Der Frosch
im automatischen Glastopf
Joan M. Well
Inhaltsverzeichnis
Strahlend steht Jeja da und winkt, als er davonfährt – in ihrem dunkelgrünen Röckchen, ein braunes Stoffband in den wirren, strähnigen Locken. Er atmet schwer vom Rennen, winkt seiner kleinen Schwester zu und lässt seinen Kopf zwischen die Knie sinken. Fast wäre seine Zukunft ohne ihn losgefahren.
Jeja ist mit ihm gerannt, so frisch und kräftig mit ihren knappen zehn Jahren. Als er seinen Kopf wieder nach ihr heben will, röhrt das Fahrzeug und fährt eine enge Kurve. Er hat sie nicht noch einmal sehen können, da sind nur mehr leere, marode Häuser, karge Tannen, Gestrüpp und schmutziges Plastik.
Langsam kommt der Atem des blonden, schlanken Jungen zurück und die Landschaft kann wirken. Auf der gegenüberliegenden Pritsche sitzt ein ziemlich kleiner schwarzhaariger Junge und hält die Nase in den Fahrtwind. Ja, dieses Gefühl ist neu.
Der Personentransporter schleppt sich über löchrige Strassen zu weiteren Anlaufstellen von Dörfern, welche links und rechts der Stadt in den Hängen liegen. Ein mulmiges Gefühl stiehlt sich in den Magen bei all den Kurven.
Bei jedem Halt steigen alle kurz aus, um sicheren Stand zu bekommen und sich von der nicht sonderlich weich gepolsterten Pritsche zu erholen. Auch die beiden Leute, die den Transport durchführen, steigen immer beide aus, obwohl nur einer zur Erstaufnahme der Jugendlichen nötig ist.
Beim zweiten Stopp sagt einer davon: „In der Kiste da hinten sind Wasserflaschen, bedient euch!“
Mittlerweile zu fünft stehen alle gleichzeitig auf, um auszusteigen. Die beiden, welche gleich hinter der Fahrerkabine sitzen, wollen dabei in die nahegelegene, festgezurrte Kiste voller Flaschen greifen, sodass ihre Köpfe dumpf zusammenschlagen. Lachend reiben sie sich diese und tasten nach Beulen. Endlich wird die Szene menschlich und real.
Die Gruppe kommt ins Gespräch, während alle ein wenig umhergehen und ihre Glieder schütteln. Der Fahrer in dunkelgrüner Kleidung, sowie mit Haarnetz ausgestattet und sein Mitarbeiter, der wie ein Bruder des Fahrers oder dessen Pfadfinderkollege aussieht, fachsimpeln abseits leise.
Einer der Jungen stellt sich neben unseren Blonden.
„Hi! Hearie! Und du? Und was willst du machen?“ Er strahlt und trinkt aus seiner Flasche. Um den Augenkontakt zu halten, hält er sie schräg, sodass er ein wenig wie ein trinkender Zeichentrickhamster aussieht.
„Ich... ich bin Kori. Und ich will in die Konstruktion.“
„Ah, hoch hinaus! Nicht schlecht! Na dann wünsche ich dir viel Glück. Ich glaube, ich wäre ein guter Wartungstechniker. Mal sehen, was draus wird.“
Der sommersprossige übergutgelaunte Junge versprüht eine Spannung, diese Aufregung, die auch in Kori funkt und flammt. Hearie fragt auch die anderen, aber der Blonde hört nur noch dem Nächsten richtig zu. Der kleine schwarzhaarige Brillenträger scheint Zahlen zu lieben, Daten, Fakten. Der könnte in die Analyse.
Bei jedem Halt und allen Zusteigern zieht Hearie mit seiner Art die anderen Jungen an und Namen, Karrierewünsche und weiterer oberflächlicher Austausch findet statt, während sich die Mädchen angeregt miteinander unterhalten und vergessen zu haben scheinen, dass es noch eine Welt gibt.
Die Diskussion der Mädchen dreht sich schon um Details ihres zukünftigen Lebens, Pläne weit jenseits von Koris Wahrnehmung von Realität und Wahrscheinlichkeit. Wer kann schon wissen ob man in fünf Jahren Gartenmöbel in Sandelholz gestrichen besitzt. Was ist das überhaupt – Sandelholz?
Endlich sind alle Anlaufstellen angefahren und der Transporter fährt seinem Endziel zu. Das Grün wird grüner, das Plastik weniger. Menschen winken fröhlich vom Strassenrand, Kinder rennen kurze Strecken hinter dem Fahrzeug her, welches gemächlich voran holpert.
Am Horizont taucht ein langer heller Streifen auf, die Aussenwand. Da biegt ein anderes Fahrzeug gerade mal hundert Meter hinter ihnen in die Strasse ein, vollbesetzt mit winkenden, aufgedrehten Jugendlichen. Koris Gruppe winkt enthusiastisch zurück. Als die Strasse schnurgerade die bräunlichen Rasenflächen trennt und die Fahrgemeinschaft auf den grossen Platz vor der Aussenwand führt, tauchen noch zwei Fahrzeuge auf, welchen jubelnd zugewinkt wird.
Kori winkt verhalten. Es fühlt sich skurril an, Teil dieses seltsamen Bildes zu sein. Dann trifft ihn die Erkenntnis, warum ihm die anderen Wagen Unbehagen bereiten.
Konkurrenz. Es gibt so viele junge Menschen, die alle mit ihren Hoffnungen und Träumen antreten. Der kleine schwarzhaarige Junge mit der Brille und riesigen Turnschuhen an dünnen Beinen baumelnd sucht Koris Blick.
„Hey. Dir scheint’s nicht gut zu gehen. Lampenfieber? Prüfungsangst?“ Kori streicht sich über Stirn und Haaransatz.
„Nein, nicht wirklich. Eher... Naja, da sind so viele. Viele... Arbeitskräfte.“
Die gewitzten Augen des kleinen Jungen blitzen hinter der Brille. Er lehnt sich vor und grinst.
„Sieh dich um. Alles Kühe, auf dem Weg zur Fleischfabrik. Alles glubschäugige Kühe. Du aber denkst. Zumindest ein wenig.“
Er lehnt sich wieder zurück und spricht lauter.
„Heute ist Intelligenz und Denkvermögen das einzige Potenzial, das du brauchst. Warum machst du dir also Sorgen?“
„Weil unter all den Kühen genug andere Denker sein könnten.“
Der breit dasitzende, kurzgeschorene Sportler vom dritten Halt malt ein Bild seines glänzenden Karriereziels, von sich als Chef, der kaum mehr selbst einen Finger rühren muss. Bei solch seichten, unüberlegten Aussagen muss Kori sich immer zusammennehmen, nicht aus Versehen mit den Augen zu rollen. Stattdessen lächelt er in die Runde – oder aus seiner Sicht über das ganze Theaterstück hier hinten im holpernden, lauten Transporter.
Manche Charaktere ziehen sich einfach an, auch wenn sie sich irgendwann das Leben zur Hölle machen. Es ist so unausweichlich und klar, dass das Mädchen mit den sandelholzfarbenen Plänen anfängt, mit dem arbeitsscheuen Chef in Spe zu liebäugeln, der am Ende der Fahrt so breit dasitzt, dass es unmöglich noch bequem sein kann.
Während der Sportler dem Sandelholzmädchen beim Ausstieg hilft, streckt sich Kori schon auf festem Boden gen Himmel. Eine solch lange Fahrt hat er noch nie erlebt, nur mal die Quartierstrasse entlang mit einem fliegenden Händler in seinem Kleinbus.
Die Tasche umgehängt verabschiedet Kori die Fahrer höflich und wendet sich der Aussenwand zu. Die Gruppe tut es ihm gleich. Die Menschen aus den anderen Fahrzeugen setzen sich auch in Bewegung in Richtung des Personeneinganges mit den glänzenden Spiegelglastüren. Alle zusammen bilden eine ziemlich grosse Gruppe - Kori wird gedrückt und gedrängt, gestossen und gezwängt. Der schwarzhaarige Junge – wie hiess er noch? Lex? – wird in Koris Seite gedrückt und raunt ihm zu: „Los ihr Kühe! Ha! Ha! Lauft! Na macht schon!“ und kann sich ein Lachen nicht verkneifen.
Eine Lautsprecheransage erklärt den Einzeleinlass an drei Türen und bittet um geordnetes Eintreten. Die Menge beruhigt sich und einer nach dem anderen betritt die kleine Zelle. Jedesmal, wenn sich die Tür schliesst, dauert es gefühlt ewig, bis sie wieder aufgeht. Als Kori vor der Tür steht und sein Spiegelbild im Glas erblickt, wird er nervös. Sein Abbild erscheint ihm mit einem Mal so glubschäugig. Die Schiebetür lässt ihn ein.
„Hallo! Dies ist Schleuse A13. Willkommen in Moverivitas.“ Draussen ziehen die anderen Fratzen für ihr Spiegelbild.
„Es befindet sich... eine... Person in der Schleuse. Sie werden nun gescannt und desinfiziert. Bitte halten Sie sich ruhig.“ Kori hält automatisch den Atem an.
„Danke. Besitzen Sie die Fähigkeit, zu lesen und zu schreiben?“
„Ja.“
„Danke. Bitte buchstabieren Sie Ihren Vornamen.“
„K, O, R, I, A, S.“ Kori presst die Lippen aufeinander, um nicht noch zu sagen, dass man ihn Kori nennt.
„Danke. Bitte buchstabieren Sie Ihren Nachnamen.“
„B, A, L, L, E, N, B, E, R, G, E, R.“
„Danke. Bitte nennen Sie ihr Geburtsdatum mit Jahrgang.“
„Erster März, Vierundzwanzig-Achtundsechzig.“
„Danke.“
Dasselbe Spiel dann noch mit den Namen der Eltern – ‚falls bekannt‘ – Geschwistern, Wohnort und Anderem zu Person und Lebensumständen. Das wird wohl abgeglichen mit den Informationen, die die Hilfs- und Handelswagen der Stadt sammeln. Kein Wunder, hat das Warten vor der Tür so lange gedauert.
„Danke. Nun sind Sie offiziell registriert. Ihre medizinischen Grundwerte wurden ermittelt. Es liegen keine schweren Erkrankungen vor. Ihr Alter wurde anhand ihrer biologischen Indikatoren bestätigt. Sie dürfen sich in den nächsten Raum begeben. Ich wünsche einen schönen Tag.“
Gut, nächster Raum. Es ist eigentlich nicht schlimm. Es ist nur... Der Apparat zupft und piekt an einem herum, ohne Augen ohne netten Kommentar, ohne Lächeln. Man wird von der Maschine verarbeitet. Kori schüttelt es unerwartet.
Das Ding hat zumindest jeden Schritt angekündigt. Er hat jederzeit Pause sagen und damit den gerade laufenden Prozess unterbrechen können. Aber das tut man nicht.
Diese Prozedur... Es ist schon erstaunlich, wie weit sie hier sind. Einen Scanner hat der Doktor auch, daheim in Koris Quartier. Aber damit hat sich‘s. Und der ist wohl ziemlich veraltet. Die zweite Apparatur ist Kori absolut fremd. Sie fährt nervös um Kori herum. Er hat gar nicht gewusst, wie viele Reaktionen man anscheinend überprüfen kann – mit Hämmerchen, Druckmanschetten, Lichtern, Druckluft.
Die Stimme sagt am Ende, dass er einen positiven Gesundheitsstatus hat, eine leicht verkrümmte Wirbelsäule festgestellt wurde und deswegen eine Physiotherapie empfohlen wird. Sowas hat Kori vom Doktor zu Hause noch nie gehört. Die Stimme bietet an, seine Werte zusammengefasst auszudrucken, was Kori annimmt. Eine Millisekunde nach dem „Ja, gerne“ fühlt er ein kleines Loch im Bauch. Ob solche Entscheidungen bereits abgespeichert werden?
Aber diese zwei A4-Seiten, die er säuberlich zusammenfaltet und in seine Tasche steckt, die sind das Erste, was er von Moverivitas bekommen hat. Und es sagt mehr über ihn als die ganze Akte vom Doktor zuhause.
„Bitte begeben Sie sich in den nächsten Raum.“
Eine von zwei identischen Türen öffnet sich. Ob eine davon abgelehnte Menschen einfach wieder hinausführt? Kori hat sich bis dahin doch ganz passabel angestellt, er müsste eingelassen werden. Beim Anblick des nächsten Raumes ist Kori jedoch überzeugt, dass sich hinter beiden Türen dieselben Räume befinden - schlicht um die Verarbeitung zu beschleunigen.
In der rechten Ecke neben dem Eingang steht eine Hygienezelle ähnlich derer zuhause, aber warm ausgeleuchtet und mit Blenden ausgestattet. Die Mitte des Raumes nimmt ein Laufband ein.
Ein Lauftest zum Feststellen von Koris Kondition, gefolgt von einer angenehmen Dusche in der schönen Hygienezelle und schon geht es weiter. Eigentlich erwartet Kori einen weiteren Raum für noch mehr Tests, jedoch öffnet die nächste Tür den Blick auf einen grossen einladenden Saal mit einer Theke und Sesseln an kleinen Tischen. Alle Jugendlcihen, die vor Kori durch eine der Türen verschwanden, sind hier. Gibt es am Ende gar keine Ablehnung? Am Tresen spricht gerade Madame Sandelholz mit der Rezeptionistin. Endlich wieder Menschen.
„Kori setzt sich zum Sportler und Hearie in einen der Sessel, welche genauso weich sind, wie sie aussehen. Noch einer stösst kurz darauf zur Runde. Der schwarzhaarige dürre Junge mit der Brille – ja doch, Lex – welcher Kori einen Vortrag über seine Daten hält, mal zufrieden und beeindruckt, mal absolut empört über die Inkompetenz, die aus diesem Dokument spreche.
Sandelhölzchen kommt daher gestöckelt und schmiegt sich an den faulen Chef, um ihm zu sagen, wo sie wohnen wird. Dann erklingt der Aufruf, der Kori vom Polsterstuhl reisst. Auf zur Rezeption, wo ein richtiger Moverivitaner auf ihn wartet. Die junge Frau mit den unheimlich langen braunen Haaren fragt nach Koris Befinden und wie die Aufnahme gelaufen sei, stets ein Lächeln auf den Lippen.
Es folgt eine genaue und nützliche Erklärung des ‚Bandes‘. Ein Pass, eine Zahlungsart, die Verbindung und Steuerung der Umwelt. Das ist das Wichtigste, was sich Kori in der Kürze merken kann. Den Rest kann er ja dann im Handbuch nachlesen. Welches Handbuch? Jenes, auf welches von jedem Moverivitaner im Movinet zugegriffen werden kann – auch wieder über das Band. Im Internet ist es ebenfalls vorhanden. Jeder Bewohner der Stadt hat freien Zugriff auf Movinet, als auch Internet mit diesem Band. Kori macht grosse Augen. Was für eine Chance auf Wissen! Her mit diesem Band!
Es wird von einem Apparat um das linke Handgelenk genäht, in dessen Maul des Jungen Hand verschwunden ist, was ein undefinierbares Unbehagen auslöst. Zuhause hat man normalerweise immer darauf geachtet, keine Gliedmassen in laufende Maschinen zu halten. Das Band schmiegt sich kaum spürbar um das Handgelenk.
Die nette Empfangsdame führt Kori einen Gang entlang, wobei sie eine weitere Frau im gleichen Aufzug kreuzen. Er ist der erste in Wohneinheit A13a4, in der Kori den Privatraum 3 bezieht. Platz, so viel Platz für ihn allein. Herrlich.
Die Räumlichkeiten sind karg aber warm eingerichtet. Kori befindet sich ja noch immer in der Aussenwand, die Stadt selbst muss sehr prunkvoll gestaltet sein, ganz anders als hier. Zumindest stellt er sie sich so vor, dank der Beschreibungen, die er zuhause hier und da aufgeschnappt hat.
Später wird von der gleichen Frau, die Kori gekreuzt hat, ein Kasten auf Rädern in den Wohnraum geführt. Den fünf hier einquartierten Jungen wird ein Abendessen nach individuellem Wunsch serviert, dampfend heiss aus diesem Kasten.
Es ist keine halbe Stunde her seit der Essensbestellung, wie haben die das gemacht? Die Mahlzeiten sind reichhaltig und hübsch hergerichtet. So etwas Schönes hat Kori noch nie gegessen, obwohl es doch einfach nur ein gegrilltes Rindersteak und warmer Gemüsesalat ist, wie zuhause in guten Zeiten.
Fast alle in der Runde – übrigens jene Jungen aus der Fahrgruppe – zeigen sich recht erschlagen. Bis auf Hearie, welcher noch immer fröhlich seine Sprüche reisst, wenden sich alle ihrem Essen zu und reden kaum noch. Das war ein anstrengender Nachmittag. Manche haben schon den ganzen Morgen damit verbracht, zur nächsten Anlaufstelle zu gelangen.
Und dann endlich der Rückzug, die Ruhe des Alleinseins.
So weich. So angenehm, dieses geschmeidige Gefühl hat Kori wohl noch nie auf der Haut gespürt. Das Kissen, nein das ganze Bettzeug ist so fluffig und kuschelig. Es duftet nach Sauberkeit. Durch halbgeöffnete Lider streift sein Blick über die Umrisse im Halbdunkel. Platz. Richtig viel Platz. Robbs Trotz und Abneigung gegen all das hier wird er nie verstehen.
Das, was Kori von nun an jeden Tag erwarten wird, ist ein Buntglasfenster im Vergleich zu seinen blinden Milchglasträumen. Wohlig dreht er sich auf den Rücken und lässt mit geschlossenen Augen seine Gedanken im vergangenen Tag stöbern. Viele Eindrücke. So viele Bilder, sie nehmen solche Fahrt auf, dass er tief durchatmet und seine Finger tiefer in das textile Gefühl eintauchen.
Als Hearie so flammend seine Begeisterung kundgetan hat bei ihrem ersten Gespräch, da hat Kori das erste Mal diese körperliche Empfindung von Vorfreude verspürt. Dieses Gefühl flammt kurz und flüchtig wieder in wohliger Erinnerung auf, jetzt und hier im weichsten Bett der Welt.
Der Sportler – na wie hiess der gleich wieder – und Sandelhölzchen, welche wie Magneten aufeinander reagieren und doch dieses gestelzte Tänzchen aufführen, einander zu umgarnen. Kori braucht solches Geplänkel nicht. Kori braucht sich selbst und niemanden sonst. Kori braucht seine Chance. Kori braucht morgen einen guten Lauf. Kori braucht Schlaf.
Obwohl die Nacht nicht viel Erquickendes hergegeben hat – da so viel hat verarbeitet werden müssen – wird Kori sofort wach, als seine Ohren den Klang von Vogelgezwitscher wahrnehmen. Das passt so wenig in seinen Traum, dass er aufwachen muss. Aber es passt auch nicht in den hellblau und orange gehaltenen Raum in der wachen Wirklichkeit, in dem das weichste Bett der Welt steht. Mit schlafverklebtem Blick sucht Kori nach dem Grund für diese Geräuschkulisse.
„Guten Morgen... Korias. Die Daten Ihres Schlafrhythmus haben den Start des Weckprozesses um... nullsechsuhrdreiundfünfzig ergeben. Es ist nun... nullsechsuhrvierundfünfzig. Möchten Sie das Wecksetting so belassen, verändern, wechseln oder beenden?“
Der noch schlaftrunkene Junge setzt sich jetzt erst einmal auf. So. Augenreibend sucht er nach Wortschatz, Grammatik, Speichel.
„Äh... Ich will... beenden, danke.“
„Danke. Ihr persönlicher Tagesablauf steht bereit. Sie können ihn und andere Informationen jederzeit abfragen. Sagen Sie hierzu: Zugriff Korias.“
Kori gefällt das gar nicht. Also nicht die Organisation, dieses Hilfsmittel der allgegenwärtigen Stimme, aber dass er Korias sagen soll.
„Du... Stimme? Könnte ich das ändern und sagen: Zugriff Kori?“
„Bitte buchstabieren Sie den neuen Namen.“
„K, O, R, I.“
„Danke. Der Zugriffsbefehl wurde geändert. Kann ich noch etwas für Sie tun?“
„Ja. Sag mir, wie ich dich nennen soll.“
„Ich bin die personalisierte automatische Lebensführungsorganisationsapplikation – genannt Paloa. Version 18.3.“
„Wie funktionierst du?“ Kori sitzt fasziniert auf dem Bett und spricht in die Leere. Jetzt ist er wach und auf Aufnahme.
„Möchten Sie eine kurze Zusammenfassung oder ausführlichere Informationen? Ich empfehle, den Tagesablauf zu konsultieren, da in... fünf Minuten ein Termin ansteht, der noch nicht von Ihnen zur Kenntnis genommen wurde.“
„Gib mir die Kurzfassung über dich, Paloa.“
„Ich bin eine Applikation, die mit dem Organizersystem der jeweiligen Stadt verbunden ist und mit dem Band des Bewohners gesteuert wird. Ich helfe Ihnen bei der Planung und Organisation Ihres Lebens und arbeite verknüpft mit der Umgebungselektronik. Sie können mich Ihren persönlichen Bedürfnissen entsprechend einst... Ich empfehle, den Tagesablauf zu konsultieren, da in... vier Minuten ein Termin ansteht, der noch nicht von Ihnen zur Kenntnis genommen wurde.“
„Jaja, ist ja gut. Was ist das denn für ein Termin?“
„Das Frühstück wird serviert. Möchten Sie den Termin wahrnehmen?“
So sauber wie wohl seit seiner Geburt nicht mehr betritt Kori den grosszügigen Wohnraum in Grüntönen und sanftem Gelb, steigt die drei Stufen zur Essecke hinauf und setzt sich gleichzeitig mit Chef hin, während die anderen schon ihre Plätze eingenommen haben.
Zögerlich kommt eine Diskussion in Gange über die Hygienezelle, in der jeder von ihnen noch vor ein paar Minuten gestanden hat. Luxusausführungen der Modelle in den Prüfungskammern gestern Nachmittag. In jedem Privatraum gibt es solch ein Ungetüm, das einen duscht, während es einen schrubbt, die Nägel zurechtfeilt und die Zähne putzt. Der Ganzkörperfön gefällt allerdings allen; Gelächter macht sich breit.
An dem Punkt der Diskussion ist auch Hearie richtig wach und gibt dem Gespräch eine schweinische Note. Auch wenn Kori selten bis nie selbst solche Niveauabfälle hat, kann er sich doch gut über Hearies dreiste Ausführungen amüsieren.
Vor leeren Tellern sitzen die fünf Jungen zurückgelehnt um den Tisch und reden gemütlich, als hätten sie nie irgendwo anders gelebt, als wäre das alles... normal.
Synchron fangen fünf identische Stimmen an, aus dem Nichts zu sprechen: „Entschuldigen Sie...“ Dann grosses Namenwirrwarr, aus dem Kori das Korias genau heraushört und hofft, dass es sonst niemand mitbekommt. „Ich empfehle, den Tagesablauf zu konsultieren, da...“ Wieder synchron.
Während die nette junge Frau das Frühstück wegräumt, ziehen sich die Bewohner in ihre Privaträume zurück, um ihren Tagesablauf zu studieren.
„Paloa, Zugriff Kori.“
„Auf welche Ihrer Informationen möchten Sie zugreifen?“
Erst einmal möchte ich, dass du mich ab jetzt Kori nennst, so geschrieben und gesagt wie in meinem Zugriffbefehl.“
„Danke. Übername gespeichert.“
„Gut. Und jetzt möchte ich einen Überblick über meinen Tagesablauf.“
Eine der Wände in dem fensterlosen Raum wird leuchtend weiss und zeigt nun einen Zeitplan mit dem Titel „Kori, heutige Termine und Aufgaben“. Eine hübsch säuberliche Liste mit Zeiten, Tätigkeiten und Raumnummern. Der letzte Eintrag fällt ins Auge.
19.00 Keine Termine mehr. Empfehlungen: körperliche und geistige Entspannung, kreativer Ausdruck, Kontakt mit Mitbewohnern, genügend Schlaf.
Kori muss lächeln. Nette Empfehlungen; gerade die letzte trifft, das merkt er jetzt schon. Da sind viele Pausen auf der Liste, nach jeder Tätigkeit. Kann man sich das als Moverivitaner leisten?
„Es ist nullsiebenuhrsiebenundzwanzig. Möchten Sie den Termin in... drei Minuten wahrnehmen?“
„Wenn ich den Raum... A13G5.12 in drei Minuten erreichen kann?“
„Sie erreichen jede zur Schleuse A13 gehörige freigegebene Räumlichkeit innert höchstens 2 Minuten mit einer der Liftkapseln, die sich im Flur befinden.“
Die eine überzählige Minute nutzt Kori für einen kurzen Toilettengang, ebenfalls in der beeindruckend wandelbaren Hygienezelle zu erledigen. Kaum ist er aus der Wohneinheit raus, entdeckt er die zwei Halbkugeln, welche schräg rechts aus den gegenüberliegenden Wänden ragen. Es sind Metalltüren, wohl so etwas wie Liftschleusen. Zögerlich stellt sich der blonde Junge mit den Augenringen vor eine der Halbkugeln und betätigt den grün leuchtenden Knopf mit dem Menschenpiktogramm in einem Kreis. Es summt und klickt und schon schieben sich die Türhälften in kugeliger Manier in die Wand. Eine weitere runde Tür aus Metall und getöntem Glas erscheint, welche sich nach oben und unten auftut. Ein Sitz lädt Kori ein und Paloa begleitet ihn.
Nach der Raumangabe per Paloa und der automatischen Schliessung der Türen schiesst die Kugel widerstandslos rückwärts durch die Wand in eine Röhre, mehr in ein Röhrensystem. Fest in den Sitz geschnallt, die Finger in die Lehnen gekrallt, denkt Kori adrenalingetränkt: „Magnetismus! Ich schwebe! Wie cool!“
Aber selbst schwebend rucken die geschlagenen Ecken bei solch einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Kori hat das Gefühl, hunderte Meter zurückzulegen, während kleine Lichter an ihm vorbeiziehen und das Gefühl ungewöhnlicher Geschwindigkeit noch verstärken. Mal schaut er in einen Tunnel, mal sieht er nur eine Wand, die Kapsel hält sich immer im Lot, egal in welche Richtung sie fährt.
Und schon verlangsamt sich die Fahrt, als in eine kurze Sackgasse eingebogen wird, an deren Ende ein grosses Licht an der Decke den Ausgang signalisiert. Nach dem Ausstieg ist Koris Gleichgewichtssinn noch etwas durcheinandergewirbelt und er braucht erst ein paar Sekunden, wieder Stand zu bekommen.
Wo ist nun... Ah, ein Licht über einer Tür leuchtet grün und Paloa bestätigt, dass es für Kori bestimmt ist. Die Tür öffnet sich und gibt den Blick auf einen völlig leeren Raum frei. Sie schliesst sich hinter Kori sofort wieder.
Jetzt endlich merkt er, dass er ausser den Signallichtern über den Türen keine Leuchtelemente gesehen hat, seit er in die Schleuse eingetreten ist. Der Raum ist schlicht ein weisser Würfel mit einer Tür. Die Deckenfläche – vor Koris innerem Auge liegt die Sechs oben – leuchtet aus sich heraus hell und auch die Wände scheinen wenigstens das Licht zurückzuwerfen, wenn nicht selbst ein wenig zu strahlen.
Paloa fragt, ob sich Kori setzen möchte und umgehend fährt ein Hocker aus dem Boden. Hier wird wieder eine Wand zu Lesematerial. Erst einmal Erklärungen zum Ablauf und Nutzen des Tests.
Dann die erste Aufgabe. Logik und Vernunft werden also durch Rätsel getestet. Immer wieder wird festgehalten, dass lautes Denken gestattet ist und Austausch mit Paloa, denn schliesslich sind auch dies Anhaltspunkte für die Einschätzung. Aha.
Anfangs ist es noch ziemlich befremdlich, sich in solcher Form mit einer Maschine zu unterhalten, da aber Kori schon als Kind einen guten Bezug zu Apparaten und Elektronik hat aufbauen können, gewöhnt er sich schnell an diese neue Zugangsart.
Die folgenden Tests in weiteren Räumen laufen grösstenteils ähnlich, manchmal auch mit interaktiver Nutzung der Wand zum Markieren, zeichnen, notieren. Paloa geleitet einen und ab und zu trifft man andere Jugendliche in den Fluren beim Raumwechsel in den Pausen.
Nach der vierten Einschätzung hätte Kori nichts gegen Pause bis Mittag, aber es ist ja Training angesagt. Die Fitnesseinheit ist kein Raum für einen Einzelnen, hier trifft man gleich mehrere bekannte Gesichter wieder.
Paloa führt zum Spind mit frischer Sportkleidung, der Kabine, dann zum Trainingszyklus. Etwas laufen, ein wenig stemmen, steigen, heben, drücken, ziehen. Währenddessen kann Koris Gehirn doch ein wenig abkoppeln und verdauen.
Diese weissen Räume mit ihren interaktiven Wänden. Die lampenlose Beleuchtung. Die Tests. Bei den Wissensfragen und -aufgaben hat sich ziemlich klar gezeigt, bis wohin sein Wissensstand reicht, damit ist Kori einigermassen zufrieden. Ein unangenehmer Nachgeschmack von erkannter Weltfremdheit bleibt zwar, aber durch ist durch.
Auch die berufliche Einschätzung ist durch. Vor der hat Kori gezittert; schliesslich wird sie starkes Gewicht bei der Ausbildungszuordnung haben. Sie hat neben der üblichen Beantwortung von Fragen auch Arbeit mit echtem Material gefordert, was sie doch recht von den anderen Tests unterscheidet.
Hierbei darf man nicht nur denken, sondern auch tun. Holz sägen, Metall bohren, Elektronik löten, einmal quer durch alle Arbeitsmaterialien. Da hat Kori sogar kurz vergessen, dass er in einem Einschätzungssetting steckt.
Hat man mit einem Material noch nie gearbeitet, wird darauf geachtet, wie schnell man den Umgang erlernt, weniger auf das Ergebnis. Das hat Paloa gesagt.
Paloa bietet nach dem zweiten Trainingszyklus, statt eines dritten, einen Saunagang an. Nach freundlicher Information, was „Sauna“ ist, wählt Kori diese neue Erfahrung. Und sie entspannt unheimlich. Wohl auch, weil die Saunen für Einzelpersonen ausgelegt sind und damit einen Moment der absoluten Stille bieten.
Die Umkleidekabine entpuppt sich als Hygienezelle und frisch geduscht erscheint Kori in der Wohneinheit A13a4. Mittagessen in einigen Minuten in gleicher Gesellschaft wie zum Frühstück. Jedenfalls wahrscheinlich. Kori weiss genau, warum er noch keine Beziehungen knüpfen will. Lex hat allerdings andere Pläne.
„Hey! Hier drüben! Kori!“
Er winkt energisch vom gelben Sofa in der Wohnzone her. Etwas erschlagen schlurft Kori hin und lässt sich in einen der weichen Sessel fallen. Eigentlich hätte er nichts dagegen gehabt, sich noch ein wenig auf sein Bett zu legen.
„Na, wie ist es gelaufen? Schon irre, was denen alles einfällt...“
Kori nickt langsam und bestimmt.
„Jap. Vieles einzuschätzen, wie’s scheint. Wie war’s bei dir?“
Lieber lässt Kori erzählen, als selbst jetzt viel zu reden. Dabei spielt Lex gerne mit und erklärt lang und breit, was warum wie abläuft und was er warum wie gehandhabt hat. Der sportliche Chef – eigentlich ja Tommey – gesellt sich dazu und beschäftigt sich vor allem damit, zu versichern, wie toll es gelaufen ist, wie gut er hierher passt.
Zum Mittagessen versammelt sich die Wohngruppe am Esstisch. Vollständig. Tommey sagt frei heraus: „Keiner ist aufs Abstellgleis gekommen. Glück gehabt.“
„Tja, wer’s nicht packt, packt ein! Wir sind wohl alle Gewinnertypen“, doppelt Hearie nach.
Jetzt ist Kori wieder nervös. Zumindest drückt die Nervosität dumpf durch die Müdigkeit. Es wird serviert. Abermals ist es kaum fünfundzwanzig Minuten her seit der Bestellung, das muss ein ausgeklügeltes Verpflegungssystem sein. Die Technik dahinter würde ihn interessieren. Allerdings auch die hinter den Liftkapseln, den Hygienezellen, herrje sogar die hinter den Wänden!
Kori fühlt sich, als käme er aus der Steinzeit.
In der Runde kommen einige Informationen zusammen, die Kori für merkenswert hält, doch ist es schwierig, im Halbschlaf zuzuhören und abzuspeichern. Das genannte Abstellgleis ist eine Kategorie, in die man gerät, wenn man weniger Nutzen denn Last für die Stadt bringt, heisst es. Glücklicherweise biegen nur sehr wenige in diese Sackgasse ein. Sie sind dann registriert und können, wenn sie in Stadtnähe wohnen, ab und an für Projektarbeiten angestellt werden. Nur gibt es selten Nachfrage für auswärtige Arbeitskräfte.
Die Sorge darum, ob die Registrierungen zahlenmässig den Platz in der Stadt übersteigen, ist nicht sonderlich gross, schliesslich sind die anderen gesichteten Fahrzeuge allesamt nicht vollbesetzt gewesen.
Die Jungen kommen zum Schluss, dass sie nun auf der ziemlich sicheren Seite sind. Okay, das ist ein Etappensieg, den Kori jetzt braucht, denn er ist ziemlich am Ende. Die groben Tests sind durch. Jetzt folgen noch ‚Soziales‘, ‚Kreatives‘ und ‚Psychologische Abklärung‘ – alles eher skurrile denn handfeste Themen. Kori kann sich nicht so recht vorstellen, was diese Tests der Stadt bringen.
Nach dem Essen legt er sich hin. Eine Sekunde lang. Paloa meint, es seien eine Stunde und acht Minuten gewesen, als die Vögel erneut zwitschern.
„Es ist dreizehnuhrfünfundfünfzig. Möchten Sie den Termin in... fünf Minuten wahrnehmen?“
Der selige Mittagsschlaf hat Koris allgemeinem Zustand gut getan. Aber warum muss er immer innert Fünfminutenfrist wach und einsatzbereit werden?
Während er die beiden Jungs in der Wohnzone grüsst, begibt sich unser Schlaferquickter raus zu den Kapseln und spürt sein Denkvermögen zurückkommen. Jetzt kann er sich auch in diesen abstrakten Themenbereichen prüfen lassen.
So, was soll bei ‚Soziales‘ getestet werden? Beschreibungen eines Konfliktes erfordern Lösungsansätze. Ach so! Hier interessiert einfach der Umgang mit Mitmenschen. Und bei jeder Aufgabe dämmert Kori mehr, warum.
Auch wenn so vieles von Maschinen geleistet werden kann, gewisse Arbeiten – gerade soziale – sind Menschen vorbehalten. Es geht um soziale Berufe, alles klar. Damit hat sich Kori nie richtig auseinandergesetzt, die Karriere in der Konstruktion hat sein ganzes Sichtfeld eingenommen.
Der Block mit den kreativen Aufgaben hat ihn überrascht. Nun gut, für eine umfassende Einschätzung ist auch dieser Aspekt nicht ausser Acht zu lassen. Jeja wird ihre Freude haben, wenn sie die Aufnahme macht.
Erst auf der Fahrt zur nächsten Einschätzung wir ihm klar, was jetzt kommt. In einem kleinen in verschiedenen Farben ausgeleuchteten Raum an einem Pult sitzt Kori und starrt auf die Pultplatte, welche die Fragen, die Paloa stellt, einblendet.
Viele Fragen zu Gemütszustand, Umgang mit verschiedenen Gefühlen werden gestellt; solches Zeug, das man eigentlich nicht mit einem Computer bespricht. Kori versucht, seine Gedanken auf der sachlichen Ebene zu halten. Wahrheitsgemäss antworten und ruhig bleiben.
Schliesslich geht es ihm ja nicht schlecht, er ist schon immer klargekommen. Auch als Mutti gestorben ist. Nur gut, dass Paloa nicht grossartig nachhakt. Eben halt Computer…
Schlussendlich schmunzelt Kori über das „persönliche Gespräch“ mit Paloa... Es ist eine andere Welt. Ja, so oder so.
Auf die Führung freut er sich, ein Block ohne Einschätzung, ohne Leistungsforderung in dem Sinne. Was ihn auf der kurzen Fahrt zu Saal A13D3 beschäftigt, ist die Tatsache, dass die „letzte“ Kategorie, das Abstellgleis daheim nie grossartig erwähnt worden ist. Nicht zuhause, nicht von Nachbarn. Nur hinter vorgehaltener Hand. Wie kann eine so wichtige Information fehlen? Wissen die eigentlich wirklich darüber Bescheid?
Es sind schon einige Mädchen und Jungen anwesend. Chef und Sandelhölzchen haben sich schon wieder gefunden. Oh, natürlich Tommey und Sandelhölzchen.
Noch zwei Minuten.
Da kommt Lex angeschossen. Er steigt freudig strahlend aus der Liftkapsel, als er Kori in der Menge entdeckt. Sofort fängt der kleine schwarzhaarige Junge an, ohne Unterlass über die Tests zu palavern. Kori dämmert nun, Lex ist wohl auch etwas gefordert von all dem Neuen hier und sein unablässiges Analysieren ist einfach seine Art zu verarbeiten.
Pünktlich um siebzehnuhrnullnull hält Kori den Atem an und wartet auf die Einblendung. Er übersieht fast das elegante In-Erscheinung-Treten des bärtigen Mannes in mittleren Jahren, Beschwingt stellt jener sich vor die Gruppe Jugendlicher und hebt die Hand.
„Hallo? Hallo die Herrschaften! Ich freue mich, euch bei der Führung „Grundlagen über Moverivitas“ einen Einblick in ihre mögliche Zukunft zu geben. Wenn Sie Fragen haben, heben Sie Ihre Hand. Und nun folgen Sie mir in den Panoramaraum.“
Seltsamer Panoramaraum. Weisse Wände, mindestens dreissig Meter lang, zwei Stockwerke hoch, leicht gebogen und mit einem Gehweg ausgelegt, sowie einer Handführung an einer Längswand. Der Treffpunkt hat nichts Interaktives gehabt, dieser Gang hier sprüht davon.
Der Mann hat die Führung der Gruppe und diese Vortragerei gut im Griff. Jede Frage kann er ohne Zögern beantworten.
Die innere Wand des Bogenraumes zeigt fortlaufend Illustrationen und Animationen zum Erzählten. Pro Thema um wenige Meter verschoben.
Beispielsweise wird ein Querschnitt der Stadt eingeblendet, auf der die unterirdischen, beziehungsweise ebenerdigen Anlagen zu sehen sind und die hohen, dicken Türme, eine Stadt wie ein Berg.
Es folgt eine grobe Übersicht von Arbeitsfeldern und deren Beziehungen zueinander.
Alles nützliche Informationen.
In Moverivitas...
...gelten für alle Menschen die Grundrechte.
...finden wir Lösungen.
...finden Sie Schutz, Beschäftigung, Sicherheit und Freude.
...wird für sich selbst und für die Stadt gearbeitet.
Lösungsorientierung als Grundsatz kann durchgehen. Und dass die Stadt diese vier Aspekte zum Ziel hat und die Arbeit zum Teil in die Stadt fliesst, klingt erstmal auch nicht verkehrt. Ein symbiotisches System.
Weiter geht es mit kurzen Ausführungen zum Regelwerk für Auszubildende von Draussen. Bei kurz bleibt es nicht, da so viele Fragen aus den Reihen der glotzenden und staunenden Neulinge kommen.
Zuwiderhandlungen werden mit Ausschluss bestraft. Das war abzusehen. Wer in Moverivitas eine Ausbildung bekommt, kriegt sie unter den Bedingungen von Moverivitas.
Noch einige allgemeine Regeln werden vom bärtigen Kittelträger rausgehauen und von der Wand bestätigt. Dann einzelne Bilder von Arbeits- und Wohnorten, Freizeitangeboten, alles gar nicht so fremdartig. Da stehen noch richtige Tische, keine die aus dem Boden gefahren werden.
Der Bogengang und die Führung sind zu Ende. Die Gruppe destabilisiert sich schon und will sich auflösen, da hebt der Bärtige wieder seine Hand.
„Möchten Sie nicht einen Blick auf Moverivitas werfen? Das ist eigentlich das Ende der Führung.“
Die innere Bogenwand verliert ihre Farbe und gibt einen unglaublichen Panoramablick frei. Panoramaraum, alles klar!
Nur der dünne Faden des Handlaufs unterbricht die überwältigende Aussicht.
Links und rechts verläuft die Aussenwand weiter im grossen Bogen. In einiger Entfernung finden sich weitere Panoramafenster, eines hat sich auch gerade transparentisiert.
Ein erstarrtes Meer von Solarzellen und Treibhausdächern zieht sich scheinbar quadratkilometerweit.
Weiter weg – es müssen mehrere Kilometer sein – erhebt sich ein Berg, die Stadt. Kori hätte Metallglanz und Betongrau en Masse erwartet. Niemals die vielen Farben! Wie ein Kunstwerk aus Bauklötzen, gepaart mit viel üppigem Pflanzengrün. Aber es scheint viel Glas zu geben, Schutzscheiben welche grosse Teile des Baus und des Grüns decken. Auch hier kommen die Sandstürme nun einmal durch.
Diese als ein Bauwerk wirkende Stadt ist unglaublich in die Höhe gewachsen, so dass die höchsten Türme schon von Wolkendunst umhüllt werden. Kori studiert sein neues Zuhause. Es ist so riesig, man könnte da drin verloren gehen.
Lex redet unkontrolliert mit sich selbst in begeisterter Geschwindigkeit und Lautstärke. Auf gedehnter Breite verteilt, klebt die Gruppe an der Scheibe, diskutiert, lacht. Hier bleibt Kori noch bis zum Abendessen und macht sich alleine Gedanken. Morgen wird er in die Stadt gefahren, eine fremde Welt. Nachdem er einen Ausbildungsplatz zugewiesen bekommen hat. Hoffentlich klappt es, in die Konstruktion zu kommen.
Nach der abendlichen Mahlzeit haben die Jungen wieder freie Zeit und quatschen noch eine ganze Weile am Tisch. Unerwartet kommt Lex mit einer These daher, die nicht wirklich zum letzten Thema passt, aber umso mehr zu Koris eigenen Gedanken.
„Ich wage zu behaupten, dass die meisten von uns einen Kulturschock bekommen. Ich meine, schon diese Anlage hier lässt mich fast durchdrehen, ist doch der Hammer hier! Wo ich herkomme, haben wir manchmal nicht einmal genug Saft für die Generatoren, da wäre so eine ViWa undenkbar.“
ViWa? Ach, Lex hat sich per Paloa informiert, das sind die Videowände. Dass sie nicht irgendwas mit interaktiv oder Kommunikation oder Info heissen, erstaunt Kori nur kurzzeitig, denn eigentlich machen kurze prägnante Begriffe schon Sinn.
Das Gespräch wendet sich hin zu den bisherigen Lebensumständen der Jungen. Tommeys Familie hält einige Tiere und er selbst hat schon früh hart mitgearbeitet. Behauptet er zumindest. Lex ist noch nie sehr stark gewesen, aber klug und mit toller Feinmotorik ausgestattet, also hat sein Vater ihn entsprechend seinen Talenten gefördert. Gott weiss, wie er das hinbekommen hat.
Kori hört so halb zu und denkt sich seinen Teil. Als Hearie ihn nach seinem Geburtsort fragt, schreckt er auf und gibt nur kurz Auskunft zur Lage seines Daheims, allerdings reicht das dann auch schon. Die anderen sticheln im Witz, Kori sei ja an der Goldküste zuhause, der habe sicher ein recht passables Leben geführt, was Kori mit lässigem Lächeln abnickt.
Er hat sich eigentlich zuhause immer wohl gefühlt, was doch aber kaum von der Lage abhängt. Oder?
Nach gemütlichem Ausklingen des Abends zieht sich Kori in die wohlige Ruhe seines Privatraumes zurück. Seit Hearie ihn das gefragt hat, drehen sich seine Gedanken um sein Zuhause, seine Familie, sein bisheriges Dasein. Während er Worte zur Umschreibung sucht, rutscht sein Bewusstsein in traumhafte Erinnerung.
***Kori wurde im Jahre 2468 geboren. An einem regenreichen Nachmittag, dem ersten Märztag. Mutter überlebte. Der glückliche Umstand, die Hebamme des Bezirks im Haus zu haben, verhalf dem Jungen schon im Mutterleib zu einem guten Start.
Ein mehr oder weniger gesunder Junge, der zu schreien aufhörte, als er das Rauschen des Regens wahrnahm. Als der bekannte, beruhigende Herzschlag zum plätschernden Wiegenlied dazukam, schlief er sofort auf Muttis Brust ein, so hiess es.
Der aschblonde Flaum wurde zu einer zauseligen Mähne, Kori zahnte, Kori fing an zu laufen. Wie gut er sich doch entwickelte! Er wurde schnell grösser, nur... je grösser er war, desto dünner wirkte er. Ein dürres Kind.
Wenn er mit seinen Eltern und seinen Grosseltern am Tisch sass, verlor er sich darin, seiner Omi zuzusehen, wie sie Opi fütterte. Oder wie Mutti und Paps rasant miteinander sprachen. Essen war Ablenkung, vor allem wenn es nach nichts schmeckte oder von Sandstaub knirschte, was allerdings selten vorkam, da Mutti und Omi stets alles dazu taten, die Küche sauber und durchzugsfrei zu halten.
Kaum konnte Kori sicher laufen, besuchte er die Nachbarn der Strasse. Überall steckte er die Nase rein, allerdings nicht wie ein lausbubenhafter Orkan, sondern eher als kleine Maus. Manchmal erschreckten sich die Leute, weil sie ihn plötzlich neben ihnen sitzend wahrnahmen, mit grossen Augen ihr Tun beobachtend.
So bekam er sehr früh nicht nur an die Anwesenheit eines Kindes angepasste Freundlichkeit mit, auch Streit, Lüge, Egoismus und Hinterlist. Hinter fremden und eigenen Türen.
Mutti sammelte ihren Jungen anfangs immer wieder ein, da sie befürchtete, dass er sich verlaufe, einsperre oder verletze in einer der vielen leeren Wohnungen. Jedoch steuerte der Kleine jedes Mal zielstrebig bewohnte oder als Anbauraum genutzte Wohnungen und Häuser an, immer hin zu Menschen. Da liess Mutti ihn nach ein paar Monaten einfach gehen, müde und vereinnahmt vom Anbau und der Hilfe bei der Pflege ihres Vaters. Ihre Mutter war zwar medizinisch ausgebildet – was sie ihrer Tochter zu grossen Teilen weitergegeben hatte – aber seit Koris Geburt hatten ihre Kräfte abgenommen und sie konnte ihren Mann kaum mehr pflegen. Schlimmer; sie bedurfte selbst mehr und mehr der Hilfe, konnte es sich aber nicht eingestehen. Mit sturer harter Stimme befahl sie Koris Mutter, um dem Gefühl des Kontrollverlusts Einhalt zu gebieten.
Paps war oft in den Bergen, um Steine zu finden. Bestimmte haben hohen Wert und eignen sich zum Handel. Dafür musste sich Paps auf mehrtägige, sogar mehrwöchige Touren begeben. Damit war Mutti allein mit dem Anbau, den beiden Alten und dem kleinen stillen Jungen, der immer wieder verschwand.
Omi starb an einem der sehr heissen Tage Ende August, als Kori gerade dreieinhalb Jahre alt war. Sie würde ihm als krähenartige und doch blasse Kreatur in Erinnerung bleiben, die irgendwo sass und immer nach etwas kreischte. Opi dagegen war zäher. Er war früher auch in den Bergen unterwegs gewesen und neben dem Mineralabbau hatte er auch Wild geschossen und nach Hause gebracht. Er wusste, wie wichtig Kühlung ist, damit das Fleisch auf dem Rückweg nicht verdirbt. Er merkte, wie wohltuend sie für ihn selbst war.
So früh angeeignetes Wissen war in dem senilen Geiste noch vorhanden und scheuchte den Alten immer bei Hitze in den Keller. Auch wenn er für den Weg eine halbe Stunde brauchte und sogar öfters Hilfe beim Auffinden der Treppe nach unten. Er fing gerne an zu schreien, er wolle runter, er wolle runter ins kühle Loch. Omi wollte nicht. Und sie vertrug die Hitze nicht. Seither blieb Opi meist im Keller und wurde zur unheimlichen Jammerstimme von unten.***
Es ist Kori, als höre er den alten Mann plötzlich noch einmal stöhnen und er schrickt aus seinem Halbtraum auf. Seine ersten paar Jahre sind ehrlicherweise wirklich nicht so toll gewesen. Das ist lange vorbei. Jetzt sollte er sich auf morgen konzentrieren. Auf die letzten zwei Tage und all dass, was er schon entdeckt hat.
Etwas schlaftrunken holt Kori das Dokument seiner ersten medizinischen Untersuchung hervor, lässt den Blick darüber schweifen und lässt es auf die Brust sinken. Kori mag Informationen über Kori. Kori mag Wissen. Kori mag Entdecken und Verstehen. Kori mag Nachdenken. Kori mag Schlaf.
Vogelgezwitscher und Frühstück, dann ist es soweit: Im Einzelgespräch wird den Anwärtern der Ausbildungsplatz zugeteilt. Alle sitzen oder wandeln nervös im Wohnraum, es fällt kaum ein Wort. Lex ist gerade drin.
Natürlich kommt Hearie als nächstes dran, dann Tommey, danach endlich Kori. Die nette Frau bringt ihn in einen nahegelegenen Raum, leicht zu Fuss zu erreichen. Es ist kein Würfel, sondern ein richtiges Büro mit einem richtigen, grossen Schreibtisch, einer Sitzecke und vielen Regalen voller Bücher, Pflanzen, Bildern und anderem Kram.
In Perlmutt glänzend eingekleidet sitzt ein grauhaariger Mann mit einer kleinen Brille am Tisch. Sein kurz getrimmter Bart zeichnet sympathische Konturen auf seine dunkelbraunen Wangen. Er ordnet einige Papiere auf dem Schreibtisch und bittet Kori lächelnd, schon mal auf dem Sofa Platz zu nehmen.
Lex hat bekommen, was ihm vorgeschwebt ist, auch Hearie kann eine Punktlandung in Sachen Wartungstechnik verbuchen. Kori kriegt die Konstruktion, Kori kriegt die Konstruktion. Bitte, bitte.
Der elegante Mann kommt endlich hinter seinem Schreibtisch hervor und setzt sich beschwingt zum angespannten Jungen, dem erst jetzt der lange, fast weisse Zopf am Hinterkopf auffällt. Seltsam, die bisher angetroffenen Moverivitaner haben alle langes bis sehr langes Haar getragen.
„Hallo erst mal. Ich bin James Livingston. Du kannst mich James nennen. Ich werde, wenn alles gut läuft, dein Berater sein während deiner Erstausbildung.“
„Freut mich...“ Kori schaut etwas unsicher.
„Jeder wird während dieser Zeit von einem Berater begleitet. Ich helfe dir dabei, dich einzuleben, dich mit allem zu vernetzen, was du brauchst. Im Grunde bin ich eine Anlaufstelle bei allen Fragen und unterstütze dich, wo immer nötig.“
Das klingt zuvorkommend. Oder ein wenig bevormundend? Das wird sich zeigen.
„So, nun zum wirklich Wichtigen. Du kriegst natürlich eine Ausbildungsstelle. Allerdings ist Konstrukteur sehr begehrt. Leider können wir dir nicht die gewünschte Stelle anbieten.“
Koris Miene kann sich dem Einfluss des Kraters in seinem Bauch nicht entziehen, die Enttäuschung springt James entgegen. Dieser beeilt sich, weiterzusprechen.
„Was wir für dich haben, ist immer noch im selben Bereich und du kannst danach barrierefrei den Konstrukteur machen. Du hast tolle Fähigkeiten gezeigt in den Abklärungen, gerade in den handwerklichen, welche dich zu einem Beruf bringen, der dir entsprechen könnte, wenn du es zulässt. Du kannst Anlage- und Apparatebauer werden. Das ist sogar ein gutes Fundament für deine Pläne.“
Endlich fliesst die Anspannung aus Koris Gesicht ab und macht dafür Ratlosigkeit Platz.
„Wie lange dauert die Ausbildung denn?“
„Es ist eine der längeren. Vier Jahre.“
Kori lässt sich zurückfallen, in dieses fluffige Sofa. Er braucht diese Chance, er kann nicht kneifen. Kann er denn seine kleine Familie so lange alleine lassen, um beide Ausbildungen zu absolvieren? In sechs Jahren wird Jeja hierher kommen können, dann wäre Paps aber allein. Das geht auch nicht. Was in diesem Moment aber geht, sind die vier Jahre Erstausbildung.
„Okay, danke für die Stelle. Ich werde mich bemühen.“
Kori setzt seine elektronische Unterschrift sofort auf den Vertrag. Ein leichtes Lächeln von James‘ gütigem Gesicht wärmt Koris Gemüt und ohne Weiteres kommt ein dünnflüssiges Gespräch zustande. Kaum ist diese Entscheidung getroffen, können die beiden ob Koris Zukunft die Köpfe zusammenstecken wie alte Freunde. Kori wird ein Zimmer in einer Lehrlings-WG bekommen, einen Basisbetrag und eine erste Grundausstattung in Begleitung seines Beraters James.
Alle Lehrlinge bekommen einen Platz in einer Wohngemeinschaft, um sie bei der Entwicklung in die Selbständigkeit gezielt unterstützen zu können. Anscheinend hat es vor ewigen Zeiten grosse Herausforderungen für die Sozialsysteme bedeutet, Erwachsene einzugliedern, die bis dahin Draussen gelebt haben. Jugendliche können sich erfahrungsgemäss eher zurechtfinden und einleben. Zudem haben früher viele Jugendliche nicht auf eigene Faust innert nützlicher Frist eine Stelle gefunden, können jetzt aber alle gezielt und begleitet auf die freien Stellen verteilt werden inklusive Wohnraum in der Nähe. James hat einige gute - vor allem logische - Argumente, um Koris Skepsis zu zerstreuen, ob dieser Kategorisierung aller Sechzehnjähriger. Solch systematische Massenabfertigung von Menschen hat aber nun einmal einen faden Beigeschmack für Kori, was er am Beispiel vom „persönlichen Gespräch“ mit Paloa aufzeigt. James nickt voller Verständnis.
„Ich würde nie behaupten, alles hier sei perfekt und alle Systeme seien fehlerfrei. Aber sie haben eine lange, holprige und lehrreiche Entwicklung hinter sich. Das Volk stimmt immer wieder über Neuerungen ab. Erwarte ja keine unfehlbare Stadt, erwarte einfach eine ziemlich gut funktionierende.“
Hierfür stellt der Basisbetrag ein gutes Beispiel dar. Anstatt das Überleben entweder von Arbeit oder vom Sozialsystem abhängig zu machen, bekommt jeder Bewohner monatlich einen fixen Betrag. Allerdings muss man in Moverivitas wohnhaft sein, das System der Stadt ist ein geschlossenes, was doch ein wenig egoistisch anmutet. Andererseits wäre ein Atlaskomplex für eine solche Stadt verheerend.
James spricht sehr offen, womit er Kori verblüfft, als auch fasziniert. Der Junge fühlt sich dabei, als wäre er ein kleines Kind, das lange Zeit mit einem Kessel auf dem Kopf rumrennt und nicht merkt, dass es nichts sieht. Das alles ist so logisch und so greifbar und doch bisher seinem Verstand entzogen geblieben. Gierig nach mehr hängt er an den Lippen des Beraters.
Am Vormittag dürfen alle noch die Anlage in der Schleuse benutzen und nach dem Mittagessen geht es dann via Gittertunnel auf in die Stadt. Genauer zum Könikonus, welcher die erste Anlaufstelle für Ankömmlinge der Schleuse A13 darstellt. Kori wird dort wohnen.
Auch die meisten Anderen haben Stellen in diesem Stadtteil bekommen, nur einzelne wurden anderweitig vermittelt – denn Ausbildungsstellen bestimmter Berufe gibt es nicht in allen Konen, all den dicken Türmen der Stadt. Manche Berufe dagegen sind zwar auf dem Markt sehr präsent, doch sind sie so begehrt, dass die Stellen einerorts schlicht nicht ausreichen, während andernorts noch welche frei sind. James ist sehr gut informiert. Ob das zu seiner Ausbildung gehört?
Ernstlich erschrocken stellt dieser nun fest, dass er fast in Verzug gekommen wäre. Schnell bittet er Kori, sich vor einen Schrank zu stellen. Sehr skurril, doch Kori beeilt sich, der Bitte seines neuen Freundes nachzukommen. Hinter den Türen verbirgt sich eine kleine Apparatur mit Öffnung. Da soll Kori seine Hand reinlegen, wie in die Maschine, die ihm das Band verpasst hat. Jetzt werden die Vertragsdaten geladen und der erste Basisbetrag.
Paloa bestätigt den Eingang von zweitausend Punkten. Was? Zweitausend Punkte? Das klingt nach einem Vermögen!
James entschuldigt sich für die schnelle Verabschiedung und verspricht, die Gruppe gleich nach dem Mittagessen abzuholen. Schon steht Kori draussen vor der Tür. Diese Stille, welche den Hang zum Hall in sich trägt, dringt in Koris Kopf als kalter Gegensatz zum warmherzigen, nicht abreissenden Gespräch in dem gemütlichen Büro.
Er würde gerne noch kurz hier stehen bleiben und verdauen, doch die Überlegung, dass der Nächste ihn hier so neben sich stehend vorfinden würde, lässt ihn seinen Beinen den Befehl zu gehen geben.
Ein anderer Job. Aber ein Job. Finanzielle Mittel zum träumen. Interaktiv wohnen. Jetzt versteht Kori, warum auch die anderen eher still und müde zurückgekommen sind. Es ist durch. Das ganze hier, dieses Prozedere ist durch und die Zukunft ist erst einmal gesichert. Die Müdigkeit nimmt Überhand, wenn ein Abenteuer seine Quintessenz enthüllt hat. Lex sabbert selig schlummernd das Sofa in der Wohneinheit voll, Hearie hat seine Kopfhörer auf und Tommey dehnt seinen Nacken und seine Arme, dort in dem weichen Sessel, in dem Kori letztens auch gesessen hat.
Es entspringt ein lauter kurzer Lacher aus Koris Mund, als er die schläfrige Szene antrifft. Tommey dreht den Kopf umständlich und Hearie nimmt die Kopfhörer ab. „Was ist denn?“
Kori räuspert sich und tritt näher. „Naja, wir dürften jetzt den Fitnessraum benutzen oder im Panoramaraum abhängen, aber ihr liegt da, wie Gemüse. Ein tolles Bild, sorry.“
„Na dann geh doch du trainieren! Das will ich sehen!“, meint Hearie und setzt hinzu: „Mach ein Video davon, ich mag nicht aufstehen“, und erntet dafür einen Lacher. Jetzt wacht auch Lex wieder auf. Langsam kommt ein Gespräch in Gange und damit vergeht die Zeit ein wenig schneller. Sie alle wollen weiter, endlich in die Stadt.
Mit vollen Bäuchen steht die Wohngruppe mit gepackten Sachen im Flur und wartet auf James. Er kommt pünktlich mit einer Liftkapsel angeschossen. Das Ziel ist die Gittertunnelgarage, wohin sich nun gestaffelt der ganze Trupp mit den zwei Liftkapseln befördert. Bei näherer Beobachtung müssen es mehr Kapseln sein, welche hinter den Wänden umher sausen und sie an den beiden Schleusen abholen. Wände voller Liftkapseln. Die Abwärtsfahrt drückt Koris Magen zum Hals; wie froh ist er, als das Ziel erreicht ist und er aussteigen kann. Sein Gepäck hat locker neben dem Sitz Platz gehabt, jetzt hätte er es fast liegenlassen. Die liebe Paloa hat ihn dahingehend informiert, die ist echt praktisch.
In diesem eher grau gehaltenen grossen Raum enden einige Liftröhren und überall steigen kontinuierlich junge Menschen aus. Kori schätzt, dass es gut über vierzig sein müssen, doch es scheinen ihm ein paar weniger zu sein als ganz zu Anfang vor den Glastüren der Aussenwand. Vielleicht irrt er aich auch.
James hat die halbe Meute hergeführt, ein anderer Berater hat die andere Hälfte der Jugendlichen zusammengeholt. Für einen allein wären wohl zu viele zu beraten. Alle sammeln sich um die Fahrzeuge, welche mitten im kargen Gewölbe stehen.
Wie gemütlich, der Sechssitzer fährt selbst, hat das komplette Tunnelnetz im Programm und bringt mit seinen metallenen Kollegen alle auf einmal rüber. Die Fahrt dauert eine Stunde, denn es sind eher langsame Fahrzeuge und es sind einige Kilometer Landwirtschaftszone zu durchqueren.
Stiller als sonst sitzt Lex neben Kori und schaut denen zu, welche in die vorderen und seitlichen Wagen einsteigen. Er sieht müde aus, aber zufrieden. So... entspannt. Zugegeben, Kori ist nicht wirklich locker. Eine friedvolle Ermattung empfindet er erst, als die Motoren angehen und kaum spürbare Vibrationen unter den Fingerspitzen zu entdecken sind.
Ein grosses Tor – auch grau – öffnet sich und als würden sie auf eine Schnur gefädelt, reihen sich die Fahrzeuge ein. Die Vollverglasung ermöglicht einen atemberaubenden, vergitterten Blick auf unglaublich viele Nutzpflanzen hinter Treibhausscheiben. In regelmässigen Abständen huscht eine Lücke vorbei, eine Querstrasse oder vielleicht auch nur Flächenteilung.
Das süsse Rot von hunderten von Tomaten lockt die Vorfreude hinter der erschlagenden Müdigkeit hervor. Wie kann man nur so müde sein? Zuhause hat Kori viel mehr gearbeitet, länger, härter. Trotzdem fühlt er sich jetzt wie überfahren, in den Sitz geplättet. Es ist wohl die Anspannung, der Druck, all das, was der Geist zu verarbeiten hat – zusätzlich zur Arbeit. Diese Art von Ausgelaugtheit ist Kori neu, hat sie doch auch einen schönen Nebengeschmack von frischer Erfahrung und einer Erkenntnis mehr.
Die Stadt nimmt mittlerweile den grössten Teil des Sichtfeldes ein. Es dauert überraschenderweise noch immer eine Viertelstunde bis zur Garage. Es wird wohl so gemächlich gefahren, da sich nun mal die meisten Jugendlichen das Fahren an sich nicht gewohnt sind. Kori passt ab, wann er die innere Wand erblickt.
Diese Garage ist ein wenig einladender gestrichen. Paloa lotst die Liftkapsel auf die Strasse, an der Kori ab jetzt wohnt. Neben ihm steigt Lex aus. Etwas erleichtert stellen beide fest, dass sich ihre WGs direkt nebeneinander befinden. Paloa öffnet die Tür.
Der Blick fällt als erstes auf die... unglaublich! Eine Terrasse! Es ist eine Wohnung nach aussen hin mit echtem Licht! Bei diesen dicken Konen liegen doch die meisten Wohnungen sicherlich innen.
Bedächtig tritt Kori ein. Rechts eine kleine Garderobe an der Wand, links eine Küche in knallrot. Er wird mit zwei Mitbewohnern leben, hat James gesagt. Offenbar ist Kori als erster angekommen, also will er sich schnell ein Zimmer aussuchen und sein Band damit synchronisieren oder was auch immer dann nötig ist. Neben der Garderobe befindet sich die Tür zu Nummer eins, welches direkten Zugang zur Terrasse besitzt. Nicht schlecht. Links neben der Küche führt ein Flur zu vier weiteren Türen. Vier? Erst öffnet Kori die hintere Tür rechts. Nummer Zwei mit einer teilweisen Dachschräge und einem Fenster nach draussen. Auch hübsch und recht heimelig. Die Tür geradeaus verbirgt wie es scheint eine Gästetoilette. Der eine Raum links wird kein Fenster haben, also späht Kori als nächstes hinter die vordere Tür rechts. Nummer Drei ist Koris Zimmer.
Sofort tritt er verzückt ein und wirft seine Tasche auf das Bett, als würde er damit die Inbesitznahme dieses Raumes sichern. Seine Flagge weht nun in diesem Land.
Hier findet sich die Dachschräge, der Terrassenzugang und ein Fenster. Ein Traum und ein so grossflächiger! Es stehen nebst Bett eine Hygienezelle in der Ecke, an einer Wand ein kleiner Schreibtisch und ein Einbauschrank, so wie es aussieht. Erst einmal lässt sich Kori auf sein gemachtes Bett fallen, wie vorhin die Tasche.
Von draussen sind Schritte und Gepolter zu hören. Kori hat gar nicht gemerkt, dass sich seine Zimmertür geschlossen hat. Das wird wohl der erste Mitbewohner sein. Etwas aufgeregt setzt sich der Blonde auf und seufzt einmal tief. Hoffentlich kommt er mit dieser Person klar. Hoffentlich ist er kein Vollidiot. Hoffentlich ist es nicht Hearie, der wäre anstrengend.
Halb aus der Tür kommt ihm schon ein breit grinsendes Mädchen entgegen.
„Hallo! Ich bin Zita. Also eigentlich Felicita aber bitte vergiss das gleich wieder. Wow, echtes Blond! Du bist eine Rarität!“
Ein überaus gut gelauntes Mädel. Kori fängt auch an zu grinsen.
„Ich bin Kori und habe dieses Zimmer beansprucht“, erklärt er mit geschwellter Brust: „Und du, meine neue Mitbewohnerin, wo gedenkst du dein Lager aufzuschlagen?“
Zita zieht nach: „Ich werde mich auf das beste Land werfen, das zu ergattern ich fähig bin! Sag mir Krieger, wo liegen die Ländereien eigentlich?“ Beide kichern und können sich nicht mehr weiter aufplustern. Auf Koris Beobachtung hin, schaut der Wirbelwind mit den rotbraunen Haaren in die beiden verbliebenen Zimmer und entscheidet sich für das noch freie mit Terrassentür, jenes mit Eingang neben der Garderobe.
Während die beiden sich im Wohnbereich Zugang zum Aussenplatz verschaffen, tritt die dritte Person ein. Noch eine Mitbewohnerin. Ein kleines, dünnes Mädchen mit langen Haaren in kaputter Kleidung, welches ob der riesigen umgehängten Tasche eigentlich umkippen oder zusammenbrechen müsste.
„Hi. Ich heisse Koharu. Welches Zimmer?“ Ohne Lächeln, ohne irgendeine Regung. Etwas konfus deuten beide auf den Flur und Kori setzt noch hinzu, welche Tür, damit sie nicht in seinem Zimmer landet. Oh, da war doch noch ein anderer, ein zusätzlicher Raum, den es noch zu erkunden gilt. Aber jetzt geht er erst einmal Zita hinterher, hinaus wo eine hübsche Gartenmöbelgarnitur zum verweilen einlädt.
Die obere Wohnung zieht sich noch ein gutes Stück über den Aussenplatz, vielleicht zwei Meter liegen ausserhalb unter einem Glasdach. Dieser Zwei-Meter-Streifen ist begrünt, ein Stück Rasen für die WG. Halt, für ihre und die nebenan, denn der Platz zieht sich über gleiche Länge zur Nachbarswohnung. Da kommt schon Lex angestürzt.
„Eine Aussenwohnung! Kori wie geil ist das denn? Sorry, aber echt, wir haben Schwein! Wie hoch ist die Chance dafür?“
Kori stoppt ihn freundlich und stellt ihm Zita vor. Lex stellt sich seinerseits in aller Höflichkeit vor und meint, seine eigenen Mitbewohner, habe er noch gar nicht gesehen. Kori überlegt sich, dass auch er jene oft sehen wird. Da kommt ihm schon Sandelhölzchen entgegen. Mist, ihren Namen hat er sich nie gemerkt.
„Hi! Du bist es!“
„Äh, sorry nein, Lex ist dein Mitbewohner. Ich bin nur Nachbar.“ Gut um den Namen gedruckst, lobt sich Kori selbst. Sie dreht sich zum Kleinen um und sagt: „Oh ich habe mir seinen Namen nicht gemerkt. Du bist also Lex. Ich bin Sandy.“
Kori kann sich sein Lachen kaum verkneifen und dreht sich ein wenig weg, geht auf die Rasenfläche zu. Sandelhölzchen heisst Sandy! Als er sich langsam wieder im Griff hat, steht plötzlich Zita neben ihm.
„Na? Tolle Aussicht, oder?“ Ja. Eine Sichtfeldhälfte hat freien Blick über das Treibhausmeer, der Rest ist ein interessanter Ameisenhaufen von Konus mit Strassen, Fenstern, Bäumen und Büschen, kleinen Plätzen und ein zwei Flächen, welche Sportanlagen sein könnten. Alles liegt unter Glas. Es ist keine geschlossene Glocke, das wäre ja niemals herstellbar. Es sind die gleichen Lamellen, welche auch hier vom Geländer bis zum Glasdach reichen und derzeit schräggestellt sind. Ein lauer Wind zieht durch die breiten Spalten.
„Was denkst du?“ – „Dass ich noch nie so grünes Gras gesehen habe und am liebsten barfuss darauf rumlaufen möchte.“ – „Dann tu’s doch!“ Zita grinst und leckt sich die Oberlippe mit herausforderndem Blick. Kori hält den Augenkontakt und zieht seine Schuhe, sowie Socken aus.
Der Rasen ist unheimlich weich. Und voll, so richtig dicht. Lex kommentiert lauthals von seinem Korbstuhl aus. Sandelhöl... Sandy gesellt sich zu Zita und beobachtet mit ihr Kori, der da so selig herum wandelt.
Kurz darauf erscheint noch der dritte Nachbar in weinroter und waldgrüner Kleidung, mehreren Lederbändern mit Schmucksteinen um den Hals, sowie die Handgelenke und vor allem einer kritischen Miene. Der junge Mann mit den verschränkten Armen namens Walther verabschiedet sich bald wieder, um, wie er sagt, sein restliches Zeug zu holen. Er ist wohl von Drinnen. Von hier.
Nachdem die Gesellschaft sich aufgelöst hat, um die persönlichen Sachen auszuräumen und sich ein wenig einzurichten, klopft es bald an Koris Tür. Paloa öffnet auf das „Herein!“. Zita steht davor und fragt: „Kommst du mit zum Foodprinter?“ – „Zum was?“
Zita ist auch von Drinnen, wie es scheint. Was meint sie mit Foodprinter? Ist hier Essen Kunst? Koris völlig überforderter Gesichtsausdruck lässt Zita lachend sein Handgelenk greifen und ihn mit sich ziehen. „Komm, ich zeig’s dir! Ich glaube, ich kann dir am Anfang sehr nützlich sein.“ Warum ist sie so nett?
Vor der Wohnung merkt Kori, dass er sich bei Ankunft gar nicht richtig umgesehen, sondern sich gleich der Reihe Wohnungstüren zugewandt hat. Trottoirs und Strasse sind barrierefrei und so grosszügig in ihrer Breite, dass kleine Bäume und Blumen in wannengrossen Kästen Platz finden die Strasse zu säumen. Es ist taghell, aber das kann nicht sein, denn sie befinden sich jetzt im Konus. Zita erklärt es ihm gerne.
Über der Strasse liegt mehrgeschossiger Leerraum. Die Wohnungen in den oberen Stockwerken sind durch balkonartige Flure erschlossen. So ergibt sich das von unten sichtbare Treppenmuster. Zuoberst in der Decke sind sehr starke Leuchtelemente installiert, die Balkondecken bieten etwas weniger helle Flächen, welche per Bewegungsmelder funktionieren. All diese Beleuchtung imitiert die Sonne, reine Glühelemente gibt es länger nicht mehr. Letzteres ist Kori bekannt, denn seit vielleicht drei Jahren kann man von den Hilfs- und Handelswagen keine anderen als die teuren Sonnenleuchten kaufen. Das hat manchen Leuten zu Hause grosse Schwierigkeiten bereitet.
Vor lauter Erklären haben die beiden sich gerade mal die drei, vier Meter zum Strassenrand und einem Blumenkasten hin bewegt und sind dann stehen geblieben. Jetzt schaut sich Zita um und lässt einen leisen Jauchzer los, als sie schräg über die Strasse ihr Ziel entdeckt. „Omeingo, das ist sogar ein original Foodprinter! Komm!“
Bedacht schaut sie nach links und nach rechts, bevor sie die fahrradbefahrene Strasse überquert und zielstrebig einen Laden angeht, welcher sogar ein... wie hiess das noch... ein Restaurant sein könnte mit den kleinen Tischen davor. Aber hinter der aussengerichteten Theke stehen nur viele grosse Apparate und nicht ein Herd. Kein Anzeichen für eine Küche.
Darüber hängt ein Leuchtschild mit der Aufschrift: „Foodprinter© &takeaway“ wobei das &takeaway in Schreibschrift halb über das Logo lappt. Links und rechts hängen in sauber hergerichteten Schaukästen zum einen Menuvorschläge und zum anderen ein kurzer, sehr oberflächlicher Beschrieb des Herstellungsprozesses. Zita führt aus:
„Letztens hat Foodprinter Hundertjähriges gefeiert. Die haben wortwörtlich eine Grundsubstanz entwickelt, eine Urflüssigkeit sozusagen. Ein völlig neu und anders aufgebauter 3D-Drucker konnte eine Tomate ausdrucken. Das war ein echtes Novum, bisher wurde die Technik vor allem in der Medizin und in der Herstellung von anorganischen Aufbauten benutzt, also ein Stoff durch chemische Vorgänge in eine Form gebracht und mehr nicht. Seit der Tomate haben sie sich noch einmal sprunghaft entwickelt, rund fünf Jahre nach ihrem ersten Durchbruch.
Da haben sie es geschafft, den Drucker soweit zu programmieren, dass er mit mikroskopischer Präzision mehrere Zutaten drucken kann. Damals war es ein Tomatensalat mit Zwiebeln und Kräuterdressing. Viele Jahre später kamen noch verschiedene Zubereitungsarten hinzu, wie ‚gekocht‘ und ‚gebraten‘ und sowas alles. Heute reicht übrigens eine Portion Grundlösung aus, um alle Stoffe zu kreieren, welche ein Erwachsener bei einer ausgewogenen Mahlzeit zu sich nehmen sollte. Ausser bei den Kinderportionen. Oder den halben Portionen. Du weisst schon.“