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Ludwig Tiecks literarische Adaption des Volksmärchens "Der gestiefelte Kater" ist ein Meisterwerk der romantischen Literatur. In diesem Buch werden die Leser in eine Welt voller Magie, Abenteuer und Intrigen entführt. Tieck verwendet eine elegante und poetische Sprache, die den Leser in seinen Bann zieht und die fantastische Handlung zum Leben erweckt. Das Buch ist geprägt von Tiecks einzigartigem Stil und zeigt seine Fähigkeit, alte Geschichten mit neuen Ideen zu verknüpfen, was dem Werk eine zeitlose Qualität verleiht.
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Der König Die Prinzessin, seine Tochter Prinz Nathanael von Malsinki Leander, Hofgelehrter Hanswurst, Hofnarr Ein Kammerdiener Der Koch Lorenz, Barthel, Gottlieb, Brüder und Bauern Hinze, ein Kater Ein Wirt Kunz, Michel, Bauern Gesetz, ein Popanz Ein Besänftiger Der Dichter Ein Soldat Zwei Husaren Zwei Liebende Bediente Musiker Ein Bauer Der Souffleur Ein Schuhmacher Ein Historiograph
Die Szene ist im Parterre, die Lichter sind schon angezündet, die Musiker sind im Orchester versammelt. – Das Schauspiel ist voll, man schwatzt durcheinander, mehr Zuschauer kommen, einige drängen, andre beklagen sich. Die Musiker stimmen.
Fischer, Müller, Schlosser, Bötticher im Parterre, ebenso auf der andern Seite Wiesener und dessen Nachbar.
Fischer: Aber ich bin doch in der Tat neugierig. – Lieber Herr Müller, was sagen Sie zu dem heutigen Stücke?
Müller: Ich hätte mir eher des Himmels Einfall vermutet, als ein solches Stück auf unserm großen Theater zu sehn – auf unserm National-Theater! Ei! ei! nach allen den Wochenschriften, den kostbaren Kleidungen, und den vielen, vielen Ausgaben!
Fischer: Kennen Sie das Stück schon?
Müller: Nicht im mindesten. – Einen wunderlichen Titel führt es: Der gestiefelte Kater. – Ich hoffe doch nimmermehr, daß man die Kinderpossen wird aufs Theater bringen.
Schlosser: Ist es denn vielleicht eine Oper?
Fischer: Nichts weniger, auf dem Komödienzettel steht: ein Kindermärchen.
Schlosser: Ein Kindermärchen? Aber ums Himmels willen, sind wir denn Kinder, daß man uns solche Stücke aufführen will? Es wird doch wohl nun und nimmermehr ein ordentlicher Kater aufs Theater kommen?
Fischer: Wie ich es mir zusammenreime, so ist es eine Nachahmung der neuen Arkadier, und es kommt ein verruchter Bösewicht, ein katerartiges Ungeheuer vor, mit dem es fast solche Bewandtnis, wie mit dem Tarkaleon hat, nur daß er etwa statt rot ums Maul, schwärzlich gefärbt ist.
Müller: Das wäre nun nicht übel, denn ich habe schon längst gewünscht, eine solche recht wunderbare Oper einmal ohne Musik zu sehn.
Fischer: Wie? Ohne Musik? Ohne Musik, Freund, ist dergleichen abgeschmackt, denn ich versichre Sie, Liebster, Bester, nur durch diese himmlische Kunst bringen wir alle die Dummheiten hinunter. Ei was, genau genommen sind wir über Fratzen und Aberglauben weg; die Aufklärung hat ihre Früchte getragen, wie sich's gehört.
Müller: So ist es wohl ein ordentliches Familiengemälde, und nur ein Spaß, gleichsam ein einladender Scherz mit dem Kater, nur eine Veranlassung, wenn ich so sagen darf, oder ein bizarrer Titel, Zuschauer anzulocken.
Schlosser: Wenn ich meine rechte Meinung sagen soll, so halte ich das Ganze für einen Pfiff, Gesinnungen, Winke unter die Leute zu bringen. Ihr werdet sehen, ob ich nicht recht habe. Ein Revolutionsstück, soviel ich begreife, mit abscheulichen Fürsten und Ministern, und dann ein höchst mystischer Mann, der sich mit einer geheimen Gesellschaft tief, tief unten in einem Keller versammelt, wo er als Präsident etwa verlarvt geht, damit ihn der gemeine Haufe für einen Kater hält. Nun da kriegen wir auf jeden Fall tiefsinnige und religiöse Philosophie und Freimaurerei. Endlich fällt er als das Opfer der guten Sache. O du Edler! Freilich mußt du gestiefelt sein, um allen den Schurken die vielen Tritte in den gefühllosen Hintern geben zu können!
Fischer: Sie haben gewiß die richtige Einsicht, denn sonst würde ja der Geschmack abscheulich vor den Kopf gestoßen. Ich muß wenigstens gestehn, daß ich nie an Hexen oder Gespenster habe glauben können, viel weniger an den gestiefelten Kater.
Müller: Es ist das Zeitalter für diese Phantome nicht mehr.
Schlosser: Doch, nach Umständen. Könnte nicht in recht bedrängter Lage ein großer Abgeschiedener unerkannt als Hauskater im Palast wandeln, und sich zur rechten Zeit wundertätig zu erkennen geben? Das begreift sich ja mit der Vernunft, wenn es höheren und mystischen Endzwecken dient. – Da kömmt ja Leutner, der wird uns vielleicht mehr sagen können.
Leutner drängt sich durch.
Leutner: Guten Abend, guten Abend! Nun, wie geht's?
Müller: Sagen Sie uns nur, wie es mit dem heutigen Stücke beschaffen ist.
Die Musik fängt an.
Leutner: Schon so spät? Da komm ich ja grade zur rechten Zeit. – Mit dem Stücke? Ich habe soeben den Dichter gesprochen, er ist auf dem Theater und hilft den Kater anziehn.
Viele Stimmen: Hilft? – der Dichter? – den Kater? – Also kommt doch ein Kater vor?
Leutner: Ja freilich, und er steht ja auch auf dem Zettel.
Fischer: Wer spielt ihn denn?
Leutner. Je, der fremde Akteur, der große Mann.
Bötticher: Da werden wir einen Göttergenuß haben. Ei, wie doch dieser Genius, der alle Charaktere so innig fühlt und fein nuanciert, dieses Individuum eines Katers herausarbeiten wird! Ohne Zweifel ideal, im Sinn der Alten, nicht unähnlich dem Pygmalion, nur Soccus hier, wie dort Kothurn. Doch sind Stiefeln freilich Kothurne, und keine Socken. Ich schwebe noch im Dilemma des Zweifels. – Oh, meine Herren, nur ein wenig Raum für meine Schreibtafel und Bemerkungen.
Müller: Aber wie kann man denn solches Zeug spielen?
Leutner: Der Dichter meint, zur Abwechselung –
Fischer: Eine schöne Abwechselung! Warum nicht auch den Blaubart, und Rotkäppchen oder Däumchen? Ei! der vortrefflichen Sujets fürs Drama!
Müller: Wie werden sie aber den Kater anziehn? – Und ob er denn wirkliche Stiefeln trägt?
Leutner: Ich bin ebenso begierig wie Sie alle.
Fischer: Aber wollen wir uns denn wirklich solch Zeug vorspielen lassen? Wir sind zwar aus Neugier hergekommen, aber wir haben doch Geschmack.
Müller: Ich habe große Lust zu pochen.
Leutner: Es ist überdies etwas kalt. Ich mache den Anfang.
Er trommelt, die übrigen akkompagnieren.
Wiesenerauf der andern Seite: Weswegen wird denn gepocht?
Leutner: Den guten Geschmack zu retten.
Wiesener: Nun, da will ich auch nicht der letzte sein. Er trommelt.
Stimmen: Still! Man kann ja die Musik nicht hören.
Alles trommelt.