Das Gold der Kelten - Claude Cueni - E-Book

Das Gold der Kelten E-Book

Claude Cueni

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Beschreibung

58 vor Christus: Ohne Einwilligung des römischen Senats überzieht der völlig verschuldete Prokonsul Gaius Julius Cäsar Gallien mit privaten Raubfeldzügen, denn nur mit dem Gold der Kelten kann er in Rom politisch überleben. In dieser gefahrvollen Zeit flieht der junge Druidenlehrling Korisios gemeinsam mit seiner schönen, aber eigensinnigen Sklavin aus seiner kriegsbedrohten Heimat, dem Land der Rauriker, nach Westen. Bei Genava trifft er auf Cäsar und tritt als Schreiber in dessen Dienste. Auf geheimnisvolle Weise scheint sein Schicksal mit Cäsars triumphalem Aufstieg verknüpft zu sein, doch eines Tages werden sie zu erbitterten Rivalen. Claude Cuenis historischer Roman erschien erstmals 1998 unter dem Titel »Cäsars Druide« und wurde zum Bestseller.

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Seitenzahl: 761

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Erstmals erschienen 1998 unter dem Titel Cäsars Druide.

Der Autor

Claude Cueni, geboren 1956 in Basel. Nach dem frühzeitigen Abbruch der Schule reiste er durch Europa, schlug sich mit zwei Dutzend Gelegenheitsjobs durch und schrieb Geschichten. Mittlerweile hat er über fünfzig Drehbücher für Film und Fernsehen sowie Theaterstücke, Hörspiele und Romane verfasst. Im Lenos Verlag erschienen Der Henker von Paris und Der Bankier Gottes.

www.cueni.ch.

E-Book-Ausgabe 2014

Copyright © 2014 by Lenos Verlag, Basel

Alle Rechte vorbehalten

Cover: Hauptmann & Kompanie, Zürich, Dominic Wilhelm

Coverfoto: Vercingétorix jette ses armes aux pieds de César / Lionel-Noël Royer / The Bridgeman Art Library / Getty Images

www.lenos.ch

ISBN EPUB-E-Book 978 3 85787 567 0

Für Clovis

I.

März, 695 nach römischer Zeitrechnung.

Für einen kurzen Augenblick hatte ich geglaubt, am anderen Ende der Talsohle drei Reiter zu erkennen. Germanische Reiter. Aber ich mußte mich getäuscht haben. Jetzt war nichts mehr zu sehen.

Ich lag bäuchlings auf dem flachen Felsvorsprung, hoch über dem Tal, und blinzelte in die Frühlingssonne. Ich dankte den Göttern, daß sie mich als raurikischen Kelten wiedergeboren hatten. Zufrieden schloß ich die Augen und versuchte die dampfende Minze eines knusprig gebratenen Schweinerückens zu riechen, gerösteten Kümmel und Pinienkerne, in Honig eingelegte Mandeln und Thymian, frisch gemahlenen Pfeffer und Selleriesamen, und ich stellte mir vor, wie eine nubische Sklavin mir dazu Fisch und griechischen Harzwein servierte. In meinem Handelshaus in Massilia fehlte es mir an nichts, denn es existierte nur in meiner Phantasie.

Ich träumte oft in den Tag hinein. Der Druide Santonix hatte mir gesagt, daß ein Wunsch in Erfüllung geht, wenn man ihn sich nur oft genug in allen Einzelheiten vor Augen führt. Alle Sinne würden sich danach richten, und man würde mit der Zeit instinktiv das Richtige tun.

Aber heute wollte mir nichts gelingen. Meine nubische Sklavin erstarrte zu einem römischen Mosaik und zerfiel wie ein altes Gebiß. In meiner Nähe stank es fürchterlich nach verfaultem Fisch. Schuld daran war Lucia. Sie lag wie eine schwarze Sphinx neben mir, die weißen Vorderbeine nach vorne gestreckt, den edlen, schmalen Kopf hoch aufgerichtet, als habe sie irgend etwas gesehen oder gerochen. Sie hatte feines weißes Kurzhaar mit großen tiefschwarzen Platten und über den Augen und an den Wangen rote Feuerflecken. Dreifarbige Hunde wie Lucia galten bei den Römern als mißraten. Deshalb hatte Kretos, ein griechischer Weinhändler aus Massilia, der sich römischer als ein Römer benahm, Lucia auf unserem Hof zurückgelassen. Das hatte ihm die Mühe erspart, sie zu ersäufen. Kretos kam einmal im Jahr in den Norden. In sechzig Tagen brachte er seine Weinamphoren über den Rhodanus, Arar und Dubis hinauf und machte in Vesontio, der Hauptstadt der keltischen Sequaner, halt. Hier verkaufte er den Großteil seines Weins und kaufte mit dem Erlös roten Wollstoff, Eisenwerkzeuge und Goldschmuck. Auf dem Landweg zog er dann weiter den Rhenus entlang. Während die meisten Bediensteten und Sklaven mit der Ware auf dem Wasserweg wieder südwärts fuhren, füllte Kretos den restlichen Wein in keltische Fässer und verkaufte ihn flußauf, flußab. Ja, sogar ins sagenumwobene wilde Germanien, wie es die Römer nennen. Kretos war das alles egal. Für ihn gab es nur Käufer und Nichtkäufer. Und Ariovist, der germanische Suebenkönig, der sich kürzlich westlich des Rhenus niedergelassen hatte, war ein guter Käufer. Er verfügte über Unmengen Raubgold. Kretos’ Handelsreise endete jeweils im Oppidum der raurikischen Kelten am Knie des Rhenus. Von hier aus zog er wieder Richtung Westen, Richtung Arar. Dort warteten seine Sklaven mit ihren vollbeladenen Schiffen auf ihn. Und auf diesem Weg kam er an unserem Hof vorbei. Seine chronischen Zahnschmerzen trieben ihn dazu. Kretos war überzeugt, daß nur der beschränkt haltbare Kräutersud des Druiden Santonix ihm Linderung verschaffen konnte. Onkel Celtillus hatte stets einen Schlauch bereit und tauschte diesen jeweils gegen ein Faß unverdünnten Weins, meistens vierjährigen Sabiner. Wir alle mochten Kretos. Kretos, das bedeutete brandneue Nachrichten, die nicht älter als ein halbes Jahr waren. Vorletzten Sommer war Kretos bereits in den frühen Morgenstunden wieder abgereist, weil er einen Umweg über Genava hatte machen wollen. In der Nacht hatte seine Hündin einen dreifarbigen Welpen geworfen. Kretos hatte ihn in unserem Dorf zurückgelassen. Aber wer in unserem Dorf einen Welpen seinem Schicksal überläßt, überläßt ihn mir. Denn wo ich bin, das hat sich mittlerweile unter den zahlreichen Hunden unserer Siedlung herumgesprochen, gibt es meistens etwas zu futtern. Ich habe den Welpen also Lucia genannt und ihn mit Ziegenmilch hochgepäppelt. Seitdem ist Lucia nicht mehr von meiner Seite gewichen, und mittlerweile haben auch die anderen Hunde akzeptiert, daß Lucia stets den ersten Bissen kriegt. Ich weiß, kein Welpe überlebt ohne Mutter. Es sei denn, die Götter überlegen es sich anders.

Jetzt riß Lucia bereits zum zweiten Mal ihr kräftiges Scherengebiß gähnend auseinander, und der Fischgestank, der ihrem Maul entströmte, war ziemlich römisch. Ich vergrub den Kopf zwischen den Armen und versuchte erneut einzuschlafen. Ich wollte im Traum nach Massilia zurück. Doch Lucia ließ mir keine Ruhe. Sie drückte ihre nasse Nase unter meine Hände, leckte meine Stirn und knabberte an meinem Nacken. Es roch, als hätte ich in einer mit hispanischer Fischsauce gefüllten Amphore gebadet. So lösten sich auch die letzten nubischen Sklavinnen wie Rauchfäden im Wind auf.

»Die Druiden kommen!« Ich schreckte hoch und schaute von meinem Felsen ins Tal hinunter, zu unserem Gehöft, das am Ufer eines Baches lag. Es war kälter geworden. Der Nebel hatte sich gelichtet. Jetzt sah ich die drei Reiter, die in scharfem Galopp zum Bach hinunterritten. Lucia reckte stolz den Kopf und richtete ihre Nackenhaare auf. So sah sie fast wie ein Kelte aus, der seine Haare mit Kalkwasser dornenartig gestärkt hatte. Aber es waren nicht die Druiden, die sie beunruhigten. Sie roch irgend etwas. Und bei Epona, es war nicht Fisch. In der Ferne, dort wo der Rhenus das Land der Kelten vom Land der Germanen trennt, braute sich eine riesige schwarzgraue Wolke zusammen. Als ich die Augen zusammenkniff, sah ich, daß es Rauch war. Es kam aus Arialbinnum, dem Oppidum der Rauriker.

Etwas umständlich ließ ich mich von der Felsplatte gleiten und humpelte zu unserem Hof hinunter. Lucia stolzierte mit gestrecktem Rücken neben mir her und schaute immer wieder prüfend zu mir hoch. Sie hatte sich längst an meinen langsamen Schritt gewöhnt und auch daran, daß selbst ein Räuspern von mir eine Bedeutung hatte.

Unser Gehöft bestand aus acht strohbedeckten Langhäusern. Eine einfache, aber stabile Pfostenkonstruktion stützte die Gebäude. Die Wände waren aus lehmbeworfenem Flechtwerk, die Dächer aus Stroh. Obwohl unsere Kornspeicher und Vorratsgruben zum Bersten voll waren, hatten wir weder einen schützenden Erdwall mit Graben noch Palisaden. Seit wir vor zwei Generationen hierhergezogen waren, lebten wir in Frieden mit unseren Nachbarn. Bei großer Gefahr hätten wir uns in das Oppidum der Rauriker am Knie des Rhenus begeben. Das Oppidum lag bloß einen halben Tagesritt von hier– und jetzt stand es in Flammen.

Vor dem ersten Langhaus wurden die Druiden mit frischem Wasser empfangen. Es waren würdevolle Männer in langärmeligen weißen Tuniken. Darüber trugen sie schwarze Wollumhänge mit Kapuze. Sie wurden wie Götter empfangen. Keltische Druiden waren nicht nur Priester, nein, keltische Druiden waren auch Lehrer, Richter, politische Berater, Astronomen, Erzähler, Mathematiker und Ärzte in einer Person, ja, sie waren das Tor zum Universum des Wissens. Sie waren die lebendigen Bücher der Kelten. Die Schrift war für uns etwas Unreines. Heiliges Wissen durfte nicht schriftlich festgehalten werden. Nur Kaufleute schrieben etwas auf, und zwar auf griechisch, weil die griechische Handelskolonie Massilia das Zentrum unserer Handelswelt war. Hier kaufte der Adel ein, oder Leute, die gerne dazugehört hätten. Ich muß wohl nicht erwähnen, daß ich nicht in Massilia einkaufte.

Ich war damals siebzehn und seit einigen Jahren in der Obhut des Druiden Santonix, der mich die Geschichte unseres Volkes lehrte. Ich hatte sie in Versform auswendig zu lernen. Aber selbst wenn ich eines Tages alles im Schlaf würde vortragen können, so konnte ich noch lange nicht sicher sein, einmal Druide zu werden. Das würde sich erst viel später entscheiden. Daß ich nicht adliger Abstammung war, erschwerte natürlich die Sache. Gut, es war kein grundsätzliches Hindernis. Behaupteten die Adligen. Aber ich kenne keinen Druiden, der nicht adliger Abstammung ist. Wie auch immer: Im schlimmsten Fall konnte ich immer noch Barde werden. Auch Barden waren Gelehrte und großartige Geschichtenerzähler, aber unsere Druiden waren natürlich mehr. Sie waren Mittler zwischen Himmel und Erde, zwischen Leben und Tod, zwischen Göttern und Menschen.

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