Coriolanus - William Shakespeare - E-Book

Coriolanus E-Book

William Shakespeare

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Beschreibung

Deutsche Übersetzung der Shakespeare-Tragödie. Laut Wikipedia: "Coriolanus ist eine Tragödie von William Shakespeare, die vermutlich zwischen 1605 und 1608 geschrieben wurde. Das Stück basiert auf dem Leben des legendären römischen Anführers Caius Marcius Coriolanus."

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Seitenzahl: 140

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CORIOLANUS VON WILLIAM SHAKESPEARE, ÜBERSETZT VON DOROTHEA TIECK UNTER DER REDAKTION VON LUDWIG TIECK

published by Samizdat Express, Orange, CT, USA

established in 1974, offering over 14,000 books

Shakespeare tragedies in German translation:

Coriolanus (Tieck)

Hamlet (Wieland)

Julius Caesar (Schlegel)

Lear (Wieland)

Macbeth (Wieland)

Othello (Wieland)

Romeo und Juliette (Wieland)

Timon Von Athen (Wieland)

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Personen:

Erster Aufzug

Erste Szene, Rom, eine Straße  Es tritt auf ein Haufe aufrührerischer Bürger mit Stäben,  Knütteln und anderen Waffen

Zweite Szene,  Corioli, das Staatsgebäude Tullus  Aufidius tritt auf mit einigen Senatoren

Dritte Szene, Rom, im Hause des Marcius  Volumnia und Virgilia sitzen und nähen

Vierte Szene,  Vor Corioli  Mit Trommeln und Fahnen treten auf Marcius, Titus, Lartius,  Anführer, Krieger.  Zu ihnen ein Bote

Fünfte Szene,  In Corioli, eine Straße  Römer kommen mit Beute

Sechste Szene, In der Nähe von Cominius' Lager  Cominius und sein Heer auf dem Rückzuge

Siebente Szene, Das Tor vor Corioli  Titus Lartius, eine Besatzung in Corioli zurücklassend,  geht dem Marcius und Cominius mit Trommeln und Trompeten  entgegen, ihm folgt ein Anführer mit Kriegern

Achte Szene, Schlachtfeld Kriegsgeschrei,  Marcius und Aufidius, die einander begegnen

Neunte Szene, Das römische Lager  Man bläst zum Rückzug; Trompeten.  Von einer Seite tritt auf  Cominius mit seinem Heer, von der andern Marcius, den Arm in  der Binde, und andre Römer

Zehnte Szene, Das Lager der Volsker Trompetenstoß.   Tullus Aufidius tritt auf, blutend, Zwei Krieger mit ihm

Zweiter Aufzug

Erste Szene, Rom, ein öffentlicher Platz  Es treten auf Menenius, Sicinius und Brutus

Zweite Szene, Das Kapitol  Zwei Ratsdiener welche Polster legen

Dritte Szene,  Das Forum  Mehrere Bürger treten auf

Dritter Aufzug

Erste Szene, Rom.  Eine Straße Hörner.   Es treten auf Coriolanus, Menenius, Cominius, Titus Lartius,  Senatoren und Patrizier

Zweite Szene,  Zimmer in Coriolans Hause  Coriolanus tritt auf mit einigen Patriziern

Dritte Szene, Das Forum  Sicinius und Brutus treten auf

Vierte Szene, Rom, vor einem Tore der Stadt  Es treten auf Coriolanus, Volumnia, Virgilia, Menenius,  Cominius und mehrere junge Patrizier

Fünfte Szene, Sicinius, Brutus und ein Ädil treten auf.

Vierter Aufzug

Erste Szene,  Landstraße zwischen Rom und Antium Ein Römer und ein Volsker, die sich begegnen

Zweite Szene, Antium.  Vor Aufidius' Haus Coriolanus tritt auf in geringem Anzuge verkleidet und verhüllt.

Dritte Szene, Halle in Aufidius' Hause Man hört Musik von innen; es kommt ein Diener

Vierte Szene, Rom.  Ein öffentlicher Platz Sicinius und Brutus treten auf

Fünfte Szene, Ein Lager in geringer Entfernung von Rom Aufidius und ein Hauptmann treten auf

Fünfter Aufzug

Erste Szene,  Rom, ein öffentlicher Platz Es treten auf Menenius, Cominius, Sicinius, Brutus und andere

Zweite Szene, Lager der Volsker vor Rom Zwei Wachen der Volsker, zu ihnen kommt Menenius

Dritte Szene,  Coriolans Zelt Es treten auf Coriolanus, Aufidius und andere

Vierte Szene,  Rom.  Ein öffentlicher Platz  Menenius und Sicinius treten auf

Fünfte Szene,  Antium.  Ein öffentlicher Platz  Aufidius tritt auf mit Begleitern

Personen:

Cajus Marcius Coriolanus, ein edler Römer

Titus Lartius und Cominius, Anführer gegen die Volsker

Menenius Agrippa, Coriolans Freund

Sicinius Velutus und Junius Brutus, Volkstribunen

Marcius, Coriolans kleiner Sohn

Ein römischer Herold

Tullus Aufidius, Anführer der Volsker

Ein Unterfeldherr des Aufidius

Verschworene

Ein Bürger von Antium

Zwei volskische Wachen

Volumnia, Coriolans Mutter

Virgilia, Coriolans Gemahlin

Valeria, Virgilias Freundin

Dienerinnen der Virgilia

Römer und Volsker.  Senatoren, Patrizier, Ädilen, Liktoren, Krieger, Bürger, Boten

Erster Aufzug

Erste Szene, Rom, eine Straße  Es tritt auf ein Haufe aufrührerischer Bürger mit Stäben,  Knütteln und anderen Waffen

 Erster Bürger. Ehe wir irgend weitergehn, hört mich sprechen.

Zweiter Bürger. Sprich! sprich!--

Erster Bürger. Ihr alle seid entschlossen, lieber zu sterben als zu verhungern?

Alle Bürger. Entschlossen! entschlossen!--

Erster Bürger. Erstlich wißt ihr: Cajus Marcius ist der Hauptfeind des Volkes.

Alle Bürger. Wir wissen's! Wir wissen's!--

Erster Bürger. Laßt uns ihn umbringen, so können wir die Kornpreise selbst machen.   Ist das ein Wahrspruch?

Alle Bürger. Kein Geschwätz mehr darüber.  Wir wollen's tun.  Fort! fort!

Zweiter Bürger. Noch ein Wort, meine guten Bürger!

Erster Bürger. Wir werden für die armen Bürger gehalten, die Patrizier für die guten.   Das, wovon der Adel schwelgt, würde uns nähren.  Gäben sie uns nur das  Überflüssige, ehe es verdirbt, so könnten wir glauben, sie nährten uns  auf menschliche Weise; aber sie denken, soviel sind wir nicht wert.   Der Hunger, der uns ausgemergelt, der Anblick unsers Elends ist gleichsam  ein Verzeichnis, in welchem postenweise ihr Überfluß aufgeführt wird.   Unser Leiden ist ihnen ein Gewinn.  Dies wollen wir mit unsern Spießen  rächen, ehe wir selbst Spießgerten werden.  Denn das wissen die Götter!  Ich rede so aus Hunger nach Brot, und nicht aus Durst nach Rache.

Zweiter Bürger. Wollt ihr besonders auf den Cajus Marcius losgehen?

Alle. Auf ihn zuerst, er ist ein wahrer Hund gegen das Volk.

Zweiter Bürger. Bedenkt ihr auch, welche Dienste er dem Vaterlande getan hat?

Erster Bürger. Sehr wohl! und man könnte ihn auch recht gern dafür loben; aber er  belohnt sich selbst dadurch, daß er so stolz ist.

Zweiter Bürger. Nein, rede nicht so boshaft.

Erster Bürger. Ich sage euch, was er rühmlich getan hat, tat er nur deshalb.  Wenn auch  zu gewissenhafte Menschen so billig sind, zu sagen, es war für sein  Vaterland, so tat er's doch nur, seiner Mutter Freude zu machen und zum  Teil, um stolz zu sein; denn sein Stolz ist ebenso groß als sein Verdienst.

Zweiter Bürger. Was er an seiner Natur nicht ändern kann, das rechnet Ihr ihm für ein Laster.   Das dürft Ihr wenigstens nicht sagen, daß er habsüchtig ist.

Erster Bürger. Wenn ich das auch nicht darf, werden mir doch die Anklagen nicht ausgehen.   Er hat Fehler so überlei, daß die Aufzählung ermüdet. 

(Geschrei hinter der Szene.) 

Welch Geschrei ist das?  Die andre Seite der Stadt ist in Aufruhr.  Was stehn  wir hier und schwatzen?  Aufs Kapitol!

Alle. Kommt!  Kommt!--

Erster Bürger. Still!  Wer kommt hier? 

(Menenius Agrippa tritt auf)

Zweiter Bürger. Der würdige Menenius Agrippa, einer, der das Volk immer geliebt hat.

Erster Bürger. Der ist noch ehrlich genug.  Wären nur die übrigen alle so!

Menenius. Was habt ihr vor, Landsleute?  wohin geht ihr Mit Stangen, Knütteln?  Sprecht, was gibt's?  Ich bitt euch!

Erster Bürger. Unsre Sache ist dem Senat nicht unbekannt; sie haben davon munkeln hören  seit vierzehn Tagen, was wir vorhaben und das wollen wir ihnen nun durch  Taten zeigen.  Sie sagen, arme Klienten haben schlimmen Atem: sie sollen  erfahren, daß wir auch schlimme Arme haben.

Menenius. Ei, Leute! gute Freund' und liebe Nachbarn, Wollt ihr euch selbst zugrunde richten?

Erster Bürger. Nicht möglich, wir sind schon zugrund gerichtet.

Menenius. Ich sag euch, Freund', es sorgt mit wahrer Liebe Für euch der Adel.  Eure Not betreffend, Die jetzge Teurung, könntet ihr so gut Dem Himmel dräun mit Knütteln, als sie schwingen Gegen den Staat von Rom, des Lauf sich bricht So grade Bahn, daß es zehntausend Zügel Von härtrem Erz zerreißt, als jemals ihm Nur eure Hemmung bietet.  Diese Teurung, Die Götter machen sie, nicht die Patrizier; Gebeugte Knie, nicht Arme müssen helfen. Ach! durch das Elend werdet ihr verlockt Dahin, wo größres euch umfängt.  Ihr lästert Roms Lenker, die wie Väter für euch sorgen, Wenn ihr wie Feinde sie verflucht.

Erster Bürger. Für uns sorgen!--nun, wahrhaftig!--Sie sorgten noch nie für uns.  Uns  verhungern lassen, und ihre Vorratshäuser sind vollgestopft mit Korn.   Verordnungen machen gegen den Wucher, um die Wucherer zu unterstützen.   Täglich irgendein heilsames Gesetz gegen die Reichen widerrufen und  täglich schärfere Verordnungen ersinnen, die Armen zu fesseln und  einzuzwängen.  Wenn der Krieg uns nicht auffrißt, tun sie's: das ist  ihre ganze Liebe für uns.

Menenius. Entweder müßt ihr selbst Als ungewöhnlich tückisch euch bekennen, Sonst schelt ich euch als töricht.  Ich erzähl euch Ein hübsches Märchen; möglich, daß ihr's kennt; Doch, da's hier eben herpaßt, will ich wagen, Es nochmals aufzuwärmen.

Erster Bürger. Gut, wir wollen's anhören, Herr.  Ihr müßt aber nicht glauben, unser  Unglück mit einem Märchen wegfoppen zu können; doch, wenn Ihr wollt,  her damit.

Menenius. Einstmals geschah's, daß alle Leibesglieder, Dem Bauch rebellisch, also ihn verklagten: Daß er allein nur wie ein Schlund verharre In Leibes Mitte, arbeitslos und müßig, Die Speisen stets verschlingend, niemals tätig, So wie die andern all, wo jene Kräfte Sähn, hörten, sprächen, dächten, gingen, fühlten Und, wechselseitig unterstützt, dem Willen Und allgemeinen Wohl und Nutzen dienten Des ganzen Leibs.  Der Bauch erwiderte--

Erster Bürger. Gut, Herr, was hat der Bauch denn nun erwidert?

Menenius. Ich sag es gleich.--Mit einer Art von Lächeln, Das nicht von Herzen ging, nur gleichsam so-- (Denn seht, ich kann den Bauch ja lächeln lassen So gut als sprechen) gab er höhnisch Antwort Den mißvergnügten Gliedern, die rebellisch Die Einkünft ihm nicht gönnten; ganz so passend Wie ihr auf unsre Senatoren scheltet, Weil sie nicht sind wie ihr.

Erster Bürger. Des Bauches Antwort.  Wie! Das fürstlich hohe Haupt; das wache Auge; Das Herz: der kluge Rat; der Arm: der Krieger; Das Bein: das Roß; die Zunge: der Trompeter; Nebst andern Ämtern noch und kleinern Hilfen In diesem unserm Bau, wenn sie--

Menenius. Was denn, Mein Treu! der Mensch da schwatzt!  Was denn?  Was denn?

Erster Bürger. So würden eingezwängt vom Fresser Bauch, Der nur des Leibes Abfluß--

Menenius. Gut, was denn?

Erster Bürger. Die andern Kräfte, wenn sie nun so klagten, Der Bauch, was könnt er sagen?

Menenius. Ihr sollt's hören. Schenkt ihr ein bißchen, was ihr wenig habt, Geduld, so sag ich euch des Bauches Antwort.

Erster Bürger. Ihr macht es lang.

Menenius. Jetzt paßt wohl auf, mein Freund! Eur höchst verständger Bauch, er war bedächtig, Nicht rasch, gleich den Beschuldgern, und sprach so: "Wahr ist's, ihr einverleibten Freunde", sagt' er, "Zuerst nehm ich die ganze Nahrung auf, Von der ihr alle lebt; und das ist recht, Weil ich das Vorratshaus, die Werkstatt bin Des ganzen Körpers.  Doch bedenkt es wohl; Durch eures Blutes Ströme send ich sie Bis an den Hof, das Herz--den Thron, das Hirn, Und durch des Körpers Gäng und Windungen Empfängt der stärkste Nerv, die feinste Ader Von mir den angemeßnen Unterhalt, Wovon sie leben.  Und obwohl ihr alle--" Ihr guten Freund' (habt acht), dies sagt der Bauch.

Erster Bürger. Gut.  Weiter!

Menenius. "Seht ihr auch nicht all auf eins, Was jeder Einzelne von mir empfängt, Doch kann ich Rechnung legen, daß ich allen Das feinste Mehl von allem wieder gebe, Und nur die Klei' mir bleibt." Wie meint ihr nun?

Erster Bürger. Das war 'ne Antwort.  Doch wie paßt das hier?

Menenius. Roms Senatoren sind der gute Bauch, Ihr die empörten Glieder; denn erwägt Ihr Mühn, ihr Sorgen.  Wohl bedenkt, was alles Des Staates Vorteil heischt; so seht ihr ein, Kein allgemeines Gut, was ihr empfangt, Das nicht entsprang und kam zu euch von ihnen, Durchaus nicht von euch selbst.  Was denkt ihr nun? Du, große Zeh, in dieser Ratsversammlung.

Erster Bürger. Ich, die große Zehe?  Warum die große Zehe?

Menenius. Weil du, der Niedrigst, Ärmst, Erbärmlichste Von dieser weisen Rebellion, vorantrittst. Du, Schwächling ohne Kraft und Ansehen, läufst Voran und führst, dir Vorteil zu erjagen.-- Doch schwenkt nur eure Stäb und dürren Knüttel, Rom und sein Rattenvolk zieht aus zur Schlacht, Der eine Teil muß Tod sich fressen.

(Cajus Marcius tritt auf.)

Heil! edler Marcius.

Marcius. Dank Euch!  Was gibt es hier?  Rebellsche Schurken, Die ihr das Jucken eurer Einsicht kratzt, Bis ihr zu Aussatz werdet.  Erster Bürger. Von Euch bekommen wir doch immer gute Worte.

Marcius. Ein gutes Wort dir geben, hieße schmeicheln Jenseits des Abscheus.  Was verlangt ihr, Hunde, Die Krieg nicht wollt noch Frieden?  jener schreckt euch, Und dieser macht euch frech.  Wer euch vertraut, Find't euch als Hasen, wo er Löwen hofft Wo Füchse, Gäns.  Ihr seid nicht sichrer, nein! Als glühnde Feuerkohlen auf dem Eis, Schnee in der Sonne.  Eure Tugend ist, Den adeln, den Verbrechen niedertreten, Dem Recht zu fluchen, das ihn schlägt.  Wer Größe Verdient, verdient auch euern Haß; und eure Liebe Ist eines Kranken Gier, der heftig wünscht, Was nur sein Übel mehrt.  Wer sich verläßt Auf eure Gunst, der schwimmt mit blei'rnen Flossen, Und haut mit Binsen Eichen nieder.  Hängt euch! Euch traun? Ein Augenblick, so ändert ihr den Sinn, Und nennt den edel, den ihr eben haßtet, Den schlecht, der euer Abgott war.  Was gibt's? Daß ihr, auf jedem Platz der Stadt gedrängt, Schreit gegen den Senat, der doch allein, Zunächst den Göttern, euch in Furcht erhält; Ihr fräßt einander sonst.  Was wollen sie?

Menenius. Nach eignem Preis das Korn, das, wie sie sagen Im Überfluß daliegt.

Marcius. Hängt sie!  Sie sagen's? Beim Feuer sitzend, wissen sie genau, Was auf dem Kapitol geschieht; wer steigt, Wer gilt, wer fällt; da stiften sie Faktionen Und schließen Ehen; stärken die Partei Und beugen die, die nicht nach ihrem Sinn, Noch unter ihre Nägelschuh.  Sie sagen, Korn sei genug vorhanden? Wenn sich der Adel doch der Mild entschlüge, Daß ich mein Schwert ziehn dürft.  Ich häufte Berge Von Leichen der zerhaunen Sklaven, höher, Als meine Lanze fliegt.

Menenius. Nein, diese sind fast gänzlich schon beruhigt; Denn, fehlt im Überfluß auch der Verstand, So sind sie doch ausbündig feig.  Doch sagt mir, Was macht der andre Trupp?

Marcius. Schon ganz zerstreut. Die Schurken! Sie hungern, sagten sie, und ächzten Sprüchlein, Als: "Not bricht Eisen; Hunde müssen fressen; Das Brot ist für den Mund; die Götter senden Nicht bloß den Reichen Korn." Mit solchen Fetzen Macht sich ihr Klagen Luft; man hört sie gütig, Bewilligt eine Fordrung--eine starke-- (Des Adels Herz zu brechen, jede Kraft Zu töten) und nun schmeißen sie die Mützen, Als sollten auf des Mondes Horn sie hängen, Frech laut und lauter jauchzend.

Menenius. Und was ward zugestanden?

Marcius. Fünf Tribunen, Um ihre Pöbelweisheit zu vertreten, Aus eigner Wahl: der ein ist Junius Brutus, Sicinius und--was weiß ich--Tod und Pest! Die Lumpen sollten eh die Stadt abdecken, Als mich so weit zu bringen.  Nächstens nun Gewinnen sie noch mehr und fordern Größres Mit Androhn der Empörung.

Menenius. Das ist seltsam.

Marcius. Geht, fort mit euch, ihr Überbleibsel!

(Ein Bote tritt auf.)

Bote. Ist Cajus Marcius hier?

Marcius. Nun ja! was soll's?

Bote. Ich meld Euch, Herr, die Volsker sind in Waffen.

Marcius. Mich freut's!  So werden wir am besten los Den Überfluß, der schimmlicht wird.--Seht da, Die würdgen Väter.  Es treten auf Cominius, Titus Lartius und andre  Senatoren, Junius Brutus und Sicinius Velutus.

Erster Senator. Marcius, was Ihr uns sagtet, ist geschehn: Die Volsker sind in Waffen.

Marcius. Ja, sie führt Tullus Aufidius, der macht euch zu schaffen. Ich sündge, seinen Adel ihm zu neiden, Und wär ich etwas andres als ich bin, So wünscht ich, er zu sein.

Cominius. Ihr fochtet miteinander.

Marcius. Wenn, halb und halb geteilt, die Welt sich zauste, Und er auf meiner Seit, ich fiele ab, Nur daß ich ihn bekämpft'.--Er ist ein Löwe, Den ich zu jagen stolz bin.

Erster Senator. Darum, Marcius, Magst du Cominius folgen in den Krieg.

Cominius. Ihr habt es einst versprochen.

Marcius. Herr, das hab ich, Und halte Wort.  Du, Titus Lartius, siehst Noch einmal Tullus, mich ins Antlitz schlagen. Wie--bist du krank?  bleibst aus?

Titus. Nein, Cajus Marcius. Ich lehn auf eine Krück und schlage mit der andern, Eh ich dies' Werk versäum.

Marcius. O edles Blut!

Erster Senator. Begleitet uns zum Kapitol, dort harren Die treusten Freunde unser.

Titus. Geht voran-- Cominius, folgt ihm nach, wir folgen euch, Ihr seid des Vorrangs würdig.

Cominius. Edler Marcius!

Erster Senator (zu den Bürgern). Geht, macht euch fort!--nach Haus!

Marcius. Nein, laßt sie folgen. Die Volsker haben Korn; dahin ihr Ratten, Die Scheuren freßt.--Hochadlige Rebellen, Eur Mut schlägt herrlich aus.  Ich bitte, folgt.

(Senatoren, Cominius, Marcius, Titus Lartius und Menenius gehn ab;  die Bürger schleichen sich fort.)

Sicinius. War je ein Mensch so stolz wie dieser Marcius?

Brutus. Er hat nicht seinesgleichen.

Sicinius. Als wir ernannt zu Volkstribunen wurden--

Brutus. Saht Ihr sein Aug, den Mund?

Sicinius. Ja, und sein Höhnen!

Brutus. Gereizt schont nicht sein Spott die Götter selbst.

Sicinius. Den keuschen Mond auch würd er lästern.

Brutus. Verschling ihn dieser Krieg; er ward zu stolz, So tapfer wie er ist.