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Ein Trauerspiel um den Graf Heinrich von Plauen. Joseph Freiherr von Eichendorff war einer der bedeutendsten Lyriker und Schriftsteller der deutschen Romantik.
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Seitenzahl: 125
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Der letzte Held von Marienburg
Joseph von Eichendorff
Inhalt:
Joseph Freiherr von Eichendorff – Biografie und Bibliografie
Der letzte Held von Marienburg
Personen.
Erster Aufzug
Zweiter Aufzug
Dritter Aufzug
Vierter Aufzug
Fünfter Aufzug
Der letzte Held von Marienburg, J. von Eichendorff
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
Loschberg 9
86450 Altenmünster
ISBN: 9783849611385
www.jazzybee-verlag.de
Deutscher Dichter der romantischen Schule, geb. 10. März 1788 auf Schloß Lubowitz in Oberschlesien, gest. 26. Nov. 1857 in Neiße, wurde im aristokratischen Prunk- und Lustleben des ausklingen den 18. Jahrh., aber streng katholisch erzogen, besuchte seit 1801 das katholische Gymnasium zu Breslau und studierte seit 1805 in Halle und Heidelberg die Rechte. Auf letzterer Universität ward sein poetisches Talent durch Arnim, Brentano, Görres, Creuzer, Graf Loeben, die damals sämtlich in Heidelberg lebten, geweckt (vgl. H. A. Krüger, Der junge E., Oppeln 1898; darin ausführliche Mitteilungen aus Eichendorffs Tagebüchern). Der Zug zur Romantik war von vornherein entschieden, er traf mit Eichendorffs patriotischem Haß gegen die Fremdherrschaft und seiner kiesen Abneigung gegen die Nüchternheit der Aufklärung zusammen. Er veröffentlichte zuerst zerstreute Gedichte unter dem Namen Florens und verfaßte den Roman: »Ahnung und Gegenwart« (1811 vollendet; hrsg. von de la Motte Fouqué, Nürnb. 1815; vgl. Weichberger, Untersuchungen zu Eichendorffs Roman »Ahnung und Gegenwart«, Jena 1901). Der Ausruf des Königs von Preußen: »An Mein Volk« führte E., der zuerst auf Anstellung in Österreich gehofft hatte, im Frühjahr 1813 nach Schlesien zurück; er trat in das Lützowsche Freikorps und nahm in diesem und in einem Landwehrregiment an den Feldzügen des Befreiungskrieges 1813–15 teil. Nach dem Frieden verheiratete er sich und trat als Referendar bei der Regierung zu Breslau ein. 1821 ward er Regierungsrat für katholische Kirchen- und Schulsachen bei der. Regierung zu Danzig, 1824 in gleicher Eigenschaft nach Königsberg berufen. Während seines Aufenthalts in der Provinz Preußen wirkte er eifrig für die Wiederherstellung des Ordenshauses in Marienburg. 1831 kam er als Rat in das Kultusministerium nach Berlin, geriet aber 1839 und 1840 bei seiner streng katholischen Richtung während der Kölner Wirren in Zerwürfnisse mit dem Minister und befreundete sich auch nachher trotz seiner Ernennung zum Geheimen Regierungsrat mit seiner amtlichen Stellung nicht wieder, sondern nahm 1845 seine Entlassung. E. lebte zunächst einige Jahre bei seiner verheirateten Tochter in Danzig, dann ein Jahr in Wien, längere Zeit (bis Herbst 1850) in Dresden, auch abwechselnd in Berlin und auf dem Familiengut Sedlnitz in Mähren. Zuletzt nahm er seinen Aufenthalt in Neiße bei der Familie seiner Tochter. Von seinen Dichtungen waren nacheinander erschienen: »Krieg den Philistern«, dramatisches Märchen (Berl. 1824); »Aus dem Leben eines Taugenichts«, Novelle (das. 1826; in zahlreichen Drucken verbreitet); die Parodie »Meierbeths Glück und Ende«, Tragödie mit Gesang und Tanz (das. 1828); die Trauerspiele: »Ezzelin von Romano« (Königsb. 1828) und »Der letzte Held von Marienburg« (das. 1830); das Lustspiel »Die Freier« (Stuttg. 1833); die Novelle »Dichter und ihre Gesellen« (Berl. 1834); »Gedichte« (das. 1837; 16. Aufl., Leipz. 1892). Eichendorffs Gedichte, in denen ein tiefes, träumerisches Naturgefühl zu eigenartigem und wohlklingendem Ausdruck kommt, gehören zu den besten Erzeugnissen der Romantik und sind besonders anziehend durch ihre volkstümliche Frische und Einfachheit (E. schrieb das Lied: »In einem kühlen Grunde«). Hervorzuheben sind der Liederzyklus »Frühling und Liebe«, die »Zeitgedichte«, die unter der Einwirkung der Freiheitskriege entstanden, die »Geistlichen Gedichte« und die »Lieder auf den Tod meines Kindes«. Auch in den Novellen, namentlich dem Meisterstück »Aus dem Leben eines Taugenichts«, waren es hauptsächlich die Fülle der lyrischen Stimmung und die Anmut des Vortrages, die sich wirksam erwiesen. In der Mitte der 30er Jahre begann E. die ernstesten literarischen und historischen Studien. Als deren poetische Resultate traten zunächst die vortrefflichen Übertragungen des mittelalterlichen spanischen Volksbuches »Der Graf Lucanor« (Berl. 1843) und der »Geistlichen Schauspiele Calderons« (Stuttg. 1846–1853, 2 Bde.) hervor. Mit dem Buch »Über die ethische und religiöse Bedeutung der neuen romantischen Poesie in Deutschland« (Leipz. 1847) eröffnete er die Reihe seiner literarhistorisch-kritischen Schriften, deren Gesamtinhalt auf eine kritische Urteilsrevision im katholischen Sinne hinauslief. »Der deutsche Roman des 18. Jahrhunderts in seinem Verhältnis zum Christentum« (Leipz. 1851; 2. Aufl., Paderb. 1867), »Zur Geschichte des Dramas« (Leipz. 1854; 2. Aufl., Paderb. 1867), »Geschichte der poetischen Literatur Deutschlands« (Paderb. 1857, 3. Aufl. 1866) setzten diese Tätigkeit fort, die in einer entschiedenen Bevorzugung und beinahe ausschließlichen Verherrlichung der spanischen Dichtung und ihrer Nachklänge in der deutschen Romantik gipfelte. Darüber nahm die eiaue poetische Tätigkeit Eichendorffs eine durchaus tendenziöse Richtung, die su den erzählenden Gedichten: »Julian, ein Romanzenzyklus« (Leipz. 1853), »Robert und Guiscard« (das. 1855) und »Lucius« (das. 1857) entschieden zutage trat. Außer Eichendorffs »Sämtlichen (poetischen) Werken« (Berl. 1841–43, 4 Bde.; 3. Aufl., Leipz. 1883, 4 Bde.) erschien nach dem Tode des Verfassers auch eine Sammlung seiner »Vermischten Schriften« (Paderb. 1867, 5 Bde.), die seine literarischen und kritischen Arbeiten, auch seinen Nachlaß, umfaßt. Als Festgabe zu seinem 100jährigen Geburtstag veröffentlichte G. Meisner »Gedichte aus dem Nachlaß des Freiherrn J. v. E.« (Leipz. 1888). Briefe Eichendorffs an seinen Schützling, den Konvertiten Lebrecht Dreves (s. d.), veröffentlichte Kreiten in den »Stimmen aus Maria-Laach«, Bd. 38. Neue Ausgaben seiner ausgewählten Werke besorgten Dietze für Meyers Klassiker-Bibliothek (Leipz. 1891, 2 Bde.), M. Koch für Kürschners »Deutsche Nationalliteratur«, Bd. 146, II, 2 (Stuttg. 1893) und Gottschall (Leipz. 1901, 4 Bde.). Vgl. Keiter, Joseph v. E. (Köln 1887); E. Höber, Eichendorffs Jugenddichtungen (Berl. 1894).
Graf Heinrich von Plauen, Komtur, dann Hochmeister des deutschen Ritterordens
Michael Küchmeister von Sternberg, Vogt der Neumark, dann Marschall des Ordens
Hermann Gans, Spittler des Ordens
Johann Graf von Sayn
Rudolph Graf von Kyburg
Johann von Schönfeld
Georg von Wirsberg
Heinrich Schäven
Ulrich Zenger, Komture des Ordens
Günther Graf von Schwarzburg
Heinrich von Rode
Walther von Merheim
König, Ordensritter
Jost von Hohenkirch, Hochmeisters Kompan
Friedrich von Kinthenau
Nikolaus von Renys
Hanns von Polkau, des letztern Bruder, preußische Landritter
Gertrud, Polkaus Tochter
Elsbeth, ihre Zofe
Rominta
Jolante, ihre Dienerin
Hanns von Baysen
Der Burgemeister von Marienburg
Ein polnischer Herold
Ein polnischer Hauptmann
Czerwany
Langschenkel
Wuttke
Kuntz, Söldner des Ordens
Dietrich, Wirsbergs Diener
Burgwart des Nikolaus von Renys
Der Burgwart zu Lochstädt
Ein Diener des Hanns von Polkau
Ordensritter, Hauptleute, Soldaten, Reisige, Söldner und Bauern
Die Handlung geht in Preußen im fünfzehnten Jahrhundert vor.
Erste Szene
Feldlager. Nacht. Walther von Merheim und Ulrich Zenger ruhen, in ihre Mäntel gehüllt, auf dem Boden.
ZENGER.
Eine wahre Hexennacht! Die Nebel jagen
Sich übers Feld wie fliegende Gestalten,
Das Heidekraut mit langen flatternden
Gewändern streifend.
WALTHER.
War mir's doch,
Wie ich so rücklings den Gedanken nachhing,
Als hingen Länder über mir und Wälder,
Mit Felsen wundervoll und Schlössern drauf,
Daß ich die ferne Heimat meint zu sehn
In unserm lieben Deutschland, das Gott segne.
Horch was für Lärm im Lager dort?
ZENGER.
Die Wachen
Fern rufen an, das hallt so durch die Stille.
WALTHER sich fester in den Mantel hüllend.
Es wird schon kalt. Da sieh nur, graue Streifen,
Wie Trauerschleier, hängen von den Tannen,
Und manchmal in der Stille fährt der Mond
Ganz blutrot durch die Wolken. Das bedeutet
Nichts Guts, da ließ' sich viel darüber sprechen.
Rück näher, Zenger sag, hast nichts gemerkt
An unserm Vogt, dem tapfern Küchenmeister?
ZENGER.
Unruhig scheint er, trüb und in Gedanken.
WALTHER.
Wozu verdoppelt er den Kreis der Wachen
In dieser öden Heide hier? Was schickt
Er Boten dahin, dorthin aus auf Kundschaft?
Ich will dir's sagen doch's bleibt unter uns:
Ein Söldner gestern kam von Meisters Fahnen
Der Polenkönig der sein krummes Schwert
Voll Grimm gewetzt an unsers Ordens Schwelle,
Sein Heer türmt' lang genug, wie ein Gewitter
Verfinsternd an der Grenze sich, von ferne
Mit Wetterleuchten zuckend, ungewiß,
Wohin der Sturm, der wachsende, es wende.
Jetzt ist er plötzlich in das Land gebrochen
Mit Schrein, Tartaren, Raub und Brand! Gib acht,
Wir hören bald von mörderlichen Schlachten.
ZENGER.
Ich glaub's noch nicht. Der Meister Ulrich führt
Was nur das Land vermag an Roß und Leuten,
Die ganze Macht. Der König traut sich nicht.
WALTHER.
Nicht? Ganze Macht? Just, Zenger, just da steckt's!
Versieht's der Meister nun Gott schütz das Heer!
Verliert er diesmal: sind wir all verloren!
Sieh, 's hilft nichts mehr, sie müssen aneinander:
Hier Gilgenburg, da steht der König gut,
Sieh und hier Löbau, wo der Meister
ZENGER.
Still!
Da kommt Küchmeister schon so früh daher.
Sie stehen auf.
KÜCHMEISTER auftretend.
Gelobt sei Christ!
WALTHER.
In alle Ewigkeit.
KÜCHMEISTER.
Nun, kennt ich Euch doch kaum. Wie Fledermäuse
Durchschwirren wir die Nebel hier, ich fürcht
Wir rosten ein, derweil die andern draußen
Harnisch und Ehre wieder blank sich scheuern.
ZENGER.
So oder so! Wir schirmen hier die Neumark.
Mehr, als er soll, kann keiner tun.
KÜCHMEISTER.
Gut, gut
Geh nach den Reutern sehn, sie sollen futtern.
Zenger ab.
KÜCHMEISTER zu Walther.
Was ist es an der Zeit?
WALTHER.
Ich denk bald Morgen.
KÜCHMEISTER.
Ich wollt, das Licht bräch durch! Schliefst du heut nacht?
WALTHER.
Ich revidiert die Wachen.
KÜCHMEISTER.
Welche Stunde?
WALTHER.
Um Mitternacht.
KÜCHMEISTER.
Und sahst du nichts?
WALTHER.
Wo?
KÜCHMEISTER.
Auch nichts!
WALTHER.
Was ist geschehn?
KÜCHMEISTER.
Ein seltsam wunderlich Gesicht!
Ich konnt nicht schlafen und, am Zelte sitzend,
Betrachtet ich der Wolken Flucht, die über
Die Heide, seltsam sich verschlingend, wälzten.
Still war's ringsum der Lagerfeuer Kranz
Nur flackert' düster aus dem tiefen Nebel
Und hin und wieder hörte man den Ruf
Der Wachen durch die Einsamkeit. Da war's,
Als flög ein Blitz mir über beide Augen;
Ich schau empor und durch der Wolken Riß,
Die sich, wie vor dem Glanze scheuend teilen,
Strahlt mir, Geblendetem, ein feurig Schwert
Entgegen, schmucklos wie des Meisters Schwert,
Den Griff nach mir gewandt als sollt ich's fassen.
Und wie ich so, in Lust und Grauen, noch
Emporstarr, schließt sich das gluthelle Aug
Des Himmels wieder, und das Bild versinkt
Schnell in der Nacht geheimnisvollen Abgrund.
Ich frug die Wachen drauf doch keiner sah es.
WALTHER der unterdes seinen Mantel abgeschüttelt hat, und die Rüstung abtrocknet.
Hm Nun, Natur hat auch wohl ihre Träume
Und malt sich solches Nichts in öde Luft.
Da sieh, ganz blind vom Qualm. Tut's das dem Stahl,
Wie sollt es nicht der spiegelblanken Seele?
Und doch kurios, höchst wunderbar!
KÜCHMEISTER.
Was sagst du?
WALTHER.
Wahrhaftig, Herr nun sieh, ich glaub nicht dran,
Doch hört ich oft erfahrne Männer sagen:
Wer Meister werden soll, der läs solch Zeichen
Vorher im Buch der Nacht. Da kommt Er!
KÜCHMEISTER zusammenfahrend.
Wer?
WALTHER.
Heinrich von Rode, mein ich, ist's, der Bruder,
Den du gen Tannenberg gesandt auf Kundschaft.
Schau, wie da hinterm grauen Flor der Nacht
Im Fluge Roß und Reiter dunkel wachsen!
Heinrich von Rode stürzt atemlos herein.
RODE.
Entsetzlich, jammervolles Unheil! Alles
Verloren. Oh!
KÜCHMEISTER.
Der Teufel ist verloren!
Sprich wie ein Mann und spar dein Wehgeheul!
RODE.
Bezähme sich, wer das gesehn!
WALTHER.
Nicht doch!
Fein mit Vernunft vor deinem Vogt!
RODE zu Küchmeister.
Du weißt,
Ich ritt gen Tannenberg da lagen heut
Die Städt und Burgen rings so ernst und still,
Als hinge ein Gewitter in der Luft.
Die Leute gingen stumm an mir vorüber
Und wen ich fragt, der starrt' mich seltsam an
Und murmelt, schnell sich wendend, in den Bart
Von Brand und naher Schlacht man wüßt nicht recht
Das Blatt könnt leicht sich wenden.
WALTHER.
Hei, da hätt ich
Die Sporen eingedrückt, und blind drauflos!
KÜCHMEISTER.
Nur weiter, weiter.
RODE.
Drauf, wie's dunkel wurde,
Erblickt ich fern des Kriegsgotts Lagerfeuer,
Brennende Dörfer rings am Horizont,
Derweil ich einsam fortzog durch die Wälder.
Da Roß und Atem hielt ich lauschend an
Vernahm ich rechts und links, bald fern, bald näher
Verworrne Stimmen durch die stille Nacht
Und wunderlichen, fremden Laut, dazwischen
Weitab in dumpfem schweren Takt den Marsch
Zahllosen Volks dann alles wieder still.
Auf einmal scheut mein Pferd und durch den Waldgrund
Zieht schweigend, wie ein Traum, ein Leichenzug
Mit Kerzen, weit im Tann die weißen Stämme
Beleuchtend, die da wie ein Chor von Geistern
Verwundert in dem Schein der Fackeln standen.
Ich ruf die Männer an, da setzen sie
Die Bahre lautlos auf den Grund. »Wen bringt ihr
Zur Ruh da?« frag ich da tritt einer vor,
Und sagt kein Wort, und schlägt ernst von der Bahre
Das Leichentuch zurück o Herr des Himmels!
Das Todesangesicht von Blut entstellt,
Erblick ich unsern Meister!
KÜCHMEISTER erschüttert sich auf einen Baumsturz setzend.
Tot der Meister?!
RODE nach einer Pause.
Hier nun vernahm ich's: wie bei Tannenberg
Laut donnernd unsers heil'gen Ordens Bau
Zusammenstürzt und über seinen Trümmern
Der wackre Meister sank. Und von dem Toten
Zurück mich wendend, stürzt ich schaudernd fort,
Und hinter mir, mit weitausgreifenden Schritten
Ging das Entsetzen durchs verlorne Land.
WALTHER Küchmeistern am Arm fassend.
Hör, hör! Was sitzt du so versunken?
KÜCHMEISTER.
Ich?
Zerstreut zu Rode.
Wo fiel der Meister? Ist die Schlacht verloren?
WALTHER.
Soeben sagt' er's ja.
KÜCHMEISTER.
Ja so ganz recht
Sich plötzlich aufrichtend.
Nun denn, was stehn wir noch und plaudern!
Zu Rode.
Wo
Hat sich der König hingewandt?
RODE.
Es stürzt,
Die Städt und Schlösser vor sich niederwerfend,
Grad nach Marienburg der wilde Strom.
KÜCHMEISTER.
O Gott, so kommen wir ihm nicht mehr vor!
Zu Rode.
Du, flieg nach Krone, wie der Pfeil vom Bogen,
Drei Fähnlein lagern dort, führ sie hieher,
Wir müssen in den Rücken dem Polacken.
Rode ab.
WALTHER.
Nun seltsam doch! Dein Zeichen heut.
KÜCHMEISTER.
Ei was!
Der Sturm zerreißt die falschen Nebelbilder,
Denk nicht an mich und dich in solcher Not!
Laß blasen durch das Land, wie die Posaunen
Am Jüngsten Tag, denn ins Gericht geht's nun,
Nicht mehr um eitel Ruhm und Gut da ficht's
So heiter sich wie an des Himmels Toren;
Solang ich atme, geb ich nichts verloren!
Beide ab.
Zweite Szene
Freier Platz im Walde, im Hintergrunde ein Hügel.
ROMINTA in Tracht und Rüstung eines polnischen Ritters rasch auftretend und auf ihre Knie sinkend.
Dank! dank, Perkunos! Christus! wer du seist,
Der du im Feuer mir erschienen heut,
Furchtbarer Gott der Schlachten, Gott der Rache!
Dank dir! Zerschmettert hat dein Arm die Deutschen
Und taumelnd küß ich den befreiten Grund!
JOLANTE draußen.
Wo bist du denn? Rominta! Hör!
ROMINTA sich aufrichtend.
Wer rief mich?
JOLANTE.
O schöne Herrin, wie erschrecklich blickst du
Heut aus der Locken Nacht! Als du vorhin
Dem flücht'gen Volk dich so behende nachschwangst:
Es war, als flög ein buntgefleckter Tiger
Die Heid entlang. Da dein Visier ist blutig.
ROMINTA in Gedanken nach dem Walde schauend.
Hörst du, wie lustig da die Vögel singen,
Und in der schönen alten Landessprache
Tief, weit herauf die Wälder wieder grüßen?
JOLANTE.
Mir graut hier, Herrin. Deine wilde Hast
Hat uns verlockt in diese Einsamkeit.
Rings schweifen Deutsche noch die Unsern sind
Weit hinter uns, und vor uns immer tiefer
Zieht sich hinab der Wälder Labyrinth.
ROMINTA wie oben.
Solch grauer Tag war's, da die deutschen Ritter
Zum erstenmal mit fremder Waffenpracht
Herauf den Waldgrund stiegen da erschlugen
Sie mir den Vater, und das Schloß verbrannte.
Man hört in der Ferne Trompeten.