Das Lied vom Mond - Sandra Gemmecker - E-Book

Das Lied vom Mond E-Book

Sandra Gemmecker

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Beschreibung

Manchmal hört man etwas nur in der Stille und auch nur dann, wenn man es braucht. Wenn die Tage dunkel sind, scheint der Mond heller. Deshalb höre mir genau zu...

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Franziska stand schmollend in dem kleinen Gang der Wohnung, der zu ihren Eltern ins Wohnzimmer führte. Sie hatte sich bereits die Zähne geputzt und sich den blauen Schlafanzug übergestreift, auf dem bunte Sterne aufgedruckt waren. In der rechten Hand hielt sie ihren Teddy. „Nur wenn Oma mir eine Geschichte erzählt“, sagte sie und stampfte mit ihrem Fuß so heftig auf den Boden, dass die Gläser im Wohnzimmerschrank klirrten.

Ihr Vater setzte die Brille von der Nase und massierte sich die Schläfen. „Jeden Abend das gleiche Theater“, seufzte er.

„Aber ohne eine Geschichte kann ich nicht einschlafen“, schmollte das Mädchen und ließ den Kopf sinken. Tatsächlich fand Franziska das Schlafengehen nicht sonderlich angenehm. Es gab einfach zu vieles, das sie im Schlaf verpassen konnte. Außerdem wirbelten ihr am Abend die besten Ideen durch den Kopf, wie sollte sie dabei nur einschlafen können? Wenn Oma Gertrud Geschichten erzählte verhielt sich das anders. Ihre Gedanken wirbelten nicht mehr, sondern bauten fantastische Landschaften, in die sie eintauchen konnte. Begnadete Geschichtenerzähler gab es nur selten und Franziska hatte das große Glück eine davon ihre Oma nennen zu können. „Lass sie doch, Frank. Du weißt, wie sehr die beiden ihre Erzählstunde genießen“, beschwichtigte Mutter Silvia und legte ihre Hand sacht auf den Unterarm ihres Mannes.

„Na schön“, seufzte Papa Frank, der Franziskas Liebe zu den Geschichten ihrer Großmutter kannte. Er blickte seine Tochter liebevoll an. „Du kannst noch etwas zu ihr runter gehen.“ Franziska strahlte über das ganze Gesicht, drehte sich um und huschte die Treppe hinunter, die zu der Wohnung ihrer Großmutter führte.

„Aber klopfe vorher an“, rief ihr der Vater hinterher. Doch Franziska platzte bereits zu ihrer Oma hinein.

„Guten Abend, Wirbelwind“, sagte Oma Gertrud, eine silberne Gießkanne in der Hand.

Franziska umarmte sie so stürmisch, dass Wasser aus der Kanne auf den Parkettboden schwappte. „Erzählst du mir eine Geschichte?“, platzte es aus ihr heraus.

Ihre Oma zückte ein Taschentuch, um das verschüttete Wasser aufzuwischen. Doch bevor sie in die Hocke gehen konnte, nahm Franziska ihr beherzt das Tuch aus der Hand und putzte das Wasser selbst weg. „Haben deine Eltern es erlaubt?“, fragte die Oma mit aufgesetzt ernster Miene.

„Papa wollte erst nicht, aber dann hat er es doch erlaubt“, grinste Franziska und zeigte ihre schön geputzten Zähne. „Und die Zähne sind auch geputzt“, fügte sie hinzu.

„Also schön, welche Geschichte möchtest du heute hören?“, fragte Oma Gertrud und blickte ihre Enkelin an.

Franziska dachte nach. Ihr Blick fiel aus dem Fenster. Draußen war es schon dunkel geworden und der Himmel hatte sich in ein Samt-Blau gehüllt. „Schau mal Oma, der Mond ist schon aufgegangen.“ Franziska lief zum Fenster und staunte. „Er sieht so schön aus“, schwärmte sie, hauchte an die Glasscheibe und zeichnete mit dem Finger ein Herz darauf. „Oh mein Kind, der Mond ist kein „er“. Er ist eine „sie“, wusstest du das nicht?“

Franziska zog die Augenbrauen hoch. „Woher weißt du das?“, fragte sie ungläubig.

„Manchmal hört man etwas nur in der Stille und auch nur dann, wenn man es braucht“, antwortete Oma Gertrud geheimnisvoll. „Wenn die Tage dunkel sind, scheint der Mond heller. Deshalb höre mir genau zu…