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Wie lange wird es die Siebenbürger Sachsen noch geben? Schon 1979 lag diese Frage auf der Hand. Vieles hat sich seitdem verändert. Dennoch ist diese wissenschaftliche Arbeit zeitlos. Warum? In Zeiten des Wandels und der globalen Mobilität sind Geschichten von Verlust, Hoffnung und Neuanfang wichtiger denn je. Das Buch bietet einen tiefen Einblick in die kulturelle Integration von Vertriebenen und Aussiedlern aus Siebenbürgen in der Bundesrepublik Deutschland vor 1990. Anhand umfassender Forschungsdaten und persönlicher Erzählungen beleuchtet die Autorin die Herausforderungen und Chancen, die mit dem Ankommen in einem neuen Land verbunden sind. Sie ergründet die vielschichtigen Facetten der Identität, die den Integrationsprozess prägen. Es ist nicht nur ein wichtiges Dokument für Historiker, Ethnologen und die Migrationsforschung, sondern auch eine inspirierende Lektüre für alle, die mehr über die Geschichte der Siebenbürger Sachsen erfahren wollen.
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Seitenzahl: 49
Irmgard Rosina Bauer, 1956 in München geboren, ist die Tochter siebenbürgischer Eltern, die durch den Zweiten Weltkrieg als Flüchtlinge nach Garching bei München kamen. In München besucht sie das Gymnasium, studiert an der Ludwig-Maximilians-Universität, hier zieht sie zusammen mit ihrem bayrischen Mann ihre vier Kinder auf. Trotzdem lassen sie die Gefühle für die Heimat ihrer Eltern zeitlebens nicht los.
Weitere Infos zur Autorin: www.irmgardrosina.de
Foto: Kitty Fried, Neubiberg
Wie lange wird es die Siebenbürger Sachsen noch geben?
Schon 1979 lag diese Frage auf der Hand. Vieles hat sich seitdem verändert. Dennoch ist diese wissenschaftliche Arbeit zeitlos. Warum?
In Zeiten des Wandels und der globalen Mobilität sind Geschichten von Verlust, Hoffnung und Neuanfang wichtiger denn je. Das Buch bietet einen tiefen Einblick in die kulturelle Integration von Vertriebenen und Aussiedlern aus Siebenbürgen in der Bundesrepublik Deutschland vor 1990. Anhand umfassender Forschungsdaten und persönlicher Erzählungen beleuchtet die Autorin die Herausforderungen und Chancen, die mit dem Ankommen in einem neuen Land verbunden sind.
Sie ergründet die vielschichtigen Facetten der Identität, die den Integrationsprozess prägen.
Es ist nicht nur ein wichtiges Dokument für Historiker, Ethnologen und Studierende der Migrationsforschung, sondern auch eine inspirierende Lektüre für alle, die mehr über die Geschichte der Siebenbürger Sachsen erfahren wollen.
Wer bin ich und wo komme ich her? – eine Identifikationsfrage, die wohl jeder kennt.
Wie viel kulturelle Integration ist nötig, möglich, erträglich?
Ich bin als Irmgard Rosina in Bayern geboren und bin dennoch durch meine siebenbürgischen Eltern geprägt, dies wird mir mit zunehmendem Alter immer mehr bewusst. Deshalb habe ich mich entschieden, die vorliegende wissenschaftliche Arbeit aus dem Jahr 1979, die im Original mit Kohlepapier vervielfältigt wurde und ungemütlich zu lesen ist, abzutippen und sie mit den heute möglichen Medien allen interessierten Menschen zugänglich zu machen.
1979 wurde diese Arbeit mit einer sehr guten Note bewertet. Und auch aus gegenwärtiger Sicht ist sie weiterhin aktuell, wenn man die dargelegten Gedanken auf heutige Verhältnisse überträgt. In unserer global entwickelten Welt sowie mit Blick auf gegenwärtige Migrationsströme zeigt sich an vielen Stellen verschiedener Länder der menschliche Wunsch nach mehr Zusammenhalt und Erhalt der eigenen Ethnie.
Um die Arbeit als original zu erhalten, habe ich mich entschieden, sowohl die alte deutsche Rechtschreibung anzuwenden als auch die Seiteneinteilung und damals übliche Formatierung beizubehalten. Damit will ich deutlich machen, dass die Examensarbeit zwar ihre inhaltliche Aktualität nicht verloren hat, manche Punkte aber durch die Ereignisse der jüngeren Geschichte überholt wurden. Dazu gehören auch neuere Sensibilisierungen in der Sprache – als Beispiel nenne ich gendergerechte Schreibweise oder die alte Bezeichnung „Zigeuner“, die wir so heute nicht mehr verwenden. Als äußeres Zeichen solcher Veränderungen habe ich auch meine Unterschrift als damals 22-Jährige auf der Erklärung der letzten Seite bewusst als Scanbild eingefügt. Auch sie wäre heute nicht mehr dieselbe.
Diese Zulassungsarbeit wurde zu einer Zeit geschrieben, da der Zugang zu Informationen über Siebenbürgen und seine Geschichte durch den Eisernen Vorhang nicht möglich und von der rumänisch-sozialistischen Regierung nicht gewollt war. Es gab kein Internet, um Wissen und Gedankengut dennoch zu verbreiten. Die DDR und die BRD behandelten die historischen Ereignisse unterschiedlich. Wenn in meiner Arbeit von Bundesrepublik Deutschland gesprochen wird, ist damit Staatsform und Betrachtungsweise vor 1990 gemeint.
Auch die Reise- und also Recherchemöglichkeiten waren 1979 zum Zeitpunkt der Verfassung dieser Arbeit nicht so bequem, üblich und einfach wie heute. Ein Besuch in Siebenbürgen im damaligen Ostblock mit den äußerst autoritär bewachten Grenzübergängen war abschreckend. Und sogar Drabenderhöhe im Bergischen Land war von München aus weit weg.
Heute gibt es unüberschaubar viele Berichte, Bücher, Veröffentlichungen unter allerlei Aspekten, die Siebenbürgen und seine (zumeist ehemaligen) Bewohner beleuchten. Die Vielzahl der neueren Publikationen in deutscher und in rumänischer Sprache zeugt vom großen Interesse an der weit über 800-jährigen Geschichte und Kultur dieses ältesten deutschen Volksstammes.
Dass die Causa „Siebenbürger Sachsen“ bei allem Wandel auch in der Gegenwart noch hoch angesiedelt ist, zeigen viele Einrichtungen sowohl im Rumänien von heute als auch in der BRD, wie
das Siebenbürgen-Institut an der Universität Heidelberg;
das Siebenbürgische Museum mit Archiv und Siebenbürgischer B ibliothek im Schloss Horneck in Gundelsheim;
Sammlungen und Ausstellungen im Haus des Deutschen Ostens in München;
das Bundesministerium des Innern und für Heimat;
und ich nenne stellvertretend für Ministerien anderer Bundesländer das Bayrische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, das 1979 in meiner Arbeit noch Bayrisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung hieß.
Das „Lehramt an Volksschulen“ wurde inzwischen ebenfalls durch Begriffe und Inhalte aus neuerer Schulpolitik ersetzt.
Es bleiben die unwandelbaren menschlichen Bedürfnisse nach Identitätsfindung, nach Heimat und Zugehörigkeit, die sich in all ihren kulturellen Formen zeigen.
Thema: Kulturelle Integration von Vertriebenen und Aussiedlern aus Siebenbürgen in der Bundesrepublik Deutschland
ZULASSUNGSARBEITzur Ersten Prüfung für das Lehramt an Volksschulen 1979/II
Name: Irmgard BauerFachgebiet: Landes- und VolkskundeFachdozent: Dr. SchmadererVorgelegt: ehem. Fachbereich Erziehungswissenschaften der Universität München
Datum der Abgabe: 4. Mai 1979
Als Tochter von aus Siebenbürgen stammenden Eltern bin ich ständig mit Elementen siebenbürgischer Lebensformen und Denkweisen, sei es von den Eltern ausgehend, sei es im Kontakt mit verwandten und bekannten Aussiedlern oder Besuchern aus Siebenbürgen, konfrontiert. Durch die direkte Beziehung zu der in meinem Thema „Kulturelle Integration von Vertriebenen und Aussiedlern aus Siebenbürgern in der Bundesrepublik Deutschland“ betroffenen Gruppe von Menschen konnte ich eine Einflussnahme dieser Tatsache auf die Bearbeitung in subjektiver Weise nicht verhindern.
Meine Arbeit stützte ich, da authentische Literatur zu diesem Thema nicht vorliegt, in der Hauptsache auf eigene Erfahrungen und Beobachtungen in meinem Siebenbürger Bekanntenkreis sowie auf einzelne Unterredungen mit Siebenbürger Sachsen.
Besondere Schwierigkeiten bereitete mir die Aufbereitung des Themas unter dem Begriff „Kultur“, dessen Definition nur sehr weitschweifig und wenig konkret sein kann. Ich habe mich bemüht, die einzelnen Teilbereiche von Kultur in meinen Ausführungen zumindest zu streifen.