Der Glückliche - Christian Callsen - E-Book

Der Glückliche E-Book

Christian Callsen

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Beschreibung

Jürgen Luge ist alt, einsam und lebt in seiner kargen, spartanischen Welt. Er fährt jeden Tag an seinen Lieblingsplatz, ans Meer. Dort sitzt er auf seiner Bank und betrachtet die Natur, das Wasser und das Leben. Ist Jürgen Luge auf der Suche? Oder was hofft er zu finden? Er sitzt auf der Bank, nur sein Notizbuch begleitet ihn. Wartet er? Worauf wartet er und was ist sein Geheimnis? Eine junge Frau versucht hinter das Geheiminis zu blicken. Kann sie den stillen Beobachter entschlüsseln? Ist der Blick in die Vergangenheit der Schlüssel für eine glückliche Gegenwart? Die moderne Kurzgeschichte finden Antworten auf die vielen Fragen.

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Seitenzahl: 24

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Inhalt

Titelseite

Der Glückliche                                                                                                                    

Christian Callsen

Der Glückliche

Christian Callsen

Ungekürzte 1.Auflage 2016

© Christian Callsen

Lektorat: Julia Gilcher

Fotografie, Umschlagsgestaltung : Christian Callsen

Herausgeber und Verlag:

BoD - Books on Demand, Norderstedt

Der Glückliche

Es war noch früh. So wie jeden Morgen. Er benötigte zumeist nur einige Minuten, um die Müdigkeit aus seinem Körper zu vertreiben. Dann war er meistens bereit – wofür auch immer. Nicht, dass er dann Bocksprünge vollführen würde. Er kraxelte aus dem Bett, streckte seinen Körper mit langsamen Bewegungen und schlurfte ins Bad. Das Badezimmer war am Morgen so etwas wie sein Lieblingsplatz. Inmitten der rotbraunen Fliesen hatte dieser kleine Raum für ihn am meisten Charme. Häufig stellte er das kleine Radio in diesem Zimmer an und verfolgte mit Interesse die Verkehrsnachrichten oder die Wetteraussichten. Die Musik und das üppige Geschwätz der Moderatoren schätzte er weniger, darauf konnte er schon seit langer Zeit gut verzichten. Verkehrsnachrichten hingegen faszinierten ihn. Er wollte keinesfalls verreisen, aber die Verkehrsmeldungen  bildeten für ihn immer eine Mischung aus Ursache, Wirkung und einem Abbild der Jahreszeiten und regionalen Ereignissen. Seit einigen Jahren war er fasziniert von den Neuigkeiten auf Straßen und Autobahnen. Dabei brauchte er morgens nicht lange im Badezimmer. Er hörte immer, dass Frauen sehr gerne stundenlang vor dem Spiegel dieses und jenes taten, um anders auszusehen als vorher. Er sah immer gleich aus. Und zuletzt fühlte er sich auch immer gleich. Gebraucht. Ja, gebraucht – vielleicht war dies das Wort, das es am besten traf. Ranzig wäre zu schlimm und die Begrifflichkeit frisch wäre gelogen, vielleicht war gebraucht und etwas abgenutzt eine passende Kurzbeschreibung seines körperlichen Zustandes.

Er schaute noch einmal in den Spiegel. Die Haare wurden immer weniger. Er hatte lange Zeit einigermaßen kreativ die Haare von links nach rechts gekämmt, sodass es nach mehr aussah. Aber mit der Zeit wurden seine Anstrengungen weniger, weil auch weniger Haare auf mehr freier Kopffläche zu verteilen waren. Er stand vor dem Waschbecken, seine nackten Füße standen auf den warmen Fliesen. Diese Bodenheizung stellte für ihn am Morgen immer das gewisse Extra dar, das diesen Raum für ihn so heimelig machte.

Wenige Momente später verließ er das Badezimmer und tapste mit seinen nackten Füßen in die kalte Küche. Vielmehr ging er auf seine Kaffeemaschine zu, die ihm jeden Tag aufs Neue treu ihre Dienste erwies. In seiner Einsamkeit hatte er überlegt, ob er dem schwarzen Plastikteil, das dieses schwarze Gebräu fabrizierte, einen Namen geben sollte. Durfte man eine Kaffeemaschine Emma nennen? Aber irgendwann hatte er den Gedanken verworfen. Er befüllte die Maschine mit Wasser und fünf abgezählten Esslöffeln Kaffeepulver, ehe er in sein Schlafzimmer zurückkehrte.