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Dieses eBook: "Der Sturm / The Tempest - Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch) / Bilingual edition (German-English)" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. - This carefully crafted ebook: "Der Sturm / The Tempest - Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch) / Bilingual edition (German-English)" is formatted for your eReader with a functional and detailed table of contents. - Diese Zweisprachige Shakespeare Ausgabe hilft dem Leser Shakespeare besser zu verstehen und zu interpretieren, ist praktisch beim Nachschlagen und sehr nützlich um Englisch / Deutsch als Fremdsprache zu Lernen oder zu Lehren. - This bilingual Shakespeare edition helps the reader to understand and to interpret Shakespeare better, is practical for looking up text passages and very useful for learning and teaching german / english language through classic literature. - "Der Sturm" gilt traditionell als das letzte Theaterstück von William Shakespeare (1564-1616). Der Zauberer Prospero und seine Tochter Miranda sind (zwölf Jahre vor Einsetzen der Spielhandlung) auf einer Insel gestrandet. - The Tempest is a play by William Shakespeare, believed to have been written in 1610-11, and probably the last play that Shakespeare wrote alone. It is set on a remote island, where Prospero, the rightful Duke of Milan, plots to restore his daughter Miranda to her rightful place using illusion and skillful manipulation. - William Shakespeare (1564-1616) war ein englischer Dramatiker, Lyriker und Schauspieler. Seine Komödien und Tragödien gehören zu den bedeutendsten und am meisten aufgeführten und verfilmten Bühnenstücken der Weltliteratur. - William Shakespeare (1564-1616) was an English poet, playwright and actor, widely regarded as the greatest writer in the English language and the world's pre-eminent dramatist.
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Übersetzer / Translators: Franz Dingelstedt
(german)
Inhalt
PERSONEN
ERSTER AUFZUG
ERSTE SCENE
ZWEITE SCENE
ZWEITER AUFZUG
ERSTE SCENE
ZWEITE SCENE
DRITTER AUFZUG
ERSTE SCENE
ZWEITE SCENE
DRITTE SCENE
VIERTER AUFZUG
ERSTE SCENE
FÜNFTER AUFZUG
ERSTE SCENE
EPILOG
Alonso, König von Neapel.
Sebastian, dessen Bruder.
Prospero, rechtmäßiger Herzog von Mailand.
Antonio, dessen Bruder, durch Usurpation Herzog von Mailand.
Ferdinand, Sohn des Königs von Neapel.
Gonzalo, ein treuer alter Rath des Königs von Neapel.
Vornehme Neapolitaner:
Adrian,
Francisco.
Caliban, eine Mißgeburt, Prospero's Sklave,
Trinculo, Hofnarr des Königs von Neapel.
Stephano, Kellermeister desselben.
Kapitän, Bootsmann, Matrosen eines Seeschiffs.
Miranda, Prospero's Tochter.
Ariel, ein Luftgeist.
Geister:
Iris,
Ceres,
Juno,
Nymphen,
Schnitter.
Andere Geister, dienstbar dem Prospero.
Der Schauplatz: ein Schiff zur See; hernach ein unbewohntes Eiland.
An Bord eines Schiffes zur See.
Unter Donner und Blitz treten, von verschiedenen Seiten, der Kapitän und der Bootsmann auf.
Kapitän. Bootsmann!
Bootsmann. Hier, Meister; wie steht's?
Kapitän. Gut; sprich den Matrosen zu. Greift hurtig an, oder wir fahren auf. Rührt euch, rührt euch! (Ab.)
(Matrosen kommen.)
Bootsmann. Halloh, Kinder! Lustig, lustig, Kinder! Greift hurtig an, hurtig! Zieht das Bramsegel ein! Achtet auf des Kapitäns Pfeife! – Möchtest du blasen, bis dir die Backen bersten; wenn wir nur die offene See hätten!
(Aus der Kajüte treten auf: Alonso, Sebastian, Antonio, Ferdinand, Gonzalo und Andere.)
Alonso. Guter Bootsmann, seid auf der Hut! Wo ist der Kapitän? Haltet euch wie Männer!
Bootsmann. Ich bitte, bleibt jetzt drunten!
Antonio. Wo ist der Kapitän, Bootsmann?
Bootsmann. Hört ihr ihn nicht? Ihr hindert uns im Arbeiten. Bleibt in eurer Kajüte. Ihr helft dem Sturm.
Gonzalo. Nun ja doch, seid nur ruhig!
Bootsmann. Wenn's die See ist. Hinweg! Was kümmert diese Brauseköpfe der Name König? In die Kajüte! Still, stört uns nicht.
Gonzalo. Aber bedenkt, wen ihr an Bord habt.
Bootsmann. Niemand, der mir näher ginge, als ich selbst. Ihr seid ja Rath. Könnt ihr den Elementen Schweigen gebieten und im Augenblick Frieden stiften, dann rühren wir kein Tau mehr an. Wenn ihr es nicht könnt, so dankt Gott, daß ihr so lange gelebt habt und bereitet euch in eurer Kajüte auf euer letztes Stündlein vor, falls es das nächste sein sollte. – Lustig, Kinder! – Geht uns aus dem Weg, sag' ich. (Mit den Matrosen ab.)
Gonzalo. Ich schöpfe großen Trost aus diesem Burschen; er hat kein Zeichen des Ersaufens an sich, sein Gesicht ist eine wahre Galgenphysiognomie. Bestehe darauf, gutes Schicksal, ihn hängen zu lassen. Mach' den Strick seines Verhängnisses zum Rettungstau für uns, denn unser eigenes nützt uns wenig. Wenn er nicht zum Hängen geboren ist, steht's schlimm mit uns.
(Er geht mit den übrigen Passagieren in die Kajüte zurück.)
Bootsmann(zurückkehrend). Herunter mit dem Topmast, tiefer, tiefer! Laßt das Schiff mit dem Schönfahrsegel treiben! (Geschrei im Schiffsraum.) Verflucht das Geheul! Sie sind lauter als der Sturm und unsere Arbeit. (Sebastian, Antonio und Gonzalo kommen wieder herauf.) Schon wieder da? Was sucht ihr hier? Sollen wir's aufgeben und sinken? Habt ihr Lust unterzugehen?
Sebastian. Die schwere Noth in deinen Hals, du Fluch- und Lästermaul!
Bootsmann. So legt doch ihr Hand an!
Antonio. Laß dich hängen, du Hund, hängen! Du unverschämter Schreihals, wir fürchten uns weniger vor dem Ertrinken als du.
Gonzalo. Gegen das Ertrinken steh' ich ihm, wär' auch das Schiff nicht stärker als eine Nußschale und leck wie eine lüderliche Dirne. Er muß hängen.
Bootsmann. Legt vor den Wind, vor den Wind! Zwei Segel zieht auf! Wieder in See! legt bei!
(Matrosen treten auf, durchnäßt.)
Matrosen. Alles verloren! Betet, betet! Verloren!
Bootsmann. Was? Müssen wir ersaufen?
Gonzalo. Der König und der Prinz sind im Gebet; Laßt uns mit ihnen beten, denn wir sind In gleicher Noth.
Sebastian. Mein Gleichmuth ist dahin!
Antonio. Wir sind um unser Leben grob betrogen Von Säufern! Dieses Großmaul, dieser Schuft, Daß er ersaufen müßte und versinken, Von Flut und Ebbe zehnmal fortgerissen!
Gonzalo. Er wird gehängt, wenn jeder Wassertropfen Auch ihn verschlingen möchte!
(Verworrenes Geschrei im Schiffsraum: Gott sei uns gnädig! Wir scheitern! – Lebt wohl, Weib und Kinder! – Bruder, lebe wohl! – Wir scheitern, wir scheitern!)
Antonio. So laßt uns alle mit dem König sterben.
Sebastian. Kommt Abschied von ihm nehmen!
Gonzalo. Jetzt gäb' ich tausend Hufen See für einen Morgen trocknen Landes; dichte Heide, brauner Ginster, was es immer wäre. Der Wille des Himmels geschehe. Doch wäre ich gern eines trockenen Todes gestorben.
(Sie gehen während ihrer letzten Reden ab in die Kajüte.)
Das Eiland vor Prospero's Zelle.
Prospero und Miranda treten auf.
Miranda. Wenn ihr durch eure Kunst, mein liebster Vater, Den wilden Sturm erregt habt, stillt ihn wieder. Der Himmel möchte Pech und Schwefel regnen, Wenn nicht die See, bis in sein Antlitz steigend, Das Feuer löschte. O, ich litt mit ihnen, Die ich so leiden sah! Ein stattlich Schiff, Und sicher auch lebend'ge Wesen drin, Zerschellt in Stücke! O ihr Schrei durchdrang Mein tiefstes Herz! Die armen Seelen sanken. Wär' ich ein mächt'ger Gott gewesen, hätt' ich Die See hinabgeschlungen in die Erde, Eh' sie das gute Schiff verschlang, sammt aller Lebend'gen Ladung.
Prospero. Sammle dich, mein Kind. Sei nicht mehr bang. Sag' deinem milden Herzen: Kein Leid geschah.
Miranda. O Unglückstag!
Prospero. Kein Leid. Was ich gethan, geschah aus Sorg' um dich, Um dich, mein Liebling, meine Tochter, die Sich selbst nicht kennt, nicht weiß, woher ich stamme, Und daß ich etwas ungleich Beßres bin Als Prospero, Herr einer armen Zelle, Und dein nicht größrer Vater.
Miranda. Mehr zu wissen, Kam niemals mir in Sinn.
Prospero. Doch ist es Zeit, Dir mehr zu sagen. Leih' mir deine Hand, Nimm meinen Zaubermantel von mir. So, Da liege, meine Kluft! (Er legt seinen Mantel ab ) Nun sei getrost Und trockne deine Augen. Dieses Schauspiel Des Schiffbruchs, das dein Mitleid tief erregte, Hab' ich mit solcher Vorsicht meiner Kunst Geordnet, daß kein lebend Wesen, nein, Kein Haar gekrümmt ist denen, die du schreien Gehört und untergehn gesehen. Laß Dich nieder. Du sollst mehr erfahren.
Miranda. Oft Begannt ihr, mir zu sagen, wer ich bin, Dann schwiegt ihr wieder, ließt umsonst mich fragen Und spracht: Noch nicht.
Prospero. Die Stund' ist jetzt gekommen, Ja, die Minute heischt dein offnes Ohr. Horch auf und merke! Kannst du einer Zeit Dich noch erinnern, eh' hieher wir kamen In diese Zelle? Fast bezweifl' ich es, Denn damals warst du nicht drei volle Jahre.
Miranda. Doch kann ich's, Herr.
Prospero. Woran? An welcher andern Person? An einem Haus? Nenn' mir ein Bild, Das im Gedächtniß dir verblieben ist.
Miranda. Es liegt fern ab, mehr Traum als Wirklichkeit, Was mein Gedächtniß aufbewahrt. Doch hatt' ich Vier Frauen oder fünf nicht, mir zu dienen?
Prospero. Die hattest du, und mehr, Miranda. Sprich, Wie kommt's, daß dein Gedächtniß dies behielt? Was siehst du sonst in dunkler Zeiten Ferne? Wenn du der Zeit denkst, eh' hierher du kamst, So weißt du auch wohl, wie du kamst?
Miranda. Doch nicht.
Prospero. Zwölf Jahre sind's, Miranda, zwölf der Jahre, Da war dein Vater Herzog Mailands und Ein mächt'ger Fürst.
Miranda. Herr, seid nicht ihr mein Vater?
Prospero. Deine Mutter war ein Tugendspiegel, und Sie sagte, du seist meine Tochter; ich, Dein Vater, war der Herzog Mailands; du Mein einzig Kind, Prinzessin, nichts Geringres.
Miranda. O Himmel, welch ein Mißgeschick vertrieb uns Von Mailand? Oder war's ein Glück?
Prospero. Kind, beides; Das Mißgeschick vertrieb uns, wie du sagst, Und gutes Glück half uns hierher.
Miranda. Mir blutet Das Herz, wenn ich an die Beschwerden denke, Die ich euch damals machte; doch fahrt fort!
Prospero. Mein Bruder und dein Ohm, – Antonio hieß er, – Ich bitte dich, gieb Achtung, daß ein Bruder So falsch kann sein . . . Er, den ich auf der Welt, Nächst dir, am meisten liebte, welchem ich Die Führung meines Reiches anvertraut, Damals des ersten aller Fürstenthümer, Wie Prospero der erste Fürst; ich galt Im Rang dafür und ohne meines Gleichen In freier Kunst . . . Da ich nur diese übte, So ließ ich meinem Bruder die Regierung, Ward meinem Land ein Fremdling und verlor Mich ganz und gar in mein geheimes Wissen. Dein falscher Ohm, – du hörst doch?
Miranda. Herr, genau.
Prospero. Als er gelernt, Gesuche zu gewähren Und abzuschlagen, wen man fördern muß Und wen, als allzuüppig, niederhalten, Begann er, meine Schöpfung umzuschaffen, Sie zu verändern oder neu zu bilden. Der Diener und des Dienstes Schlüssel, beide Hielt er in seiner Hand und stimmte leicht Ein jedes Herz im Staat auf jenen Ton, Der seinem Ohr gefiel. Er ward das Epheu, Das meinen herzoglichen Stamm verbarg Und meinen Saft mir aussog. – Doch du hörst nicht.
Miranda. O lieber Herr, ich höre.
Prospero. Merk' denn auf. Dadurch, daß ich mein äußres Amt versäumte, Im Stillen nur beflissen, meinen Geist Zu bilden – welches über alle Schätzung Des Volkes, weil es so geheim geschehen, – Erweckte ich in meinem falschen Bruder Verbrecherischen Trieb. Mein offner Sinn, Gleich einem edlen Vater, zeugte seinen Verrath, der größer war, als mein Vertrauen, Das ohne Grenzen, beides Gegensätze. Er war der Herr nicht nur von meinen Renten, Auch voll der Macht, und ähnlich einem Lügner, Der durch die Wiederholung seiner Lüge Zuletzt auch sich belügt und Lügen glaubt, Hielt er sich selber für den Herzog Mailands, Obwohl er nur sein Stellvertreter war, Nur äußerlich mit Fürstenmacht bekleidet Und allem Recht. Sein Ehrgeiz wuchs dadurch . . . . Du hörst nicht.
Miranda. Eure Geschichte, Herr, kann Taube heilen.
Prospero. Zuletzt, um jeden Unterschied zu tilgen Der Rolle, die er spielte und des Mannes, Für den er spielte, nimmt er fest sich vor, Selbst Mailands unumschränkter Herr zu werden. Mir armen Mann war ja mein Büchersaal Genug als Herzogthum. Er hielt mich ganz Unfähig für ein weltlich Regiment. So schließt er, durstig nach der Herrschaft, mit Dem König von Neapel einen Bund, Zahlt jährlich ihm Tribut als sein Vasall, Macht seinen Herzogshut der Krone dienstbar Und beugt sein freies Land – ach, armes Mailand! – In höchst unedle Knechtschaft.
Miranda. Güt'ger Himmel!
Prospero. Hör' den Vertrag, den Ausgang, und dann sage, Ob so ein Bruder handelt.
Miranda. Sünde wär' es, Von meiner Aeltermutter Uebles denken; Oft trug ein reiner Schooß unreine Frucht.
Prospero. Dies der Vertrag! Der König von Neapel, Von Alters her mein Feind, giebt meinem Bruder Gehör. Für die versprochnen Lehensdienste Und den Tribut, ich weiß nicht mehr wie viel, Verpflichtet sich der König, mich und mein Geschlecht sogleich der Herrschaft zu entsetzen, Das schöne Mailand und die Herzogswürde Auf meines Bruders Haupt zu übertragen. Darauf ward ein Verrätherheer geworben; Antonio öffnet ihm in einer Nacht, Die zu der That geeignet, Mailands Thore, Und seines Anschlags Diener führen uns In lautlos tiefer Dunkelheit hinweg, Mich und dich weinend Kind.
Miranda. Ach, welch ein Jammer! Ich, nicht mehr wissend, wie ich damals weinte, Will jetzt auf's neue weinen. Dieses Bild Preßt meinem Auge Thränen aus.
Prospero. Hör' weiter, So führ' ich dich auf das Ereigniß hin, Das jetzt bevorsteht, ohne welches meine Geschichte müßig wäre.
Miranda. Warum brachten Sie uns nicht gleich um's Leben?
Prospero. Wohl gefragt, Nach dem, was du gehört. Sie wagten's nicht, Weil treu das Volk mich liebte, ihrer That Ein blutig Siegel aufzudrücken; nein, Sie übertünchten hell ihr dunkles Werk. Man riß uns weg, an eines Schiffes Bord, Und fuhr uns ein paar Meilen in die See. Dort ward ein alt Geripp von Boot gerüstet, Ohn' Tauwerk, Mast und Segel, von den Ratten Sogar verlassen; darin setzten sie Uns aus, zu weinen in's Geheul der Wogen, Zu seufzen in den Wind, der, wieder seufzend Und mitleidvoll, nur liebend weh uns that.
Miranda. Ach, wie viel Mühsal macht' ich damals euch!
Prospero. Ein Engel warst du, mir zu Trost und Rettung. Du lächeltest, von Gott mit Muth beseelt, Wenn ich die See mit salz'gen Tropfen füllte, Erliegend meiner Last. Dein Beispiel hob Mein tiefgebeugtes Herz und gab mir Muth Zu dulden, was bevorstand.
Miranda. Wie gelangten Wir dann ans Land?
Prospero. Durch Gottes Vorsehung. Wir hatten Nahrung mit und etwas Wasser, Das uns Gonzalo gab, ein Edler von Neapel, zu der Unthat ausersehen, Allein gerührt durch unsre Noth zum Mitleid. Er gab uns reiche Kleider, Leinen, Stoffe Und Hausgeräth, das seitdem oft gedient, Und da er wußte, wie mein ganzes Herz An meinen Büchern hing, versah er gütig Aus meinem Vorrath mich mit wahren Schätzen, Die mehr mir werth sind als mein Herzogthum,
Miranda. Daß ich dem Mann doch je begegnen möchte!
Prospero. Nun steh' ich auf. – Sitz' still und hör' das Ende. Wir kamen auf dies Eiland. Hier hab' ich, Dein Lehrer, mehr als Fürstentöchter pflegen, Dich lernen lassen, die für eitle Dinge Mehr Zeit besitzen, minder treue Meister.
Miranda. Der Himmel lohn' es euch. Nun sagt mir aber, Warum ihr jenen Seesturm habt erregt, Der noch in meinem Busen tobt?
Prospero. So wisse! Durch höchst seltsame Fügung hat Fortuna, Jetzt wieder meine Freundin, unsre Feinde An diesen Strand geführt. Mir sagt mein Wissen, Daß meines Glückes Stern sich dem Zenith Jetzt nähert. Nütz' ich seinen Einfluß nicht, Versäum' ich ihn, so wird sich unser Loos Nicht mehr erheben. Frage jetzt nicht weiter; Du neigst zum Schlafe. Dieser Schlaf ist gut, Gieb ihm nur nach. Ich weiß, du kannst nicht anders.(Miranda entschlummert.) Hierher, mein Diener, komm! Ich bin bereit, Nah' dich, mein Ariel, komm!
(Ariel erscheint.)
Ariel. Heil, großer Herr und Meister, Heil! Ich komme, Um deinem Wink zu dienen, sei es fliegend, Sei's schwimmend, in das Feuer tauchend, reitend Auf krausen Wolken. Dein Befehl mag schalten Mit Ariel und aller seiner Kunst.
Prospero. Hast du den Sturm, wie ich's befahl, vollbracht?
Ariel. In jedem Stück. Ich enterte das Schiff Des Königs; bald am Schnabel, bald am Bauch, An Deck, in jeglicher Kajüte sprüht' ich Verderben. Manchmal theilt' ich mich Und brannt' an vielen Ecken; hoch am Mast, An Segelstang' und Bugspriet glüht' ich einzeln Und floß darauf in einen Brand zusammen. Die Blitze Jupiters, die Herolde Furchtbarer Donnerschläge, sind nicht rascher, Den Wink nicht überholender. Das Feuer, Der Schwefeldampf, das laute Krachen schienen Den mächtigen Neptunus zu erschüttern, Sammt seinen Wellen, seinem grimmen Dreizack.
Prospero. Mein wackrer Geist! Wer war so fest, so standhaft, Daß ihm der Sturm nicht die Besinnung nahm?
Ariel. Nicht eine Seele blieb von Wahnsinn frei Und Streichen der Verzweiflung. Außer Dem Schiffsvolk sprangen Alle in die See, Die schäumende, das Schiff im Stiche lassend, Das unter mir ein Flammenmeer geworden. Der Sohn des Königs Ferdinand, sein Haar Gesträubt wie Besenreiser, nicht wie Haare, Er sprang zuerst und schrie! Die Höll' ist los, All ihre Teufel hier!
Prospero. Brav, lieber Geist! Geschah dies nah dem Strand?
Ariel. Ganz nahe, Meister,
Prospero. Und sie sind unversehrt?
Ariel. Kein Haar gekrümmt, Kein Fleck am Kleid, das oben sie erhielt, Jetzt frischer als vorher. Wie du befohlen, Zerstreut' ich sie in Gruppen auf dem Eiland. Den Sohn des Königs landet' ich allein; An einem öden Fels verließ ich ihn, Die Luft mit seinen Seufzern kühlend, und Die Arme kläglich so verschlungen.
Prospero. Sprich, Was thatst du mit dem Schiff des Königs, mit Dem Schiffsvolk, mit der Flotte Rest?
Ariel. Geborgen