Das Göttliche und das Unheimliche - André Howe - E-Book

Das Göttliche und das Unheimliche E-Book

André Howe

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Beschreibung

Das Göttliche und das Unheimliche ist eine Gegenüberstellung zweier antagonistischer Prinzipien, welche durch eine historische Betrachtung erreicht wird. In der Kunst läuft dies darauf hinaus, den klassischen und den romantischen Stil gegeneinander in die Waagschale zu werfen. Diesem Prinzip unterwirft der Verfasser die Anordnung seiner Gedichte.

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Seitenzahl: 77

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Das Göttliche

Spieglein, Spieglein

Wanderer in hohen Sphären

Ein Wort für Götter

Gott der Freude

Die heilige Lüge

Balders Tod

Freiheit

Dichters Wahrheiten

Schönheit

Das edle Bewusstsein

Abschied von Nausikaa

Dreimal ich

Das Weib in der Wahrheit

Mittag

Mitternacht

Ultima Katharsis

Weltenlied

Über die Wahrheit

Appolon

Dionysos

Wotans Traum

Flucht in die Höhe

Gipfelstürmer

Hohe Minne

Die schönste Zeit des Jahres

Persephone

Der Held Iason

Teufels Werk und Zweifels Wert

Ein altes Blatt

Berechtigter Zweifel

Das ganze und das halbe Leben

Menschlein

Mit göttlicher Hand

Der Zeus von Dodona

Das große Seinmaleins

Genesung

Dame und König

Kurze Zeit der Erfüllung

Heldenklage

Der Wolf im Heiligtum

Wie schaffen?

Schildmaid

Bekenntnis

An den Höchsten

Über diese Welt

An die Wahrheit

Im Dschungel

Das gerechte Urteil

Vorabend der Götterdämmerung

Der Alte

Der Stern

Heldenschwur

Am Frühlingsmorgen

Traumgesichter

Vom rechten Dichter

Frevel und Verachtung

Hagen von Tronje

Frühling

Vor Salomons Tempel

Geliebter der Venus

Die Gnade der Venus

Anrufung des heiligen Feuers

Das Unheimliche

Abschied vom Uttgardloki

Zeitenwende

Zwielicht

Das bürgerliche Leben

Verlorene Sehnsucht

Dein Traum- mein Traum

Traumbildnisse

Mondscheinsonett

Stark genug?

Geschöpf der Finsternis

Die Tötung

Am Kreuzwege

Kleine Wahrheiten

Ein Traum von Laub zu Eis

Treiben

Halbschweres Reißen

Ohnmacht

In der Wüste

Sündenfall

Antriebslos

Gestade der Ewigkeit

Der Schönling

Von der Wissenschaft

An die Erkennenden

Sehnsucht nach neuen Göttern

Doppeltes Leiden an halbem Leben

Niederhall, Widerhall, Überhall

Wert einer Unterhaltung

Freiheit in Vielheit

Ganzheit in Gott

Falschheit in Halbheit

Prometheus im Zweifel

Meine Eitelkeit

Tyrannengesang

Tot

Sternenstaub

Lude, Dirne, Freier

Zeitiges Bekenntnis

Gesang der Wölfe

Zwei Galgenbrüder

Der Grübler

Das grelle Licht

Sterbende Frau

Lichtbringer

Das Echo

Die Brücke über den Fluss

Nächtliches Verlangen

Dein letzter Schrei

Mensch und Gott

Der Mensch

Perlenmädchen

Das reine Leben

Hans Dampf in allen Gassen

Im Haifischbecken

Gepard und Gazelle

Vorwort

In dieser Zeit des vollkommenen kulturellen Niedergangs besteht die Möglichkeit, ja vielleicht die Pflicht, sich durch Rekursion auf die Historie über die Belange der Gegenwart zu erheben. Ist die Vergangenheit auch unwiederbringlich verloren, so ermöglicht sie auf diese Weise, was hinsichtlich der Gegenwart so unbedingt erforderlich ist: Distanz.

Das kosmische wie auch das menschliche Walten kann zu jedem Zeitpunkt durch zwei gegensätzliche Zustände ins Verhältnis gesetzt werden. Der Zustand ungeteilter Kraft steht dem Zustand, in welchem sich das gleiche Maß an Kraft in geteilter Form wiederfindet, gegenüber. Der Grad an Teilung entscheidet darüber, ob ein Zustand als göttlich oder als unheimlich zu gelten hat.

Ist der Grad an Teilung gering, so sind die Linien klar, das Starke selbstverständlich, der Zweifel bestimmt, das Licht golden und der Abgrund schrecklich. Das ist das Göttliche. Je stärker der Grad an Teilung hingegen ansteigt, desto verworrener wird alles, bis hin zum Zweifel. Es wuchert die Schwäche, doch versteckt sie sich hinter der Eitelkeit. Am Horizont verschwimmt es silbrig- violett, friedlich und schauerlich zugleich. Es ist das Unheimliche.

Und auch in der Kunst gibt es recht eigentlich nur zwei Stile: den klassischen und den romantischen. Der klassische Stil gehorcht dem Göttlichen, während der romantische das Unheimliche reflektiert.

Beide Zustände schließen sich aus und erst die Historie macht es möglich, sie gegeneinander in die Waagschale zu werfen. Dies ist Dialektik im höheren Sinne. Die hierdurch erreichte Zusammenführung beider Zustände in einem Werke führt zur Überwindung des Gegenwärtigen und damit zu dessen Rechtfertigung.

Jedes Ding, das hat zwei Seiten,

Die sich widerstreben meist;

Mag’s auch große Not bereiten,

So Du beide an Dich reißt,

Stetig Dich darob zu streiten,

Welche gutes nun verheißt,

Wird dies Freiheit erst bedeuten,

Weil’s den Weg zur Größe weist

Und in ungeahnte Weiten,

Wenn Du selber Dir verzeihst!

Steig hinab in Dunkelheiten,

Wo der Höllenhund Dich beißt,

Geh durch hundert Einsamkeiten,

Dass Du vieles besser weißt

Und den vielen and’ren Leuten

Geben kannst von Deinem Geist;

Denn wo jene nur bereuten,

Traun, mein Freund, da warst Du dreist

Und wo diese sich befreiten,

Tatst Du Herrn und Knecht in eins!

Das Göttliche

Spieglein, Spieglein

Spieglein, Spieglein an der Wand,

Wer ist der weiseste Mann im Land?

Sag mir, wer es auf sich hält,

Zu erklären mir den Sinn der Welt!

Spieglein, warum dies Schweigen,

Willst Du nicht den Mann mir zeigen?

Wirfst mir frech mein Bild zurück,

Wie, ist‘s nun Antwort oder Trick?

Spieglein, hab‘ Dich fest im Blick,

Weist mir den Weg zu schwerem Geschick!

Sprich doch, kann ich‘s wagen,

Hab‘ Kühnheit ich, es zu ertragen?

Spieglein, bin ich verwegen,

Muss ich Dich in Scherben legen!

Sag mir, Spieglein, liebst Du mich?

Liebst Du, folge meinem Wort: zerbrich!

Wanderer in hohen Sphären

Wanderer in hohen Sphären,

Sag, wie sieht der Himmel aus!

Wenn dort keine Wolken wären,

Glaub mir, stieg ich mit hinauf,

Nähm Schmerz und Qual und Leid in Kauf!

Blickst Du in Ferne, siehst andere Sterne,

Hellere Sonnen, tiefere Wonnen?

Hätte ich Kraft, folgte ich gerne;

Kann nicht, kann nicht, Erkenntnis wiegt Tonnen,

Siehst Du, hast schon zu zweifeln begonnen!

Trübt ich Dein Bild vom lichtenen Gotte?

Ich sehe nur Schatten auf grauem Gestein!

Wie? Hört ich da Lachen von goldenem Spotte?

Wanderer, musst wahrlich ein Schaffender sein,

Lachend, schauend auf Gipfeln allein!

Ein Wort für Götter

Aus Überdruss am Weinen

Erfand ich mir das Lachen,

Auf dass mich schifft‘ ein Nachen,

Wo hell‘re Sonnen scheinen.

Aus Überfluss am Reinen,

Heit‘ren, Schönen und Wachen

Und and‘ren sieben Sachen

Tat ich zum Sein das Scheinen.

Nur Mut, Freund, zum schönen Schein!

Gut ist jeder Götterspott,

Der Olympier liebster Wein.

Halte nur den Schein goldrein-

Philosoph, steig auf zum Gott,

Hüll‘ in Schönheit Dich allein!

Gott der Freude

Freunde, Freunde lasst uns tanzen,

Spotten lachen und verzeih‘n,

Lasst uns scherzen mit dem Ganzen,

Uns in Olympos‘ Sphären reih‘n!

Glaubt mir, es kommt alles wieder,

Heut verjüngt sich uns die Welt!

Ewig klingen Deine Lieder,

Gott der Freude, unser Held!

Die heilige Lüge

Oh Welt, wie bist Du denn vollkommen,

Wo‘s Unvollkommenes nur gibt?

Wie wärst Du je zu dem gekommen,

Der das Vollkommene nur liebt?

Er denkt, sein Aug‘ wär‘ ungetrübt!

Alles Große braucht das Kleine-

Tat ein Weiser je so fragen?

Es gibt kein Ding, das steht alleine,

Einerlei darob zu klagen;

Helden darf man‘s nimmer sagen!

Wie sollte der denn jemals fliegen,

Der nicht nur an sich selber glaubt?

Wie sollt‘ das Starke je obsiegen,

Wenn man ihm diese Lüge raubt?

Will sich, befiehlt‘s, erhebt das Haupt!

Balders Tod

Oh Tag, funkelst im Sonnenschein!

Wer kann von glühend‘ Bergeshöh‘n

Ganz unbefleckte Himmel seh‘n-

Taufst heut‘ die Welt auf Wonnesein.

Grausamer Tag, wähnst Dich allein!

Willst nie im Meere untergeh‘n,

Wo mancher Sonne Blut so schön

Färbt‘ auch den letzten Kahn goldrein!

Doch hättest Du‘s, oh Tag, gedacht,

Du gar lichtend böses Wesen:

Auf leisen Sohlen naht die Nacht.

Sie hat ihr Auge aufgemacht.

Ach könnte ich darin nur lesen!

Mir ist, als hätt‘ sie grad‘ gelacht.

Freiheit

Es heißt, der Wille wäre frei

Und er sei stets im Stand zu wählen,

Doch ist dies eitle Schmeichelei:

Der Geist will es dem Fleisch erzählen!

Wie könnt‘ es solche Freiheit geben,

Da alles ist in jedem Ding?

Es geht ein Wille hin zum Leben:

Auch Dich, Geist, zwingt der ew‘ge Ring!

Wo Not und Leid mit ehernd‘ Ketten

Uns binden an den steten Fluss,

Ist Freiheit, die uns kann erretten,

Zu handeln, wie man handeln muss!

Dichters Wahrheiten

Ich geb‘ mit aller Sprachgewalt

Den Dingen eigene Gestalt:

Hin zur Wahrheit, hin zur Lüge,

Sicher, dass ich nicht betrüge,

Die Welt nach meinen Wünschen biege?

Glaubst Du fest ans Ding an sich,

Sei auf der Hut und trau mir nicht!

Denn sprech‘ ich auch von der Idee,

Die ich im Geiste vor mir seh‘

Es tönt aus Gründen stets mein Weh!

Wollt‘ Wahrheit in Versen liegen,

Müsste eines sich verbiegen!

Sag, Wahrheit denn, verbogst Du mich,

Hält Deine Geradheit ewiglich,

Macht ich am End‘ zum Dichter Dich?

Schönheit

Hin zur reinen Oberfläche

Plätschern in mir alle Bäche:

Ja, der unbefleckte Schein

Gilt mir als das höchste Sein!

Tadelt mich, da ich nicht lache;

Scherzen ist nicht meine Sache!

Drum muss ich in Scherben hau‘n,

Was nicht schön ist, anzuschau‘n!

Würd‘ man Phöbus lachen sehen,

Müsst‘ sein Antlitz bald vergehen!

Holde Form strahlst ewiglich-

Willst Du nicht, so zwing ich Dich!

Aus dem schwärzesten Verzweifeln

Muss mein Inn‘res sich verteufeln!

Wo‘s zur schönen Form hindringt,

Ist‘s meist Bosheit, die da zwingt!

Das edle Bewusstsein

Nie, niemals, nimmermehr,

Willst Du mich noch so sehr!

Wie könnt ich‘s ertragen,

Zu Dir „ja“ zu sagen?

Spricht welcher der Triebe,

Ist es gar die Liebe?

Wird sie mich besiegen,

Muss ich unterliegen?

Doch spricht das Bewusstsein:

Du halte den Geist rein!

Wir werden erkennen,