Der Niedergang des mikrotext Verlags - Anton Artibilov - E-Book

Der Niedergang des mikrotext Verlags E-Book

Anton Artibilov

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Beschreibung

Wir hätten diesen Band mit komplett unzusammenhängenden, aber doch völlig faszinierenden Erzählungen auch Der Niedergang der FAZ nennen können oder Storys, die mir jemand auf der Toilette beim Cannes Filmfestival erzählt hat oder Clickbait Geld reinvestiert in Real Estate oder Analoge Schriftrollen, die ich im Innenhof gefunden habe oder Wahre nachbarschaftliche Musik. Haben wir aber nicht.
Denn in einer Geschichte erzählt Anton Artibilov vom Horror-Mittagessen mit seiner Verlegerin. Und so hängt doch alles auf der Welt miteinander zusammen.
„Anton Artibilov schreibt wie ein Gestaltwandler.“ Joshua Groß

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Seitenzahl: 121

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ANTON ARTIBILOV

DER NIEDERGANG DES MIKROTEXT VERLAGS

Geschichten

Cover: Inga Israel

Covervorlagen: „Hochhäuser in Dresden-Prohlis“,

„Ente neu“, Anton Artibilov

Schriften: PTL Attention, Gentium Book Plus

www.mikrotext.de

facebook.com/mikrotext

twitter/mkrtxt

instagram.com/mikrotext

ISBN 978-3-948631-38-3

Alle Rechte vorbehalten.

© mikrotext 2023, Berlin

Inhalt

Erklärendes Vorwort

packet by Paul Thomas Anderson

Teriyaki Lachs

real neigborhood music

seltsames Baby

nobel price

Anleitung zur Rückkehr in die Natur

seltsame Episode von Drake und Josh

Kino

Edgar Wasser

Das Geheimnis von Joe Camel

Aliens

Edelsteine

In the court of Alban Maske

Freiheit

goblin

Bumble Date

Jung und Naiv

Der Niedergang der FAZ

DJ Marrakesch

Witz über Roboter, Kindheitserinnerung

Liebeskummer

bones

WG

Auftragsarbeiten

Schiffe versenken

Bohème der 70er Jahre

Mastodon

Fernsehen

Jeremy Fragrance

Schildkröte

Homeparty

Youtube shorts

10 Dinge die mir schonmal bei der Arbeit passiert

Bäume

Fernbusfahrt

Lego Movie

Freundschaftsanfragen von Bots

automarken

Mein Horrormittagessen mit Nikola Richter

Witz aus einem Witzebuch

Alltag im Rheinland

Brandenburg

Michael Ende

Burschenschaften

Untersuchung des alternden Deutschrappers

Meine ultimativen Schultipps:

Kin der der Nachbarin

keanu reeves

Debussy Forschungszentrum

symbolistische Kurzgeschichte

Ellis Island

Hunger und Müdigkeit sind Zustände, gegen

Das Buch

Wir hätten diesen Band mit komplett unzusammenhängenden, aber faszinierenden Erzählungen auch Der Niedergang der FAZ nennen können oder Storys, die mir jemand auf der Toilette beim Cannes Filmfestival erzählt hat oder Clickbait Geld reinvestiert in Real Estate oder Analoge Schriftrollen, die ich im Innenhof gefunden habe oder Wahre nachbarschaftliche Musik. Haben wir aber nicht. Denn in einer Geschichte erzählt Anton Artibilov vom Horror-Mittagessen mit seiner Verlegerin. Und so hängt doch alles auf der Welt miteinander zusammen.

Der Autor

Anton Artibilov wurde 1996 in Charkiw geboren und zog mit seinen Eltern 1999 nach Leipzig. Er studierte Philosophie, Anglistik/Amerikanistik, Szenisches und Literarisches Schreiben in Dresden, Berlin und Leipzig. 2022 erschien seine Erzählung Mausoleum Mann im Sukultur Verlag, 2023 Schöne Geister bei Matthes & Seitz. Seine Theaterstücke wurden bereits an mehreren Theatern aufgeführt und seine Miniserie French Flamingo Fucker verfilmt. Momentan lebt und arbeitet Anton Artibilov bei seinen Freunden oder Verwandten auf dem Sofa.

Anton Artibilov

Der Niedergang des mikrotext Verlags

Geschichten

Erklärendes Vorwort

Ich bin in Norddeutschland. Ich denke über die Literatur nach. Ich wende mich an die Deiche: ich finde es ist geil wenn man Unregelmäßigkeiten und Fehler beim Schreiben macht und wenn man nicht auf Rechtschreibung und Grammatik achtet, sondern auf sein Herz hört, rufe ich. Allein meine Stimme verklingt und verläuft sich in der nebligen Deichlandschaft.

Da antwortet der Deich mit der Stimme von Nikola Richter, der Lektorin dieses Buches und Verlegerin des Mikrotext Verlags: Aber wenn man orthographische oder grammatikalische Fehler macht, müssen sie konsistent und begründet sein. Ansonsten behindern sie die Lesbarkeit. Das funktioniert vielleicht im Internet, aber auf dem Papier nicht. Sobald Puneh Ansari ihre Rechtschreibung formalisiert hat, sind ihre Bücher viel besser angekommen …

Das Echo ihres Ausrufs erreicht gerade so den Rand des dunklen Waldes, wo es sich in den Tannen auflöst. Nun, denke ich mir, jetzt muss man aber dieses Buch irgendwie lektorieren. Es wird wohl auf einen Kompromiss hinauslaufen. Manche Sachen richtig, manche falsch, manche konsistent, manche nicht. Wie es wohl die Lesenden finden werden? Fehler oder keine Fehler, Konsistenz oder Inkonsistenz?

So verbleibe ich mit dem magischen Deich, der mit der Stimme von Nikola Richter spricht. Ich gehe noch etwas am Meer entlang und genieße meine einzig wahre Liebe: Norddeutschland.

packet by Paul Thomas Anderson

I got handed a packet by Paul Thomas Anderson, you know, the famous director, you know, the guy who did Magnolia, the guy, you know him. He turned up at my door and gave me my amazon packet and he said, we at amazon care deeply about your well being as a customer. And I said to him, Paul Thomas Anderson, is that really you? But he shrugged it of and said he needed a signature. But I said to him “Listen Paul Thomas, what is happening to us? Hasnt this been the promised land, hasnt this been the frontier of opportunity? Now look at us. Exchanging signatures and packets like a bunch of animals” Then Paul looked around and said to me we at amazon we are really looking out for you you know, we have your best interest in mind. I HAVE ORDERED A VASE PAUL THOMAS I screamed at him I DIDNT ORDER A THREAT. But he was long gone and only my packet with a broken vase stood there, reminding me of the recent presence of the great director.

Teriyaki Lachs

Es gibt einen gewissen Lieferfahrer, der fast jeden Tag an einem großen, kaputten teils Stein- teils Erdfeld vorbeifährt. Da wachsen überall Gräser und Sträucher durch den Asphalt. Einmal fährt er wieder am Feld vorbei und sieht: Es ist voll von mechanischen Polizeihunden. Diese Roboterhunde, die man eigentlich nur aus dem Internet kennt. Kein einziger Mensch steht auf dem Feld, zumindest kann der Lieferfahrer keinen entdecken. Er hat einen großen, würfelartigen Rucksack auf dem Rücken und in dem Rucksack sind vier Teriyaki-Lachs-Bowls. Er hält nicht an, sondern sieht das Feld voller Polizei-Roboterhunde nur kurz im Vorbeifahren. Er hat keine Zeit, deswegen kehrt er nicht um, sondern fährt schnell weiter. Wenn er nicht pünktlich ist, wirkt sich das auf seine Bewertung aus. Nur im Inneren denkt er sich: What are the robot police dogs doing in the field? Are they investigating a murder or a crime of some sort?

Die Teriyaki-Lachs-Bowls sind geliefert und auf dem Rückweg fährt der Fahrer wieder am Feld vorbei. Mittlerweile ist es leer, alle Polizei-Roboterhunde sind weg. Er hält an und schiebt das Fahrrad auf das Feld. Nach einigen Minuten umhergehen und sich umschauen muss er zugeben, das Feld sieht aus wie immer. Für einen Moment denkt er sogar, dass er die Roboterhunde nur halluziniert hat. You are losing your mind, Karim, denkt er scherzhaft. Aber nein, es war keine Halluzination, da ist er sich ziemlich sicher. Aber was haben sie gesucht?

Nachdem die Teriyaki-Lachs-Bowls leer sind, gehen die Freunde, die sich aus Spaß alle das gleiche bestellt haben, raus auf einen abendlichen Spaziergang. Als sie an einer Ampel stehen, das rote Licht passt sehr gut in die Dämmerung, sehen sie auf der anderen Seite mehrere große Polizeitransporter, in die viele Roboterhunde nicht eingeladen werden, sondern selbstständig reingehen. Natürlich schauen sie hin und wundern sich. Seit wann benutzt die deutsche Polizei Roboterhunde? Sowas haben sie nur im Internet gesehen. Die Hunde laufen albern, aber irgendwie elegant. Einer nach dem anderen betreten sie den Transporter, und als der eine voll ist, gehen sie zum nächsten. Die Freunde sind schon 50 Meter weiter, als die Transporter losfahren. Wahrscheinlich zur Polizeistation.

Auf dem Ärztehaus gegenüber der Polizeistation sitzt eine Taube. Ihr Kopf ist zum Stadtzentrum gedreht, sodass die Polizeistation links von ihr ist, aber ein Windstoß bringt sie dazu, runter zu fliegen. Sie landet auf dem Boden, guckt aber noch in dieselbe Richtung. Warum ist ihr Kopf immer zur Stadtmitte gedreht? Während sie auf dem Boden herumpickt, sieht sie die Polizeitransporter voller Roboterhunde durch das Tor in den Innenhof fahren. Natürlich interpretiert sie diesen visuellen Reiz anders als wir es würden. Sie weiß nicht, was Roboterhunde sind oder wofür sie da sind. Karim oder die vier Freunde mit den Lachs-Bowls wissen es allerdings auch nicht.

Melle ist Azubi bei der Polizei. Melle ist ihr Spitzname, bürgerlich heißt sie eigentlich Michelle. Sie steht draußen vor der Wache und raucht eine Zigarette, damit hat sie schon vor Jahren angefangen, und auch die körperlichen Anforderungen der Polizeiausbildung haben sie nicht davon abgebracht. Sie ist trotz des Rauchens ziemlich fit und hat alle Tests locker bestanden. Sie sieht, wie die Transporter in den Innenhof fahren und anhalten. Ihre zukünftigen Kollegen steigen aus, heben kurz ihre Hand zum Gruß und öffnen dann die Schiebetüren der Autos. Nacheinander laufen die Roboterhunde in einer Reihe raus. Einer der Polizisten hat ein Gerät in der Hand, das wie ein Handy aussieht, mit dem er die Hunde steuert. Melle staunt nicht schlecht. Sie hat von den neuen Roboterhunden gehört, aber sie in echt zu sehen, wirkt auf sie doch etwas dystopisch oder zumindest unangenehm futuristisch.

Über Nacht sind die Hunde in einer großen Halle im Erdgeschoss gelagert. Sie stellen sich alle in Reihen auf und werden ausgeschaltet. Dann stehen sie da und warten auf ihren nächsten Einsatz. In der oberen linken Ecke des Raumes ist, wie in jedem anderen Raum, eine Kamera installiert. Das Bild von dieser Kamera wird in den Überwachungsraum übertragen, in dem der Pförtner der Polizeistation sitzt. Er achtet kaum auf die kleinen Kästchen auf dem Bildschirm. Er hat sich schon an die Hunde gewöhnt, außerdem weiß er, wofür sie da sind. Auch in den anderen Räumen passiert nichts Besonderes. Es ist dunkel und ruhig an diesem Tag in der Polizeistation. Die Sonne geht unter und alle, außer denen, die Nachtdienst haben, gehen schlafen. Die Hunde stehen die ganze Nacht lang ruhig in Reih und Glied.

Der nächste Morgen ist kühl und frisch. Wieder werden die Hunde in die Transporter geladen, aber diesmal fahren sie nicht zum Feld, sondern zu einem alten, abgesperrten Hotel. Es ist riesengroß und wird seit etwa 20 Jahren nicht mehr benutzt. Die Hunde werden ausgeladen und beginnen selbstständig, die Umgebung zu durchsuchen. Das Gelände ist ohnehin wegen Einsturzgefahr abgesperrt und die Roboterhunde können einander und allem anderen ausweichen. Sie laufen im Kreis um das Hotel und suchen etwas. Was suchen sie denn nur?

Ein obdachloser Mann, er heißt Alex, bewohnt das Hotel seit einigen Monaten. Er hat sich gut eingerichtet. Untypischerweise wohnt er allein, es haben sich noch keine anderen Obdachlosen dazugesellt. Seit Monaten bettelt er tagsüber auf den Straßen und geht abends durch den hässlichen Park mit komischen, einseitig gewachsenen Bäumen und rar gesäten Grasbüscheln, zurück ins Hotel. An diesem Morgen schläft er noch, als die Roboterhunde beginnen, die Umgebung zu durchsuchen. Als er irgendwann aufwacht und durchs Fenster schaut, sieht er sie das Hotel umkreisen. Er bemüht sich, die Situation einzuordnen, aber er versteht nicht, was sie wollen. Was suchen sie? Was soll das?

In der Mittagspause gehen die drei Polizisten, die auf die Hunde aufpassen, zu Subway. Die Hunde suchen selbstständig weiter. Bei einigen Italian BMT, Veggi Delight und Chicken Teriyaki Subs unterhalten sie sich. „Ich glaube nicht“, sagt einer, sein Name ist Philipp „dass es heute noch was wird. Ich glaub heute wird’s nichts.“ „Kann sein“, antwortet sein Kollege, „aber kann auch nicht sein.“

Auf einmal bleiben die Hunde stehen. Das Gerät des Polizisten piept. Die Polizisten nehmen ihre Subs und gehen unzufrieden zurück zum Hotel. „Wir haben was“, sagt Philipp, „aber ist wahrscheinlich falscher Alarm.“ Aber es ist kein falscher Alarm. Die Polizisten rufen Verstärkung, die Verstärkung kommt und fängt an zu graben. An einer Stelle hinter dem Hotel, auf der von der Straße abgewandten Seite, wird die Erde des Gartens, der in den hässlichen Park übergeht, aufgebrochen. Sie ist noch vereist und hart. Mehrere Polizisten mit Schaufeln graben und graben.

Melle und Karim sitzen zu Hause beim Abendessen. Sie haben sich schon über die Hunde unterhalten, sie haben sie beide gesehen und sich gewundert. Plötzlich kriegt Melle eine Nachricht in der Polizei Whatsappgruppe. Es ist ein Bild von einem zerstörten, ausgegrabenen Roboterhund, der auf dem Boden liegend fotografiert wird. Die Nachricht unter dem Bild ist: „Guckt mal, was unsere fleißigen Sucher gefunden haben. Der entwendete Polizeihund wird standesgemäß begraben.“ Und ein paar Smileys. „Achso“, sagt Karim, als er die Nachricht liest. „Wahrscheinlich hat den jemand geklaut und die haben ihn gesucht.“ „Ja, stimmt, wahrscheinlich“, sagt Melle.

Alex läuft um das Hotel und stellt sich an das Loch. Er hat aus dem Fenster gesehen, wie die Polizei den Roboterhund aus der Erde geholt hat. Als sie abgezogen sind, ist er wieder ins Zentrum gegangen, um zu betteln. Jetzt ist er zu Hause und schaut in das Loch. Die Polizei hat es aus irgendeinem Grund nicht zugeschüttet. Wer hat denn diesen Polizeihund geklaut, kaputtgemacht und hier vergraben, fragt er sich. Oder ist er selbst weggelaufen?

real neigborhood music

real neigborhood music is when you listen to a song and when you see the neigbor on the stairs you instantly realize that this is the guy who listened to the song. hey man i dig your taste in music, you tell him trembling. he looks at you as if you were vermin and says i dont even listen to music anymore man, what are you talking about. This is not neigborhood music you conclude. Outside at the playground you see a kid who is always smoking a pack he stole from his dad who is a fireman. You walk up to him and ask: hey man do you know who played that song, it was about radical expression, it was about beauty of impatience. He tells you: i dont even know you man, im a kid, I shouldnt be talking to grown ups. You shouldnt be smoking either, you tell him smug. well, he says, my father is a fireman and he is out working. while i wait for him i am smoking his cigarettes. as long as im smoking i know he is save. How do you know that, I ask him. I just do, alright. Now beat it or ill call the police. Jesus christ, I or you walk away. Neigborhood music is hard to come by, hard to find. You just know when you hear it, although that doesnt mean everybody else shares your opinion.

seltsames Baby