Demon Horde MC Teil 1: Enforcer's Price - Sarah Hawthorne - E-Book

Demon Horde MC Teil 1: Enforcer's Price E-Book

Sarah Hawthorne

4,7

Beschreibung

"Ich will nicht versorgt werden; ich will nicht, dass du dich für mich verantwortlich fühlst. Ich möchte nur geliebt werden." Ein Mann auf der Suche nach Erlösung. Acht Monate verbrachte Colt im Gefängnis und brachte fast seinen ganzen MC zu Fall, weil er der falschen Frau vertraute. Jetzt muss er die finanziellen Probleme des Clubs lösen, da sonst die einzige Familie, die er je gekannt hat, auseinanderbricht. Krista zu treffen war nicht Teil seiner Mission. Sich in sie zu verlieben, könnte seinen Untergang bedeuten. Eine alleinerziehende Mutter, die versucht, über die Runden zu kommen. Seitdem Kristas Ex ihr Bankkonto plünderte und sie mit ihrer gemeinsamen Tochter im Stich ließ, kämpft Krista ums Überleben und arbeitet als Clubhure für den Demon Horde MC. Sex ist für sie ein Job, ein Mittel, um zu überleben. Bis sie Colt trifft.  Eine gemeinsame Nacht als Flucht. Kristas gefühllos gewordener Körper erwacht bei Colts Berührungen zu neuem Leben und in ihr keimt gleichzeitig die Hoffnung auf ein Leben nach dem MC. Eine Zukunft. Mit Colt. Ein Happy End. Und auch Krista löst Gefühle in Colt aus, von denen er nicht wusste, dass sie existieren. Aber gerade als Colt wieder zu vertrauen beginnt, erfährt er die Wahrheit über Krista – und diese Wahrheit stellt Colts Gefühle für Krista auf die Probe.

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Sarah Hawthorne

Demon Horde MC Teil 1: Enforcer’s Price

Aus dem Amerikanischen ins Deutsche übersetzt von Julia Weisenberger

© 2017 by Sarah Hawthorne unter dem Originaltitel „Enforcer's Price (The Demon Horde Motorcycle Club Series Book 1)“

© 2022 der deutschsprachigen Ausgabe und Übersetzung by Plaisir d’Amour Verlag, D-64678 Lindenfels

www.plaisirdamour.de

[email protected]

© Covergestaltung: Sabrina Dahlenburg (www.art-for-your-book.de)

© Coverfoto: Shutterstock.com

ISBN Print: 978-3-86495-558-7

ISBN eBook: 978-3-86495-559-4

Dieses Werk wurde im Auftrag von Harlequin Books S.A. vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover.

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Epilog

Autorin

Kapitel 1

Krista

Ich zog meine Tochter näher zu mir und schaukelte sie. Es war dunkel im Schlafzimmer und ich konnte ihr Gesicht nicht sehen, aber ihr Atem war unregelmäßig und ihre Stimme zittrig. Ihr kleines Kinn, das sonst so niedlich war, drückte bebend gegen meinen Arm. Ich tastete nach der Decke auf dem Bett und zog sie um uns herum. Natürlich würde uns eine Decke nicht retten, aber zumindest würde sie Becky ein Gefühl von Sicherheit geben.

„Mami, ist das der große böse Wolf? Wird er unser Haus wegpusten?“

Bumm. Bumm. Bumm.

„Krista, verdammt noch mal, mach die verfickte Tür auf, bevor ich sie eintrete!“ Das Hämmern ging weiter. Er hatte es mindestens fünfzehn Minuten lang getan, lange genug, dass einer der Nachbarn die Polizei hätte rufen können.

Nicht, dass ich Polizisten besonders toll fand, aber in diesem Moment hätte ich jeden begrüßt, der Robby dazu bringen könnte, mit dem Hämmern aufzuhören.

Becky begann zu wimmern.

„Schhhh, Baby.“ Wenn wir lange genug still blieben, würde er vielleicht denken, dass wir nicht zu Hause waren.

Das war ein Wunschtraum. Er wusste, dass wir im Haus waren. Robby wusste immer, wo ich war, was ich tat und wie er mich ausnutzen konnte. Ich hatte ihn vor drei Jahren rausgeschmissen, aber er behielt mich weiterhin im Auge. Er nutzte diese Informationen, um von mir Geld zu erpressen, wenn es ihm ausging. Und das war oft der Fall.

Robby hatte nie einen Cent an Unterhalt gezahlt oder Zeit mit Becky verbracht. Mir war schon vor Jahren klar geworden, dass er mir nicht bei der Erziehung unseres Kindes helfen würde. Er sah uns nur als gelegentliche Einkommensquelle an.

Die anderen Mütter in Beckys Vorschule fuhren glänzende neue Subarus und arbeiteten Teilzeit, weil sie es wollten. Sie nahmen sogar Urlaub. Und warum? Sie hatten reiche Männer geheiratet oder eine eigene Ausbildung gemacht. Aber ich nicht.

Als ich in der Highschool gewesen war, war ich mit Robbys Kind schwanger geworden. Jetzt musste ich dafür bezahlen. Ich fuhr einen mit Klebeband zusammengehaltenen Corolla, arbeitete Vollzeit am Ausschank in einem Motorradclub und verkaufte dort meinen Körper. Ich war in meinem ganzen Leben noch nie im Urlaub gewesen.

Becky zitterte in meinen Armen. „Hustet und pustet der Wolf, Mami?“ Was zum Teufel sollte ich einer Sechsjährigen sagen? Ja. Nein. Es ist nur dein Vater.

Wie sollte ich ihr erklären, dass ihr Vater der große böse Wolf war, weil ihm das Meth ausgegangen war? Oder, noch schlimmer, dass ihre Mutter für das Geld, das den Wolf in Schach hielt, ihren Körper verkaufte?

Das Hämmern hörte auf, und draußen begannen Stimmen, sich gegenseitig anzuschreien. Ich konnte die Worte nicht richtig verstehen, aber das war egal. Die Polizisten waren endlich da. Robby würde ins Gefängnis kommen, und wir könnten heute Nacht in Ruhe schlafen.

Das Geschrei stoppte und Geräusche von Gerangel begannen. Ich erkannte einen Kampf, wenn ich einen hörte. Robby und die Bullen waren wohl gerade zugange. Ich hoffte, dass die Polizisten Verstärkung mitgebracht hatten. Robby war ein echtes Arschloch und schwer zu stoppen, wenn er auf Entzug war und neues Zeug brauchte. Ich hatte schon ein paar Mal versucht, ihn aufzuhalten – ich wusste genau, wie hart er zuschlug.

Nach einer gefühlten Ewigkeit verstummten das Gerangel und die Stimmen. Es war vorbei. Ich hatte überhaupt kein Interesse daran, die Tür zu öffnen und mit den Bullen zu reden. Wenn Robby sah, dass ich tatsächlich da und nur nicht an die Tür gegangen war, würde mein Leben noch tausendmal schlimmer werden, sobald er das Gefängnis verlassen hatte.

„Krista, mach auf! Ich bin's, Tate.“

„Fuck.“ Es war mein Boss. Die Nachbarn hatten nicht die Polizei, sondern meinen Chef angerufen, den Präsidenten des Motorradclubs Storm Kings. Die einzige Nachbarin, die Tate hatte kontaktieren können, war Janice. Sie hatte mir auch den Job besorgt.

Die Jungs im Club waren nett zu mir. Sie behandelten mich nicht nur korrekt, weil ich eine gute Nutte war. Sie taten es, weil ich ein Teil der Familie war. Sobald sie gemerkt hatten, dass sie mir vertrauen konnten, hatte ich angefangen, im Clubhaus die Bar zu bedienen und die Rechnungen in Ordnung zu halten. Tate zahlte ein bisschen mehr und ich lernte eine Menge über Buchhaltung. Die Storm Kings waren das Beste, was mir in meinem Leben passiert war, seit ich Becky bekommen hatte. Ich hatte jetzt mehr Geld und einen geregelten Tagesablauf. Ich hatte sogar Zeit, meinen Collegeabschluss zu machen. Nicht viele Frauen konnten behaupten, dass Nutte zu sein der beste Job war, den sie je gehabt hatten.

Ich wünschte, Janice hätte die Polizei gerufen. Ich hätte mich in meinem Zimmer verstecken können, bis alle weg gewesen wären. Aber jetzt musste ich meine schmutzige Wäsche vor Tate und dem ganzen Club ausbreiten. Ich hatte mir selbst die Regel auferlegt, die Jungs vom Club nicht in mein Privatleben einzubeziehen. Ich musste meine Regeln brechen und die verdammte Tür öffnen.

„Wir sagen keine bösen Worte, Mami.“ Beckys Augen waren groß und starrten mich an. Ich hatte versucht, in ihrer Gegenwart nicht mehr so viel zu fluchen. „Können wir Mr. Tate Hallo sagen? Hat er den Wolf verscheucht?“

Ich nickte. Wir hatten keine andere Wahl. Er wusste wahrscheinlich sowieso, dass ich hier drin war. Ich stand auf, nahm Becky mit und ging in Richtung Vorderzimmer. Wenigstens kannte sie Tate. Ich hatte sie ein paar Mal mit zur Arbeit genommen, wenn alle Männer weg waren. Er brachte ihr Karamellbonbons mit, während ich das Clubhaus putzte.

„Krista?“, rief Tate durch die Tür. „Es ist sicher, mach auf.“

Ich stand davor. Ich wusste, dass ich öffnen musste, aber Gott, ich wollte Robby nicht sehen. Ich konnte es einfach nicht. Es würde alles nur noch schlimmer machen.

„Ist er weg?“, fragte ich durch die geschlossene Tür.

„Er ist bewusstlos.“ Die Stimme, die antwortete, war rau und ungewohnt. Es war nicht Skeeter oder Rip. Es war keiner der Jungs, die im Clubhaus übernachteten – ich hätte ihre Stimmen erkannt.

Ich entriegelte die Tür und öffnete sie, wobei ich Becky immer noch auf dem Arm hielt. Sie drehte sich in meinen Armen und versuchte zu sehen, was da los war.

Auf meiner Veranda herrschte das reinste Chaos. Die beiden Plastikstühle, die Blumentöpfe mit meinen Ringelblumen und das Vogelfutterhaus wirkten alle wie geschreddert. In der Nähe des Fensters war ein neuer Riss im Stuck zu sehen. Aber die Fensterscheibe war nicht zerbrochen und das Geländer noch intakt. Wenigstens konnte mich der Vermieter nicht rausschmeißen. Nach einer Sekunde des Suchens bemerkte ich Robby, der in der hintersten Ecke zusammengesackt war und von einem großen, furchterregend aussehenden Biker bewacht wurde.

In den zwei Jahren, in denen ich im Clubhaus nun arbeitete, hatte ich mehr als genug große, furchterregende Typen in Leder gesehen. Aber dieser hier war anders. Er hatte nicht diesen rasenden Blick wie die meisten Kerle, die gerade einen Kampf beendet hatten. Normalerweise konnte man das Adrenalin und das Testosteron in ihren Augen erkennen. Doch nicht bei diesem Typ. Er wirkte kalt, als er auf meinen Ex hinunterstarrte.

Das Unheimlichste an diesem Kerl war seine Kutte. Es war die übliche schwarze Lederweste für Biker, aber die Aufnäher waren mir fremd. Auf dem, der zeigte, woher er kam, stand einfach „Berdoo“. Die Storm Kings waren ein Club mit nur einem Chapter. Wer auch immer dieser Mann war, er gehörte nicht zur Familie.

„Ist der große böse Wolf weg?“ Beckys Stimme zitterte. Ihre Augen huschten über die Veranda und blieben an Robbys bewusstlosem Körper hängen. „Daddy?“

„Dein Papa schläft“, sagte Berdoo freundlich und sofort. „Er hat hart gearbeitet, um dich vor dem Wolf zu beschützen.“

Ich nickte ihm kurz dankend zu. Ich war nicht bereit, Becky zu erklären, dass ihr Vater ein Arschloch war.

„Hör zu, wir kümmern uns um ihn.“ Tate trat an meine Seite. „Aber du kannst heute Nacht nicht hierbleiben. Die Bullen werden bald hier sein. Pack eure Sachen. Ihr bleibt heute Abend im Clubhaus.“

Ich nickte erneut. Ich wollte sowieso nicht bleiben. Wenigstens konnte ich Becky dank Tates Erlaubnis ins Clubhaus statt ins Motel bringen und so etwas Geld sparen.

Becky und ich gingen zurück in die Wohnung. Ich packte Kleidung in einen Rucksack, während sie ein paar Spielsachen in ihre Lunchbox steckte.

„Zieh deine Turnschuhe an, Baby“, wies ich sie an. „Draußen liegen kaputte Sachen und ich will nicht, dass du dir die Füße aufschneidest.“

Sie zog sich die Schuhe an, und ich packte Zahnbürsten und Deo in den Rucksack. In etwa drei Minuten waren wir mit dem Packen fertig.

Ich ergriff Beckys Hand und wir gingen zu Tate und Berdoo auf den Parkplatz des Apartmentkomplexes. Ich stand einen Moment lang schweigend da und begutachtete, was von meinem Auto übrig geblieben war. Jede einzelne Scheibe war weg. Ich hatte keinen Wagen mehr.

Mein Auto war nur eine Maschine, die mich überall hinbrachte, aber es bedeutete auch Freiheit. Es half mir, Robby zu entkommen, wenn die Dinge einfach zu schlimm wurden. Es brachte mich zum Gericht, um die einstweilige Verfügung zu erwirken. Es ermöglichte mir, Becky zur Schule und zum Tanzunterricht zu bringen. Es hatte mich zum College gebracht, damit ich einen richtigen Job bekommen konnte. Für heute Abend hatte ich geplant, dass es uns ins Clubhaus bringt, wo wir sicher sein würden.

Aber es war zerstört. Die Fenster waren kaputt, überall lagen Glasscherben, meine Sachen waren durch die Gegend geworfen worden. Es gab keine Möglichkeit zu fahren. Ich konnte uns nicht in Sicherheit bringen.

„Mein Auto …“ Ich streckte die Hand aus, um die Tür zu öffnen, aber Finger umschlossen mein Handgelenk.

Berdoo.

Die Slumvermieter, denen mein Wohnkomplex gehörte, hatten sich nie die Mühe gemacht, die Glühbirnen in den Flutlichtern auszutauschen, so dass der Parkplatz dunkel war. Ich versuchte, in das Gesicht des Fremden zu schauen. Er war ein großer Schatten, der neben mir aufgetaucht war. Ich hätte Angst vor ihm haben sollen. Aber Tate war da, und ich war größtenteils einfach nur wie betäubt.

„Er hat nur die Scheiben eingeschlagen. Sobald wir das gereinigt haben, sollte es sicher sein, zu fahren.“

Ich nickte.

„Tut mir leid, Krista, aber wir haben nicht angehalten, um einen verdammten Pick-up zu holen. Ihr müsst hinten auf unseren Motorrädern mit zurück zum Clubhaus fahren.“ Tate drückte meine Schulter und schenkte Becky ein Lächeln. „Willst du auf meinem Motorrad mitfahren?“

Mein voller Mama Bär-Modus wurde aktiviert. Er wollte meine Sechsjährige hinten auf ein Motorrad setzen? Ich zog Becky hinter mich.

„Mami, Mr. Tate hat ein böses Wort gesagt.“

„Becky, hör auf zu petzen“, sagte ich, ohne sie anzusehen. Ich starrte Tate an. „Du willst mein Kind auf den Rücken eines Motorrads setzen? Bist du verrückt? Sie kann sich nicht festhalten. Wir werden laufen. Es sind nur sechs Kilometer. Ich habe das schon mal gemacht.“

In der Ferne ertönten Polizeisirenen. Dieser Abend war bereits ziemlich schrecklich, aber die Polizisten würden ihn noch viel schlimmer machen. Nicht nur für mich, sondern auch für Tate und Berdoo. Obwohl sie mich nur hatten beschützen wollen, könnten die Cops das als Übergriff bewerten. Außerdem war unklar, welche Geschichte Robby sich zusammenreimen würde, wenn er aufwachte.

„Wir müssen los. Du kannst hierbleiben und auf die Polizei warten, oder du kannst mit dem Motorrad zurück zum Clubhaus fahren“, erklärte Berdoo. „Du kannst sie zwischen uns setzen, damit sie nicht runterfällt. Halt sie fest. Ich werde vorsichtig fahren.“

Wer zum Teufel war dieser Kerl? „Wir fahren mit Tate.“

Mein Boss räusperte sich. „Du fährst mit ihm. Ich habe neulich meinen Beifahrersitz ausgebaut, damit ich einen neuen Benzintank einbauen kann.“

Ich sah mir die beiden Motorräder an. Verdammt! Ich fuhr nicht hinten auf dem Bike dieses Typen mit. „Wir werden laufen. Wir treffen uns in etwa anderthalb Stunden am Clubhaus.“

In der Welt der Biker bedeutete eine Frau, die hinter einem solchen auf dessen Motorrad saß, vor allem eines: Old Lady. Beständigkeit. Verantwortung. Wenn ich auf Berdoos Motorrad säße und der ganze Club es sehen würde, gäbe es Vermutungen. Es würde bedeuten, dass er mein Besitzer wäre. Mein Job als jedermanns Freundin für Geld wäre im Handumdrehen futsch.

Die Sirenen wurden lauter, während Tate mich am Arm festhielt. „Du musst es tun, und ich habe den Rest der Jungs auf eine Tour nach Portland geschickt. Niemand außer uns wird davon erfahren.“

Ich sah Berdoo an. Ich könnte auf sein Motorrad springen oder den Polizisten erklären, wie Robby sich selbst zu einem blutigen Brei geschlagen hatte, während ich mit meinem Kind im Hinterzimmer kauerte. Das war ein sicheres Ticket für eine Untersuchung durch das Jugendamt.

„Wie auch immer. Es ist mir egal, mit wem wir fahren, lasst uns einfach von hier verschwinden.“

Berdoo reichte mir seinen Helm und Becky und ich gingen zu den Motorrädern hinüber. Ich wusste, welches das von Tate war, also stieg ich auf das andere. Ich setzte Becky vor mich. Das war gefährlich, aber auf die Bullen zu warten oder darauf, dass Robby wieder zu sich kam, würde zu mehreren Verhaftungen führen. Berdoo nahm vor Becky Platz und ließ den Motor an. Das Clublogo auf der Rückseite seiner Kutte war ein stilisierter Teufel, mit Hörnern und einer langen Zunge. Das Logo der Storm Kings war eine Krone mit einem Blitz. Dieser Typ war kein King, aber Tate behandelte ihn wie einen solchen. Interessant.

Er beugte sich vor und ich sah den Namen seines Clubs in den Schatten. Demon Horde.

Das Motorrad hüpfte ein wenig und ich lehnte mich nach vorne, um Becky zu packen. Dann wurde mir klar, dass auch das nicht sicher sein würde. Ich brauchte einen Anker, etwas, das mich davor bewahren würde, herunterzufallen. Ich musste mich an ihm festhalten.

Der Motor heulte auf und das Motorrad vibrierte unter mir. In diesem Moment verstand ich, warum es den Frauen hier hinten gefiel. Dieser Platz auf dem Motorrad bedeutete Status und Macht. Er zeigte, dass man mehr war als nur ein heißes Stück Fleisch. Dass man eine Old Lady war, jemand, der vom Club geehrt wurde. Diesen Rang hatte ich nicht verdient. Aber hier war ich, eine Nutte auf dem Rücksitz eines Fremden, mit meiner Tochter zwischen uns.

„Halt dich an mir fest. Ich sorge dafür, dass ihr sicher seid.“

Ich wusste, dass er über die Fahrt zum Clubhaus sprach. Er würde dafür sorgen, dass wir bis dahin sicher waren, aber es klang wie ein Angebot für etwas mehr. Es war erbärmlich von mir, weil ich von einem Mann fantasierte, der alle meine Probleme lösen konnte, während ich auf dem Rücken eines gottverdammten Motorrads saß. Ich schlang meine Arme um seine Mitte und quetschte Becky zwischen uns ein. Besser, sie wurde zerquetscht, als dass sie herunterfiel.

Der Wind frischte auf, als wir den Parkplatz verließen. Wir bogen ab, aber in der Ferne konnte ich die roten und blauen Blinklichter sehen. Das Geräusch der Sirenen verklang schließlich nach ein paar Blocks.

Obwohl es schon nach dreiundzwanzig Uhr war, war Tacoma noch voller Leben und wach. Wir hielten an einer roten Ampel an, und Berdoo stellte seinen Fuß ab, um das Motorrad zu stabilisieren. Mein Gesicht war weiterhin an seiner Rückseite vergraben, vor allem, weil es mir half, das Gleichgewicht zu halten und mich an Becky zu kuscheln. Aber ein Teil von mir genoss auch das Gefühl seines warmen, harten Rückens an meiner Wange. Er war robust, jemand Verlässliches. Er war sicher. Immer, wenn ich anfing, mich auf einen anderen zu verlassen, normalerweise Robby, ging mein Leben den Bach runter. Selbst nur so zu tun, als würde ich bei diesem Kerl Sicherheit finden, war ein Luxus, den ich mir nicht leisten konnte.

Ich wollte meinen Kopf hoch- und mich zurückziehen, aber dann spürte ich seine Hände auf meinen. Er wollte, dass ich blieb. Er sprach kein Wort, doch die sanfte Berührung sagte mir alles. Es war Sicherheit, Beruhigung, allerdings auch Besitzanspruch. Er wollte, dass ich dicht bei ihm war.

Ich wollte es ebenfalls. Ich wollte in seiner Nähe bleiben, mich an ihn kuscheln, mir von ihm sagen lassen, dass alles gut werden würde. Ich kannte nicht einmal seinen Namen, aber ich wusste, was ich von ihm wollte. Sicherheit und Geborgenheit. Ich beugte mich vor und drückte meine Wange an seinen Rücken. Zuvor hatte ich meine Hände um seine Vorderseite geschlungen, doch jetzt ließ ich sie entspannt über seinen Bauch streichen, der aus flachen Muskelsträngen bestand. Die Muskeln fühlten sich gebündelt und hart unter meinen Fingern an. Machte ich ihn nervös?

Natürlich war er angespannt. Er hatte eine verrückte Frau hinten auf seinem Motorrad.

Mein Ex hatte gerade mein Auto zertrümmert und versucht, in meine Wohnung einzudringen, und ich befummelte ihn hier, während meine Tochter zwischen uns saß. Ich ballte wieder die Hände und wartete darauf, dass die Fahrt zu Ende war.

Das Motorrad hüpfte, als wir über den Bordstein und auf das Clubgelände rollten. Ich hielt mich mit einem Arm an ihm fest und drückte Becky mit dem anderen, um sicherzugehen, dass sie nicht herunterfiel. Wir fuhren auf den Parkplatz und er stoppte vor der Tür zur Hauptbar. Er hob Becky herunter, und sie lächelte breit.

„Ich will noch mal!“

Berdoo schaute mich an, als wäre er unsicher, ob er antworten sollte oder nicht. Gute Entscheidung – ich war froh, dass er ihr nicht sofort eine weitere Fahrt versprach.

„Vielleicht ein anderes Mal, Schatz. Es ist Zeit, ins Bett zu gehen.“ Ich nahm ihre Hand und wir gingen hinein.

Es dauerte nicht lange, bis Becky sich in meinem Bett niederließ. Mein Zimmer im Clubhaus hatte ungefähr den Umfang eines großen Kleiderschranks, aber es bot genug Platz für ein Doppelbett und ein winziges Badezimmer mit einer Duschkabine. Es war schön, meinen eigenen Raum zu haben, und Tate hatte erkannt, dass eine Frau, die Männer für Geld vögelte, eine Dusche brauchte. Es war nichts Großartiges, aber für eine Übernachtung mit Becky würde es ausreichen. Es war vier Stunden nach ihrer Schlafenszeit und sie schlief sofort ein.

Ich hingegen war zu aufgedreht, um überhaupt an Schlaf zu denken. Ich räumte ein paar Dinge weg, von denen ich nicht wollte, dass Becky sie sah. Gleitmittel, Kondome, die üblichen Werkzeuge des Sexgewerbes. Ich warf alles in die oberste Schublade der Kommode. Becky war nicht groß genug, um dort hineinzugreifen. Sie war an Mamis Perücken und knappe Kostüme gewöhnt, also ließ ich diese im Schrank. Ich hatte eine ziemliche Sammlung aus der Zeit, als ich noch als Stripperin gearbeitet hatte. Becky dachte einfach, ich würde Halloween ausgesprochen lieben.

Als es in meinem Zimmer nichts mehr zu putzen oder zu verstecken gab, wagte ich mich die Treppe hinunter. Ich hatte die Bar sauber hinterlassen, aber sie konnte wirklich eine Grundreinigung vertragen. Vielleicht würde mich das müde machen.

„Hey, Krista.“ Tates Stimme hallte ein wenig durch das leere Clubhaus. Es war seltsam, dass der ganze Club auf einem Run war. Sie gingen in Gruppen, aber normalerweise nie alle zusammen. Tate führte definitiv etwas im Schilde, weil er alle weggeschickt hatte, während Berdoo zu Besuch war.

Tate und Berdoo saßen an einem der Tische, ein Sechserpack zwischen ihnen. „Komm her und setz dich zu uns.“

Das Letzte, was ich wollte, war, dorthin zu gehen. Ich wollte nicht erklären, warum Robby mitten in der Nacht an meine Tür gehämmert und gedroht hatte, mich umzubringen.

„Klar.“ Ich zwang mich zu einem Lächeln, setzte mich an den Tisch und griff nach einem Bier. Wenn ich mit meinem Chef in Ruhe plaudern musste, nachdem er und Berdoo gerade meinen Ex verprügelt hatten, brauchte ich Alkohol.

„Das ist Colt. Er ist vom Demon Horde-Chapter in Südkalifornien zu Besuch.“

„Unser Chapter befindet sich in San Bernardino, kurz Berdoo“, erklärte Colt.

Berdoo hatte also einen richtigen Namen. Ich studierte ihn im Licht der Bar. Sein Haar war dunkel, aber kurzgeschnitten. Seine Nase hatte einige Beulen, als ob sie ein paar Mal gebrochen worden wäre. Das war nicht ungewöhnlich. So gut wie alle Jungs hier hatten hässliche Nasen. Es war sein Mund, der mich aufmerken ließ. Volle Lippen, die geradezu darum bettelten, geküsst zu werden. Ein kantiges Kinn, an dem ich knabbern wollte.

Ich hätte fast mein Bier fallen gelassen. Ich fand den Kerl attraktiv.

In den Filmen sah man Prostituierte entweder als sexbesessene Nymphomaninnen oder als verzweifelte, drogenabhängige Junkies. Ich war keines von beiden. Die Prostitution hatte mich in ein nicht-sexuelles Wesen verwandelt. Ich fand niemanden mehr anziehend. Ich schätzte sie einfach ein, um herauszufinden, wie ich sie am besten befriedigen und das größte Trinkgeld bekommen konnte.

Aber nicht dieser Typ. Colt. Ich erinnerte mich an die Wärme seines Körpers unter meinen Fingerspitzen, und ich wollte wissen, wie sich seine Lippen auf meinen anfühlten.

Ich nippte an meinem Bier, während die Männer sich unterhielten. Colts Tattoos zeigten einen grinsenden Teufel auf einem Motorrad. Es gab keine Krone, keinen Blitz, keine der Tätowierungen, die ich gewohnt war, zu sehen. Dieser Typ war anders. Sein Unterarm beugte sich, als er einen Schluck Bier nahm. Seine Hände waren groß – sie würden fest sein, aber nicht schmerzhaft. So wie er meine Finger gestreichelt hatte, als wir auf dem Rücksitz seines Motorrads gesessen hatten, wusste ich es. Er würde ein guter Liebhaber sein. Mein Blick wanderte wieder seinen Unterarm hinauf und hinunter.

„Ich hole euch ein Antiseptikum für die Hände.“ Ich sprang von meinem Barhocker und verkündete es quasi der Luft, als wäre ich wieder in der Highschool und zu ängstlich, um mit dem Mann zu reden.

Ich ging hinter die Theke und nahm den Erste-Hilfe-Kasten, wie ich es schon hundert Mal zuvor getan hatte. Ich hatte Skeeter und Rip verarztet – eigentlich alle Jungs. Sobald sie sich geprügelt hatten, holte ich immer die Verbände und die Salbe heraus.

Colt war nur ein weiterer Bruder im Clubhaus. Wenn ich das zwanzig Mal wiederholen würde, würde ich es vielleicht glauben.

Kapitel 2

Colt

Tate stellte seine leere Flasche ab. „Ich bin dann für heute Nacht weg. Sehen wir uns gegen Mittag?“

Ich nickte. Nachdem ich zwei Tage lang von Los Angeles aus gefahren war und dann einen Junkie verprügelt hatte, klang Schlaf gut, aber Zeit mit ihr zu verbringen, noch besser.

Kaum war ich in der Stadt angekommen, hatte Tate einen Anruf erhalten, dass seine Barkeeperin in Schwierigkeiten sei. Als wir die Wohnung erreicht hatten, hatte der Meth-Heini Schaum vor dem Mund gehabt und gegen ihre Tür gehämmert. Wenn ich wollte, dass dieser Patch-Over funktionierte, musste ich mich Tate gegenüber beweisen. Ich hatte den Junkie mit einem rechten Haken geschlagen, schnell und hart.

Vier weitere Schläge, und er war bewusstlos. Es war nicht einmal ein Kampf, eher eine Prügelei.

Ich hatte dagestanden und gewartet. Darauf, dass sich die Tür öffnete und sich das zeigte, worauf der Junkie es abgesehen hatte. Ich war der Gewinner und würde den Preis bekommen.

Die Tür war aufgeschoben worden und wie in einer verfluchten Spielshow kam mein Preis zum Vorschein. Es war etwas, wovon ich nie geträumt hatte: die verdammte Madonna mit Kind, eingewickelt in eine löchrige rosa Decke. Die Augen der Frau waren groß und blau und zu Tode erschrocken. Das kleine Mädchen war das Ebenbild seiner Mutter. Beide hatten Angst, beide brauchten mich.

Als wir auf dem Parkplatz angekommen waren und ihr Auto zertrümmert vorgefunden hatten, war ich mir jeder Kleinigkeit von Krista bewusst gewesen. Die Art, wie ihre Hüften beim Gehen leicht wippten. Sie versuchte nicht, einen Mann zu verführen – sie rannte um ihr Leben, aber sie war trotzdem verdammt sexy.

Ich hatte mich bemüht, nicht hinzusehen. Nicht, als ihr Kind an ihrem Oberteil zog und ein Stückchen des rosa BHs entblößte. Nicht, als sie sich auf mein Motorrad setzte und dann ihre Kleine hochhob. Aber diese neuen Gefühle verwandelten mich in ein Arschloch und zwangen mich, hinzuschauen. Ich schaute auf ihre Titten, ihren schönen Arsch, stellte mir vor, dass ich und nicht mein Motorrad zwischen ihren Beinen steckte.

Ich öffnete ein weiteres Bier. Ich hatte sie hinten auf mein verdammtes Motorrad gesetzt. Als ob sie mir gehören würde. Die letzte Frau, die hinten auf meinem Motorrad mitgefahren war, war meine Ex gewesen, Tina, kurz bevor die Scheiße losgegangen war. Nach drei Jahren hatte ich vergessen, wie gut es sich anfühlte, jemanden hinter sich zu haben.

Diese Frau fühlte sich richtig an.

Es war total verrückt. Offenbar hatte das Zusammenleben mit meiner Schwester und ihrem Kind meinen Kopf durcheinandergebracht. Ich musste dringend flachgelegt werden. Ich tat nur so, als gehöre sie mir, weil die Umstände dazu geführt hatten, dass sie auf meinem Bike gelandet war. Tates Bike besaß nur einen Einzelsitz, und ich hatte zufällig einen Sozius gehabt. Es war also unumgänglich gewesen. Aber verdammt, es fühlte sich nach mehr an.

Ich musste einen klaren Kopf bekommen. Es stand zu viel auf dem Spiel, als dass ich an ihrem Arsch hätte herumschnüffeln können. Ich war hier, um einen Job zu erledigen. Das war alles. Das hier war kein verfluchtes Dating-Spiel.

„Ist Tate gegangen?“

Ich sah von meinem Bier auf. Krista hielt einen Erste-Hilfe-Kasten in der Hand, als wäre er eine Opfergabe.

Ich zuckte mit den Schultern. „Ja, nur du und ich sind noch hier.“

„Oh.“ Sie packte ein paar Mullbinden und Antiseptika aus. „Wir sollten wirklich deine Knöchel desinfizieren. Man weiß nie, mit welchen Dingen Robby Kontakt hatte.“

Ich beschloss, zu schweigen. Ich beobachtete sie gern. Bei ihrer Wohnung war es zu dunkel gewesen, aber hier, im Licht der Bar, konnte ich sie sehen. Ich konnte die Sommersprossen auf ihrer Nase erkennen, die kleinen Lachfalten in ihren Augenwinkeln, ihre Zunge, wenn sie sich über die Lippen leckte. Lippen, die ich in Besitz nehmen wollte.

Gerade als ich dachte, dass ich von ihrem Lächeln einen Steifen bekommen könnte, machte sich das Antiseptikum bemerkbar und brannte wie die Hölle.

„Ich weiß, dass es wehtut, aber es wird verhindern, dass sich deine Knöchel entzünden.“ Sie hielt den Kopf gesenkt und konzentrierte sich auf ihre Arbeit, während sie sprach. „Ich werde auch etwas Salbe auf die Haut reiben. Das hilft gegen die Narbenbildung.“

Ich lachte. Hatten wir dieselben Fingerknöchel vor uns? Meine Hände waren übersät mit Schrammen und Schnitten, die ich mir bei Kämpfen, beim Reparieren von Motorrädern und dank harter Arbeit im Laufe der Jahre zugezogen hatte. Es war ziemlich offensichtlich, dass ich mir nichts aus Narben machte.

„Na ja, sie enthält ein wenig Schmerzmittel, also wird es zumindest dabei helfen.“ Sie lächelte.

„Der Typ an deiner Tür, war das dein Freund?“, fragte ich.

Sie schaute auf und suchte meinen Blick. Dann sah sie auf den Boden, als ob sie überlegte, was sie sagen sollte, und wieder zu mir auf. „Er ist mein Ex. Danke, dass du dich um ihn gekümmert hast. Normalerweise ist er nicht so schlimm.“

Normalerweise war er nicht so schlimm? Meine Madonna und ihr Kind hatten schon einmal mit diesem Arschloch zu tun gehabt.

„Ist er oft so?“

Sie schüttelte den Kopf und trug die Salbe auf meine Fingerknöchel auf. Ihre Nägel waren kurz geschnitten, nicht lackiert und sauber. Ihre Hände waren nicht weich, aber sie hatte auch keine Schwielen. Sie arbeitete hart, kümmerte sich allerdings um sich selbst. Das gefiel mir.

„Okay, fertig. Nochmals vielen Dank.“

Sie lächelte und mein verdammter Schwanz wurde noch steifer. Es war so erbärmlich von mir, dass mich ein Lächeln so verflucht erregte.

„Hast du einen Mann?“, platzte es aus mir heraus.

Sie sah erschrocken zu mir auf. Scheiße. Toll gelaufen. Ich hatte vergessen, wie man mit Frauen redete, die keine verdammten Stripperinnen und Nutten waren. Ich konnte nicht einfach meine Klappe aufreißen. Ich musste mich freundlicher ausdrücken.

„Ich meinte, ob irgendjemand sauer auf mich sein wird, weil ich dich heute Abend auf mein Motorrad gesetzt habe.“

Ich hatte in dem Moment nicht wirklich nachgedacht, sondern einfach gehandelt. Wenigstens waren alle Männer irgendwo unterwegs, so dass es niemand gesehen hatte. Aber ich hatte dieses nagende Gefühl, dass sie mir gehörte – und ich wollte sie vor aller Welt auf meinem Motorrad haben.

Ihre Augen weiteten sich, als sie meine Frage verstand. „Nein. Keiner wird wütend werden. Ich arbeite hier, also darf ich nicht auf dem Motorrad von irgendjemandem mitfahren, verstehst du?“

Ich nickte und versuchte, mir meine Erleichterung nicht anmerken zu lassen. Ich wusste nicht, ob ich beruhigt war, dass es niemand gesehen hatte oder dass sie nicht mit einem anderen Mann zusammen war. Wahrscheinlich beides.

Ich war ein Stück Scheiße. Ich war nur wegen eines Jobs hier, und ich konnte sie auf keinen Fall haben. Aber ich wollte auch nicht, dass ein anderer sie bekam. Der Gedanke an den Schwanz eines anderen Mannes tief in ihr brachte mich dazu, etwas schlagen zu wollen. Dann könnte sie noch mehr Salbe auf meine Hände reiben.

Scheiße. Genug davon.

Kapitel 3

Colt

Als ich aufstand, war es später Vormittag und Krista und Becky waren weg. Ich wusste es, weil ich, kranker Bastard, der ich nun einmal war, nachgesehen hatte. Kristas Zimmer war winzig mit einem Doppelbett. Ein paar Sachen lagen herum, ein Schal hing an einer Lampe. Es war nett von Tate, dass er ihr nach den Partys einen Platz zum Schlafen gegeben hatte.

Ich besorgte mir Kaffee und Eier in der Großküche und machte es mir bequem. Es war an der Zeit, mit der Arbeit zu beginnen. Die Storm Kings wollten sich der Demon Horde anschließen, aber es gab jemanden, der Gelder abschöpfte. Ich musste die undichte Stelle stoppen und alle Männer dazu bringen, dem Patch-Over zuzustimmen. Ein Kinderspiel.

Tate hatte mir einen Laptop mit den Einnahmen des Clubs gegeben, die an das Finanzamt gemeldet wurden, und ein altmodisches Hauptbuch für den Rest. Das Einkommen war immer ein wichtiges Thema bei Patch-Overs, besonders bei der Demon Horde. Die Storm Kings waren ein winziger Single-Chapter-Club am Rande von Seattle. Wenn sie einem nationalen Club wie der Demon Horde beitreten und unseren Namen tragen wollten, brachten sie ihren Scheiß besser in Ordnung. Sofern die Storm Kings nicht genug Geld verdienten, wären sie raus. Wir würden kein sterbendes Chapter unterstützen.

Der Club hatte eine beeindruckende Anzahl von legalen Projekten. Sie besaßen eine Reihe von gebührenpflichtigen Parkplätzen in der Innenstadt von Tacoma und eine Flotte von Abschleppwagen mit einem kleinen Abschlepphof. Es gab eine Art Partnerschaft mit einem örtlichen Tribal Casino, und ihnen gehörte ein Catering-Unternehmen. Es sah so aus, als würde Tates Old Lady dies von ihrem Haus aus betreiben.

Aber es waren die Geschäfte unter dem Tisch, die wirklich Geld einbrachten.

Sie betrieben vom Hafen von Tacoma aus ein lukratives Import-/Exportgeschäft. Sie importierten illegale Sportwagen für die einflussreichen Leute in Seattle. Das eigentliche Geld wurde durch das Waschen von Falschgeld im Casino oder auf den Parkplätzen verdient. Ihr Partner in Vietnam schickte ihnen regelmäßig Kisten voller Falschgeld. Sie wuschen es und nahmen sich einen Teilbetrag. Ihre vietnamesischen Verbündeten hatten einen kleinen Anteil am Casino erworben, so dass sie einfach Geld überweisen konnten. Es war alles sehr sauber und ordentlich. Minimales Risiko.

Bei der Demon Horde hatten die meisten Mitglieder, mich eingeschlossen, keine festen Jobs. Wir steckten all unsere Zeit in den Club, und der Club respektierte das und bezahlte uns für unsere Dienste – mit Bargeld. Keine Quittungen, keine Nachweise. Aber die Kings waren alle verpflichtet, Gehaltszettel zu haben und Steuern zu zahlen. Das war ein einfacher Weg, um zu verhindern, dass das FBI herumschnüffelte.

Ich schloss das Hauptbuch. Alles in allem waren diese Jungs ziemlich schlau. Aber sie verloren trotzdem Geld, und ein MC ohne verlässliches Einkommen war ein MC ohne Mitglieder. Wir mussten den Dingen auf den Grund gehen.

„Sehen die Bücher deiner Meinung nach gut aus?“ Tate setzte sich zu mir an den Bartisch.

Ich nickte. „Ja, sieht so aus, als ob du ein strenges Regiment führst. Wer auch immer deine Bücher führt, macht einen guten Job.“

„Torque. Mein Vizepräsident. Er hat jahrelang die Bücher geführt, ist aber vor etwa drei Monaten gestorben. Zirrhose.“

Interessant. Das war ungefähr zu der Zeit, als ihre Tätigkeit im Hafen anfing, verdächtig zu werden.

„Wer hat seinen Platz eingenommen?“

„Als Torque starb, konnte ich einfach keinen neuen Vizepräsidenten ernennen. Keiner konnte seinen Platz einnehmen. Krista hat ein paar Wochen lang wirklich gute Arbeit geleistet, aber ich habe alles an Bear weitergegeben, als ich ihn zum stellvertretenden VP ernannt habe. Allerdings fühle ich mich mit ihm einfach nicht wohl. Ich habe immer das Gefühl, dass er etwas verheimlicht. Ich brauche Hilfe – deshalb bist du hier.“

Ich klopfte mit dem Bleistift auf den Tisch. Er brauchte mehr als nur Hilfe. Er brauchte einen Namen. Den Namen desjenigen, der ihn beklaute.

„Bear ist also der Hauptverdächtige? Was ist mit Krista?“ Mein Verstand sträubte sich gegen diese Frage, aber ich musste sie stellen. Wenn sie die Bücher auch nur angefasst hatte, könnte sie darin verwickelt sein. „Vielleicht stecken sie beide mit drin?“

„Auf keinen Fall.“ Tate schüttelte den Kopf. „Krista und Bear vertragen sich nicht. Vor etwa einem Jahr fing sie an, ihm aus dem Weg zu gehen. Ich fand, das ist ihre Sache, also habe ich nicht weiter nachgefragt. Die beiden sind auf keinen Fall Partner. Ich dachte für einen Moment, es könnten Krista und ihr Arschloch-Ex sein. Aber das passt nicht. Er ist ein echter Junkie, und sie hat bei ihren monatlichen Tests nie auch nur Gras geraucht.“

Ich hob eine Augenbraue. „Du testest sie monatlich?“

Tate nickte. „Aber sicher doch. Sie leitet meine Bar und hilft bei der Rechnungsstellung. Ich stelle verdammt sicher, dass sie dem Job gewachsen ist.“

Die Anspannung fiel von meinen Schultern ab. Ich sollte nicht so verflucht aufgeregt sein, dass ich sie als Verdächtige ausschließen konnte.

„Testest du Bear?“

Tate schüttelte den Kopf. „Ich teste nur meine Angestellten, keine Mitglieder. Das hätte alles verraten. Allerdings hat er in letzter Zeit ein paar Extras für sein Motorrad gekauft. Nichts, was man bemerken würde, wenn man nicht hinsehen würde. Aber ich schaue verdammt noch mal hin. In den letzten Wochen hat Bear gelogen, wenn es darum ging, wo er gewesen ist. Mitten am Tag, spät in der Nacht, spielt keine Rolle. Ich habe ihn einmal von einem der Prospects beschatten lassen. Er ist in einen Feinkostladen gegangen. Hat ein verdammtes Sandwich gekauft. Und es nicht gegessen. Dann erzählte er mir, er sei in einen Club gegangen.“

Zusätzliches Geld und Lügen über seine Aktivitäten machten ihn zu einem der Hauptverdächtigen auf meiner Liste. Das Problem war, dass meine Liste der Verdächtigen jetzt nur noch einen Namen enthielt: Bear. Meiner Erfahrung nach war das dann normalerweise die offensichtliche Antwort, aber ich konnte mich nicht darauf verlassen. Es stand verdammt viel auf dem Spiel, und ich musste sicherstellen, dass ich den richtigen Mann hatte.

„Scheint ziemlich klar zu sein.“ Ich rollte meinen Bleistift auf der flachen Oberfläche des Tisches. Er rollte nicht zurück. Völlig waagerecht. „Schneide einfach den Kopf der Schlange ab. Ihr müsst euch nicht der Horde anschließen, nur um einem Dieb das Handwerk zu legen.“ Ich wollte seine Gründe hören.

Tate seufzte. „Falls du es nicht bemerkt hast, ich bin keine zwanzig Jahre mehr alt. Verdammt, ich bin auch nicht mehr vierzig. Wir sind ein kleiner Club in einer sich verändernden Welt. Uns selbst geht es gut genug, aber das Land vereint sich, nicht wahr? Bisher hat es noch keine Rückschläge gegeben, aber ich möchte nicht, dass meine Jungs eines Tages den Laden dicht machen müssen, weil ich nicht rechtzeitig Bündnisse geschlossen habe.“

Es stimmte. Die MC-Welt veränderte sich. Die kleinen Clubs konnten nicht mehr gegen eine tausendköpfige Mitgliedschaft bestehen.

„Sind alle mit dem Patch-Over einverstanden?“, fragte ich. Das könnte genauso gut den Club zerstören.

Tate nickte. „Wir müssen den Verräter finden und ihn eliminieren. Wenn wir davon ausgehen, dass Bear der Schuldige ist, gewinnst du die Unterstützung aller, und wir können die Sache glatt über die Bühne bringen. Wenn wir den Abschaum nicht finden können, wird Bear die Gruppe spalten und der Patch-Over wird nicht stattfinden. Mein Club wird sterben.“

Er schenkte sich Kaffee ein. „So, du bist dran. Warum haben sie dich ausgewählt? Normalerweise sind es die Cluboffiziere, die diese Art von Geschäften aushandeln.“

Scheiße. Ich zuckte mit den Achseln. „Ich bin kein Offizier. Ich hatte gehofft, es zu werden, bevor ich alles vermasselt habe.“ Ich musste es ihm sagen, musste ihm meine Schande offenbaren. „Ich bin hier, weil es ein Test ist. Ich muss deinen Verräter finden und euch in den Club integrieren. Wenn ich das nicht schaffe, bin ich raus. Ziemlich einfache Sache, wirklich.“

Tate stützte sich mit beiden Ellbogen auf den Tisch. „Du musst es ganz schön vermasselt haben, wenn sie dich auf eine Art Test geschickt haben, bei dem du eventuell durchfallen kannst und damit ausgeschlossen wirst.“

„Ja, das habe ich. Ich habe der falschen Person vertraut und einige meiner Brüder sind im Gefängnis gelandet. Mich eingeschlossen.“ Ich trommelte mit den Fingern auf den Tisch. „Diesmal werde ich es also richtig machen. Wir werden herausfinden, wer die Clubgelder stiehlt, und euch Jungs integrieren, denn ich werde meinen Club definitiv nicht verlieren.“

* * *

Wir verbrachten den Tag damit, zu verschiedenen gebührenpflichtigen Parkplätzen zu fahren, während Tate mir ihr Geschäftsmodell erklärte. Es war schon später Nachmittag, als wir etwa zehn Minuten vom Clubhaus entfernt zum Tanken anhielten.

Tate und ich hielten auf beiden Seiten der Pumpe, als er etwas nach mir warf. „Das ist für dich.“

Ich sah mir das kleine Handy an. Es war ein handelsübliches Wegwerfklapphandy. Und es klingelte.

„Du hast sie gestern Abend hinten auf dein Motorrad gesetzt. Da hattest du keine Wahl, aber jetzt hast du eine.“ Tate zuckte mit den Achseln.

Ich rollte mit den Augen. „Ich bin nur vorübergehend hier. Spiel woanders den Kuppler, alter Mann.“

Das Handy hörte auf zu klingeln. Ich hob den Arm, um es zurückzuwerfen, als das verdammte Ding wieder zu läuten begann. Sie gab nicht auf.

Scheiß drauf. Ich ging ran. „Hallo?“

„Oh, ähm. Ich suche nach Tate. Habe ich die falsche Nummer?“

Im Hintergrund ertönte laute Musik. Fuck. Jetzt oder nie. Ich hatte sie hinter mir auf meinem Motorrad Platz nehmen lassen, und nun gehörte sie mir. All ihre Probleme, Bedürfnisse, Sorgen – sie alle waren meine Aufgabe, sie aus dem Weg zu räumen.

„Hier ist Colt. Was gibt's?“

Sie hielt inne. „Ich wollte fragen, ob ich heute Abend ein paar Stunden arbeiten kann. Ich habe Becky dabei, aber ich könnte das zusätzliche Geld gut gebrauchen. Ich muss es jetzt wissen, damit ich planen kann, welchen Bus ich nehmen muss.“

„Ja. Komm ins Clubhaus.“ Trotz des Cashflow-Problems würde es Tate unter dem Strich nicht schaden, wenn sie ein paar Überstunden machte. Außerdem wollte ich sie sehen. „Wo bist du jetzt?“

„In der Reparaturwerkstatt. Sie mussten das Glas bestellen, also wird das Auto erst in drei Tagen fertig sein.“

Ich stellte mir meine Schwester und ihr zehnjähriges Kind vor, wie sie im Bus festsaßen. Die Busse in Südkalifornien waren verdammt stickig und voller Bandenmitglieder. Die armen Schläger, die sich keine Autos leisten konnten, waren am gefährlichsten. Eine Frau und ein Kind allein waren leichte Ziele.

„Warte. Bleib dort. Ich komme und hole dich.“ Ich klappte das Telefon zu. Verflucht. Ich konnte die beiden nicht schon wieder hinten auf mein Motorrad packen, und meinen Pick-up hatte ich in Kalifornien gelassen.

Tate grinste mich an. Fuck.

„Ich muss mir ein Auto leihen.“

Kapitel 4

Krista

Der ganze Tag war ein Albtraum gewesen. Der Bus hatte Verspätung gehabt, so dass ich für ein Taxi hatte zahlen müssen, um Becky pünktlich zur Schule zu bringen. Die Autowerkstatt hatte so lange gebraucht, um alles zu bestellen, dass ich mittendrin wegmusste, um meine Tochter wieder abzuholen. Nach viermaligem Umsteigen und ein paar Kilometern Fußmarsch war ich erschöpft und Becky jammerte.

Colt tauchte in Tates altem Geländewagen in der Werkstatt auf. Der braune Pick-up stand schon so lange auf dem Parkplatz des Clubhauses herum, wie ich mich erinnern konnte. Die Sitze waren eingerissen, die Kupplung klemmte, und es roch vage nach Schimmel. Es war der Himmel.

„Danke fürs Mitnehmen.“ Ich stupste Becky an. Neben dem Verzicht auf Schimpfwörter hatten wir auch daran gearbeitet, höflich zu sein. Bitte, danke, gern geschehen.

„Danke fürs Mitnehmen“, wiederholte sie. „Nehmen Sie mich morgen auf Ihrem Motorrad zum Tanzunterricht mit, Mr. Colt? Bitte! Es ist um halb vier, und ich darf nicht zu spät kommen.“

So viel zum Thema Manieren. Ich seufzte. „Mr. Colt hat morgen etwas zu erledigen. Er kann nicht mit uns durch die ganze Stadt fahren. Du wirst einfach auf den Tanzunterricht verzichten müssen, bis das Auto repariert ist.“

Ich küsste ihren Scheitel, um den Schlag zu mildern. Becky liebte ihren Steppunterricht. Ballett war ihr zu langweilig gewesen, aber beim Steppen konnte sie mit ihren Füßen Geräusche machen. Sie war vollkommen begeistert.

Colt war die meiste Zeit der Fahrt über still gewesen. Das war in Ordnung für mich. Ich wusste immer noch nicht, was ich sagen sollte. Er gab sich alle Mühe, mir zu helfen, aber ich war nicht sein Problem. Er gehörte zu einem anderen Motorradclub, hing allerdings mit den Storm Kings herum, während die restlichen Männer auf einem Run waren. Das war alles sehr merkwürdig, und ich wollte mich da nicht einmischen.

Das Beste für mich wäre, mich aus der Clubpolitik herauszuhalten. Wenn ich mir Feinde machte, verprellte ich meine Kunden, und das war das Letzte, was ich brauchte.

„Aber ich will tanzen gehen.“ Becky schmollte und verschränkte die Arme.

„Ich kann sie morgen hinbringen. Wenn es dir recht ist?“

Colt hatte leise und bedächtig gesprochen. Er starrte geradeaus, während wir die Tore des Clubs erreichten. Ich konnte diesen Mann nicht einschätzen, und das störte mich.

„Bitte, Mami?“

„Wir werden sehen.“ Es gab nichts anderes, was ich sagen konnte. Ich hatte nicht vor, etwas zu versprechen. Er war zwar bei weitem besser als Robby, aber trotzdem würde er sein Versprechen an ein sechsjähriges Mädchen wahrscheinlich sofort vergessen, sobald er seine Harley angelassen hatte. Morgen würde er das tun, was Biker eben so taten, und Becky würde enttäuscht sein, dass sie den Tanzunterricht verpasst hatte. Wenn es in meiner Macht stünde, würde ich sie in Watte und Seide einwickeln, damit alle Sorgen des Lebens an ihr abprallen würden. Aber das war nicht möglich. Sie würde einfach wütend und traurig sein müssen, wenn er morgen nicht auftauchte.

Wir stiegen aus dem Pick-up und gingen ins Clubhaus. Ich musste etwas für Beckys Abendessen zubereiten und dann mit dem Putzen anfangen. Da die Jungs in den nächsten Tagen nicht da waren, musste ich so viel Geld wie möglich verdienen. Saubermachen, kochen, noch mehr saubermachen. Ich würde alles tun, was Tate dazu bringen würde, mir meinen Stundenlohn zu zahlen. Das würde zwar nicht die entgangenen Einnahmen aus Blowjobs und Sex ausgleichen, aber wenigstens war es etwas.

Außerdem musste ich ein bisschen sparen. Ich seufzte und rollte mit den Schultern. Es könnte schwierig werden, einen neuen Job anzufangen, und ein wenig zusätzliches Geld würde mir sehr helfen. Vor allem, da ich noch keine Arbeit gefunden hatte. Ich hatte ein paar Bewerbungen verschickt, als ich meinen Abschluss gemacht hatte, aber bisher hatte niemand angebissen. Ich musste meine Suche intensivieren.