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Aufhören, sich ständig selbst zu kritisieren, den Mut haben, einmal etwas ganz Neues auszuprobieren - viele Frauen zwischen 40 und 50 wollen liebevoller mit sich selbst umgehen. Doch vielen fällt es nicht leicht, sich etwas Gutes zu tun. Gerade Frauen neigen dazu, ihre Bedürfnisse hinter denen anderer zurückzustellen. Und die Veränderungen, die in der Lebensmitte eintreten - von den Wechseljahren bis zum Auszug der Kinder - tragen oft dazu bei, dass Frauen unzufrieden sind. Rita Steininger gibt den Leserinnen viele handfeste Tipps, wie sie diese Zeit des Umbruchs mit Freude und Lust gestalten können. Ein Buch, das Frauen in der Lebensmitte ermutigt, liebevoll mit sich selbst umzugehen und für das eigene körperliche und seelische Wohlbefinden zu sorgen.
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Seitenzahl: 149
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Cover
Haupttitel
Widmung
Inhalt
Buch lesen
Über die Autorin
Über das Buch
Impressum
Hinweise des Verlags
Rita Steininger
Das kleine Tu-dir-gut-Buch
Für Frauen in der Lebensmitte
Patmos Verlag
Für Hedwig und Elfriede
Einleitung
1. Freude oder Frust? – Frauen in der Lebensmitte
Die Midlife-Krise – Mythos oder Wirklichkeit?
Wird das Leben besser?
Triftige Gründe, liebevoll mit sich umzugehen
2. Gut gemacht! Erreichtes anerkennen
Schluss mit Vergleichen und Konkurrieren!
Wo bleibt die Wertschätzung?
Die Qual der Wahl: Stehen Sie zu Ihren Entscheidungen
3. So bin ich – einmalig! Den Selbstwert stärken
Negative Selbstbewertungen ablegen
Der Umgang mit Kritik
Die Zauberkraft der Affirmation
Wie sehe ich aus?
4. Gefühle wahrnehmen und äußern
Die Macht der Gefühle und emotionale Intelligenz
Dankbarkeit spüren und bekunden
Nachsicht und Vergebung für sich und andere
Sorgen und Grübeleien ade!
5. Stress, lass nach!
Wenn Körper und Seele erschöpft sind
Niemand muss perfekt sein
Nein sagen lernen
Kraft aus der Sprache schöpfen
Ruhe-Inseln im Alltag finden
Übungen zum Entspannen und Loslassen
6. Humor ist, wenn man herzhaft lacht
Lachen tut Körper und Seele gut
Froh zu sein bedarf es wenig
Momente des Glücks
Trainieren Sie Ihr Lächeln
Lachyoga
7. Fit und in Form bleiben
Bewegung macht Laune
Kleine Hitliste geeigneter Sportarten
Gesunde Pfunde
8. Den Geist in Schwung halten, schöpferisch sein
Gehirnjogging: Training für die grauen Zellen
Sich für Neues begeistern
Kreativität – die Freude am Erschaffen
9. Da geht noch was! Neues wagen
Wo stehe ich, wo will ich hin – und kann ich das?
Ein Jobwechsel ist möglich – auch in der Lebensmitte
Flow – in der Arbeit aufgehen
Die eigenen Werte leben – durch bürgerschaftliches Engagement
10. Gemeinschaft macht stark
Frischer Wind für die Partnerschaft
Die hohe Kunst der Freundschaft
Respektvolle Kommunikation – der Schlüssel zum Miteinander
Ein Wort zum Schluss
Anmerkungen
Weiterführende Literatur
Bücher
Audio-CDs und Hörbücher
Links
Verzeichnis der Übungen
Dank
»Tu dir gut!«, so lautet die Titelbotschaft dieses Buchs – ein Appell, der etwas eigenartig anmutet. Denn gewöhnlich verwendet man die Formulierung nur in Sätzen mit unterschiedlichem Subjekt und Objekt: »Du tust mir gut.« – »Es tut dir gut.« Doch sich selbst guttun – wie geht das?
Die Aufforderung »Tu dir gut!« ist im Prinzip unter zwei Aspekten zu verstehen: Zum einen geht es darum, sich regelmäßig »etwas Gutes zu tun«, das heißt sich Angenehmes, Erholsames für Körper, Geist und Seele zu gönnen. Zum anderen ist eine Grundhaltung der Selbstliebe gemeint: Wir sollten von Grund auf liebevoll mit uns umgehen und unser Leben so gestalten, dass wir zufrieden sind – im wahren Wortsinn. Denn das Wort Zufriedenheit enthält im Kern das Wort Frieden und bedeutet, dass wir im Einklang mit uns selbst und unseren Wünschen, Werten und Vorstellungen sind.
Warum richtet sich das Buch nun speziell an Frauen in der Lebensmitte? Der Grund ist zum einen der, dass Frauen mehr als Männer dazu neigen, sich selbst und ihre Bedürfnisse hinter denen anderer Menschen zurückzustellen, anstatt sich selbst »gutzutun«. Zum anderen hängt es damit zusammen, dass der Eintritt in die Lebensmitte gewisse Veränderungen mit sich bringt, die Anlass zu Frust und Unzufriedenheit geben können: Das fortschreitende Alter macht sich zunehmend an der äußeren Erscheinung bemerkbar, die körperliche Fitness und geistige Flexibilität lassen nach und spätestens mit dem Abschied von der Phase der Fruchtbarkeit muss frau erkennen, dass die Zukunft nicht mehr unbegrenzte Möglichkeiten für sie bereithält.
Dieses Buch will zeigen, wie Sie als Frau in der Lebensmitte diese Zeit des Umbruchs positiv gestalten können, indem Sie bewusst darauf achten, liebevoll mit sich selbst umzugehen, und ausreichend dafür sorgen, dass es Ihnen körperlich und seelisch gut geht.
Ein kurzer Ausblick auf den Inhalt dieses Buchs: Kapitel 1 befasst sich mit einigen theoretischen Überlegungen, insbesondere mit der Frage: Was hat es mit der sogenannten Midlife-Krise auf sich, wie steht es mit der Lebenszufriedenheit von Frauen in der Lebensmitte, was sagen Studien darüber aus und welche Schlüsse können Frauen aus den Ergebnissen dieser Studien ziehen? Die nachfolgenden Kapitel 2 bis 10 sind Praxiskapitel, die Sie in beliebiger Reihenfolge lesen können, je nachdem, welche Themen Sie besonders interessieren. Neben praktischen Anregungen und Tipps finden Sie dort zahlreiche Übungen, die Sie ohne großen Aufwand in Ihren Alltag einbauen können. Einige Erfahrungsberichte von Frauen runden die Darstellungen ab. Im Schlusskapitel finden Sie eine kurze Zusammenfassung, der Anhang enthält Empfehlungen zum Weiterlesen und eine Liste nützlicher Links.
Die Infos, Anregungen und Erfahrungsberichte in diesem Buch zeigen: Selbstliebe kann Wunderbares bewirken. Lassen Sie sich von den Beispielen motivieren und entdecken Sie die vielfältigen Möglichkeiten, sich selbst gutzutun.
Viele gute Erfahrungen dabei wünscht Ihnen
Rita Steininger
Für jeden Menschen kommt irgendwann in der Lebensmitte der Moment, in dem er einsehen muss: »Ich bin nicht mehr jung.« Diese Erkenntnis kann schmerzhaft sein, gerade in unserer Gesellschaft, die sich stark am Leistungsprinzip orientiert. Denn als leistungsfähig, erfolgreich und den Herausforderungen der Zukunft gewachsen gelten nun einmal in erster Linie junge Menschen.
Frauen trifft der gesellschaftliche Anspruch, stets jugendlich, sexy und topfit sein zu müssen, besonders hart. Während bei Männern graue Schläfen nicht nur toleriert, sondern durchaus als attraktiv empfunden werden, sollen Frauen die Spuren des Älterwerdens möglichst kosmetisch kaschieren – auf lange Sicht ein aussichtsloser Kampf. Hinzu kommt, dass frau unerbittlich die biologische Uhr ticken hört: In einigen Jahren heißt es Abschied nehmen von der Phase der Fruchtbarkeit.
Befassen wir uns zunächst ganz allgemein mit der Frage: Wie erleben Frauen und Männer in unserer Gesellschaft das Älterwerden? In diesem Zusammenhang wurde in der Wissenschaft immer wieder die Frage diskutiert, ob es die Midlife-Krise wirklich gibt oder ob sie lediglich ein Mythos ist. Inzwischen haben zahlreiche Studien belegt, dass das Lebensalter zwischen 40 und 55 Jahren eine Umbruchphase mit sich bringt, die tatsächlich einen krisenähnlichen Zustand auslösen kann, bei Frauen ebenso wie bei Männern – mit der Folge, dass das Wohlbefinden deutlich sinkt.
So erschien im November 2014 in der Online-Ausgabe des Fachmagazins The Lancet das Ergebnis einer Studie, in der drei Wissenschaftler aus Großbritannien und den USA Daten zum subjektiven Wohlbefinden von Menschen aus 160 Staaten ausgewertet hatten.1 Für die westlichen Länder beschrieben die Forscher einen u-förmigen Verlauf der Lebenszufriedenheit: Nach einem Abwärtsverlauf der Kurve erreichten die meisten Menschen ihr persönliches Stimmungstief mit Mitte bis Ende 40. Nach der überstandenen Midlife-Krise gehe es dann kontinuierlich bergauf.
Soweit es die U-Form der Kurve betrifft, waren zuvor bereits andere Studien zum gleichen Ergebnis gekommen. Nur im Hinblick auf das Alter, in dem der Tiefpunkt der Kurve erreicht wird, gab es abweichende Resultate: So ergab eine weltweite Untersuchung im Jahr 2008, dass im globalen Durchschnitt die Talsohle mit 44 Jahren erreicht sei, in Deutschland bereits mit 42,9 Jahren.
Interessant ist, wie der Kurvenverlauf interpretiert wird. Demnach hänge das Stimmungstief in der Lebensmitte maßgeblich mit der schmerzlichen Erkenntnis zusammen, dass in Zukunft immer seltener mit erfreulichen Veränderungen zu rechnen sei: Im Beruf und in den persönlichen Beziehungen seien die Weichen längst gestellt, mit unverhofften Neuerungen respektive Verbesserungen sei immer seltener zu rechnen.
Das klingt, als müsse man sich ab einem gewissen Alter mit trüben Aussichten abfinden – und passt so gar nicht zum weiteren Verlauf der Stimmungskurve, die nach dem Tiefpunkt wie erwähnt kontinuierlich nach oben geht. Doch die Wissenschaftler haben auch dafür eine Erklärung gefunden: Zu akzeptieren, dass der Aufstieg nicht unbegrenzt weitergeht, und einzusehen, dass es gut so ist, trage maßgeblich dazu bei, eine Midlife-Krise zu bewältigen.2
Einem weiteren interessanten Thema hat sich die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gewidmet. Sie wollte herausfinden, welche Faktoren maßgeblich zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung und zum Wohlergehen der Menschen beitragen, und ging dabei folgenden Fragen nach:
Wird das Leben wirklich besser und woran lässt sich das festmachen: an einer Verbesserung der Umwelt, des Bildungsniveaus, der Gesundheitsvorsorge, der Wohnbedingungen, der Arbeitszeiten?Haben die Menschen in den verschiedenen Ländern und Gesellschaften alle die gleiche Vorstellung davon, was Fortschritt bedeutet?Bemerkenswert ist, wie die OECD ihre Studie, die den Namen »Better Life Index«3 trägt, angelegt hat. Üblicherweise werden wissenschaftliche Studien mithilfe eines festgelegten Fragenkatalogs durchgeführt. In diesem Fall jedoch sollten die Studienteilnehmer im Internet selbst ihre Prioritäten unter den folgenden Themen setzen:
WohnverhältnisseEinkommenBeschäftigungGemeinsinnBildungUmweltZivilengagementGesundheitLebenszufriedenheitSicherheitWork-Life-BalanceBis heute haben mehr als 60 000 Nutzer des »Better Life Index« der statistischen Auswertung ihrer Vorlieben zugestimmt und dabei die Erkenntnis geliefert: Nicht materielle Faktoren wie das Einkommen oder die Größe der Wohnung spielen für die meisten Menschen eine vorrangige Rolle, sondern Themen wie Gesundheit und persönliche Lebenszufriedenheit.
Was das Thema Lebenszufriedenheit betrifft, so hat die OECD im Jahr 2012 erstmals einen Vergleich zwischen Männern und Frauen gezogen und dabei einen Unterschied festgestellt: Frauen seien in den meisten Ländern um einen gewissen Grad zufriedener als Männer. Das OECD-Statistikdirektorat erklärte den Unterschied damit, dass »Frauen im Schnitt gesünder sind, ausgeprägtere soziale Bindungen haben und ihre Lebenszufriedenheit subjektiv höher bewerten als Männer«4.
Fakt ist: Das fortschreitende Alter bringt Veränderungen mit sich, auf die wir keinen Einfluss haben. Wir müssen lernen, sie zu akzeptieren. Und die U-Kurve hat gezeigt: Wenn wir das einsehen, werden wir dafür mit zunehmender Lebenszufriedenheit belohnt. Doch auch Unzufriedenheit lässt sich nicht pauschal als negativ bewerten. Denn aus Frust und Unzufriedenheit kann der Wunsch erwachsen, an der bestehenden Situation aktiv etwas zu ändern.
Fragt sich nur: Was müssen wir als unabänderlich akzeptieren und an welchen Schrauben können wir noch drehen? Das ist die Unterscheidung, auf die es ankommt und mit der sich das vorliegende Buch befasst.
Zwei Faktoren, die einen Einfluss auf die Lebenszufriedenheit haben, wurden bereits in der erwähnten OECD-Studie genannt: Gesundheit und soziale Bindungen. Beide können wir durch unsere Lebensweise zumindest zum Teil beeinflussen.
Weitere »Glücksfaktoren« hat die amerikanische Psychologin Sonja Lyubomirsky ausfindig gemacht. Sie ist anhand eigener wissenschaftlicher Studien zu dem Schluss gekommen, dass der Mensch es zu immerhin 40 Prozent selbst in der Hand hat, glücklich und mit seinem Leben zufrieden zu sein. Dazu nennt sie sechs Möglichkeiten, die jedem zur Verfügung stehen, um seine Lebenszufriedenheit aktiv zu verbessern.5
Jeder Mensch kann bis zu einem gewissen Grad
Dankbarkeit und positives Denken üben,soziale Kontakte pflegen,Stress und Schwierigkeiten bewältigen lernen,achtsam im Hier und Jetzt leben,aufgehen in dem, was er tut,gut für seinen Körper und seine Seele sorgen.Neben diesen »Glücksfaktoren« nach Lyubomirsky werden im vorliegenden Buch weitere vorgestellt. Denn tatsächlich stehen uns vielerlei Möglichkeiten zur Verfügung, mit denen wir dafür sorgen können, dass es uns gut geht. Entscheidend ist dabei nicht nur, die Möglichkeiten zu erkennen, sondern sie auch gewinnbringend in die Praxis umzusetzen.
Erinnern Sie sich an die zwei Aspekte des »Tu-dir-gut!«-Prinzips, die in der Einleitung dieses Buchs beschrieben wurden: Es geht darum, sich selbst etwas Gutes zu tun und sich selbst zu lieben. Wenn Sie beide Aspekte berücksichtigen und achtsam und liebevoll mit sich umgehen, können Sie davon in vieler Hinsicht profitieren:
Wenn Sie sich regelmäßig eine Wohltat gönnen, sorgen Sie aktiv dafür, dass sich Körper, Geist und Seele regenerieren, und tanken neue Kräfte.Sie gewinnen zudem an Ausstrahlung, denn Ihr körperliches und seelisches Wohlbefinden wird auch an Ihrer Erscheinung und Ihrem Auftreten sichtbar.Ihr Selbstvertrauen nimmt zu, weil Sie sich selbst wertschätzen und nicht von den Bewertungen und der Anerkennung anderer abhängig sind. Und je mehr Sie zu Ihren eigenen Ansichten und Entscheidungen stehen und an Ihre Fähigkeiten glauben, über desto größere Erfolge und Fortschritte dürfen Sie sich freuen.Sie werden gelassener, weil Sie in sich selbst ruhen und Ihre innere Unabhängigkeit Sie davor schützt, von anderen gekränkt und herabgesetzt zu werden.Sie werden großzügig und tolerant gegenüber anderen Menschen, weil Sie es auch gegenüber sich selbst sein können. Das bringt Ihnen wiederum Respekt und Wertschätzung seitens der anderen ein.Sie werden glücklicher, weil Sie die Quellen des Glücks in sich selbst entdecken.»Wer das Glück nicht in sich selber finden kann, wird es unnötigerweise anderswo suchen.«
Liselotte von der Pfalz
Ein liebevoller Umgang mit sich selbst bedeutet unter anderem, die eigenen Verdienste anzuerkennen. Das klingt einfach, und doch gibt es genügend Beispiele für das Gegenteil: Viele Menschen können einfach nicht genügend wertschätzen, was sie in ihrem bisherigen Leben erreicht haben. Sie scheinen ihre Erfolge weder zu genießen noch überhaupt richtig zu bemerken. Das mag zu einem gewissen Teil mit den Wertvorstellungen zusammenhängen, mit denen sie aufgewachsen sind und die sie unbewusst verinnerlicht haben. Sie haben gelernt, ihren Blick auf Defizite anstatt auf Erfolge zu lenken, und halten sich an die althergebrachten Redensarten: »Bescheidenheit ist eine Zier«, und: »Eigenlob stinkt!«
Das trifft besonders auf Frauen zu, die mehr als Männer dazu neigen, ihr Licht unter den Scheffel zu stellen und ihre Verdienste herunterzuspielen. Wenn sie eine Aufgabe erfolgreich gemeistert haben, meinen viele nur schulterzuckend: »Das ist doch nichts Besonderes – andere schaffen viel mehr als ich!«
Es stimmt, dass die meisten von uns als Kinder dazu erzogen wurden, sich mit anderen zu vergleichen: Ob es um schulische Leistungen, sportliche oder künstlerisch-kreative Talente ging – stets gab es ein Vorbild, das einem vor Augen gehalten wurde: »Nimm dir ein Beispiel an …« – »Schau nur, wie gut dein Bruder / deine Schwester das macht!«
Allerdings gibt es immer Menschen, die auf bestimmten Gebieten besser und erfolgreicher sind als wir selbst. Gerade deshalb ist es so frustrierend, ständig Vergleiche mit anderen anzustellen – weil wir dabei fast zwangsläufig den Kürzeren ziehen. Denn gewöhnlich richten wir unsere Aufmerksamkeit auf das, was der oder die andere vermeintlich besser macht als wir selbst. Die Misserfolge der anderen sehen wir kaum – kein Wunder, denn viele Menschen sind äußerst geschickt darin, ihre Schwächen zu kaschieren.
Den maximalen Frust bereitet sich dabei, wer sich nicht nur mit einem einzelnen, sondern mit mehreren Menschen auf einmal vergleicht – und dabei allein auf die Summe von deren Erfolgen und Errungenschaften schaut. Ein solcher Vergleich läuft unvermeidlich auf die niederschmetternde Pseudoerkenntnis hinaus: »Die schaffen alles – und ich kann nichts.«
»Das meiste haben wir gewöhnlich in der Zeit getan, in der wir meinten, zu wenig zu tun.«
Marie von Ebner-Eschenbach
Falls auch Sie zu den Menschen gehören, die ihre Verdienste im Vergleich zu anderen geringschätzen, sollten Sie versuchen, Ihren Blickwinkel zu verändern. Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit gezielt auf Ihre Stärken und Erfolge: auf das, was Sie gut gemacht haben, wofür Sie sich angestrengt und Lob verdient haben.
Beachten Sie dabei: Nicht nur das Ergebnis sollte zählen, sondern auch Ihre Bemühungen. Glauben Sie nicht, Sie hätten nur dann ein Lob verdient, wenn Sie hundertprozentige Leistung erbracht haben (siehe auch Kapitel 5, Abschnitt »Niemand muss perfekt sein«). Erkennen Sie ebenso Ihre Teilerfolge an – und damit die Disziplin und Mühe, die Sie dafür aufgebracht haben. Sie dürfen sich z. B. durchaus dazu gratulieren, dass Sie:
Ihre Englischkenntnisse durch regelmäßiges Üben ein gutes Stück verbessern, wenn auch nicht perfektionieren konnten,das Chaos auf Ihrem Schreibtisch zwar nicht völlig, doch immerhin teilweise beseitigen konnten,es geschafft haben, in einer Stresssituation mehr als gewöhnlich die Ruhe zu bewahren,den Spagat zwischen beruflichen und häuslichen Aufgaben jetzt ein wenig besser als früher hinbekommen.Gerade den kleinen Erfolgen und Teilerfolgen sollten Sie genügend Beachtung schenken. Bei einem bedeutenden Ereignis – wie etwa einem Karrieresprung – besteht ohnehin kaum Gefahr, dass Sie es so schnell vergessen. Dagegen gehen die kleinen Erfolge meist schnell im Alltagsgeschehen unter. Das ist schade, denn auch kleine Erfolgserlebnisse können Ihnen neuen Auftrieb geben. Es lohnt sich also, alle Verdienste, nicht nur die bedeutenden, zu registrieren und anzuerkennen.
Falls Sie dazu neigen, über kleine Erfolge allzu schnell hinwegzugehen, können Sie diese Gewohnheit ändern, indem Sie für einige Zeit ein Tagebuch führen. Tragen Sie jeden Abend ein, was Sie tagsüber gut gemacht haben. Achten Sie dabei besonders auf die kleinen Dinge, die Ihnen wenig beachtenswert erscheinen mögen – etwa dass Sie endlich den schon lange fehlenden Knopf an Ihrer Jacke angenäht oder dass Sie in einer Besprechung eine neue Idee eingebracht haben. Das Aufschreiben hilft Ihnen, sich die Pluspunkte des Tages bewusst zu machen, und hat zudem den Vorteil, dass Sie beliebig oft darauf zugreifen können. Wann immer Sie sich unfähig fühlen und darüber frustriert sind, werden Ihnen Ihre Tagebucheinträge das Gegenteil beweisen.
Beobachten Sie nicht zuletzt, wie Sie auf die Anerkennung anderer Menschen reagieren. Neigen Sie dazu, Ihre Leistung herunterzuspielen, weil Sie glauben, alles andere wäre unbescheiden? Dann versuchen Sie es einmal anders zu sehen. Wenn Sie auf ein Lob mit der Bemerkung antworten: »Ach, das ist doch nicht der Rede wert!«, dann entwerten Sie damit nicht nur Ihren Erfolg, sondern auch die Anerkennung Ihres Gegenübers. Lernen Sie deshalb, Lob und Anerkennung dankend anzunehmen und Ihrerseits zu bestätigen: »Dein Kompliment freut mich sehr, danke! Ich bin auch stolz auf meinen Erfolg.«
Warum es vielen Menschen so schwerfällt, sich selbst Lob und Anerkennung zu zollen, wurde bereits erwähnt: Sie sind mit der Einstellung aufgewachsen, dass Selbstlob etwas Tadelnswertes sei. Diese Auffassung besteht in unserer Gesellschaft nicht erst seit einigen Generationen, sondern seit Jahrhunderten. »Des Ruhmes Würdigkeit verliert an Wert, wenn der Gepriesene selbst mit Lob sich ehrt«, heißt es in William Shakespeares Drama Troilus und Cressida. Und der französische Philosoph Blaise Pascal prägte im 17. Jahrhundert den Spruch: »Willst du, dass man Gutes von dir sage, so sag es nicht selbst!«
Den Dichtern, Philosophen und allen Volksweisheiten zum Trotz: Es wird Zeit, mit einer Vorstellung aufzuräumen, die uns das Leben unnötig erschwert. Bescheidenheit mag eine Tugend sein, doch Eigenlob lässt sich deshalb noch lange nicht als Untugend verteufeln.