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Bewusstes Atmen ist der Schlüssel zu einem bewussten Leben. Thich Nhat Hanh stellt in diesem Buch die sechzehn Methoden des bewussten Atmens vor. Sie sind ein erprobter Weg zu mehr Achtsamkeit, Gelassenheit und innerem Frieden. Die innere Ausrichtung auf den Atem hilft, mehr in der Gegenwart zu leben, uns und unsere Umgebung bewusster wahrzunehmen und über den Atem mit den Wundern des Lebens in Kontakt zu sein.
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Seitenzahl: 119
Buch
Bewusstes Atmen ist der Schlüssel zu einem bewussten Leben. Thich Nhat Hanh, vietnamesischer Zen-Meister, Dichter und Vertreter eines sozial-engagierten Buddhismus, stellt in diesem Buch die sechzehn Methoden des bewussten Atmens vor. Sie sind ein erprobter Weg zu mehr Gelassenheit und innerem Frieden. Die innere Ausrichtung auf den Atem hilft, in der Gegenwart zu leben, uns und unsere Umgebung bewusster wahrzunehmen und mit den Wundern des Lebens in Kontakt zu sein.
Autor
Thich Nhat Hanh war einer der bekanntesten spirituellen Lehrer unserer Zeit. Der Zen-Meister, Dichter und Friedensaktivist lebte zwischenzeitlich aufgrund seines Engagements für ein Ende des Vietnam-Kriegs in Frankreich im Exil. Das von ihm gegründete Praxiszentrum Plum Village wird jährlich von Menschen aus aller Welt besucht. Die zahlreichen Bücher des Autors bringen den Menschen aller Kulturen die Kunst des achtsamen Lebens näher.
Außerdem von Thich Nhat Hanh im Programm
Achtsam leben – wie geht das denn?, Arkana Antworten von Herzen, Arkana Aus Angst wird Mut, Arkana Das Wunder der Achtsamkeit, Arkana Der furchtlose Buddha, Arkana Die Welt ins Herz schließen, Arkana Frei sein, wo immer du bist, Arkana Im Hier und Jetzt zuhause sein, Arkana Jeden Augenblick genießen, Arkana
Thich Nhat Hanh
Das Wunder des bewussten Atmens
Aus dem Englischen von Ursula Richard
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Deutsche Ausgabe Februar 2024
Copyright © 1997 der Originalausgabe: Thich Nhat Hanh
Copyright © 2000, 2016 der deutschen Erstausgabe: Theseus Verlag in Kamphausen Media GmbH, Bielefeld
Copyright © 2024 dieser Ausgabe: Arkana, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München
Die amerikanische Originalausgabe The Sutra of the Full Awareness of Breathing, 1988 bei Parallax Press veröffentlicht, erschien 1989 im Theseus Verlag, Zürich, unter dem Titel Das Sutra des Bewussten Atmens. Die vorliegende Ausgabe, eine grundlegende Erweiterung und Neubearbeitung, basiert auf der amerikanischen revidierten Ausgabe Breathe! You are Alive, Revised edition, erschienen 1997 bei Parallax Press, Berkeley, California, USA
Projektbetreuung: Amelie Ullrich
Lektorat: Karen Siebert, Ulrich Scharpf
Illustrationen: Judith Bossert
Covergestaltung: Tina Agard Grafik & Buchdesign, Esslingen
Covermotiv: © iStockphoto/LPETTET
Layout und Satz: Tina Agard Grafik & Buchdesign, Esslingen
ISBN 978-3-641-37020-6V001
www.arkana-verlag.de
Die sechzehn Übungen des bewussten Atmens
Das Sutra des Bewussten Atmens
Das achtsame, bewusste Atmen – ein Weg zum Erwachen
Einführung in das Sutra des Bewussten Atmens
Das Wunder des bewussten Atmens –die sechzehn Übungen
Geleitete Meditationen
Eine kurze Übersicht über die Geschichte des Sutra
Einige weiterführende Aspekte der Übung
Anmerkungen
Atme, und du weißt: Du bist lebendig.
Atme, und du weißt, dass alles dir zu Hilfe eilt.
Atme, und du weißt: Du bist die Welt.
Atme, und du erkennst, dass auch die Blume atmet.
Atmest du für dich, so atmest du für die Welt.
Atme Mitgefühl ein und Freude aus.
Atme, und sei eins mit der Atemluft.
Atme, und sei eins mit dem dahinströmenden Fluss.
Atme, und sei eins mit der Erde, auf der du wandelst.
Atme, und es schwindet jeder Gedanke an Geburt und Tod.
Atme, und du erkennst, dass Unbeständigkeit das Leben ist.
Atme, damit deine Freude stetig ist und ruhig.
Atme, damit deine Sorgen verfliegen.
Atme, damit sich jede Zelle im Blut erneuert.
Atme, damit sich dein Bewusstsein bis in seine tiefsten Schichten erneuert.
Atme und verweile im Hier und Jetzt.
Atme, und was du berührst, wird neu und wirklich.
Annabel Laity
1. Bei langem Einatmen weiß ich: »Ich atme lang ein.« Bei langem Ausatmen weiß ich: »Ich atme lang aus.«
2. Bei kurzem Einatmen weiß ich: »Ich atme kurz ein.« Bei kurzem Ausatmen weiß ich: »Ich atme kurz aus.«
3. Ich atme ein und nehme meinen ganzen Körper bewusst wahr. Ich atme aus und nehme meinen ganzen Körper bewusst wahr.
4. Ich atme ein und lasse meinen Körper ruhig und friedvoll werden. Ich atme aus und lasse meinen Körper ruhig und friedvoll werden.
5. Ich atme ein und empfinde ein Gefühl der Freude. Ich atme aus und empfinde ein Gefühl der Freude.
6. Ich atme ein und empfinde ein Gefühl des Glücks. Ich atme aus und empfinde ein Gefühl des Glücks.
7. Ich atme ein und nehme die Aktivitäten des Geistes in mir bewusst wahr. Ich atme aus und nehme die Aktivitäten des Geistes in mir bewusst wahr.
8. Ich atme ein und lasse die Aktivitäten meines Geistes ruhig und friedvoll werden. Ich atme aus und lasse die Aktivitäten meines Geistes ruhig und friedvoll werden.
9. Ich atme ein und nehme meinen Geist bewusst wahr. Ich atme aus und nehme meinen Geist bewusst wahr.
10. Ich atme ein und lasse meinen Geist glücklich und leicht werden. Ich atme aus und lasse meinen Geist glücklich und leicht werden.
11. Ich atme ein und sammle meinen Geist. Ich atme aus und sammle meinen Geist.
12. Ich atme ein und befreie meinen Geist. Ich atme aus und befreie meinen Geist.
13. Ich atme ein und beobachte die unbeständige Natur aller Phänomene. Ich atme aus und beobachte die unbeständige Natur aller Phänomene.
14. Ich atme ein und beobachte das Erlöschen der Begierde. Ich atme aus und beobachte das Erlöschen der Begierde.
15. Ich atme ein und betrachte die vollkommene Befreiung. Ich atme aus und betrachte die vollkommene Befreiung.
16. Ich atme ein und betrachte das Loslassen. Ich atme aus und betrachte das Loslassen.
So habe ich gehört.
Zu jener Zeit weilte der Buddha in Savatthi1 im Östlichen Park, gemeinsam mit vielen wohl bekannten und vielseitig gebildeten Schülern. Unter ihnen waren Sariputta, Maha-Moggallana, Maha-Kassapa, Maha-Kaccayana, Maha-Kotthita, Maha-Kappina, Maha-Cunda, Anuruddha, Revata und Ananda.
Die älteren Mönche in der Gemeinschaft unterwiesen mit Eifer und Hingabe diejenigen Bhikkhus2, die noch nicht mit der Übung vertraut waren. Einige unterwiesen zehn Schüler, andere zwanzig, einige dreißig und andere vierzig; auf diese Weise machten die Bhikkhus, denen die Übung noch nicht so geläufig war, allmählich große Fortschritte.
In dieser Nacht war Vollmond, und die Gemeinschaft hielt die Pavarana-Zeremonie3 ab, um das Ende des Regenzeit- Retreats anzuzeigen. Der Buddha, der Erhabene, Vollerwachte, hatte unter freiem Himmel Platz genommen. Seine Schüler, die Bhikkhus, versammelten sich um ihn. Er blickte auf die Versammlung der Mönche und begann zu sprechen: Ehrwürdige Bhikkhus, ich bin erfreut, die Ergebnisse zu sehen, die ihr in eurer Übung bereits erzielt habt. Undich weiß, dass ihr noch größere Fortschritte machen könnt. Was ihr bisher nicht erreicht habt, könnt ihr noch erreichen. Was ihr bisher nicht verwirklicht habt, könnt ihr noch verwirklichen. (Um eure Bemühungen zu unterstützen), werde ich hier bleiben bis zum nächsten Vollmondtag4.
Als sie hörten, dass der Buddha noch einen Monat in Savatthi bleiben würde, machten sich Bhikkhus aus dem ganzen Land auf den Weg, um ihn zu hören und bei ihm zu lernen. Die älteren, fortgeschrittenen Bhikkhus fuhren fort, mit noch größerer Hingabe jene Mönche, die mit der Übung noch nicht vertraut waren, zu unterrichten. Dank dieser Hilfe gelang es den neuen Bhikkhus, allmählich in ihrem Verstehen voranzuschreiten.
Als nun der nächste Vollmondtag gekommen war, nahm der Buddha unter freiem Himmel Platz, blickte auf die Versammlung der Mönche und sprach:
Bhikkhus, unsere Gemeinschaft ist rein und gut. In ihrem Innersten ist sie ohne nutzloses und überhebliches Gerede, und so verdient sie, Spenden und Gaben zu empfangen und als Feld der Verdienste5 betrachtet zu werden. Eine derartige Gemeinschaft gibt es selten, und jeder Pilger, der sie aufsucht, wie weit auch immer er zu reisen hat, wird ihre Achtbarkeit erkennen. Bhikkhus, in dieser Versammlung gibt es Bhikkhus, die bereits dieFrucht der Arahatschaft6 verwirklicht haben, die jegliche Wurzeln des Leidens7 vernichtet, jegliche Last abgelegt und Vollkommenes Verstehen und Befreiung erlangt haben. Da gibt es auch Bhikkhus, die bereits die ersten fünf inneren Fesseln8 durchtrennt und die Frucht der Niemals-Wiederkehr9 in den Kreislauf von Leben und Tod verwirklicht haben.
Da gibt es Bhikkhus, welche die ersten drei inneren Fesseln gelöst und die Frucht der Einmal-Wiederkehr errichtet haben. Sie haben die Wurzeln von Gier, Hass und Unwissenheit abgeschnitten und müssen nur noch einmal in den Kreislauf von Leben und Tod zurückkehren.10 Es gibt Bhikkus, welche die drei ersten Fesseln gelöst und die Frucht des Stromeintritts11 erlangt haben; sie steuern sicher dem Vollkommenen Erwachen zu. Da sind diejenigen, welche die Vier Grundlagen der Achtsamkeit12 üben. Da sind Bhikkhus, welche die Vier Rechten Bemühungen13 üben und andere, die die Vier Grundlagen14 des Erfolgs üben. Wir kennen Bikkhus, welche die Fünf Fähigkeiten15 üben und solche, die die Fünf Kräfte16 üben. Andere wieder üben die Sieben Faktoren des Erwachens17; manche üben den Edlen Achtfachen Pfad18. Es gibt Bikkhus, welche sich in der Entfaltung der Liebenden Güte üben, solche, die sich in der Entfaltung des Mitgefühls üben, andere üben sich in der Entfaltung der Freude, wieder andere in der Entfaltung des Gleichmuts19. Es gibt die Mönche, welche die Neun Betrachtungen20 üben, und andere, die die Beobachtung der Unbeständigkeit üben. Auch gibt es bereits Bhikkhus, die sich darin üben, die Achtsamkeit auf den Atem zu richten.
Bhihkhus, die Methode, den Atem vollkommen bewusst wahrzunehmen, wird, wenn sie beständig entfaltet und geübt wird, reiche Früchte tragen und großen Nutzen bringen. Sie wird zum Erfolg in der Übung der Vier Grundlagen der Achtsamkeit führen. Wird die Methode der Vier Grundlagen der Achtsamkeit beständig entfaltet und geübt, so führt sie zum Erfolg in der Übung der Sieben Faktoren des Erwachens. Die Sieben Faktoren des Erwachens rufen, wenn sie beständig entwickelt und geübt werden, Verstehen und Befreiung des Geistes hervor.
Wie aber kann die Methode, den Atem vollkommen bewusst wahrzunehmen, beständig entwickelt und ge-übt werden, so dass die Übung reiche Früchte trägt und großen Gewinn bringt?
Das geschieht folgendermaßen, ihr Bhikkhus:
Da begibt sich der oder die Übende in den Wald, zum Fuße eines Baumes oder an einen anderen einsamen Ort, setzt sich mit gekreuzten Beinen in einer stabilen Haltung nieder, hält den Körper gerade aufgerichtet und übt folgendermaßen: Wenn ich einatme, weiß ich, dass ich einatme; und wenn ich ausatme, weiß ich, dass ich ausatme.
1. Bei langem Einatmen weiß ich: »Ich atme lang ein.« Bei langem Ausatmen weiß ich: »Ich atme lang aus.«
2. Bei kurzem Einatmen weiß ich: »Ich atme kurz ein.« Bei kurzem Ausatmen weiß ich: »Ich atme kurz aus.«
3. »Ich atme ein und nehme meinen ganzen Körper bewusst wahr. Ich atme aus und nehme meinen ganzen Körper bewusst wahr.« So ist die Übung.
4. »Ich atme ein und lasse meinen Körper ruhig und friedvoll werden. Ich atme aus und lasse meinen Körper ruhig und friedvoll werden.« So ist die Übung.
5. »Ich atme ein und empfinde ein Gefühl der Freude21. Ich atme aus und empfinde ein Gefühl der Freude.« So ist die Übung.
6. »Ich atme ein und empfinde ein Gefühl des Glücks. Ich atme aus und empfinde ein Gefühl des Glücks.« So ist die Übung.
7. »Ich atme ein und nehme die Aktivitäten des Geistes in mir bewusst wahr. Ich atme aus und nehme die Aktivitäten des Geistes in mir bewusst wahr.« So ist die Übung.
8. »Ich atme ein und lasse die Aktivitäten meines Geistes ruhig und friedvoll werden. Ich atme aus und lasse die Aktivitäten meines Geistes ruhig und friedvoll werden.« So ist die Übung.
9. »Ich atme ein und nehme meinen Geist bewusst wahr. Ich atme aus und nehme meinen Geist bewusst wahr.« So ist die Übung.
10. »Ich atme ein und lasse meinen Geist glücklich und leicht werden. Ich atme aus und lasse meinen Geist glücklich und leicht werden.« So ist die Übung.
11. »Ich atme ein und sammle meinen Geist. Ich atme aus und sammle meinen Geist.« So ist die Übung. 12. »Ich atme ein und befreie meinen Geist. Ich atme aus und befreie meinen Geist.« So ist die Übung.
13. »Ich atme ein und beobachte die unbeständige Natur aller Phänomene22. Ich atme aus und beobachte die unbeständige Natur aller Phänomene.« So ist die Übung.
14. »Ich atme ein und beobachte das Erlöschen der Begierde23. Ich atme aus und beobachte das Erlöschen der Begierde.« So ist die Übung.
15. »Ich atme ein und betrachte die vollkommene Befreiung24. Ich atme aus und betrachte die vollkommene Befreiung.« So ist die Übung.
16. »Ich atme ein und betrachte das Loslassen25. Ich atme aus und betrachte das Loslassen.« So ist die Übung.
Wird die Methode des achtsamen Atmens in Übereinstimmung mit diesen Anweisungen beständig entwickelt und geübt, so trägt sie reiche Früchte und ist von großem Gewinn.
In welcher Weise nun entfaltet und übt man beständig die auf den Atem gerichtete Bewusstheit, um mit Erfolg die Vier Grundlagen der Achtsamkeit zu üben?
Wenn der Übende lang oder kurz ein- oder ausatmet und dabei seinen Atem oder den ganzen Körper bewusst wahrnimmt oder wenn er wahrnimmt, dass sein Körper dadurch ruhig und friedvoll wird, so verweilt er friedvoll bei der Beobachtung des Körpers im Körper, ist beharrlich und vollkommen wach, versteht klar seinen Zustand und ist über jedes Verlangen wie auch jedes Gefühl der Abneigung dem Leben gegenüber hinausgelangt. Diese Übungen des Atmens in voller Achtsamkeit gehören zur ersten Grundlage der Achtsamkeit: zum Körper.
Wenn der Übende ein- oder ausatmet und dabei ein Gefühl der Freude oder des Glücks empfindet oder die Aktivitäten des Geistes bewusst wahrnimmt oder die Aktivitäten des Geistes dabei ruhig und friedvoll werden lässt, so verweilt er friedvoll bei der Beobachtung der Gefühle in den Gefühlen, ist beharrlich und vollkommen wach, versteht klar seinen Zustand und ist über jedes Verlangen wie auch jedes Gefühl der Abneigung dem Leben gegenüber hinausgelangt. Diese Übungen des Atmens in voller Achtsamkeit gehören zur zweiten Grundlage der Achtsamkeit: zu den Gefühlen.