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Juhu, Emma bekommt einen Hund! Doch Krümel interessiert sich leider gar nicht für sie. Viel interessanter findet er ihre grantige Oma, die verrückte Nachbarin, den traurigen Postboten und Emmas besten Freund Tom. Gerade, als Emma sich eingeschnappt zurückziehen will, bemerkt sie, dass Krümel eine ganz besondere Gabe hat: Er kann Einsamkeit riechen. Und Emma beschließt, dass sie ihm dabei helfen will, alle mit einsamem Herzen glücklicher zu machen. Doch dann ist Krümel plötzlich verschwunden …
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Seitenzahl: 124
Kirsten John
Das Krümel-Projekt Ein Hund auf Glücksmission
Mit Illustrationen von Catharina Westphal
Kirsten John denkt sich Geschichten aus, seit sie zehn Jahre alt ist. Eine Zeit lang schrieb sie nach der Schule, dann während des Studiums, schließlich neben ihrer Arbeit als Redakteurin bei einem Stadtmagazin. Irgendwann konzentrierte sie sich ganz und gar darauf – und veröffentlicht seitdem Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Von ihrem Schreibtisch aus hat sie einen wunderbaren Blick über Hannover, die Stadt, in der sie, ihre Familie und ihr Hund leben.
1. Auflage 2017 © Arena Verlag GmbH, Würzburg 2017 Alle Rechte vorbehalten Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen Einband- und Innenillustration: Catharina Westphal ISBN 978-3-401-80675-4
www.arena-verlag.de
Inhaltsverzeichnis
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
1. Kapitel
Emma muss sich nicht erst herunterbeugen, um zu sehen, was Herkules tut. Sie sitzt im Schneidersitz auf dem Rasen, hat einen Stapel Papiere auf dem Schoß und beobachtet die Schildkröte. »Herkules zupft.«
»Er zupft? Bist du dir sicher?« Tom liegt neben Emma, hält sich eine Lupe vors Auge und starrt auf das Tier.
Emma seufzt. »Ja, ich bin mir sicher, weil er seit genau …«, sie schaut auf ihr Protokoll, »seit genau fünfzehn Minuten nichts anderes getan hat.«
»Er zupft, würde ich auch sagen«, pflichtet Tom ihr bei.
Emma seufzt noch einmal, dann trägt sie »Zupfen« in die Spalte unter »Verhalten« ein und dahinter noch »Gras«, nur um sicherzugehen.
Sie sitzen schon seit Stunden hier im Garten, so kommt es ihr zumindest vor, und sehen Herkules beim Fressen zu. Tom hat seine Schildkröte extra mitgebracht, aber sie scheint sich nicht wirklich wohlzufühlen in der fremden Umgebung.
»Was macht sie denn?«, ruft Emmas Oma, die auf der Terrasse sitzt und eine Tasse Kaffee trinkt.
»Sie zupft«, ruft Tom.
»Sie was?«, fragt Emmas Oma.
»SIE FRISST GRAS«, schreit Emma zurück. Jetzt müssen sie eine Minute Pause einlegen und dann wieder zwei Minuten weiter beobachten. So steht’s im Protokoll.
Es ist ein »Original-Verhaltensforscher-Protokoll« vom Jane-Goodall-Institut, das Emmas Vater den Kindern ausgedruckt hat. Die Schimpansenforscherin Jane Goodall ist Emmas absolutes Vorbild, mehr noch als Diane Fossey, die Gorillas beobachtet hat.
Oma hatte dazu bemerkt, dass Schimpansen ja auch viel niedlicher aussehen würden als Gorillas und dass das ja wohl der Grund wäre, und Emma hatte sich furchtbar darüber aufgeregt. Sie ist Wissenschaftlerin und da lässt man sich nicht von solchen Äußerlichkeiten beeinflussen. Sowieso hätte sie sonst Orang-Utans genommen, denn das sind bekanntlich die niedlichsten Affen von allen, das musste selbst Oma zugeben. Aber wie gesagt: Wissenschaft richtet sich nicht nach Kriterien wie Niedlichkeit. Sie folgt streng vorgegebenen Protokollen.
»Zeit ist um«, sagt Tom, »weiter mit der Beobachtung.«
Emma seufzt zum dritten Mal und sieht, statt auf die Schildkröte runter auf ihr Protokoll. Verhalten/Beobachtung der Aktivitäten der Tiere steht da, aber selbst Jane Goodall hätte zugeben müssen, dass Herkules kaum Aktivität zeigt. Und dabei ist »zupfen« schon ein Fortschritt, denn gestern, bei Tom zu Hause, hatte Herkules den ganzen Beobachtungszeitraum über den Kopf eingezogen und geschlafen. Ehrlich, Emma war kurz davor, ihn zu schütteln, aber das darf man natürlich nicht, so einfach in den Tagesablauf des Tieres eingreifen. Man will schließlich herausfinden, was es normalerweise tut, und nicht, was es tut, wenn es geschüttelt wird.
»Herkules hat aufgehört zu zupfen«, verkündet Tom in diesem Augenblick.
»Oh, gut. Und was tut er jetzt?«
Selbst im Liegen gelingt es Tom, mit den Schultern zu zucken. »Irgendwie gar nichts.«
»Er muss etwas anderes tun.«
»Nö. Er hat einfach nur aufgehört damit, etwas zu tun.«
Emma schüttelt den Kopf. Genau aus diesem Grund ist Tom nur ihr Assistent und nicht ihr Co-Forscher. »Er ruht sich aus«, sagt sie und schreibt »ruht« in die Beobachtungsspalte.
»Was macht die Schildkröte jetzt?«, ruft Oma.
»RUHT SICH AUS«, schreit Emma.
»Na ja, ist ja auch anstrengend, ständig unter Beobachtung zu stehen, vor allem beim Essen«, sagt Oma laut und deutlich, doch Emma geht nicht näher darauf ein.
Oma ist keine Freundin der Verhaltensforschung. Sie nennt das »unter die Lupe nehmen« und findet, dass man Tiere allgemein, besonders Affen, aber auch Schildkröten, lieber in Ruhe lassen sollte, sonst würden sie böse. Sie zumindest würde aggressiv werden, wenn man ihr ständig auf die Gabel starren würde.
Davon mal abgesehen, dass Herkules alles andere als böse aussieht, kann von »ständiger Beobachtung« allerdings kaum die Rede sein. Eine Beobachtungseinheit dauert nur exakt siebzehn Minuten, wobei zwei Beobachtungsminuten sich mit einer Minute Pause abwechseln: So steht es im »Original-Verhaltensforscher-Protokoll«.
»Vielleicht macht er nach dem Fressen ein Bäuerchen«, sagt Tom, der immer noch auf der Seite liegt. Er hat seit Kurzem eine kleine Schwester und kennt sich mit so etwas aus.
»Wieso? Hast du was gehört?«, fragt Emma hoffnungsvoll. Es gibt eine Spalte unter der Überschrift »Kannst du das Tier hören?« in ihrem Protokoll und Emma konnte dort noch nie etwas eintragen. Bei den Eidechsen ihrer Brüder war es das Gleiche. Die Spalte, in der man das Geräusch beschreiben sollte, ist bislang immer leer geblieben.
»Nein.« Tom muss passen. Endlich richtet er sich auf.
»Warum sagst du dann, dass er vielleicht ein Bäuerchen gemacht hat?«
»Weil er das vielleicht auch hat. Ein unhörbares.«
»Das sind nur Vermutungen.« Emma malt einen Strich in die Geräusche-Spalte. »Die gelten nicht in der Wissenschaft. Nur Beweise. Und Beobachtungen. Außerdem heißt es wissenschaftlich nicht ›Bäuerchen machen‹, sondern rülpsen.«
Von der Terrasse her macht Oma ein Geräusch, das sich beinah auch wie ein Rülpsen anhört, wohl aber mehr ein Schnauben ist.
Auch Tom verzieht das Gesicht, als ob er anzweifeln würde, dass »rülpsen« ein korrekter wissenschaftlicher Ausdruck ist, drückt dann aber nur wortlos auf seine Stoppuhr. »Die Zeit ist um. Das war unser Beobachtungszeitraum für heute.« Er krabbelt auf allen vieren hinter Emma, um ihr über die Schulter und auf die Aufzeichnungen zu sehen. »Was haben wir?«
»Nicht viel.« Emma zeigt ihm das Blatt. »Vorgestern ist Herkules herumgekrochen …«
»Er hat eine Schnecke verfolgt.«
»Er ist zufällig in dieselbe Richtung gekrochen.«
»Vielleicht war es ein Wettlauf.«
Emma schaut ihren Freund genervt an. »Dann hätte die Schnecke gewonnen. Gestern hat er geschlafen und heute gezupft.« Sie lässt das Blatt mit den Aufzeichnungen sinken. »Tom«, sagt sie ernst, »wir müssen reden. Ich glaube, wir haben immer noch nicht das richtige Forschungsobjekt.«
»Aber die Eidechsen von deinen Brüdern haben auch nicht viel mehr gemacht, als rumzusitzen und Fliegen zu fressen.« Tom ist sichtlich eingeschnappt.
»Vielleicht ist es ein allgemeines Problem. Vielleicht sind es Repzilien, die uns nicht so liegen«, versucht Emma einzuwenden.
»Reptilien«, verbessert Tom, der es schließlich wissen muss, weil Herkules ja eins ist. Klar ist er auch eine Schildkröte, aber damit gehört er eben zur Familie der Reptilien, genau wie die Eidechsen von Emmas Brüdern.
Emma wischt den Einwand mit einer Handbewegung beiseite. »Reptilien, Repzilien: Sie sind auf jeden Fall nicht sehr spannend. Wir brauchen etwas anderes.«
Tom sieht sich im Garten um, als könne das andere jederzeit hinter einem Busch hervorspringen mit einem Schild »Untersuchungsobjekt« um den Hals.
»Nehmt doch Vögel«, ruft Oma von der Terrasse rüber.
»VÖGEL GEHEN NICHT«, schreit Emma zurück.
»Wieso gehen die nicht? Was haben die armen Piepmätze euch denn getan?«, will Oma wissen.
»DIE GEHEN NICHT«, wiederholt Emma nur, denn die Vögel, die Tom und Emma am Anfang beobachten wollten, waren immer nur für ein paar Minuten zu sehen und dann auf und davon, zumindest konnte man sie nicht mehr voneinander unterscheiden, wenn sie erst einmal aufgeflogen waren. Und dann kamen sie nie wieder, das war noch das Blödeste von allem. »Wir brauchen etwas anderes. Etwas Großes«, wendet sie sich wieder an Tom. Sie hat einen Kugelschreiberstrich am Mund, der aussieht wie ein halber blauer Schnurrbart, weil sie immer auf dem Stift herumkaut und ihn einmal versehentlich verkehrt herum gehalten hat. »Wir brauchen einen Affen.«
Das sagt sie jedes Mal und Tom entgegnet dann, dass es bei ihnen nun mal keine Affen gibt, zumindest nicht in freier Natur. Das ist nämlich ein weiteres wichtiges Kriterium für wissenschaftliche Arbeit, die freie Natur. Zu frei darf sie allerdings auch nicht sein, zumindest nicht so wie bei den Vögeln.
»Frag doch mal deinen Vater, vielleicht kauft er dir einen Affen«, ruft Oma und Emma sieht erwartungsvoll auf.
Sie ist sich unsicher, ob Oma einen Witz gemacht hat: Meist macht sie das. Sie kann einfach nichts ernst nehmen, nicht mal die Wissenschaft, und Emma weiß nie, woran sie bei ihr ist. Seit Oma bei ihnen eingezogen ist, benimmt sie sich noch merkwürdiger als sonst. Dabei hat sie schon komische Sachen gemacht, als sie mit ihrem Mann, also Emmas Opa, zusammen in ihrem eigenen Haus wohnte. Wie zum Beispiel eine geheime Pflanze auf dem Dachboden zu züchten, die Opa entspannter und »lockerer« machen sollte, als er krank geworden ist. Opa ist letztes Jahr gestorben, doch »Locker bleiben« ist nach wie vor einer ihrer Lieblingssprüche. Ein anderer ist: »Alles ist möglich«, aber das stimmt natürlich nicht, wie Emma weiß. Ein Affe zum Beispiel kann nicht fliegen, also hält sie sich lieber an die Tatsachen. Beweise sind es, die zählen.
Misstrauisch beobachtet sie ihre Oma, doch die sagt nichts mehr, weder übers Lockerbleiben noch über Affen, sondern nippt nur noch an ihrem Kaffee.
»Wie auch immer«, wendet sich Emma wieder an Tom, »bis wir einen Affen haben, machen wir eben mit der Beobachtung von Herkules weiter. Wenn er sich heute ausruht, ist er morgen vielleicht aktiver.«
»Ja, vielleicht«, murmelt Tom und streichelt so lange den winzigen Kopf seiner Schildkröte, bis Herkules sich in seinen Panzer zurückzieht. Jetzt sieht es doch ein wenig so aus, als wäre er böse.
Dass Emma unbedingt Forscherin werden will, hat nicht nur etwas mit Affen, sondern auch mit ihrem Vater zu tun, der als Wissenschaftler an der Uni arbeitet und in der Ionenforschung tätig ist. Emma weiß nur, dass es dabei um klitzekleine Teilchen geht, die irgendwie geladen sind, und daher stellt sie sich die Ionen immer wie ihre Legos vor. Gefährliche Legos, die einem einen Stromschlag verpassen können, nur viel, viel kleiner. Emmas Vater beobachtet die Mini-Legos und zieht dann »seine Rückschlüsse daraus«. Er bekommt tatsächlich Geld dafür!
Ionen scheinen trotz ihrer Winzigkeit spannend zu sein, denn Emmas Vater beobachtet sie schon, seit Emma denken kann. Trotzdem will sie lieber etwas Lebendiges studieren. So wie Jane Goodall, ihr großes Vorbild, über das ihr Vater ihr ein Buch geschenkt hat. Sie will Verhaltensforscherin für Tiere werden.
Schon jetzt weiß Emma eine Menge über Tiere. Sie weiß, dass die Haut von Eisbären unter ihrem weißen Fell ganz schwarz ist. Dass Giraffen vier Mägen haben. Dass das Horn eines Nashorns in Wirklichkeit aus Haaren besteht und es somit eigentlich »Nashaar« heißen müsste, was allerdings zu Verwechslungen führen könnte. Dass Babyelefanten zum Trost an ihrem Rüssel saugen, so wie Menschenkinder an ihrem Daumen lutschen, und Buckelwale tolle Lieder singen, die eine halbe Stunde dauern können.
Doch etwas über Tiere zu wissen, ist das eine. Es selbst herauszuforschen, das andere.
»Ich brauche ein Tier«, verlangt sie, als sie an diesem Abend mit ihren Eltern, ihren Brüdern und ihrer Oma am Abendbrottisch sitzt. Sie spießt einen Brokkolikopf auf und betrachtet ihn eingehend. Auch das noch. Weil sie wie Jane Goodall kein Fleisch isst und Vegetarierin ist, hat sie eine Extraportion Gemüse bekommen.
»Wir haben genug Tiere«, sagt ihre Mutter und schiebt Emmas kleinem Bruder Leon den Teller näher hin, damit er nicht kleckert.
»Wir haben Geckos«, ergänzt Lucas. Er sieht seinem Zwillingsbruder Leon zum Verwechseln ähnlich, hat jedoch ein verräterisches Grübchen, wenn er nicht völlig ausdruckslos guckt, was ihm nur selten gelingt.
Leon nickt. »Jerry, Kevin, Stuart und Carl.«
Als wüsste Emma das nicht! Die Jungs haben ihre Eidechsen nach den Minions benannt, was Emma extrem bescheuert findet. »Versuchstier eins, zwei, drei und vier«, murmelt sie, obwohl selbst Jane Goodall ihren Tieren Namen gegeben hat. Aber doch keine Minionnamen!
»Sie sagt schon wieder ›Versuchstier‹«, beschwert sich Leon, verzieht das Gesicht und bekommt prompt ein Grübchen.
»Ja«, sagt Lucas, »sie soll damit aufhören.«
Ihre Mutter wirft Emma einen scharfen Blick zu. »Das meint sie nicht so, sie hat es euch doch schon hundert Mal erklärt. Sie stellt keine Versuche mit euren Tieren an, nicht wahr, Emma? Sag das deinen Brüdern.«
Emma schiebt die Unterlippe vor, nickt dann aber. Die Zwillinge haben ständig Angst, dass sie als Wissenschaftlerin etwas mit ihren Eidechsen anstellen könnte, dabei will sie sie doch nur beobachten. Und selbst das will sie nicht mehr, weil Geckos zwar spannender als Schildkröten sind, aber auch grausamer. Nachdem Emma drei Minuten lang mit ansehen musste, wie Kevin eine Fliege im Maul gefangen hielt, die um ihr Leben kämpfte, die ihren kleinen schwarzen Kopf panisch hin und her drehte und schließlich verschluckt wurde, hat sie die Gecko-Beobachtung mehr oder weniger eingestellt.
»Ich brauche ein größeres Tier«, fordert sie und versucht gleichzeitig, ein Brokkoliröschen im Kartoffelbrei zu verstecken.
»Sie will einen Affen«, sagt Oma, die sich bislang aus der Diskussion herausgehalten hat.
»Du bekommst keinen Affen«, erwidert ihre Mutter automatisch und wischt Lucas mit ihrer Serviette den Mund ab, der versucht, den Kopf wegzudrehen.
»Lass das, Mama.«
»Ja, lass das«, fordert auch Leon, obwohl bei ihm gar nichts abgewischt wurde.
»Du bekommst keinen Affen, aber wir bekommen vielleicht einen Hund«, sagt in diesem Augenblick ihr Vater, der wie immer eine Fachzeitschrift neben seinem Teller liegen hat und gleichzeitig liest und isst.
»WAS?« Sowohl die Zwillinge als auch Emma starren ihn an. Ein Hund ist ein Haustier mit Haaren, und ihre Mutter ist gegen haarige Haustiere, also haben sie Geckos, weil die sauber und eingesperrt und völlig haarlos sind. Alles andere kommt nicht infrage.
»Äh, das ist noch nicht raus«, stottert ihr Vater, eingeschüchtert von der Reaktion, die er verursacht hat, und noch mehr von dem Blick, den seine Frau ihm zuwirft. »Ich muss noch mit eurer Mutter … äh, aber mein Kollege, also der hat mich gefragt, weil er einen Sommerkurs in Amerika leiten soll, zwei Monate in Michigan. Oder war es Kalifornien? Muss ich mich noch mal erkundigen. Es geht um die Urknalltheorie und da besonders um …«
»Ein Hund? Wir bekommen ein Hund?«, unterbricht Leon ihn mit großen Augen. Alle drei Kinder sind es gewöhnt, ihren Vater zu unterbrechen, weil der immer den Faden verliert und vom Hundertsten ins Tausendste kommt, wie Oma zu sagen pflegt.
»Einen Hund«, verbessert Emmas Mutter und wirft ihrem Mann diesen speziellen Blick zu. »Und nein, bekommt ihr nicht. Ihr wisst ja, ich muss arbeiten, auch wenn euer Vater die Ferien über zu Hause bleibt …«
»Meinst du, ich könnte nicht mit einem kleinen Hund fertig werden?« Die Gabel von Emmas Vater bleibt in der Luft hängen, während er ihre Mutter ansieht.
»Doch, natürlich. Es ist nur … Nun, du hast ja schließlich noch die Kinder und …« Emmas Mutter nickt in Richtung Oma, die jedoch mit ihrem Essen beschäftigt ist.