Der Kern der Lüge - Danber Orion - E-Book

Der Kern der Lüge E-Book

Danber Orion

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Beschreibung

Ein verschwommenes Bild. Ein Name ohne Gesicht. Eine verborgene Vergangenheit. Als der 16-jährige Elias beginnt, Fragen zu stellen, öffnet er eine Tür zu einer Welt, die streng bewacht und voller dunkler Geheimnisse ist. Mit Neugier, Mut und der Entschlossenheit, die Wahrheit ans Licht zu bringen, beginnt eine Reise, die ihn tiefer führt, als er je für möglich gehalten hätte.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Der Kern der Lüge

 

Vorwort

Dieses Buch entstand aus einer Idee, die mich nicht mehr losgelassen hat:Was wäre, wenn ein einzelner Jugendlicher – scheinbar unbedeutend und ungehört – hinter die Fassade unserer Realität blicken würde?

Der Kern der Lüge ist keine Dokumentation. Es ist ein fiktives Werk. Und doch schöpft es seine Kraft aus Fragen, die viele von uns sich irgendwann stellen:Wem kann man trauen? Wer kontrolliert das Wissen? Und was liegt jenseits dessen, was wir glauben zu wissen?

Ich habe versucht, eine Geschichte zu erzählen, die gleichermaßen unterhält, verstört und zum Nachdenken anregt.Sie ist dunkel, intensiv und manchmal unbequem – so wie die Wahrheit selbst oft ist.

Dieses Buch ist kein Urteil. Es ist ein Spiegel.Was du darin siehst, liegt ganz bei dir.

– Danber Orion

 

 

 

 

 

Berlin, März 2020.

Es war ein Dienstag. Oder vielleicht ein Donnerstag – Elias war sich nicht sicher. Die Tage verschwammen längst. Aufstehen, duschen, irgendwas frühstücken, durch Instagram scrollen, Nachrichten überfliegen, TikTok öffnen, wieder schließen. Dann vielleicht spazieren, nur um irgendwas zu tun.

Elias war 16. Er lebte allein bei seiner Tante in einer Altbauwohnung in Prenzlauer Berg. Seine Eltern waren vor vier Jahren verschwunden – offiziell bei einem Unfall gestorben, aber der Fall war bis heute nicht restlos aufgeklärt. Die Polizei hatte irgendwann einfach aufgehört, Fragen zu stellen. Elias nicht.

Seitdem hatte sich sein Blick auf die Welt verändert. Vertrauen fiel ihm schwer. Er hatte nie viele Freunde, nicht weil er unsympathisch war – er war einfach… anders. Während andere über Fußball oder Mode redeten, saß er auf dem Balkon mit seinem alten Teleskop und starrte stundenlang in den Nachthimmel. Ihn faszinierten Muster. Abweichungen. Dinge, die nicht stimmten.

Er liebte Detektivgeschichten, besonders die von Sherlock Holmes oder Arsène Lupin. Und wann immer irgendwo das Wort „Verschwörung“ fiel, wurde er hellhörig. Er glaubte nicht alles – aber er prüfte alles. Und oft fand er Lücken, Ungereimtheiten, Details, die andere übersahen.

Dann kam Corona.

Zuerst war es nur ein Begriff in den Nachrichten. Etwas in China, dann in Italien. Und plötzlich war es mitten in Berlin. Schulen wurden geschlossen. Seine Tante sprach von "Flatten the Curve", als hätte sie Medizin studiert. Die Straßen wurden leiser. Die Stadt, die niemals still war, wurde plötzlich still.

Und Elias spürte zum ersten Mal seit Langem: Etwas bewegt sich. Etwas stimmt nicht. Und diesmal, das wusste er, würde er genauer hinschauen.

Der Lockdown begann leiser, als Elias es erwartet hatte. Keine Panik, keine Sirenen – nur ein langsames Verstummen. Die Schule verschwand über Nacht hinter E-Mails und PDFs, der Supermarkt wurde zur letzten Bühne menschlicher Begegnung. Seine Tante sprach kaum noch, bewegte sich in der Wohnung wie ein Schatten. Sie lächelte oft. Zu oft.

Elias hatte gelernt, auf Zwischentöne zu achten. Und es gab eine neue Stille zwischen ihnen. Nicht unangenehm – aber aufmerksam. Fast… abwartend.

Er saß am Fenster und beobachtete die leere Straße. Ein Lieferwagen parkte. Ein Mann mit Maske und Clipboards stieg aus, verschwand im Nachbarhaus.

Keine fünf Minuten später war er wieder weg. Elias schrieb es auf.

14:22 – Lieferdienst? Kein Logo. Kein Paket. Nur Klemmbrett.

Das Notizbuch war neu. Dunkelblau, hart gebunden, mit einem kleinen eingeklebten Etikett:Akte 1 – Presse gegen Realität.

Er begann, täglich aufzuschreiben, was ihm auffiel: Widersprüche in den Nachrichten. Plötzlich verschärfte Maßnahmen. Dann Entwarnungen. Dann neue Warnungen. Immer in kurzem Abstand. Und immer begleitet von denselben Gesichtern im Fernsehen.

Seine Tante kam in sein Zimmer, ohne anzuklopfen. „Machst du deine Aufgaben?“„Ja“, log er.Sie sah sich kurz um, ihre Augen blieben einen Moment zu lang auf dem Notizbuch liegen. Dann nickte sie und ging.

Elias starrte ihr hinterher. Er fragte sich, zum ersten Mal bewusst:beobachte ich – oder werde ich beobachtet?

Elias saß in seinem Zimmer, das Licht seines alten Laptops flackerte leicht. Der Bildschirm zeigte eine Live-Schalte der Tagesschau: Expertenrunde zum Thema „Impfstoffentwicklung in Rekordzeit“. Begriffe wie mRNA, Notzulassung, Immunantwort flimmerten durch den Stream.

Er machte sich Notizen. Nicht weil er dem Vortrag traute, sondern weil er spürte, dass zwischen den Worten etwas fehlte.

Er erinnerte sich an seinen Vater – an seine Stimme, tief und wachsam. Elias war damals noch klein, aber er vergaß nie, wie sein Vater die Zeitung las: nie in Eile, immer mit einem Stift in der Hand. „Glaub nicht alles. Prüf alles.“ Das war einer seiner Sätze gewesen. Seine Mutter war ähnlich – sie hörte, was nicht gesagt wurde.

Vielleicht war das in seiner Familie verankert: der Drang, die Oberfläche zu durchbrechen.

Elias klickte sich durch Artikel. BioNTech, Moderna, AstraZeneca – drei Namen, die plötzlich in aller Munde waren. Noch gab es keine fertigen Impfstoffe, aber das Versprechen war bereits da: ein Mittel, das die Welt retten würde.

Nur: Wie kann man ein so komplexes Medikament in Monaten entwickeln, wo andere Impfstoffe Jahre brauchen?

Er schrieb:04. April – Widerspruch: Impfstoffversprechen ohne Basisdaten. Wer profitiert zuerst?

Seine Tante betrat wieder das Zimmer. Sie sah kurz auf den Bildschirm, dann auf ihn. „Du solltest nicht alles glauben, was im Netz steht.“„Tue ich nicht“, antwortete er ohne Mimik.

Sie sagte nichts weiter. Aber er hörte, wie sie draußen im Flur stehen blieb, die Schritte zu lang ausblieben, bevor sie sich entfernte.

Er klappte den Laptop zu. Die Stille der Wohnung war anders geworden. Sie atmete mit.

Er hatte herausgefunden, wie man in das sogenannte „Darknet“ kam. Nicht über ein YouTube-Video, nicht über einen Freund – sondern durch einen versteckten Link in einem alten Forum für Cybersicherheit. Er klickte ihn nur aus Neugier. Doch was er fand, ließ ihn nicht mehr los.

Ein Archiv – nicht groß, kaum strukturiert. Doch darin: PDF-Dateien mit Wasserzeichen von Pharmakonzernen. Interne E-Mails. Teilweise unlesbar, oft kryptisch. Aber eines hatten sie gemeinsam: Sie bezogen sich alle auf die Impfstoffentwicklung. Und auf Geld.

„Risiko-Nebenwirkungen – Verschwiegenheitsvereinbarung verlängert bis Q2 2024.“„Kostenübernahme durch Staat garantiert, unabhängig vom Ausgang der Phase-III-Tests.“

Elias wusste nicht, ob alles echt war. Aber es war genug, um misstrauisch zu werden.

Zum Glück hatte er vor einem Monat ein einwöchiges Schülerpraktikum bei einem kleinen IT-Dienstleister gemacht. Es war unspektakulär, aber er hatte dabei nicht nur gelernt, wie man Netzwerke absichert –

er hatte sich

auch ein wenig Geld verdient. Davon kaufte er sich einen alten Laserdrucker, eine LED-Lampe, einen USB-Scanner und einige Schutzmappen mit Verschlusshüllen.

Hinter seinem Schrank gab es eine alte, schmale Tür – kaum sichtbar, überstrichen mit der Farbe der Wand. Früher war dahinter ein Abstellraum. Jetzt war es sein Archiv. Er nannte es:

Raum Babylon.

Ein schmaler Tisch, eine Korkwand, Kabel, Klemmen, Notizen. Ausdrucke klebten in Reih und Glied nebeneinander. Er begann, alles zu systematisieren: Quelle, Datum, Authentizität, Codewörter.

Niemand wusste davon. Und das musste auch so bleiben.

Es war, als wäre er in einen Rausch geraten. Elias erkannte sich kaum wieder – stundenlang arbeitete er konzentriert, durchforstete Dokumente, druckte, verglich. Es fühlte sich an wie das, worauf er unbewusst sein Leben lang gewartet hatte: endlich Teil eines echten Falls. Kein Film, keine Serie. Diesmal war er derjenige, der Spuren fand. Der etwas aufdeckte.

Natürlich sagte er sich, dass es um die Wahrheit ging. Um Aufklärung. Aber tief in ihm war da noch etwas anderes: ein leises, gefährliches Kribbeln.

Seine Tante durfte nicht einmal ahnen, dass es diesen Raum gab. Er war sich nicht sicher, ob sie spionierte – aber sie war zu freundlich, zu still. Und ihre Augen schienen zu wissen, wenn er log.

An diesem Abend hörte er Schritte vor seiner Zimmertür, als er den Laptop schloss. Kein Klopfen. Kein Wort. Nur Schritte – langsam, lauschend. Dann Stille.

Elias wartete eine halbe Minute, dann stand er auf, schob leise den Schrank beiseite und verschwand in Raum Babylon.

Heute würde er das erste Dokument drucken

Der Router blinkte nicht mehr.

Elias starrte auf die Ecke seines Zimmers, in der normalerweise das grüne Licht des WLANs leuchtete. Tot. Kein Signal. Kein Zugriff auf das Archiv. Keine neue Verbindung ins Netzwerk.

Er spürte ein leises Ziehen in der Brust. War es ein Stromausfall? Ein Zufall?