Coriolanus - Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch) / Bilingual edition (German-English) - William Shakespeare - E-Book

Coriolanus - Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch) / Bilingual edition (German-English) E-Book

William Shakespeare

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Beschreibung

Dieses eBook: "Coriolanus - Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch) / Bilingual edition (German-English)" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. - This carefully crafted ebook: "Coriolanus - Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch) / Bilingual edition (German-English)" is formatted for your eReader with a functional and detailed table of contents. - Diese Zweisprachige Shakespeare Ausgabe hilft dem Leser Shakespeare besser zu verstehen und zu interpretieren, ist praktisch beim Nachschlagen und sehr nützlich um Englisch / Deutsch als Fremdsprache zu Lernen oder zu Lehren. - This bilingual Shakespeare edition helps the reader to understand and to interpret Shakespeare better, is practical for looking up text passages and very useful for learning and teaching german / english language through classic literature. - "Coriolanus" ist eine Tragödie von William Shakespeare in 5 Akten. Das Stück spielt Anfang des 5. Jahrhundert v. Chr. in Rom und Antium und erzählt die Geschichte des römischen Patriziers und Kriegshelden Coriolanus, der sich gegen sein eigenes Volk wendet. - "Coriolanus" is a tragedy by William Shakespeare. The play takes place at the beginning of the 5th Century BC in Rome and Antium and tells the story of the Roman war hero Coriolanus, who turns against his own people. - William Shakespeare (1564-1616) war ein englischer Dramatiker, Lyriker und Schauspieler. Seine Komödien und Tragödien gehören zu den bedeutendsten und am meisten aufgeführten und verfilmten Bühnenstücken der Weltliteratur. - William Shakespeare (1564-1616) was an English poet, playwright and actor, widely regarded as the greatest writer in the English language and the world's pre-eminent dramatist.

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William Shakespeare

Coriolanus

Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch) / Bilingual edition (German-English)

Übersetzer / Translators: Dorothea Tieck

e-artnow, 2014

Inhaltsverzeichnis - Table of Contents

CORIOLANUS (german)
CORIOLANUS (englisch)
Englisch

CORIOLANUS

(german)

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

PERSONEN

ERSTER AUFZUG

ERSTE SZENE

ZWEITE SZENE

DRITTE SZENE

VIERTE SZENE

FÜNFTE SZENE

SECHSTE SZENE

SIEBENTE SZENE

ACHTE SZENE

NEUNTE SZENE

ZEHNTE SZENE

ZWEITER AUFZUG

ERSTE SZENE

ZWEITE SZENE

DRITTE SZENE

DRITTER AUFZUG

ERSTE SZENE

ZWEITE SZENE

DRITTE SZENE

VIERTE SZENE

FÜNFTE SZENE

VIERTER AUFZUG

ERSTE SZENE

ZWEITE SZENE

DRITTE SZENE

VIERTE SZENE

FÜNFTE SZENE

FÜNFTER AUFZUG

ERSTE SZENE

ZWEITE SZENE

DRITTE SZENE

VIERTE SZENE

VIERTE SZENE

SECHSTE SZENE

Englisch

PERSONEN

Inhaltsverzeichnis

Cajus Marcius Coriolanus, ein edler Römer

Titus LartiusundCominius, Anführer gegen die Volsker

Menenius Agrippa, Coriolans Freund

Sicinius VelutusundJunius Brutus, Volkstribunen

Marcius, Coriolans kleiner Sohn

Ein römischer Herold

Tullus Aufidius, Anführer der Volsker

Ein Unterfeldherr des Aufidius

Verschworene

Ein Bürger von Antium

Zwei volskische Wachen

Volumnia, Coriolans Mutter

Virgilia, Coriolans Gemahlin

Valeria, Virgilias Freundin

Dienerinnen der Virgilia

Römer und Volsker. Senatoren, Patrizier, Ädilen, Liktoren, Krieger, Bürger, Boten

Englisch

ERSTER AUFZUG

Inhaltsverzeichnis

ERSTE SZENE

Inhaltsverzeichnis

Rom, eine Straße

Es tritt auf ein Haufe aufrührerischer Bürger mit Stäben, Knütteln und anderen Waffen

Erster Bürger. Ehe wir irgend weitergehn, hört mich sprechen.

Zweiter Bürger. Sprich! sprich! –

Erster Bürger. Ihr alle seid entschlossen, lieber zu sterben als zu verhungern?

Alle Bürger. Entschlossen! entschlossen! –

Erster Bürger. Erstlich wißt ihr: Cajus Marcius ist der Hauptfeind des Volkes.

Alle Bürger. Wir wissen's! Wir wissen's! –

Erster Bürger. Laßt uns ihn umbringen, so können wir die Kornpreise selbst machen. Ist das ein Wahrspruch?

Alle Bürger. Kein Geschwätz mehr darüber. Wir wollen's tun. Fort! fort!

Zweiter Bürger. Noch ein Wort, meine guten Bürger!

Erster Bürger. Wir werden für die armen Bürger gehalten, die Patrizier für die guten. Das, wovon der Adel schwelgt, würde uns nähren. Gäben sie uns nur das Überflüssige, ehe es verdirbt, so könnten wir glauben, sie nährten uns auf menschliche Weise; aber sie denken, soviel sind wir nicht wert. Der Hunger, der uns ausgemergelt, der Anblick unsers Elends ist gleichsam ein Verzeichnis, in welchem postenweise ihr Überfluß aufgeführt wird. Unser Leiden ist ihnen ein Gewinn. Dies wollen wir mit unsern Spießen rächen, ehe wir selbst Spießgerten werden. Denn das wissen die Götter! ich rede so aus Hunger nach Brot, und nicht aus Durst nach Rache.

Zweiter Bürger. Wollt ihr besonders auf den Cajus Marcius losgehen?

Alle. Auf ihn zuerst, er ist ein wahrer Hund gegen das Volk.

Zweiter Bürger. Bedenkt ihr auch, welche Dienste er dem Vaterlande getan hat?

Erster Bürger. Sehr wohl! und man könnte ihn auch recht gern dafür loben; aber er belohnt sich selbst dadurch, daß er so stolz ist.

Zweiter Bürger. Nein, rede nicht so boshaft.

Erster Bürger. Ich sage euch, was er rühmlich getan hat, tat er nur deshalb. Wenn auch zu gewissenhafte Menschen so billig sind, zu sagen, es war für sein Vaterland, so tat er's doch nur, seiner Mutter Freude zu machen und zum Teil, um stolz zu sein; denn sein Stolz ist ebenso groß als sein Verdienst.

Zweiter Bürger. Was er an seiner Natur nicht ändern kann, das rechnet Ihr ihm für ein Laster. Das dürft Ihr wenigstens nicht sagen, daß er habsüchtig ist.

Erster Bürger. Wenn ich das auch nicht darf, werden mir doch die Anklagen nicht ausgehen. Er hat Fehler so überlei, daß die Aufzählung ermüdet. (Geschrei hinter der Szene.) Welch Geschrei ist das? Die andre Seite der Stadt ist in Aufruhr. Was stehn wir hier und schwatzen? Aufs Kapitol!

Alle. Kommt! Kommt! –

Erster Bürger. Still! Wer kommt hier?

Menenius Agrippa tritt auf

Zweiter Bürger. Der würdige Menenius Agrippa, einer, der das Volk immer geliebt hat.

Erster Bürger. Der ist noch ehrlich genug. Wären nur die übrigen alle so!

Menenius. Was habt ihr vor, Landsleute? wohin geht ihr Mit Stangen, Knütteln? Sprecht, was gibt's? Ich bitt euch!

Erster Bürger. Unsre Sache ist dem Senat nicht unbekannt; sie haben davon munkeln hören seit vierzehn Tagen, was wir vorhaben und das wollen wir ihnen nun durch Taten zeigen. Sie sagen, arme Klienten haben schlimmen Atem: sie sollen erfahren, daß wir auch schlimme Arme haben.

Menenius. Ei, Leute! gute Freund' und liebe Nachbarn, Wollt ihr euch selbst zugrunde richten?

Erster Bürger. Nicht möglich, wir sind schon zugrund gerichtet.

Menenius. Ich sag euch, Freund', es sorgt mit wahrer Liebe Für euch der Adel. Eure Not betreffend, Die jetzge Teurung, könntet ihr so gut Dem Himmel dräun mit Knütteln, als sie schwingen Gegen den Staat von Rom, des Lauf sich bricht So grade Bahn, daß es zehntausend Zügel Von härtrem Erz zerreißt, als jemals ihm Nur eure Hemmung bietet. Diese Teurung, Die Götter machen sie, nicht die Patrizier; Gebeugte Knie, nicht Arme müssen helfen. Ach! durch das Elend werdet ihr verlockt Dahin, wo größres euch umfängt. Ihr lästert Roms Lenker, die wie Väter für euch sorgen, Wenn ihr wie Feinde sie verflucht.

Erster Bürger. Für uns sorgen! – nun, wahrhaftig! – Sie sorgten noch nie für uns. Uns verhungern lassen, und ihre Vorratshäuser sind vollgestopft mit Korn. Verordnungen machen gegen den Wucher, um die Wucherer zu unterstützen. Täglich irgendein heilsames Gesetz gegen die Reichen widerrufen und täglich schärfere Verordnungen ersinnen, die Armen zu fesseln und einzuzwängen. Wenn der Krieg uns nicht auffrißt, tun sie's: das ist ihre ganze Liebe für uns.

Menenius. Entweder müßt ihr selbst Als ungewöhnlich tückisch euch bekennen, Sonst schelt ich euch als töricht. Ich erzähl euch Ein hübsches Märchen; möglich, daß ihr's kennt; Doch, da's hier eben herpaßt, will ich wagen, Es nochmals aufzuwärmen.

Erster Bürger. Gut, wir wollen's anhören, Herr. Ihr müßt aber nicht glauben, unser Unglück mit einem Märchen wegfoppen zu können; doch, wenn Ihr wollt, her damit.

Menenius. Einstmals geschah's, daß alle Leibesglieder, Dem Bauch rebellisch, also ihn verklagten: Daß er allein nur wie ein Schlund verharre In Leibes Mitte, arbeitslos und müßig, Die Speisen stets verschlingend, niemals tätig, So wie die andern all, wo jene Kräfte Sähn, hörten, sprächen, dächten, gingen, fühlten Und, wechselseitig unterstützt, dem Willen Und allgemeinen Wohl und Nutzen dienten Des ganzen Leibs. Der Bauch erwiderte –

Erster Bürger. Gut, Herr, was hat der Bauch denn nun erwidert?

Menenius. Ich sag es gleich. – Mit einer Art von Lächeln, Das nicht von Herzen ging, nur gleichsam so – (Denn seht, ich kann den Bauch ja lächeln lassen So gut als sprechen) gab er höhnisch Antwort Den mißvergnügten Gliedern, die rebellisch Die Einkünft ihm nicht gönnten; ganz so passend Wie ihr auf unsre Senatoren scheltet, Weil sie nicht sind wie ihr.

Erster Bürger. Des Bauches Antwort. Wie! Das fürstlich hohe Haupt; das wache Auge; Das Herz: der kluge Rat; der Arm: der Krieger; Das Bein: das Roß; die Zunge: der Trompeter; Nebst andern Ämtern noch und kleinern Hilfen In diesem unserm Bau, wenn sie –

Menenius. Was denn, Mein Treu! der Mensch da schwatzt! Was denn? Was denn?

Erster Bürger. So würden eingezwängt vom Fresser Bauch, Der nur des Leibes Abfluß –

Menenius. Gut, was denn?

Erster Bürger. Die andern Kräfte, wenn sie nun so klagten, Der Bauch, was könnt er sagen?

Menenius. Ihr sollt's hören. Schenkt ihr ein bißchen, was ihr wenig habt, Geduld, so sag ich euch des Bauches Antwort.

Erster Bürger. Ihr macht es lang.

Menenius. Jetzt paßt wohl auf, mein Freund! Eur höchst verständger Bauch, er war bedächtig, Nicht rasch, gleich den Beschuldgern, und sprach so: «Wahr ist's, ihr einverleibten Freunde», sagt' er, «Zuerst nehm ich die ganze Nahrung auf, Von der ihr alle lebt; und das ist recht, Weil ich das Vorratshaus, die Werkstatt bin Des ganzen Körpers. Doch bedenkt es wohl; Durch eures Blutes Ströme send ich sie Bis an den Hof, das Herz – den Thron, das Hirn, Und durch des Körpers Gäng und Windungen Empfängt der stärkste Nerv, die feinste Ader Von mir den angemeßnen Unterhalt, Wovon sie leben. Und obwohl ihr alle –» Ihr guten Freund' (habt acht), dies sagt der Bauch.

Erster Bürger. Gut. Weiter!

Menenius. «Seht ihr auch nicht all auf eins, Was jeder Einzelne von mir empfängt, Doch kann ich Rechnung legen, daß ich allen Das feinste Mehl von allem wieder gebe, Und nur die Klei' mir bleibt.» Wie meint ihr nun?

Erster Bürger. Das war 'ne Antwort. Doch wie paßt das hier?

Menenius. Roms Senatoren sind der gute Bauch, Ihr die empörten Glieder; denn erwägt Ihr Mühn, ihr Sorgen. Wohl bedenkt, was alles Des Staates Vorteil heischt; so seht ihr ein, Kein allgemeines Gut, was ihr empfangt, Das nicht entsprang und kam zu euch von ihnen, Durchaus nicht von euch selbst. Was denkt ihr nun? Du, große Zeh, in dieser Ratsversammlung.

Erster Bürger. Ich, die große Zehe? Warum die große Zehe?

Menenius. Weil du, der Niedrigst, Ärmst, Erbärmlichste Von dieser weisen Rebellion, vorantrittst. Du, Schwächling ohne Kraft und Ansehen, läufst Voran und führst, dir Vorteil zu erjagen. – Doch schwenkt nur eure Stäb und dürren Knüttel, Rom und sein Rattenvolk zieht aus zur Schlacht, Der eine Teil muß Tod sich fressen.Cajus Marcius tritt auf. Heil! edler Marcius.

Marcius. Dank Euch! Was gibt es hier? Rebellsche Schurken, Die ihr das Jucken eurer Einsicht kratzt, Bis ihr zu Aussatz werdet.

Erster Bürger. Von Euch bekommen wir doch immer gute Worte.

Marcius. Ein gutes Wort dir geben, hieße schmeicheln Jenseits des Abscheus. Was verlangt ihr, Hunde, Die Krieg nicht wollt noch Frieden? jener schreckt euch, Und dieser macht euch frech. Wer euch vertraut, Find't euch als Hasen, wo er Löwen hofft Wo Füchse, Gäns. Ihr seid nicht sichrer, nein! Als glühnde Feuerkohlen auf dem Eis, Schnee in der Sonne. Eure Tugend ist, Den adeln, den Verbrechen niedertreten, Dem Recht zu fluchen, das ihn schlägt. Wer Größe Verdient, verdient auch euern Haß; und eure Liebe Ist eines Kranken Gier, der heftig wünscht, Was nur sein Übel mehrt. Wer sich verläßt Auf eure Gunst, der schwimmt mit blei'rnen Flossen, Und haut mit Binsen Eichen nieder. Hängt euch! Euch traun? Ein Augenblick, so ändert ihr den Sinn, Und nennt den edel, den ihr eben haßtet, Den schlecht, der euer Abgott war. Was gibt's? Daß ihr, auf jedem Platz der Stadt gedrängt, Schreit gegen den Senat, der doch allein, Zunächst den Göttern, euch in Furcht erhält; Ihr fräßt einander sonst. Was wollen sie?

Menenius. Nach eignem Preis das Korn, das, wie sie sagen Im Überfluß daliegt.

Marcius. Hängt sie! Sie sagen's? Beim Feuer sitzend, wissen sie genau, Was auf dem Kapitol geschieht; wer steigt, Wer gilt, wer fällt; da stiften sie Faktionen Und schließen Ehen; stärken die Partei Und beugen die, die nicht nach ihrem Sinn, Noch unter ihre Nägelschuh. Sie sagen, Korn sei genug vorhanden? Wenn sich der Adel doch der Mild entschlüge, Daß ich mein Schwert ziehn dürft. Ich häufte Berge Von Leichen der zerhaunen Sklaven, höher, Als meine Lanze fliegt.

Menenius. Nein, diese sind fast gänzlich schon beruhigt; Denn, fehlt im Überfluß auch der Verstand, So sind sie doch ausbündig feig. Doch sagt mir, Was macht der andre Trupp?

Marcius. Schon ganz zerstreut. Die Schurken! Sie hungern, sagten sie, und ächzten Sprüchlein, Als: «Not bricht Eisen; Hunde müssen fressen; Das Brot ist für den Mund; die Götter senden Nicht bloß den Reichen Korn.» Mit solchen Fetzen Macht sich ihr Klagen Luft; man hört sie gütig, Bewilligt eine Fordrung – eine starke – (Des Adels Herz zu brechen, jede Kraft Zu töten) und nun schmeißen sie die Mützen, Als sollten auf des Mondes Horn sie hängen, Frech laut und lauter jauchzend.

Menenius. Und was ward zugestanden?

Marcius. Fünf Tribunen, Um ihre Pöbelweisheit zu vertreten, Aus eigner Wahl: der ein ist Junius Brutus, Sicinius und – was weiß ich – Tod und Pest! Die Lumpen sollten eh die Stadt abdecken, Als mich so weit zu bringen. Nächstens nun Gewinnen sie noch mehr und fordern Größres Mit Androhn der Empörung.

Menenius. Das ist seltsam.

Marcius. Geht, fort mit euch, ihr Überbleibsel!

Ein Bote tritt auf.

Bote. Ist Cajus Marcius hier?

Marcius. Nun ja! was soll's?

Bote. Ich meld Euch, Herr, die Volsker sind in Waffen.

Marcius. Mich freut's! So werden wir am besten los Den Überfluß, der schimmlicht wird. – Seht da, Die würdgen Väter.

Es treten auf Cominius, Titus Lartius und andre Senatoren, Junius Brutus und Sicinius Velutus.

Erster Senator. Marcius, was Ihr uns sagtet, ist geschehn: Die Volsker sind in Waffen.

Marcius. Ja, sie führt Tullus Aufidius, der macht euch zu schaffen. Ich sündge, seinen Adel ihm zu neiden, Und wär ich etwas andres als ich bin, So wünscht ich, er zu sein.

Cominius. Ihr fochtet miteinander.

Marcius. Wenn, halb und halb geteilt, die Welt sich zauste, Und er auf meiner Seit, ich fiele ab, Nur daß ich ihn bekämpft'. – Er ist ein Löwe, Den ich zu jagen stolz bin.

Erster Senator. Darum, Marcius, Magst du Cominius folgen in den Krieg.

Cominius. Ihr habt es einst versprochen.

Marcius. Herr, das hab ich, Und halte Wort. Du, Titus Lartius, siehst Noch einmal Tullus, mich ins Antlitz schlagen. Wie – bist du krank? bleibst aus?

Titus. Nein, Cajus Marcius. Ich lehn auf eine Krück und schlage mit der andern, Eh ich dies' Werk versäum.

Marcius. O edles Blut!

Erster Senator. Begleitet uns zum Kapitol, dort harren Die treusten Freunde unser.

Titus. Geht voran – Cominius, folgt ihm nach, wir folgen euch, Ihr seid des Vorrangs würdig.

Cominius. Edler Marcius!

Erster Senator(zu den Bürgern). Geht, macht euch fort! – nach Haus!

Marcius. Nein, laßt sie folgen. Die Volsker haben Korn; dahin ihr Ratten, Die Scheuren freßt. – Hochadlige Rebellen, Eur Mut schlägt herrlich aus. Ich bitte, folgt.

(Senatoren, Cominius, Marcius, Titus Lartius und Menenius gehn ab; die Bürger schleichen sich fort.)

Sicinius. War je ein Mensch so stolz wie dieser Marcius?

Brutus. Er hat nicht seinesgleichen.

Sicinius.

Englisch

ZWEITE SZENE

Inhaltsverzeichnis

Corioli, das Staatsgebäude

Tullus Aufidius tritt auf mit einigen Senatoren

Erster Senator. So glaubt Ihr wirklich denn, Aufidius, Daß die von Rom erforschten unsern Plan, Und wissen, was wir tun?

Aufidius. Glaubt ihr's denn nicht? Was ward wohl je gedacht in unserm Staat, Das nicht, eh's körperliche Tat geworden, Rom ausgeforscht? Noch sind's vier Tage nicht, Daß man von dort mir schrieb; so, denk ich, lautet's – Ich hab den Brief wohl hier; – ja, dieser ist's.(Er liest.) «Geworben wird ein Heer; doch niemand weiß, Ob für den Ost, den West. Groß ist die Teurung, Das Volk im Aufruhr, und man raunt sich zu, Cominius, Marcius, Euer alter Feind (Der mehr in Rom gehaßt wird als von Euch), Und Titus Lartius, ein sehr tapfrer Römer: Daß diesen drei'n die Rüstung ward vertraut. Wohin's auch geht, wahrscheinlich trifft es Euch; Drum seht Euch vor.»

Erster Senator. Im Feld stehn unsre Scharen; Wir zweifeln nie, daß Rom, uns zu begegnen, Stets sei bereit.

Aufidius. Und Ihr habt klug gehandelt, Zu bergen Euern großen Plan, bis er Sich zeigen mußte; doch im Brüten schon Erkannt ihn Rom, so scheint's; durch die Entdeckung Wird unser Ziel geschmälert, welches war, Zu nehmen manche Stadt, eh selbst die Römer Bemerkt, daß wir im Gang.

Zweiter Senator. Edler Aufidius, Nehmt Eure Vollmacht, eilt zu Euren Scharen, Laßt uns zurück, Corioli zu schützen; Belagern sie uns hier, kommt zum Entsatz Mit Eurem Heer zurück; doch sollt Ihr sehn, Die Rüstung gilt nicht uns.

Aufidius. O! zweifelt nicht; Ich sprech aus sichrer Nachricht. Ja – noch mehr, Schon rückten einge Römerhaufen aus, Und nur hieherwärts. Ich verlass euch, Väter. Wenn wir und Cajus Marcius uns begegnen,

Englisch

DRITTE SZENE

Inhaltsverzeichnis

Rom, im Hause des Marcius

Volumnia und Virgilia sitzen und nähen

Volumnia. Ich bitte dich, Tochter, sing, oder sprich wenigstens trostreicher; wenn mein Sohn mein Gemahl wäre, ich würde mich lieber seiner Abwesenheit erfreuen, durch die er Ehre erwirbt, als der Umarmungen seines Bettes, in denen ich seine Liebe erkennte. Da er noch ein zarter Knabe war und das einzige Kind meines Schoßes, da Jugend und Anmut gewaltsam alle Blicke auf ihn zogen, als die tagelangen Bitten eines Königs einer Mutter nicht eine einzige Stunde seines Anblicks abgekauft hätten, schon damals – wenn ich bedachte, wie Ehre solch ein Wesen zieren würde, und daß es nicht besser sei als ein Gemälde, das an der Wand hängt, wenn Ruhmbegier es nicht belebte – war ich erfreut, ihn da Gefahren suchen zu sehn, wo er hoffen konnte, Ruhm zu finden. In einen grausamen Krieg sandte ich ihn, aus dem er zurückkehrte, die Stirn mit Eichenlaub umwunden. Glaube mir, Tochter, mein Herz hüpfte nicht mehr vor Freuden, als ich zuerst hörte, es sei ein Knabe, als jetzt, da ich zuerst, sah, er sei ein Mann geworden.

Virgilia. Aber wäre er nun in der Schlacht geblieben, teure Mutter, wie dann?

Volumnia. Dann wäre sein Nachruhm mein Sohn gewesen; in ihm hätte ich mein Geschlecht gesehn. Höre mein offenherziges Bekenntnis: hätte ich zwölf Söhne, jeder meinem Herzen gleich lieb, und keiner nur weniger teuer als dein und mein guter Marcius, ich wollte lieber elf für ihr Vaterland edel sterben sehn, als einen einzigen in wollüstigem Müßiggang schwelgen.

Es tritt eine Dienerin auf.

Dienerin. Edle Frau, Valeria wünscht Euch zu sehn.

Virgilia. Ich bitte, erlaubt mir, mich zurückzuziehn.

Volumnia. O nein! das sollst du nicht. Mich dünkt, bis hier tönt deines Gatten Trommel, Er reißt Aufidius bei den Haaren nieder; Wie Kinder vor dem Bären fliehn die Volsker. Mich dünkt, ich seh's! So stampft er und ruft aus: «Memmen, heran! In Furcht seid ihr gezeugt; Obwohl in Rom geboren.» Und er trocknet Die blutge Stirn mit ehrner Hand, und schreitet So wie ein Schnitter, der sich vorgesetzt, Alles zu mähn, wo nicht, den Lohn zu missen.

Virgilia. Die blutge Stirn! – o Jupiter! kein Blut.

Volumnia. O schweig, du Törin! schöner ziert's den Mann Als Goldtrophäen. Die Brust der Hekuba War schöner nicht, da sie den Hektor säugte, Als Hektors Stirn, die Blut entgegenspritzte Im Kampf den Griechenschwertern. – Sagt Valerien, Wir sind bereit, sie zu empfangen. (Dienerin ab.)

Virgilia. Himmel! Schütz meinen Mann vorm grimmigen Aufidius.

Volumnia. Er schlägt Aufidius' Haupt sich unters Knie Und tritt auf seinen Hals.

Valeria tritt auf.

Valeria. Ihr edlen Frauen, euch beiden guten Tag!

Volumnia. Liebe Freundin –

Virgilia. Ich bin erfreut, Euch zu sehn, verehrte Frau.

Valeria. Was macht ihr beide? Ihr seid ausgemachte Haushälterinnen. Wie! – Ihr sitzt hier und näht? – Ein hübsches Muster, das muß ich gestehn. – Was macht Euer kleiner Sohn?

Virgilia. Ich danke Euch, edle Frau, er ist wohl.

Volumnia. Er mag lieber Schwerter sehn und die Trommel hören, als auf seinen Schulmeister acht geben.

Valeria. O! auf mein Wort, ganz der Vater. Ich kann's beschwören, er ist ein allerliebstes Knabe. Nein wahrlich, ich beobachtete ihn am Mittwoch eine halbe Stunde ununterbrochen; er hat etwas so Entschloßnes in seinem Benehmen. Ich sah ihn einem glänzenden Schmetterlinge nachlaufen, und als er ihn gefangen hatte, ließ er ihn wieder fliegen, und nun wieder ihm nach, und fiel der Länge nach hin, und wieder aufgesprungen und ihn noch einmal gefangen. Hatte ihn sein Fall böse gemacht, oder was ihm sonst sein mochte, aber er knirschte so mit den Zähnen und zerriß ihn! O! ihr könnt nicht glauben, wie er ihn zerfetzte.

Volumnia. Ganz seines Vaters Art.

Valeria. Ei, wahrhaftig! er ist ein edles Kind.

Virgilia. Ein kleiner Wildfang, Valeria.

Valeria. Kommt, legt Eure Stickerei weg, Ihr müßt heut nachmittag mit mir die müßige Hausfrau machen.

Virgilia. Nein, teure Frau, ich werde nicht ausgehn.

Valeria. Nicht ausgehn?

Volumnia. Sie wird, sie wird.

Virgilia. Nein, gewiß nicht; erlaubt es mir. Ich will nicht über die Schwelle schreiten, eh mein Gemahl aus dem Kriege heimgekehrt ist.

Valeria. Pfui! wollt Ihr so wider alle Vernunft Euch einsperren? Kommt mit, Ihr müßt eine gute Freundin besuchen, die im Kindbette liegt.

Virgilia. Ich will ihr eine schnelle Genesung wünschen und sie mit meinem Gebet besuchen, aber hingehn kann ich nicht.

Volumnia. Nun, warum denn nicht?

Virgilia. Es ist gewiß nicht Trägheit oder Mangel an Liebe.

Valeria. Ihr wäret gern eine zweite Penelope; und doch sagt man, alles Garn, das sie in Ulysses' Abwesenheit spann, füllte Ithaka nur mit Motten. Kommt, ich wollte, Eure Leinwand wäre so empfindlich wie Euer Finger, so würdet Ihr aus Mitleid aufhören, sie zu stechen. Kommt, Ihr müßt mitgehn.

Virgilia. Nein, Liebe, verzeiht mir; im Ernst, ich werde nicht ausgehn.

Valeria. Ei wahrhaftig! Ihr müßt mitgehn; dann will ich Euch auch herrliche Neuigkeiten von Eurem Gemahl erzählen.

Virgilia. O, liebe Valeria! es können noch keine gekommen sein.

Valeria. Wahrlich! ich scherze nicht mit Euch; es kam gestern abend Nachricht von ihm.

Virgilia. In der Tat?

Valeria. Im Ernst, es ist wahr; ich hörte einen Senator davon erzählen. So war es: – Die Volsker haben ein Heer ausrücken lassen, welchem Cominius, der Feldherr, mit einem Teil der römischen Macht entgegengegangen ist. Euer Gemahl und Titus Lartius belagern ihre Stadt Corioli; sie zweifeln nicht daran, sie zu erobern und den Krieg bald zu beendigen. – Dies ist wahr, bei meiner Ehre! Und nun bitte ich Euch, geht mit uns.

Virgilia. Verzeiht mir, gute Valeria; künftig will ich Euch in allem andern gehorchen.

Volumnia. Ei, laßt sie, Liebe. Wie sie jetzt ist, würde sie nur unser Vergnügen stören.

Valeria.

Englisch

VIERTE SZENE

Inhaltsverzeichnis

Vor Corioli

Mit Trommeln und Fahnen treten auf Marcius, Titus, Lartius, Anführer, Krieger. Zu ihnen ein Bote

Marcius. Ein Bote kommt. Ich wett, es gab ein Treffen.

Titus. Mein Pferd an Eures: nein.

Marcius. Es gilt.

Titus. Es gilt.

Marcius. Sprich du. Traf unser Feldherr auf den Feind?

Bote. Sie schaun sich an, doch sprachen sich noch nicht.

Titus. Das gute Pferd ist mein.

Marcius. Ich kauf's Euch ab.

Titus. Nein, ich verkauf und geb's nicht; doch Euch borg ich's Für fünfzig Jahr. – Die Stadt nun fordert auf.

Marcius. Wie weit ab stehn die Heere?

Bote. Kaum drei Stunden.

Marcius. So hören wir ihr Feldgeschrei, sie unsers. – Nun, Mars, dir fleh ich, mach uns rasch im Werk, Daß wir mit dampfendem Schwert von hinnen ziehn, Den kampfgescharten Freunden schnell zu helfen. Komm, blas nun deinen Aufruf.

Es wird geblasen, auf den Mauern erscheinen Senatoren und andre.

Tullus Aufidius, ist er in der Stadt?

Erster Senator. Nein, doch gleich ihm hält jeder Euch gering Und kleiner als das Kleinste. Horcht die Trommeln(Kriegsmusik aus der Ferne.) Von unsrer Jugend Schar. Wir brechen eh die Mauern, Als daß sie uns einhemmten. Unsre Tore, Zum Schein geschlossen, riegeln Binsen nur, Sie öffnen sich von selbst. Horcht, weit her tönt's.(Kriegsgeschrei.) Das ist Aufidius. Merkt, wie er hantiert Dort im gespaltnen Heer.

Marcius. Ha! Sie sind dran!

Titus. Der Lärm sei unsre Weisung. Leitern her!

Die Volsker kommen aus der Stadt.

Marcius. Sie scheun uns nicht; nein, dringen aus der Stadt. Werft vor das Herz den Schild und kämpft mit Herzen, Gestählter als die Schild'. Auf, wackrer Titus! Sie höhnen uns weit mehr, als wir gedacht; Das macht vor Zorn mich schwitzen. Fort, Kamraden! Wenn einer weicht, den halt ich für 'nen Volsker, Und fühlen soll er meinen Stahl.

Römer und Volsker gehn kämpfend ab. Die Römer werden zurückgeschlagen. Marcius kommt wieder.

Marcius. Die ganze Pest des Südens fall auf euch! Schandflecke Roms ihr! – Schwär' und Beulen zahllos Vergiften euch, daß ihr ein Abscheu seid, Eh noch gesehn, und gegen Windeshauch Euch ansteckt meilenweit! Ihr Gänseseelen In menschlicher Gestalt! Vor Sklaven lauft ihr, Die Affen schlagen würden? Höll und Pluto! Wund rücklings, Nacken rot, Gesichter bleich Vor Furcht und Fieberfrost. Kehrt um! Greift an! Sonst, bei des Himmels Blitz! lass' ich den Feind Und stürz auf euch. Besinnt euch denn, voran! Steht, und wir schlagen sie zu ihren Weibern, Wie sie zu unsern Schanzen uns gefolgt!

Ein neuer Angriff, Volsker und Römer kämpfen. Die Volsker flüchten in die Stadt. Marcius verfolgt sie.

Auf geht das Tor, nun zeigt euch, wackre Helfer! Für die Verfolger hat's das Glück geöffnet, Nicht für die Flüchtgen. Nach! und tut wie ich.

(Er stürzt in die Stadt und das Tor wird hinter ihm geschlossen.)

Erster Soldat. Tolldreist! ich nicht –

Zweiter Soldat. Noch ich.

Dritter Soldat. Da seht! sie haben Ihn eingesperrt.

Alle. Nun geht er drauf, das glaubt nur.

Titus Lartius tritt auf.

Titus. Was ward aus Marcius?

Alle. Tot, Herr, ganz gewiß.

Erster Soldat. Den Flüchtgen folgt' er auf den Fersen nach Und mit hinein; sie Augenblicks die Tore Nun zugesperrt: drin ist er, ganz allein, Der ganzen Stadt zu trotzen.

Titus. Edler Freund! Du, fühlend kühner als dein fühllos Schwert, Feststehend, wenn dies beugt, verloren bist du, Marcius! Der reinste Diamant, so groß wie du, Wär nicht ein solch Juwel; du warst ein Krieger

Englisch

FÜNFTE SZENE

Inhaltsverzeichnis

In Corioli, eine Straße

Römer kommen mit Beute

Erster Römer. Das will ich mit nach Rom nehmen.

Zweiter Römer. Und ich dies.

Dritter Römer. Hol's der Henker! ich hielt das für Silber.

Marcius und Titus treten auf mit einem Trompeter.

Marcius. Seht diese Trödler, die die Stunden schätzen Nach rostgen Drachmen. Kissen, bleierne Löffel, Blechstückchen, Wämser, die der Henker selbst Verscharrte mit dem Leichnam, stiehlt die Brut, Eh noch die Schlacht zu Ende. – Haut sie nieder! – O, hört des Feldherrn Schlachtruf! Fort zu ihm! Dort kämpft, den meine Seele haßt, Aufidius, Und mordet unsre Römer. Drum, mein Titus, Nimm eine Anzahl Volks, die Stadt zu halten; Mit denen, die der Mut befeuert, eil ich, Cominius beizustehn.

Titus. Du blutest, edler Freund! Die Arbeit war zu schwer, sie zu erneun In einem zweiten Gang.

Marcius. Herr, rühmt mich nicht. Dies Werk hat kaum mich warm gemacht. Lebt wohl! Das Blut, das ich verzapft, ist mehr Arznei Als mir gefährlich. Vor Aufidius so Tret ich zum Kampf.

Titus. Fortunas holde Gottheit Sei jetzt in dich verliebt; ihr starker Zauber Entwaffne deines Feindes Schwert. O Held! Dein Knappe sei das Glück!

Marcius. Dein Freund nicht minder, Als derer, die zuhöchst sie stellt! Leb wohl! (Geht ab.)

Titus.

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SECHSTE SZENE

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In der Nähe von Cominius' Lager

Cominius und sein Heer auf dem Rückzuge

Cominius. Erfrischt euch, Freunde. Gut gekämpft! Wir hielten Wie Römer uns; nicht tollkühn dreist im Stehn, Noch feig im Rückzug. Auf mein Wort, ihr Krieger, Der Angriff wird erneut. Indem wir kämpften, Erklang, vom Wind geführt, in Zwischenräumen Der Freunde Schlachtruf. O! ihr Götter Roms! Führt sie zum Ruhm und Sieg, so wie uns selbst Daß unsre Heere, lächelnd sich begegnend, Euch dankbar Opfer bringen.Ein Bote tritt auf. Deine Botschaft?

Bote. Die Mannschaft von Corioli brach aus Und fiel den Marcius und den Lartius an. Ich sah die Unsern zu den Schanzen fliehn, Da eilt ich fort.

Cominius. Mich dünkt, sprichst du auch wahr, So sprichst du doch nicht gut. Wie lang ist's her?

Bote. Mehr als 'ne Stunde, Herr.

Cominius. 's ist keine Meil, wir hörten noch die Trommeln. Wie – gingst du eine Stund auf diese Meile? Und bringst so spät Bericht?

Bote. Der Volsker Späher Verfolgten mich, so lief ich einen Umweg Von drei, vier Meilen; sonst bekamt Ihr, Herr, Vor einer halben Stunde schon die Botschaft.

Marcius tritt auf.

Cominius. Doch, wer ist jener, Der aussieht wie geschunden? O! ihr Götter! Er trägt des Marcius Bildung, und schon sonst Hab ich ihn so gesehn.

Marcius. Komm ich zu spät?

Cominius. Der Schäfer unterscheidet nicht so gut Schalmei und Donner, wie ich Marcius' Stimme Von jedem schwächern Laut.

Marcius. Komm ich zu spät?

Cominius. Ja, wenn du nicht in fremdem Blut gekleidet, Im eignen kommst.

Marcius. O! laßt mich Euch umschlingen: Mit kräftgen Armen, wie als Bräutigam, Mit freudgem Herzen, wie am Hochzeitstag, Als Kerzen mir zu Bett geleuchtet.

Cominius. O! Mein Kriegsheld, wie geht's dem Titus Lartius?

Marcius. Wie einem, der geschäftig Urteil spricht, Zum Tode den verdammt, den zur Verbannung, Den frei läßt, den beklagt, dem andern droht. Er hält Corioli im Namen Roms So wie ein schmeichelnd Windspiel an der Leine, Die er nach Willkür löst.

Cominius. Wo ist der Sklav, Der sprach, sie schlügen Euch zurück ins Lager? Wo ist er? Ruft ihn her.

Marcius. Nein, laßt ihn nur. Die Wahrheit sprach er; doch die edlen Herrn, Das niedre Volk (verdammt: für sie Tribunen!), Die Maus läuft vor der Katze nicht, wie sie Vor Schuften rannten, schlechter als sie selbst.

Cominius. Wie aber drangt Ihr durch?

Marcius. Ist zum Erzählen Zeit? Ich denke nicht – Wo ist der Feind? Seid Ihr des Feldes Herr? Wo nicht, was ruht Ihr, bis Ihr's seid?

Cominius. O Marcius! Wir fochten mit Verlust und zogen uns Zurück, den Vorteil zu erspähn.

Marcius. Wie steht ihr Heer? Wißt Ihr, auf welcher Seite Die beste Mannschaft ist?

Cominius. Ich glaube, Marcius, Im Vordertreffen kämpfen die Antiaten, Ihr bestes Volk; Aufidius führt sie an, Der ihrer Hoffnung Seel und Herz.

Marcius. Ich bitt dich, Bei jeder Schlacht, in der vereint wir fochten, Bei dem vereint vergoßnen Blut, den Schwüren, Uns ewig treu zu lieben: stell mich grade Vor die Antiaten und Aufidius hin; Und säumt nicht länger. Nein, im Augenblick Erfülle Speer- und Schwertgetön die Luft, Und proben wir die Stunde.

Cominius. Wünscht ich gleich, Du würdest in ein laues Bad geführt, Dir Balsam aufgelegt: doch wag ich nie Dir etwas zu verweigern. Wähl dir selbst Für diesen Kampf die Besten.

Marcius. Das sind nur Die Willigsten. Ist irgendeiner hier (Und Sünde wär's, zu zweifeln), dem die Schminke Gefällt, mit der er hier mich sieht gemalt, Der üblen Ruf mehr fürchtet als den Tod, Und schön zu sterben wählt statt schlechten Lebens, Sein Vaterland mehr als sich selber liebt: Wer so gesinnt, ob einer oder viele, Der schwing die Hand, um mir sein Ja zu sagen, Und folge Marcius.

(Alle jauchzen, schwingen die Schwerter, drängen sich um ihn und heben ihn auf ihren Armen empor.)

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SIEBENTE SZENE

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Das Tor vor Corioli

Titus Lartius, eine Besatzung in Corioli zurücklassend, geht dem Marcius und Cominius mit Trommeln und Trompeten entgegen, ihm folgt ein Anführer mit Kriegern

Titus. Besetzt die Tore wohl, tut eure Pflicht, Wie ich's euch vorschrieb. Send ich, schickt zur Hilfe Uns die Zenturien nach; der Rest genügt Für kurze Deckung. Geht die Schlacht verloren, So bleibt die Stadt uns doch nicht.

Anführer. Traut auf uns.

Titus. Fort! und verschließet hinter uns die Tore.

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ACHTE SZENE

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Schlachtfeld

Kriegsgeschrei, Marcius und Aufidius, die einander begegnen

Marcius. Mit dir nur will ich kämpfen! denn dich haß ich Mehr als den Meineid.

Aufidius. Ja, so haß ich dich. Mir ist kein Drache Afrikas so greulich Und giftig wie dein Ruhm. Setz deinen Fuß.

Marcius. Wer weicht, soll sterben als des andern Sklave, Dann richten ihn die Götter.

Aufidius. Flieh ich, Marcius, So hetz mich gleich dem Hasen.

Marcius. Noch vor drei Stunden, Tullus, Focht ich allein in Eurer Stadt Corioli Und hauste ganz nach Willkür. Nicht mein Blut Hat so mich übertüncht; drum spann die Kraft Aufs höchste, dich zu rächen!

Aufidius. Wärst du Hektor, Die Geißel eurer prahlerischen Ahnen, Du kamst mir nicht von hier.

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NEUNTE SZENE

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Das römische Lager

Man bläst zum Rückzug; Trompeten. Von einer Seite tritt auf Cominius mit seinem Heer, von der andern Marcius, den Arm in der Binde, und andre Römer

Cominius. Erzählt ich dir dein Werk des heutgen Tages, Du glaubtest nicht dein Tun; doch will ich's melden, Wo Senatoren Trän' und Lächeln mischen, Wo die Patrizier horchen und erbeben, Zuletzt bewundern; wo sich Fraun entsetzen