Das Geheimnis der Hüter - Soy Valente - E-Book

Das Geheimnis der Hüter E-Book

Soy Valente

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Beschreibung

In den Augen der Hüter ist Viona ein Niemand. Ein Fehler, den es zu beseitigen gilt. Mit aller Macht versuchen sie, Vionas Leben zu kontrollieren, denn die junge Studentin ist mehr als nur ein Kind eines Gottes und einer Sirene: Sie ist eine tödliche Waffe! Einzig von Sam, einem jungen Gott, erfährt sie unter den Hütern ein Gefühl von Wertschätzung, doch auch er verheimlicht ihr Vionas Bestimmung. Auf der Suche nach dem wahren Schicksal, wird sie in einen verheerenden Krieg hineingezogen. Um ihn für sich zu entscheiden, muss sie eine folgenschwere Entscheidung treffen. Wenn die Sirene in ihr erwacht, werden sie nicht einmal mehr die Götter aufhalten können. Wie weit wird Viona gehen, um diejenigen, die sie liebt zu beschützen?

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Seitenzahl: 272

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Für Gabriele Du hast mir gezeigt, wie wichtig es ist, den Mut niemals zu verlieren. Ohne dich wäre ich heute nicht der Mensch, der ich heute bin. Dieses Buch ist all jenen gewidmet, die den Mut nie verloren haben.
Prolog
Kapitel 1 Viona
Kapitel 2 Viona
Kapitel 3 Viona
Kapitel 4 Viona
Kapitel 5 Viona
Kapitel 6 Jayden
Kapitel 7 Viona
Kapitel 8 Viona
Kapitel 9 Viona
Kapitel 10 Viona
Kapitel 11 Viona
Kapitel 12 Viona
Kapitel 13 Viona
Kapitel 14 Jayden
Kapitel 15 Jayden
Kapitel 16 Viona
Kapitel 17 Viona
Kapitel 18 Viona
Kapitel 19 Viona
Kapitel 20 Viona
Kapitel 21 Jayden
Kapitel 22 Viona
Kapitel 23 Viona
Kapitel 24 Jayden
Kapitel 25 Viona
Kapitel 26 Viona
Kapitel 27 Jayden
Kapitel 28 Viona
Kapitel 29 Viona
Kapitel 30 Jayden
Kapitel 31 Jayden
Kapitel 32 Viona
Danksagung

Das Geheimnis der Hüter

Die Macht der Gejagten

Ein Roman von
Soy Valente
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Das Geheimnis der Hüter – Die Macht der Gejagten
Soy Valente
Erstausgabe
Oktober 2021
© 2021 DerFuchs-Verlag D-74889 [email protected] DerFuchs-Verlag.de
Alle Rechte vorbehalten.
Das Werk, einschließlich aller Teile, ist urheberrechtlich geschützt.
Alle Rechte, insbesondere die der Vervielfältigung, Verbreitung, Übersetzung und Verfilmung liegen beim Verlag. Eine Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen ohne Genehmigung des Verlags ist strafbar.
ISBN 978-3-96713-020-1 (Taschenbuch)
ISBN 978-3-96713-021-8 (ePub)

Für Gabriele Du hast mir gezeigt, wie wichtig es ist, den Mut niemals zu verlieren. Ohne dich wäre ich heute nicht der Mensch, der ich heute bin. Dieses Buch ist all jenen gewidmet, die den Mut nie verloren haben.

Prolog

Tief in den Wäldern Elementrias gab es eine kleine Stadt, die niemals schlief. Ähnlich wie New York würde man behaupten können, allerdings war sie nicht so gigantisch und zudem verborgen von neugierigen Blicken.

Elementria war eine der vielen Elementinseln, die zum Schutz der Menschen und der Elemente einst von den Göttern errichtet worden war. Götter mit freundlichen Absichten und magischen Kräften. Jeder dieser Götter besaß eine besondere Fähigkeit, die ihnen Mutter Natur geschenkt hatte. Mehrere 1000 Jahre lebten sie zufrieden miteinander, bis plötzlich der Krieg um das Reich der Engel begann und sie sich entscheiden mussten:

Gaben sie sich der Dunkelheit hin oder kämpften sie für das Licht?

Lange lebten sie mit dieser Frage und taten, was sie für richtig hielten. Bis zu jenem Tag, als ein einziger Fehltritt die heile und perfekte Welt der Götter erschütterte und ausgerechnet einer von ihnen eine Sünde beging, die nicht bereinigt werden konnte. Aus diesem Fehler entstand ein Leben, das uns zur ursprünglichen Geschichte bringt.

Das Kind, um das es geht, nennt sich Viona. Sie lebte gemeinsam mit ihrer Mutter in einem kleinen Haus. Ihre Mutter war keine besonders besonnene Person. Regelmäßig setzte sie Viona Gefahren aus. Eine ganze Weile wuchs Viona mit der Vorstellung auf, es wäre vollkommen normal, wie sie lebte und sie es wohl verdient hatte.

Bis sie eines Tages das erste Mal merkte, dass sie anders war. Anders als andere in ihrem Alter. Erneut bekam sie das Gefühl, ein Freak zu sein. Jemand, der es nicht verdient hatte zu existieren. Bei dem Versuch, ihr Leben zu beenden, wurde sie von einer kleinen Gruppe ihres gleichen gerettet und über die übernatürliche Welt aufgeklärt.

Besonders ein Retter schenkte ihr das erste Mal eine andere Art von Aufmerksamkeit. Etwas, das man Liebe nennen konnte.

Doch auch in dieser neuen Welt musste Viona mit Anfeindungen klarkommen und selbst verstehen lernen, dass nicht alles Schwarz oder Weiss war.

Kapitel 1 Viona

Pass auf, wo du hinrennst!«, schnauzte die brünette Zicke aus der Oberstufe, als Luna in sie hineinrannte.

Sie war so erschrocken, dass sie sich zehn Mal bei ihr entschuldigte. Wieso musste aber ausgerechnet sie sich entschuldigen? Diese Tussi hätte auch aufpassen können!

»Wenn es dir leidtun würde, würdest du mir aus dem Weg gehen und etwas Nützliches machen, statt meine Zeit zu stehlen«, gab die Brünette von sich.

Dabei warf sie ihr langes, glänzendes Haar nach hinten. Etwas an ihr erinnerte mich an einen übergroßen Mops. Ihr Gesicht würde zumindest passen. Die Nase dieser Schnepfe war operiert und sah abgeflacht aus. Sie drückte sich in ihr rundes Gesicht. Ich hatte keine Ahnung, was jeder an ihr schön fand. Abgesehen von ihren riesigen Brüsten und dem großem Hintern, konnte ich nichts Hübsches an ihr erkennen. Intelligent war sie auch nicht. Man konnte sogar behaupten, dass sie dümmer war als der Durchschnitt. Dennoch hielt sie sich für unglaublich schlau.

Da sie nicht aufhörte, Luna zu schubsen und zu beleidigen, mischte ich mich ein. Manchmal verfluchte ich meine große Klappe, doch ich konnte sie auch nicht halten.

»Wieso muss sie aufpassen, wenn du mit deinem breiten Arsch in sie gelaufen bist? Ach, ich will die Antwort gar nicht wissen. Du solltest lieber mit deinem Hintern reden, sonst ist er hinterher so riesig, dass er eine eigene Webseite gründet!«, verteidigte ich Luna.

Sie sollte sich nicht von dieser Breitarschantilope schikanieren lassen. Die nutzte eh jede Gelegenheit aus, Luna zu ärgern.

»Bitte? Was hast du gesagt?«, fragte die Zicke und blickte mich feindselig an.

Sie stemmte die Hände in die Hüften. Keine Sekunde wandte sie sich von mir ab.

»Ich sehe nur, dass du ein fettes Hinterteil hast. Dass du mich zudem nicht verstehen kannst, wusste ich noch nicht«, äußerte ich mich abfällig, drängte sie zur Seite und zog Luna mit mir, die schon wieder eine Entschuldigung aussprach.

»Du bist wirklich nervig!«, schrie mir Miss Amba zu, ehe sie verschwand.

Sie erinnerte mich an einen dicken Dackel mit ihren kurzen Beinchen.

»Spinnst du? Weißt du, wer das war?«, fuhr mich Luna an und schaute sich ängstlich um.

»Von mir aus kann sie die Präsidentin sein, es wäre mir egal. Sie sollte keinen Respekt verlangen, wenn sie keinen hat, und du solltest dich nicht so behandeln lassen. Ich meine, hast du dir mal ihren Arsch angesehen? Ihr passen keine schicken Kleider. Außerdem sieht ihr Gesicht wie das eines Mopses aus. Ihre künstliche Nase ist gründlich in die Hose gegangen!«, erwiderte ich schulterzuckend und lächelte sie an.

»Sie ist nicht das Problem. Ihre Brüder sind einflussreich und sie wird ihnen sagen, wie respektlos du warst.«

»Und wenn sie nur ein wenig nachdenken, werden sie mir zustimmen«, erklärte ich.

»Oder dich quälen. Sie haben ein Dienstmädchen so fertiggemacht, dass es Selbstmord begangen hat. Die haben sie geradezu gefoltert.«

Bei dem Gedanken durchfuhr Lunas Körper ein Zittern, ich hingegen blieb gelassen.

»Uh, ich habe Angst.«

Ich wusste nicht wieso, aber ich lächelte. Luna hatte Recht, wenn sie meinte, dass ich es bereuen würde, nur waren mir die Konsequenzen egal.

»Es gibt nichts, wovor ich noch Angst haben könnte«, fügte ich hinzu und grinste sie leicht an.

Ich hatte Ängste, aber sie waren nichts im Vergleich zu dem, was ich durchmachen musste. Sie waren ein Witz gegen den jahrelangen Missbrauch, der Misshandlungen und der Schikanen, die ich hatte erleiden müssen. Schlimmer konnte es nicht mehr werden.

»Miss Moon«, hallte eine dunkle Stimme durch den Raum.

Luna fuhr augenblicklich zusammen. Fast hätte sie den Teller fallengelassen, den sie gerade in den Schrank räumen wollte. Zum Glück stand der Herr, der sie erschrocken hatte, rechtzeitig neben ihr und fing das Porzellan auf. Lunas weit aufgerissene Augen musterten den Sprössling der Jonsens und hastig machte sie einige Schritte zurück.

»Lord Alexander«, stammelte sie und ich konnte hören, wie ihre Stimme zitterte. Sie sprach zwei Tonlagen höher, was in der kleinen Küche umso mehr hallte.

»Alex sollte fürs Erste reichen. Wer ist Ihre Freundin?«, fragte er freundlich und interessiert.

»Niemand! Sie wollte gerade gehen.« Was für ein Schwächling Luna doch war und wie peinlich sie vor sich hin stammelte.

»Wirklich?«, hakte Lord Alexander nach und betrachtete Luna lange und durchdringlich, bis sie sich umdrehte, um zu verschwinden. Bevor sie jedoch den Raum verlassen konnte, kam Miss Schlau Amba Tussi, die mit dem Finger auf mich zeigte, ehe sie ein Drama startete.

»Der Niemand wagte es also, Amba zu beleidigen«, bemerkte er und sah von Luna zu mir und danach zu dieser Schlaubergerin Amba.

»Der Niemand hat einen Namen und würde es bevorzugen, damit auch angesprochen zu werden, Lord Jonsen!«, ergriff ich das Wort.

Ich zeigte mich selbstbewusst, ehe ich mich an Amba wandte, wie weiterhin dreinblickte, als würde sie gleich platzen.

»Ich habe mir das Recht genommen, Sie zurechtzuweisen, und ich würde es immer wieder tun. Einfach, weil Miss Jonsen eine gehässige Person ist und ich es nicht leiden kann, wenn jemand seine Macht ausspielt«, fügte ich hinzu und kassierte einen ungläubigen Blick von Luna.

Sie konnte nicht fassen, was ich gerade von mir gab. Amba Jonsen war allerdings die nervigste Person im Universum. Dass mir meine Worte eine Ohrfeige von eben dieser Person einbrachte, nervte mich gewaltig. Gerade, als ich ihr ebenfalls eine verpassen wollte, stoppte mich jemand.

»Wag es ja nicht! Sei einfach still, denn das ist peinlich. Wieso benimmst du dich so?«, fauchte meine Schwester Melissa, die ganz offensichtlich ihre Arbeit beendet hatte und auf mich zukam. »Verzeiht ihr. Sie ist noch jung und weiß nicht, wovon sie spricht.«

Melissa verbeugte sich kurz.

»Oh bitte, er ist nicht älter als du. Du behandelst ihn, als wäre Alexander dir überlegen«, stellte ich fest.

»Du sollst still sein! Gehen wir«, unterbrach mich Mel erneut und schob mich vor sich her.

»Das ist ...«

»Sei einfach mal still. Bitte, tu es mir zuliebe«, unterbrach sie mich erneut.

›Das ist Mist‹, dachte ich, doch bevor ich etwas erwidern konnte, hatte mich Mel auch schon geschlagen.

»Was glaubst du, wer du bist?«, fuhr ich sie an und hielt ihre Hände fest.

»Ich prügle dir Respekt ein. Wie konntest du mich so blamieren?« Mel wirkte stinksauer.

»Du hast dich doch selbst blamiert, indem du diesem Typen in den Hintern gekrochen bist. Ich habe nur die Wahrheit ausgesprochen. Amba ist eine miese Zicke mit einem riesigen Arsch!«

»Verdammt, Viona, ich brauche diesen Job! Nur so kannst du zur Universität gehen. Ich muss dich versorgen, denn Mom tut es nicht. Oder willst du vielleicht zurück zu ihr?«

Sie machte mich wütend. Am liebsten hätte ich ihr ins Gesicht geschlagen, aber wenn ich es mir so überlegte, sollte ich mich in Zukunft wohl besser zurückhalten.

Nur verflog dieser Gedanke leider wieder und stattdessen trat ich die nächste Mülltonne um, die uns im Weg stand. In diesem Moment war meine Wut unkontrollierbar.

»Schick mich doch zurück! Vielleicht ist es besser. Auf diese Weise falle ich dir zumindest nicht mehr zur Last.«

»So hab ich das nicht gemeint. Verflucht, hör mir doch zu!« Mel schien kurz davor zu stehen, die Fassung zu verlieren.

»Ich will nicht zuhören. Es bringt nichts.«

»Du bist ein stures Kind!«, schrie sie mich an und stürmte davon.

Eigentlich sollte ich sauer auf sie sein, denn sie wusste nichts über mich. Immer war sie diejenige gewesen, die geschont worden war. Wenn ich nur an den Tag dachte, an dem sie den Heuboden unseres Nachbarn angezündet hatte und sie am Ende davongekommen war. Ausgerechnet jetzt spielte sie sich als Heldin auf?

Frustriert ging ich in eine Bar, mit dem Plan, den Ärger in Bier und Whisky zu ertränken. Da ich jung aussah, wurde ich vom Barkeeper wie immer gefragt, ob ich schon alt genug wäre. Als ich ihn auslachte und anmerkte, dass ich 19 war, machte ihn das verlegen. Er entschuldigte sich und schob mir einen Drink zu.

Dass ich wütend dreinblickte, während ich an der Bar saß, machte mich wohl nicht sympathisch für andere, aber das war mir egal. Als ich jedoch Luna bemerkte, die gerade den Laden betrat, stieß ich ein Gebet aus, in der Hoffnung, sie würde mich nicht entdecken. Sie halfen jedoch nichts. Luna lief geradewegs auf mich zu und hielt mir spontan eine Predigt.

»Wieso machst du das andauernd? Als wäre es nicht schlimm genug, dass du immer noch trinken kannst wie ein Loch ... Das würde ich noch übersehen. Aber schon wieder bist du allein.«

Sicherlich lag es nicht an ihr, dass sie plötzlich vor Selbstbewusstsein platzte. Immerhin war sie in Begleitung von keinem anderen als Alexander Jonsen. Der musterte mich mit seinen blauen Augen.

»Niemand hat dich um deine Meinung gebeten. Geh einfach wieder«, merkte ich an und kippte den Inhalt der nächsten zwei Gläser herunter.

»Hör auf, dich so zu benehmen. Du bist nicht so«, wies sie mich an und hielt meinen Arm fest.

Ich beäugte sie und fing an, zu grinsen, obgleich ich nicht wusste, ob ich wütend oder belustigt sein sollte.

»Du hast doch keine Ahnung, wie ich bin. Spring lieber zurück in deine Schwarzwälder Kirschtorte und lass mich mit deiner Scheinheiligkeit in Frieden.«

Damit verzog ich mich auf die Tanzfläche. Lange dauerte es aber nicht, bis jemand zu mir kam. Endlich jemand, der mich nicht verachtete. Sam war zwar keiner der guten Kerle, aber er behandelte mich mit Respekt. Und dafür war ich ihm dankbar.

Er war nett anzusehen, mit seinen 1,80 Meter, den längeren, blonden Haaren und seiner sportlichen Figur. Die lässige Kleidung unterstrich seine Attraktivität noch mehr. Wir tanzten und tranken, wobei ich mich beobachtet fühlte.

Kapitel 2 Viona

Genau wusste ich nicht mehr, wie wir in einer Gasse gelandet waren und ich Sam gegen eine Wand gedrückt hatte, während wir knutschten, aber eins wusste ich: Es sollte nie aufhören.

Sam zeigte mir, dass ich etwas wert war. Das brauchte ich, denn ausgerechnet an diesem Tag hatten mir mehrere Menschen das Gefühl gegeben, eine Last zu sein. Ohne mich meinten alle, sie wären besser dran. Nur dieser blonde Rebell nicht. Für ihn war ich etwas Besonderes. Er gab mir Wertschätzung. Genau dieses Gefühl, das ich im Moment fühlte, wollte ich nicht missen. Langsam glitt meine Hand unter sein Shirt und ich konnte seine Finger auf meiner Hüfte spüren. Sie glitten zögerlich unter den Saum meines Tops und hielten dann plötzlich inne.

»Wenn du nicht betrunken bist, werden wir das hier fortführen. Für heute sollten wir aber aufhören«, sagte er sanft, nachdem er sich von mir gelöst hatte, und blickte mich an.

Wie schön seine dunklen Augen doch waren.

»Das sollten wir«, hauchte ich verlegen und biss mir auf die Unterlippe.

»Komm, ich bring dich nachhause.« Er reichte mir die Hand und lächelte unglaublich süß, sodass ich ihn am liebsten zurück an die Wand gedrückt hätte.

Dass wir beide betrunken waren, störte uns nicht. Zumindest, bis uns Luna und Alex über den Weg liefen, als wir in Richtung Ausgang schlenderten. Auf einmal blickte Sam ernst und zog mich an sich.

»Du gehst mit ihm?«, fragte Luna und sah mich entgeistert an. Ich gab ihr keine Antwort darauf.

»Du weißt genau, dass er tabu ist!«, schrie sie auf einmal und kam auf mich zu.

Sam wich ihr etwas aus. Da Luna eine Frau war, würde er ihr nichts tun. Anders sähe es vermutlich bei Alexander aus, weshalb der im Hintergrund blieb.

»Wo steht das?«, fragte ich und sah sie genervt an.

»Du weißt genau, wer er ist und, dass es verboten wurde. Willst du Ärger bekommen?«, wollte Luna wissen.

»Du nervst, im Ernst. Sam und ich? In welcher deiner Seifenopern wären wir zusammen?« Ich schnaubte, was sie verunsicherte.

»Worauf willst du hinaus?«

»Du weißt es nicht?«, erkundigte ich mich und sah Luna neugierig an.

Nun wirkte auch Sam interessiert, mehr zu erfahren.

»Was meinst du? Rede nicht in Rätseln«, betonte Luna genervt.

»Wie langweilig, mich mit dir unterhalten zu müssen«, seufzte ich und rollte mit den Augen, ehe ich mich an Sam wandte. »Bringst du mich nachhause?«

Ich stolzierte an Luna vorbei.

»Sicher. Also dann, man sieht sich«, erwiderte er, grinste Alex an und setzte mit mir den Weg fort.

»Wieso muss das eigentlich alles so kompliziert mit euch sein?«, bemerkte ich, nachdem wir ein Stück gelaufen waren, und sah zu ihm.

»Was erwartest du von Gottheiten? Wir sind nicht leicht, aber das wäre schließlich auch langweilig. Es ist im Grunde nur so kompliziert, weil es wirklich nicht sein dürfte«, erwiderte Sam und sah mich frech an.

»Und warum hast du es dann derart weit kommen lassen? Wieso suchst du meine Nähe?«

»Weil du interessant und zudem nicht gerade hässlich bist«, antwortete er ehrlich wie immer.

»Oh, sollte ich das jetzt als Kompliment nehmen?«

»Was willst du hören?«

»Die Wahrheit.« Während wir sprachen, erreichten wir die kleine Wohnung auf dem Anwesen der Jonsens, in der Melissa und ich wohnten.

»Dazu ist noch nicht die Zeit gekommen. Du solltest jetzt reingehen. Ich werde dich morgen abholen. Versuch inzwischen, nicht wieder die Dienerin des Feuers zu verärgern. Bitte.«

Eindringlich betrachtete er mich.

»Du meinst meine Schwester?«, lachte ich.

»Deine Schwester dient keinem Gott. Sie denkt, sie würde einem reichen Geschäftsmann beistehen.«

»Deswegen hat sie mir vorgehalten, dass du der Gott der Erde bist und ich dich in Ruhe lassen soll. Sonst würdest du dein Land verraten, da ich der größte Schandfleck aller Zeiten bin.« Ich zuckte mit den Schultern und öffnete die Tür, ehe ich mich nochmals zu ihm umdrehte.

»Du wirst es eines Tages verstehen«, seufzte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn.

Immer noch standen wir unentschlossen an der Tür. Es schwebte jedoch noch was in der Luft, das ich nicht deuten konnte.

»Ich frag einfach Fynn. Er wird es mir sicherlich erzählen.«

»Wag es, dann ist zwischen uns alles schneller zu Ende, als es dir lieb ist.« Er unterbrach sich selbst und schaute mich verärgert an. Er konnte Fynn nicht leiden und, obwohl ich das wusste, provozierte ich ihn gern damit. »Fynn ist listig. Kein Wunder, da er aus dem Reich des Wassers stammt«, beendete er seinen Satz.

Sam war mir näher gekommen.

»Und? Du willst mir ja nichts verraten. Denkst du wirklich, ich will keine Antworten?«

»Ich weiß sogar, dass du welche willst. Aber das entscheide nicht ich, sondern die Ältesten. Verdammt! Wenn du so wütend wirst, bist du noch anziehender ...«

Er versuchte abzulenken, aber ich wollte nicht von der Sache ablassen.

»Ich glaub dir kein Wort, Sam!«, zickte ich ihn nun an.

Sam musterte mich. Genervt, weil er mir nichts erklären wollte, drehte ich mich um und beabsichtigte die Tür zuzuschlagen, aber Sam war gerissen. Er hatte sie mit dem Fuß aufgehalten, war mir in mein Zimmer gefolgt, nur um mich erneut zu küssen. Dieses Mal wurde es leidenschaftlich, steckte voller Verlangen. Sam drängte mich zum Bett, sodass ich schlussendlich nach hinten fiel.

Er beugte sich über mich. Mit der einen Hand strich er mir über die Wange, mit der anderen stützte er sich ab und sah mir in die Augen.

»Lass mich nicht bereuen, dir vertraut zu haben, Sam«, flüsterte ich mit pochendem Herzen.

Ich kämpfte gegen meinen inneren Drang an, ihn von mir zu drücken und loszuschreien.

»Du willst also Antworten? Du willst, dass ich weitergehe? Fein! Beginnen wir mit dem Zweiten«, raunte er.

Ich konnte seinen Widerstand hören, aber da gab es noch etwas anderes in seiner Stimme. Ich kannte es. Dieser Unterton, der mir zeigte, dass ich ihm unterlegen war. Antworten konnte ich ihm nicht, denn seine Lippen drückten sich auf die meinen und er berührte meinen Arm. Sam strich an meiner Taille entlang, nur um am Saum des Tops Halt zu machen.

Seine Berührung schmerzte mich. Nicht, weil er mir wehtat, sondern weil meine verkrüppelte Seele so viel Nähe nicht ertragen konnte. Mein Körper gab blitzartige Impulse von sich, die Sam, dieser verdammte Empath, mit seiner Gabe aufzusaugen schien.

»Du bist noch nicht bereit dafür. Lassen wir es fürs Erste besser«, hauchte er mir ins Ohr, küsste mich erneut und betrachtete mich sorgfältig.

»Bleib wenigstens bei mir. Ich kann sonst nicht schlafen.«

»Ich kann das leider nicht. Du und deine Gefühle ... Das ist zu viel für mich«, stammelte er und seufzte.

»Wenigstens, bis ich eingeschlafen bin. Sam, bitte«, erwiderte ich flehend und legte eine Hand auf seine Wange.

Er schmiegte das Gesicht an meine Hand und nickte sanft, ehe er sich von mir rollte und mich an seine Seite zog.

»Danke Sam. Ich weiß, ich verlange viel von dir und bin oft nervig. Aber du hast mir bei unserem ersten Treffen erklärt, ich wäre die Person, nach der ihr lange gesucht habt«, murmelte ich und bemerkte, wie müde mich der Alkohol machte.

Langsam wurden mir die Lider schwer und meine Atmung ruhiger. Ich fiel in einen tiefen Schlaf.

Kapitel 3 Viona

Als ich am Morgen wach wurde, wollte ich einen tiefen Seufzer von mir geben, hörte jedoch etwas in der Küche. Wahrscheinlich war es Melissa, die zur Arbeit musste. Um sicherzugehen, wollte ich nachsehen. Kaum hatte ich den Raum betreten, bekam ich einen Riesenschreck. Ich fand doch tatsächlich den Nachkommen des Feuergottes Alex, sowie Jill und Fynn, die Zwillingsgötter Wasser, in meiner Wohnung vor. Und als wäre das nicht genug, kochte Sam entspannt Kaffee. Nachdem er mich bemerkt hatte, näherte er sich mir schnell, sodass ich zusammenzuckte und ihn mit großen Augen anstarrte.

»Guten Morgen, Sonnenschein! Ich hab ihnen ja prophezeit, dass du noch schläfst, aber sie wollten nicht hören«, sprach er fröhlich drauf los und reichte mir einen Kaffee, genau wie ich ihn mochte.

Wir waren schon eine Weile zusammen, zumindest heimlich. Umso mehr wunderte es mich, dass er an diesem Morgen so offen war. Vielleicht tat ihm meine Nähe wirklich nicht gut? Sollte ich mir Sorgen um ihn machen?

Immerhin hatte er mich aus der Verzweiflung geholt, obwohl Melissa an der Meinung festhielt, dass sie es war, die dies getan hatte.

»Du weißt doch, du sollst niemanden herbringen. Sag mir jetzt nicht, dass sie über Nacht bei dir waren«, entfuhr es Melissa, die plötzlich hinter mir stand.

Sie lief kreidebleich an, als sie sah, wer anwesend war. Dass auch ihr Chef am Tisch saß, ließ sie rot werden und über ihre Worte nachdenken. Ich konnte fast sehen, wie es in ihrem Kopf anfing zu rattern.

»Spinnst du?«, fragte ich sie entsetzt und musterte meine Schwester mit einem Blick, der meine Meinung zeigte, sie hätte den Verstand verloren.

»Es wäre nicht das erste Mal, dass dich Männer besuchen«, erwiderte Melissa und sah mich weiter mit großen Augen an.

»Sam ist der Einzige, der nachts bei mir ist. Was hast du für Vorstellungen?«

»Du hattest nicht das Glück, bei Dad auf zuwachsen.«

»Nur weil ich nicht bei Dad war, heißt das nicht, dass ich wie Mom bin!«

»Das meinte ich auch gar nicht.«

»Sei still! Du meintest genau das. Aber weißt du was? Es ist mir egal! Von mir aus ergötz dich an der Vorstellung, ich hätte einen Gangbang gehabt«, knurrte ich, ehe ich einen Schluck vom Kaffee nahm.

Noch in der gleichen Sekunde spürte ich genau fünf Augenpaare auf mir, was mir zeigte, dass ich eindeutig eine zu große Klappe hatte. War ich etwa mal wieder zu weit gegangen?

»Starrt ihr nur oder sagt ihr, was ihr hier wollt?«, wandte ich mich an die Versammelten und sah zu Sam.

Er war mein Anker, denn Blickkontakt machte mir Angst. Nur bei ihm spürte ich dieses Gefühl nicht, auch wenn er gerade so wirkte, als wäre ihm sein Kaffee im Hals stecken geblieben.

»Interessant«, murmelte Jill, eins der Wasserkinder, und kam ein paar Schritte auf mich zu.

Ich unterdrückte den Drang, zurückzuweichen.

»Was ist interessant?«, fragte ich und schaute weiter in Sams Richtung.

»Du kannst keinen Augenkontakt halten. Wieso nur?«, erwiderte er und stand mir nun so nahe, dass ich nur ihn ansehen konnte.

Unsere Blicke trafen sich. Mein Innerstes zitterte und schrie mich an, dass ich rennen sollte, aber mein Äußeres wusste, weglaufen würde nichts bringen. Er wäre eh schneller.

»Was meinst du damit?«, erwiderte ich und bemühte mich, beiläufig zu klingen.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sich Sam vor mich stellen wollte, aber Fynn hielt ihn zurück. Fynn war, wie Sam letzte Nacht meinte, listig. Ich war mir sicher, er wollte sehen, was geschehen würde.

»Nun«, raunte Jill und legte eine Hand auf meine Wange, ehe er weitersprach. »Das ist Augenkontakt!«

Er sprach ernst und zog mich näher an sich. Eine Welle der Panik erfasste mich und ließ meinen Körper erbeben.

»Fass mich nie wieder an«, brachte ich mit schwacher Stimme heraus und verpasste ihm im selben Moment eine Ohrfeige.

»Du wagst es ...«, fuhr Jill mich an.

»Es reicht!«, ging Alex jetzt dazwischen, ehe Jill das aussprechen konnte, was ihm auf der Zunge gelegen hatte.

Mit einer erstaunlich fließenden Bewegung drängte er den Sohn des Wassergottes an die Wand. Rasch ergriff Sam die Gelegenheit und zog mich in seine Arme. Fynn schien sein Interesse am Geschehen verloren zu haben. Er stand nun neben seinem Bruder Jill und tauschte mit ihm einen Blick aus, den ich nicht deuten konnte.

»Verzeih mir«, murmelte Sam und schützte mich mit seinen Armen.

Ich wusste, dass er nichts dafür konnte, aber die Angst saß tief und ich war mir sicher, dass er mein Zittern deutlich spüren konnte. Damit niemand meine Tränen sah, vergrub ich das Gesicht an seiner Brust, atmete den männlichen Duft ein, der mich stets beruhigte, und klammerte mich mit den Fingern an seinem Pulli fest.

»Alles wird gut«, flüsterte er und strich mir sanft durchs Haar.

»Warum benimmt sie sich so seltsam? Es war nur eine Berührung«, meinte Jill verwirrt.

Ich spürte seinen Blick auf mir, schüttelte den Kopf und ließ Sam los, ehe ich zum Radio ging und die Musik aufdrehte. Daraufhin konnte ich erneut tief durchatmen und mich treiben lassen. Dieses Mal war es ein älteres Lied von Maroon 5 feat. Christina Aguilera, das mich entspannte. Sam seufzte und sah mich besorgt an. Als ich lächelnd zu ihm kam und ihm einen Kuss auf die Wange gab, schmunzelte er leicht.

»Du willst eine Erklärung, Jill?«, fragte Sam und blickte dabei nur mich an.

Er wollte sichergehen, dass ich es erlaubte. Seine Stimme war ruhig und dennoch bestimmt. Da ich keine Anzeichen für Einwände machte, sprach er weiter.

»Viona hat Angst vor Nähe. Das beginnt bei einem zufälligen Blick, bis zu einer ungewollten Berührung ihres Armes.«

»Du lügst doch!«, knurrte der Sohn des Wassergottes und stellte sich vor Sam. »Wieso kannst du sie dann berühren?«

Sam schüttelte nur den Kopf und sprach weiter.

»Ich habe sie vor einem ihrer Peiniger gerettet und ihr versprochen, dass sie niemand mehr beschmutzen wird. Sie gab mir ihr letztes Vertrauen. Ich will es speziell für euch betonen: Bekommt sie wegen jemandem nur noch einmal solche Angst, bring ich ihn persönlich zur Strecke.«

»Ausgerechnet du spielst dich als Retter auf?«, erwiderte Jill und fing an, höhnisch zu lachen.

»Es stimmt. Sam hat mich vor Männern gerettet, die ihre Grenzen nicht kannten, die alles als Witz sahen. Sie haben mich und meine Ehre mit Füßen getreten. Für dich muss das alles unfassbar klingen«, antwortete ich und griff zu einer Flasche Whisky.

Es war mir egal, dass es gerade mal halb zehn war. Ich brauchte einen Drink!

»Gib sie mir«, forderte Sam und streckte mir die Hand entgegen.

Erst zögerte ich, dann reichte ich ihm die Flasche und musste zusehen, wie der Inhalt im Abfluss verschwand. Da war er dahin, mein Drink. Stattdessen näherte er sich mir abermals.

»Du sollst dich mir mitteilen, wenn es dir zu viel wird«, erinnerte er mich mit einem Lächeln und beäugte mich, ehe er mein Gesicht sanft in beide Hände nahm. »Nur so kann ich dir helfen, Dummerchen.«

»Verzeih, ich bin schwach geworden«, hauchte ich leise und schloss die Augen, während er mein Haar erneut berührte.

»Du hast keinen Grund, dich zu entschuldigen.«

Jemand räusperte sich und ich blickte auf. Es war Alex. Ihm war unser Verhalten wohl etwas zu privat geworden.

»Es wird Zeit. Wir sollten ihr zeigen, wo sie wirklich herkommt«, setzte Alex an und lächelte mich sanft an. Es war ein ungewohnter Anblick, denn normalerweise blieb seine Haltung mir gegenüber eher verhalten.

»Es wird nur schwer, wenn sie keinem außer ihm traut!«, mischte sich plötzlich Serena ein, die aufgetaucht war und ihren Bruder musterte. Die schöne Schwarzhaarige versteckte ihre Missachtung mir gegenüber nicht.

Wo war sie hergekommen? Hatte Melissa ihr die Tür geöffnet oder war sie einfach so aufgetaucht? Diese Götter und ihre Gabe, sich teleportieren zu können.

»Frauen vertraut sie. So wie ich es verstanden habe, sind es nur Männer gewesen«, bemerkte Fynn und sah Serena feixend an.

»Ich hab aber keine Lust, Babysitter zu spielen«, zischte diese und schob sich eine Strähne hinters Ohr.

Selbst diese einfache Bewegung sah bei ihr elegant aus. Kein Wunder, denn die Feuergöttin war das, was ein Mann als sexy bezeichnen würde. Schlank, dennoch hatte sie Anzeichen von Muskeln und ihre Rundungen waren perfekt verteilt. Scheiße, wenn ich ehrlich war, fand selbst ich diese Frau anziehend.

»Ihr seid mir eindeutig zu viel gerade«, entfuhr es mir ein wenig zu laut.

Ich musste dringend aus dem Raum verschwinden. Nicht nur, dass mir die hohe Anzahl an Männern zu intensiv war. Nein, auch Serena, die sich für besser hielt und mir das Gefühl gab, nicht gut genug zu sein, stellte ein Problem dar. Melissa hatte Recht, wenn sie behauptete, dass meine Mutter und ich uns ähnlich waren. Aber nicht beim Wechsel von Männern. Es war eher die Art, wie wir über uns dachten, wie wir uns wahrnahmen.

Der Vorteil an dem Anwesen der Jonsens war, dass sie einen eigenen Trainingsraum hatten. Nachdem ich mich umgezogen hatte, entschied ich mich, dort meinen Frust abzubauen. Es war mir egal, dass die anderen lange warteten, bis ich zurückkehrte. Mit lauter Musik im Hintergrund schlug ich auf den Sandsack ein. So lange, bis ich Sam fast ins Gesicht trat.

»Ein kleines bisschen höher und ich hätte eine neue Nase gebraucht«, scherzte er und betrachtete mich schmunzelnd.

»Da wärst du selbst schuld gewesen. Was schleichst du dich auch herein? Außerdem ist es unhöflich, einfach so einen Raum zu betreten«, wies ich ihn zurecht und gab mich betont ernst.

Mein Herz pochte immer noch vor Schreck und der Puls war ebenfalls erhöht.

»Ich kann nichts dafür, wenn du taub bist und meine Rufe nicht hörst.« Es amüsierte ihn ganz offensichtlich, dass ich ihm fast die Nase gebrochen hätte.

»Trotzdem! Du hättest das nicht tun dürfen«, erwiderte ich und drehte mich so, dass er mein Gesicht nicht sehen konnte.

Es war mir wirklich peinlich.

»Verstanden! Nächstes Mal bewerfe ich dich mit einer Ladung Dreck«, schlug er vor.

»Ach, tust du das?« Hastig drehte ich mich wieder um, sodass ich direkt vor ihm stand.

Ich hasste es, wenn er von Dingen sprach, die mich reizten.

»Natürlich. Einem Zwerg wie dir würde sicher so eine Ladung Dreck auf dem Kopf gut stehen. Oder ich buddel dich bis zur Hüfte ein, dann könnte ich dich als Gartenzwerg benutzen. Hilfst du uns bei etwas Bestimmtem?«, erkundigte er sich nun und ich vergaß die Erwiderung.

»Wobei genau?«

Auf die Bemerkung mit dem Gartenzwerg wäre ich eh aus Prinzip nicht eingegangen. Die Diskussion, die daraus entstanden wäre, hätte niemand gewonnen.

»Ich weiß, dass es nicht in Ordnung ist, dich darum zu bitten. Aber ich weiß auch, dass du stark genug bist, es zu tun.«

»Was genau?«

»Fang uns einen Dämon. Du weißt schon.« Er deutete meine Rundungen an.

Nach seiner Bitte durchströmte mich Zorn.

»Ich hab dir vertraut. Und du wagst es, mich um so etwas zu bitten?« Das erste Mal war ich wirklich sauer auf ihn.

Es war nicht das Gefühl von Wut, wenn er meinte, mir die Wahrheit verschweigen zu müssen, sondern diese Art von Wut, wie man sie bekam, wenn man sich ungerecht behandelt fühlte.

»Wenn es einen anderen Weg gäbe, hätte ich dich nicht gefragt.«

»Frag doch Serena!«, gab ich spitz von mir.

Ja, ich war wirklich neidisch auf sie, wieso, das konnte ich selbst nicht nachvollziehen.

»Sie ist nicht die Richtige dafür! Serena ist viel zu selbstverliebt.«

»Ah, und du denkst, mich kann man hinschicken?«, erwiderte ich wütend und holte aus, um ihm einen Schwinger auf die Nase zu verpassen.

»Du verstehst mich nicht.« Geschickt fing er meine Faust ab, die gerade dabei war, in seinem Gesicht zu landen.

»Du widerst mich an! Hau ab, okay? Ich hab´ genug von dir!«, fauchte ich ihn an und verpasste ihm einen kräftigen Tritt gegen das Schienbein.

Auch wenn dies eine kindische Reaktion war, befreite es mich vom Zorn. Es tat gut zu sehen, dass sich Sam das Bein rieb, ehe er weitersprach. Also waren die Kinder der Götter doch nicht so hart, wie sie sich immer gaben.

»Ich hab ihnen erklärt, dass es nichts bringen würde. Du bist noch nicht so weit, aber keiner von ihnen wollte auf mich hören«, seufzte er und tippte sich an die Schläfen, ehe er mich abermals mit Blicken durchbohrte.

»Es ist nur ... dieser Dämon kennt uns. Er würde verschwinden, wenn er uns wahrnimmt. Das darf allerdings nicht passieren. Wir brauchen die Informationen, die er hat. Es tut mir leid, ich wollte dich nicht fragen, aber Jill hat darauf bestanden und die anderen fanden auch, es wäre eine gute Idee.« Sams Stimme triefte vor Verzweiflung.