Der Drache in meinem Briefkasten - Anita Glunz - E-Book

Der Drache in meinem Briefkasten E-Book

Anita Glunz

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Beschreibung

Ein Umzug nach Valencia - das ist für den fünfjährigen Tristan gar nicht so schlimm. Sonne, Strand und Meer, wenn da nur nicht der Neuanfang in einem fremden Kindergarten wäre, der ihm Sorgen bereitet. Doch viel Zeit zum Nachdenken bleibt Tristan in seiner neuen Heimat nicht, denn nachts bekommt er unerwarteten Besuch. Von einem Drachen, der tagsüber im Briefkasten seines neuen Zuhauses wohnt und der ihn in aufregende Abenteuer mit wundersamen Wesen verwickelt, die die beiden zu Freunden werden lassen und an deren Ende sich für beide einiges verändert hat.

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Seitenzahl: 142

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Anita Glunz

Der Drache

in meinem Briefkasten

Der Neuanfang

Als Buch erhältlich in deutscher und spanischer Sprache mit Illustrationen von Franziska Widmaier

Deutsche Version: ISBN 9783758491467

Spanische Version: ISBN 9798325565533

Impressum

Texte: © 2024 Copyright by Anita Glunz

Bilder: © 2024 Copyright by Franziska Widmaier

Cover: © 2024 Copyright by Franziska Widmaier & Anita

Glunz

Verantwortlich

für den Inhalt: Anita Glunz

c/Sirena 33

46012 Valencia

[email protected]

Meinem talentierten und fantasievollen Sohn,

der mich täglich inspiriert und so viel lehrt.

Zur Erinnerung an unseren Neuanfang.

Inhaltsverzeichnis:

Wir werden auswandern

Der Umzug

Das neue Zuhause

Der valencianische Drache

Fragen über Fragen

Der Drache aus dem Briefkasten

Das Meer und der Strand

Der Seestern und das Seepferdchen

Ein Tag mit Mama

Der Sandflüsterer

Das Wutlicht

Ein Tag im Zoo

Der Abschied

Der Neuanfang

Wir werden auswandern

Tristan, der gerade dabei war, den höchsten Legoturm zu bauen, den die Menschheit je gesehen hatte, hörte auf einem Ohr, wie seine Mama mit jemandem telefonierte. Dabei ließ sie folgenden Satz fallen: „Wir werden also auswandern!“ Obwohl er sich ganz auf die optimale Bauweise seines immens hohen Turmes konzentrierte, spürte Tristan, dass dieser Satz sein Leben verändern würde.

„Auswandern!“ – Tristan dachte angestrengt über die genaue Bedeutung dieses Wortes nach. Zuerst kam er zu dem schlüssigen Ergebnis, dass er möglicherweise mit seinen Eltern einen Familienausflug machen könnte, bei dem sie irgendwo wandern würden.

Gerade wollte er den letzten Stein auf den Turm setzen, der inzwischen so hoch war, dass er auf das Bett steigen musste, um die Spitze zu erreichen, als er plötzlich innehielt. Ein leiser Zweifel kam in ihm auf, ob dieses ‚Auswandern‘ nicht doch eine größere Sache sein musste als ein normaler Familienausflug.

Er versuchte seine Gedanken zu ordnen. Bedeutete ‚auswandern‘ so etwas wie ‚aus einem Haus auszuziehen‘ oder ‚ein Glas Wasser auszutrinken‘ oder ‚den Fernseher auszuschalten‘? Er konnte sich keinen Reim darauf machen.

Ratlos betrachtete er seine Konstruktion aus Legosteinen, die doch einen recht stabilen Eindruck machte. Voller Stolz wollte er sein Bauwerk schnellstmöglich Mama präsentieren und dabei zeitgleich seine Fragen zum Thema ‚Auswandern‘ klären, als diese auch schon ihren Kopf ins Kinderzimmer streckte, um nach ihrem fünfjährigen Sprössling zu sehen.

Mit einem bewundernden Tonfall sagte sie: „Da hast du dich aber selbst übertroffen, Tristan. Der Turm überragt dich ein ganzes Stück. Es war sicher schwer, ihn aufzubauen, ohne dass er das Gleichgewicht verliert und umfällt.“ Tristan nickte und freute sich über das Lob seiner Mutter, denn um einen so hohen Turm zu bauen, bedurfte es schon einiger Übung.

„Das Mittagessen ist fertig. Kommst du bitte ins Esszimmer? Papa hat dein Lieblingsessen gemacht – Paella Valenciana“, fügte Mama noch hinzu und unterbrach damit seine Gedanken.

Tristan entfuhr ein leises Stöhnen. Eigentlich hatte er keine Zeit zum Essen, denn in seinem Kopf hatte er sich ausgemalt, dass zu dem Turm noch ein Parkhaus gehören sollte. Dieses wollte er ebenfalls mit Legosteinen aufbauen. Also knurrte er etwas unwirsch, worauf seine Mama mit einem eindringlichen Blick und folgendem Vorschlag reagierte: „Lass uns jetzt gemeinsam essen. Danach habe ich Zeit und wir können hier zusammen weiterspielen. Merk dir gut, wo du gerade stehengeblieben bist, und dann erzählst du mir beim Essen, was wir danach vorhaben. Einverstanden?“ Das klang gut in Tristans Ohren, denn niemand spielte so engagiert und hatte so viele Ideen wie seine Mama. Aber jetzt gab es nun mal sein Leibgericht, das wiederum niemand besser zubereiten konnte als sein Papa.

Der stammte ursprünglich aus Madrid. Aber nachdem er vor zehn Jahren Tristans Mama geheiratet hatte, war er zu ihr nach Deutschland gezogen. Er kannte seinen Sohn und dessen Vorliebe für die spanische Küche und Lebensart nur zu gut. Und er konnte diese Leidenschaft mit ihm teilen, denn auch er sehnte sich hin und wieder nach seiner Heimat, nach der Herzlichkeit der Spanier und der fröhlichen Lebensart bei doch recht häufigem Sonnenschein.

Nachdem sie sich alle an den Tisch gesetzt hatten und Tristan ganz konzentriert auf den Teller mit dem gelben Safranreis vor sich blickte, holte seine Mutter noch einmal aus: „Tristan, wir müssen dir etwas sagen. Dein Papa hat eine großartige Stelle an der Universität in Valencia bekommen und deshalb werden wir nach Spanien auswandern!“

„Schon wieder dieses Wort“, dachte Tristan. Aber diesmal wollte er es genau wissen und fragte kurz und bündig nach: „Was heißt auswandern?“

Doch seine Mama war noch nicht fertig mit ihren Ausführungen und fuhr voller Emotionen und auch ein wenig aufgeregt mit schwärmerischer Stimme fort: „Das wird toll, Tristan! Dann wohnen wir direkt am Meer und müssen nicht mehr zu Oma fliegen, sondern können sie mit dem Auto besuchen, so oft wir wollen. Und ich gehe erst mal nicht mehr arbeiten, sondern bleibe zu Hause und bin für dich da.“

Tristan merkte sofort, dass dieses ‚Auswandern‘ seine Mama sehr glücklich zu stimmen schien, und ihre Freude steckte ihn an. Fröhlich lenkte er seine Aufmerksamkeit mit einem fragenden Blick auf seinen Vater, danach auf seine Mutter und dann wieder auf seinen Vater. Letzterer schien zu verstehen, was in seinem Kopf vorging. Also ergriff er schnell das Wort: „Mama will dir sagen, dass wir mit all unseren Sachen nach Spanien fahren und diesmal nicht nur für ein paar Tage, um dort Urlaub zu machen und unsere Familie zu besuchen, sondern weil wir dort richtig leben werden. Du, Mama und ich. Wir ziehen in Omas Strandwohnung in der Nähe von Valencia. Wie findest du das?“

„Gut!“, rutschte Tristan die Antwort spontan heraus. Er fand es wirklich gut, denn er war gerne in Spanien. Schließlich lebten dort seine Großeltern, sein Onkel und mehrere Cousins in seinem Alter. Sie alle stammten wie sein Vater aus Madrid, verbrachten die Sommermonate aber stets am Mittelmeer in der Nähe von Valencia. Im Sommerurlaub schlossen sich Tristan und seine Eltern regelmäßig der Familie an und wohnten ebenfalls in Omas Ferienwohnung, die nur ein paar Meter vom Strand entfernt lag. Tristan liebte die Ferien am Meer. Er konnte stundenlang im Sand buddeln. Denn der war wunderbar fein und lud geradezu zum Bauen von riesigen Sandburgen ein. Warum also nicht?

Seine Mutter schaute ihn freudestrahlend an und fuhr in ihrem Redeschwall fort: „Und du wirst dort in den Kindergarten gehen – das wird dir sicher gefallen! Spanier lieben Kinder und sind unglaublich nett zu ihnen. Du wirst dich so wohlfühlen!“

In diesem Moment ging Tristan ein Licht auf und eine Frage schoss ihm durch den Kopf, die auch sofort aus ihm herausplatzte: „Und was ist mit meinen Freunden und meiner Familie in Deutschland?“ Jetzt machte sich doch eine gewisse Unsicherheit in ihm breit, denn er hatte Großeltern, Verwandte und auch einige Freunde hier: Joshua, Thilda, Johannes, Mattis und Daniel, um nur seine besten Freunde zu nennen.

„Die besuchen wir in den Ferien! So wie wir bisher regelmäßig Oma in Spanien gesehen haben, statten wir dann auch unserer Familie hier und deinen deutschen Freunden Besuche ab“, versuchte Mama ihn zu beruhigen. Und es funktionierte. Tristan war es von Geburt an gewohnt, immer mal wieder in Spanien und dann wieder in Deutschland zu sein. Daher wusste er auch, dass dies kein Problem darstellen würde. Doch noch im selben Moment überkam ihn eine viel größere Sorge, die ihm ein flaues Gefühl in der Magengegend verursachte.

„Und was ist mit meinen Spielsachen? Die müssen alle mitkommen! Wirklich alle: meine Küche, mein Bobby Car, meine Autos, meine Kuscheltiere, mein Playmobil, mein Lego, meine Baustellenfahrzeuge, meine Polizeistation, meine Murmelbahn, meine Bücher und natürlich mein Bibi-Löwe. Ja, Mama? Ja, Papa?“, zählte Tristan eins ums andere auf und überlegte, ob er auch nichts vergessen hatte.

Besonders wichtig war ihm sein Bibi-Löwe, der eine ganz bedeutende Aufgabe hatte. Seine Mama hatte den kleinen Löwen zu seinem vierten Geburtstag für ihn gehäkelt. Das war der Zeitpunkt, als er zusammen mit ihr beschlossen hatte, das Stillen, das er Bibi nannte, zu beenden. Mama hatte ihm versprochen, dass sie ihre ganze Liebe und den Trost, den ihm das Stillen bis dahin gegeben hatte, in den Löwen hineinhäkeln würde. Von diesem Moment an war das kleine Kuscheltier immer an seiner Seite. Tristan schlief jeden Abend mit dem kleinen Häkellöwen in der Hand ein und drückte ihn immer dann ganz fest an sich, wenn es ihm zum Weinen zumute war. Jetzt blickte er seine Eltern fordernd an und konnte ihre Antwort kaum erwarten.

„Natürlich!“, kam es wie aus einem Mund der beiden. Erleichtert atmete er auf. Damit war das schon einmal geklärt und er hatte auch verstanden, was das Wort ‚auswandern‘ bedeutete. Sie würden aus ihrer jetzigen Wohnung in Deutschland ausziehen, nach Spanien, genauer gesagt nach Valencia, ‚auswandern‘ und dort in die Sommerwohnung seiner Oma einziehen. Tristans Eltern schienen erleichtert, dass er die Neuigkeit so gut aufgenommen hatte, und wagten es, ihm noch eine weitere Botschaft zu überbringen.

„In deinem neuen Kindergarten wirst du auch eine neue Sprache lernen, sie heißt valencianisch. Und da du, kleiner Junge, alles ganz schnell lernst, wirst du dann schon bald für uns beide beim Bäcker oder im Restaurant bestellen können“, fügte sein Papa noch hinzu.

Ein schelmisches Grinsen breitete sich auf Tristans Gesicht aus. Er fand die Vorstellung, dass er bald eine Sprache sprechen würde, die seine Eltern noch nicht beherrschten, wahnsinnig lustig. In Gedanken malte er sich bereits aus, wie er ihnen beim Einkaufen oder im Restaurant helfen würde, wie er alles verstehen würde, was die Leute dort zu ihnen sagten, und wie er – wenn nötig – für Mama und Papa übersetzen würde. Das bereitete ihm eine unheimliche Vorfreude, denn er übersetzte auch jetzt schon oft und gerne zwischen seinen beiden Muttersprachen Deutsch und Spanisch hin und her. Für ihn war es ein heiteres Spiel, dass er seinem Vater die Dinge auf Deutsch und seiner Mutter auf Spanisch nannte.

„‚Turm‘ heißt ‚torre‘, ‚jugar‘ heißt ‚spielen‘ und ‚auswandern‘ heißt ‚mudarse a Valencia‘“, dachte er fröhlich, als sie das gemeinsame Mittagessen beendeten.

Der Umzug

Die nächsten Wochen und Monate bis zu ihrem Umzug waren für Tristan und seine Eltern anstrengend und nervenzehrend. Tristans Eltern waren mehrfach verzweifelt mit der Organisation des Umzugs beschäftigt, versuchten zeitgleich ihre Jobs auf die Reihe zu bekommen und den Alltag am Laufen zu halten. Was sie am meisten beschäftigte, war die Frage, was sie alles in den Umzugswagen und danach in die neue Wohnung, die kleiner als ihre jetzige war, hineinbekommen würden. Deshalb waren sie am Planen, Ausmisten, Aufräumen, Entsorgen, Einpacken, wieder Auspacken, Umpacken, Verschenken und Verabschieden – und für Tristan blieb bei all dem Trubel natürlich nicht sehr viel Zeit übrig. Das ärgerte ihn immer wieder, denn seine Eltern mussten auch noch arbeiten und im Kindergarten blieb er nicht sehr lange, weil er sich dort noch nicht so richtig eingelebt hatte.

Er war noch nicht lange im Kindergarten und obwohl er schnell Freunde gefunden hatte, fühlte er sich nie richtig wohl dort. Das lag vor allem an seiner Erzieherin, die man getrost als „einen alten Drachen“ bezeichnen konnte. Vor allem der Moment des Mittagessens belastete ihn sehr, da er meistens ohnehin keine Lust zum Essen hatte und vor allem das Gefühl, nicht so lange still sitzen zu können. Um dieser unangenehmen Situation zu entgehen, vereinbarte er mit seinen Eltern, dass sie ihn um zwölf Uhr abholen sollten, gerade rechtzeitig vor der Mahlzeit im Kindergarten. Und weil seine Eltern das verstanden und spürten, dass der Umgangston seiner Erzieherin nicht der freundlichste war, beeilten sie sich jeden Tag und standen abwechselnd pünktlich um zwölf Uhr vor der Eingangstür des Kindergartens.

Doch gerade in der heißen Phase der Umzugsvorbereitungen kamen sie hin und wieder ein paar Minuten zu spät, was in Tristan eine regelrechte Panik auslöste, dass sie ihn vergessen haben könnten und er nun doch zum Essen dortbleiben müsse. Diese Angst prägte sich ein. Und sie überforderte ihn, was schließlich dazu führte, dass seine Eltern ihn immer öfter weinend und wie ein Häufchen Elend auf der Bank vor dem Kindergarten sitzend vorfanden.

Alles in allem war die Zeit seit der Ankündigung ihrer Abreise sicher nicht die beste, aber die drei Monate bis zu den Sommerferien vergingen dann doch schneller als gedacht.

Am Abend nach seiner Verabschiedung im Kindergarten kroch Tristan zu seinen Eltern ins Bett, kniff seinen Bibi-Löwen fest in seiner Hand und murmelte vor sich hin: „Bibi-Löwe, heute war mein letzter Tag hier bei meinen Freunden im Kindergarten. Sie haben mir ein wunderschönes Abschiedsgeschenk gemacht. Ob ich sie wohl vermissen werde? Und werden sie mich vermissen? Ein bisschen aufgeregt bin ich nun doch! Wie es wohl in Valencia sein wird? Ob ich dort wieder so gute Freunde finde? Hoffentlich muss ich in meinem neuen Kindergarten nicht zum Essen bleiben. Das schaffe ich bestimmt nicht. Was ist, wenn die Erzieherin dort auch will, dass ich still und leise esse? Ob sie genauso streng ist? Und ob unser Umzugswagen nichts verliert und wir alle unsere Sachen in Omas Wohnung hineinbekommen werden? Dich lasse ich jedenfalls nicht aus den Augen und nehme dich im Auto mit. Alles wird gut – das sagt Mama jedenfalls.“

Und mit all diesen Fragen auf den Lippen und den verwirrenden Gedanken im Kopf schlief Tristan festgekuschelt an seine Mama ein. Sie schien zu spüren, was in ihrem Sohn vorging, und legte sanft ihren Arm um ihn.

Ein paar Tage später, nachdem sie sich noch einmal ausgiebig bei allen verabschiedet hatten, war es dann so weit. Die Umzugshelfer aus Spanien standen vor der Tür. Während Tristan den Tag zusammen mit seiner Mama auf einem Abenteuerspielplatz verbrachte, gelang es den Möbelpackern und seinem Vater tatsächlich, alles im Umzugswagen zu verstauen. Die zwei staunten nicht schlecht, als sie nachmittags zurück in die Wohnung kamen und diese in der Tat völlig leergeräumt vorfanden. Das war ganze Arbeit! Jetzt gab es kein Zurück mehr, denn der Umzugswagen fuhr los und mit ihm ihr ganzes Hab und Gut. In diesem Moment hatten Mama, Papa und auch Tristan einen kleinen Kloß im Hals sitzen. Würde alles gutgehen? Würden sie sich in ihrem neuen Leben wohlfühlen?

Doch in die Ungewissheit und Aufregung über den neuen Lebensabschnitt, der vor ihnen lag, mischte sich auch das Gefühl der Vorfreude auf Papas Heimat und all die liebgewonnenen Menschen und Traditionen, die sie alle drei mit Spanien verbanden.

Die letzte Nacht in Deutschland verbrachten Tristan und seine Eltern auf einer Luftmatratze in ihrer alten Wohnung. Nachdem sie am nächsten Morgen den Schlüssel dem Wohnungsbesitzer übergeben hatten, glaubte Tristan, eine kleine Träne in Mamas Augen gesehen zu haben. Sie wischte sich allerdings schnell über das Gesicht und lächelte ihn an.

In Windeseile saßen die drei gut gelaunt in ihrem vollgepackten Auto, als plötzlich eine Warnlampe im Armaturenbrett aufleuchtete.

Tristan rutschte das Herz in die Hose. Was, wenn das Auto jetzt den Geist aufgeben sollte? Wie würden sie dann nach Valencia kommen? Konnte in letzter Minute noch alles schiefgehen? Aufgeregt rutschte er auf seinem Kindersitz hin und her, klammerte sich an seinen Bibi-Löwen in der Hand und kämpfte damit, seine Tränen zu unterdrücken.

Nervös fluchend und etwas aufgewühlt steuerte Papa ihre Autowerkstatt an, in der sie das Auto zwei Tage zuvor noch hatten durchchecken lassen. Ungeduldig warteten die drei vor ihrem Wagen, als der Mechaniker einen Blick hineinwarf. Sein Gesicht war unter der Motorhaube verschwunden.

Doch als es wieder zum Vorschein kam, hatte er ein Lächeln auf den Lippen, was sofort zur Entspannung aller beitrug.

Offensichtlich hatte sich ein Kabel leicht gelöst, das aber mit einem Handgriff wieder befestigt werden konnte.

Erleichtert blickten sich Tristans Eltern an und Tristan seufzte: „Danke, lieber Gott! Und danke, Opel Combo, dass du uns nicht im Stich lässt!“

Jetzt konnte das Abenteuer also endlich losgehen! In Nullkommanichts saßen die drei wieder in ihrem Auto und fuhren Richtung Süden hinter ihrem Umzugswagen drein, immer der spanischen Sonne entgegen – und die blendete Tristan während der Autofahrt ganz schön oft.

Das neue Zuhause

Nach mehreren Zwischenstopps und zwei Übernachtungen auf halber Strecke kamen die drei Auswanderer bei strahlendem Sonnenschein in Valencia an. Sie wurden am Eingangstor bereits erwartet – zum einen von Tristans freudestrahlender Oma und ihrem Mann. Und zum anderen von den Fahrern des Möbelwagens, die ebenfalls den Weg zu ihrer neuen Wohnung gefunden hatten.

„Da seid ihr ja! Willkommen in eurem neuen Zuhause!“, empfing Tristans Oma sie herzlich.