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Heiterer Stimmung bleiben zu können, wenn die Dinge düster und drohend aussehen, Schulden drücken, Freunde abfallen und die Geschäfte nachlassen, ist eine spirituelle Gabe. Wer diese Gabe besitzt oder, mit anderen Worten, die Kraft in sich entwickelt hat, stetig in solcher Stimmung bleiben zu können, befiehlt dem Erfolg und wird ihn haben. Es wird die schweigende Kraft seines seelisch-geistigen Wesens von anderen entschlossenen Seelen und Geistern gefühlt werden, und diese Seelen und Geister werden ihn — er mag schlafen oder wachen — zum Erfolg verhelfen. Scharfsinn in Geschäften ist eine spirituelle Gabe oder Kraft. Sie schließt eine gewisse prophetische Fähigkeit ein, zu wissen, wann und wie einzukaufen sei. Sie schließt die Kenntnis der menschlichen Natur ein, das Wissen oder Fühlen am ersten Blick: der ist ehrlich, der unehrlich. Wir haben einen Sinn, der die Geistigkeit anderer fühlt und uns so Kenntnis gibt, ob jene Geistigkeit eine gute oder schlechte ist — so wie wir durch unseren physischen Sinn den Unterschied zwischen einer rauen oder glatten Oberfläche tasten. Es ist eine spirituelle Gabe, im Geschäfte Zeit und Kraft sparen zu lernen und so in einer Stunde mehr zu vollbringen als andere an einem Tage. Jeder geschäftliche Erfolg wird durch den Gebrauch einer spirituellen Kraft erreicht. Spirituelle Kraft wird zur Erreichung aller Zwecke gebraucht, ja, sie ist die einzige Kraft, die gebraucht wird. Spiritualität heißt nicht, in Träumen leben oder in Wolken schweben oder blass und schmachtend dreinschauen, als ob die Dinge dieser Erde eine ernste Beachtung nicht verdienten und mehr ertragen als genossen werden müssten. Spiritualität bedeutet die größte Schärfe des Intellekts, die größte, weiteste Voraussicht, den größten Reichtum an geistiger Kraft, den ein Mensch gewinnen kann, und den weisesten Gebrauch dieser Kraft. Sie bedeutet die größte Herrscherfähigkeit — werde diese Fähigkeit nun im kleinen Reich des Haushalts oder im größeren Reich einer Nation geübt. Spirituelle Gaben bedeuten alle Talente, alle Kräfte und alle Methoden, diese Kräfte zu gebrauchen. Inhalt: 1. Was sind spirituelle Gaben? 2. Die Befehle Gottes 3. Die Kraft aus der Sonne 4. Die ewige Gerechtigkeit 5. Das Gebet 6. Gewinn und Verlust im Verkehr mit Menschen 7. Varia 8. Die Wiedergeburt aus dem Geist 9. Schlaf, Traum und "Jenseits" 10. Die Nachfolge 11. Mulford Erstveröffentlichung: 1922, Verlag der Wiener Graphischen Werkstätte Umfang: ca. 80 Buchseiten 2. E-Book-Auflage 2018
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Seitenzahl: 112
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Der unendliche Geist des Guten
von Prentice Mulford
Übersetzung aus dem Englischen
Erstveröffentlichung:Verlag d. Wiener Graph. Werkstätte, Leipzig 1922
Überarbeitung: F. Schwab Verlag – Coverbild: Marie-Ferdinand de Dartein, 1875
Neuauflage: F. Schwab Verlag – www.fsverlag.de
Copyright © 2018 by F. Schwab Verlag
Heiterer Stimmung bleiben zu können, wenn die Dinge düster und drohend aussehen, Schulden drücken, Freunde abfallen und die Geschäfte nachlassen, ist eine spirituelle Gabe. Wer diese Gabe besitzt oder, mit anderen Worten, die Kraft in sich entwickelt hat, stetig in solcher Stimmung bleiben zu können, befiehlt dem Erfolg und wird ihn haben. Es wird die schweigende Kraft seines seelisch-geistigen Wesens von anderen entschlossenen Seelen und Geistern gefühlt werden, und diese Seelen und Geister werden ihn — er mag schlafen oder wachen — zum Erfolg verhelfen.
Scharfsinn in Geschäften ist eine spirituelle Gabe oder Kraft. Sie schließt eine gewisse prophetische Fähigkeit ein, zu wissen, wann und wie einzukaufen sei. Sie schließt die Kenntnis der menschlichen Natur ein, das Wissen oder Fühlen am ersten Blick: der ist ehrlich, der unehrlich. Wir haben einen Sinn, der die Geistigkeit anderer fühlt und uns so Kenntnis gibt, ob jene Geistigkeit eine gute oder schlechte ist — so wie wir durch unseren physischen Sinn denUnterschied zwischen einer rauen oder glatten Oberfläche tasten. Es ist eine spirituelle Gabe, im Geschäfte Zeit und Kraft sparen zu lernen und so in einer Stunde mehr zu vollbringen als andere an einem Tage. Jeder geschäftliche Erfolg wird durch den Gebrauch einer spirituellen Kraft erreicht. Spirituelle Kraft wird zur Erreichung aller Zwecke gebraucht, ja, sie ist die einzige Kraft, die gebraucht wird.
Spiritualität heißt nicht, in Träumen leben oder in Wolken schweben oder blass und schmachtend dreinschauen, als ob die Dinge dieser Erde eine ernste Beachtung nicht verdienten und mehr ertragen als genossen werden müssten. Spiritualität bedeutet die größte Schärfe des Intellekts, die größte, weiteste Voraussicht, den größten Reichtum an geistiger Kraft, den ein Mensch gewinnen kann, und den weisesten Gebrauch dieser Kraft. Sie bedeutet die größte Herrscherfähigkeit — werde diese Fähigkeit nun im kleinen Reich des Haushalts oder im größeren Reich einer Nation geübt. Spirituelle Gaben bedeuten alle Talente, alle Kräfte und alle Methoden, diese Kräfte zu gebrauchen.
Ich nenne es eine spirituelle Gabe, in Pflanzen, Wurzeln und Kräutern heilende Kräfte entdecken können! Alle Natur, soweit sie sich in einer dem leiblichen Auge sichtbaren Substanz offenbart, ist zugleich eine Offenbarung von Geist oder Kraft; und jede Pflanze besitzt eine ihr eigentümliche Art oder Eigenschaft der Kraft — und diese Kraft vermag uns, wenn wir uns ihrer bedienen, wirklich von Krankheit zu befreien. Kundry sucht ein Heilkraut Arabiens zur Heilung des Amfortas — aber, freilich: mehr als alle Kräuter heilt der Geist. Die Gabe der Heilung durch die Kraft des Denkens ist eine spirituelle Gabe. Man braucht die Kranken nicht gesund zu beten: man kann sie auch gesund denken! Denn ein gesundes Denken kann kranke Körper stärken und beleben. Ich meine, die Welt wächst einer Zeit entgegen, in der sich die medizinische Wissenschaft immer weniger der Drogen und Medikamente bedienen wird. Der Mensch ist weiser als er heute begreift. Er wird sich von der Materie immer unabhängiger machen und sich so unbewusst immer mehr den unsichtbaren oder spirituellen Elementen der Natur hingeben. Mancher Arzt von heute, der seinem Patienten hell, zuversichtlich, heiter und entschlossen begegnet, schuldet seine Erfolge ebenso sehr dem Strom seines hellen, zuversichtlichen, heiteren und kraftvollen Denkens, den er ihm zusendet, wie der Medizin, die er ihm verschreibt.
Es ist eine spirituelle Gabe, die dich bei einem Plan. oder Zweck ausharren lässt und verhindert, dass Schwanken, Beeinflussung, Schmeichelei, Verführung oder Spott dich davon abbringen. Bist du entschlossen, etwas Höheres, Besseres zu werden, als du heute bist, so wird die spirituelle Gabe dich in solcher Entschlossenheit erhalten. Der Mensch von Erfolg muss im Geiste oder in der Einbildung immer so leben, denken und handeln, als ob er den Erfolg bereits erreicht hätte — oder er wird ihn nie erreichen. Die genialen Könige und Königinnen im Reich des Geistes werden, auch wenn sie vorübergehend gezwungen sein sollten, einen in den Augen der Welt geringen Rang einzunehmen, nicht geringer von sich denken, als ob sie auf ihren Thronen säßen. Und das Gefühl der Selbstachtung, das ihnen eigen ist, wird ihnen immer auch jene Achtung verschaffen, die ihnen zukommt. Solche Könige und Königinnen werden durch die Kraft ihrer spirituellen Gabe immer jener Hochstellung zustreben oder doch ihr nahe sein wollen, die ihnen gebührt. Und sie werden jene Stellung erreichen durch die schweigende Kraft des Geistes oder durch die ruhevolle Stimmung des Entschlusses, die mehr vermögen als jede körperliche Bemühung.
Du musst das sein, was du geistig am meisten lebst. Denn es ist dein Denken, das sein stoffliches Gegenbild an dich zieht. Beugst du dich im Geiste vor dem Talent anderer, schüchtert der großartigere Stil ihrer Lebensführung dich ein, erniedrigst du dich vor ihrem anmaßenden Wesen bis zu einer Art ersterbenwollender Demut und begibst du dich so in jene sündige Selbst-Unterschätzung, die immer sagt: „Ich könnte ja niemals dort oben stehen!“ dann richtest du selbst die Schranken auf, die dich hindern, dorthin zu gelangen.
Sieh dir die besten Dinge der Welt an, als ob sie dein Eigen wären! Die Häuser, Wagen und schönen Kleider der anderen — freu dich daran, wie du dich daran freuen würdest, hättest du sie selbst erworben! Und erwerben und besitzen kannst du sie, wenn dein Glaube an das spirituelle Gesetz oder an die schaffende Kraft des Geistes, die allein alle Dinge und Güter heranbringt, stark genug ist.
Es ist nichts Unrechtes, die besten Dinge dieser Erde zu besitzen und zu genießen. Es ist Notwendigkeit und Wohltat, dem feineren Geschmack geben zu können, wonach er verlangt. Aber es gibt gerechte und ungerechte Methoden, um die Güter der Erde zu erlangen, weise und unweise Methoden, um das zu erlangen, was wir brauchen. Ungerechtigkeit ist nur ein anderes Wort für Unwissenheit oder Mangel an Weisheit. Am lichten Tag schreitet man keinem Abgrund zu — im Dunkel der Nacht kann es geschehen. So tut der Wissende nichts, was ihm oder anderen Schaden bringt.
Es ist kein Segen, sondern Schädigung, elend zu wohnen, schäbige Kleider zu tragen, grobes Brot zu essen und unter rohen, gewöhnlichen Leuten zu leben. Christus predigte niemals, es sei Pflicht, in Armut zu leben. Wohl predigte er gegen den Säckel und sagte er seinen Jüngern: „Verkaufet, was ihr habt, und gebet es den Armen!“ Aber indem er dies predigte, schloss er den Hinweis auf die Entfaltung jener Geisteskraft ein, die alles heranbringt, dessen wir bedürfen. Er sagte: „Machet euch Säckel, die nicht veralten, einen Schatz, der nimmer abnimmt, im Himmel, da kein Dieb kommet und den keine Motten fressen — denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.“ Das hieß, dem Sinne nach, etwa: „Trachtet zuerst danach, euren Geist, soweit ihr es vermögt, in Übereinstimmung und Verbindung mit Gott oder dem unendlichen Geist des Guten zu bringen. Und wenn ihr dies tut, wird euch euer Anteil — ein stetig wachsender Anteil — an der spirituellen Kraft werden, der euch alles zubringt, Häuser und Länder.
Und ich sehe keinen Grund, warum nicht Pferde und Wagen und Kleidung und alles, was dem Auge oder Ohr oder den übrigen Sinnen gefallen kann, mit eingeschlossen werden sollte. Glanz entwürdigt nicht — sonst wäre es schmerzlich, einen prachtvollen Sonnenuntergang zu schauen. Wer einsist mit Gott oder mit der unendlichen, nie begreiflichen Kraft, die das Weltall regiert, der lebt im Strahle höchster spiritueller Kraft. Der kann kein Armer sein — so wenig Gott ein Armer ist. Und diese unendliche Kraft gibt jenen, die sie mit Eifer suchen, „gute Gaben“. „Gute Gaben“ also nicht: schimmeliges Brot, schäbige Kleider und feuchte, dunkle Wohnungen.
Alle Dinge und Ereignisse gehen aus der spirituellen Welt hervor und nicht aus der Welt, die wir sehen. Die Dinge der stofflichen Welt sind wie die Schatten der Wirklichkeit im Spirituellen und wie Schatten abhängig, untergeordnet. Wie die spirituelle Welt fortschreitet, empfangen wir Ansporn und Eingebung jedes Fortschrittes. Es ist die Geisteswelt, die alle stofflichen Dinge ins Leben wärmt und sie aufbaut — so wie der Sonnenball das Element zur Erde strömt, das Pflanze, Tier und Mensch ins Leben wärmt. Und wie das Sonnenelement durch Myriaden von Jahren feiner und feiner wurde und Pflanze, Tier und Mensch zu feineren Formen aufbaute, so wird auch das spirituelle Element oder die spirituelle Kraft, die stetig auf unseren Planeten einwirkt, immer feiner und mächtiger. Und mit ihr werden es unsere spirituellen Gaben.
Das Leben ist eine endlose Wissenschaft und es gibt keine Höhe in ihm, auf der wir sagen können: wir sind vollendet. Was wir heute zu begreifen und zu verstehen vermeinen, wird morgen für unseren reiferen, helleren Geist — und wir werden immer heller und reifer! — eine -neue Bedeutung gewinnen und in der Zukunft eine neue und immer neuere Auslegung finden. Was uns heute schlecht tut, kann uns morgen gut tun; und umgekehrt. Das hängt davon ab, wie weit wir gelernt haben, ein Ding zu gebrauchen. In den Händen eines Knaben ist Schießpulver gefährlich. Es ist weniger gefährlich, wenn sich ein Mann seiner bedient, der weiß, wie man sprengt.
Ein Wort, mit dem wir heute einen ganz bestimmten Begriff verbinden, kann morgen einen völlig neuen Sinn bekommen. Ideen lassen sich nicht einfach durch den Klang gewisser Buchstaben und Silben ausdrücken. So wie unser Geistesblick schärfer und heller wird, gewinnt jedes Wort der Sprache für uns neue Bedeutung. Und diese Bedeutungen werden in keinem Wörterbuche zu finden sein. Denn es gibt eine Sprache der Ideen, die durch Worte niemals völlig offenbar wird und an die kein Wörterbuch heranreicht.
Wenn der Mensch bewusst als ein Teil des Unendlichen auf dieser Erde lebt, als der Teil des Unendlichen, der er ist, dann ist es für ihn unmöglich, sich dem Unendlichen im Bettlerton oder als unterwürfiger Bittsteller zu nähern. Als ein Teil des unendlichen Ganzen, des Kosmos, darf er sein Teil erbitten. Gewiss, er, der Teil, kann der Kraft, die anfang-und endlos und über allen menschlichen Begriff erhaben ist, nicht befehlen. Aber, um mehr und immer mehr vom „Gott in uns“ zu empfangen, um ein größerer und wachsender Teil des Allerhöchsten zu werden, um die wahre Erkenntnis aller Dinge um uns herum zu erlangen: dazu ist nötig, dass wir stetig verlangen, dass wir fordern.
Jeder Satz im „Vaterunser“ ist durch ein Verlangen, ein Fordern, eine gebieterische Bitte gekennzeichnet. „Dein Reich komme!“ „Gib uns unser täglich Brot!“ „Führe uns nicht in Versuchung!“ Alle diese Sätze haben befehlende Form. Es ist nicht der Ton unterwürfiger Bitte — sie stimmen eher mit der Festigkeit des christlichen Gebots überein: „Bittet, so wird euch gegeben; klopfet an, so wird euch aufgetan!“ Die Worte Christi: „DeinWille geschehe wie im Himmel so auch auf Erden!“ erbitten es vom Unendlichen nicht als besondere Begünstigung, dass seine Absichten und Pläne verwirklicht werden mögen. Sie sind vielmehr ein ernstes Verlangen, ein Fordern aus einer Kraft und Weisheit, die Christus unendlich höher wusste als seine eigene Kraft und Weisheit.
Wenn eine Seele im Tiefsten erweckt ist und ausruft: „Was soll ich also tun, um das Heil zu erlangen?“ —: dann hat diese Frage die Fesseln der unterwürfigen Bitte schon hinter sich geworfen. Sie ist zum ernsten Verlangen geworden. Die Seele fordert. Und das ist der Geist, den die erhabenste Kraft von uns verlangt, ehe sie uns geben kann, was sie uns zu geben willens ist; und wovon sie weiß, dass wir es am nötigsten brauchen. Wenn du jemandem etwas wahrhaft Gutes zu erweisen gesonnen bist, willst du, dass er den Wert dessen, was du ihm zubestimmst, geziemend schätze und das Gute, das ihm aus der Gabe fließen soll, recht empfinde. An ihm ist es also, nach solcher Gunst ernsthaft und würdig zu verlangen. Es muss ihm aus edlem Wollen etwas daran liegen, sie zu erlangen.
So fordert der Unendliche von uns das ernsthafte Verlangen nach dem Guten, das er uns erweisen will. Und es ist nicht Mangel an Ehrfurcht, wenn wir, jeder, sagen: „Ich bin ein Teil des Alls und gehöre zum All und Weltseele ist auch in mir. Ich verlange deshalb aus dem unerschöpflichen All alle Kraft und Weisheit, die ich in dieser Stunde aufnehmen und nutzen kann. Ich verlange nach noch höheren und gottähnlicheren Eigenschaften, denn im Maße, wie Gott den Teil von sich, der ich bin, besser und glücklicher macht, kann ich, dieser begrenzte, aber stetig wachsende Teil, seine Herrlichkeit offenbaren. Ich muss auswirken und offenbaren, was immer ich vom Unendlichen bin!“
Im Worte „muss“ liegt keine unterwürfige Bitte.