zu stellen – ausgenommen, Sie planen langfristig und wollen diesen Mann mittels Sex dazu bringen, Sie zu heiraten. Aber dann würden Sie dieses Buch so oder so nicht lesen, weil Sie viel zu beschäftigt damit sind, in einer Holzhütte in den Appalachen einen ganzen Stall Kinder großzuziehen. Da dürften Sie kaum Interesse an dem haben, was ich Ihnen erzählen kann.
Je länger Sie mit einem Mann zusammen sind, ohne mit ihm Sex zu haben, umso problematischer wird dieses Thema. „Hey, jetzt kennen wir uns seit vier Monaten, machen wir’s also endlich!“ kommt einem nicht unbedingt leicht über die Lippen. Vielmehr ist der Sex inzwischen hoffnungslos überfrachtet, und wir werfen ihn in einen Topf mit großen Begriffe wie Liebe,Treue und Hingabe. In einer idealen Welt wäre dagegen nichts einzuwenden, und wenn Ihr Wunschkandidat dieselben hohen Ansprüche stellt, ist alles in Butter. Ist Ihr Traummann allerdings bisher daran gewöhnt gewesen, munter durch die Weltgeschichte zu vögeln, könnte er allmählich den Eindruck gewonnen haben, im falschen Jahrhundert gelandet zu sein. Er fürchtet plötzlich, er müsse Ihren Vater um Erlaubnis bitten, bevor er einen Blick auf Ihre Knöchel wirft. Darüber hinaus bauscht allzu lang anhaltende Keuschheit den Sex zu einem monumentalen Ereignis auf. Nachdem Sie ihm monatelang auf die Finger geklopft haben, sobald er sich weiter als bis zu Ihrem obersten Blusenknopf vorwagte, sind Ihrer beider Erwartungen an den Sex – der nun endlich vonstatten gehen soll – derart hoch, dass der tatsächliche Akt gar nicht anders als frustrierend sein kann. Wenn Sie moralische Gründe haben oder meinen, Sie kennen den Mann noch nicht gut genug, um mit ihm über die Laken zu toben, lassen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen. Ansonsten sollten Sie beizeiten zur Sache kommen, ehe Ihnen bestimmte Teile aufgrund mangelnder Nutzung vertrocknen und abfallen.
Das macht die Dinge noch schwieriger, als sie ohnehin schon sind. Sie kennen sich seit dem Kindergarten und haben seitdem jede Menge Freud und Leid geteilt, bis es Ihnen eines Tages wie Schuppen von den Augen fällt, dass er derjenige welcher ist. Oder Sie kennen ihn aus alten WG-Tagen, haben mit ihm über Cornflakes und Badbenutzungszeiten gestritten und treffen ihn Jahre später wieder. Manchmal erkennen wir unseren Traummann auch plötzlich im Bruder einer Freundin, im Arbeitskollegen oder sonst jemandem, den wir seit Jahren kennen. Auf einmal erscheint uns ein längst vertrauter Mann in völlig neuem Licht, und falls er ähnliche Gefühle signalisiert, spricht nichts dagegen, dass Sie direkt über ihn herfallen – wenn das Glück Ihnen hold ist, kann nichts schief gehen. Andernfalls kann es geschehen, dass Sie beide hinterher entsetzt fragen: „Mein Gott, was haben wir getan?“ Meine Empfehlung wäre daher, es vorerst bei einer heftigen Knutscherei zu belassen, bevor man zum echten Sex übergeht. Da Sie beide sich seit Ewigkeiten kennen, kann Ihnen eine halb-platonische Beziehung nichts anhaben, bietet aber den entscheidenden Vorteil, in Ruhe darüber nachdenken zu können, ob Sie tatsächlich mehr wollen oder nur die acht Bier und der Tequila den Kumpel zum Traummann werden ließen.
Zu glauben, dass der erste Sex mit einem alten Bekannten entkrampfter und besser ist als mit einem „Neuen“, ist ein Trugschluss. Manch eine Frau hat einen schweren Schock erlitten, weil sie mit einem guten Freund ins Bett gestiegen ist. Gönnen Sie sich besser etwas Bedenkzeit, bevor Sie Ernst machen.
Hier haben Sie eine übersichtliche Checkliste, wann und wo Sie es nicht tun sollten ...
Nicht ohne Grund zählt das Bett weltweit zu den Favoriten unter den Beischlaforten. Hier ist es gemütlich und Sie müssen nach vollzogenem Akt nicht nackt in einer fremden Wohnung herumstolpern, um Ihre Sachen zusammenzuraffen. Außerdem ersparen Sie sich unangenehme Schürfstellen von harten Teppichböden oder erklärungsbedürftige Haftpflichtfälle wie umgestoßene Ming-Vasen. Ganz abgesehen davon ist die flache Rückenlage sehr figurfreundlich – selbst ein unschlanker Bauch wirkt in dieser Lage flach. Ihre Brüste benehmen sich dabei zwar wie ein wildgewordener Kompass, indem sie in zwei verschiedene Himmelsrichtungen weisen, aber das wirdihnkaum stören. Und Sie dürfen anschließend in seinen Armen einschlummern.
Doch für diejenigen unter uns, die meinen, Sex ausschließlich im Bett wäre etwas für ältere Pärchen in Vorortsiedlungen, gibt es einige Alternativen, die den Sex in einem vollkommen neuen Licht erscheinen lassen – manchmal allerdings auch im Schein einer Polizeitaschenlampe.
Manche Leute halten Sex auf der laufenden Waschmaschine für das Nonplusultra. Ich persönlich kann mich nicht direkt für die Vorstellung begeistern, mit dem nackten Po auf der Waschmaschinenkante zu balancieren und im Turboschleudergang dem Orgasmus entgegenzurütteln, aber wenn es Ihnen gefällt – ich halte Sie nicht auf. Ein unstreitbarer Vorteil ist natürlich, dass man die Wäsche erledigen kann, während man sich an die Wäsche geht – das spart Zeit und gibt einem das gute Gefühl, den Haushalt nicht vernachlässigt zu haben. Aber auch sonst ist gegen die Küche als Schauplatz lustvollen Geschehens nichts einzuwenden. Die Höhe der Arbeitsflächen ist ideal. Sie können auf der Arbeitsplatte sitzen, während er vor Ihnen steht. Dabei sollten Sie die Beine um seine Taille schlingen, damit Sie besseren Halt haben. Natürlich können Sie sich auch an die Spüle stellen und vorgeben, das Geschirr zu waschen, indes er sich von hinten an Sie heranmacht.
Wo kein Bett zu haben ist, fällt die Wahl meist auf das Sofa. Verführungstechnisch ist das Sofa ein idealer Ort; während Sie beide gemütlich vor dem Fernseher sitzen, streicheln Sie ihm vielsagend über den Oberschenkel – der Rest ergibt sich beinahe von selbst. Was die Stellungen angeht, haben Sie verschiedene Möglichkeiten: Sie beugen sich über die Rückenlehne, und er steht hinter Ihnen; oder er setzt sich hin und Sie hocken sich rittlings auf seinen Schoß; und natürlich können Sie sich auch beide hinlegen (nur nicht wild hin- und herrollen!) entweder in der Missionarsstellung oder mit Ihnen obenauf. Kurz, Sie dürfen sich alle Freiheiten nehmen, die Ihr Polsterreiniger erlaubt.
Selbstverständlich kann man es auch auf dem Fußboden treiben oder – wie Virginia Wood vorschlägt – mit ihm rücklings auf dem Teewagen liegend. Allerdings stelle ich mir diese beiden Varianten extrem ungemütlich vor.
Dabei kann es sich beispielsweise um einen mehlbestäubten Küchentisch handeln – wie inWenn der Postmann zweimal klingelt. Aber unter uns: Welche Karrierefrau von heute weiß noch, was man mit Mehl anfängt? Also wählen Sie vielleicht lieber den polierten Esstisch oder den klappbaren Beistelltisch, auf dem sich unbezahlte Rechnungen stapeln, die Sie kurzerhand beiseite fegen und für einen Moment vergessen dürfen. Sex auf einer harten Tischplatte beschert Ihnen eine gänzlich andere Erfahrung als in einem weichen Bett. Eigentlich ist es ähnlich wie in einem Pornofilm – härter, schneller und auch sonst. Einen Versuch ist es allemal wert, wenngleich Sie die eine oder andere Beeinträchtigung dabei in Kauf nehmen müssen. So werden Ihre nackten Oberschenkel auf der glatten Oberfläche wahrscheinlich lustige Quietschgeräusche machen, und falls Sie kein Fliegengewicht sind, könnten mittendrin die Tischbeine kapitulieren.
„Aber ja doch!“, höre ich den Chor der so genannten „Sexperten“ rufen. Doch ganz gleich wie laut diese Irregeleiteten verkünden mögen, Sex im Bad wäre der Gipfel des Romantischen: In der Wanne Wonne zu suchen ist ungefähr so spaßig wie im Dunkeln Wale harpunieren. Keiner sieht, was er tut, und über dem unseligen Gerutsche und Gefummel werden sämtliche nützliche Körperflüssigkeiten vom Schaumwasser hinfortgespült. Infolgedessen empfinden Sie anstelle von sinnlichen Reizen nichts als unangenehme Reibungen. Darüber hinaus schicken Sie bei jeder Bewegung eine Flutwelle auf den Badezimmerboden, die unweigerlich einen lästigen und teuren Schaden an der Decke Ihres Untermieters verursacht. Dagegen können Sie unter der Dusche durchaus Ihren Spaß haben – vorausgesetzt Sie verfügen über eine rentnerfreundliche Antirutschmatte. Diese Dinger sind ästhetisch eher fragwürdig, aber dafür sicher. Ohne riskieren Sie nämlich, dass Sie mit seinem kostbarsten Teil in sich auf der Seife ausglitschen und Sie beide mit schmerzverzerrter Miene in der Notaufnahme landen. Sollte Ihnen also der Sinn nach einer Sause unter der Brause stehen, sorgen Sie dafür, dass Sie genügend Halt haben. Nebenbei bemerkt: Verzichten Sie auf die Duschhaube – sie ist ein Lustkiller erster Güte. Finden Sie sich besser damit ab, dass das Geld für den Hairstylisten rausgeworfen war. Und ignorieren Sie die Wimperntusche, die Ihnen in schwarzen Rinnsalen die Wangen hinunterläuft, und die Seife in den Augen.
Nichts spricht gegen großartigen Sex außerhalb der trauten vier Wände. Allerdings sollten Sie folgende Checkliste beherzigen, bevor Sie die Kondome packen und Ihren Traummann in die Walachei locken:
Könnten Sie gesehen werden? Natürlich werden Sie sagen, Sie hätten das überprüft. Aber sind Sie sich wirklich sicher, dass dieses einsame Flussufer nicht zufällig Treffpunkt eines Angelclubs ist? Wenn nicht, finden Sie sich möglicherweise mittendrin von fünfzehn Anglern mit Schlapphüten umringt.Kann man Sie hören? Ein dichte Hecke kann Sie zwar vor unerwünschten Blicken schützen, aber Sie sollten außerdem sicher sein, dass die nette Familie nicht beim Picknick hört, wie Sie Ihrem Traummann lustvoll entgegenbrüllen: „Oh jaah, ich will dein heißes Ding!“ Möglicherweise steht sonst im nächsten Augenblick ein Fünfjähriger mit einem heißen Würstchen vor Ihnen.Könnten Sie von Insekten aufgefressen werden? Im Sommer lautet die Antwort auf diese Frage definitiv: „Ja, selbstverständlich.“ Falls Sie sich nicht mit dem Gedanken anfreunden können, dass sich eine Spinne in Ihrem Höschen häuslich einrichtet und die Ameisen in Ihrem Haar Karneval nachfeiern, sollten Sie entweder ein Insektenschutzmittel dabei haben oder sich eine weniger ländliche Gegend suchen.Wird es warm genug sein, um sich die Kleider vom Leib zu reißen? In Großbritannien und zahlreichen anderen mitteleuropäischen Ländern könnte dieser Punkt Probleme aufwerfen. Sie träumen von einer romantischen Rollkur am Meer? Dann buchen Sie besser einen Flug nach Südkalifornien. In unseren Breiten ist die Meerestemperatur eher lustfeindlich.Könnten Sie von der Polizei überrascht werden? Offen gesagt, kann Ihnen das praktisch überall passieren, es sei denn, Sie halten sich auf Ihrem eigenen Grund und Boden auf und haben einen blickdichten mannshohen Zaun. Wenn nicht, blüht Ihnen ein saftiges Bußgeld, oder – falls Sie sich im Gemüsegang bei SPAR die Kleider vom Leib reißen – sogar eine Haftstrafe.Sollten Sie all diese Punkte berücksichtigt und entsprechende Vorkehrungen getroffen haben, kann Sex außer Haus eine spaßige Sache sein. Eine leichte Brise umweht Ihre besten Teile, Sie fühlen sich eins mit der Natur und tun für einen Moment lang so, als lebten Sie nicht in einer Ecke des Globus, wo jeder Ausflug eine Konsultation des Wetterdienstes und eine Flasche heißen Kakaos verlangt. Doch ja, es kann manchmal lustig sein – aber eben nur manchmal.
Werbung und Verführung sind die zentralen Momente der Sexualität. Sie beide machen den eigentlichen Prickel aus.
Camille Paglia, berühmte Feministin
Leider besteht Verführung heutzutage allzu oft aus sechs Bieren und aufdringlichem Getatsche bei der Heimfahrt im Taxi. Diese Methode mag effektiv sein, taugt aber keineswegs für eine sexuell stimulierende Verbindung, die über einen bedauernswerten Quickie mit einem Mann hinausgeht, dessen Gesicht bei Tageslicht an eine eingetrocknete Pizza erinnert. Wahre Verführung ist wie ein schöner Tanz – wobei ich eher an einen Walzer aus dem achtzehnten Jahrhundert denke als an das unsägliche Gehüpfe, dass Ihnen jetzt möglicherweise vorschwebt. Es bedarf ganz bestimmter Schritte, wenn Sie erfolgreich zum Ziel gelangen wollen. Die Aussicht auf wirklich guten Sex ist gleich null, wenn Sie sich darauf beschränken, einem Typen in einer überfüllten Bar in den Schritt zu greifen.
Natürlich könnten Sie auch Glück haben, und er macht sich auf, Sie zu verführen. Aber zählen Sie besser nicht darauf – die meisten Männer haben eine panische Angst, weibliche Signale falsch zu verstehen. Deshalb warten sie lieber ab, bis ihnen die Angebetete mit nichts als einer Federboa auf dem nackten Körper gegenübersteht und durch ein Megaphon brüllt: „Nimm mich, ich will dich!“ Und selbst dann plagen ihn noch Zweifel, und er glaubt womöglich, Sie hätten einen anderen gemeint. Falls Sie also nicht gerade einen besonders selbstbewussten Vertreter der männlichen Spezies in die nähere Wahl gezogen haben, sind Sie diejenige, an der die Feinarbeit der Verführung hängen bleibt. Sie müssen sich Ihre Aufgabe ungefähr so vorstellen wie die einer Katzenmutter, die ihre Jungen in die Geheimnisse der Katzenwäsche einweist. Die süßen Kleinen werden den Rest ihres Lebens damit verbringen, sich unentwegt die Pfoten abzulecken. Und sobald ein Mann begriffen hat, was Sache ist, wird er Sie nicht mehr in Ruhe lassen. Vorher jedoch müssen Sie ihm zeigen, a) dass Sie Sex mit ihm haben möchten, und b) – was noch viel wichtiger ist – wie Sie sich den Sex vorstellen.
Finden Sie sich nicht vorschnell damit ab, dass Sie ihn wieder und wieder verführen müssen, weil er ziemlich schnell gelangweilt sein wird. Und dann müssen Sie sich Schwesternuniformen anziehen, um seine Lust zu wecken, und ihn möglicherweise „Papi“ nennen. Wollen Sie sich diese albernen Übungen ersparen, beschränken Sie sich einfach auf die erste Verführung und lassen Sie ihn fortab den schwierigen Teil übernehmen.
Traditionell finden Verführungen in palmenüberwucherten Wintergärten statt. Er kniet im Frack vor Ihnen und gesteht Ihnen seine Liebe, während Sie hektisch mit Ihrem Fächer wedeln und ein ums andere Mal rufen: „Sir, wie können Sie!“ Im Laufe der Zeit hat sich allerdings herauskristallisiert, dass moderne Verführungstechniken die Willensbekräftigungen beider Partner erfordern. Nichtsdestotrotz braucht es eine ausgedehnte Vorbereitungsphase, wenn das Ergebnis entsprechend befriedigend ausfallen soll. Bildhaft ausgedrückt: Nehmen Sie lieber die hübsche Küstenstraße anstelle der Abkürzung („Knackiger Hintern, wollen wir bumsen?“). Und bei der Ortswahl sind Aspekte wie Ruhe und Ungestörtheit entscheidend. Jedwede Form von Störung oder Ablenkung ist der Feind aller Verführung. Falls Sie auf ein Essen zu zweit in einem kleinen Restaurant mit anschließendem Besuch eines lauschigen Weinlokals gesetzt hatten, müssen Sie das Risiko einkalkulieren, dass seine Kumpel zufällig an dem Restaurant vorbeikommen und Sie durchs Fenster erspähen. In der darauf folgenden Minute werden Sie von sechs richtig guten Freunden von ihm umringt sein, die Sie beide entweder zu einer unglaublichen Party entführen oder zu einem „Absacker“ bei Darren. Ehe Sie sich’s versehen, stehen Sie mit einer Horde gröhlender Männer an einer Tankstelle und stocken die Biervorräte für den Rest der Nacht auf. Regel Nummer eins der richtigen Verführung lautet also: Machen Sie es bei sich zu Hause.
Im Idealfall ist er bereits so hoffnungslos verliebt, dass Sie ihm im Fleecepullover mit Leggings und Wollsocken entgegentreten können. Er würde trotzdem dahinschmelzen und denken: „Oh Gott, ist diese Frau lässig und dabei sooo sexy ...“ Sollte er allerdings noch den Anflug eines Zweifels hegen, wird er sich wohl eher sagen: „Warum zieht die sich wie ein Waldschrat an?“ Woraufhin all seine Lust zum Teufel geht. Für eine erfolgreiche Verführung gibt es genau zwei unterschiedliche Kleiderregeln, die sich darin unterscheiden, was Sie ihm vermitteln wollen.
Nehmen wir einmal an, der Betreffende ist ein guter Freund von Ihnen, für den Sie schon seit Jahren eine Schwäche haben – oder ein neuer Bekannter, bei dem Sie nicht sicher sind, ob er Ihre Gefühle erwidert. Sie wollen sich nicht als Vamp stylen, weil er dann einen Schrecken bekommen könnte, was wiederum seine vormals beachtliche Erektion auf Bucheckerngröße schrumpfen ließe. Sie möchten umwerfend aussehen, aber auf eine lässige Weise umwerfend. Das lässt sich leichter bewerkstelligen, als es klingt – Hauptsache Ihre Hüllen lassen sich schnell und unkompliziert abstreifen. Zahlreiche Verführungen sind vorzeitig gescheitert an Pullovern, die sich unter dem Kinn verklemmen, oder an Schnürstiefeln, deren Bänder unter einer halb runtergestülpten Jeans verschwunden waren. Sie wollen doch sicher nicht wie eine Zweijährige dastehen, deren Mutter sie auszieht, während er murmelt: „Hat der hier irgendwo Knöpfe?“, und vergebens an Ihrem Gürtel zurrt. Wählen Sie einfache Garderobe – ein langes Kleid mit Reißverschluss oder ein Oberteil mit wenigen Knöpfen und dazu einen Rock, den Sie problemlos abstreifen können. Auf diese Weise sparen Sie kostbare Minuten, die er damit verschwendet, hilflos an komplizierten Knopf-Ösen-Konstruktionen herumzufriemeln. Unten drunter tragen Sie selbstverständlich Ihre heißeste Unterwäsche. Fallen Sie bloß nicht auf den alten Trick herein: „Wenn ich meine ausgeleierten Unterhosen anziehe, hält mich das davon ab, zu weit zu gehen.“ Das klappt sowieso nicht, sondern Sie werden sich den Rest Ihres Lebens an den peinlichen ersten Sex erinnern, bei dem Ihr Woolworth-Fallschirm sich an einem Ihrer Knöchel verhedderte. Und vergessen Sie Strumpfhosen – die machen vielleicht schlank, aber irgendwann müssen Sie sich dieser Dinger entledigen. Dicke Lycraschichten über Hüften und Po herabzurollen wirkt nicht sexy, und Sie wollen schließlich nicht für ein Vorher-Nachher-Bild posieren.
Sich für eine Verführung zu kleiden, von der er weiß, dass sie stattfinden wird, ist eine vollkommen andere Sache. Sie können getrost vorher mit ihm ausgehen. Denken Sie aber daran, dass zwischen „verführerisch“ und „aufdringlich-vulgär“ nur eine schmale Trennlinie verläuft. Zeigen Sie ein bisschen Haut, jedoch nicht zu viel. Ein dezentes Oberteil, das einen winzigen Blick auf Ihren Brustansatz freigibt, ist allemal aufreizender als ein Dekolleté, aus dem Ihr Busen halb heraushängt. Männer schätzen das Gefühl, etwas entdecken zu dürfen, was nicht schon sämtliche Kellner vor ihnen gesehen haben. Sie brauchen kein Neonschild, auf dem „Hier sind die Möpse“ steht. Die wenigsten Männer finden Gefallen daran, von einem Vamp vernascht zu werden. Deshalb ist ein schlichtes schwarzes Kleid ideal – nicht zu übertrieben, dafür elegant und ausgesprochen verführerisch. Geeignet wäre auch ein Rock, der bis knapp übers Knie reicht und seitlich dezent geschlitzt ist, so dass beim Hinsetzen ein bisschen Oberschenkel zu sehen ist. Und Sie sollten Strümpfe mit Strapsen tragen. Alle Jungs fliegen auf Strapse, und im Gegensatz zu Strumpfhaltern hinterlassen sie keine hässlichen roten Striemen auf Ihren Oberschenkeln. Vergessen Sie nicht, Ihren Slip über die Strapse zu ziehen, da sich andernfalls seine Hand – oder, schlimmer noch, sein Willi – unangenehm verfangen kann. Außerdem sind hohe Absätze unentbehrlich. Das Füßemassieren müssen Sie auf den folgenden Morgen verschieben, denn während der Verführung behalten Sie selbstverständlich Strapse und Schuhe an.
Eine erfolgreiche Verführung braucht eine wohlig warme Umgebung, in der gedämpftes Licht kleinere Fehler kaschiert, massenweise Kissen und Decken und natürlich absolute Ungestörtheit. Geeignet sind beispielsweise eine Suite im Ritz oder eine schneebedeckte Skihütte in den Rocky Mountains. Alles andere sind faule Kompromisse, aber wahrscheinlich werden Sie sich mit diesen Kompromissen arrangieren müssen. Ihnen bleibt also nur Ihr Haus, Ihre Wohnung oder Ihr Schlafzimmer – eben ein normales, nettes kleines Schlupfloch, das Sie nun zu einer perfekten Verführungskulisse umgestalten müssen. Das Ergebnis dürfte ein wenig zusammengewürfelt aussehen, aber die richtige Beleuchtung und gute Musik wirken hier Wunder. Außerdem muss es bei Ihnen ja nur vorübergehend so aussehen. Wichtig ist vor allem, dass Ihr Wohn- und Ihr Schlafzimmer sauber und aufgeräumt sind. Sie wollen schließlich nicht riskieren, dass Ihr Süßer im entscheidenden Moment über einen Stapel alter Zeitungen, mehrere McDonald’s-Kartons oder sechs leere Weinflaschen stolpert. Und Sie werden kaum wollen, dass er gerade heute Abend darüber nachdenkt, ob Sie eventuell eine einsame Alkoholikerin sind beziehungsweise mit wem Sie wohl zuvor gefeiert haben könnten. Ziehen Sie die Vorhänge zu und drehen Sie die Heizung auf. Das Motto des Abends lautet: „Je weniger Kleidung, umso besser“, und niemand ist erregbar, während ihm vor Kälte die Zähne klappern. Darüber hinaus werden Sie irgendwann flüstern wollen: „Ist es hier drinnen so heiß, oder liegt das an mir?“ – womit wir bei einer weiteren Anleihe aus der Pornofilmbranche wären. Verstecken Sie alles, was zu sehr nach „liebes Mädchen allein“ aussieht – Stofftiere, Poster von nackten Männern, Karten mit blödsinnigen Lebenshilfesprüchen und Bücher über Feng-Shui. Er wird später genügend Zeit haben, die schreckliche Wahrheit über Sie herauszufinden.
Liegen irgendwo in Ihrem Schrank größere Mengen Stoff, können Sie Ihr Sofa damit drapieren oder ihn als Himmel über Ihr Bett hängen. Und noch einmal zur Beleuchtung: Eine helle Deckenlampe verwandelt jeden noch so aufwändig dekorierten Raum in ein Zahnarztwartezimmer. Nun mögen Sie vielleicht einen außergewöhnlich attraktiven Zahnarzt haben, an den Sie sich gern erinnert fühlen, aber heute Abend hat er hier nichts zu suchen. Also machen Sie die Deckenlampe aus und schalten stattdessen ein oder zwei kleine Lampen mit 40-Watt-Birnen in einer Ecke des Zimmers an. Im Gegensatz zu den meisten (vermeintlichen) Sexperten rate ich grundsätzlich von Kerzen ab, und zwar aus dreierlei Gründen:
Kerzen bedeuten offenes Feuer, und Sie werden sich kaum wünschen, dass Ihr Rauchmelder wie verrückt zu piepen beginnt, während Sie sich gerade küssend seinen rechten Oberschenkel hinauf bewegen.
Die Lichtausbeute ist praktisch null – nicht ohne Grund sind unsere Vorfahren bei Sonnenuntergang ins Bett gegangen. Beim Schein einer Kerze konnten sie nicht einmal ihr kürbisköpfiges Gegenüber erkennen. Und Sie möchten sicher nicht, dass Ihr Traummann sich auf dem Weg zum Schlafzimmer fünfmal langlegt.
Kerzen sind der Inbegriff weiblicher Verzweiflung, und Sie wollen gewiss nicht den Eindruck einer 45-jährigen Jungfrau im Minirock vermitteln. Er wird auf Anhieb denken: „Oh Mann, ich soll verführt werden!“, was zwar nicht direkt falsch ist, aber man muss ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Netter ist allemal, wenn der Anschein gewahrt wird, dass Sie beide dasselbe Ziel verfolgen. Nicht zu vergessen, dass Frauen mit Kerzenschreinen in einschlägigen Filmen immer die Verrrückten sind, die am Ende in Notwehr ermordet werden müssen.
Musik spielt bei der erfolgreichen Verführung eine wichtige Rolle. Sie übertönt die peinlichen Hamstergeräusche, die zwei Menschen machen, wenn sie sich gegenseitig die Kleider vom Leib reißen. Und sie ist ein essentieller Stimmungsträger. Entsagen Sie der Versuchung, etwas Klassisches aufzulegen, es sei denn sie zählen zu jenen Frauen, die in ihrer Freizeit Schubert zur Unterhaltung hören. Auch Ravels Bolero ist entschieden zu dick aufgetragen. Und meiden Sie jegliche Musik, die auf Ihre gegenwärtige Situation anspielt – besonders, wenn der Beatles-Song „Eleanor Rigby“ sie am ehesten trifft. Sie wollen eine angenehme Unterhaltung führen, da passt „Aah, look at all the lonely people ...“[1] ganz und gar nicht. Ebenso ungeeignet und längst passé sind feministische Schlachthymnen. Selbst wenn sie nett klingen, wollen Sie ihm doch nicht gleich Ihre ideologischen Grundsätze um die Ohren schmettern. Wählen Sie lieber langsame, dezente Tanzmusik – die Texte tun normalerweise niemandem weh, und der Rhythmus ist perfekt. Ich persönlich halte Blue Lines von Massive Attack für ein geniales Verführungsalbum, aber alles andere, was ein bisschen in Richtung Miles-Davis-Jazz geht, ist ebenso ideal. Falls Sie an Celine Dion oder Whitney Houston gedacht haben sollten: Nein.