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Was denkt ein Fisch, der - vom Angler verschmäht - zurück ins Wasser geworfen wird? Die Verzweiflung eines Hausbesitzers, der einem Maulwurf dabei zuschauen muss, wie der seinen Garten umgräbt. Der unvergessliche Zauber eines kuscheligen Abends vor dem Kamin im Kreis der Familie. Die Magie des Puppenspielers, der uns mit wenigen Fingerzügen in märchenhafte Welten entführt. Das alte Karussell, das - jenseits aller Trends - bis heute durch seine Langsamkeit besticht. Die Angst vor dem Besuch beim Zahnarzt. Oder der "Motzer" - der ewig zweifelnde Weltverneiner, für den das Scheitern zur Obsession geworden ist und für den ganz sicher morgen die Welt untergeht. - Ein Panoptikum der Unzulänglichkeiten unseres Alltagslebens, Gereimtes und Ungereimtes, zum Schmunzeln, zum Nachdenken, manchmal zum Niederknien komisch...
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Seitenzahl: 106
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Vorwort
Vorletzter
Der Motzer
Der lichte Moment
Meinungsfreiheit
Im Café ohne Namen
»Krone der Schöpfung«
Schnürsenkel
Weites Land
Schnecke
Man muss was tun
Geheimes Treffen
Drachen im Herbstwind
Stadt
Der Idiot
Puppenspieler
Zum Muttertag
Ich weiß es doch auch nicht
Seitenscheitel links
Geburtstag
Rasenmäher-Sinfonie
Furz
Sterben geht einfach, meint der Tod
Spieglein, Spieglein
Die Dulpe
Parfum
Im Nebel
Das alte Karussell
Aal
Der wahre Architekt
Vor’m Kamin
Weißt Du noch…
Die Zimmermücke und die Draußenmücke
Maschine
Nutze den Tag
Tiger
Sturm
Abend am Meer
Zugvögelinnen
Sammlerschicksal
Das Blaue vomHimmel
Nur ein netter Versuch
Es schneit in meinen Gedanken
Krümel
Ohne Tritt, Marsch!
Steuer
Brille
Zwei Frösche
Anglerglück?
Ingenieurskunst
Es kriselt…
Der Selbergrüßer
Fliege
Am Morgen danach…
Gewicht
Größe
Die Hose
Am Ende der Welt
Die Elster
Die Lüge
Insel
Daneben
Arbeit I
Arbeit II
Arbeit III
Arbeit IV
Arbeit V
Arbeit VI
Patchwork
Mode
Provinz
Möglichkeiten
Momentum
Pickel
Rose
Rücken
Bessere Tage
Clown
Das Sackgesicht
Fehlbilanz
Angekommen
Rot
Süße Versuchung
Denk mal
Der Augen Blick
Der letzte Schrei
Gedichte (in eigener Sache)
Gnade eines flüchtigen Augenblicks
Fluss
Heimathafen
Im Herbststurm
Ich schwitze
»Gute« alte Zeit
Original und Fälschung
Papagei
Löwe
Einsam
Nächstenliebe
Neu
Nur Mut!
Gewohnheitstier
Guter Rat ist teuer
Es ist Zeit!
Genuss
Rendite
Ab in den Urlaub…
Is was?
Kalorien
Kompass
Im Schatten
Heimwerkers Kunst
In dunklen Nächten
Vier Jahreszeiten
Im Wald
Schnupfen
Zurück auf »Los«
Was soll denn nur der Nachbar denken…
Danke
Grenzen
Hut
Schneemann
Schmierig
November-Blues
Teddybär
Schon älter …
Der Zug der Kraniche
Wenjer
Unendlichkeit
Die Weichei-Strategie
Fortschritt
Wolke
Freundschaft
Angst
Auf den Leim gegangen
ZweiteWahl
Schrei trotzdem!
Sinnvoll
Erkenntnis
Fleiß
Zweifel
Bank
In den Sand geschrieben
Endlich Zeit!
Zug um Zug
Die Nacht, in der die Kuh Isabella fliegen lernte
Der Alte
Auf’m Markt
Der Maler
Der Spieler
Drahtseilakt
Regentag
Gipfel
Raus
Bevor ich geh’
Was denkt ein Fisch, der – vom Angler verschmäht – zurück ins Wasser geworfen wird? Die Verzweiflung eines Hausbesitzers, der einem Maulwurfdabei zuschauen muss, wie der seinen Garten umgräbt. Der unvergessliche Zauber eines kuscheligen Abends vor dem Kamin im Kreisder Familie. Die Magie des Puppenspielers, der uns mit wenigen Fingerzügen in märchenhafte Welten entführt. Das alte Karussell, das – jenseits aller Trends – bis heute durch seine Langsamkeit besticht. Die Angst vor dem Besuch beim Zahnarzt. Oder der »Motzer« – der ewig zweifelnde Weltverneiner, für den das Scheitern zur Obsession geworden ist und für den ganz sicher morgen die Welt untergeht.– Ein Panoptikum der Unzulänglichkeiten unseres Alltagslebens, Gereimtes und Ungereimtes, zum Schmunzeln, zum Nachdenken,manchmal zum Niederknien komisch …
Ich gehe in meinem Leben spazieren. Ich beschreibe, was ich sehe. Die Faszination des Alltäglichen. Und ich weiß, dass das alles nicht neu ist. – Aber es bewegt mich. Die unfassbar schönen Momente eines nebligen Sonnenaufgangs. Die Ängste, die nachts unter unsere Bettdecke kriechen. Die Wutüber die Steuer.
Wie ein Bildhauer die Figur in einem Stein freilegt, so versuche ich herauszufinden, was unseren Alltag so besonders macht. Die heiteren Dinge fasse ich in Reimform, weil sie sichso geschmeidiger lesen lassen. Die melancholischen Momente lasse ich unbehauen, weil sie – eckig und kantig – zum achtsamen Erfassen zwingen.
1960 geboren arbeite ich jetzt schon fast ein ganzes Leben lang mit Texten. Mit fünfzehn gründeten wir zu dritt unseren »Pen-Club« und lasen uns stolz unsere Kurzgeschichten vor. Nach der Berufsausbildung zum Werbekaufmann (Berufswunsch: Werbetexter) und dem Studium (Journalismus, Soziologie und Kunstgeschichte) konzipierte ich als Leiter Marketingkommunikation mehr als dreißig Jahre lang die komplette Kommunikation eines weltweit tätigen Industrieunternehmens.
In den letzten Jahren habe ich begonnen, meine Eindrücke in Gedichtform zu fassen. An eine Veröffentlichung habe ich zunächst nicht gedacht. Es ging mir eher um die Freude an der Arbeit mit Texten.
Der heiter-ironische Ephraim Kishon, der hintergründig lächelnde Loriot, Joachim Ringelnatz, Eugen Roth, sie sind bis heute einige meiner engsten Freunde geblieben. Immer im Bücherregal verfügbar waren sie mir oft genug Trost beim täglichen Scheitern im Kampf gegen die Tücken des Alltags. Es würde mich freuen, wenn ich Sie wider Erwarten neugierig gemacht haben sollte auf meine Sicht der Dinge.
Ich wär’ so gern Vorletzter,
dann wär’ ich nicht ganz schlecht,
und Erster wär’ ich auch nicht –
das wäre mir sehr recht.
Da sitzt er in illustrer Runde
und weiß zu vorgerückter Stunde,
gramgebeugt, mit düst’rem Blick:
Vom Scheitern gibt es kein Zurück.
Was man auch sagt, er ist dagegen,
nichts findet seinen Segen,
Frohsinn bekämpft er bis auf’s Messer,
selbst kann er nichts, weiß alles besser.
Wo andere nach vorne denken,
mit mut’gen Ideen sich beschenken,
vor Optimismus quasi strotzen –
er findet alles nur zum Kotzen.
Und so malt er aus dem Stand,
Bilder des Scheiterns an die Wand,
weiß viele schlechte Gründe,
warum’s grad nicht zum Besten stünde.
Das Vergangene sei zum Vergessen,
auch die Gegenwart unterdessen,
die Zukunft sieht er schwarz bis grau,
wie’s NICHT geht, weiß er ganz genau.
Frustriert von so viel guter Laune
sei er der Realist im Raume,
die Anderen, so seine Warnung,
die Ander’n hätten keine Ahnung.
Eigene Ideen – Fehlanzeige,
so stiehlt er sich von dannen feige,
»ja aber« war sein Lieblingswort,
dann trugen ihn die Götter fort.
Und so kam’s wie’s kommen muss,
das böse Ende folgt zum Schluss:
Der, für den immer alles schlecht,
hatte tatsächlich am Ende recht.
PS
Man nennt’s in der Philosophie
die »self fulfilling prophecy«.
(sich selbst erfüllende Prophezeiung)
Als zumeist irrlichternde Idioten
stolpern wir durch unser Leben,
als wär’ das Nachdenken verboten,
beständig greifen wir daneben.
Und wenn dann doch wider Erwarten
der Intellekt uns übermannt,
wenn wir in höh’re Sphären starten,
die wir zuvor kaum je gekannt,
ein Geistesblitz ganz unverstellt,
gleich einem unverhofften Schweben,
uns plötzlich das Gemüt erhellt,
dass wir uns dabei fast verheben,
dieser so rare lichte Moment
wird von uns leider meist verpennt.
Die Meinungsfreiheit, sagt der Wurm,
die ist ein hehres Gute,
drum kriecht er an das Tageslicht –
und fällt prompt auf die Schnute.
Streckt mutig seinen Kopf heraus,
er will was sagen, forsch und laut,
und kriegt dafür auch noch Applaus –
’ne Amsel kommt, die ihn verdaut.
Hallo Frau Amsel, darf ich’s wagen,
fragt er keck,
Ihnen während Sie kau’n
meine Meinung zu sagen –
dann ist er weg.
Im Café ohne Namen
saßen drei ältere Damen
und diskutierten die Lage.
Sie besprachen die Frage,
wer was mit wem hat,
bei einem Teller Nuss-Nougat.
So hielten Sie Gericht,
leicht machten sie ’s sich nicht,
mit den neuesten Gerüchten –
»ich hätte gern die Torte mit Früchten«,
es tagte quasi das Höchste Gericht,
eine Verteidigung zur Sache gab es nicht.
So wurde allen Damen bald klar,
dass ohnehin früher alles viel besser war,
die News aus dem Orte
bei einem großen Stück Torte,
diskutierten die Drei –
»ach was, geb’n Se gleich zwei
von den leckeren Teilchen,
ich glaub, ich bleib noch ein Weilchen,
und bitte mit Sahne«,
zwitscherte die Dame.
Sie hatten die Kontrolle –
»mmh, diese Marzipan-Rolle«.
Es wurde kritisch gefragt,
nichts wurde vertagt
und nach vielen Sitzungsjahren,
die auch für die Drei nicht immer leichte waren,
von Angesicht zu Angesicht,
hatte ihr Wort im Ort Gewicht,
denn trotz Schokolade und Zimt
waren sie nur selten gnädig gestimmt.
Dann wurde eine abberufen und ohne vieleWorte
kippte sie vornüber in die Früchtetorte.
Dort zuckte sie kurz und verendete schließlich,
da lächelten die beiden anderen süßlich.
Auf ähnliche Weise bei Kandis und Tee
war schließlich auch die Zweite passé
und bevor auch sie auf ähnliche Weise ihr Ende fand,
kündigte die Dritte –
und ging in den Ruhestand.
Früher reichten Kamm und Seife,
gefragt bei Frauen war’n Charme und Reife,
Witz, Intellekt und guter Stil –
dies alles zählt heut’ nicht mehr viel.
Wer heute gut »performen« will,
muss »stylish« sein – das ist der Thrill.
Wenn Männer sich die Haare geelen,
vor’m Spiegel ihre Falten zählen,
ihre »Problemzonen« erfassen,
sich zu viel Fett absaugen lassen,
sich so komplett neu definieren,
mit Kajal, Lippgloss sich verzieren.
Wer vorher nichts zu bieten hatte,
als eine blank polierte »Platte«,
lässt sich die Wüste jetzt bestücken
mit Haar von Achsel oder Rücken,
Schuhkolonnen in ihren Regalen,
astrale Bodies beim Sonnenaalen.
Nichts gegen gute Körperpflege,
doch vieles steht ihr dann im Wege,
Tuben, Pinsel oder Pasten,
Kuren, Diäten oder Fasten,
Mani- oder Pediküren –
oder sonstige Allüren.
Ist das der neue Männer-Chic?
Wie lautet jetzt der Weg zurück
von diesem eitlen Ego-Tripp?
Wie lautet jetzt,
so fragen sie,
’ne »coole« Exit-Strategie?
Solang die Lösung nicht gefunden,
braucht Mann vor’m Spiegel weiter Stunden.
Noch früh am Morgen,
sehr in Eile,
gedrückt von Sorgen,
zurrt man die Seile.
Gebückt, gezogen, abgerissen,
hat jetzt vier Enden,
die Laune ist erst recht besch …,
den Rest des Senkels in den Händen.
Flucht laut über die verkürzten Längen –
zu kurz, um sich dran aufzuhängen.
Weites Land,
freier Blick,
strahlend weißer Ostseestrand,
großes kleines Stück vomGlück.
Natur, sie spricht,
duftet, lebt,
schaut mir lachend ins Gesicht,
heile Welt, die mit mir schwebt.
Um mich nichts als sanfte Stille,
leise Dünung, helles Licht,
Biene summt und auch die Grille
arbeitet heut’ nicht.
Weiter Horizont entrückt,
im Wind wogt leis’ die Ähre,
tiefer Frieden mich beglückt –
kein Ort, wo ich jetzt lieber wäre.
Unter unseren Gartenhecken
fühlt sie sich besonders wohl,
ich kann sie aber auch entdecken
in Blumenbeeten und im Kohl.
Dies ist leider oft der Fall,
auch in der Petersilie,
im Grunde ist sie überall,
mit Bruder, Schwester und Familie.
Selbst unter Balken oder Bohlen
ist sie durchaus mobil,
schleicht sie sich auf leisen Sohlen
trotz ihrer Langsamkeit ans Ziel.
So schleimt sie sich durch’s Leben,
durch Beete und durch Klee,
Regen ist für sie ein Segen,
dann geht sie auf Tournee.
Schmollt sie, dann zieht sie sich zurück,
Probleme sitzt sie gerne aus
und immer weiter, Stück für Stück,
verzieht sie sich ins Schneckenhaus.
Dort lässt es sich gut warten,
ohne dass es sie sehr stresse,
dann geht’s zurück zum Garten,
zu Mohrrüben und Kresse.
Dass sie kein Rückgrat hätte
ist oftmals die Kritik,
charakterliche Defizätte
weist sie jedoch zurück.
Feinschmecker haben ihren Spaß,
fernab aller Diäten,
verschlingen sie sie gern en masse –
denn sie hat keine Gräten.
»Man muss was tun«, so sprach das Huhn
und packte seine Sachen.
»Statt immer weiter auszuruhn,
lass ich es richtig krachen.«
So stieg sie in den nächsten Bus
und fuhr in Richtung Stadt,
mit Faulsein war jetzt für sie Schluss,
sie hatte alles satt.
Dort aber fiel die Auswahl schwer,
ein Übermaß an Angebot,
und überall so viel Verkehr,
sie hatte wirklich große Not.
Sie mochte alles leiden,
Kino, Geschäfte und Museen,
doch sie konnt’ sich nicht entscheiden
und ließ alles stehn.
Schließlich wurde sie sehr krank
und erst sehr spät zu ihrem Glück
entschloss sie sich dann Gott sei Dank
und fuhr wieder zurück.
Sanft nahm ihr Mann sie in den Arm
und konnt’ sein Glück nicht fassen,
»Man muss was tun«, schmunzelte der Hahn –
»Man kann’s aber auch lassen …«
Ein Ohrwurm gräbt sich durch den Garten,
er ist noch jung und fit
und will nicht länger warten,
denn er hat Appetit.
Auf seinem Wegdurch’s Sediment,
unter des Rasens Narbe,
hat er komplett den Tag verpennt,
doch jetzt weckt ihn die Farbe.
An seines Ganges Ende
erkennt er nun ein Blinken,
kriecht rüber dann behände,
und sieht ’nen Glühwurm winken.
Der schwenkt seine Laterne
mit leuchtend grünem Licht,
das sieht man schon von ferne,
das übersieht man nicht.
Er winkt mit der Latüchte,
es scheint ihn sehr zu quälen,
die neuesten Gerüchte,
die will er jetzt erzählen.
Der Ohrwurm hört nicht weiter hin,
er ist ja noch ein Junger,
nach anderem steht ihm der Sinn,
er hat ganz einfach Hunger.