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Wenn ein geliebter Mensch von uns geht, bricht eine Welt zusammen. Nichts ist mehr wie es war. Zwischen Verzweiflung, Fassungslosigkeit und Sehnsucht suchen wir nach innerer Balance. Wie versteinert hören wir Worte des Trostes und gutgemeinte Ratschläge. Alles braucht seine Zeit, so auch die Trauer. Irgendwann erinnern wir uns an glückliche Momente, die geteilte Freude und wagen ein Lächeln. Wenn die Zeit ist, sehen wir die Frühlingsblüte und fühlen die Worte des Trostes.
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Seitenzahl: 78
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Ursula Geier, 1938 geboren, begann bereits im Alter von 14 Jahren mit ersten Kurzgeschichten. Seitdem nahm die Schreiberei eine zentrale Rolle ein. So veröffentlichte sie im Laufe der Zeit Tiergeschichten in Zeitschriften und verfasste Kolumnen. Während ihrer Jahre im Ausland engagierte sie sich für die Herausgabe einer deutschsprachigen Zeitung.
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Der freche Fritz im Vogelhaus
Übers Meer und Querfeldein
Was Katzen wirklich mögen und was nicht
Sie finden mich im Internet unter:
http://urska.jimdo.com/
Zu unserem 25-jährigem Hochzeitstag hattest du mir „wilden Sex“ versprochen, und mich dabei augenzwinkernd angegrinst. Du sahst echt aus wie ein Lausbub.
Dabei warst du schon 63 Jahre, aber immer noch lebenslustig und zu albernen Scherzen aufgelegt. Gerade das liebte ich so sehr an dir. Das Leben mit dir war nie langweilig gewesen, es passierten immer wieder aufregende Dinge.
Da war die Geschichte mit dem Möbelwagen, den du mal so ganz nebenbei gekauft hattest um Umzüge zu machen, oder die Idee mit dem Farbenladen, den du unbedingt haben wolltest.
Die Krönung war aber unsere kleine Bar, die du mir so ganz nebenbei präsentiert hast. Du warst schon ein ganz besonderer Mensch, einer der immer das Leben liebte und meistens fröhlich war. So vieles haben wir zusammen erlebt, uns gab es nur im „Doppelpack“ so sagten es unsere Freunde und alle, die dich so gerne hatten.
Ich darf gar nicht darüber nachdenken, dass es dich nicht mehr gibt, weil mich der Schmerz fast umbringt. Aber ich werde versuchen weiter zu leben und alle die Erinnerungen die ich an dich habe, werden mir dabei helfen.
Als ich dich kennen gelernt habe, sah ich als erstes deine strahlend blauen Augen und dein verschmitztes Lächeln. Schon damals spürte ich ein „Kribbeln im Bauch“, dabei wollte ich mich nicht mehr verlieben. Viel geredet haben wir, und dabei stellten wir fest, dass uns das Leben ganz schön geschüttelt hatte. Ich bewunderte deine Gelassenheit und deine direkte Art, die mir nicht so gegeben war.
Das alles ist jetzt vorbei und du fehlst mir so sehr. Ich sehe dich immer noch vor mir, wie du in dem großen Krankenhausbett gelegen bist. Du sahst so klein und zerbrechlich aus und ich wollte nicht glauben, dass du still und leise gegangen bist. Dein Gesicht war faltenlos und du sahst glücklich aus. Wie sollte ich ohne dich leben, nie mehr dein Lächeln sehen, deine flotten Sprüche hören. Ich weinte und war wie erstarrt, hilflos, verlassen, schutzlos, ich war einfach nur traurig.
Ich verabschiedete mich von dir, streichelte zum letzten Male dein Gesicht und küsste dich, dann ging ich nach Hause.
Alle waren gekommen, die Kinder und Enkelkinder und unser Gino. Er ist Annas Verlobter und war noch am Vormittag bei dir, als du schon im künstlichen Koma lagst.
Ich wollte am Nachmittag bei dir sein. Die Ärzte meinten, du solltest dich erholen und ich sollte dir diese Ruhepause gönnen.
In den frühen Morgenstunden bekam ich einen Anruf vom Krankenhaus. Und wieder war die ganze Familie da, gemeinsam fuhren wir in die Klinik. Ich verstand nur, dass die Ärztin etwas von Hirntod, kein Puls und Hirnschäden sagte. Sie hätten alles getan, aber du wärst sehr krank gewesen.
Gino stand neben mir am Krankenbett und war genauso fassungslos wie ich. Ich sah den Schmerz in seinen Augen und eine tiefe Traurigkeit. Wir nahmen uns alle in die Arme und weinten, wollten nicht begreifen, dass du nie mehr nach Hause kommen und wir dich nie mehr sehen würden. Der Schmerz überrollte uns mit einer Heftigkeit, die uns die Luft zum Atmen nahm.
Die nächsten Tage verbrachten wir wie in Trance, alles lief irgendwie an uns vorbei. Ein Zustand der sich kaum beschreiben lässt. Zuhause erinnerte uns alles an dich Deine Kleider, deine Schuhe, dein Auto, das im Carport stand. Wir fingen an über dich zu reden, stellten uns vor, wie du im Auto gesessen hast und fühlten uns ein wenig besser. Wir konnten uns erinnern, wie du gesagt hast:“ Ich will keine schwarzen Kleider an meiner Beerdigung“, ihr sollt fröhlich sein und bunte Kleider tragen und feiert, denn jetzt geht es mir gut. Das tröstete uns ein wenig, du warst jetzt ohne Schmerzen und wir mussten dankbar sein, dass es dir gut gehen würde. Wir sprachen über die Bestattung und alles sollte so gemacht werden, wie du es dir gewünscht hattest. Und dann kam der Tag vor dem wir alle Angst hatten.
Wie eine Trauergemeinde sahen wir nicht aus, ein wenig bunt waren wir angezogen, es hätte dir sicher gefallen. Auch deine Lieblingsmusik von Peter Maffay mit dem wundervollen Song: “Wenn du gehst, dann geht nur ein Teil von dir, der andere Teil bleibt hier“, spielten wir nur für dich. Es brach uns fast das Herz, aber du hast wahrscheinlich von oben auf uns runter geschaut und mit den Zehen den Takt gewippt.
Im Friedwald hast du dir deine letzte Ruhestätte gewünscht, deine Urne liegt unter einer wunderschönen jungen und schlanken Heimbuche. Blütenblätter verstreuten wir um deinen Urnenplatz und ein kleines kupfernes Schild mit der Aufschrift „Charly“ erinnert alle lieben Menschen an dich, Charly wir lieben dich.
Morgen ist Weihnachten und du bist nicht da, wie soll ich das machen, so ganz ohne dich? Weihnachten haben wir immer nur zu zweit gefeiert, ruhig und leise. Einen kleinen Tannenbaum haben wir gehabt und du hast eine rote Nikolausmütze aufgesetzt die geblinkt hat. Ein anderer kleiner Nikolaus hat dazu gesungen und die Wunderkerzen wurden von dir angezündet. Vorher wurde gebacken und gekocht, es duftete in der Wohnung so richtig nach Weihnachten. Ich habe Bratäpfel in der Backröhre gemacht, sie schmeckten echt himmlisch.
Unser erstes gemeinsames Weihnachtsfest feierten wir in Spanien auf einer kleinen Finca. Unser Hund Rex und der Kater Cimba waren auch dabei. Den Tannenbaum „holten“ wir im Wald. Ich erinnere mich noch an ihn, eine Fichte, selbst „gepflückt“ hast du gesagt und gegrinst.
Riesig war der Baum und wir schmückten ihn mit Popcorn und roten Schleifchen - sah wunderhübsch aus. Rex und Cimba bekamen eine Wurst, wir unseren Schweinbraten mit Knödeln und Rotkraut. Schnee gab es nicht, dafür konnten wir im Meer baden.
Später als wir die kleine Kneipe eröffneten, luden wir jedes Jahr an Weihnachten Freunde zu uns ein.
Du hast gekocht und gebacken und alle waren fröhlich nicht einsam zu sein. Immer waren dir Menschen wichtig, das spürten sie, und deshalb liebten sie dich alle so sehr. „Unser Charly“, sagten sie, „der ist einfach cool, der versteht uns.“ So war es und bis zum Schluss warst du für mich und andere Menschen da.
Aber ich war dir immer der „wichtigste“ Mensch und das habe ich gewusst. Obwohl ich sehr traurig bin, helfen mir die Erinnerungen an dich ein wenig.
Ich sehe dich vor mir und möchte dich gerne umarmen und deinen Duft riechen. Diesen Duft liebten viele Menschen an dir, sie fragten wie er heißt. „Fahrenheit“ gabst du bereitwillig Auskunft, der ist teuer, aber das bin ich mir wert.
Sogar Männer schnupperten, wenn du vorbei gingst. Unser Hund liebte diesen Duft auch, sogar der Kater schnüffelte, wenn er dich kommen sah und sprang auf deinen Arm.
Eine gute Freundin von uns beiden sagte immer: “Charly dein Duft bringt mich um den Verstand!“ “Mach dir nichts draus“, sagtest du, viel ist sowieso nicht da.“
Und sie lächelte, als hättest du ihr ein Kompliment gemacht. Gerne würde ich wissen, ob du oben auf einer rosa Wolke sitzt und auf uns alle herunter schaust. Das wolltest du doch immer, auf einer rosa Wolke sitzen und singen wie der Engel „Aloisius“, der mit dem „Halleluja“.
Also singen konntest du wirklich nicht, es war schauerlich, doch das störte dich nicht. „Braucht ja keiner zuzuhören“, meintest du und sangst munter weiter. Mir tun diejenigen, die dich hören müssen, schon ein wenig leid, aber du wirst nicht aufhören, so kenne ich dich.
Weihnachten in Spanien: In Spanien konnte man den Tannenbaum leicht entsorgen, einfach in den Kamin werfen und das Feuer bewundern. Das Popcorn und die Bändchen wurden gleich mit verbrannt, so einfach ging das. Ein spanisches Weihnachtsfest ist lustig und laut.
Der heilige Santa Claus kommt mit dem Schiff und reitet durch die Stadt. Alle Leute laufen hinterher und sind fröhlich.
Erst einen Tag später beginnt das Weihnachtsfest mit Singen und Tanzen am Strand. Alle tragen festliche Kleider, später geht man zum Essen und dann in die Kathedrale, oder die Kirche.
So wunderschöne Weihnachten habe ich selten erlebt. Unsere Südländer feiern einfach anders, dass muss man gesehen haben, das ist Lebensfreude pur. Wir beide, waren begeistert und sangen und tanzten mit.
Ihr „Feliz Navidad“ und andere Weihnachtslieder klingen immer noch in meinen Ohren. Wenn ich meine Augen schließe sehe ich die festlich gekleideten Menschen vor mir.
Es war eine wundervolle Zeit, an die ich mich gerne zurückerinnere. In dieser Zeit warst du noch gesund und stark wie ein Baum. Das Klima tat ein Übriges, die Sonne schien fast den ganzen Tag und wir fühlten uns wohl.