Der Schimmelreiter - Theodor Storm - E-Book + Hörbuch

Der Schimmelreiter E-Book und Hörbuch

Theodor Storm

4,4

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Beschreibung

Theodor Storms meisterliche Novelle Der Schimmelreiter, um die Geschichte des Deichgrafen Hauke Haien, ist zugleich phantastische Literatur und eine Fabel über den Kampf zwischen Vernunft und Natur, Fortschritt und Tradition. Die Pläne des Deichgrafen zu einer neuen Deichkonstruktion wecken bei den Dorfbewohnern Argwohn und schließlich abergläubische Befürchtungen, er und sein Schimmel seien dämonische Vorboten des Unglücks…

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Seitenzahl: 331

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Zeit:4 Std. 22 min

Sprecher:Sven Görtz
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THEODOR STORMwurde 1817 in Husum geboren und studierte Jura in Kiel und Berlin. Anschließend ließ er sich als Rechtsanwalt in seiner Heimatstadt nieder. Neben seinem Beruf widmete er sich jedoch leidenschaftlich seinem eigenen literarischen Schaffen: Er schrieb Gedichte, Märchen, Erzählungen und insbesondere Novellen. Im Jahr 1888 verfasste Storm sein letztes und erfolgreichstes Werk: die Novelle Der Schimmelreiter. Noch im gleichen Jahr erlag er einer schweren Erkrankung und starb am 4. Juli.

Zum Buch

Unheimlich mutet der Deichgraf Hauke Haien den Dorfbewohnern an. Sein weißes Pferd, auf dem er häufig stundenlang die See beobachtet, bezeichnen sie als Teufel; es sei Teil einer gruseligen Legende um eine untergegangene Hallig. Manche fragen sich, ob ihm am eigenen Erfolg oder am Wohle aller liegt, als er eine für ihn lukrative neue Deichbauweise anordnet: Stur setzt sich der »Schimmelreiter« gegen jegliche Einwände durch und baut den mehr Macht versprechenden, fortschrittlichen Deich. Doch auch dieser kann die finale Katastrophe für Haien und die Dorfbewohner nicht aufhalten …

Bereits als Kind hat sich der Deichgraf Hauke Haien mehr für den Deichbau als für die Unternehmungen Gleichaltriger interessiert. Die Faszination für den von Menschenhand erschaffenen Schutz der Küste lässt ihn nicht los und sorgt auch im Verlauf seiner Eheschließung für Konflikte mit einem Konkurrenten. Während er den Dorfbewohnern immer unheimlicher wird, entwickelt er ein neues, die Küste besser schützendes Deichsystem. Eine Jahrhundertsturmflut führt zum tragischen Höhepunkt. Das Leid, das dem »Schimmelreiter« wiederfährt, scheint eng verbunden mit einem Fluch, den er – geht es nach den Küstenbewohnern – selbst heraufbeschworen habe und der den in der Novelle immer wieder auftauchenden Konflikt zwischen Fortschritt und Tradition, Vernunft und Aberglaube verdeutlicht.

»Es ist in Storm reichlich Eins, was unserer Alltagsproduktion fast durchweg verloren gegangen - Seele!« Johann Jakob Honegger

Außerdem enthalten: die Novellen Immenseeund Pole Poppenspäler.

Theodor Storm

Der Schimmelreiter

Theodor Storm

Der Schimmelreiter

und andere Novellen

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttps://dnb.d-nb.de abrufbar.

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Alle Rechte vorbehalten

Copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2014Der Text basiert auf der Ausgabe marixverlag, Wiesbaden 2014Covergestaltung: Nicole Ehlers, marixverlag GmbHBildnachweis: 123 RF, NidderaueBook-Bearbeitung: Bookwire GmbH, Frankfurt am Main

ISBN: 978-3-8438-0431-8

www.marixverlag.de

INHALT

Der Schimmelreiter

Immensee

Pole Poppenspäler

DER SCHIMMELREITER

Was ich zu berichten beabsichtige, ist mir vor reichlich einem halben Jahrhundert im Hause meiner Urgroßmutter, der alten Frau Senator Feddersen, kundgeworden, während ich, an ihrem Lehnstuhl sitzend, mich mit dem Lesen eines in blaue Pappe eingebundenen Zeitschriftenheftes beschäftigte; ich vermag mich nicht mehr zu entsinnen, ob von den „Leipziger“ oder von „Pappes Hamburger Lesefrüchten“. Noch fühl ich es gleich einem Schauer, wie dabei die linde Hand der über Achtzigjährigen mitunter liebkosend über das Haupthaar ihres Urenkels hinglitt. Sie selbst und jene Zeit sind längst begraben; vergebens auch habe ich seitdem jenen Blättern nachgeforscht, und ich kann daher um so weniger weder die Wahrheit der Tatsachen verbürgen, als, wenn jemand sie bestreiten wollte, dafür aufstehen; nur so viel kann ich versichern, dass ich sie seit jener Zeit, obgleich sie durch keinen äußeren Anlass in mir aufs neue belebt wurden, niemals aus dem Gedächtnis verloren habe.

Es war im dritten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts, an einem Oktobernachmittag – so begann der damalige Erzähler –, als ich bei starkem Unwetter auf einem nordfriesischen Deich entlangritt. Zur Linken hatte ich jetzt schon seit über einer Stunde die öde, bereits von allem Vieh geleerte Marsch, zur Rechten, und zwar in unbehaglichster Nähe, das Wattenmeer der Nordsee; zwar sollte man vom Deiche aus auf Halligen und Inseln sehen können; aber ich sah nichts als die gelbgrauen Wellen, die unaufhörlich wie mit Wutgebrüll an den Deich hinaufschlugen und mitunter mich und das Pferd mit schmutzigem Schaum bespritzten; dahinter wüste Dämmerung, die Himmel und Erde nicht unterscheiden ließ; denn auch der halbe Mond, der jetzt in der Höhe stand, war meist von treibendem Wolkendunkel überzogen. Es war eiskalt; meine verklommenen Hände konnten kaum den Zügel halten, und ich verdachte es nicht den Krähen und Möwen, die sich fortwährend krächzend und gackernd vom Sturm ins Land hineintreiben ließen. Die Nachtdämmerung hatte begonnen, und schon konnte ich nicht mehr mit Sicherheit die Hufen meines Pferdes erkennen; keine Menschenseele war mir begegnet, ich hörte nichts als das Geschrei der Vögel, wenn sie mich oder meine treue Stute fast mit den langen Flügeln streiften, und das Toben von Wind und Wasser. Ich leugne nicht, ich wünschte mich mitunter in sicheres Quartier.

Das Wetter dauerte jetzt in den dritten Tag, und ich hatte mich schon über Gebühr von einem mir besonders lieben Verwandten auf seinem Hofe halten lassen, den er in einer der nördlicheren Harden besaß. Heute aber ging es nicht länger; ich hatte Geschäfte in der Stadt, die auch jetzt wohl noch ein paar Stunden weit nach Süden vor mir lag, und trotz aller Überredungskünste des Vetters und seiner lieben Frau, trotz der schönen selbstgezogenen Perinette- und Grand-Richard-Äpfel, die noch zu probieren waren, am Nachmittag war ich davongeritten. „Wart nur, bis du ans Meer kommst“, hatte er noch an seiner Haustür mir nachgerufen; „du kehrst noch wieder um; dein Zimmer wird dir vorbehalten!“

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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