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Der Untergang des Hauses Usher und andere KurzgeschichtenDer amerikanische Schriftsteller Edgar Allan Poe wurde mit seinen Gedichten und Schauergeschichten berühmt. In diesem Band sind seine bekanntesten Kurzgeschichten versammelt. Sie handeln von Menschen und ihren merkwürdigen Schicksalen. Sie erleben fast unmögliche Dinge. Mal scheinen sie selbst dafür verantwortlich zu sein. Mal erleben sie nahezu gespenstische Dinge. Mörder erzählen ihre eigene Geschichte. Detektive decken eine scheinbar unmögliche Begebenheit auf ... und sogar Seemannsgarn kann bei Edgar Allan Poe wie Horror klingen. Bekannt wurde auch die Vertonung einiger "Erzählungen voller Geheimnisse und Fantasie" ("Tales of Mystery and Imagination") vom Musiker Alan Parsons in den Siebziger Jahren. Poe gilt als einer der Väter des "Mystery Thrillers".Eine Auswahl von Poes besten Geschichten erscheint hier zum ersten Mal in einfacher Sprache. Der Text entspricht weitgehend der Norm DIN 8581-1. Wir haben ihn auch weitgehend für leichte Sprache adaptiert. Der Inhalt ist typografisch besonders lesefreundlich gestaltet. Das Buch eignet sich auch für Leserinnen und Leser mit eingeschränkter Lesefähigkeit (LRS), Deutsch als Zweitsprache oder mit kognitiven Einschränkungen.
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Seitenzahl: 161
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Die Maske des Roten Todes
Die schwarze Katze
Das Fass Amontillado
Die Grube und das Pendel
Ligeia
Das verräterische Herz
Ein Abstieg in den Strudel
Die Morde in der Rue Morgue
Der Fall des Hauses Usher
Der „Rote Tod“ hatte das Land lange heimgesucht. Keine Krankheit war so tödlich und so hässlich. Blut war ihr Zeichen und ihr Kennzeichen. Es gab stechende Schmerzen und plötzliches Schwindelgefühl. Dann kam es zu starken Blutungen aus der Haut. Daran musste man sterben. Die roten Flecken auf dem Körper und vor allem im Gesicht kennzeichneten das Opfer. Bei diesen Zeichen wollten andere nicht mehr in ihrer Nähe sein. Die Krankheit breitete sich aus und tötete die Menschen innerhalb von einer halben Stunde.
Aber Prinz Prospero war glücklich, mutig und weise. Die Hälfte der Menschen war schon gestorben. Da rief er tausend gesunde und gut gelaunte Freunde zusammen. Es waren Ritter und Damen von seinem Hof. Sie versammelten sich in seiner großen Abtei wie in einer Burg. Der Fürst hatte dieses Gebäude selbst entworfen. Es entsprach seinem merkwürdigen Geschmack. Eine hohe Mauer umgab es. Die Mauer war mit eisernen Toren versehen. Drinnen schlossen sie mit Öfen und schweren Hämmern die Tore. Niemand sollte herein- oder herauskommen. Die Abtei hatte genug zu essen. Mit diesen Maßnahmen fühlten sie sich vor der Krankheit sicher. Sie wollten von der Außenwelt nichts mehr wissen. In der Zeit fanden sie es dumm, traurig zu sein oder zu viel nachzudenken.
Der Prinz hatte für Unterhaltung gesorgt. Drinnen gab es Clowns, Geschichtenerzähler, Tänzer, Musiker, Schönheit und Wein. Drinnen war es sicher. Draußen war der „Rote Tod“.
Gegen Ende des fünften oder sechsten Monats in seiner Einsamkeit veranstaltete Prinz Prospero einen großen Maskenball. Die Krankheit draußen war gerade sehr schlimm.
Der Ball war sehr schick. Ich möchte Ihnen etwas über die Zimmer erzählen. Es gab sieben Zimmer in einer königlichen Suite. In vielen Palästen sind solche Suiten lang und gerade. Die lassen sich an den Wänden zurückschieben. Dann kann man die ganze Suite sehen. Hier war es anders. Denn der Herzog mochte seltsame Dinge. Man konnte immer nur ein Zimmer auf einmal sehen. Denn alle paar Meter gab es eine scharfe Kurve. Jede Kurve hatte ein neues Aussehen. In der Mitte jeder Wand befand sich ein hohes schmales gotisches Fenster. Diese Fenster gaben den Blick auf einen geschlossenen Gang frei. Der Gang folgte den Windungen der Suite. Die Fenster waren mit buntem Glas versehen. Das Glas passte zu den Farben des Zimmers.
Der erste Raum war blau. Auch die Fenster waren blau.
Das zweite Zimmer hatte violette Verzierungen und violette Fenster.
Das dritte Zimmer war grün, und seine Fenster waren grün.
Das vierte Zimmer hatte orangefarbene Verzierungen und Licht.
Das fünfte Zimmer war weiß. Das sechste Zimmer war violett.
Das siebte Zimmer hatte schwarze Teppiche aus Samt. Diese Teppiche bedeckten die Decke und die Wände. Sie bedeckten auch den Boden.
Die Fenster in diesem Raum waren rot wie Blut. In keinem der sieben Zimmer gab es Lampen oder Kerzen. Es gab viele goldene Verzierungen. In den Zimmern gab es kein Licht von Lampen oder Kerzen. In den Gängen standen schwere Ständer mit Feuern.
Diese Feuer leuchteten durch die farbigen Fenster. Dadurch wirkten die Räume hell und seltsam.
In dem schwarzen Raum sah das Licht des Feuers besonders unheimlich aus. Es leuchtete durch rote Fenster auf dunklen Wänden. Es ließ die Menschen wild aussehen. Nur wenige trauten sich hinein.
In diesem Raum stand an der Westwand eine große schwarze Uhr.
Ihr Pendel schwang mit einem dumpfen schweren Geräusch.
Nach jeder Runde des Minutenzeigers schlug die Uhr die Stunde.
Dann gab die schwere Uhr einen klaren, satten, tiefen und musikalischen Ton von sich. Der Klang war sehr speziell.
Die Musiker hörten jede Stunde auf zu spielen und hörten zu.
Auch die Tänzer hörten auf zu tanzen. Das ganze Fest hielt kurz inne.
Beim Schlagen der Uhr wurden selbst die fröhlichsten Menschen blass.
Ältere und ruhigere Menschen schlugen die Hände über ihre Köpfe zusammen und verharrten wie bei einer Meditation.
Das Echo verstummte. Dann erfüllte wieder helles Gelächter den Raum.
Die Musiker sahen sich an und lächelten. Sie fühlten sich nervös und albern. Sie flüsterten sich zu, beim nächsten Mal ruhiger zu bleiben.
Nach sechzig Minuten läutete die Uhr erneut. Das gleiche Gefühl der Unruhe kehrte zurück.
Trotzdem war das Fest groß und fröhlich. Der Herzog hatte einen besonderen Geschmack. Er liebte Farben und Effekte. Er ignorierte die einfachen Regeln der Mode. Seine Pläne waren kühn und bunt. Manche hielten ihn für verrückt. Seine Anhänger kannten ihn besser. Sie mussten ihn nur sehen und hören und berühren. Dann konnten sie sicher sein.
Der Herzog entwarf einen Großteil der Dekoration für die sieben
Räume des Festes. Sein Geschmack prägte auch die Kostüme.
Die Kostüme waren seltsam und auffallend. Es gab helle Lichter und seltsame Muster. Einige Kostüme hatten nicht zusammenpassende Teile. Andere sahen aus wie der Traum eines Verrückten.
Es gab viel Schönes, viel Wildes, viel Seltsames und manches Schreckliche. Manche Dinge waren abstoßend. Durch die sieben Räume bewegten sich Träume. Die Träume drehten sich und wechselten die Farben mit den Räumen. Die Träume schienen im Rhythmus der Musik zu gehen. Dann schlug die Ebenholzuhr in der Halle.
Einen Moment lang war alles still und leise. Bis auf die Uhr.
Die Träume erstarrten. Das Echo des Glockenspiels verblasste schnell.
Leises Lachen folgte dem Echo. Die Musik setzte wieder ein. Die Träume bewegten sich und drehten sich fröhlicher und wechselten ihre Farben mit dem Licht der Fenster. Aber niemand ging in den westlichsten Raum.
Die Nacht war zu Ende. Rotes Licht leuchtete durch die blutfarbenen Fenster. Die schwarzen Vorhänge erschreckten die Menschen. Wenn man auf den schwarzen Teppich trat, kam ein feierliches Glockengeläut. Dieser Glockenschlag war lauter als jedes andere Geräusch in den anderen Räumen.
Die anderen Wohnungen waren sehr überfüllt. Dort herrschte reges Treiben. Die Party dauerte bis Mitternacht. Dann schlug die Uhr. Die Musik hörte auf. Die Tänzer hörten auf. Alles war wieder still. Die Uhr schlug zwölf Mal. Die Menschen hatten mehr Zeit zum Nachdenken.
Und dann passierte es. Vor dem letzten Glockenschlag bemerkten die Leute eine maskierte Gestalt. Keiner hatte sie zuvor gesehen. Gerüchte verbreiteten sich über die neue Gestalt. Erst erhob sich ein Summen, dann ein Murmeln, und am Ende Schrecken, Entsetzen und Abscheu.
Normalerweise würde solch eine Sache keine solche Reaktion hervorrufen. Die Regeln der Party waren sehr locker. Aber diese Figur ging zu weit. Sogar für die Regeln des Prinzen.
Jeder Mensch hat Gefühle. Und sogar die Lockersten unter ihnen machen über bestimmte Dinge keine Witze. Für die ganze Gruppe war klar: Das Kostüm des Fremden war nicht witzig und auch nicht passend. Die Gestalt war groß und dünn. Sie war gekleidet wie mit einem Fuß im Grab. Die Maske war wie ein totes Gesicht. Sie sah wie echt aus. Die Partybesucher hätten das vielleicht noch in Ordnung gefunden. Aber: Der Fremde war als der Rote Tod gekleidet. Seine Kleidung war blutverschmiert. Sein Gesicht war mit roten Flecken übersät.
Prinz Prospero sah diese Gestalt und erschauderte vor Angst oder Ekel. Dann wurde er zornig. „Wer wagt es?“, fragte er die Leute in seiner Nähe. „Wer beleidigt uns mit diesem Spott? Fangt ihn und entlarvt ihn! Dann werden wir ihn bei Sonnenaufgang hängen!“
Prinz Prospero stand in dem blauen Raum. Er sprach laut und deutlich. Er winkte mit der Hand. Die Musik hörte auf. Der Prinz erschien kühn und stark.
Er stand mit sehr bleichen Hofdienern an seiner Seite. Sie bewegten sich vorsichtig auf den Eindringling zu. Aber der Eindringling kam ihnen näher und ging langsam auf den Prinzen zu. Keiner wollte ihn aufhalten. Er ging ohne Probleme an dem Prinzen vorbei. Die Menge zog sich an die Wände zurück. Der Eindringling ging durch jeden Raum. Er ging von blau zu lila, dann grün, orange, weiß und violett. Niemand hielt ihn auf.
Prinz Prospero wurde sehr wütend und schämte sich wegen seiner eigenen Feigheit. Er rannte durch die sechs Zimmer. Niemand folgte ihm. Denn alle hatten große Angst.
Er hielt einen erhobenen Dolch in der Hand und bewegte sich schnell auf die Gestalt zu. Sie entfernte sich immer weiter.
Doch er kam ihr immer näher. Da drehte sich die Gestalt um.
Die Maske sah ihn an. Man hörte einen spitzen Schrei.
Der Dolch fiel auf den schwarzen Teppich. Prinz Prospero fiel tot um.
Mit dem Mut der Verzweiflung stürzten einige der Nachtschwärmer in den schwarzen Raum. Sie packten die große reglose Gestalt neben der Ebenholzuhr. Aber darin war niemand. Sie fanden nur
leere Kleider und die Maske einer Leiche. Der Rote Tod war im Haus. Er kam wie ein Dieb in der Nacht. Einer nach dem anderen fielen die Partygäste in den von Blut getränkten Hallen um und starben. Beim letzten Toten blieb die Ebenholzuhr stehen. Die Flammen erloschen. Und die Dunkelheit und der Verfall und der Rote Tod hatten die unendliche Herrschaft über alles.
Ich werde jetzt eine wilde, aber einfache Geschichte schreiben. Sie werden sie nicht glauben. Aber das erwarte ich nicht.
Es wäre verrückt. Denn meine eigenen Gefühle glauben es nicht einmal. Aber ich bin nicht verrückt. Und ich träume nicht.
Morgen werde ich sterben. Heute will ich meine Seele befreien. Ich möchte der Welt von einigen einfachen Ereignissen zu Hause erzählen. Diese Ereignisse haben mich erschreckt und verletzt.
Ich werde sie nicht erklären. Für mich sind sie voller Schrecken.
Für andere mögen sie weniger beängstigend erscheinen.
Vielleicht wird ein klügerer und ruhiger Mensch diese Ereignisse normal finden.
Als Kind sahen mich die Leute als sanft und freundlich an. Wegen einem guten Herz begannen andere mich zu hänseln. Ich liebte Tiere. Meine Eltern schenkten mir viele Haustiere. Ich verbrachte die meiste Zeit mit ihnen. Am glücklichsten war ich beim Füttern und Streicheln. Ich wuchs heran, und meine Liebe zu Tieren wuchs auch. Als Erwachsener bereiteten sie mir große Freude. Vielleicht haben Sie einen treuen Hund und sie lieben ihn. Dann kennen Sie diese große Freude.
Die Liebe zu einem Tier hat etwas Besonderes. Sie berührt das Herz. Vor allem wenn man die armselige Freundschaft und hauchdünne Treue einfacher Menschen kennen gelernt hat.
Ich habe jung geheiratet. Meine Frau mochte auch Haustiere.
Darüber war ich froh. Sie besorgte viele schöne Haustiere für uns.
Wir hatten Vögel, Goldfische, einen Hund, Kaninchen, einen kleinen Affen und eine Katze.
Die Katze war groß, schön und ganz schwarz. Sie war sehr klug. Meine Frau scherzte oft, schwarze Katzen seien verkleidete Hexen. Sie hat nicht wirklich daran geglaubt. Erst jetzt erinnere ich mich wieder daran.
Der Name der Katze war Pluto. Er war mein Lieblingstier. Ich fütterte ihn, und er folgte mir überall im Haus. Ich konnte ihn kaum davon abzuhalten mir nach draußen zu folgen.
Unsere Freundschaft hielt jahrelang an. Während dieser Zeit veränderte sich mein Charakter zum Schlechten. Denn ich trank zu viel Alkohol.
Ich wurde von Tag zu Tag launischer und reizbarer. Ich kümmerte mich nicht mehr um die Gefühle der anderen. Ich benutzte harte Worte gegenüber meiner Frau. Ich verletzte sie sogar. Auch meine Haustiere spürten meine schlechte Laune. Ich vernachlässigte und misshandelte sie. Aber Pluto war mir noch wichtig. Ihm tat ich nicht weh. Den Kaninchen, dem Affen und dem Hund tat ich weh. Sie brauchten mir nur zu nah kommen. Mein Alkoholproblem wurde immer schlimmer. Selbst Pluto spürte meine Wut. Obwohl er schon alt und mürrisch war.
Eines Abends kam ich sehr betrunken nach Hause. Der Kater ging mir nicht aus dem Weg. Ich schnappte ihn. Er biss mir aus Angst in die Hand. Ich wurde sehr wütend. Ein Dämon hatte von mir Besitz ergriffen. So fühlte ich es. Ich verlor die Kontrolle über mich. Ich holte ein Messer aus meiner Tasche. Ich hielt die Katze an der Kehle fest und stach ihr ein Auge aus. Heute schäme ich mich und bin entsetzt.
Am nächsten Morgen empfand ich Entsetzen und Schuldgefühle für mein Verbrechen. Aber diese Gefühle waren schwach, und meine Seele blieb dieselbe. Ich trank noch mehr Wein. Ich wollte meine Tat vergessen.
Dem Kater ging es langsam besser. Die leere Augenhöhle sah beängstigend aus. Aber er schien keine Schmerzen zu haben.
Er bewegte sich wie gewohnt im Haus. Aber er lief vor mir ängstlich weg. Zuerst war ich traurig. Denn die Katze hatte ich mich geliebt. Aber bald wurde ich wütend.
Dann verdrehten sich meine Gefühle in einen merkwürdigen Hass. Die Philosophie kann diesen Geist nicht erklären. Aber er ist wohl ein grundlegender Teil der menschlichen Natur. Wer hat nicht schon einmal etwas Schlechtes oder Dummes getan? Gerade weil es verboten war? Brechen wir nicht oft Regeln, nur weil es Regeln sind?
Dieser Drang zum Unrecht führte zu meinem Untergang. Ich wollte mich selbst verletzen und ohne Grund Unrecht tun. Das brachte mich dazu, das unschuldige Tier weiter und weiter zu verletzen. Eines Morgens legte ich ihm in aller Ruhe eine Schlinge um den Hals. Ich hängte es an einen Baumast. Tränen strömten aus meinen Augen. Mein Herz war voll von Reue. Ich hängte es auf. Nur weil ich wusste, dass es mich liebt. Er hatte nichts falsch gemacht. Und deshalb hängte ich ihn auf. Ich wusste, es war eine Sünde. Diese Sünde kann meine Seele der Barmherzigkeit Gottes entziehen.
In dieser Nacht wachte ich durch Feuerschreie auf. Meine Bettvorhänge standen in Flammen. Das ganze Haus brannte. Meine Frau, ein Dienstmädchen und ich konnten gerade noch entkommen. Alles war zerstört. Ich verlor all‘ mein Hab und Gut und war zutiefst verzweifelt.
Ich möchte nicht die Katastrophe mit meiner grausamen Tat in Zusammenhang bringen. Aber ich erzähle alle Fakten mit allen Details.
Am Tag nach dem Brand besichtigte ich die Ruinen. Die meisten Wände waren eingestürzt. Eine Wand in der Mitte des Hauses stand noch. Diese Wand war nicht sehr dick. Das Kopfteil meines Bettes hatte an ihr gelehnt. Der Putz dieser Wand hielt dem Feuer weitgehend stand. Ich dachte: Weil der Putz neu war. Aber eine große Menschenmenge versammelte sich um diese Wand. Viele Leute untersuchten einen Teil davon genau. Sie sagten Worte wie „seltsam“ und „eigenartig“. Das machte mich neugierig. Ich ging näher heran und sah eine riesige Katzenform an der Wand. Die Form war sehr deutlich. Um den Hals der Katze war ein Seil gelegt.
Als ich das zum ersten Mal sah, war ich sehr erschrocken und erstaunt. Aber dann dachte ich darüber nach. Ich hatte die Katze in einem Garten in der Nähe des Hauses aufgehängt. Bei dem Feuer kamen die Leute in den Garten. Jemand muss die Katze abgeschnitten und sie durch ein Fenster in mein Zimmer geworfen haben. Wahrscheinlich um mich aufzuwecken.
Die einstürzenden Wände hatten den Kater in den frischen Putz gedrückt. Der Kalk, die Flammen und der Ammoniak der Leiche ergaben das Bild auf der Wand. Ich konnte es mir selbst erklären. Aber es schockierte mich trotzdem. Monatelang konnte ich die Katze nicht vergessen. Während dieser Zeit empfand ich so etwas wie Schuldgefühle. Ich bedauerte den Verlust der Katze. Ich besuchte jetzt immer mehr abscheuliche Orte. Dort suchte ich nach einem ähnlichen Haustier.
Eines Abends hockte ich halb betrunken in einer üblen Spelunke. Ich sah ein schwarzes Objekt auf einem großen Fass mit Gin oder Rum. Ich hatte das Fass schon eine Weile im Auge. Ich war überrascht. Früher war es mir nicht aufgefallen. Ich ging näher heran und berührte das Objekt. Es war eine schwarze Katze. Sie war so groß wie Pluto. Aber in einer Hinsicht anders.
Pluto hatte keine weißen Haare auf seinem Körper. Diese neue Katze hatte einen großen weißen Fleck auf ihrer Brust. Ich berührte die Katze. Sie richtete sich auf, schnurrte und rieb sich an meiner Hand. Die Katze schien sich über meine Aufmerksamkeit zu freuen. Diese Katze hatte ich gesucht. Ich wollte sie dem Besitzer abkaufen. Dem Besitzer gehörte die Katze nicht. Er wusste nichts über sie.
Ich streichelte die Katze weiter. Ich ging nach Hause. Die Katze folgte mir. Ich ließ sie mit mir gehen. Ich streichelte sie beim Gehen. Zuhause lebte sich die Katze schnell ein. Meine Frau mochte die Katze sehr.
Schon mochte ich die Katze nicht mehr. Sie entsprach nicht meinen Vorstellungen. Ich wusste nicht warum. Aber ihre Liebe zu mir ärgerte mich. Meine Abneigung wuchs zu Hass. Ich mied die Katze.
Ich schämte mich und erinnerte mich an meine früheren Grausamkeiten. Also tat ich ihr nicht weh. Wochenlang schlug ich die Katze nicht und tat ihr nichts. Aber mit der Zeit hasste ich sie mehr und mehr. Ich mied sie wie eine Krankheit.
Die Katze hatte nur ein Auge. Ich merkte das und hasste das Biest noch mehr. Meine Frau liebte es dafür umso mehr. Sie hatte ein gutes Herz. So wie ich es auch einmal hatte.
Die Katze mochte mich mehr als umgekehrt. Sie folgte mir überall hin. Sie saß unter meinem Stuhl oder sprang auf meinen Knien. Sie bedeckte mich mit ihren Berührungen. Beim Spazieren geriet sie zwischen meine Füße und brachte mich fast zum Stolpern. Sie kletterte mit ihren Krallen bis zu meiner Brust.
Ich wollte es töten. Ich tat es aber nicht. Ich erinnerte mich an mein früheres Verbrechen und hatte Angst vor dem Biest.
Ich hatte keine Angst vor körperlichen Schäden. Die Katze erfüllte mich mit Angst und Schrecken. Diese Angst entstand aufgrund einer wilden Idee in meinem Kopf.
Meine Frau hatte mir schon oft von dem Zeichen der weißen Haare erzählt. Dieses Zeichen war der einzige sichtbare Unterschied zwischen dem neuen Tier und dem alten Kater. Dieses Zeichen hatte ja erst nichts zu bedeuten. Aber langsam wurde es sehr deutlich. Es sah nun aus wie etwas Unaussprechliches. Ich hasste und fürchtete das Biest wegen dieses Zeichens. Ich wollte es loswerden. Aber ich konnte nicht. Das Zeichen sah nun aus wie ein Galgen. Es war ein Symbol für Tod und Schrecken.
Ich fühlte mich so elend wie nie zuvor. Eine Bestie wie mein getöteter Kater verursachte mir große Schmerzen. Ich, ein Mensch nach Gottes Ebenbild litt so sehr. Ich konnte weder Tag noch Nacht ruhen. Tagsüber ließ mich die Bestie nicht in Ruhe. Nachts wachte ich aus schrecklichen Träumen auf und spürte seinen heißen Atem auf meinem Gesicht. Sein schwerer Körper fühlte sich an wie ein Alptraum auf meinem Herzen. Ich konnte nicht entkommen.
Unter diesem Druck hat alles Gute in mir aufgegeben. Böse Gedanken wurden meine einzigen Freunde. Meine schlechte Laune wuchs zu Hass auf alles und jeden. Ich hatte oft plötzliche wilde Wutanfälle. Meine stille Frau litt am meisten darunter.
Eines Tages ging sie mit mir in den Keller. Wir wollten etwas erledigen. Die Katze folgte uns die Treppe hinunter und brachte mich fast zu Fall.
Das machte mich sehr wütend. Ich nahm eine Axt in die Hand und zielte auf die Katze. Ich vergaß meine Angst und wollte sie töten.
Aber meine Frau hielt mich davon ab. Ihre Aktion machte mich noch wütender. Wie ein Dämon riss ich mich von ihr los und rammte ihr die Axt ins Gehirn. Sie fiel auf der Stelle tot um. Sie gab dabei nicht einen Laut von sich.
Ich wollte ihre Leiche verstecken. Aber ich konnte sie nicht aus dem Haus bringen ohne gesehen zu werden. Viele Ideen kamen mir in den