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Für einen blühenden Garten – das ganze Jahr! Ein prachtvoller Garten erfordert nicht nur Liebe und viel Arbeit – sondern auch einiges an Planung. Das gilt besonders, wenn auch das traditionelle Wissen um den Mond und seine Phasen, Bauernregeln und andere althergebrachte Erkenntnisse beim Gärtnern berücksichtigt werden sollen. Christina Zacker hilft Ihnen, alle wichtigen Tipps und Ratschläge immer zur richtigen Zeit zur Hand zu haben! Die einzigartige Sammlung von Wissen und Tradition rund um den Garten! Jetzt in zwölf Einzelbänden exklusiv bei dotbooks Jetzt als eBook: „Der ewige Gartenkalender - Band 4: April“ von Christina Zacker. dotbooks – der eBook-Verlag.
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Seitenzahl: 167
Über dieses Buch:
Ein prachtvoller Garten erfordert nicht nur Liebe und viel Arbeit – sondern auch einiges an Planung. Das gilt besonders, wenn auch das traditionelle Wissen um den Mond und seine Phasen, Bauernregeln und andere althergebrachte Erkenntnisse beim Gärtnern berücksichtigt werden sollen. Christina Zacker hilft Ihnen, alle wichtigen Tipps und Ratschläge immer zur richtigen Zeit zur Hand zu haben!
Die einzigartige Sammlung von Wissen und Tradition rund um den Garten! Jetzt in zwölf Einzelbänden exklusiv bei dotbooks
Über die Autorin:
Christina Zacker ist Journalistin und Buchautorin. Über 15 Jahre war sie als Redakteurin im Ratgeberteil verschiedener Zeitschriften tätig, zuletzt als Ressortleiterin und Textchefin einer Frauenillustrierten. Christina Zacker lebt in Portugal.
Von Christina Zacker erscheinen bei dotbooks außerdem Die Flirtschule und Das Mondlexikon sowie die Reihe Feste und Bräuche im Jahreslauf.
Die Website der Autorin: www.wortwerke.de
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Originalausgabe März 2014
Copyright © 2014 dotbooks GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Titelbildgestaltung: Nicola Bernhart Feines Grafikdesign, München
Titelbildabbildung: © Kudryashka – Fotolia.com
ISBN 978-3-95520-563-8
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Christina Zacker
Der ewige Gartenkalender
April
dotbooks.
Für Arbeit und Leben der Bauern ist das Wetter bestimmend. Von Regen und Sonne, von Kälte und Wärme zur rechten Zeit hängt es ab, ob man reiche Ernte halten kann oder aber darben muss. Selbst wenn in unseren Regionen niemand mehr hungern muss, merken wir es am Geldbeutel und an der Haushaltskasse, ob ein Bauernjahr gut oder schlecht verlaufen ist: Gemüse und Obst sind in kargen Jahren nämlich teuer, in guten Jahren dagegen preiswert zu haben. Das gilt auch in unseren Zeiten des europa-, ja weltweiten Handels. Wir zahlen mehr für Kaffee, wenn die Ernte in Südamerika schlecht ausfällt, unser Gemüse wird teurer, wenn in Spanien Dürre oder zu viel Regen herrscht und deshalb die Erträge mäßig sind.
Spätestens seit Menschen Ackerbau und Viehzucht betreiben, beobachten sie den Ablauf von Sonne und Regen, von Tag und Nacht, von Winter und Sommer. Von Anfang an spielte das Wetter in der Geschichte der Menschheit eine große Rolle. Es war und ist bestimmend für den Erfolg der Ernte – und damit fürs menschliche Überleben. So muss nicht verwundern, dass Niederschriften über das Wetter zu den ältesten Aufzeichnungen überhaupt gehören. Mauritius Knauer (1613-1664) gilt als der Mann, der das traditionelle und seit vielen Jahrtausenden bestehende bäuerliche Wissen zu einem praktischen und hilfreichen Kalender zusammenfasste. Ab dem Jahre 1652 arbeitete er an dem, was später als hundertjähriger Kalender bekannt und berühmt wurde. Gerade heute, in einer Zeit, in der wir uns mehr und mehr „zurück auf die Natur“ besinnen und uns abwenden von allzu großem Glauben an technischen Fortschritt und unvermindertem Vertrauen auf Technologie und Technik, kommen die Aufzeichnungen des Abtes Knauer wieder mehr zum Tragen. Der Abt nannte sein Werk Immerwährender praktischer Wirtschaftskalender und es wurde berühmt – weit über die Grenzen der Region Franken hinaus, für die Knauer seine Aufzeichnungen ursprünglich gemacht hatte. Kein Wunder, dass deshalb so manche Regel aus seinem Hundertjährigen nicht zu stimmen scheint: Schließlich hatte man zu damaliger Zeit nicht die Mittel und Möglichkeiten, die heute selbst einer kleinen meteorologischen Wetterstation zur Verfügung stehen. Und: Man weiß heute außerdem, dass sich Wetter und Jahreszeiten nicht nach dem Kalender richten.
Dennoch geben selbst Meteorologen mittlerweile zu: Vieles vom altüberlieferten Wissen unserer Ahnen ist durchaus kein Humbug. Jeder Laie kann erkennen: Bestimmte Zyklen wiederholen sich immer wieder. Selbst wenn es beispielsweise im Jahr 2003 einen „Jahrhundertsommer“ mit vielen Wochen Sonnenschein und fast tropischen Temperaturen selbst in unseren eher kühlen Breiten gab, und sich kaum jemand an eine solche Hitzeperiode erinnern konnte: Wetteraufzeichnungen zeigen, dass solche Wärme- und natürlich auch Kälteperioden über viele Jahrzehnte hinweg in regelmäßigen Zyklen wiederkehren.
Alte Bauernregeln scheinen uns oft reiner Aberglaube zu sein. Man lacht über solche Sätze wie Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich’s Wetter – oder es bleibt, wie’s ist. Sicher ist gerade dieser Spruch nicht viel wert. Doch es gibt zahllose andere überlieferte Weisheiten, die nicht nur einen wahren Kern in sich tragen, sondern die wissenschaftlich überprüft wurden und deren Wahrheitsgehalt sich bestätigt hat. Jeder Hobbygärtner kann das bestätigen, und es gibt mittlerweile sogar viele Großbetriebe auf dem Land, die sich an den alten Bauernweisheiten orientieren. Selbst wenn es wissenschaftlich gesehen Unsinn und Humbug zu sein scheint: Die Erfolge sprechen für sich selbst.
In diesem Buch finden Sie viele Tipps für ein erfolgreiches Gartenjahr nach den bäuerlichen Überlieferungen. Im ersten Teil erfahren Sie allerhand über Abt Mauritius Knauer und sein gesammeltes Wissen. Darauf basiert dann der zweite Teil, in dem ich dann auf jeden Monat des Gartenjahres eingehe. Abt Knauer hielt sich an einen alle sieben Jahre wiederkehrenden Zyklus – so entstand sein „immerwährender“ Kalender, und dies ist auch das Prinzip dieses Buches.
Hier eine kurze Übersicht über die einzelnen Kapitel. Sie lesen
in Kapitel 1:
wie die ersten Kalender entstanden,
über das Mond- und Sonnenjahr,
über die Kalenderreform Gregor XIII
in Kapitel 2:
wie es zu den Aufzeichnungen von Abt Mauritius Knauer kam,
über das Leben des Abtes,
über die sieben Planetenjahre,
über ihre Wirkung auf das Leben von Mensch, Tier und Pflanze,
über die Benennung der einzelnen Wochentage,
die drei „modernen“ Planeten,
über die magische Zahl Sieben
in Kapitel 3:
über moderne Wetterbeobachtung und die alten Regeln,
über die phänologischen Jahreszeiten,
über Regeln nach der Beobachtung des Himmels und
welche Rolle Wind, Wolken, Nebel, Farben, Abend- und Morgenrot, Regenbogen, Gewitter, Föhn dabei spiele
welche Tiere Wetterpropheten sind
in Kapitel 4:
was „verworfene“ und Lostage sind,
was Losnächte bedeuten,
welche heidnischen Sitten wir heute noch kennen,
welchem Aberglauben und welch wunderlichem Brauchtum man früher anhing,
warum es für Holzschlag bestimmte Regeln gibt
in Kapitel 5:
über die besondere Wirkung des Mondes,
die vier Mondphasen, Voll- und Neumond,
über die Jahresherrscher,
welche besondere Wirkung Sonnen- und Mondfinsternisse haben,
über die Erscheinung von Kometen,
Stunden- und Wochenregenten,
über den Neumond im Zeichen der Planeten,
wie Sie nach den Quartalen des Mondes arbeiten,
die Wirkung von Blatt-, Wurzel-, Blüten- und Fruchttagen
In Kapitel 6 finden Sie für den Monat April Informationen darüber,
wo der Monatsname herkommt,
einiges über den Volksglauben,
ein ausführliches Kalendarium an, in dem Los- und Schwendtage sowie Los- und Raunächte aufgeführt sind,
die Wetterregeln der einzelnen Monate,
eine Tabelle „Was im Garten zu tun ist“ – welche Arbeiten also im Zier-, Obst- und Gemüsegarten und natürlich auf dem Balkon anfällt,
jeweils einen Extrateil für das Gartenjahr
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Schmökern in diesem Buch und – wenn Sie die Ratschläge befolgen – natürlich viel Erfolg beim Gärtnern!
Christina Zacker
Monchique/Portugal
im Frühjar 2013
In den überlieferten Mythen fast aller Völker findet sich die natürliche Ordnung des Weltalls wieder: Auf- und Untergang der Sonne und vor allem des Monds wurden beobachtet und man versuchte ihre Zyklen zu deuten. Das war im Grunde der Ursprung unseres heutigen Kalenders. Viele der alten Legenden erzählen, dass auf dem Mond Götter wohnten. Man hielt den Mond selbst sogar für eine Gottheit, und das heißt in den meisten Fällen: für eine Göttin. Der Mond – im Deutschen also maskulin – ist nämlich in vielen Sprachen weiblich – also eine Mondin.
Ein Kalender ist im Grunde nichts anderes als ein Maß für die Zeit. Die ersten Kalender entstanden durch die genaue Beobachtung des Himmels, und sie waren – selbst wenn uns das heute kaum fassbar erscheint – schon ziemlich exakte Zeitmesser. In den alten Kulturen Babylons und Ägyptens, aber auch in China und Südamerika hatte man den Lauf von Sonne und Mond, von Planeten und Sternen so genau beobachtet, dass nur wenige Tage zu unseren modernsten Messungen fehlen.
Die ersten Kalender
Aus prähistorischer Zeit (etwa 40.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung) stammen die ersten Mondkalender unserer Vorfahren. Auf Steinen oder Knochen war eingeritzt, wann Voll- und Neumond am Himmel erschienen. Als die Menschen langsam sesshaft wurden und nach der Ära der Jäger und Sammler begannen, Ackerbau und Viehzucht zu betreiben, wurde der Lauf von Sonne und Mond und im Zusammenhang damit das Wetter erneut und genauer betrachtet. Diese Beobachtungen gewannen neue Bedeutung: Die Menschen leiteten erste Regeln daraus ab, stellten Wiederholungen und Gesetzmäßigkeiten fest. So erkannte man, dass der Mond für das alltägliche Leben wichtig ist, dass seine Rhythmen in einem direkten Zusammenhang mit den Jahreszeiten und dem Wetter stehen. Und dass in diesen Zusammenhang Naturkatastrophen, Erntesegen und Erntepech, Hungersnöte und damit letzten Endes Gesundheit und Krankheit gehören. Die überlieferten Aufzeichnungen der Ahnen wurden speziell für den Ackerbau und die Viehzucht, aber auch für Saat und Ernte wichtig. Nachfolgende Generationen konnten von diesem Wissen profitieren. Und sie wandten das alte Wissen auch an – bis in unsere Zeit hinein. Nach einer Phase des Vergessens und der allzu großen Gläubigkeit an wissenschaftliche Beweise und Forschungen spielt der Mond heute wieder – wie schon vor Jahrtausenden – eine wichtige Rolle im Leben der Menschen.
Der Mondzyklus – Symbol für Mensch und Natur
Für unsere Vorfahren war der Mond ein „natürliches Messinstrument“: Sein Zyklus dauert immer etwa 28 Tage. Die alten Mondkalender kannten deshalb 13 Monate mit jeweils 28 Tagen; diese stimmen genau mit dem Zyklus des Mondes und seinen Phasen überein. Und sie waren meist sogar in Einklang mit dem Jahreslauf des zweiten wichtigen „Planeten“, der Sonne, zu bringen (dass die Sonne kein Planet ist, spielt für diese Deutung keine Rolle. Doch dazu später mehr.) Die Phasen des Mondes waren für unsere Ahnen das Symbol für einen ewigen Kreislauf:
Zeugung und Geburt
zeigte die zunehmende Sichel an.
Für das
Wachstum
stand der zunehmende Mond bis zum Vollmond.
Das
Sterben
der Natur bedeutete der abnehmende Mond bis hin zum Neumond.
Den
Tod
stellten die drei Nächte des Neumondes dar.
Die erneute
Wiedergeburt
zeigte die schmale Sichel des zunehmenden Mondes an.
Der jeweils siebte Tag einer Mondphase galt in alter Zeit überall als heilig: Man glaubte, der Mond und seine Gottheit gingen jetzt in eine andere Phase über. Arbeit an diesem Tag brachte Unglück, viele Tätigkeiten in Haus und Hof waren verboten, um den Übergang des Mondes und seiner Göttin nicht zu stören. Aus diesem Mythos entstand bei uns der Sonntag, an dem die Arbeit ruhen soll. Bei den Moslems ist es der heilige Tag der Freitag und bei den Juden nach der Schöpfungsgeschichte von Moses der Samstag: der siebte Tag, an dem Gott ruhte. In den orientalischen und östlichen Religionen wurde übrigens stets der Nachtplanet Mond mehr verehrt als der Tagplanet Sonne. Auch die „normalen“ Kalender dieser Kulturkreise richten sich nach dem Mond. Das hat sich bis heute bei den Juden, den Moslems, im asiatischen Raum und einigen Naturvölkern nicht geändert.
Mond- und Sonnenjahr
Man braucht eine relativ lange Zeit, um den Lauf der Sonne innerhalb eines Jahres genau zu bestimmen. Die ersten und einfachsten Kalender definierten deshalb ein Mondjahr, bestehend aus in der Regel zwölf Mondmonaten; jeder Monat wurde durch die Zeitspanne bestimmt, die der Mond von Neumond zu Neumond benötigt – in der Regel etwa 28 Tage. Das Mondjahr (mit den „üblichen“ zwölf Monaten, die wir heute kennen) beträgt also 336 Tage. Das Sonnenjahr dagegen ist der Zeitraum, bis Tag und Nacht im Frühjahr wieder gleich lange dauern, und es ist bekanntlich etwa 365 Tage lang. Deshalb ist es schwierig, Sonnen- und Mondjahr genau in Übereinstimmung zu bringen: Bei der Anpassung – selbst wenn man mit dreizehn Mondmonaten rechnet – bleiben ein paar Stunden „übrig“. Auch wenn ein Sonnenjahr vergeht – das heißt, der Zeitraum, bis Tag und Nacht im Frühjahr wieder gleich lange dauern –, entsteht ein „Rest“. Dazu kommt, dass auch der Mondzyklus eben nicht genau 28 Tage andauert, sondern gut einen halben Tag mehr hat. Diese fehlenden Übereinstimmungen versuchte man ganz einfach zu lösen: Sobald das zwölfmonatige Mond- und das Sonnenjahr nicht mehr übereinstimmten, wurde einfach ein 13. Monat eingeschoben. Damit kam man immerhin auf 364 Tage. Diese Kalender galten bereits im römischen Reich. Man kann also sagen: in der ganzen damals bekannten Welt.
Der Julianische Kalender
Julius Cäsar ist „schuld“ daran, dass es bei uns heute anders ist und ein reiner Sonnenkalender gilt: nämlich der Nilkalender Ägyptens. Die Ägypter waren eine große Ausnahme: Sie rechneten in ihrem Kalender nach dem Steigen und Fallen des Nils. Sie kannten zwölf Monate mit je 30 Tagen und auch bei ihnen „fehlten“ nach diesen zwölf Monaten fünf Tage aufs volle Sonnenjahr. Die wurden einfach am Ende dran gehängt. So kam man in Ägypten damals schon auf ein Jahr von 365 Tagen – wie es unserem „normalen“ Jahr entspricht, wie wir es heute noch kennen. Der Nilkalender funktionierte so gut, dass Cäsar ihn für das römische Reich und damit die gesamte Welt übernahm. Diese Regelung hatte dann immerhin über eineinhalb Jahrtausende Gültigkeit.
Die Kalenderreform von Papst Gregor XIII.
Auch der Julianische Kalender war nicht perfekt – es „fehlten“ Jahr für Jahr ein paar Minuten. Nach 1.500 Jahren hatte sich dies auf fast zehn Tage summiert. Eine Kalenderreform war fällig. Bereits im Jahre 1474 beauftragte Papst Sixtus IV. den Astronomen und Mathematiker Regiomontanus mit einer Verbesserung des Kalenders. Der plötzliche Tod des Gelehrten ließ diesen Auftrag aber wieder in Vergessenheit geraten. Erst gut 100 Jahre später berief Papst Gregor XIII. eine Kommission ein, die sich erneut mit dieser Aufgabe befassen sollte. Im Jahre 1582 war es endlich soweit: Papst Gregor XIII. passte den bis dahin gültigen Kalender endlich den tatsächlichen Gegebenheiten an. Laut päpstlicher Anordnung in der Bulle Inter gravissimas folgt auf den 4. Oktober unmittelbar der 15. Oktober – zehn Tage werden einfach übersprungen. Damit fiel der Frühlingsanfang seit 1583 wieder auf den 21. März, das Datum der Tagundnachtgleiche im Frühling.
Gleichzeitig wurde alle vier Jahre ein Schaltjahr eingeführt, bei dem wir heute noch statt 365 Tage 366 haben. Dieses Schaltjahr fällt nur dann aus, wenn ein Jahrhundert vollendet wird – und dies auch dann nicht, wenn die neue Jahreszahl durch 400 teilbar ist. Der Kalender Papst Gregors XIII: stimmt übrigens so exakt, dass die verbleibenden Abweichungen gegenüber dem tropischen Jahr (so nennen Astronomen die Zeitspanne eines ganzen Jahres, das genau genommen nicht nur 365 Tage, sondern exakt 365,242199 Tage dauert) erst in mehreren Jahrtausenden zu korrigieren ist. Doch es gab Probleme: Der Vatikan hatte zu diesem Zeitpunkt keine unumschränkte Macht mehr.
Alte und neue Zeitrechnung existierten nebeneinander
Nur die katholischen Länder richteten sich zunächst nach dem neuen Kalender. Italien, Spanien und Portugal kamen dem Willen des Papstes sofort nach, Frankreich zwei Monate später, ebenso die katholischen Niederlande. Das hatte Folgen: Im flämischen, katholisch geführten Brügge fiel 1582 Weihnachten einfach aus. Auf den 21. Dezember folgte unmittelbar der 1. Januar, um die zehn Tage einzuholen, die der alte Kalender „falsch“ ging.
Nach dringlicher Ermahnung des Papstes übernahmen 1583 einige katholische Städte in Deutschland den neuen Kalender. Ebenso wie Bayern, Österreich, Böhmen und Mähren, die katholischen Kantone der Schweiz und vier Jahre später Ungarn und Polen. Im katholischen Köln galt der Gregorianische Kalender sofort, allerdings spielte er fürs Volk kaum eine Rolle. Denn nur ein paar Kirchenfeste und Heiligentage änderten sich, ansonsten brauchte man die neue Zeitrechnung wenig. Im 1.700 Kilometer entfernten litauischen Vilnius dagegen herrschte derweil noch die alte Zeit.
Nicht nur die Protestanten, auch die orthodoxen Kirchen Osteuropas verweigerten sich dem neuen Kalender des römischen Papstes – bis ins 20. Jahrhundert hinein. Die deutsche Reformation kämpfte besonders erbittert gegen die neue Zeitrechnung aus dem Vatikan: Sie sei Teufelswerk und Papst Gregor XIII., der römische Antichrist, gleiche einem geifernden Wolf, der die christliche Schafherde angreife. So glich Deutschland einem Flickenteppich: Hier gab es die neue, dort die alte Zeit – ein kompliziertes Leben für alle Händler. Zum Beispiel auf einer Reise vom katholischen Regensburg ins protestantische Nürnberg. Damals war das kaum eine Tagesreise, heute ist es vielleicht eine gute Stunde auf der Autobahn:
Wer Regensburg am 3. Januar verließ, kam in Nürnberg kalendarisch gesehen zehn Tage früher an; also noch im alten Jahr und konnte Weihnachten gleich ein zweites Mal feiern.
Erst 1700, mehr als 100 Jahre nach dem päpstlichen Erlass, gab die deutsche Reformation den Widerstand auf und übernahm den „verbesserten“ Kalender. Im protestantischen Deutschland folgte auf den 18. Februar 1700 gleich der 1. März. Dennoch war Europa nach lange nicht einheitlich:
In England gingen die Uhren immer noch anders. Die anglikanische Kirche nahm sich weitere 52 Jahre Zeit, den neuen Kalender einzuführen.
Schweden folgte der neuen Zeitrechnung 1753,
einige Kantone der Schweiz erst 1798,
Russland sogar erst nach der Revolution 1917.
Am längsten sträubten sich die orthodoxen Kirchen. Erst 1923 übernahmen auch sie den Gregorianischen Kalender.
Ganz einheitlich ist die christliche Kalenderwelt allerdings auch heute noch nicht. Die orthodoxen Mönche auf dem Berg Athos zum Beispiel folgen noch immer der Zeitrechnung von Julius Cäsar. Ihr Abstand zu uns beträgt mittlerweile mehr zwei Wochen.
Revolution in Frankreich – und ein neuer Kalender
In Frankreich wurde 1793 ein Republikanischer Kalender eingeführt. Das Jahr wurde in zwölf Monate mit je 30 Tagen aufgeteilt, diese wiederum in zehntägige Zeitabschnitte, die als décades (Dekaden) bezeichnet wurden. Der letzte Tag jeder Dekade wurde zu einem Ruhetag erklärt. Die am Ende des Jahres übrig bleibenden Tage (im gregorianischen Kalender der 17. bis 21. September) wurden zu Nationalfeiertagen bestimmt.
Jeder Jahreszeit wurden drei Monate zugeordnet:
Die
Herbstmonate
erhielten die Namen
Vendémiaire
(„Monat der Weinlese“),
Brumaire
(„Monat des Nebels“) und
Frimaire
(„Monat des Frostes“)
die
Wintermonate
Nivôse
(„Monat des Schnees“),
Pluviôse
(„Monat des Regens“) und
Ventôse
(„Monat des Windes“).
Die
Frühlingsmonate
hießen
Germinal
(„Monat der Saat“),
Floréal
(„Monat der Blüten") und
Prairial
(„Monat der Wiesen“) und
die
Sommermonate
Messidor
(„Monat der Ernte“)
Thermidor
(„Monat der Hitze“) und
Fructidor
(„Monat der Früchte“).
Napoleon ließ 1805 den republikanischen Kalender wieder abschaffen.
Es ist kein Wunder, dass viele Menschen heute den hundertjährigen Kalender für falsch halten. Zum einen orientierte sich sein Erfinder Mauritius Knauer ja nicht unbedingt am Gregorianischen Kalender und damit an der neuen Zeitrechnung. Zum anderen beobachtete er Himmel, Planeten und Sterne und brachte dies in Einklang mit den alten Überlieferungen der Bauern. Für Knauer gehörten Kalender und Astrologie zusammen. Zu seiner Zeit kannte man keine Trennung zwischen Sternenkunde – unserer heutigen Astronomie – und der Astrologie, die heute als „Sterndeutung“ bezeichnet wird und nicht mehr als Wissenschaft anerkannt ist.
Das Leben des Mauritius Knauer
Als Bauernsohn wurde Moritz Knauer am 14. März 1613 in Weismain in Franken geboren – in eine Welt, die von Hunger und Pest, von Armut und Krieg geprägt war. Fast sein ganzes Leben lang erlebte er um sich herum Not und Elend, denn bereits 1618 – er war gerade fünf Jahre alt – begannen die Wirren des 30jährigen Krieges. Schon seit frühester Kindheit wurde Moritz Knauer mit den zahlreichen Wetterregeln und den dazu gehörenden Beobachtungen in der Natur vertraut: durch seinen Vater, der auch Bürgermeister des Dorfes war, und der ihm das alte Wissen der Bauern nahe brachte.
Moritz trat im Jahre 1631 in die Klosterschule der Zisterzienser in Langheim ein – in damaliger Zeit eine große Ausnahme, zu der ihm ein Verwandter verhalf, der von seinem Talent und seiner Begabung überzeugt war. Von Langheim aus schickten ihn die Mönche nach Wien, wo Moritz sein Studium von Theologie, Medizin und Astrologie vollendete. Astrologie galt damals – im Gegensatz zu heute – als ernsthafte Wissenschaft. Moritz Knauer fühlte sich zwar für ein Leben in der Kirche bestimmt; aber natürlich war das Leben im Kloster für ihn außerdem eine hervorragende Möglichkeit, sich voll und ganz der Wissenschaft zu verschreiben. Als Mönch Mauritius wollte er sein Leben Gott widmen – und dies dennoch mit dem Streben und Forschen nach mehr Weisheit in Einklang bringen.