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Herbert Armstrong gilt als einer der berüchtigsten Mörder Englands. Aber war er tatsächlich schuldig? Als junger Gerichtsreporter hat Edgar Wallace den Prozess hautnah miterlebt. In diesem Buch schildert er die Ereignisse, die zu dem spektakulären Urteil führten, das in England Rechtsgeschichte schrieb.
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Seitenzahl: 35
Edgar Wallace
Das 5000-Pfund-Schweigen
Aus dem Englischen übersetzt von
Shawnee Lawrence
1. Auflage
Balladine Publishing Ltd & Co. KG, Köln
Copyright © 2023 Balladine Publishing
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: Balladine
ISBN 978-3-945035-60-3
www.balladinepublishing.com
Das 5000-Pfund-Schweigen
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Das kleine Örtchen Cusop, an der Grenze zwischen Herefordshire und Wales gelegen, zeichnet sich nicht durch irgendwelche besonderen oder schönen Gebäude aus. Auch findet sich in dieser Gegend kein prächtiges Eingangsportal zu einem imposanten Herrenhaus. Tatsächlich handelt es sich bei einem der ansehnlichsten Häuser des Städtchens – und darauf wären Sie im Jahr 1920 hingewiesen worden – um ein eher schlichtes Wohnhaus, bekannt unter dem Namen Mayfield.
Es ist ein Gebäude, als dessen Bewohner man einen Herren mit relativ bescheidenem Einkommen erwarten würde. Es hat einen Garten, hübsche Zugangswege und ganz gewöhnliche Zimmer in den ein bisschen beengten Räumlichkeiten. Da gibt es ein Wohnzimmer, ein Boudoir für die Dame des Hauses und einen kleinen Raum, der zum Arbeitszimmer erklärt wurde. Dorthin konnte sich der Hausherr am Abend mit etwas nach Hause gebrachter Arbeit zurückziehen, um sich weiter in die juristischen Angelegenheiten seiner Nachbarn vertiefen zu können, ohne zu sehr vom Klang des Klaviers gestört zu werden, auf dem seine Frau so gern herumklimperte.
Herbert Rowse Armstrong war ein Rechtsanwalt. Der Krieg hatte diesen ruhigen, unauffälligen kleinen Mann zur Armee gebracht und der Waffenstillstand führte den bis zum Major Aufgestiegenen – ein Rang, auf den er nur ungern verzichtete – schließlich zurück in das ihn bewundernde Örtchen und zu seinen Kollegen in Hay. Bis heute existieren Fotografien, die zur damaligen Zeit bei den dankbaren Empfängern hochgeschätzt waren. Sie zeigen den Major auf einem Pferd. Er machte als Soldat eine gute Figur und eine noch bessere als Reiter, da auf diese Weise seine geringe Größe nicht auffiel.
Major Armstrong war aus Newton Abbot in Devonshire nach Hay umgezogen. In Newton Abbot hatte er seine Profession ausgeübt, ohne den Erfolg zu erlangen, der seiner Qualifikation angemessen gewesen wäre. Denn er hatte sein Studium an der Universität von Cambridge mit einem Master of Arts abgeschlossen und konnte beinahe als Autorität auf dem Gebiet des Grundstücksrechts angesehen werden. Nach der Heirat mit seiner Frau hatte er sich zu seinem neuen Einsatzort begeben. Doch es schien nicht besonders wahrscheinlich, dass das Städtchen Hay, abseits gelegen und entfernt von Eisenbahn und Hauptverkehrsstraßen, ihm bessere Erfolgschancen bieten würde, als es in dem dichter besiedelten Newton Abbot der Fall gewesen war.
Damals lebte ein älterer Anwalt in Hay, dessen Partner Armstrong wurde. Der ältere Anwalt war mit einer ebenfalls älteren Frau verheiratet und merkwürdigerweise starb dieser Partner plötzlich, nachdem Armstrong sich dort niedergelassen, eingearbeitet und mit dem Landadel bekannt gemacht hatte. Wenige Tage darauf folgte die Ehefrau dem Verstorbenen in den Tod nach.
In dem später stattfindenden Prozess versuchte die Anklagevertretung nicht, Armstrongs Verantwortung für den Tod seines Partners nachzuweisen. Es gab viele Gründe, warum sich die Krone ausschließlich auf die Anklagepunkte konzentrierte, die man ihm letztlich tatsächlich anlastete. Man wollte kein negatives Ergebnis riskieren, das einem Versuch, Beweise für das oben genannte Verbrechen gegen diesen abgründigen Mann vorzubringen, hätte folgen können.
Nach seiner Ernennung zum juristischen Berater der Schöffen am Amtsgericht von Hay, wurde Armstrong zu einer Persönlichkeit von einiger lokaler Bedeutung. In dieser Funktion beriet er bei Gericht die Schöffen in Gesetzesfragen. Er war ein freundlicher, fähiger Mann, vielleicht ein wenig streng mit Wilderern und denjenigen, die wegen geringer Vergehen vor Gericht standen.
Als Anwalt erschien er von Zeit zu Zeit bei den verschiedenen Geschworenengerichten. Auch in dem eigenartigen, kleinen Gerichtsgebäude in Hereford kannte man ihn. Dort hatte er vor den Richtern an dem hufeisenförmigen Tisch gesessen und fachlichen Rat erteilt. Im Allgemeinen erfüllte er seine beruflichen Pflichten mit Kompetenz und Urteilsvermögen.
Von seinem Erscheinungsbild her war Armstrong ein kleingewachsener, aber wohlproportionierter Mann. Er besaß einen kleinen, runden Kopf und mausgraues Haar, im Bürstenschnitt frisiert. Seine Hände und Füße waren klein, seine Gesichtszüge strahlten zugleich Güte und Schläue aus. Er hatte blaue, tief liegende, ziemlich eng stehende Augen, über denen buschige, struppige Brauen wuchsen. Sein vorstehendes Kinn verbarg er hinter einem dichten Bart.
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