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Während einer Hochzeit in Harry’s New York Bar im Pelikan Viertel Hannovers wird eine Braut entführt, was allerdings nicht Teil einer entsprechend bekannten Zeremonie ist. In Folge verschwinden weitere junge Frauen, die frisch verheiratet waren. Im LKA Niedersachsen wird eine Sonderkommission „Pelikan“ gebildet, die diese Vermisstenfälle zentral bearbeitet. Werden die Frauen gefangen gehalten? Sind sie bereits getötet worden? Das OFA-Team um Thorsten Büthe ist in die Ermittlungen mit einbezogen, obwohl ihnen für ihr Arbeitsfeld, einer Fallanalyse auf objektiver Spurenlage, eigentlich die Basis fehlt. Sie können weder Spuren an einem Tatort noch Verletzungen an einem Leichnam interpretieren. Auf welcher Basis können sie ein Profil erstellen? Während die Polizei weiter im Dunkeln tappt, ist der „Pelikan“, wie der Täter in Ermittlerkreisen getauft wurde, der Sonderkommission stets einen Schritt voraus. Gelingt es dem OFA-Team, diesen Vorsprung aufzuholen?
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Seitenzahl: 353
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Der Roman spielt hauptsächlich in bekannten Regionen, doch bleiben die Geschehnisse reine Fiktion. Sämtliche Handlungen und Charaktere sind frei erfunden.
Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über http://dnb.ddb.de© 2019 CW Niemeyer Buchverlage GmbH, Hamelnwww.niemeyer-buch.deAlle Rechte vorbehaltenUmschlaggestaltung: C. RiethmüllerDer Umschlag verwendet Motiv(e) von 123rf.comEPub Produktion durch CW Niemeyer Buchverlage GmbHeISBN 978-3-8271-8362-0
Carsten SchütteDer PelikanEin Profiler-Thriller
Für Mia
Profiler gibt es im Fernsehen – die Operative Fallanalyse (OFA) im wahren Leben, denn sie ist viel mehr als das Erstellen eines Täterprofils.Carsten Schütte, seit 2016 Leiter der OFA Niedersachsen, weiß, wovon er schreibt:40 Dienstjahre bedeuten vielseitige Erfahrungen in verschiedenen Polizeibehörden. In den 90er-Jahren entdeckte Schütte seine dienstliche Leidenschaft: die Ermittlungen im Bereich der Tötungs- und Sexualdelikte.Sein beruflicher Weg brachte ihn über Fachkommissariate für Kriminaltechnik und Kapitaldelikte im Jahr 2002 in das noch relativ unbekannte Fachgebiet der Operativen Fallanalyse des LKA Niedersachsen. Über mehrere Jahre hat er sich beim BKA zum polizeilichen Fallanalytiker ausbilden lassen. Das medial geprägte Bild eines Profilers als Kaffeesatz- und Glaskugelleser ist im Laufe der Jahre durch methodisch seriöse und akribische Arbeit der OFA als nunmehr selbstverständliches Instrument der Ermittlungsunterstützung etabliert.Carsten Schütte beschreibt im Kriminalroman „Im Fokus“ die Arbeit des Leiters der OFA Niedersachsen, Thorsten Büthe, und lässt den Leser eine fiktive Geschichte mit vielen autobiografischen Anteilen hautnah erleben.Schütte wurde 1960 in Hannover geboren, hat zwei erwachsene Töchter und lebt mit seiner Frau in einem Vorort von Hannover.
Nele und Rouven hätten sich ihren Hochzeitstag nicht besser vorstellen können. Für einen sonnigen, aber knackig kalten Tag Mitte Dezember war es mit zwei Grad Celsius ideal temperiert, und die standesamtliche Trauung im neuen Rathaus war wunderschön.
Ihr Fotograf Thorsten Büthe hatte mit ihnen und den Gästen nicht nur wunderschöne, sondern auch total witzige Fotos in der Rathaushalle geschossen.
Anschließend hatte sich das Brautpaar in dem schneeweißen Tesla von Galaxy bis ins Pelikanviertel vor das Sheraton Hotel chauffieren lassen. Sie waren von dem stylishen Model X und insbesondere von dem Platzangebot sowie den großen Flügeltüren begeistert. Für den Ein- und Ausstieg mit dem cremefarbenen Brautkleid und der langen Schleppe war es ideal.
Das Sheraton Hannover Pelikan Hotel mit der gegenüberliegenden Harry’s New York Bar ist in die stilvoll renovierten Fabrikationshallen der ehemaligen Pelikanwerke integriert. Seit 1906 wurden hier Tinten und Farben hergestellt, und 1929 feierte man die Geburtsstunde des ersten Pelikanfüllers, dem auch heute noch Inbegriff edelster Schreibgeräte. Im Jahre 1993 wurden die Fabrikationshallen und Verwaltungsgebäude in das Pelikanviertel umgewandelt, in dem sich neben der Hotelanlage Eigentumswohnungen, Geschäftsräume und eine vielseitige Gastronomie ansiedelten.
Der Pelikan ist nicht nur unverkennbares Markenzeichen der Pelikan Holding, sondern auch heute dieses modern-historischen Viertels.
Nach der Begrüßung durch die Direktionsassistentin Kira Sievert konnten sich die Jungvermählten in der Hochzeitssuite frisch machen, um anschließend die Party in Harry’s New York Bar mit ihren 60 Gästen zu genießen.
Ihr Chauffeur Benny parkte den Tesla und begab sich in die Bar, um sein DJ-Pult startklar zu machen. Benny war nämlich zugleich DJ des Abends und Geschäftsführer von Galaxy, einer trendigen Veranstaltungsagentur in Hannover, mit der auch der Fotograf Thorsten Büthe kooperierte.
Während die Gäste eintrafen und sich mit ihren Geschenken samt einem farbenfrohen Begrüßungsgetränk in der Bar versammelten, empfingen sie das eintreffende Brautpaar mit einem Riesenbeifall.
Nach der Willkommensrede und einem leckeren Essen moderierte Benny den Eröffnungstanz an, und die Bar bebte.
In einer Tanzpause lud der Bräutigam Rouven seine Jungs an die Bar zu einem spontanen Whisky-Tasting ein.
Nele ging mit ihrer Trauzeugin Anne vor die Tür, eine Zigarette rauchen, als sie von einem Gast angesprochen wurden, den weder Nele noch Anne kannten. Er trug einen dunklen Anzug mit einer modernen Fliege und sah mit seiner Perücke, dem angeklebten Vollbart und der Spiegelsonnenbrille eher aus wie Atze Schröder. „Entschuldigung, wir kennen uns noch nicht. Ich bin Niklas, ein neuer Kollege des Bräutigams“, stellte er sich vor.
Die Braut war zurückhaltend, aber offen. „Hey, Niklas, ich bin Nele, und das ist meine Trauzeugin Anne. Rouven hat noch nie von dir erzählt, auch auf der Gästeliste kann ich mich nicht an dich erinnern“, dabei blickte sie skeptisch sein Outfit an.
„Stimmt. Ich bin relativ neu, und wir kennen uns auch noch nicht so gut. Ich stehe zwar nicht auf der Gästeliste, wir haben aber eine kleine Aufführung geplant und brauchen euch beide. Anne, kannst du den Bräutigam auf die Tanzfläche bitten? Wir benötigen noch circa zehn Minuten und kommen dann gleich mit Nele zusammen rein“, erklärte Niklas und kündigte euphorisch an: „Das wird der Brüller!“ Anne nickte und ließ die beiden allein.
„Nele, kommst du kurz mit? Ich habe noch eine kleine Verkleidung für dich im Auto und dann geht’s los“, forderte Niklas die Braut auf, ihm zu folgen. Er ging um die Ecke auf einen weißen Transporter zu, öffnete die beiden Türflügel und ließ sie einsteigen.
Nachdem Niklas das Licht auf der Ladefläche eingeschaltet hatte, konnte Nele einen langen Kleiderständer ausmachen, auf dem mehrere Jacken und Overalls hingen. Niklas schloss die Türen des Laderaumes. „Soll ich mich jetzt vor dir als Hermes-Bote verkleiden oder was?“, fragte die Braut fast genervt. Plötzlich brach Nele zuckend zusammen. Die Antwort von Niklas nahm sie nicht mehr wahr. „Donnerwetter, der hat aber Power“, stellte der vermeintliche Kollege mit Blick auf den Elektroschocker bewundernd fest, dessen Leistung deutlich über den eigentlich genormten Stromwerten lag.
Im Lieferwagen hatte alles seinen Platz. Niklas ergriff vorbereitete Kabelbinder und fesselte die Braut an Händen und Füßen. Mit einem weiteren Kabelbinder fixierte er einen großen Haushaltsschwamm als Knebel im Mund des Opfers. Niklas öffnete eine Metallkiste am Kopfende des Laderaumes und legte die zierliche Braut auf die dicken Schaumstoffpolster, mit denen der Blechbehälter rundum schalldämmend ausgelegt war. Er verschloss den Deckel mit einem Vorhängeschloss samt Zahlencode und deckte den Kasten mit Malerflies ab. Dieser Ablauf wirkte erschreckend routiniert.
Niklas bestieg den Fahrersitz über einen Durchgang des Laderaumes und fuhr ruhig über die Pelikanstraße und viele kleine Seitenstraßen bis zum Sahlkamp. Dann ließ er das Stadtgebiet hinter sich.
Anne unterbrach das Whisky-Tasting an der Bar und bat Rouven auf die Tanzfläche. Seine Kollegen waren nicht gerade begeistert und machten Anne an: „Kann das nicht noch zehn Minuten warten?“
Anne reagierte schroff: „Dann stimmt euch gefälligst ab, wenn ihr so blöde Ideen habt. Niklas hat mich gebeten, das für eure Kollegen zu arrangieren.“ Sie blickte in ratlose Gesichter.
„Welche Kollegen, welcher Niklas?“, hakte der Chef von Rouven nach.
„Na, Niklas, euer neuer Kollege. Er sagte, ihr wolltet irgendetwas vorführen“, klärte Anne auf.
„Blödsinn, wir haben weder einen Niklas im Team noch machen wir uns hier zum Affen“, erwiderte der Chef.
Thorsten Büthe hatte die Unruhe registriert und ging auf Anne zu. „Kann ich euch helfen?“, bot er an. Anne schilderte ihm die Begegnung und die Reaktion der Kollegen von Rouven, die weder einen Niklas kannten noch von einer Aktion ihrer Kollegen wussten. Thorsten fragte bei DJ Benny nach. „Hat mit dir jemand irgendeine Aktion oder ein Spiel abgestimmt?“
Benny schüttelte den Kopf. „Bis auf die Hochzeitstorte und den Brautstraußwurf sollten gar keine Aktionen laufen“, klärte der DJ auf.
„Anne, lass uns mal schauen, wo Nele ist“, schlug der Fotograf vor.
Nachdem die Braut vor und in der Bar nicht anzutreffen war, sprachen sie die Rezeptionistin des Hotels an. Sie hatte die Braut in letzter Zeit nicht gesehen. Als man Nele auch nicht in ihrer Suite erreichte, bat Thorsten an der Rezeption, einen Blick auf die Videokamera vor den Eingangsbereich werfen zu dürfen, was die Mitarbeiterin am Empfang allerdings aus datenschutzrechtlichen Gründen ablehnte.
Erst nach einem Anruf zur Direktionsassistentin, Kira Sievert, veranlasste diese, dass Thorsten Büthe die Videoaufnahmen einsehen durfte.
Thorsten und Kira Sievert waren sich schon einmal halbdienstlich begegnet, sodass ihr bekannt war, dass Thorsten Büthe hauptberuflich Leiter der Operativen Fallanalyse im LKA Niedersachsen war und sein Anliegen sicherlich dienstlich begründet sein dürfte.
In der Videosequenz sahen sie, wie eine männliche Person im dunklen Anzug auf die Braut und ihre Begleiterin zuging und kurz mit ihnen sprach. Anne ließ die beiden daraufhin allein und kehrte in die Bar zurück. Der Mann schien weiter auf die Braut einzureden, als beide den Kamerabereich verließen und um die Ecke zum dortigen Restaurant „XII Apostel“ abbogen. Dann verschwanden sie aus dem Erfassungswinkel der Kamera.
Thorsten machte die augenscheinliche Perücke, der vermutlich aufgeklebte Vollbart und die Sonnenbrille dieser Person stutzig. Sie durften an der Rezeption einen Screenshot ausdrucken, den Thorsten dem Bräutigam und seinen Kollegen vorlegte. „Kennt jemand diesen Typen? Kann das einer von euch sein?“
Sowohl Rouven und sein Chef sagten einstimmig: „Das ist keiner von uns.“
Auf Bitten von Thorsten fragte der DJ über Mikrofon, ob jemand von einer Aktion mit dem Brautpaar oder gar einer geplanten Brautentführung wisse und machte die Ernsthaftigkeit und Dringlichkeit dieser Frage deutlich. Alle Gäste schüttelten nur den Kopf.
Daraufhin lief Büthe um die Ecke in das Restaurant „XII Apostel“, wies sich als LKA-Beamter aus und forderte umgehend Einsicht in die Sequenzen der äußeren Videoüberwachungskameras, was ihm auch hier nach anfänglicher Zurückhaltung gewährt wurde.
Thorsten erkannte einen weißen Lieferwagen vom Hermes-Versand, der im relevanten Zeitfenster vorbei am Restaurant nach links in die Pelikanstraße abbog. Er konnte das Kennzeichen ablesen und veranlasste umgehend eine Halterabfrage über das Lagezentrum des LKA. Tatsächlich war es für einen Transporter des Hermes-Versandes mit Standort in Langenhagen vergeben.
Das zuständige Polizeikommissariat wurde unmittelbar mit der Überprüfung beauftragt und gab nach wenigen Minuten Entwarnung. Ein Hermes-Transporter mit diesem Nummernschild wurde von der Streife in Langenhagen an der Straße Rehkamp ordnungsgemäß geparkt aufgefunden, der Auspuff war kalt. Die Scheiben waren schon angefroren. Das Fahrzeug war zumindest in den letzten Stunden nicht bewegt worden.
Thorsten war ratlos. Das ergab alles keinen Sinn.
Völlig unbehelligt fuhr Niklas in das Gewerbegebiet Langenhagen, hielt am Rehkamp und wechselte seine Kennzeichen mit denen eines Hermes-Transporters, welche er bereits vorher angebracht hatte, wieder aus. Dann lauschte er an der Metallkiste im Laderaum, konnte von Nele aber nichts wahrnehmen. Die Magnettafeln mit dem Hermes-Logo tauschte Niklas mit denen einer fiktiven Werbeaufschrift einer Baufirma und entfernte sich über die L 190 in Richtung Schwarmstedt. Nele lag weiter bewusstlos in dem engen Blechbehälter.
Thorsten informierte den Kriminaldauerdienst, der mit mehreren Beamten den Sachverhalt vor Ort aufnahm und jeden Mitarbeiter des Hotels sowie alle Hochzeitsgäste intensiv befragte. Thorsten sichtete die Hochzeitsfotos in Rekordzeit, um Niklas zu identifizieren, wobei er sich nach der Auswertung sicher war, dass dieser sich nicht unter den geladenen Gästen befunden hatte.
Als es auch am nächsten Morgen noch keine Spur der Braut gab, wurde in der Polizeidirektion Hannover die Sonderkommission (Soko) Pelikan gegründet.
Das Team der Operativen Fallanalyse nahm an der Besprechung teil. Ihr Leiter, Thorsten Büthe, konnte allen Mitgliedern der Soko den Ablauf des Abends und der vermutlich echten Brautentführung aus erster Hand vorstellen.
Durch den Leiter der Mordkommission Hannover, den Ersten Kriminalhauptkommissar Udo Strahl, wurden sämtliche möglichen Ermittlungshypothesen in der neuen Soko erörtert und entsprechende Überprüfungen veranlasst.
Aus dem Fachkommissariat für Sexual- und Tötungsdelikte waren die beiden Ermittler Mona Bogner und Karl Münter in die Soko abgeordnet worden. Mona Bogner war eine erfahrene Kriminaloberkommissarin, mit der Thorsten Büthe schon in der Zeit als Ermittler oft und gern zusammengearbeitet hatte. Kriminalhauptkommissar Karl Münter stand kurz vor der Pensionierung und konnte auf eine zwanzigjährige Erfahrung in diesem Deliktsbereich zurückblicken.
Trotz dieser geballten Kompetenz ergaben sich weder Hinweise auf einen Liebhaber der Braut, einen eifersüchtigen Nebenbuhler noch gingen irgendwelche Forderungen eines Entführers ein. Die Braut hatte nicht einmal ein Handy bei sich, was sie hätten verfolgen oder orten können.
Sowohl die GPS-Daten des Hermes-Fahrzeuges mit dem von Thorsten abgelesenen Kennzeichen als auch der gesamte Fuhrpark des Hermes-Lieferdienstes wurden überprüft. Sämtliche Transporter waren mit GPS-Sendern ausgerüstet, damit die Disponenten stets einen Überblick der Einsätze hatten. Einen Transport im Bereich des Pelikanviertels und des Sheraton Hotels war nicht verzeichnet.
Nele war verschwunden, und die Polizei hatte keinen Ermittlungsansatz, wo sie suchen sollte.
Also informierte Thorsten Büthe die Kollegen der anderen OFA-Einheiten im Bundesgebiet und erkundigte sich nach entsprechenden Vergleichstaten. Niemandem jedoch war ein derartiger Fall bekannt.
Eine Auswertung der ViCLAS-Datenbank brachte ebenso keinen Hinweis auf Zusammenhänge zu ähnlichen Taten.
ViCLAS ist die Abkürzung für „Violent Crime Linkage Analysis System“, einer Datenbank zur Verknüpfung von Tötungs- und sexuellen Gewaltdelikten, in der auch Vermisstenfälle dokumentiert sind. Auf ViCLAS haben nur die Fallanalytiker der OFA-Dienststellen Zugriff.
Auch eine umfassende Öffentlichkeitsarbeit mit Fotos der Vermissten brachte nicht den gewünschten Erfolg.
Das OFA-Team versuchte, auch ohne objektive Daten eines Tatortes fallanalytische Ableitungen zu erarbeiten, wobei sie dem jungen Ehemann allerdings wenig Hoffnungen machen konnten, Nele lebend wiederzusehen.
Die Braut blieb verschwunden, sämtliche Überprüfungen waren erfolglos abgeschlossen worden.
Das Team der Zentralstelle Gewalt im LKA, zu dem auch die Vermisstenstelle und die Fallanalytiker der OFA zählen, wertet jeden Morgen sämtliche Tötungs-/Sexualdelikte und Vermisstenfälle aus.
In Fuhrberg bei Celle hatte jemand seine 26-jährige Frau als vermisst gemeldet. Als der Ehemann abends nach Hause kam, steckte der Schlüssel von außen in der unverschlossenen Tür; das Handy und Portemonnaie der jungen Frau lagen im Wohnzimmer. Im Haus war alles unauffällig, es schien nichts durchsucht worden zu sein, alle Wertgegenstände wirkten unangetastet.
Die OFA konnte landesweit aktuelle Ermittlungsvorgänge einsehen, sodass sich Nina Bachmann die Befragung des Ehemannes ansah.
„Kommt ihr bitte mal rüber!“, bat sie das Team in ihr Büro. „Wie lange ist die Entführung der Braut im Sheraton her?“, fragte Nina in die Runde.
„Das war vor sechs Wochen, Mitte Dezember“, reagierte Kristin Bäumer als Erste.
„Dann hört euch das mal an: Gestern meldete Herr Thiel, dass seine Ehefrau nicht zu Hause war, als er abends von der Arbeit kam. Auffällig war, dass der Haustürschlüssel von außen steckte und Licht in der Küche brannte. Das Handy und Portemonnaie lagen unangetastet im Wohnzimmer. Ihm fiel nur auf, dass die Hausschuhe fehlten, sodass er annahm, sie sei bei ihren befreundeten Nachbarn, was allerdings nicht der Fall war. Als er sich drüben nach seiner Frau erkundigen wollte, vermutete die Nachbarin, dass Frau Thiel anscheinend ein Hermes-Paket angenommen und dem rechtmäßigen Besitzer gebracht hatte.
Ein Hermes-Bote parkte vor etwa zwei Stunden ein paar Minuten direkt vor dem Haus. Als Herr Thiel sie auch bei den anderen Nachbarn nicht antreffen konnte, schaute er in ihr Handy und sah zwei Anrufe am Nachmittag, einen um 15.08 Uhr und einen um 16.02 Uhr. Eine Nummer wurde allerdings nicht übertragen.
Er rief bei allen Familienangehörigen und Freunden an, bevor er sich an die Polizei wendete. Am Abend bekam Herr Thiel dann einen Anruf von einer Frau, die sich für das Brautkleid bei eBay-Kleinanzeigen interessierte, welches Frau Thiel nach der Hochzeit im letzten Sommer inseriert hatte. Er bat die Anruferin, sich morgen noch einmal zu melden, und sah im Ankleidezimmer nach dem Brautkleid. Es war nicht mehr da!“, schloss sie ihren Bericht.
Stille.
Thorsten griff zum Telefon und rief den Leiter des Fachkommissariats 1 in Celle, Steffen Lange, an.
„Hallo, Steffen, es geht um den Vermisstenfall Thiel. Wir müssen reden. Passt es euch in einer Stunde?“, kündigte Thorsten das OFA-Team an. Steffen Lange stimmte zu.
Die Fallanalytiker aus Hannover hatten schon oft mit den Celler Kollegen zusammengearbeitet, eine gegenseitige Vorstellung erübrigte sich daher, sodass sie gleich zur Sache kamen.
„Euer Fall in Fuhrberg könnte etwas mit der Brautentführung aus dem Pelikanviertel in Hannover zu tun haben. Wie ist die gegenwärtige Sachlage?“, eröffnete Thorsten fragend das Gespräch.
Steffen Lange stellte den aktuellen Ermittlungsstand dar und war auch schnell fertig, sie hatten nämlich kaum Ansätze.
Ein Team der Celler Ermittler befand sich in der Hermes-Zentrale in Langenhagen und prüfte die Auslieferungen in Fuhrberg.
Die Nachbarschaftsbefragungen hatten nur Hinweise auf den Transporter ergeben, kein Kennzeichen, keine Personenbeschreibung, nichts. Der Ehemann wurde gerade nebenan vernommen und das familiäre und soziale Umfeld gecheckt. Parallel liefen die Auswertungen der Mobilfunkdaten, der Verkehrsüberwachungskameras und der Blitzeranlagen.
„Wann genau und wo haben die Eheleute Thiel geheiratet? Habt ihr das schon in Erfahrung gebracht?“, warf Kristin Bäumer mit Blick auf Steffen Lange in die Runde.
„Das kann ich euch nicht sagen“, antwortete der Kommissariatsleiter achselzuckend. „Ihr könnt ihn selbst fragen, er sitzt nebenan“, schlug er vor.
Gemeinsam mit Steffen Lange gingen Kristin und Thorsten in den Vernehmungsraum, entschuldigten sich für die Störung und baten das Celler Vernehmungsteam, sich einbringen zu dürfen. Eine junge Kollegin, die sich als Astrid Wegner vorstellte, sowie ein Beamter namens Cord Brammer nickten und machten Thiel mit dem Fallanalytiker vom LKA bekannt.
Matthias Thiel war ein hochgewachsener, attraktiver Mann um die dreißig und trug ein modisches Businessoutfit.
Er wunderte sich über den hohen personellen Aufwand, nahm die Situation nicht ganz ernst und rechnete jede Sekunde mit der Rückkehr seiner Frau, die sich in der Nachbarschaft festgequatscht hatte.
Kristin nahm den Ball empathisch auf. „Das hoffen wir auch, Herr Thiel. Dennoch müssen wir sicherheitshalber abklären, ob es auch andere Gründe geben kann, dass sich Ihre Frau bislang nicht gemeldet hat. Okay?“ Matthias Thiel nickte unsicher.
„Herr Thiel, was machen Sie beruflich?“, versuchte Kristin sich heranzutasten.
„Ich bin Analyst für Schiffsfinanzierungen bei der Nord/LB“, antwortete er leise.
„Und Ihre Frau?“, setzte Kristin fort.
„Inet arbeitet bei Exon Mobil in Celle in der Personalabteilung“, entgegnete er fast wie in Trance.
„Wann und wo haben Sie geheiratet, Herr Thiel?“, blieb Kristin am Ball.
„Am 1. August letzten Jahres. Standesamt im Celler Schloss, Kirche am Französischen Garten und die Feier war im Fürstenhof. Aber was ...“
Kristin hob eine Hand. „Ich will es Ihnen gleich erklären, bitte antworten Sie. Gab es bei der Trauung oder auf der Feier irgendwelche Situationen oder Begegnungen, mit denen Sie oder Ihre Frau nicht gerechnet haben?“, fragte Kristin weiter.
„Nein, verdammt noch mal, was hat das alles mit dem Verschwinden meiner Frau zu tun?“, brüllte Matthias Thiel die Beamten an. Er war nun hellwach und außer sich.
Thorsten legte die Karten auf den Tisch. „Herr Thiel, vor sechs Wochen ist in Hannover eine Braut während der Feier entführt worden, und wir müssen überprüfen, ob das mit der gegenwärtigen Situation Ihrer Frau zusammenhängen könnte.“
„Unsere Hochzeit ist über ein halbes Jahr her, wie soll das zusammenhängen?“, fragte Matthias Thiel verständnislos.
„Wann hat Inet ihr Brautkleid inseriert?“, sprang Kristin ein.
„Vor ein bis zwei Tagen. Ich weiß es nicht genau. Sie wollte es erst aufheben, dann haben wir uns zum Verkauf entschlossen“, antwortete er jetzt ruhiger, aber völlig verunsichert.
„Haben Sie Zugriff auf die Anzeige, Herr Thiel?“, setzte Thorsten ein. Matthias Thiel betätigte sein Smartphone und händigte es Thorsten aus mit den Worten: „Wir haben einen gemeinsamen Account bei ebay-Kleinanzeigen.“
„Biete ein Designerbrautkleid in Creme, Größe 38, an. Es hat keinerlei Beschädigungen, ist frisch gereinigt und einfach wunderschön. Preis VB.“
In der Anzeige waren zudem sechs Fotos der Braut veröffentlicht, wobei das Gesicht jeweils gepixelt und nicht zu erkennen war. Als Kontaktmöglichkeit waren eine Handynummer und E-Mail-Adresse angegeben.
„Herr Thiel, würden Sie uns die Zugangsdaten zu diesem Account überlassen, um zu überprüfen, wer sich darauf gemeldet hat?“, bat Thorsten. Matthias Thiel nickte nur.
Ihnen fiel sofort eine E-Mail auf, die Inet Thiel offensichtlich mit: „Hallo, das Kleid ist noch da. Gegen 17.00 Uhr bin ich zu Hause. Sie können es gern anschauen, aber auch direkt von Hermes abholen lassen. Ich wusste gar nicht, dass die auch so etwas machen und auch noch direkt die Barzahlung anbieten. Toller Service. Meine Adresse lautet: 30900 Fuhrberg, Alte Burgwedeler Straße 187a. Ich freue mich, bis gleich“, beantwortet hatte.
Der helle Transporter einer Baufirma reihte sich in den Feierabendverkehr ein, der die Pendler aus dem Stadtkern Hannovers in die beschaulich ländliche Region führte. Seine Fahrt über Land dauerte nicht einmal dreißig Minuten, als die Dörfer immer kleiner wurden und der Verkehrsfluss erheblich nachließ.
Der Fahrer des weißen Wagens bog rechts von der Landesstraße ab, folgte erst einem asphaltierten Weg, der sich weiter unbefestigt zu einem kleinen einsamen Resthof fortsetzte. Jene Gegend um Schwarmstedt herum war schon einsam. Nachbarhäuser ließen sich in einem Kilometer eher erahnen, sehen konnte man sie von hier aus nicht.
Der Fahrer verließ den Van, um ein großes Scheunentor zu öffnen. Seine Ankunft wurde von einem gierigen Grunzen aus dem kleinen Schweinestall begrüßt, als er den Transporter in die Scheune fuhr, das Tor hinter sich schloss und mit einem dicken Querbalken verriegelte.
Ruhig öffnete der Mann die Doppeltür des Klein-Lkw und entfernte Decken von einer Metallkiste, bevor er das Schloss mit einer Zahlenkombination entsicherte und den Deckel aufsperrte.
Inet Thiel war bei vollem Bewusstsein und starr vor Angst. Sie versuchte zu schreien, aber der mittels eines Kabelbinders fixierte Haushaltsschwamm in ihrem Mund ließ nur ein dumpfes Geräusch zu. Der Fahrer schien davon nicht beeindruckt zu sein, hielt der Frau den bereits eingesetzten Elektroschocker an den Hals und löste ihn unbarmherzig aus.
Kurz bäumte sich die gefesselte und geknebelte Frau krampfartig auf, dann sackte sie bewusstlos zusammen. Der Mann trug das „Paket“ in einen gefliesten Raum, in dem ein großer Metalltisch mit einem Ablauf stand. Schweigend löste er die Kabelbinder und entkleidete die Frau komplett. Die Szene erinnerte an den Sektionsraum einer Rechtsmedizin in der Vorkriegszeit. Grelle Neonröhren verursachten früher diese typischen Brummgeräusche, wobei eine Röhre ständig flackerte, was die Atmosphäre im Raum noch gruseliger wirken ließ.
Seit Ende des Ersten Weltkrieges hatte man auf diesem Hof Hausschlachtungen durchgeführt. Die Schweine wurden einen Tag vor der Schlachtung in den Stall gebracht und konnten sich in dieser Zeit an die neue Umgebung gewöhnen. Es gab Leckerlis, um den Adrenalinspiegel wieder zu senken, was sich natürlich auf die Qualität des Fleisches niederschlug.
Der Körper der attraktiven jungen Frau lag jetzt in Rückenlage nackt auf dem Tisch, jedoch schien der Mann überhaupt kein sexuelles Interesse an ihr zu haben. Routiniert legte er sich eine weiße Schlachterschürze um, zog sich Handschuhe und grüne Gummistiefel an, bevor er das scharfe Skalpell ansetzte. Chirurgisch versiert öffnete er die Arterien im Hals, Ober- und Unterarm sowie im Ober- und Unterschenkel, bevor er den zuckenden Körper der noch lebenden Frau in die Bauchlage drehte und mit dem Gewicht seines Oberkörpers auf der Schlachtbank fixierte. Nachdem sein Opfer ausgeblutet war, schlitzte er, wie in einer Obduktion, die Brust- und Bauchhöhle auf und entnahm alle Organe, die den Fäulnisprozess beschleunigen würden.
Mit einem wasserfesten Stift markierte er die Leiche auf dem Rücken mit der Ziffer 2.
Er belohnte das gierige Grunzen der Schweine mit den entnommenen Innereien und hängte den ausgeweideten und nun gereinigten Leichnam in den ebenso vorhandenen und noch funktionsfähigen Kühlraum, bevor er sich nach dem Duschen zum Abendessen in das Wohnhaus des Resthofes begab.
Nach zwei bis drei kalten Bierchen holte der Schlachter das inserierte Kleid der Braut von der Ladefläche, befestigte daran einen Zettel mit der Ziffer 2 und hängte es in einen großen Kleiderschrank in der Diele des Bauernhauses.
Sämtliche Fahndungsmaßnahmen waren erfolglos und verliefen im Sande. Die OFA konnte zwar auf ein visuelles Täterprofil anhand der bisherigen Beschreibung von der Hochzeitsfeier und des Hermes-Boten in Fuhrberg zurückgreifen, aber alles andere war rein hypothetisch und ließ sich objektiv nicht belegen.
Die Soko Pelikan wurde mit den Celler Kollegen aufgestockt und war nun auf 30 Ermittler angewachsen.
Beide Kommissariatsleiter aus Hannover und Celle, Udo Strahl und Steffen Lange, tauschten sich zweimal täglich mit den Teams und der OFA aus. Ergebnisse und eine konkrete Ermittlungsrichtung konnten sie allerdings noch nicht anbieten.
Aber die Haupthypothesen der OFA gingen in Richtung einer sexuellen Ausrichtung mit vermutlich schon umgesetzter Tötung, wobei den Familien der letzte Strohhalm in dieser Phase nicht genommen werden durfte.
Wie passten allerdings die Brautkleider in den Handlungsablauf eines Täters? Waren es Trophäen? Zog der Täter sie sich bei seinen Handlungen über? Und welche könnten das sein? Könnten wir bei einer solchen Hypothese über die Größe der Brautkleider auch die Größe des Täters ableiten?
Fragen über Fragen, wobei die Antworten facettenreicher nicht sein konnten.
In den Hypothesen nannten die Ermittler den Täter mal den „Hermes-Fahrer“ oder den „Brautentführer“ und entschieden sich dann aber für eine einheitliche Bezeichnung. Angelehnt an den Namen der Soko nannten sie ihn fortan nur noch den Pelikan.
Am letzten Wochenende im Januar fand wie in fast allen Städten auch im Novotel in Hildesheim eine Hochzeitsmesse statt. Das Hotel hatte im großen Saal sämtliche Kooperationspartner für Events und Hochzeiten eingeladen, um sich neuen potenziellen Brautpaaren zu präsentieren. So fanden sich über 70 Aussteller ein, die vielfältige Dienstleistungen zum Thema Hochzeit anboten. Selbst die katholische und evangelische Kirche waren vertreten und bewarben eine christliche Trauzeremonie, wobei alternativ auch freie Trauredner stark frequentiert waren. Eine Handvoll DJs und Fotografen versuchte die Brautpaare mit aufwendig dekorierten Ständen von ihren Leistungen zu überzeugen. Floristen hatte festliche Tische eingedeckt, und Trauringexperten bemühten sich mit exquisitem Hochzeitsschmuck um die Gunst der Bräute. Die Eventmanagerin des Novotels, Heike Dreger, moderierte gerade die Brautmodenschau an, die von dem Akustikduo „Carry Me“ aus Hannover musikalisch begleitet wurde.
Viele Messegäste strömten von den Ausstellern zum Laufsteg, um sich die besten Plätze zu sichern. Die Inhaberin des Brautmodengeschäftes „White Wedding“ aus Hildesheim stellte die einzelnen Modelle vor und ging ebenso auf die Frisuren und das Make-up ihrer Kooperationspartner ein.
In kürzester Zeit stieg der Frauenanteil unter den Gästen der Hochzeitsmesse exorbitant in die Höhe. Die Damen waren samt Brautjungfern, Trauzeuginnen, Müttern und sogar Schwiegermüttern im Pulk unterwegs. Männer, die ihre Zukünftige begleiteten, bildeten eher die Ausnahme, was auch gerade wegen der Auswahl des Brautkleides nachvollziehbar war.
Einer dieser seltenen Spezies jedoch interessierte sich für die Modenschau, wobei er eher das junge weibliche Publikum beobachtete. Das Alter des männlichen Besuchers ließ sich schlecht einschätzen, wobei er modisch, aber unauffällig gekleidet war und die Baseballcap zu seinem Outfit passte.
Zum Ende der Modenschau wurde die Abmoderation mit einem begeisterten Beifall belohnt, als Heike Dreger die heutige Verlosung und Rabattaktion zum Ausklang des letzten Messetages ankündigte. Jede fünfzigste Kundin erhielt ihr Brautkleid völlig kostenlos, allen anderen gewährte „White Wedding“ einen Messerabatt von 20 Prozent.
Als die angehenden Bräute den Messestand stürmten, um sich die Angebote zu sichern und die Kleider gleich anzuprobieren, positionierte sich der einsame Besucher so, dass er dem Treiben amüsiert zuschauen konnte.
Anna Helwig hatte klare Vorstellungen von ihrem Brautkleid. Es musste cremefarben und im Mermaid-Style sein, was ihre hochgewachsene und schlanke Statur betonte. Anna wurde von ihren beiden Brautjungfern begleitet, die sich lautstark austauschten und jedes Mal kreischten, wenn Anna mit ihrer neuen Auswahl aus der Kabine trat. Bald hatte Anna sich entschieden. Sie wählte ein solches Kleid, das sie wie eine Meerjungfrau wirken ließ. Die schrillen und kichernden Gespräche unter den interessierten Bräuten wurden durch die kostenlosen Piccolos angeheizt, die vom Personal nicht uneigennützig an die Kundinnen verteilt wurden und die Kauflaune enorm steigerten. Ein besonderer Service war die exakte Anpassung durch eine Schneiderin vor Ort, sodass Anna das Kleid nach einer Stunde in einer wertigen Tasche mit dem Logo des Brautgeschäftes direkt mitnehmen konnte. Ihr Budget von 2.000 Euro wurde nicht einmal ausgereizt, da vom eigentlichen Kaufpreis in Höhe von 1.800 Euro sogar noch der zwanzigprozentige Rabatt abgezogen wurde. Ein echter Schnapper, dachte Anna, obwohl sie gerne auch die fünfzigste Kundin gewesen wäre.
Bis zur Fertigstellung der Änderung zogen die drei aufgedrehten Mädels über die anderen Stände und ließen sich weiter inspirieren.
Der Besucher blieb weiter amüsiert an der Gruppe dran, nachdem er aus den offenen Gesprächen erfahren hatte, dass die Brautjungfern zu Fuß nach Hause gingen. Anna wollte kurz zu ihren Eltern fahren, um dort ihr Brautkleid vor ihrem Verlobten zu verstecken und dann noch mit den Mädels um die Häuser zu ziehen.
Stunden hatten die drei auf der Messe verbracht. Sie waren erstaunt, dass es draußen schon dunkel war. Die Brautjungfern verabschiedeten sich vorerst von Anna und gingen zu Fuß in Richtung des Theaters, während die Braut an ihren Seat Leon trat und das Brautkleid vorsichtig in den Kofferraum legte.
Der Unbekannte mit der Baseballcap sah sich prüfend nach allen Seiten um und zog sich farblose Latexhandschuhe über. Er löste den Elektroschocker am Hals von Anna aus, ließ sie bewusstlos in den Kofferraum gleiten und schloss die Heckklappe. Mit Annas Fahrzeugschlüssel startete er den Seat Leon und bewegte ihn sicher und ruhig auf den Kennedydamm. In Drispenstedt fuhr er gezielt ins Gewerbegebiet und parkte den Leon rückwärts direkt an das Heck eines abgestellten hellen Transporters. Als er die beiden Türen des Laderaums öffnete, war der Blick auf den Kofferraum des Seat Leon verdeckt. Unbeobachtet konnte er den leblosen Körper der Braut in die bereits weit geöffnete Metallbox legen. Er verschloss zuerst den Deckel der Box, dann den Kofferraum des Seat und warf die Tasche mit dem neu erworbenen Brautkleid in den Laderaum. Hieraus entnahm der Entführer einen Reservekanister mit Dieselkraftstoff und ergoss den Inhalt vollständig in den vorderen Bereich, wobei er darauf achtete, das Lenkrad, das Armaturenbrett, den Schaltknüppel und sämtliche anderen Areale zu erreichen, mit denen er in Kontakt gekommen war. Schließlich durchtränkte er den kompletten Fahrersitz einschließlich der Kopfstütze mit dem Dieselkraftstoff. Ein Nachweis von DNA-Spuren war so ausgeschlossen. Er musste den Pkw nicht einmal in Brand setzen, was zudem auch viel zu früh die Aufmerksamkeit auf den Wagen der jungen Frau gerichtet hätte.
Nachdem er den Seat verschlossen hatte, fuhr der Entführer ruhig und orientiert aus dem Gewerbegebiet direkt zum nahe gelegenen Müggelsee. Erst hier nahm er sich die Zeit, sein drittes Opfer nochmals mit dem Elektroschocker zu malträtieren und mittels Kabelbinder gefesselt und geknebelt in der Box zurückzulassen. Den Autoschlüssel des Seat sowie das Handy seines Opfers warf der Geiselnehmer im hohen Bogen in den See.
Über die Bundesautobahn 7 lenkte er den Transporter bis zur Abfahrt Schwarmstedt, um Anna auf seinem Bauernhof so lange für seine Zwecke vorzubereiten, bis er den Leichnam und das neue Brautkleid mit der Ziffer 3 markieren konnte.
Nach seiner Zeremonie labten sich sowohl der Entführer als auch seine Haustiere an dem jeweils zugeordneten Abendessen.
Die beiden Brautjungfern glühten weiter zu Hause vor und versuchten Anna telefonisch sowie auch per WhatsApp zu erreichen, jedoch ohne Erfolg, sodass sie alleine weitertranken und zu guter Letzt einschliefen.
Annas Eltern warteten vergeblich auf den eigentlich angekündigten Besuch ihrer Tochter, aber sie wie auch ihr Verlobter Victor gingen sie davon aus, dass sich Anna mit den beiden Brautjungfern einen feuchtfröhlichen Abend gönnte.
So verloren sie wertvolle Zeit, die sie nicht wieder aufholen konnten.
Als Anna weder von Victor, den Eltern noch den Freundinnen telefonisch erreicht werden konnte und sie außerdem am Montagmorgen nicht auf ihrer Arbeitsstelle, einer Diakonieeinrichtung in Hildesheim, erschien, erstatteten ihre Eltern Anzeige in der Polizeiinspektion Hildesheim an der Schützenwiese.
Auf der Wache der Polizei war eine Vermisstenserie mit einem Hochzeitshintergrund nicht bekannt und auch nicht von der Soko Pelikan verbreitet worden.
So wurde der Sachverhalt lediglich bei der Polizei als Verdacht eines Vermisstenfalles aufgenommen, da volljährige Menschen in den meisten Fällen plausible Gründe hatten, sich nicht ständig bei ihren Angehörigen zu melden, oder auch mal einen Tag der Arbeit unentschuldigt fernblieben. Eine Vermutung auf eine strafbare Handlung drängte sich hier zunächst auch nicht auf.
Eine Verbindung zur Hochzeitsmesse konnte in der Schilderung der Vermisstenanzeige nicht herausgefunden werden und wurde auch vom Beamten nicht erfragt. Als letzter Kontaktort der Vermissten war zumindest das Novotel in Hildesheim eingetragen.
In ihrer täglichen Morgenrunde samt Auswertung der Sexual-/Tötungs- und Vermisstenfälle wurde in der Zentralstelle Gewalt des LKA auch der Fall Anna Helwig erwähnt. Als bei der Vorstellung des Falles das Novotel in Hildesheim genannt wurde, läuteten bei Thorsten Büthe die Alarmglocken.
Durch seine therapeutische Hochzeitsfotografie, wie der Fallanalytiker seine nebenberufliche Leidenschaft nannte, war ihm bekannt, dass am Wochenende eine Hochzeitsmesse im besagten Hotel stattgefunden hatte.
Sofort griff er zum Telefonhörer und konnte im Hildesheimer Fachkommissariat 1 Kriminaloberkommissar Hans Wiener erreichen. Der angezeigte Vermisstenfall war noch gar nicht an seine Dienststelle weitergeleitet worden, was ohne Kenntnis dieser neuen Umstände auch ganz normal war.
„Hans, bitte zieh dir den Fall, setz deine Chefin in Kenntnis und ruf die verfügbaren Kollegen zusammen, wir sind in dreißig Minuten da und weisen euch in eine vermutliche Entführungsserie ein. Bis gleich.“
Kristin Bäumer und Thorsten Büthe machten sich mit Blaulicht auf den Weg nach Hildesheim und ahnten schon, dass auch dieser Fall in die Serie passen dürfte.
Beim Eintreffen des OFA-Teams saß die Hildesheimer Mordkommission samt ihrer Chefin, Beate Junge, im Lageraum der Dienststelle.
„Hallo, Kristin, hallo, Thorsten, jetzt sind wir mal gespannt, warum ihr hier so eine Hektik macht. Elke kommt gleich dazu, sie telefoniert gerade mit den Eltern von Anna Helwig“, eröffnete die Kommissariatsleiterin die Einsatzbesprechung.
Thorsten stellte die bisherigen Erkenntnisse aus der Soko Pelikan vor und blickte in eher skeptische Augen, als Hans Wiener, ein älterer erfahrener Ermittler, das Wort ergriff. „Thorsten, nur weil du glaubst, dass im Novotel am Wochenende eine Hochzeitsmesse war, geht ihr davon aus, dass eine junge Frau entführt oder gar getötet wurde? Geht ihr da nicht ein bisschen weit?“
In diesem Moment betrat Kriminalhauptkommissarin Elke Bothe den Einsatzraum, nickte dem OFA-Team zu und legte gleich los: „Ich habe gerade mit dem Ehepaar Helwig gesprochen, den Eltern der Vermissten. Ihre Tochter plante für den Sommer dieses Jahres die Hochzeit mit ihrem Verlobten Victor und war mit ihren beiden Brautjungfern auf der Hochzeitsmesse im Novotel. Sie hatte sich ein Brautkleid ausgesucht und es gleich mitnehmen können. Anna wollte das Kleid kurz bei ihren Eltern deponieren, um den günstigen Schnapper dann mit ihren Freundinnen zu feiern. Die Brautjungfern sind schon zu Fuß nach Hause vorgegangen. Es kam im Anschluss aber weder zu einem geplanten Treffen mit den Freundinnen noch hat Anna ihr Brautkleid bei den Eltern abgegeben. Ihr Verlobter hatte ebenso vergeblich auf ihre Rückkehr gewartet und geglaubt, sie sei mit den Freundinnen versackt.
Nach 18.10 Uhr hatte niemand mehr von ihr gehört. Auf Anrufe ab circa 19.00 Uhr hat Anna nicht mehr reagiert.“
Die Ermittlerin atmete tief durch und setzte fort: „Ich habe Anna Helwig und ihren Seat Leon zur Fahndung ausgeschrieben. Zwei Streifen fahren den Bereich des Hotels ab und prüfen, ob ihr Pkw noch dort abgestellt ist. Ich habe die Personalien des Verlobten und der Freundinnen. Die sollten wir umgehend vernehmen. Das ist unser aktueller Stand.“
Thorsten Büthe ergriff die Initiative: „Okay, es sieht nun ganz so aus, als hätten wir tatsächlich ein gemeinsames Problem.
In den beiden anderen Fällen spielte ein heller Lieferwagen, ggf. mit einer Hermes-Beschriftung eine Rolle. Nehmt ihn bitte mit in die Fahndung auf. Wir brauchen alle möglichen Verkehrsüberwachungsdaten. Kameras, Blitzer, das volle Programm. Priorisiert bitte erst in Richtung Hannover und Celle.
Wir brauchen sämtliche Handydaten aus dem Bereich des Hotels. Wie alt ist ihr Seat? Haben wir eine Chance auf GPS-Ortung?“, warf Thorsten in die Runde.
„Wird veranlasst!“, reagierte Elke Bothe rasch.
Kristin Bäumer ergänzte: „Wer kann das Ausstellerverzeichnis der Messe besorgen? Wer war der Veranstalter? Das Hotel selbst? Ist der Bereich videoüberwacht? Was ist mit dem Parkplatz? Handyfotos und -videos von der Messe? Die Modenschauen, Fotos/Videos von den Besuchern? Haben wir Besucherlisten? Wir brauchen die Verkäuferin des Brautkleides und haben nicht viel Zeit.“
Thorsten wandte sich an die Leiterin der Mordkommission Hildesheim: „Beate, wir gliedern euch an die Soko Pelikan an und treffen uns heute Nachmittag auch mit den Kollegen aus Celle um 15.00 Uhr in der Polizeidirektion Hannover. Dann können wir die einzelnen Maßnahmen koordinieren und haben auch von euch schon erste Ergebnisse. Wäre das okay?“
Nach kurzem Blick der Hildesheimer Chefin auf Elke Bothe und Hans Wiener ordnete sie an: „Okay, ihr habt erst mal Elke und Hans fest im Boot.“
Das Telefon im Einsatzraum klingelte, und Beate Junge nahm ab. „Okay, danke für die Info. Wir schicken den Erkennungsdienst raus. Dann kommt der Pkw zu uns. Danke, gute Arbeit, Jungs.“
Der Blick in die Runde ließ es erahnen. „Die Streife hat ihr Auto im Gewerbegebiet in Drispenstedt geparkt aufgefunden. Der Leon ist ordnungsgemäß verschlossen, von Anna keine Spur“, teilte die Chefin mit.
Thorsten kündigte an: „Wir schauen uns den Abstellort kurz an und ziehen über die A 7 nach Hannover. Wir treffen uns um 15.00 Uhr, bis nachher.“
Das OFA-Team begab sich über das Novotel zum Abstellort des Opferfahrzeuges und musste feststellen, dass dieser Ort nicht nur wenige Kilometer vom Hotel entfernt war, sondern auch direkt auf der Strecke zur Autobahn A7 lag. Sie fanden den Seat Leon entgegen der Fahrtrichtung auf einem Parkstreifen vor.
Kristin stieg sofort in den Analysepart ein. „Wer von beiden ist hierher gefahren? Das Opfer unter Drohung des Täters? Der Täter? Konnte er das Opfer dabei auch unter Kontrolle halten oder war es bereits handlungsunfähig? Wo war sie? Auf dem Beifahrersitz, dem Rücksitz oder im Kofferraum? Wer hat den Abstellort bestimmt? Opfer oder Täter? War es Zufall oder geplant? Hat sich das Opfer hier vielleicht verabredet? Wartete hier eine zweite Person? Ein zweites Fahrzeug? Wurde das Opfer hier möglicherweise umgeladen? Unter Umständen haben wir Glück und die Spurensuche hilft uns bei der Fahrerbestimmung.“
„Heute Nachmittag wissen wir vielleicht schon mehr“, hoffte Thorsten.
Die Mitglieder der Soko Pelikan ließen sich von den Hildesheimer Beamten in den aktuellen Fall einweisen.
Step by step wurden die Hoffnungen geschmälert, über die Spurensuche im Pkw von Anna Helwig Hinweise auf den Täter zu erhalten. Die Experten der Spurensicherung teilten der Soko telefonisch mit, dass der Täter Dieselkraftstoff im Innenraum verschüttet hatte, der jegliche Chancen auf mögliche DNA-Spuren zunichtemachte.
„Vielleicht haben wir zumindest die Chance, dass die Aussteller entsprechende Beobachtungen gemacht haben oder unser Täter auf einer Video- oder Handyaufnahme zu sehen ist“, hoffte Thorsten Büthe und hakte weiter nach: „Gibt es schon Erkenntnisse zu den Auswertungen der Videoüberwachung des Novotels?“
Der Beamte am Telefon musste allerdings einschränken, dass sich die Videoüberwachung des Hotels lediglich auf die Lobby und den äußeren Eingangsbereich begrenzte. Die Hochzeitsmesse fand im großen Festsaal mit einem eigenen Eingang statt, der videografisch nicht überwacht wurde. Derzeit war die Auswertung des Parkplatzes aber noch nicht abgeschlossen, sodass sie Hoffnung hatten, zumindest den Seat des Opfers erfasst zu haben.
Karl Münter aus dem hannoverschen Team hatte den Analysepart übernommen und musste der Runde mitteilen, dass auch die aktuelle Fahndung nach dem hellen Transporter bislang erfolglos verlaufen war.
Thorsten fragte in Richtung des Celler Teams: „Astrid, Cord, was habt ihr Neues?“
„Nichts!“, antwortete Astrid Wegner knapp. „Wir haben sämtliche Nachbarn abgeklappert und Hermes auf links gedreht. Alles negativ“, ergänzte sie frustriert.
Die Ermittler und Fallanalytiker einigten sich konzeptionell darauf, das soziale Umfeld jedes Entführungsopfers bis ins Detail aufzuhellen. Gab es Verbindungen zwischen den Vermissten? Warum wählte der Entführer genau diese Frauen aus? War es Zufall oder gezielt? Nach welchen Kriterien wählte der Pelikan, wie der Entführer jetzt genannt wurde, seine Opfer aus? Und die wichtigste Frage war: Was machte er mit ihnen? Hielt er sie irgendwo gefangen oder hatte er sie bereits getötet?
Der Leiter der Mordkommission Hannover, Udo Strahl, legte die nächsten Schritte fest:
„Mona, Karl, ihr versucht über die Analysestelle diejenigen Fälle, in denen Brautkleider, das Thema Hochzeit und Transporter irgendeine Rolle spielten, zusammenzuführen.
Schickt unser Team ein weiteres Mal zu allen Gästen, nennt die Namen der anderen beiden Opfer, vielleicht gibt es da eine Verbindung.
Elke, Hans, von eurem Team benötigen wir sämtliche Infos zu der Hochzeitsmesse. Sprecht mit allen Ausstellern, sammelt Handyfotos und -videos, checkt noch mal die Aufnahmen des Hotels. Vernehmt die Brautjungfern und die Familie von Anna Helwig und schaut, ob es untereinander Verbindungen gibt.
Astrid und Cord, ihr geht bitte mit Matthias Thiel erneut alles durch: Nachbarn, Freundinnen und Familie. Besorgt euch eine Gästeaufstellung ihrer Hochzeit. Die gleichen wir mit allen Listen weiterer Opfer ab und schauen, ob wir dort Verbindungen finden.
Thorsten, jetzt zu euch, was könnt ihr darüber hinaus abdecken?“
„Okay, wir werden uns um die jeweiligen Opferbilder an sich kümmern. Wie verhalten sie sich bei einer Entführung? Sind sie wehrhaft, machen sie einem Täter Stress? Wir müssen uns auf die nächste Tat vorbereiten. Der Pelikan wird sicherlich wieder zuschlagen. Wo findet er seine Opfer? Können wir mit einer proaktiven Medienkampagne die potenziellen Opfer warnen und die Bevölkerung sensibilisieren? Wir schauen uns an Ort und Stelle des Verschwindens der Frauen um und versuchen die Entführungen zu rekonstruieren, obwohl wir keine objektiven Spuren haben. Mal sehen, wie weit wir kommen. Von euch benötigen wir umgehend jede neue Info, die wir mit verwerten können“, schlug der Leiter der OFA vor.
Udo Strahl blickte in die Runde. „Okay, wir treffen uns jeden Morgen um 9 Uhr, um alle auf Stand zu bringen. Jede wesentliche Info schickt ihr per Nimes in die Soko-Gruppe, damit wir alle schnell reagieren können. Die Liste mit den Handynummern hat jeder. Thorsten und ich sind rund um die Uhr erreichbar. Hat noch wer Fragen?“
„NIMes“ war der WhatsApp-Messenger der Polizei. Hier konnten sämtliche dienstliche Informationen sicher untereinander ausgetauscht werden. Ein Zugriff von unbefugten Personen außerhalb der Polizei war nicht möglich.
Jeder wusste, was er zu tun hatte, wobei die Blicke der Experten nicht gerade optimistisch wirkten.
Das gesamte OFA-Team mit ihrer Psychologin Carlotta Bayer-Westhold traf sich im Analyseraum zur Bestandsaufnahme, wobei auch die Leiterin der Zentralstelle Gewalt, Kriminaloberrätin Iris Höppner, an der Einweisung interessiert teilnahm.
Kriminalhauptkommissar Thorsten Büthe, 57 Jahre, war bereits seit kurz nach der Gründung der OFA vor 19 Jahren dabei und hatte vor vier Jahren die Leitung des OFA-Teams übernommen.
Thorsten war seit über 25 Jahren mit seiner Frau Victoria verheiratet, hatte zwei erwachsene Töchter, mit denen er die Leidenschaft der Hochzeitsfotografie teilte.
Kriminalhauptkommissarin Kristin Bäumer, 48 Jahre, war seit sechs Jahren in der OFA und managte einen Haushalt mit ihren drei Jungs.
Die zweite Frau im Team, Kriminalhauptkommissarin Nina Bachmann, 38 Jahre, zudem diplomierte Sozialwissenschaftlerin, war als Mutter einer süßen Tochter familiär noch stark eingespannt, aber wieder fester Bestandteil des Teams.
Der nebenberufliche Bandleader, Kriminaloberkommissar Maik Holzner, 38 Jahre, war der Profi für Social Media und die Medienbranche.
Das jüngste Teammitglied, Kriminaloberkommissar Thomas Schulte, 38 Jahre, hatte lange Jahre im Kriminaldauerdienst und einer Spezialeinheit Erfahrungen gesammelt, bevor er als Dozent für Todesermittlungen und Kriminaltechnik von Thorsten angesprochen wurde und das schwierige Auswahlverfahren für die Stelle bei der OFA gewonnen hatte.
Die Einsatzpsychologin des LKA, Carlotta Bayer-Westhold, 48 Jahre, ergänzte das Team mit ihrer Fachkompetenz, sodass die OFA aus unterschiedlichen dienstlichen, fachlichen, empirischen und persönlichen Perspektiven die Beamten der Mord- und Sonderkommissionen sowie Ermittlungsgruppen bei der Bearbeitung schwerster Kapitaldelikte beriet und nach den Tathergangsrekonstruktionen mit dem Team Täterprofile erstellte.