Der sperrige Stammbaum - Irmgard Rosina Bauer - E-Book

Der sperrige Stammbaum E-Book

Irmgard Rosina Bauer

0,0

Beschreibung

Die vielen Themen einer Patchworkfamilie sind nicht so leicht in einen herkömmlichen Stammbaum einzuordnen, wie Wolfram das gerne hätte. Seine Zwillingssöhne sind bei seiner Ex-Frau Frauke aufgewachsen, sie lehnen seit ihrer Jugend jeden Kontaktversuch ihres Vaters ab. Natürlich beißen sich auch seine drei Töchter aus der zweiten Ehe mit Sylke und Conny, Wolframs dritte Frau, an seiner Lebensaufgabe die Zähne aus. Wird es jemandem in der weit verästelten Familie gelingen, die Missverständnisse zu lösen und die Axt am Stammbaum anzulegen? Eine Familiensaga für alle, in deren Familie auch nicht alles rosig läuft.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 55

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Zur Autorin:

Irmgard Rosina Bauer ist 1956 in München geboren. Nach dem Studium der Erziehungswissenschaften widmete sie sich zunächst der Erziehung ihrer vier Kinder und unterstützte ihren Mann in der Organisation einer Delikatessen- und Weinimportgesellschaft. Auch, nachdem die Ehe in die Brüche gegangen war, entschied sie sich gegen den Schuldienst und für die Fortsetzung ihrer Selbstständigkeit, indem sie Aufgaben im Marketing und in der Unternehmenskommunikation mehrerer Konzerne übernahm. Reisen, allein oder mit ihren Kindern, auch als diese erwachsen waren, wurde ein neuer Schwerpunkt in ihrem Leben, über den sie seit 2016 mehrere Bücher verfasst hat. Mit ihrem zweiten Mann lebt die Autorin in München und Südfrankreich.

Viele Fotos und Hintergrundinformationen finden Sie aufwww.irmgardrosina.de

Folgen Sie Irmgard Rosina Bauer auch auf Instagram Facebook Twitter YouTube

Für Sweniy

Inhalt

Vorher

Der sperrige Stammbaum

Nachher

Wissenswertes zu Stammbaum und Co.

Danke …

Literatur

Von der Autorin sind bereits erschienen

Vorher

Wir interessieren uns doch alle für unsere Herkunft.

Alle?

Nun, fast alle, denn Wolframs Söhne in der Geschichte, die ich euch erzählen werde, lassen sich davon anscheinend nicht begeistern und verhalten sich eher sperrig. Was könnte denn das Interesse an der eigenen Herkunft so nachhaltig trüben, wie es in dieser Erzählung geschieht? Ist es die Angst davor, sich mit sich selbst zu beschäftigen? Ja, auch das gibt es. Viel Angst, die einen berät, mal lieber nicht genau auf die eigene Geschichte zu schauen. Es könnte ja etwas zutage treten, was das bisherige Weltbild erschüttert, was einen durcheinanderbringt. Könnte nicht endlich jemand eine geeignete Brille für zuträglicheres Erkennen erfinden, so wie es für besseres Sehen schon seit Langem üblich ist? Brillen wurden immer weiterentwickelt, es gibt Kontaktlinsen, die Lasermedizin schreitet stetig fort – warum nicht bald etwas Technisches für die Seele ausdenken? Anstatt auf den Mars zu fliegen, wäre eine Angstauslotmaschine eine tolle Sache, finde ich. So eine, die keine Nebenwirkungen hat, so etwas wie das Paradies auf Erden. Kriegen das die Menschen nicht endlich hin?

Viele Familien haben ihre »Leichen im Keller«, ohne dass jemand von außerhalb jemals davon erfährt. Doch wie soll man seine eigene Person als Teil des Systems »Familie« jemals begreifen, wenn man nicht darüber sprechen kann? Erkenntnisse aus der Psychologie besagen, dass derlei Altlasten sehr häufig der Grund für schwierige psychosomatische Krankheiten sind. Die Familie nimmt eine größere Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung in unserem Leben ein, als wir uns eingestehen wollen.

Heerscharen von Profis geben in Büchern Tipps zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Mitarbeitern und/oder Führungskräften in Betrieben, zwischen Männern und Frauen im Allgemeinen, zwischen Eltern und Kindern, unter Geschwistern, in der Großfamilie und in noch vielen Bereichen mehr. Zahllose Kommunikationsseminare verkaufen sich in der Trainingsbranche für Persönlichkeitsentwicklung zu sehr hohen Preisen, und Kommunikationscoachs preisen im Internet und in den sozialen Medien ihre Techniken für besseres Miteinander an. Man möchte fast meinen, dass bei so viel gut aufbereitetem Fachwissen jeder Konflikt gelöst werden kann, dass sogar Kriege zwischen ganzen Völkern vermieden werden könnten. Aber ich wäre naiv, wenn ich die Konflikte, die in einer Familie stecken können, einfach ignorieren oder sie alle als lösbar hinstellen wollte.

Zwischen Frauke und Wolfram scheint es ein großes Geheimnis zu geben, das in seiner Komplexität einem Flug zum Mars gleicht. Was war da nur abgelaufen zwischen den beiden? Und kann man denn manche Dinge wirklich nicht klären?

»Der sperrige Stammbaum« erzählt eine lange Lebensreise, bei der viele Personen einsteigen, mitreisen, aussteigen, in verschiedenen Städten und Regionen Deutschlands leben, Menschen, die um- und wegziehen und sich neu orientieren. Es ist nicht nur eine Reiseerzählung, die sich zwischen Hannover, Braunschweig, Wolfenbüttel und München abspielt. Es ist eine moderne Familiensaga in Kurzform.

Reisen ist Leben,

wie Leben Reisen ist.

JEAN PAUL (1763–1825)

Eine gut gefüllte Ahnentafel gibt Aufschluss über die Verwandtschaftsbeziehungen über Generationen hinweg.

Der sperrige Stammbaum

Ob der Mann dort drüben vielleicht Michael war? Oder Alexander? Sie mussten sich eigentlich sehr ähnlich sehen, denn sie waren eineiig. Das war klar zu erkennen auf dem Foto, das inzwischen an Connys Küchentür hing. Es zeigte Wolfram auf der Couch, um die dreißig Jahre, mit langen, wilden Jimi-Hendrix-Haaren, im linken und rechten Arm jeweils einen kleinen Jungen haltend, der noch nicht laufen konnte.

Conny und Wolfram hatten sich in einen Torbogen der Arkaden zurückgezogen, um sich vor dem kalten Wind auf dem Adventsmarkt zu schützen. Connys rote Haare steckten allesamt unter einer bunten Wollmütze. Auf dem Bratwurstgrill vor ihnen lagen nur wenige Würste. Der Verkäufer wies selbstbewusst darauf hin, dass nur er die für Wolfenbüttel typische Spezialität verkaufe: die Bratwurst mit den gedrehten Enden. Die Würste sahen tatsächlich handgedreht aus, unregelmäßig gefüllt, wahrscheinlich waren auch nicht alle gleich schwer. Doch das war es nicht, was Conny kümmerte. Sie fühlte sich wegen anderer Dinge nicht wohl hier.

Sie beobachtete die vorbeieilenden Menschen, allesamt vermummt vor der Kälte. Vielleicht waren Michael und Alexander rein zufällig beide zusammen hier in der Stadt unterwegs. Doch sofort meldete sich ihre Vernunft. Warum sollten sie ausgerechnet an diesem Mittwoch gemeinsam den Adventsmarkt besuchen? Nur weil Conny zufällig an diesem Tag zum ersten Mal in ihrem Leben in Wolfenbüttel war!

Michael und Alexander waren in Wolfenbüttel aufgewachsen, ihre Mutter Frauke hatte hier mit ihrem zweiten Mann Henrich ein Haus gebaut.

»Mit meinem Geld!«, hatte Wolfram im ersten Jahr, in dem er mit Conny zusammen war, mit grimmigem Unterton noch gesagt. Entrüstet, gekränkt, immer noch aufgebracht. Siebzehn Jahre lang hatte er an Frauke Unterhalt für seine Söhne gezahlt. Frauke also hatte ein Haus gebaut und er, Wolfram, nicht.

»Mit dem Unterhalt für zwei Kinder kannst du kein Haus bauen! Da bleibt kein Geld übrig!«, hatte Conny mit Überzeugung dagegengehalten. Und brachte damit ihre eigene Erfahrung mit ein, denn auch sie hatte mehrere Kinder großgezogen, und auch aus ihrer Ehe war nicht viel Geld übriggeblieben für Hausbau und sonstige wertige Anschaffungen. Freilich hatte sie keine Erfahrung mit den Preisen in einer niedersächsischen Mittelstadt. Die waren vielleicht nicht mit denen in München zu vergleichen, rechtfertigte sie diesen Umstand vor sich selbst.

»Ich bin ja gespannt, ob du das Thema noch anpackst, bevor du tatterig bist, Papa«, hatte Wienke, seine Große, schon mal zu ihm gesagt. Conny wusste genau, dass Wienke nicht das Haus damit meinte.

Wolfram hatte wieder geheiratet, zwei Jahre nachdem Frauke ihm seinen Auszug zugunsten von Henrich nahegelegt hatte.

»Sie sagten zu Henrich schon Papa, noch bevor sie es zu mir sagen lernten!« Seine Stimme war eine Spur zu laut, und er breitete hilflos seine Hände aus, während er sich eine Zigarette drehte.

Wolframs Zwillinge waren ohne ihn aufgewachsen. Nicht, weil er es so wollte, sondern weil Frauke keinen Kontakt zuließ. »Nur mein Geld hat sie jeden Monat eingestrichen!«