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Eigentlich hatte die hübsche Notärztin Emma Forstner einen klaren Lebensplan: Sie wollte einen tollen Mann heiraten und gemeinsam mit ihm eine glückliche Familie gründen. Doch mittlerweile ist sie schon siebenunddreißig, und während um sie herum alle glücklich vergeben zu sein scheinen, sind ihre früheren Beziehungen alle gescheitert.
Als der neue Kollege Alex in der Notaufnahme der Sauerbruch-Klinik auftaucht, scheint sich Emmas Wunsch nach Liebe endlich zu erfüllen. Sie fühlt sich sofort zu dem attraktiven Mediziner hingezogen, und ihm scheint es anfangs nicht anders zu ergehen.
Dann aber fällt Emma etwas an dem Mann ihrer Träume auf - ein winziges Detail, das all ihre Hoffnungen auf eine gemeinsame Zukunft mit Alex zunichte macht ...
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Seitenzahl: 110
Cover
Impressum
In deinen Armen
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: shutterstock/Goodluz
E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-2390-0
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
In deinen Armen
Wie Emma lernte, wieder zu vertrauen
Karin Graf
Eigentlich hatte die hübsche Notärztin Emma Forstner einen klaren Lebensplan: Sie wollte einen tollen Mann heiraten und gemeinsam mit ihm eine glückliche Familie gründen. Doch mittlerweile ist sie schon siebenunddreißig, und während um sie herum alle glücklich vergeben zu sein scheinen, sind ihre früheren Beziehungen alle gescheitert.
Als der neue Kollege Alex in der Notaufnahme der Sauerbruch-Klinik auftaucht, scheint sich Emmas Wunsch nach Liebe endlich zu erfüllen. Sie fühlt sich sofort zu dem attraktiven Mediziner hingezogen, und ihm scheint es anfangs nicht anders zu ergehen.
Dann aber fällt Emma etwas an dem Mann ihrer Träume auf – ein winziges Detail, das all ihre Hoffnungen auf eine gemeinsame Zukunft mit Alex zunichte macht …
Ausgerechnet auf dem Höhepunkt der Zeremonie, als das Paar sich vorn am Altar das feierliche Eheversprechen gab, begann das Handy in Dr. Peter Kerstens Manteltasche zu vibrieren.
Da sein Kollege und Stellvertreter, Dr. Thomas Jensen, ihm versichert hatte, ihn wirklich nur im äußersten Notfall von der Hochzeit abzuberufen, war dem Leiter der Notaufnahme an der Frankfurter Sauerbruch-Klinik sofort klar, dass die Lage sehr ernst sein musste.
Ein Blick auf das Display seines Smartphones bestätigte seine Vorahnung. Die Kurznachricht, die er erhalten hatte, verhieß nichts Gutes: „Großereignis! Gasexplosion in Hochhaus. Brauchen dringend Unterstützung!“
Zu dumm, dass die Kollegen nicht alle zusammen in einer Bank der kleinen Kirche Platz genommen hatten. Wie sollte er jetzt seine Mitarbeiter zusammentrommeln, ohne dabei für Unruhe zu sorgen?
Jens Jankovsky, den Sanitäter der Notaufnahme, zu verständigen, war relativ einfach, denn der fast zwei Meter lange junge Mann saß direkt hinter Peter. Dessen war er sich absolut sicher, denn Jens hatte Schnupfen, und die eiskalte Luft in der zugigen Kirche schien ihm nicht besonders gutzutun.
Das ständige „Hatschi!“, das der Sanitäter zu dämpfen versuchte, indem er seine Nase zwischen Daumen und Zeigefinger einklemmte und das dennoch wie Pistolenschüsse durch das hohe Gewölbe hallte, tönte seit einer halben Stunde in regelmäßigen Abständen an Peters Ohr.
Außerdem schob sich auch alle paar Minuten eine Hand fordernd nach vorn, und der Notarzt hatte nicht nur schon all seine Taschentücher hineingelegt, sondern schweren Herzens auch noch das weiße Einstecktuch geopfert, mit dem er seinen Anzug aufgepeppt hatte.
Ein Blick nach hinten und eine ruckartige Kopfbewegung zu dem wuchtigen Kirchenportal reichten völlig. Jens setzte sich umgehend in Bewegung und nahm auch gleich noch Schwester Trudi mit, die jenseits des Mittelgangs saß und von der Bank springen musste, weil ihre Füße, durch ihre geringe Körpergröße von nur einem Meter fünfzig, im Sitzen nicht bis auf den Boden reichten.
Schwieriger war es da schon, Oberschwester Nora zu verständigen, die – als gute Freundin der Braut – ganz vorn in der ersten Bankreihe saß.
Ausgerechnet die Braut, Schwester Kathrin, kam ihm dabei zu Hilfe. Als langjährige Mitarbeiterin der Notaufnahme deutete sie Jens’ und Trudis Abgang sowie Peters Zischlaute, mit denen er Nora Lechners Aufmerksamkeit auf sich lenken wollte, sofort richtig.
Sie unterbrach sich mitten in ihrem „bis dass der Tod uns scheidet“und scheuchte die Oberschwester mit einer unmissverständlichen Bewegung ihres Daumens auf.
In gebeugter Haltung und auf Zehenspitzen, um das laute Klackern ihrer Stöckelschuhe auf dem Steinboden zu vermeiden, huschte die Pflegerin durch den Mittelgang, tippte unterwegs Frau Dr. Emma Forstner auf die Schulter und zerrte sie, als diese nicht reagierte, mit sanfter Gewalt am Oberarm aus der Sitzreihe.
„Geschafft!“ Peter Kersten seufzte erleichtert auf, als das wuchtige Portal hinter der kleinen, festlich gekleideten Gruppe mit einem dumpfen Geräusch ins Schloss fiel. Zum Glück lag die kleine Kirche ganz in der Nähe der Sauerbruch-Klinik.
„Tom meldet ein Großereignis. Gasexplosion in einem Hochhaus. Wir laufen durch den Park.“
„War ja klar!“, maulte Schwester Trudi. „Da ziehe ich ein einziges Mal im Leben Schuhe mit zehn Zentimeter hohen Absätzen an, und dann soll ich damit durch den Park rennen und mir beide Beine brechen.“
Sie scheuchte Jens, der schon losgelaufen war und jetzt wieder umkehrte, um seiner Kollegin zu Hilfe zu kommen, mit einer energischen Geste von sich fort.
„Nicht doch! Nehmt bloß keine Rücksicht auf mich. Lasst mich ruhig irgendwo im Gebüsch liegen und verenden. Es gibt mehr als sieben Milliarden Menschen auf der Welt, wer braucht da schon eine zu kurz geratene Trudi?“
„Na, dann …!“ Der Sanitäter wandte sich schulterzuckend ab und tat so, als wolle er wieder losrennen. Doch noch ehe er einen Schritt machen konnte, stoppte ihn ein energisches Rufen.
„Wehe, du lässt mich hier allein stehen, du Nichtsnutz von einem langen Lulatsch!“
Peter Kersten lachte laut auf, als Jens mit gesenktem Kopf umkehrte und der Pflegerin grinsend seinen Arm reichte, wobei er etwas in die Knie gehen musste, um den Größenunterschied von einem halben Meter ein wenig auszugleichen.
„Wir müssen ja nicht rennen, Leute“, sagte der Notarzt. „Ob wir nun fünf oder sechs Minuten brauchen, macht auch keinen großen Unterschied mehr. Alles in Ordnung, Emma?“, erkundigte er sich besorgt bei seiner Kollegin, die laut schniefend hinter der Gruppe hertrottete.
„Ach!“ Die attraktive Medizinerin machte eine wegwerfende Handbewegung, kramte in ihrer Handtasche, zog ein Taschentuch heraus und schnäuzte sich lautstark.
„Als ob bei mir jemals irgendwas in Ordnung gewesen wäre“, brummelte sie verdrossen, und ein mitleiderregendes Schluchzen drang aus ihrer Kehle.
„Das war eine Hochzeit, Emma, keine Beerdigung. Sie ist ja nicht gestorben, sie hat bloß geheiratet“, tröstete der Notarzt seine hübsche Kollegin. „Nach den Flitterwochen kommt Frau Kiesling ja wieder zu uns.“
„Wer?“ Emma Forstner hob verwundert den Kopf. „Wer ist denn Frau Kiesling?“
„Schwester Kathrin!“, klärte die Oberschwester sie auf. „Aber jetzt heißt sie ja schon Gewohn.“
Nora lachte. „Sie wussten nicht mal, wie sie mit Nachnamen heißt und weinen um Kathrin, als hätten Sie Ihre siamesische Zwillingsschwester verloren?“
„Ach, wer weint denn um Schwester Kathrin?“ Die Ärztin knöpfte im Gehen ihren Mantel über dem beigen Kostüm zu und zog lautstark die Nase hoch. „Ich weine um mich und um mein sinnloses Dasein!“
„Wie jetzt?“, wollte Jens wissen und faltete das noch staubtrockene und blütenweiße Taschentuch auseinander, das die Oberschwester ihm freundlicherweise überlassen hatte. „Wieso sinnlos?“
„Geben Sie her, ich habe keine mehr!“ Emma schnappte ihm das Taschentuch aus der Hand und trocknete damit die Tränen, die aus ihren geröteten Augen perlten.
„Ich werde nie einen neuen Nachnamen bekommen!“, beklagte sie sich schniefend. „Ich werde niemals jemandem damit drohen können, dass ihn nur der Tod von mir befreit. Nie werde ich mich mit einer weißen Gardine verhüllen und darauf warten dürfen, dass mich vor dem Altar einer auspackt und mir sagt, wie schön ich bin. Brautsträuße, Hochzeitsnächte, Flitterwochen, Hochzeitsgeschenke, goldene Ringe und Polterabende – alle dürfen, bloß ich nicht!“
„Ähm … warum denn nicht?“ Peter sprang Jens zu Hilfe, der verzweifelt versuchte, Schwester Trudi, deren zehn Zentimeter langer Bleistiftabsatz sich in einen steinhart gefrorenen Schneeklumpen gebohrt hatte, vor einem schlimmen Sturz zu bewahren.
„Warum, warum, warum!“ Emma zog erneut die Nase hoch. „Weil mich nie einer fragt, ob ich will, darum! Ich bin siebenunddreißig, und mir hat noch nie einer einen Heiratsantrag gemacht! Bin ich denn so hässlich? Habe ich Mundgeruch? Bin ich unsympathisch, peinlich, blöd? Wirke ich irgendwie abstoßend? Oder was?“
„Du bist alles andere als dumm oder unsympathisch. Und schon gar nicht hässlich, Emma, und das weißt du auch“, beschwichtigte der Notarzt seine aufgebrachte Kollegin.
„Was ist es dann?“, fuhr ihn die Ärztin an. „Was? Hä? Es muss doch irgendeinen verdammten Grund dafür geben, dass wirklich jeder Deckel einen Topf kriegt, oder umgekehrt, nur ich nicht! Ich will auch einen Deckel haben!“
„Das bringt unser Beruf leider so mit sich, Emma.“ Peter seufzte erleichtert auf, als sie den Park verließen und nur noch eine Straße, ein breiter Grünstreifen und ein Parkplatz sie von der Sauerbruch-Klinik trennte.
Er sog zischend die Luft ein, als er den Konvoi sah, der aus vier oder fünf Rettungswagen bestand und sich heulend und blau blinkend auf die Klinik zubewegte.
„Wir arbeiten fast rund um die Uhr“, fuhr er mit seiner Erklärung fort, als die Gruppe vor einer roten Fußgängerampel anhalten musste.
„Du hast es ja eben erlebt, nicht mal bei der Trauung einer lieben Kollegin konnten wir bis zum Ende bleiben. Und wir haben nur selten an den Wochenenden frei. Wann also solltest du jemanden kennenlernen?“
„Aber ihr habt es doch auch irgendwie geschafft! Ihr habt doch auch alle jemanden gefunden!“ Die Medizinerin schniefte, kickte missmutig einen Stein aus dem Weg und folgte ihren Kollegen über die Straße.
„Ich nicht“, widersprach Schwester Trudi.
„Ha, ha!“ Emma lachte trocken auf. „Die ganze Klinik weiß Bescheid, dass Ihnen Oberarzt Moser mindestens hundert Heiratsanträge gemacht hat. Täglich einen!“
„Ja, schon, aber …“ Die füllige kleine Mittfünfzigerin schnaubte genervt durch die Nase. „Oberarzt Moser ist bestimmt ein äußerst fähiger Psychiater. Vermutlich deshalb, weil er selbst einen an der Waffel hat.“
„Kann schon sein, aber Sie sind wenigstens gefragt worden, Trudi“, grummelte Emma. „Mich aber wollte noch nicht einmal einer haben, der einen an der Waffel hat.“
„Wieso melden Sie sich nicht einfach bei einem Flirtportal an oder stellen ein Profil von sich bei einer Singlebörse ein?“, schlug Oberschwester Nora vor. „Ich glaube, so fangen heutzutage ohnehin ganz viele Partnerschaften an, weil kein Mensch mehr Zeit hat, ein normales Leben zu führen.“
„Okay, wie geht das?“ Emma Forstner zierte sich nicht lange. Sie war wild entschlossen, alles zu tun, um ihr einsames Dasein als derzeitiger Single und zukünftige alte Jungfer sofort zu beenden.
„Wir sind da!“ Peter Kersten gab der gläsernen Drehtür, die in die große Eingangshalle der Sauerbruch-Klinik führte, einen Stoß. „Können wir uns jetzt bitte auf unseren Job besinnen und alles andere später besprechen?“
***
Alexander Kramer hatte inzwischen mit Thomas Jensen, Schwester Annette und dem Assistenzarzt Elmar Rösner in der Notaufnahme die Stellung gehalten.
Der neununddreißigjährige Mediziner war erst seit drei Wochen als Notarzt an der Frankfurter Sauerbruch-Klinik angestellt und hatte Schwester Kathrin nicht gut genug gekannt, um das Bedürfnis zu haben, an ihrer Hochzeit teilzunehmen.
Er war gerade auf dem Weg zum OP, als die festlich gekleidete Gruppe eintraf.
„Gott sei Dank, da seid ihr ja!“, seufzte er erleichtert auf. „Ich dachte schon, ich müsse ganz allein eine Fußamputation durchführen!“
„Wie ist die Lage, Alex?“, erkundigte sich der Leiter der Notaufnahme, während er bereits aus seinem Mantel schlüpfte und diesen achtlos über eine Rolltrage warf, die im Flur der Notaufnahme an der Wand stand.
Aus einem Schrank nahm er sich einen frischen Kittel und krempelte nur seine Hemdsärmel auf, ehe er diesen überstreifte.
„Tom ist mit Schwester Annette und einem Anästhesisten aus der Chirurgie in Schockraum eins, Elmar rennt zwischen den Behandlungsräumen hin und her und verarztet alles, was nicht lebensgefährlich verletzt ist, und für dich müsste jeden Augenblick eine schwere Kohlenmonoxidvergiftung mit Verbrennungen dritten Grades eintreffen, Chef“, schilderte Dr. Kramer die aktuelle Situation.
„Wenn du mir Trudi oder Nora überlassen würdest“, fuhr er – mit einem Fuß bereits im Waschraum stehend – fort, „dann wäre ich dir sehr dankbar.“
„Nora!“, bestimmte Peter und musste lachen, als er sah, wie Schwester Trudi die Tür zur Damengarderobe aufriss und ihre hohen Schuhe direkt von den Füßen durch die offene Tür kickte.
„Tschüss!“, rief sie ihnen verdrossen hinterher. „Nie wieder! Wer so was freiwillig trägt, hat einen Vollknall!“
„Und Emma soll dir assistieren“, fügte Peter Kersten an Alexander Kramer gewandt hinzu. „Nicht, dass ich dir eine Amputation allein nicht zutrauen würde, Alex, aber wie es aussieht, ist es ja noch nicht ganz so weit, dass wir improvisieren müssen. Notfalls trommle ich ein paar Leute von oben zusammen.“
„Super, danke!“ Erleichtert verschwand der attraktive Arzt im Waschraum.
„Was ist eigentlich mit ihm?“, fragte Schwester Trudi die heiratswillige Ärztin und deutete mit einer Kopfbewegung zum OP. „Dr. Kramer ist ungefähr in Ihrem Alter. Nett ist er auch, er kann nicht flüchten, weil er hier angestellt ist, und er sieht phantastisch aus.“
„Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst, Trudi! An ihn wäre nun wirklich jede Mühe verschwendet“, fuhr Emma die Pflegerin an, warf ihre Handtasche in die Garderobe und eilte hinter Alexander Kramer her.
Alex hatte sich bereits umgekleidet, stand jetzt am Waschbecken, seifte sich Hände und Unterarme ein und bürstete seine Fingernägel. Er senkte verlegen den Kopf, als Emma sich, keine drei Schritte von ihm entfernt, ihr elegantes Kostüm vom Leib riss und schließlich nur noch in Slip und BH neben ihm stand.
„Ähm … Dr. Forstner!“ Oberschwester Nora, die eine Schranktür weit aufgemacht hatte, um sich dahinter umzukleiden, hüstelte trocken.
„Was ist?“, fragte Emma unbekümmert, während sie passende OP-Kleidung aus einem der Schränke nahm. „Wir sind doch unter uns Mädels, nicht?“ Während sie das behauptete, blinzelte sie Alex grinsend zu.
Eigentlich war er ja ursprünglich der Auslöser für ihren gewaltigen Frust und ihre Torschlusspanik gewesen.
Als er vor drei Wochen hier aufgetaucht war, hatte sie sich Hals über Kopf in ihn verguckt. Er entsprach so ziemlich genau dem Bild, das sie sich von ihrem Traummann machte: Groß, volles dunkles Haar, wunderschöne blaue Augen, sportliche Figur, intelligent, humorvoll und ziemlich cool. Außerdem war er wirklich ein äußerst fähiger Mediziner.