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Seitenzahl: 61
MCMXXII Jakob Hegner, Hellerau
». . . Wahrlich! Rikyu war einer unter tausend unter den Teemeistern . . .«
Okakura Kakuzo
Haus brannte, auch papierner Lampion fing Feuer, Nachthimmel war gar nicht so schwarz, eher bläulich, nun goss Rot von unten in gischtender Garbe hoch, Zikaden zirpten erwachend auf, ungeheuer leise, doch gleichwohl schrill für gläserne Ohren, verzweifelter Greis fiel zu Boden und weinte; auch die andern, bestürzt schauend, schienen dasselbe zu tun, währenddem mitten drinnen im sonderbar heulenden Brandesbad stilles Heldenschicksal sich schlicht vollzog, ohne dass Zuschauer dafür Zeugnis ablegen konnten; einfach und mit zwingender Notwendigkeit blühte das Grosse auf, denn auf schon lichterloh brennendem Tokonoma stand die alte Teeschale, unermesslich kostbar, mehr als tausend Jahre am Leben, fern von China hergekommen, aus ehrwürdiger Hand des grossen Lu Yü, stand sie und war in Gefahr; ein Stück seltenster Schönheit; wild kochte schon erste Flamme, ihr sehr nahe. Trotzdem knapp vor Tod, vergass er keinen Moment, sie in grösster Verehrung zu schätzen; heisser, immer noch heisser schritt Ende an, Verzweifelter sah um sich, kein Ausweg, Feuerring schloss präzis, liess keinen Auslug, dicht kroch Siedehitze am Boden, beleckte tastend Füsse, züngelte höher, Kimonosaum ward hell, da erfasste nun schon mutig gestellter Blick in aufschäumender Liebe die schöne Tasse, innig, ganz. Kehle von Verbrennungsqualm schon sehr umkrallt, schwankte er hin, griff das Porzellan, behutsam, kleines Seitenmesser beinah schon heiss, schnell gezückt, schnitt Bauch auf, Schmerz und Feuer stach Augen blind, dennoch tieferer Schnitt nun, gütig machten Eingeweide Platz, Tasse ward sicher eingebettet, tastend, gleichwohl mit aller Sorgfalt, Blut siedete schon, Haut legte sich schützend darüber, bedeckte abwehrend, erste Flamme frass, ein kurzer Laut, zerbissen in stürzendes Bambusgerüst geächzt, verging schwach, Feuer herrschte unentwegt bis zum Schluss: Weisse Blüte roch betäubend, streifender Kimono war purpurrot, Geflüster in Nähe beinah klagend, gepanzert schellender Tritt des Wächters draussen, Blick des Taiko war Zirkel, der stach wie Blitz, scharf, ganz glühendes Auge des Herrschers schwebte in warmer Luft, bis sich, was wahrnehmbaren Sinnen ferne lag, wirklich vollzog; denn er, Rikyu, der Teemeister, stand, erschüttert von eben ingeschautem Erlebnis, das ihn durchtobt, umbebt von Vision, die noch brodelte, schaute nun auf, hin zum Taiko, dessen eines Auge fiebernd im Raum zu schweben schien; und Ereignis, wunderbar, ward: Der Herrscher sprach auf einmal Sätze, fremdsam, aus Elfenbein geschnitzt, chinesisch verschnörkelt, Sätze, die er, Rikyu selbst, eben im Innern seiner Seele erlebte, erschaute; er konnte nicht sprechen, doch der Taiko sprach laut, was Traumland seines Hirns schön durchfuhr: