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Best of Edgar Allan Poe Meistererzählungen Band 30: Der Herrschaftssitz Arnheim
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Seitenzahl: 27
LUNATA
Der Herrschaftssitz Arnheim
© 1847 Edgar Allan Poe
Originaltitel The Domain of Arnheim
Aus dem Englischen von Gisela Etzel
© Lunata Berlin 2021
ISBN 9783753427706
Herstellung und Verlag: BoD - Books on Demand, Norderstedt
Der Herrschaftssitz Arnheim
Der Garten lag wie eine schöne Frau,
Die tief entzückt geschloßnen Auges ruht
Und schlummernd träumt ins offne Himmelsblau.
Giles Fletcher
Von der Wiege bis zum Grabe wurde mein Freund Ellison von der Woge des Erfolges emporgehoben. Ich gebrauche aber nicht das Wort Erfolg im landläufigen Sinne; ich gebrauche es als Synonym für Glück. Der Mensch, von dem ich rede, schien geboren, die Doktrinen eines Turgot, Price, Priestly und Condorcet zu verwirklichen – durch persönliches Beispiel den Beweis zu erbringen für das, was man eine Schimäre der Puritaner genannt hat. Ich vermeine in dem kurzen Dasein Ellisons das Dogma widerlegt gesehen zu haben, daß in der Natur des Menschen etwas verborgen sei, was ihn der Seligkeit entziehe. Eine eingehende Prüfung seiner Laufbahn hat mir zu verstehen gegeben, daß im allgemeinen das Unglück der Menschheit von der Verletzung einiger weniger einfacher Menschengesetze abzuleiten ist – daß wir die Elemente zu heiterer Genüge bis jetzt ungenutzt in unsrer Macht haben – und daß selbst jetzt in der gegenwärtigen Finsternis und Tollheit, da alle Gedanken auf die große Frage der sozialen Lage gerichtet sind, es nicht ausgeschlossen ist, daß der Mensch, das Individuum, unter gewissen ungewöhnlichen und rein zufälligen Umständen glücklich sein kann.
Auch mein junger Freund war von derartigen Ansichten ganz erfüllt, und es ist deshalb bemerkenswert, daß der ununterbrochene Genuß, den das Leben ihm brachte, zum großen Teil die Folge weiser Voraussicht war. Ja, es ist klar, daß Mr. Ellison, hätte er weniger instinktive Philosophie besessen, die gelegentlich so gut die Stelle der Erfahrung zu ersetzen weiß, sich durch den so außerordentlichen Erfolg, den das Leben ihm brachte, in den üblichen Strudel des Unglücks hinabgezogen gesehen hätte, der das Los aller hervorragend begünstigten Leute ist. Doch es ist keineswegs meine Absicht, einen Essay über das Wesen des Glücks zu schreiben. Die Gedankengänge meines Freundes seien nur in kurzen Worten geschildert. Er gab nicht mehr als vier Elementarsätze oder, genauer gesagt, Bedingungen für die Freude zu. Die Hauptsache war ihm (seltsam genug!) der einfache und rein physische Grundsatz der Bewegung im Freien. »Was man an Gesundheit«, sagte er, »auf anderm Wege erreichen kann, ist dieses Namens kaum wert.« Als Beispiel führte er die Wonnen des Fuchsjägers an und wies auf die Ackerbauern hin, die einzigen Leute, die man, als Klasse betrachtet, glücklicher erachten kann als andre. Seine zweite Bedingung war Weibesliebe. Seine dritte und sehr schwer zu verwirklichende war die Verachtung des Ehrgeizes. Seine vierte ein rastlos gesuchtes Ziel. Und er behauptete, da andre Dinge gleichgültig seien, so stehe das Maß des erreichbaren Glücksgefühls im Verhältnis zu der Geistigkeit dieses Zieles.