Der Sturm - William Shakespeare - E-Book

Der Sturm E-Book

William Shakespeare

0,0

Beschreibung

Der Sturm (engl. The Tempest) ist ein Theaterstück von William Shakespeare. Das Werk handelt vom Schicksal Prosperos und seiner Tochter. Dieser wurde als Herzog von Mailand von seinem Bruder vertrieben, ist auf eine Insel geflüchtet, überwindet mittels Magie seine dort gestrandeten Feinde und kehrt, nachdem seine Ehre wiederhergestellt ist, in seine Heimat zurück.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 84

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



William Shakespeare

Der Sturm

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Der Sturm

Erster Aufzug

Zweiter Aufzug

Dritter Aufzug

Vierter Aufzug

Fünfter Aufzug

Epilog

Impressum neobooks

Der Sturm

Erster Aufzug

Erste Szene

In einem Schiffe auf der See. Ein Ungewitter mit Donner und Blitz.

Ein Schiffspatron und ein Bootsmann.

SCHIFFSPATRON. Bootsmann –

BOOTSMANN. Hier, Patron! Was gibt's?

SCHIFFSPATRON. Gut! Sprecht mit den Matrosen! Greift frisch an, oder wir treiben auf den Strand. Rührt euch! rührt euch! Ab.

Matrosen kommen.

BOOTSMANN. Heisa, Kinder! Lustig, lustig, Kinder! Frisch daran! Zieht das Bramsegel ein! Paßt auf des Patrons Pfeife! – Ei so blase, daß du bersten möchtest, wenn Platz genug da ist!

Alonso, Sebastian, Antonio, Ferdinand, Gonzalo und andre kommen.

ALONSO. Guter Bootsmann, trage Sorge! Wo ist der Patron? Haltet euch brav!

BOOTSMANN. Ich bitte Euch, bleibt unten!

ANTONIO. Wo ist der Patron, Bootsmann?

BOOTSMANN. Hört Ihr ihn nicht? Ihr seid uns im Wege; bleibt in der Kajüte! Ihr steht dem Sturme bei!

GONZALO. Freund, seid doch ruhig!

BOOTSMANN. Wenn's die See ist. Fort! Was fragen die Brausewinde nach dem Namen König? In die Kajüte! Still! Stört uns nicht!

GONZALO. Gut, aber bedenk', wen du am Bord hast!

BOOTSMANN. Niemand, den ich lieber habe als mich selbst. Ihr seid Rat; könnt Ihr diesen Elementen Stillschweigen gebieten und auf der Stelle Frieden stiften, so wollen wir kein Tau mehr anrühren: gebraucht nur Euer Ansehen! Wo nicht, so dankt Gott, daß Ihr so lange gelebt habt, und bereitet Euch in der Kajüte auf Euer Stündlein, wenn es schlagen sollte. – Lustig, liebe Kinder! – Aus dem Wege, sag' ich! Ab.

GONZALO. Der Kerl gereicht mir zu großem Trost; mir deucht, er sieht nicht nach dem Ersaufen aus: er hat ein echtes Galgengesicht. Gutes Schicksal, bestehe drauf, ihn zu hängen! Mach' den Strick seines Verhängnisses zu unserm Ankertau, denn unsres hilft nicht viel. Wenn er nicht zum Hängen geboren ist, so steht es kläglich mit uns.

Alle ab.

Der Bootsmann kommt wieder.

BOOTSMANN. Herunter mit der Bramstange! Frisch! Tiefer! Tiefer! Versucht mit dem Schönfahrsegel zu treiben!

Ein Geschrei drinnen.

Hol' der Henker das Heulen! Sie überschreien das Ungewitter und unsre Verrichtungen. –

Sebastian, Antonio und Gonzalo kommen zurück.

Doch wieder da? Was wollt ihr hier? Sollen wir's aufgeben und ersaufen? Habt ihr Lust, zu sinken?

SEBASTIAN. Die Pest fahr' Euch in den Hals, bellender, gotteslästerlicher ‹,unchristlicher› Hund, der Ihr seid!

BOOTSMANN. Arbeitet Ihr denn!

ANTONIO. An den Galgen, du Hund! Du hundsföttischer, unverschämter Lärmer, wir fürchten uns weniger zu ersaufen als du.

GONZALO. Ich stehe ihm fürs Ersaufen, wenn das Schiff auch so dünne wie eine Nußschale wäre und so leck wie eine lockre Dirne.

BOOTSMANN. Legt das Schiff hart an den Wind! Setzt zwei Segel auf! Wieder in See! Legt ein!

Matrosen mit durchnäßten Kleidern kommen.

MATROSEN.

Wir sind verloren! Betet! sind verloren!

BOOTSMANN.

Was? Müssen wir ins kalte Bad?

GONZALO.

Der Prinz und König beten: tun wir's auch;

Wir sind in gleichem Fall.

SEBASTIAN.

Ich bin ganz wütend.

ANTONIO.

So prellen Säufer uns um unser Leben.

Der weitgemaulte Schurk'! – Lägst du ersaufend,

Zehn Fluten lang durchweicht!

GONZALO.

Er wird doch hängen,

Schwür' jeder Tropfe Wassers auch dawider

Und gähnt', ihn zu verschlingen!

Ein verworrner Lärm im Schiffsraum; »Gott sei uns gnädig! – Wir scheitern! wir scheitern! – Lebt wohl, Weib und Kinder! – Leb wohl, Bruder! – Wir scheitern! wir scheitern! wir scheitern!«

ANTONIO. So laßt uns alle mit dem König sinken! Ab.

SEBASTIAN. Laßt uns Abschied von ihm nehmen! Ab.

GONZALO. Jetzt gäb' ich tausend Hufen See für einen Morgen dürren Landes: hohe Heide, braune Geniste, was es auch wäre. Der Wille droben geschehe, aber ich stürbe gern eines trocknen Todes! Ab.

Zweite Szene

Die bezauberte Insel, vor Prosperos Zelle.

Prospero und Miranda treten auf.

MIRANDA.

Wenn Eure Kunst, mein liebster Vater, so

Die wilden Wasser toben hieß, so stillt sie!

Der Himmel, scheint es, würde Schwefel regnen,

Wenn nicht die See, zur Stirn der Feste steigend,

Das Feuer löschte. Oh, ich litt mit ihnen,

Die ich so leiden sah: ein wackres Schiff,

Das sicher herrliche Geschöpfe trug,

In Stücke ganz zerschmettert! Oh, der Schrei

Ging mir ans Herz! Die Armen, sie versanken!

Wär' ich ein Gott der Macht gewesen, lieber

Hätt' ich die See versenket in den Grund,

Eh' sie das gute Schiff verschlingen dürfen

Samt allen Seelen drinnen.

PROSPERO.

Fasse dich!

Nichts mehr von Schreck! Sag deinem weichen Herzen:

Kein Leid geschah.

MIRANDA.

O Tag des Wehs!

PROSPERO.

Kein Leid.

Ich tat nichts als aus Sorge nur für dich,

Für dich, mein Teuerstes, dich, meine Tochter,

Die unbekannt ist mit sich selbst, nicht wissend,

Woher ich bin, und daß ich viel was Höhers

Als Prospero, Herr einer armen Zelle,

Und dein nicht größrer Vater.

MIRANDA.

Mehr zu wissen,

Geriet mir niemals in den Sinn.

PROSPERO.

's ist Zeit,

Dir mehr zu offenbaren. Leih' die Hand

Und nimm den Zaubermantel von mir!

Er legt den Mantel nieder.

So!

Da lieg' nun, meine Kunst! Du, trockne dir

Die Augen; sei getrost! Das grause Schauspiel

Des Schiffbruchs, so des Mitleids ganze Kraft

In dir erregt, hab' ich mit solcher Vorsicht

Durch meine Kunst so sicher angeordnet,

Daß keine Seele – nein, kein Haar gekrümmt

Ist irgendeiner Kreatur im Schiff,

Die schrein du hörtest, die du sinken sahst.

Setz' dich! Du mußt nun mehr erfahren.

MIRANDA.

Öfter

Begannt Ihr mir zu sagen, wer ich bin.

Doch bracht Ihr ab, ließt mich vergebnem Forschen

Und schlosset: Wart'! Noch nicht!

PROSPERO.

Die Stund' ist da,

Ja die Minute fodert dein Gehör.

Gehorch' und merke! Kannst du dich einer Zeit

Erinnern, eh' zu dieser Zell' wir kamen?

Kaum glaub' ich, daß du's kannst: denn damals warst du

Noch nicht drei Jahr alt.

MIRANDA.

Allerdings, ich kann's.

PROSPERO.

Woran? An andern Häusern, andern Menschen?

Sag mir das Bild von irgendeinem Ding,

Das dir im Sinn geblieben.

MIRANDA.

's ist weit weg,

Und eher wie ein Traum als wie Gewißheit,

Die mein Gedächtnis aussagt. Hatt' ich nicht

Vier bis fünf Frauen einst zu meiner Wartung?

PROSPERO.

Die hatt'st du – mehr, Miranda: doch wie kömmt's,

Daß dies im Geist dir lebt? Was siehst du sonst

Im dunkeln Hintergrund und Schoß der Zeit?

Besinnst du dich auf etwas, eh' du herkamst,

So kannst du, wie du kamst.

MIRANDA.

Das tu' ich aber nicht.

PROSPERO.

Zwölf Jahr, Miranda, sind es her, zwölf Jahre,

Da war dein Vater Mailands Herzog, und

Ein mächt'ger Fürst.

MIRANDA.

Seid Ihr denn nicht mein Vater?

PROSPERO.

Ein Tugendbild war deine Mutter, und

Sie gab dich mir als Tochter, und dein Vater

War Mailands Herzog; seine einz'ge Erbin

Prinzessin, nichts Geringers.

MIRANDA.

Lieber Himmel!

Welch böser Streich, daß wir von dannen mußten.

Wie? Oder war's zum Glücke?

PROSPERO.

Beides, Liebe:

Ein böser Streich verdrängt' uns, wie du sagst,

Doch unser gutes Glück half uns hieher.

MIRANDA.

Oh, wie das Herz mir blutet, wenn ich denke,

Wie viel Beschwer ich damals Euch gemacht,

Wovon ich nichts mehr weiß! Beliebt's Euch, weiter?

PROSPERO.

Mein Bruder und dein Oheim – er hieß Antonio –

Ich bitte dich, gib Achtung! – daß ein Bruder

So treulos sein kann! – er, den ich nächst dir

Vor aller Welt geliebt und ihm die Führung

Des Landes anvertraut, das zu der Zeit

Die Krone aller Herzogtümer war,

Wie Prospero der Fürsten; dafür galt er

Der Würde nach und in den freien Künsten

Ganz ohnegleichen. Dieser nur beflissen,

Warf ich das Regiment auf meinen Bruder

Und wurde meinem Lande fremd, verzückt

Und hingerissen in geheimes Forschen.

Dein falscher Oheim – aber merkst du auf?

MIRANDA.

Mein Vater, sehr genau.

PROSPERO.

Sobald er ausgelernt, wie man Gesuche

Gewährt, wie abschlägt; wen man muß erhöhn,

Und wen als üpp'gen Schößling fällen: schuf er

Geschöpfe neu, die mir gehörten; tauschte,

Versteh' mich, oder formte neu sie. So

Hatt' er der Diener und des Dienstes Schlüssel

Und stimmte jedes Herz im Staat zur Weise,

Die seinem Ohr gefiel; war nun das Efeu,

Das meinen herzoglichen Stamm versteckt,

Das Grün mir ausgesogen. – Doch du hörst nicht.

MIRANDA.

O lieber Herr, ich tu's.

PROSPERO.

Ich bitte dich, gib Achtung!

Daß nun ich so mein zeitlich Teil versäumte,

Der Still' ergeben, mein Gemüt zu bessern

Bemüht mit dem, was, wär's nicht so geheim,

Des Volkes Schätzung überstieg', – dies weckte

In meinem falschen Bruder bösen Trieb.

Mein Zutraun, wie ein guter Vater, zeugte

Verrat von ihm, so groß im Gegenteil

Als mein Vertraun, das keine Grenzen hatte;

Ein ungemeßner Glaube. Er, nun Herr

Nicht nur von dem, was meine Renten trugen,

Auch allem sonst, was meiner Macht gebührte –

Wie einer, bis zur Wahrheit, durchs Erzählen

Zu solchem Sünder sein Gedächtnis macht,

Daß es der eignen Lüge traut – er glaubte,

Er sei der Herzog selbst, durch seine Stellvertretung

Und freies Walten mit der Hoheit äußerm Schein

Samt jedem Vorrecht; dadurch wuchs sein Ehrgeiz –

Hörst du?

MIRANDA.

Herr, die Geschichte könnte Taubheit heilen.

PROSPERO.

Um keine Scheid'wand zwischen dieser Rolle

Und dem zu sehn, für welchen er sie spielte,

Nimmt er sich vor, der unumschränkte Mailand

Durchaus zu sein. Mich armen Mann – mein Büchersaal

War Herzogtums genug –, für weltlich Regiment

Hält er mich ungeschickt; verbündet sich

(So lechzt' er nach Gewalt) mit Napels König,

Tribut zu zahlen, Huldigung zu tun,

Den Fürstenhut der Krone zu verpflichten,

Sein freies Herzogtum – ach, armes Mailand! –

Zu schnödem Dienst zu beugen.

MIRANDA.

Guter Himmel!

PROSPERO.

Hör', was er sich bedungen, und den Ausgang:

Dann sag mir, ob das wohl ein Bruder war.

MIRANDA.

Ich sündigte, wenn ich von Eurer Mutter

Nicht würdig dächte: mancher edle Schoß

Trug schlechte Söhne schon.

PROSPERO.

Nun die Bedingung.

Der König Napels, mein geschworner Feind,

Horcht dem Gesuche meines Bruders: nämlich

Er sollte, gegen die versprochnen Punkte

Von Lehnspflicht, und ich weiß nicht wie viel Zins,

Mich und die Meinen gleich vom Herzogtum

Austilgen und zu Lehn das schöne Mailand

Samt allen Würden meinem Bruder geben.

Drauf, als man ein Verräterheer geworben,

In einer Nacht, erkoren zu der Tat,

Schloß nun Antonio Mailands Tore auf,

Und in der mitternächt'gen Stille rissen

Die Diener seines Anschlags uns hinweg,

Mich und dich weinend Kind.

MIRANDA.

Ach, welch ein Jammer!

Ich, die vergessen, wie ich damals weinte,

Bewein' es jetzt aufs neu'; es ist ein Wink,

Der Tränen mir erpreßt.

PROSPERO.

Hör' noch ein wenig,