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Das Göttliche und das Unheimliche ist eine Gegenüberstellung zweier antagonistischer Prinzipien, welche durch eine historische Betrachtung erreicht wird. In der Kunst läuft dies darauf hinaus, den klassischen und den romantischen Stil gegeneinander in die Waagschale zu werfen. Diesem Prinzip unterwirft der Verfasser die Anordnung seiner Gedichte.
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Seitenzahl: 77
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Vorwort
Das Göttliche
Spieglein, Spieglein
Wanderer in hohen Sphären
Ein Wort für Götter
Gott der Freude
Die heilige Lüge
Balders Tod
Freiheit
Dichters Wahrheiten
Schönheit
Das edle Bewusstsein
Abschied von Nausikaa
Dreimal ich
Das Weib in der Wahrheit
Mittag
Mitternacht
Ultima Katharsis
Weltenlied
Über die Wahrheit
Appolon
Dionysos
Wotans Traum
Flucht in die Höhe
Gipfelstürmer
Hohe Minne
Die schönste Zeit des Jahres
Persephone
Der Held Iason
Teufels Werk und Zweifels Wert
Ein altes Blatt
Berechtigter Zweifel
Das ganze und das halbe Leben
Menschlein
Mit göttlicher Hand
Der Zeus von Dodona
Das große Seinmaleins
Genesung
Dame und König
Kurze Zeit der Erfüllung
Heldenklage
Der Wolf im Heiligtum
Wie schaffen?
Schildmaid
Bekenntnis
An den Höchsten
Über diese Welt
An die Wahrheit
Im Dschungel
Das gerechte Urteil
Vorabend der Götterdämmerung
Der Alte
Der Stern
Heldenschwur
Am Frühlingsmorgen
Traumgesichter
Vom rechten Dichter
Frevel und Verachtung
Hagen von Tronje
Frühling
Vor Salomons Tempel
Geliebter der Venus
Die Gnade der Venus
Anrufung des heiligen Feuers
Das Unheimliche
Abschied vom Uttgardloki
Zeitenwende
Zwielicht
Das bürgerliche Leben
Verlorene Sehnsucht
Dein Traum- mein Traum
Traumbildnisse
Mondscheinsonett
Stark genug?
Geschöpf der Finsternis
Die Tötung
Am Kreuzwege
Kleine Wahrheiten
Ein Traum von Laub zu Eis
Treiben
Halbschweres Reißen
Ohnmacht
In der Wüste
Sündenfall
Antriebslos
Gestade der Ewigkeit
Der Schönling
Von der Wissenschaft
An die Erkennenden
Sehnsucht nach neuen Göttern
Doppeltes Leiden an halbem Leben
Niederhall, Widerhall, Überhall
Wert einer Unterhaltung
Freiheit in Vielheit
Ganzheit in Gott
Falschheit in Halbheit
Prometheus im Zweifel
Meine Eitelkeit
Tyrannengesang
Tot
Sternenstaub
Lude, Dirne, Freier
Zeitiges Bekenntnis
Gesang der Wölfe
Zwei Galgenbrüder
Der Grübler
Das grelle Licht
Sterbende Frau
Lichtbringer
Das Echo
Die Brücke über den Fluss
Nächtliches Verlangen
Dein letzter Schrei
Mensch und Gott
Der Mensch
Perlenmädchen
Das reine Leben
Hans Dampf in allen Gassen
Im Haifischbecken
Gepard und Gazelle
In dieser Zeit des vollkommenen kulturellen Niedergangs besteht die Möglichkeit, ja vielleicht die Pflicht, sich durch Rekursion auf die Historie über die Belange der Gegenwart zu erheben. Ist die Vergangenheit auch unwiederbringlich verloren, so ermöglicht sie auf diese Weise, was hinsichtlich der Gegenwart so unbedingt erforderlich ist: Distanz.
Das kosmische wie auch das menschliche Walten kann zu jedem Zeitpunkt durch zwei gegensätzliche Zustände ins Verhältnis gesetzt werden. Der Zustand ungeteilter Kraft steht dem Zustand, in welchem sich das gleiche Maß an Kraft in geteilter Form wiederfindet, gegenüber. Der Grad an Teilung entscheidet darüber, ob ein Zustand als göttlich oder als unheimlich zu gelten hat.
Ist der Grad an Teilung gering, so sind die Linien klar, das Starke selbstverständlich, der Zweifel bestimmt, das Licht golden und der Abgrund schrecklich. Das ist das Göttliche. Je stärker der Grad an Teilung hingegen ansteigt, desto verworrener wird alles, bis hin zum Zweifel. Es wuchert die Schwäche, doch versteckt sie sich hinter der Eitelkeit. Am Horizont verschwimmt es silbrig- violett, friedlich und schauerlich zugleich. Es ist das Unheimliche.
Und auch in der Kunst gibt es recht eigentlich nur zwei Stile: den klassischen und den romantischen. Der klassische Stil gehorcht dem Göttlichen, während der romantische das Unheimliche reflektiert.
Beide Zustände schließen sich aus und erst die Historie macht es möglich, sie gegeneinander in die Waagschale zu werfen. Dies ist Dialektik im höheren Sinne. Die hierdurch erreichte Zusammenführung beider Zustände in einem Werke führt zur Überwindung des Gegenwärtigen und damit zu dessen Rechtfertigung.
Jedes Ding, das hat zwei Seiten,
Die sich widerstreben meist;
Mag’s auch große Not bereiten,
So Du beide an Dich reißt,
Stetig Dich darob zu streiten,
Welche gutes nun verheißt,
Wird dies Freiheit erst bedeuten,
Weil’s den Weg zur Größe weist
Und in ungeahnte Weiten,
Wenn Du selber Dir verzeihst!
Steig hinab in Dunkelheiten,
Wo der Höllenhund Dich beißt,
Geh durch hundert Einsamkeiten,
Dass Du vieles besser weißt
Und den vielen and’ren Leuten
Geben kannst von Deinem Geist;
Denn wo jene nur bereuten,
Traun, mein Freund, da warst Du dreist
Und wo diese sich befreiten,
Tatst Du Herrn und Knecht in eins!
Spieglein, Spieglein an der Wand,
Wer ist der weiseste Mann im Land?
Sag mir, wer es auf sich hält,
Zu erklären mir den Sinn der Welt!
Spieglein, warum dies Schweigen,
Willst Du nicht den Mann mir zeigen?
Wirfst mir frech mein Bild zurück,
Wie, ist‘s nun Antwort oder Trick?
Spieglein, hab‘ Dich fest im Blick,
Weist mir den Weg zu schwerem Geschick!
Sprich doch, kann ich‘s wagen,
Hab‘ Kühnheit ich, es zu ertragen?
Spieglein, bin ich verwegen,
Muss ich Dich in Scherben legen!
Sag mir, Spieglein, liebst Du mich?
Liebst Du, folge meinem Wort: zerbrich!
Wanderer in hohen Sphären,
Sag, wie sieht der Himmel aus!
Wenn dort keine Wolken wären,
Glaub mir, stieg ich mit hinauf,
Nähm Schmerz und Qual und Leid in Kauf!
Blickst Du in Ferne, siehst andere Sterne,
Hellere Sonnen, tiefere Wonnen?
Hätte ich Kraft, folgte ich gerne;
Kann nicht, kann nicht, Erkenntnis wiegt Tonnen,
Siehst Du, hast schon zu zweifeln begonnen!
Trübt ich Dein Bild vom lichtenen Gotte?
Ich sehe nur Schatten auf grauem Gestein!
Wie? Hört ich da Lachen von goldenem Spotte?
Wanderer, musst wahrlich ein Schaffender sein,
Lachend, schauend auf Gipfeln allein!
Aus Überdruss am Weinen
Erfand ich mir das Lachen,
Auf dass mich schifft‘ ein Nachen,
Wo hell‘re Sonnen scheinen.
Aus Überfluss am Reinen,
Heit‘ren, Schönen und Wachen
Und and‘ren sieben Sachen
Tat ich zum Sein das Scheinen.
Nur Mut, Freund, zum schönen Schein!
Gut ist jeder Götterspott,
Der Olympier liebster Wein.
Halte nur den Schein goldrein-
Philosoph, steig auf zum Gott,
Hüll‘ in Schönheit Dich allein!
Freunde, Freunde lasst uns tanzen,
Spotten lachen und verzeih‘n,
Lasst uns scherzen mit dem Ganzen,
Uns in Olympos‘ Sphären reih‘n!
Glaubt mir, es kommt alles wieder,
Heut verjüngt sich uns die Welt!
Ewig klingen Deine Lieder,
Gott der Freude, unser Held!
Oh Welt, wie bist Du denn vollkommen,
Wo‘s Unvollkommenes nur gibt?
Wie wärst Du je zu dem gekommen,
Der das Vollkommene nur liebt?
Er denkt, sein Aug‘ wär‘ ungetrübt!
Alles Große braucht das Kleine-
Tat ein Weiser je so fragen?
Es gibt kein Ding, das steht alleine,
Einerlei darob zu klagen;
Helden darf man‘s nimmer sagen!
Wie sollte der denn jemals fliegen,
Der nicht nur an sich selber glaubt?
Wie sollt‘ das Starke je obsiegen,
Wenn man ihm diese Lüge raubt?
Will sich, befiehlt‘s, erhebt das Haupt!
Oh Tag, funkelst im Sonnenschein!
Wer kann von glühend‘ Bergeshöh‘n
Ganz unbefleckte Himmel seh‘n-
Taufst heut‘ die Welt auf Wonnesein.
Grausamer Tag, wähnst Dich allein!
Willst nie im Meere untergeh‘n,
Wo mancher Sonne Blut so schön
Färbt‘ auch den letzten Kahn goldrein!
Doch hättest Du‘s, oh Tag, gedacht,
Du gar lichtend böses Wesen:
Auf leisen Sohlen naht die Nacht.
Sie hat ihr Auge aufgemacht.
Ach könnte ich darin nur lesen!
Mir ist, als hätt‘ sie grad‘ gelacht.
Es heißt, der Wille wäre frei
Und er sei stets im Stand zu wählen,
Doch ist dies eitle Schmeichelei:
Der Geist will es dem Fleisch erzählen!
Wie könnt‘ es solche Freiheit geben,
Da alles ist in jedem Ding?
Es geht ein Wille hin zum Leben:
Auch Dich, Geist, zwingt der ew‘ge Ring!
Wo Not und Leid mit ehernd‘ Ketten
Uns binden an den steten Fluss,
Ist Freiheit, die uns kann erretten,
Zu handeln, wie man handeln muss!
Ich geb‘ mit aller Sprachgewalt
Den Dingen eigene Gestalt:
Hin zur Wahrheit, hin zur Lüge,
Sicher, dass ich nicht betrüge,
Die Welt nach meinen Wünschen biege?
Glaubst Du fest ans Ding an sich,
Sei auf der Hut und trau mir nicht!
Denn sprech‘ ich auch von der Idee,
Die ich im Geiste vor mir seh‘
Es tönt aus Gründen stets mein Weh!
Wollt‘ Wahrheit in Versen liegen,
Müsste eines sich verbiegen!
Sag, Wahrheit denn, verbogst Du mich,
Hält Deine Geradheit ewiglich,
Macht ich am End‘ zum Dichter Dich?
Hin zur reinen Oberfläche
Plätschern in mir alle Bäche:
Ja, der unbefleckte Schein
Gilt mir als das höchste Sein!
Tadelt mich, da ich nicht lache;
Scherzen ist nicht meine Sache!
Drum muss ich in Scherben hau‘n,
Was nicht schön ist, anzuschau‘n!
Würd‘ man Phöbus lachen sehen,
Müsst‘ sein Antlitz bald vergehen!
Holde Form strahlst ewiglich-
Willst Du nicht, so zwing ich Dich!
Aus dem schwärzesten Verzweifeln
Muss mein Inn‘res sich verteufeln!
Wo‘s zur schönen Form hindringt,
Ist‘s meist Bosheit, die da zwingt!
Nie, niemals, nimmermehr,
Willst Du mich noch so sehr!
Wie könnt ich‘s ertragen,
Zu Dir „ja“ zu sagen?
Spricht welcher der Triebe,
Ist es gar die Liebe?
Wird sie mich besiegen,
Muss ich unterliegen?
Doch spricht das Bewusstsein:
Du halte den Geist rein!
Wir werden erkennen,