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In seinem neuen Buch erinnert uns der erfolgreiche Achtsamkeitstrainer und Bestsellerautor Pirmin Loetscher an die Sprache, die wir seit unserer Geburt verstehen: die Intuition. Sie spricht wie ein innerer Guru zu uns. In der heutigen Zeit schenken wir ihren Botschaften allerdings immer weniger Beachtung. Der Verstand gilt als Nonplusultra, wenn wir Entscheidungen treffen. Bauch und Herz finden kaum mehr Platz in unserem Leben. Dieses Ungleichgewicht lässt unseren Guru verstummen. Nicht der Kopf an sich ist also das Problem, sondern das mangelhafte Zusammenspiel zwischen ihm, dem Bauch und dem Herzen. Erst wenn die drei Bereiche harmonieren, nehmen wir die Weisheiten unseres Gurus wahr und ordnen sie korrekt ein. Und erst wenn wir uns erlauben, nicht ausschliesslich dem Kopf die Kontrolle zu überlassen, können wir aus unserem inneren Reichtum schöpfen. Pirmin Loetscher erklärt in "Der Guru in uns" in anschaulichen Sprachbildern und anhand persönlicher Beispiele, wie hilfreich ein gesundes Gleichgewicht zwischen Kopf, Bauch und Herz ist. Vor allem zeigt der Mental- und Achtsamkeitstrainer, wie wir wieder lernen, auf unsere innere Stimme zu hören und ihr zu vertrauen – sei es in zwischenmenschlichen Beziehungen, auf dem Sportplatz oder im beruflichen Alltag. Mit einfachen Übungen führt er uns dahin, unseren inneren Guru wieder besser wahrzunehmen und die wertvolle Beziehung zu unserem kleinen grossen Helfer zu pflegen. Das Resultat, so weiss der Autor aus privater wie beruflicher Erfahrung, wird nicht lange auf sich warten lassen: ein besseres Gefühl für sich sowie die eigenen Bedürfnisse und so auch mehr innere Zufriedenheit.
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Seitenzahl: 129
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© 2020 LIV Verlag, Luzern CH
Einige Textpassagen sind in anderen Veröffentlichungen von Pirmin Loetscher bereits erschienen.
Lektorat: Carole BarmettlerKorrektorat: Christoph GassmannUmschlaggestaltung: Thomas JarzinaUmschlaggrafik: © www.istockphoto.com (il67)Umschlagfoto: Chris Krebs PhotographyLayout, Satz und herstellerische Betreuung: Beate SimsonDruck und Bindung: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm
Print ISBN 978-3-9525217-0-0E-Book ISBN 978-3-9525217-1-7
www.livverlag.ch
Ich hätte mir keinen besseren Vater wünschen können als dich. Deine Lebensfreude, dein Charme, deine Reiselust, dein Interesse an anderen Kulturen, dein Wunsch nach beruflicher Freiheit und Freude an dem, was du tust, dein Optimismus, deine Fröhlichkeit und deine Liebe für die Menschen, die Schätze der Natur und fürs Leben! Ich bin dir ähnlicher, als du und ich es je annahmen. Zusammen mit Mami und Claudio hast du mir eine wunderbare Kindheit geschenkt und mir wichtige Werte auf den Weg gegeben. Wie fest du mich geprägt hast und wie groß dein persönliches Vermächtnis ist, wurde mir erst durch deinen Tod bewusst. Für deine Gelassenheit, dein Vertrauen ins Leben und die ansteckende Lebensfreude danke ich dir besonders! Sie sind meine treuen Begleiter. Sind sie bei mir, weiß ich, dass du bei mir bist. Wir sind uns heute so nahe, wie wir uns zu deinen Lebzeiten nur selten waren. Und ich danke dir, dass du mich durch deinen Tod noch näher zu mir geführt hast, und freue mich, nun gemeinsam mit dir dieses Buch zu schreiben. Ich weiß, du begleitest mich in jeder Zeile.
Ich liebe dich! Dein Pirmin
In seinem neuen Buch erinnert uns der erfolgreiche Achtsamkeitstrainer und Bestsellerautor Pirmin Loetscher an die Sprache, die wir seit unserer Geburt verstehen: die Intuition. Sie spricht wie ein innerer Guru zu uns. In der heutigen Zeit schenken wir ihren Botschaften allerdings immer weniger Beachtung. Der Verstand gilt als Nonplusultra, wenn wir Entscheidungen treffen. Bauch und Herz finden kaum mehr Platz in unserem Leben. Dieses Ungleichgewicht lässt unseren Guru verstummen.
Nicht der Kopf an sich ist also das Problem, sondern das mangelhafte Zusammenspiel zwischen ihm, dem Bauch und dem Herzen. Erst wenn die drei Bereiche harmonieren, nehmen wir die Weisheiten unseres Gurus wahr und ordnen sie korrekt ein. Und erst wenn wir uns erlauben, nicht ausschließlich dem Kopf die Kontrolle zu überlassen, können wir aus unserem inneren Reichtum schöpfen.
Pirmin Loetscher erklärt in »Der Guru in uns« in anschaulichen Sprachbildern und anhand persönlicher Beispiele, wie hilfreich ein gesundes Gleichgewicht zwischen Kopf, Bauch und Herz ist. Vor allem zeigt der Mental- und Achtsamkeitstrainer, wie wir wieder lernen, auf unsere innere Stimme zu hören und ihr zu vertrauen – sei es in zwischenmenschlichen Beziehungen, auf dem Sportplatz oder im beruflichen Alltag. Mit einfachen Übungen führt er uns dahin, unseren inneren Guru wieder besser wahrzunehmen und die wertvolle Beziehung zu unserem kleinen großen Helfer zu pflegen. Das Resultat, so weiß der Autor aus privater wie beruflicher Erfahrung, wird nicht lange auf sich warten lassen: ein besseres Gefühl für sich sowie die eigenen Bedürfnisse und so auch mehr innere Zufriedenheit.
© Chris Krebs Photography
Pirmin Loetscher, 1978 in Luzern geboren, studierte Kulturmanagement und arbeitet seit vielen Jahren als selbstständiger Kultur- und Eventmanager für internationale Musik- und Sportprojekte. Im Jahr 2002 führte ihn eine längere Krankheit zum Autogen- und Mentaltraining. Nach diversen Ausbildungen in diesem Bereich ist er mittlerweile auch als Achtsamkeitstrainer sowie Life- und Businesscoach tätig. 2014 gründete der Luzerner die Firma LIV – Life Inspired Values AG, die Einzelpersonen wie Unternehmen darin fördert, Potenziale zu erkennen und auszuschöpfen. Pirmin Loetscher, der mehrere Bestseller (Giger Verlag) zu Achtsamkeitsthemen schrieb, ist verheiratet und lebt noch immer gerne dort, wo er geboren wurde. www.pirminloetscher.com | www.liv.ch
Widmung
Über das Buch
Über den Autor
Einleitung – Klopf, klopf!
Was ist das »Ich«?
Was weiß unser Kopf?
Was weiß unser Bauch?
Was weiß unser Herz?
Was ist Intuition?
Wie die Intuition funktioniert
Intuition und Instinkt
Intuitiv zu sein, ist dein Naturzustand!
Die vier Bewusstseinsebenen – ein Vergleich
Verstandesbewusstsein ≈ Arbeitsspeicher
Unterbewusstsein ≈ Festplatte
Kollektives Bewusstsein ≈ Zentralserver
Schöpferisches Bewusstsein ≈ Internet
Im Flow sein dank der Balance zwischen Bauch, Herz und Verstand
Auswirkungen des Verstandes auf unsere Intuition
Werte der Erziehung
Vorurteile
Gewohnheiten
Fantasie
Emotionen
Angstgefühl
Wissen
Mythen, Studien, Werbung und Medien
Das menschliche Ego
Die menschliche Sprache
Trends und Gruppendynamiken
Stress, Müdigkeit, Erschöpfung
Unsicherheit
Erinnerungen und damit verbundene Gefühle
Dank der Intuition zu mehr Selbstvertrauen
Intuition in zwischenmenschlichen Beziehungen
Intuition in der Arbeitswelt
Informationsüberflutung
Informationsmangel
Hochkomplexe Entscheidungen
Intuition im Sport
Bereitschaft
Achtsam im Moment sein
Übung 1 Achte auf deine Gedanken
Übung 2 Achtsamer Umgang mit deinen Gefühlen
Erlebe Stille
Übung Flugmodus
Halte dich selbst aus!
Übung Beobachter spielen
Meditation
Übung Kurzmeditation
Körpergefühl stärken
Übung Pingpongball
Sei kreativ
Übung Intuitives Schreiben
Lern, deinem Guru zu vertrauen
Übung 1 Triff Entscheidungen zusammen mit deinem Guru
Übung 2 Spiele den Wahrsager
Sammle Wissen
Trainiere deine Empathie
Tipp 1 Goodbye Vorurteile
Tipp 2 Hör zu, was die Menschen nicht sagen
Tipp 3 Versuche, das Verhalten deines Gegenübers zu verstehen
Tipp 4 Unterscheide zwischen Mitleid und Mitgefühl
Tipp 5 Mein Gefühl, dein Gefühl
Ändere deine Routinen
Übung Arbeitsweg wechseln
Lass los!
Dank
Quellenverzeichnis
(Quelle unbekannt)
Ich will von der ersten Zeile an ehrlich zu dir sein und teile dir darum gleich an dieser Stelle mit, dass du nicht alleine in deinem Körper bist. Das mag ein kleiner Schock für dich sein, denn vielleicht dachtest du, dass dein Körper nur dir gehört und du damit machen kannst, was du willst. Dass du volle Kontrolle über ihn hast und alle seine Handlungen und Reaktionen steuern kannst. Tatsächlich lässt sich einiges davon steuern, teils sogar kontrollieren und bestimmt mit deiner Lebensweise beeinflussen. Aber das meiste geschieht ohne dein Wissen und Zutun, sozusagen hinter deinem Rücken. Zum Beispiel schlägt dein Herz, ohne dass du jeden Takt vorgibst. Du atmest, verdaust, gleichst Blutdruck und Hormone aus, im Wachzustand wie auch im Schlaf, ohne diese Vorgänge bewusst wahrzunehmen, geschweige denn bewusst etwas dafür zu tun. Es gibt aber auch einiges in dir drin, was du mit etwas Übung durchaus bewusst wahrnehmen, verstehen und aktiv für dich nutzen kannst. Und genau diesem Teil deines Körpers widmen wir uns auf den kommenden Seiten. Dem Guru, der in dir sitzt, deinem Freund und Helfer, der dir immer mit Rat und Tat zur Seite steht und dich fördert, deinen eigenen Weg zu gehen und deiner Berufung zu folgen.
Dein Guru erlaubt dir auch, dich kostenfrei des schöpferischen Wissens zu bedienen. Eines Wissens, das nichts mit Hokuspokus, nichts mit esoterischem oder spirituellem Wissen oder irgendwelchen Glaubensgemeinschaften zu tun hat. Nein, gemeint ist bloß das Wissen der Schöpfung, dessen du dich seit deiner Zeugung bedienst. Auch da spreche ich nicht von der religiösen Definition der Schöpfung, sondern vom unaufhaltsamen Prozess, der seit dem Urknall im Gange ist und zu dem auch du mit deinem täglichen Tun beiträgst. Ab Seite 57 erfährst du mehr darüber.
Daneben gibt es noch das bewusste Wissen, das wir uns aneignen können oder das uns gelehrt wird. Und in unserem Innern ist noch weiteres Wissen, zum Beispiel das Gewissen. Dieses vermittelt uns ein inneres Gefühl, ob sich etwas gut oder schlecht anfühlt, ob eine Handlung richtig oder falsch ist. Ein reines Gewissen ist für die meisten Menschen erfüllender als nur reines Wissen. Wissen in der Kombination mit Gefühlen verstärkt die Gewissheit. Diese Gewissheit kann uns nicht von außen eingeredet werden, sie entsteht nur in unserem Innern. Und in unserem Innern sitzt auch unser eigener Guru, der unserem Verstand dieses innere Wissen übermittelt.
Ich war bis zu meinem frühen Erwachsenwerden fast ausschließlich ein Mann des bewussten Wissens und traute nur dem, was man messen, testen, anfassen, riechen und schmecken konnte. Meine Wahrnehmung und mein Fokus richteten sich mehrheitlich auf das Außen, und ich erlaubte mir nur selten Zugang zu meinem inneren Wissensschatz. Ich fand kaum Ruhe, war ein Immer-Suchender, arbeitete zu viel und lenkte mich ständig mit irgendwelchen Dingen ab. Zudem betrieb ich während zwei bis drei Jahren mit verschiedenen Rauschmitteln wie Alkohol, Marihuana und synthetischen Substanzen Raubbau an meinem Körper. Nichts im Übermaß, aber halt ab und zu mal was. Bis etwa zu meinem 22. Lebensjahr. Dann signalisierte mein Körper zum Glück: Es reicht! Nachdem ich erste, kleine Anzeichen zwar wahr-, aber nicht ernst nahm, bekam ich eines Tages starke Fieberschübe und fühlte mich richtig schwach. Ich konnte mich kaum noch konzentrieren und brauchte täglich mehr als zwölf Stunden Schlaf, um überhaupt aufstehen zu können. Ich ging zum Arzt, aber bei einer ersten Untersuchung konnte keine Ursache gefunden werden. Die Situation verschlimmerte sich zunehmend, ich wachte eines Nachts auf, hatte Herzrasen und Todesangst. Eine weitere Untersuchung ergab, dass ich am Pfeifferschen Drüsenfieber litt. Das ist eine Viruserkrankung, die häufig bei einem geschwächten Immunsystem ausbricht, und aufgrund meines damaligen Lebensstils war mein Immunsystem definitiv geschwächt. Wir können die Erreger jahrelang in uns tragen, aber erst wenn das Immunsystem nicht mehr ausreichend Widerstandskraft hat, bricht die Krankheit aus. Roger Federer1 erkrankte auch einmal am Pfeifferschen Drüsenfieber, ich hätte allerdings lieber seinen Service oder seine Vorhand mit ihm gemein.
Dauer und Verlauf der Krankheit sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Bei mir war der Verlauf schleppend, viele Organe wurden geschwächt, und ich war insgesamt mehr als zwei Jahre nicht mehr voll leistungsfähig. Bald folgten auf die physischen auch psychische Symptome, und wegen des großen Durcheinanders machte mir schließlich auch noch das vegetative Nervensystem Probleme. Ich verlor das Vertrauen in meinen Körper und meine Person. Einerseits wegen der Symptome und anderseits, weil ich aufgrund des Leistungsabfalls keine gesellschaftliche Bestätigung mehr erhielt. Ich fühlte mich leer und wusste nicht mehr, wer ich wirklich war. Ich nannte diesen Zustand einmal »Teilverlust meiner Persönlichkeit«, die rückblickend gar nicht meine tatsächliche Persönlichkeit war, weil sie sich über Jahre nur über das Außen nährte und definierte. Daher war die Krankheit eigentlich ein sehr positives Ereignis, denn es war der Kick-off für meinen Weg zurück zu meinem Innern. Das konnte ich damals aber nicht gleich so einstufen, weil mein Verstand das Pfeiffersche Drüsenfieber nicht erklären konnte. Ich habe zwei Jahre lang nicht aus diesem Kreislauf herausgefunden und habe mich von der Schöpfung unfair behandelt gefühlt. Keine Therapie und keine Medikamente konnten mir helfen, die Symptome vollständig in den Griff zu bekommen. Bis mir mein Hausarzt riet, es mit autogenem Training zu versuchen. Ich hielt damals nichts von Heilmethoden, deren Wirksamkeit nicht wissenschaftlich bewiesen war. Da es sich beim autogenen Training aber um eine medizinisch anerkannte Methode handelt, seine Wirkung messbar ist und mir an diesem Tiefpunkt meines Lebens jeder Versuch recht war, um aus dieser Situation herauszukommen, versuchte ich es.2
Ich wollte wieder so sein wie früher, wollte sozusagen die Illusion meines Ichs zurückerhalten, schließlich war es das einzige Ich, das ich kannte. Zu lange habe ich mir alle Mühe geben, dieses Ich mithilfe von äußerer Anerkennung zu erschaffen. Und beinahe wären wir wieder Freunde geworden, aber zum Glück nur beinahe. Denn der Entscheid, autogenes Training zu erlernen, war alles andere als ein Weg zurück zum alten Ich. Im Gegenteil: Es unterstützte den bereits angestoßenen Prozess, der mein Ich und mein Sein wieder in harmonische Balance bringen sollte.
Mein Arzt gab mir die Adresse einer Trainerin, die in einem Privathaus am Rande eines kleinen Bergdorfs autogenes Training unterrichtete. Ich vereinbarte also einen Termin, und bei der Hinfahrt machte ich mir ein bisschen Sorgen, was mich erwarten würde. War das Ganze wirklich seriös und ungefährlich? Konnte ich dabei das Bewusstsein verlieren? Was war, wenn es nicht funktionierte? Ich parkte mein Auto, ging zur Tür des heimeligen Einfamilienhauses und klingelte. Eine freundliche Dame empfing mich und erzählte mir während des Einführungsgesprächs anhand meines Geburtstags und meiner Geburtszeit einige Dinge über mich, die sie nicht auf anderem Weg herausgefunden haben konnte – was mich recht erstaunte. Es war einer der ersten Momente, in denen ich bemerkte, dass da vielleicht doch mehr existierte als das, was ich sehen, anfassen und messen konnte. Ich erzählte ihr anschließend alles über meinen Krankheitsverlauf, und sie erklärte mir ausführlich, wie das autogene Training funktioniert und wie ich es anwenden sollte. Sie zeigte mir erste Atem- und Entspannungsübungen und half mir so, meinen Körper von Mal zu Mal wieder besser zu spüren. Die Entscheidung, die Therapie fortzusetzen, lag ganz allein bei mir. So war es auch mit den Hausaufgaben, die sie mir mitgab: Ich konnte selbst entscheiden, ob ich diese erledigen wollte oder nicht. Ich sollte täglich Übungen machen, meine Therapeutin nahm dafür eine Audiokassette (wie schnell die Zeit vergeht) mit persönlichen Anleitungen auf. Je öfter ich die Übungen machte, umso besser fühlte sich mein Körper an, und umso besser ging es ihm. Ich fand wieder Vertrauen in meinen Körper und konnte ihm so weitere Energie zuführen. Später richtete meine Trainerin die Übungen auch auf meine psychischen Probleme aus und half mir so, aus eigener Kraft wieder als gesunder Mensch zurück in den Alltag zu finden.
Ich besuchte meine Therapeutin auch noch, als ich wieder gesund war. Sie zeigte mir weitere Übungen für den Alltag, denn autogenes Training wendet man nicht nur im medizinischen Bereich an; es kann auch helfen, beispielsweise in Sport und Beruf, fokussiert zu sein und die Leistungen zu steigern. Wir führten einige Selbstexperimente durch, und ich konnte diese zusätzliche Energie, die mir das Training gab, in verschiedenen Bereichen bewusst wahrnehmen. Der für mich wichtigste Gewinn war jedoch, dass ich während der Übungen gedankliche Ruhe fand und mich voll und ganz im Jetzt entdeckte. Wenn ich dachte, dann betrafen meine Gedanken nur den Moment der Übung, die ich gerade ausführte. Da war kein Denken über die Vergangenheit oder die Zukunft. Das Ich löste sich momentweise auf (mehr zum Ich ab Seite 29). Auch sämtliche Unsicherheiten und Ängste lösten sich in der Gegenwart auf, die waren ja jeweils vergangenen Erfahrungen oder Zukunftsprojektionen entsprungen. Der Moment gab mir das Gefühl von Grenzenlosigkeit und Zeitlosigkeit. Ich empfand eine Zufriedenheit, wie ich sie vorher noch nie bewusst wahrgenommen hatte. Bis dahin hatte ich immer in der Zukunft danach gesucht, aber nicht im Moment.
Pirmin Loetscher
Diese innere Stille weckte gleichzeitig die Stimme meines Gurus. Sie war ja eigentlich nie ganz verstummt, aber ich konnte sie aufgrund des gedanklichen Lärms und meiner zu sehr nach außen gerichteten Lebensweise nicht mehr hören. Je mehr ich mir erlaubte, in diese Stille einzutauchen, umso mehr fand die Stimme meines Gurus Gehör. Schon bald war ich fähig, sie auch außerhalb des autogenen Trainings zu hören. Auch wenn es in mir und um mich herum laut war, konnte ich die Signale des Gurus erkennen und einordnen. Auf dem Weg zurück zu mir stolperte ich über eine wichtige, wenn nicht die wichtigste Wahrheit: Es war nicht mehr wichtig, was ich war, sondern dass ich war. Da war es also, das Aufleuchten meines Seins!