DER KRIEGSHERR DES MARS - Edgar Rice Burroughs - E-Book
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Edgar Rice Burroughs

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Beschreibung

John Carter riskiert alles, um seine Frau - Prinzessin Dejah Thoris - aus den Fängen seiner bösartigen Feinde zu retten, doch diese sind ihm stets einen Schritt voraus! Seine Suche führt ihn schließlich zum mysteriösen Nordpol des Roten Planeten. Wird diese im Eis versunkene Zivilisation für ihn zum Verhängnis werden? Der Roman Der Kriegsherr des Marserschien erstmals im Jahre 1913 (unter dem Titel The Warlord Of Mars) als Fortsetzungsgeschichte im The-All-Story-Magazin. Der Apex-Verlag macht Der Kriegsherr des Mars zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder als deutschsprachige Ausgabe verfügbar, neu ins Deutsche übersetzt von Gabriele C. Woiwode.

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EDGAR RICE BURROUGHS

Der Kriegsherr des Mars

Dritter Band des MARS-Zyklus

Roman

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

Der Autor 

 

DER KRIEGSHERR DES MARS 

 

Was bisher geschah... 

 

Kapitel 1: Auf dem Iss 

Kapitel 2: Unter den Bergen  

Kapitel 3: Der Tempel der Sonne 

Kapitel 4: Der geheime Turm 

Kapitel 5: Auf der Straße von Kaol 

Kapitel 6: Ein Held in Kaol 

Kapitel 7: Neue Verbündete 

Kapitel 8: Durch die Carrion-Höhlen 

Kapitel 9: Bei den gelben Menschen 

Kapitel 10: Hinter Schloss und Riegel 

Kapitel 11: Der Kerker des Überflusses 

Kapitel 12: Folge der Schnur 

Kapitel 13: Der Magnetschalter 

Kapitel 14: Der Höhepunkt der Schlacht  

Kapitel 15: Belohnungen 

Kapitel 16: Der neue Herrscher 

 

Das Buch

John Carter riskiert alles, um seine Frau - Prinzessin Dejah Thoris - aus den Fängen seiner bösartigen Feinde zu retten, doch diese sind ihm stets einen Schritt voraus!

Seine Suche führt ihn schließlich zum mysteriösen Nordpol des Roten Planeten. Wird diese im Eis versunkene Zivilisation für ihn zum Verhängnis werden?

Der Roman Der Kriegsherr des Marserschien erstmals im Jahre 1913 (unter dem Titel The Warlord Of Mars) als Fortsetzungsgeschichte im The-All-Story-Magazin.

Der Apex-Verlag macht Der Kriegsherr des Mars zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder als deutschsprachige Ausgabe verfügbar, neu ins Deutsche übersetzt von Gabriele C. Woiwode.

Der Autor

Edgar Rice Burroughs - * 01. September 1875, † 19. März 1950.

Edgar Rice Burroughs war ein US-amerikanischer Schriftsteller, der bekannt wurde als Erzähler diverser Abenteuergeschichten, die sich vor allem dem frühen Fantasy- und Science-Fiction-Genre zuordnen lassen. Die bekanntesten von ihm eingeführten - und in der Folge von anderen in zahlreichen Filmen und Comics etablierten -  Heldencharaktere sind Tarzan, John Carter, Carson Napier.

Der Sohn des Fabrikanten und Bürgerkriegsveteranen Major George Tyler Burroughs (1833–1913) und der Lehrerin Mary Evaline Zieger (1840–1920) verlebte nach dem Besuch mehrerer Privatschulen den Großteil seiner Jugend auf der Ranch seiner Brüder in Idaho.

Nach seinem Abschluss auf der Michigan Military Academy im Jahr 1895 trat Burroughs in die 7. US-Kavallerie ein. Als ein Armeearzt bei ihm einen Herzfehler diagnostizierte und er deshalb nicht Offizier werden konnte, verließ Burroughs die Armee vorzeitig im Jahr 1897 und arbeitete bis 1899 wieder auf der Ranch seines Bruders. Danach ging er zurück nach Chicago und arbeitete in der Firma seines Vaters.

Am 1. Januar 1900 heiratete Burroughs seine Jugendliebe Emma Centennia Hulbert. Das Paar bekam drei Kinder: Joan Burroughs Pierce (1908–1972), Hulbert Burroughs (1909–1991) und John Coleman Burroughs (1913–1979). Da die tägliche Routine in der Fabrik seines Vaters Burroughs nicht zufriedenstellte, verließ das Ehepaar 1904 Chicago, um abermals in Idaho zu leben. Mit seinen Brüdern, die inzwischen ihre Ranch aufgegeben hatten, versuchte er sich erfolglos als Goldgräber. Kurze Zeit später arbeitete er als Eisenbahnpolizist in Salt Lake City. Auch diesen Job gab Burroughs auf und zog mit seiner Frau wieder zurück nach Chicago, wo er eine Reihe Jobs annahm, unter anderem als Vertreter. 1911 investierte er sein letztes Geld in einer Handelsagentur für Bleistiftanspitzer und scheiterte.

Burroughs, der zu dieser Zeit an schweren Depressionen litt und, nach einigen seiner Biographen, an Selbstmord dachte, kam auf die Idee, eine Geschichte für ein Magazin zu schreiben, in dem er zuvor Anzeigen für seine Bleistiftanspitzer geschaltet hatte. Seine erste Erzählung Dejah Thoris, Princess of Mars (unter dem Pseudonym Normal Bean für das All-Story-Magazin von Thomas Metcalf geschrieben) wurde zwischen Februar und Juli 1912 als Fortsetzung veröffentlicht.

Metcalf hatte sein Pseudonym in Norman Bean geändert, und auch der Titel seiner Geschichte wurde zu Under the Moon of Mars abgewandelt. Auf Burroughs Beschwerde bezüglich der Änderungen, lenkte Metcalf ein und bot an, Burroughs nächste Geschichte unter seinem richtigen Namen zu drucken. Eine weitere Beschwerde Burroughs betraf den Zusatz For all Rights auf seinem Honorarscheck. Nach längerem Briefwechsel erreichte er, dass die 400 Dollar nur für den Erstabdruck galten.

Burroughs zweite Geschichte, The Outlaw of Torn, wurde jedoch von All-Story abgelehnt. Der große Erfolg kam mit Burroughs drittem Anlauf, Tarzan of the Apes.

Die Geschichte von Tarzan wurde ebenfalls 1912 von All-Story veröffentlicht. Burroughs schrieb in der Folgezeit immer wieder neue Tarzan-Geschichten und konnte sich - kaum zehn Jahre nach der Veröffentlichung von Tarzan of the Apes - ein riesiges Stück Land in der Nähe von Los Angeles kaufen. Selbst nach Burroughs Tod im Jahr 1950 erschienen weitere Tarzan-Geschichten. Das Landstück bei Los Angeles ist heute die Gemeinde Tarzana.

In den frühen 1930er Jahren wurde sein schriftstellerischer Erfolg allerdings immer mehr von privaten Problemen überschattet. 1934 ließ er sich scheiden und heiratete ein Jahr später Florence Dearholt. Doch schon 1942 wurde auch diese Ehe geschieden. Nach der Bombardierung von Pearl Harbor begab sich Burroughs 1941 als Kriegsreporter nach Hawaii. Nach dem Krieg kehrte er nach Kalifornien zurück, wo er, nach vielen gesundheitlichen Problemen, 1950 einem Herzanfall erlag.

 In Burroughs Werk vermischen sich Science Fiction und Fantasy. Er etablierte Geschichten vor einem planetarischen Hintergrund in der Science Fiction. Dabei war Burroughs bewusst, dass seine Literatur bei den Kritikern nicht ankam. Er machte auch nie ein Hehl daraus, dass er schrieb, um Geld zu verdienen.

Die Helden seiner Romane und Erzählungen haben keine Alltagsprobleme. Bei den Charakterzeichnungen schwach, sprudeln Burroughs Geschichten über vor Ideen und Action. Die Helden seiner Romane haben verschiedene Merkmale gemeinsam, beispielsweise das Geheimnis um ihre Herkunft. Entweder haben die Helden nie eine Kindheit erlebt, oder können sich nicht daran erinnern, oder aber sie sind wie Tarzan und The Cave Girl Waisen. Ein weiteres Merkmal von Burroughs Geschichten ist der, wie Brian W. Aldiss es nennt, ausgeprägte sexuelle Dimorphismus. Das jeweils dominante Geschlecht ist hässlich.

Obwohl es in den Romanen und Geschichten Burroughs von schönen, nackten Frauen nur so wimmelt, werden sexuelle Beziehungen weder angedeutet noch erwähnt. Burroughs Welt scheint eine präpubertäre zu sein. Doch ist die Jungfräulichkeit immer in Gefahr (vgl. Aldiss). Fast schon zwanghaft mutet an, dass es in den Geschichten Burroughs, die zwischen 1911 und 1915 geschrieben wurden, nicht weniger als 76 Mal zu Vergewaltigungsdrohungen kommt, die natürlich alle abgewendet werden können. Zu den Bedrohern der weiblichen Unschuld gehören verschiedene Marsianer, Sultane, Höhlenmenschen, japanische Kopfjäger und Affen.

E. F. Bleiler schreibt über Burroughs, seine Texte seien „Fantasien von Erotik und Macht.“

Der Apex-Verlag veröffentlicht Burroughs' Venus-Romane (in der deutschen Übersetzung von Thomas Schlück), Neu-Übersetzungen des Tarzan- und des John Carter-Zyklus sowie als deutsche Erstveröffentlichung die Pellucidar-Serie.

DER KRIEGSHERR DES MARS

Was bisher geschah...

Nach langem Exil auf der Erde ist John Carter endlich zurück auf dem Mars. Aber er ist nicht in Helium, sondern zusammen mit seinem Freund Tars Tarkas, Jeddak von Thark, im legendären Garten Eden des Mars, dem Dor-Tal gefangen, von dem noch nie jemand lebend zurückgekehrt ist.

Tars Tarkas und John Carter entkommen den Pflanzenmenschen und mit Hilfe des roten Mädchen Thuvia auch den wilden Banth in der mystischen Unterwelt der Heiligen Thern. Als die Thern von den schwarzen Piraten angegriffen werden, können Tars Tarkas und Thuvia sich in einem Luftschiff retten, John Carter bleibt freiwillig zurück, da der kleine Flieger sein Gewicht nicht mehr tragen kann. Zusammen mit Phaidor, der Tochter des Obersten der Heiligen Thern, wird er von den schwarzen Piraten gefangen genommen und vor die Göttin Issus gebracht. Phaidor wird zu einem Jahr Sklavendienst verurteilt, John Carter zusammen mit dem schwarzen Piraten Xodar, einem Erstgeborenen, in ein Gefängnis auf einer Insel im Omean-Meer gesperrt, das verborgen unter der Oberfläche des Mars liegt. In einer anderen Gefängniszelle entdeckt John Carter einen jungen roten Mars-Jungen, der sich viel später als sein eigener Sohn Carthoris herausstellt. Gemeinsam gelingt ihnen die Flucht zurück in die Außenwelt.

Bei einer Rast in den Hügeln treffen sie auf Thuvia, aber Tars Tarkas wurde von den Warhoon gefangen genommen. Nachdem John Carter ihn aus dem Gefängnis befreit hat, setzen sie ihre Flucht in Richtung Helium fort.

Unterwegs treffen sie auf Luftschiffe aus Helium und John Carters Freund Kantos Kan. Von diesem erfahren sie, dass Dejah Thoris, Prinzessin von Helium zusammen mit Sola verschwunden ist und vermutet wird, sie hätte aus Trauer um den Verlust ihres Sohnes Carthoris die freiwillige Pilgerreise zum Dor-Tal angetreten. Ihr Großvater, Jeddak von Helium, und ihr Vater sind von der Suche nach Dejah Thoris nicht mehr zurückgekehrt, Gerüchten zufolge ist die gesamte Expedition verunglückt.

Die Regierungsgeschäfte in Helium wurde vom Stellvertreter des Jeddak, Zat Arras übernommen, der aus Zodanga stammt. So wie es die Tradition für all jene vorsieht, die aus dem Dor-Tal zurückkehren, lässt Zat Arras John Carter zum Tode verurteilen, aber die Vollstreckung wird bis zu einer noch möglichen Rückkehr des alten Jeddak von Helium für längstens ein Jahr ausgesetzt.

In seinem Palast erfährt John Carter von Sola, die wieder zurückgekommen ist, dass Dejah Thoris in die Gefangenschaft von Issus geraten ist und in einem Jahr sterben wird. Zusammen mit seinen Freunden heckt John Carter einen Plan aus, Dejah Thoris zu befreien. Aber dann lässt Zat Arras John Carter ins Gefängnis werfen, wo ihm erst nach knapp einem Jahr die Flucht gelingt.

In der Zwischenzeit haben die Freunde und Verbündete von John Carter die Pläne zur Befreiung von Dejah Thoris umgesetzt und sofort nach der Rückkehr von John Carter bricht eine gigantische Kriegsflotte auf, an der auch wieder die grünen Krieger unter der Führung von Tars Tarkas beteiligt sind.

In der Unterwelt vom Tempel von Issus stößt John Carter auf Dejah Thoris, aber dennoch gelingt es Issus, sie wieder gefangen zu nehmen. Diesmal sperrt sie die Prinzessin von Helium vor den Augen John Carters zusammen mit Phaidor und Thuvia in eine Gefängniszelle unterhalb des Tempels der Sonne. Das letzte was er von Dejah Thoris noch sieht ist, wie Phaidor aus Eifersucht auf seine Prinzessin den Dolch erhebt, um Dejah Thoris zu töten und wie Thuvia versucht, sich dazwischen zu werfen.

Dann verschließt ein Drehmechanismus die Zelle und ein Feuer bricht im Tempel aus, so dass John Carter und seine Verbündeten ihn verlassen müssen, um sich selbst noch retten zu können.

Erst in einem Jahr wird der Drehmechanismus die Zelle wieder freigeben.

  Kapitel 1: Auf dem Iss

 

 

In den Schatten der Wälder, welche die purpurfarbene Ebene neben dem Verlorenen See von Korus im Dor-Tal säumen, unter den rasenden Monden des Mars, die ihren meteoritengleichen Pfad dicht über dem Schoß des sterbenden Planeten entlang sausen, kroch ich vorsichtig einer schattenhaften Gestalt hinterher, die mit einer Beharrlichkeit durch diesen Ort lief, die von der finsteren Natur ihrer Erledigungen zeugte.

Sechs lange Mars-Monate lang war ich in der Umgebung des Tempels der Sonne umher gegeistert, wo tief unter der Oberfläche des Mars, innerhalb eines sich langsam drehenden Schachtes, meine Prinzessin verschüttet lag - aber ob lebend oder tot wusste ich nicht. Hatte Phaidors schmale Klinge das geliebte Herz gefunden? Nur die Zeit würde die Wahrheit ans Licht bringen. 

Sechshundertsiebenundachtzig Mars-Tage müssen kommen und gehen, bevor die Zellentür sich wieder bis zur gegenüberliegende Seite des Tunnels gedreht haben würde, wo ich meine wunderschöne Dejah Thoris zuletzt gesehen hatte.

Die Hälfte dieser Zeit war verstrichen, oder würde es am folgenden Morgen sein - und doch war die Erinnerung daran noch so lebendig in mir, dass sie jedes Ereignis, dass sich davor oder danach ereignet hatte, völlig ausgelöscht hatte. Nur die letzte Szene war mir noch vor Augen, bevor eine Rauchschwade den schmalen Spalt, durch den man noch in das Innere ihrer Zelle blicken konnte, völlig vernebelt hatte. Danach hatte sich der Spalt geschlossen und mich für ein langes Mars-Jahr erneut von der Prinzessin von Helium getrennt. 

Als wäre es gestern erst gewesen, hatte ich noch immer das schöne Gesicht von Phaidor, Tochter von Matai Shang vor Augen, vor eifersüchtiger Wut und Hass völlig verzerrt, als sie nach vorne mit erhobenem Dolch auf die Frau zusprang, die ich liebe. Und ich sah, wie das rote Mädchen Thuvia von Ptarth sich dazwischen werfen wollte, um die scheußliche Tat zu verhindern.

Der Rauch des brennenden Tempels hatte die Tragödie ausgeblendet, aber in meinen Ohren klang immer noch Thuvias schriller Schrei, als Phaidor die Klinge erhoben hatte. Dann war es still geworden, und als sich der Rauch verzogen hatte, hielt der sich drehende Tempel jeden Blick und jedes Geräusch aus der Kammer verborgen, in der diese drei schönen Frauen nun für ein Jahr gefangen waren.

Seit diesem schrecklichen Moment hatte es vieles gegeben, was meine Aufmerksamkeit hätte fesseln können, aber die Erinnerung daran war nicht einen Augenblick lang verblasst. Jede freie Minute, die von meinen zahlreichen Pflichten erübrigen konnte, die mir für den Wiederaufbau der Regierung der Erstgeborenen übertragen worden waren, nachdem unsere Flucht geglückt war und unsere Landstreitkräfte sie überwältigt hatten, hatte ich in der Nähe des furchtbaren Schachtes verbracht, der die Mutter meines Jungen, Carthoris von Helium, gefangen hielt.

Die Rasse der schwarzen Mars-Menschen, die schon seit Urzeiten Issus, die falsche Göttin des Mars angebetet hatten, war in einem völlig Chaos zurückgeblieben, nachdem ich Issus als zerstörerische, bösartige alte Frau enttarnt und die Schwarzen sie in ihrer unbändigen Wut in Stücke zerrissen hatten.

Vom höchsten Turm des Egoismus waren die Erstgeborenen in die Tiefe der Erniedrigung gestürzt. Ihre Göttin war weg und mit ihr auch all die falschen Märchen ihrer Religion. Ihre vielgepriesene Marine hatte durch die überragenden Schiffe und die kämpfenden Männer von Helium eine bittere Niederlage erlitten. Wilde grüne Krieger vom ockerfarbenen Meeresboden der Außenwelt des Mars hatten ihre wilden Thoat über die heiligen Gärten des Tempels von Issus getrieben und Tars Tarkas, Jeddak der Thark, der wildeste von allen grünen Kriegern, hatte sich auf den Thron von Issus gesetzt und die Erstgebornen regiert, während seine Verbündeten über das weitere Schicksal des besiegten Volkes entschieden.

Fast einhellig war die Forderung ergangen, dass ich den antiken Thron der schwarzen Menschen besteigen sollte, sogar die Schwarzen selbst hatten dafür gestimmt - aber ich habe nichts dergleichen getan. Mein Herz könnte niemals auf der Seite dieser Rasse sein, die so viel Unglück über meine Prinzessin und meinen Sohn gebracht hatte.  

Auf meinen Vorschlag hin war Xodar der Jeddak der Erstgeborenen geworden. Bis Issus ihn degradiert hatte, war er ohnehin ein Dator, also ein Prinz gewesen, so dass seine Eignung für dieses hohe Amt außer Frage stand.

Nachdem der Frieden im Dor-Tal so wiederhergestellt worden war, zerstreuten sich die grünen Krieger wieder zurück zu ihrem trostlosen toten Meeresboden, während wir aus Helium in unser eigenes Land zurückkehrten. Hier wurde mir erneut ein Thron angeboten, denn vom vermissten Jeddak von Helium, Tardos Mors, dem Großvater von Dejah Thoris oder seinem Sohn Mors Kaja, Jed von Helium, ihrem Vater, hatte man nichts mehr gehört.

Über ein Jahr war vergangen, seit sie sich auf den Weg in die nördliche Hemisphäre gemacht hatten, um nach Carthoris zu suchen. Am Ende hatte das mutlos gewordene Volk die vagen Gerüchte, die aus der eisigen Region des Pols zu ihnen durchgedrungen waren und besagten, dass beide tot waren, als die Wahrheit akzeptiert.

Wieder schlug ich einen Thron aus, denn ich konnte nicht glauben, dass der mächtige Tardos Mors und sein ebenso respektierter Sohn tatsächlich tot wären.

»Lasst jemanden ihres eigenen Blutes regieren, bis sie wieder zurück sind«, sagte ich den versammelten Adligen von Helium, als ich zu ihnen vom Podest der Wahrheit neben dem Thron der Rechtschaffenheit im Tempel des Lohns sprach - von derselben Stelle, wo ich vor einem Jahr gestanden hatte, als Zat Arras das Todesurteil über mich gefällt hatte.  

Während ich gesprochen hatte, war ich nach vorne getreten und hatte meine Hand auf die Schultern von Carthoris gelegt, der in der vordersten Reihe der Adligen stand, die in einem Kreis um mich herum standen.

Die Adligen und die anderen Leute erhoben in einem langen Jubel der Zustimmung ihre Stimmen wie eine einzige. Zehntausend Schwerter wurden aus ebenso vielen Scheiden gezogen und nach oben gehalten, und die ruhmreichen kämpfenden Männer des antiken Helium bejubelten Carthoris, Jeddak von Helium.

Die Amtszeit war auf Lebenszeit bestimmt oder bis sein großartiger Urgroßvater oder sein Großvater zurückkommen würde. Nachdem ich diese wichtige Aufgabe für Helium zur Zufriedenheit aller geregelt hatte, machte ich mich am nächsten Tag auf den Weg zum Dor-Tal, damit ich bis zu jenem schicksalhaften Tag in der Nähe des Tempels der Sonne bleiben könnte, am dem sich die Gefängniszelle öffnen würde, in der meine verlorene Liebe gefangen lag. Hor Vastus und Kantos Kan hatte ich zusammen mit meinen anderen edlen Lieutenants bei Carthoris in Helium zurückgelassen, damit er ihre Erfahrung, ihren Mut und ihre Treue bei der Ausübung der ihm auferlegten, anstrengenden Pflichten zur Seite hätte. Nur Woola, mein Mars-Hund1 hatte mich begleitet. 

Still trottete das treue Tier in dieser Nacht im Wald hinter mir her. Mit der Größe eines Shetland-Pony, dem hässlichen Kopf und den furchterregenden Fangzähnen war er tatsächlich ein bemerkenswerter Anblick, wie er auf seinen zehn kurzen, aber muskulösen Beinen hinter mir lief - aber für mich war er die reinste Verkörperung von Zuneigung und Treue.  

Die Gestalt vor mir war die von Thurid, dem schwarzen Dator2 der Erstgeborenen, dessen unsterbliche Feindschaft ich mir bei jener Gelegenheit verdient hatte, bei der ich ihn mit bloßen Händen im Hof des Tempels von Issus niedergestreckt und mit seinem eigenen Harnisch vor den Augen der adligen Männer und Frauen gefesselt hatte, die noch wenige Augenblicke zuvor seine kämpferischen Fähigkeit gepriesen hatten.  

Wie so viele seiner Kameraden, hatte er anscheinend die neue Ordnung der Dinge bereitwillig akzeptiert und Xodar, seinem neuen Herrscher die Treue geschworen. Aber ich wusste, dass er mich hasste und war mir sicher, dass er tief in seinem Herzen auch Xodar hasste und beneidete. Deshalb hatte ich stets ein Auge auf sein Kommen und Gehen gehabt und war seit kurzem davon überzeugt, dass er eine Art Intrige ausheckte.

Mehrere Male hatte ihn dabei beobachtet, wie er die Mauern der Stadt der Erstgeborenen nach Einbruch der Dunkelheit verlassen hatte und den Weg ins grauenvolle Dor-Tal genommen hatte, wohin kein ehrenvolles Geschäft einen aufrechten Mann je führen würde. Heute Nacht bewegte er sich schnell am Waldrand entlang, bis er außer Sicht- und Hörweite der Stadt war. Dann lief er über den purpurfarbenen Rasen zum Ufer des Verlorenen Sees von Korus.

Die Strahlen des Nahen Mondes warfen ihre Schatten tief über das Tal, berührten seinen mit Juwelen besetzten Harnisch mit tausenden funkelnden Lichtern und glitzerten im glänzenden Ebenholz seiner Haut. Zwei Mal drehte er seinen Kopf zurück zum Wald, so wie jemand, der auf einem üblen Pfad unterwegs ist, obwohl er sich vor Verfolgung relativ sicher gewähnt haben konnte. Ich wagte es nicht, ihm im hellen Mondlicht direkt zu folgen, denn es kam meinen Plänen am besten zugute, wenn ich ihn nicht aufscheuchte. Ich wollte, dass er sein Ziel ohne Argwohn erreichte, so dass ich erfahren konnte, worin dieses Ziel lag und welche Angelegenheit den nächtlichen Herumtreiber dorthin führte.

Deshalb hielt ich mich versteckt, bis Thurid etwa eine Viertel Meile von mir entfernt, über der Kante des steilen Ufers neben dem See verschwunden war. Dann rannte ich, gefolgte von Woola, über die offene Ebene hinter dem schwarzen Dator her.

Grabesstille lag über dem mysteriösen Tal des Todes, die tief ins warme Nest des versunkenen Gebietes am Südpol des sterbenden Planeten gekrochen war. In der Ferne erhoben die Goldenen Klippen ihre mächtigen Wände weit hinauf in den sternenhellen Himmel, die kostbaren Metalle und glitzernden Juwelen, aus denen sie bestanden, funkelten im glänzenden Licht der beiden herrlichen Monde des Mars. In meinem Rücken war der Wald, wie auch der Rasen geschnitten durch das Grasen der grauenvollen Pflanzenmenschen in parkähnlicher Symmetrie gestutzt. Direkt vor mir lag der Verlorene See von Korus, während ich in der Ferne das schimmernde Band des Iss, dem Fluss der Mysterien ausmachen konnte, dort, wo er unter den Goldenen Klippen entsprang. Seit unzähligen Zeitaltern hatte er getäuschte und glücklose Marsianer aus der Außenwelt auf ihrer freiwilligen Pilgerreise in diesen falschen Himmel getragen, bevor er in den Korus mündete.

Die Pflanzenmenschen mit ihren blutsaugenden Händen und die gigantischen weißen Affen, die das Dor-Tal bei Tag zu einem so grauenvollen Ort machten, lagen nachts versteckt in ihren Schlupfwinkeln. Aber kein Heiliger Thern stand mehr auf dem Balkon in den Goldenen Klippen über dem Iss, der sie mit seinen seltsamen Schreien zu den Opfern rufen würde, die über den kalten breiten Schoß des antiken Iss direkt in ihre Mäuler treiben würden.

Die Marine von Helium und die der Erstgeborenen hatten die Festung und die Tempel der Thern geleert, nachdem sie sich geweigert hatten, sich zu ergeben und die neue Ordnung der Dinge zu akzeptieren, die ihre falsche Religion vom Gesicht des Mars gefegt hatte. In wenigen einzelnen Ländern konnten sie ihre uralte Macht noch aufrechterhalten, aber Matai Shang, ihr Hekkador3, der Vater der Thern, hatte seinen Tempel verlassen. Unsere Bemühungen, seiner habhaft zu werden, waren mühselig und fruchtlos gewesen, denn er war mit ein paar seiner Getreuen entkommen und versteckte sich Gott weiß wo - wir hatten nicht die geringste Ahnung.  

Als ich mich vorsichtig dem Rand der niedrigen Klippe näherte, von der aus man über den Verlorenen See von Korus blicken konnte, sah ich wie Thurid in einer kleinen Jolle hinaus auf das schimmernden Wasser stieß - eines dieser seltsam gefertigten Wasserfahrzeuge undenkbaren Alters, das die Heiligen Thern mit ihrer Organisation aus Priestern und niederen Thern für gewöhnlich entlang der Ufer des Iss verteilten, um die lange Reise ihrer Opfer zu erleichtern. Unter mir, auf dem Strand lagen gut zwanzig ähnlicher Boote, jedes mit einer lange Stange bestrückt, an deren einem Ende eine Spitze, am anderen Ende ein Ruderblatt war. Thurid hielt sich dicht am Ufer, und als er hinter einen nahen Vorsprung außer Sicht war, schob ich eines der Boote ins Wasser und rief Woola hinzu; dann stieß ich mich vom Ufer ab. 

Die Verfolgung von Thurid trug mich am Rand des Sees entlang zur Mündung des Iss. Der Ferne Mond lag dicht am Horizont und warf einen dunklen Schatten unter die Klippen, die das Wasser säumten. Thuria, der Nahe Mond war bereits untergegangen und würde während der nächsten vier Stunden auch nicht wieder aufgehen, so dass ich mir der verhüllenden Dunkelheit mindestens für diese Zeit sicher sein konnte.

Der schwarze Krieger zog immer weiter und war jetzt bereits an der Mündung des Iss. Ohne einen Moment zu zögern, zog er den wilden Fluss hinauf und paddelte gegen die starke Strömung.

Hinter ihm folgten Woola und ich, jetzt dichter hinter ihm, denn der Mann war viel zu sehr damit beschäftigt, sein Boot den Fluss hinauf zu zwingen, um noch Augen dafür haben zu können, was hinter ihm passieren könnte. Er hielt sich dicht am Ufer, wo die Strömung weniger stark war. Schließlich kam er an ein dunkles, tiefliegendes Portal an der Vorderseite der Goldenen Klippen, durch das der Fluss herausströmte und durch das er sein Boot in die Dunkelheit dahinter trieb.

Es schien aussichtslos zu sein, ihm noch weiter dorthin zu folgen, wo ich nicht einmal mehr meine Hand vor Augen sehen konnte. Ich war gerade so weit, die Verfolgung aufzugeben, mich zurück zur Flussmündung treiben zu lassen und dort auf seine Rückkehr zu warten, als hinter einer plötzlichen Kehre ein schwaches Licht auftauchte.

Mein Zielobjekt war jetzt wieder deutlich zu erkennen und im immer heller werdenden Licht aus den phosphoreszierenden Felsen, die in großen Stücken in die bogenförmige Decke der Höhle eingebettet waren, hatte ich keine Probleme, ihm zu folgen.

Es war mein erster Ausflug auf dem Iss und die Dinge, die ich dort sah, werden in meiner Erinnerung für immer lebendig bleiben. Aber so schrecklich sie auch gewesen sein mögen - sie waren nicht annähernd so grauenvoll wie die Umstände, die auf dem Mars geherrscht hatten, bevor Tars Tarkas, der große grüne Krieger, Xodar, der schwarze Dator und ich der Außenwelt das Licht der Wahrheit gebracht und so ganze Millionen künftiger Freiwilliger davon abgehalten hatten, die freiwillige Pilgerreise anzutreten, von der sie glaubten, sie würde in einem Tal voll Frieden, Glück und Liebe enden.  

Selbst jetzt noch waren die Inseln, die wie Tupfen auf dem breitem Strom lagen, voller Skelette und angefressener Kadaver derer, die aus plötzlich aufgekommener Furcht vor der Wahrheit ihre Reise kurz vor dem Erreichen des Ziels zu beenden versucht hatten. Im ekelhaften Gestank dieser Leicheninseln schrien und schnatterten ausgezehrte Wahnsinnige und kämpften zwischen den zerfetzten Überresten ihrer grausigen Gelage. Dort, wo nur noch sauber abgenagte Knochen herumlagen, kämpften sie gegeneinander, so dass der Schwächere zur Nahrung für die Stärkeren wurde, oder sie packten sich die aufgeblähten Leichen, die auf dem Fluss stromabwärts trieben.

Thurid widmete den kreischenden Gestalten nicht die geringste Aufmerksamkeit, die ihn nach Lust und Laune entweder bedrohten oder anbettelten - er war offensichtlich an den grausigen Anblick gewohnt, der ihn umgab. Er setzte seinen Weg auf dem Fluss ungefähr noch eine Meile lang fort, dann wechselte er zum linken Ufer hinüber und zog sein Boot eine flache Böschung hinauf.  

Ich wagte es nicht, ihm auf die andere Seite des Stroms zu folgen, denn er hätte mich mit Sicherheit entdeckt. So blieb ich auf der gegenüberliegenden Seite unter einem überhängenden Felsvorsprung stehen, der einen tiefen Schatten warf; von dort aus konnte ich Thurid gefahrlos weiter beobachten. Der Schwarze stand neben seinem Boot auf der Böschung und sah den Fluss hinunter, so als würde er auf jemanden warten, der aus dieser Richtung kommen würde.

Während ich dort unter den dunklen Felsen lag, bemerkte ich eine starke Strömung, die direkt zur Mitte des Flusses zu ziehen schien, so dass es schwierig war, mein Boot in seiner Position zu halten. Um am Ufer einen besseren Halt zu finden, drückte ich mich tiefer in die Schatten; dennoch trieb ich ein paar Yard weiter. Mir war klar, dass ich den schwarzen Mann schon bald nicht mehr sehen können würde, so dass ich, um meine Position halten zu können, gezwungen war, gegen die Strömung zu paddeln, die unter den Felsen hinter mir herausströmte. Ich hatte nicht die geringste Vorstellung, was diese seitliche Strömung verursachte, denn der Hauptarm des Flusses lag deutlich sichtbar vor mir, und ich konnte die gekräuselte Kreuzung und die geheimnisvolle Strömung klar erkennen, die meine Neugier geweckt hatte.

Während ich noch über dieses Phänomen nachdachte, wurde meine Aufmerksamkeit plötzlich wieder auf Thurid gelenkt, der beide Handflächen vor seinem Kopf zum allgemein üblichen Gruß der Marsianer erhoben hatte, und einen Augenblick später konnte ich deutlich sein leises »Kaor!« hören. Meinen Augen folgten seinem Blick und schließlich geriet ein langes Boot in Sichtweite, in dem sechs Männer saßen.  

Fünf Männer saßen an den Paddeln, während der sechste auf dem Ehrensitz saß. Die weiße Haut, die fliegenden gelben Haare der Perücken auf ihren Glatzen und die herrlichen goldenen Diademe auf ihren Köpfen wiesen sie als Heilige Thern aus. Während sie den Vorsprung ansteuerten, auf dem Thurid sie erwartete, erkannte ich vorne am Bug keinen Geringeren als Matai Shang, Vater der Thern. Die offensichtliche Herzlichkeit, mit der sich die beiden Männer begrüßten, erfüllte mich mit Staunen - denn die schwarzen und die weißen Menschen des Barsoom waren von jeher erbitterte Erzfeinde gewesen, und ich hatte außer kämpferischen Auseinandersetzungen noch nie von einer anderer Art des Zusammentreffens gehört. Anscheinend hatten die Veränderungen, denen beide Völker unterworfen waren, zu einer Allianz der beiden Männer geführt, zumindest soweit, sich gegen einen gemeinsamen Feind zusammenzutun. Jetzt begriff ich, warum Thurid nachts so oft ins Dor-Tal gegangen war, und dass der Hintergrund seiner verschwörerischen Umtriebe darin lag, einen neuen Schlag gegen mich und meine Freunde zu führen.  

Ich wünschte, ich hätte einen Punkt finden können, der näher an den beiden Männern gelegen hätte, von wo aus ich ihre Unterhaltung mithören könnte. Aber jetzt noch zu versuchen, den Fluss zu überqueren, stand völlig außer Frage, und so lag ich nur still da und beobachtete sie. Sie hätten sicher viel darum gegeben, wenn sie gewusst hätten, wie nah ich ihnen war und wie einfach es gewesen wäre, mich zu überwältigen und zu töten. Ein paar Mal deutete Thurid über den Fluss in meine Richtung, aber dass sich diese Geste auf mich bezog, glaubte ich nicht einen Augenblick. Schließlich bestiegen er und Matai Shang das Boot der Heiligen Thern, das herumschwang und wieder zurück auf den Fluss zusteuerte, direkt in meine Richtung kam.

Als sie näher kamen, bewegte ich mein Boot tiefer zurück an die überhängenden Felswände, aber schließlich wurde es offensichtlich, dass ihr Boot das gleiche Ziel ansteuerte. Die fünf Ruderer trieben ihr Boot zu einer Geschwindigkeit an, die meine Nerven auf das Äußerste herausforderten. Jeden Moment glaubte ich, mit meinem Bug gegen den massiven Fels zu stoßen. Das Licht vom Fluss war nicht mehr zu sehen, aber weiter vorne sah ich den trüben Schein ferner Strahlen, so dass ich erkennen konnte, dass vor mir lag immer noch offenes Wasser lag. Schließlich dämmerte mir die Erkenntnis, dass ich einem unterirdischem Fluss folgte, der genau an der Stelle an der ich gelegen hatte, in den Iss mündete.

Die Ruderer waren jetzt dicht bei mir; das Geräusch ihrer eintauchenden Paddel übertönte das meiner eigenen Paddel, aber dennoch würden sie mich schon bald in dem immer heller werdenden Licht entdecken. Es gab keine Zeit zu verlieren - was immer getan werden musste, es musste sofort getan werden. Ich drehte den Bug meines Bootes nach rechts, steuerte die felsige Seite des Flusses an und da lag ich dann, während Matai Shang und Thurid sich der Mitte des Flusses näherten, der sehr viel enger war als der Iss. Sie waren bereits so nah, dass ich die Stimmen von Thurid und dem Vater der Thern hören konnte, die lautstark miteinander diskutierten.  

»Und ich sage dir, Thern«, sagte der schwarze Dator, »dass ich nur meine Rache an John Carter, Prinz von Helium, üben möchte. Ich führe dich in keine Falle. Was hätte ich davon, dich an diejenigen zu verraten, die mein Volk und mein Haus zerstört haben?« 

»Lass uns kurz hier anhalten, damit ich deine Pläne hören kann«, antwortete der Hekkador. »Danach können wir mit einem besseren Verständnis für unsere Aufgabe und Pflichten, beruhigt weiterfahren.«

Er gab seinen Ruderern einen Befehl, der ihr Boot in eine Position brachte, die keine Dutzend Schritte von der Stelle entfernt waren, an der ich lag. Hätten sie ihr Boot in meine Richtung gedreht, hätten sie mich zweifelsohne im Gegenlicht des schwachen Lichtscheins weiter vorne entdeckt, aber von dort, wo sie letztlich zum Stehen kamen, war ich vor Entdeckung so sicher, als wären sie ganze Meilen von mir entfernt.

Die wenigen Worte, die ich bereits gehört hatte, hatte meine Neugier geweckt und ich war gespannt darauf, zu erfahren, welche Art Rache Thurid gegen mich ausgeheckt hatte. Ich musste nicht lange warten.

»Es gibt keine Verpflichtungen, Vater der Thern«, fuhr der Erstgeborene fort. »Thurid, Dator von Issus, hat keinen Preis. Wenn die Angelegenheit erledigt ist, werde ich mich glücklich schätzen, wenn du sie so betrachtest, dass ich gut gelitten bin. So wie es sich für meine antike Linie und meinen edlen Stand geziemt, der deinem antiken Glauben immer noch loyal gegenübersteht. Denn ich kann weder zum Dor-Tal noch sonst an sonst einen Ort zurück, der unter der Macht des Prinzen von Helium steht. Aber nicht einmal in dieser Hinsicht fordere ich etwas von dir - es soll alles so geschehen, wie es dein Wunsch gebietet.«

»Es soll so sein, wie du es wünschst, Dator«, erwiderte Matai Shang. »Und dabei wird es nicht bleiben - alle Macht und Reichtümer sollen dein sein, wenn du mir meine Tochter Phaidor wiederbringst und Dejah Thoris, Prinzessin von Helium, unter meine Macht stellst. Und dieser Erdenmensch«, fuhr er mit einem bösartigem Knurren fort, »soll für all die Demütigungen leiden, die er den Heiligen Thern angetan hat. Und für seine Prinzessin soll keine Schändlichkeit zu widerwärtig sein, um ihr nicht angetan zu werden. Ach ja, und es wäre gut, wenn es in meiner Macht stünde, ihn dazu zu zwingen, die Entehrungen und Demütigungen seiner roten Frau mitansehen zu müssen.«

»Du musst nur ja sagen, Matai Shang«, sagte Thurid, »dann sollst du deinen Willen haben, noch bevor der nächste Tag vorbei ist.«

»Ich habe vom Tempel der Sonne gehört, Dator«, antwortete Matai Shang, »aber ich habe noch nie gehört, dass seine Gefangenen frei gekommen wären, bevor das Jahr ihrer Gefangenschaft um war. Wie also willst du das Unmögliche bewerkstelligen?«

»Es gibt jederzeit Zutritt zu jeder Zelle des Tempels«, antwortete Thurid. »Nur Issus wusste davon, aber es entsprach nicht ihrer Art, mehr als nötig von ihren Geheimnissen zu verraten. Aber nach ihrem Tod bin ich durch einen Zufall auf einen antiken Plan des Tempels gestoßen - und dort fand ich in allen Einzelheiten sämtliche Anweisungen niedergeschrieben, wie man diese Zellen jederzeit erreichen kann.

Und ich habe noch mehr erfahren: dass viele Männer in der Vergangenheit dorthin gegangen sind, um Tod und Folter im Auftrag für Issus an den Gefangenen auszuführen, dass aber diejenigen, die den geheimen Weg erfahren haben, dazu verdammt waren, auf geheimnisvolle Art unmittelbar nach ihrer Rückkehr zu sterben, nachdem sie ihre Berichte an die grausame Issus erstattet hatten.«

»Dann lass uns jetzt weiterfahren«, sagte Matai Shang schließlich. »Ich muss dir vertrauen, aber gleichzeitig musst auch du mir vertrauen, denn wir sind sechs gegen einen.«