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« Selbstbeherrschung ist nur eine andere Form des Mutes. Man kann sie fast als die Grundessenz des Charakters ansehen. Dank dieser Eigenschaft definiert Shakespeare den Menschen als ein Wesen, »das vor und hinter sich schaut.« Sie bildet den Hauptunterschied zwischen dem Menschen und dem Tier, und es gibt keine wahre Männlichkeit ohne sie. » S. Smiles
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Copyright
Der Charakter
Vorbemerkung
1.
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XII
jetzt erhältlich
Copyright © 2017 / FV Éditions
Bild : Pixabay.com
ISBN 979-10-299-0388-5
Alle Rechte Vorbehalten
von
Samuel Smiles
Der Engländer Smiles – geboren 1816, Arzt, Herausgeber der »Leeds Times«, Sekretär verschiedener Eisenbahngesellschaften, gestorben 1904 – war ein fruchtbarer und dabei erfolgreicher Schriftsteller. Seine Bücher über Selbsthilfe, Charakter, Pflicht, Sparsamkeit und ähnliche praktisch-ethische Themata haben in England eine ungeheure Verbreitung erlangt: von seiner »Selbsthilfe« wurden etwa 200 000 Exemplare, von dem Buch über den »Charakter« über 30 starke Auflagen abgesetzt. Auch die bisherigen deutschen Ausgaben seiner Hauptwerke haben mehrere Auflagen erlebt.
Ganz gewiß verdienen Smiles' Schriften diese Verbreitung. Sie sind nicht geistreich, wenn man darunter Darlegungen versteht, die mehr überraschen und blenden als überzeugen und erwärmen, aber sie bieten dafür eine gesunde Kost, die wohl geeignet ist, den Geist zu nähren und zu kräftigen. Smiles steht – ein Paradigma praktisch-erfolgreichen Engländertums – fest auf der Erde und lehrt die Aufgaben, die das irdische Leben den Menschen stellt, klar und fest betrachten, energisch und zielbewußt anpacken. Er ist nicht ohne Gemüt, aber ohne alle Sentimentalität. Er ist nicht original, bringt aber eine Fülle trefflicher Lebensweisheit aus tausend Büchern, die er gelesen hat, in originelle Verbindung. Nicht in trockenem, moralisierendem Ton, sondern in lebensvollen Beispielen, und gerade darin liegt der Hauptreiz und Hauptwert seiner Bücher. Exempla trahunt, Beispiele wecken die Nacheiferung.
Freilich tut hier Smiles für einen deutschen Leser des Guten manchmal zu viel, indem er, von Auflage zu Auflage vermehrt, in langen Reihen englische Vertreter aufmarschieren läßt, die für uns Deutsche jedes Interesses entbehren. Wir haben solche Partieen gestrichen und uns auch sonst nicht gescheut, zu kürzen, wo Smiles zu sehr ins Reden kam; wir glauben dadurch das Büchlein für den Geschmack der deutschen Leser annehmbarer und lesbarer gemacht zu haben. Der eigentliche Gehalt an wertvoller Lebensweisheit, um dessen willen wir das Büchlein in Kröners Taschenausgabe aufgenommen haben, tritt dabei um so klarer zutage. Auch die Literaturangaben sind weggelassen worden; sie schienen uns ein unnützer Ballast bei einem Buch, das nicht der Wissenschaft dienen, sondern unmittelbar aufs Leben wirken soll.
Fördernde Mitarbeit an diesem Bändchen danke ich meinem Neffen Erich Schmidt.
Jena, im Januar 1910.
Dr. Heinrich Schmidt.
Charakter ist die moralische Ordnung, gesehen durch das Medium einer individuellen Natur. Charakterstarke Menschen sind das Gewissen der Gesellschaft, der sie angehören.
Emerson.
Der Charakter ist einer der bedeutendsten Bewegkräfte der Welt. In seinen edelsten Verkörperungen stellt er die menschliche Natur in ihren höchsten Formen dar.
Menschen von echter Größe in jeder Lebenslage, Menschen von hohem Fleiß, hoher Lauterkeit, hohen Prinzipien, hohem Ernst in der Verfolgung ihrer Ziele, fordern die spontane Huldigung der Menschheit heraus. Es ist ganz natürlich, daß man solchen Menschen glaubt, ihnen vertraut, ihnen nachlebt. Alles Gute in der Welt beruht auf ihnen, und ohne ihre Gegenwart würde die Welt nicht wert sein, daß man in ihr lebt.
Das Genie ruft immer Bewunderung hervor, aber der Charakter vor allem sichert die Hochachtung. Jenes ist mehr ein Erzeugnis des Gehirns, dieser des Herzens. Und am Ende ist es doch immer das Herz, welches dem Leben die Regeln vorschreibt. Geniale Menschen stehen mit der menschlichen Gesellschaft durch ihren Intellekt in Beziehung, charaktervolle Menschen durch ihr Gewissen; und während man jene bewundert, folgt man diesen nach.
Große Menschen sind immer Ausnahme-Menschen. Aber Größe selbst ist ein relativer Begriff. Der Spielraum des Lebens der meisten Menschen ist in der Tat so beschränkt, daß nur sehr wenige Gelegenheit haben, groß zu sein. Jeder aber ist imstande, seine Arbeit redlich und ehrenvoll zu erledigen und nach besten Kräften. Er kann seine Gaben gebrauchen, ohne Mißbrauch mit ihnen zu treiben. Er kann sein Leben auf die beste Art verwenden. Er kann wahr sein, gerecht, ehrenhaft, treu auch in den kleinsten Dingen. Mit einem Wort, er kann seine Pflicht tun an jedem Platz, auf den ihn die Vorsehung gestellt hat.
Mag dies wie ein Gemeinplatz aussehen: solch eine Pflichterfüllung ist das höchste Ideal des Lebens und Charakters. Darin mag nichts Heroisches liegen; aber das gewöhnliche Los der Menschen ist eben nicht heroisch. Und wie das beständige Pflichtgefühl den Menschen in seinen höchsten Bestrebungen aufrecht erhält, so stützt es ihn auch in den Arbeiten des Tages. »Das menschliche Leben verläuft in der Sphäre gewöhnlicher Pflichten.« Die folgenreichsten aller Tugenden sind die, welche am meisten im täglichen Leben geübt werden müssen. Sie bewähren sich am besten und halten am längsten vor. Überfeine Tugenden, welche über den Durchschnitt der Menschen hinausgehen, sind nur Quellen der Versuchung und Gefahr. Burke hat richtig bemerkt, daß »das menschliche System, welches auf dem Fundamente heroischer Tugenden ruht, gewöhnlich einen Oberbau von Schwäche und Leichtsinn besitzt«.
Als Dr. Abbot, der spätere Erzbischof von Canterbury, den Charakter seines verstorbenen Freundes Thomas Sackville zeichnete, verweilte er nicht bei seinen Verdiensten als Staatsmann oder bei seinem poetischen Genius, sondern bei seinen Tugenden gegenüber den gewöhnlichen Pflichten des Lebens. »Wie viele seltene Vorzüge besaß er!« sagte er. »Wer war liebreicher gegen sein Weib, gütiger gegen seine Kinder, hilfsbereiter seinen Freunden, nachsichtiger seinen Feinden gegenüber, treuer einem gegebenen Wort?« Wir können in der Tat den wahren Charakter eines Menschen besser verstehen und schätzen nach der Art und Weise, wie er sich denen gegenüber benimmt, die ihm am nächsten stehen, besser nach seiner Ausführung der anscheinend geringfügigen Kleinigkeiten des täglichen Lebens, als nach seinem öffentlichen Hervortreten als Autor, Redner oder Staatsmann.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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